Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

4 | Bäume

Ravi hatte die Farbe Weiß nie wirklich gemocht. Sie war viel zu leicht zu beschmutzen, und noch dazu schmerzhaft grell in den Augen. Man konnte sie für nichts verwenden, weder für Kleidung noch für Decken oder ähnliches.

Und deswegen war er auch alles andere als begeistert, als er seinen neuen Schrank öffnete und nur von grellem, schneeweißem Stoff begrüßt wurde. Im ersten Moment hatte er noch Hoffnung und durchwühlte die ordentlich gefalteten Hemden, auf der Suche nach irgendetwas praktischem, vielleicht in blau oder notfalls auch braun. Erst, als sich um ihn herum ein Schlachtfeld aus diversen Klamotten gebildet hatte, gab er seufzend auf.

Wirklich ein wundervoller Start in seinen ersten Tag am Schloss.

Nach weiteren fünf Minuten hatte er sich das am normalsten aussehende Hemd rausgepickt, den Haufen zurück in den Schrank gestopft und seine restlichen Klamotten zusammengesucht. Kritisch betrachtete er sich selbst im Spiegel.

Nach dem Ritual Gestern hatte Adrian ihm sein Zimmer gezeigt. Eine 'vorübergehende Unterkunft' hatte er es genannt, als ob es irgendwie mangelhaft und ungenügend wäre. Dabei war der Raum fast so groß wie sein früheres Haus. Und mit dem Bad musste man gar nicht anfangen. Er hatte eine eigene Badewanne. Eine eigene Badewanne

Bis vor einem Tag hatte er nicht einmal gewusst, das es so etwas gab. Und das war wirklich traurig, denn eine Badewanne war wohl die beste Erfindung der letzten Jahrzehnte. Das hatte Ravi entschieden, nachdem er gestern den Großteil seines Abends in dieser wundersamen Marmorschale verbracht hatte.

Jetzt waren seine Haare jedenfalls das erste Mal seit nicht nur gefühlten Monaten endlich wieder richtig sauber. Die dunkelbraunen Strähnen glänzten in der Sonne, genau wie seine Haut. Auch diese war endlich wieder rein, nicht bedeckt von Dreck und Unmengen an Staub, wie es in Unterstadt üblich war. Zufrieden strich er sich eine Locke hinter die Ohren. 

Er fühlte sich wortwörtlich wie neugeboren. Ravi Sundew war tot. Die Welt würde jubeln, zu ihm, dem neuen Ravi. Prinz Ravi. Ja, das hörte sich gut an. Im Spiegel sah er sich mit einer glitzernden, goldenen Krone und tausenden Verehrend. Nie wieder würde er machtlos sein.

»Ich wusste nicht, dass es dein Hobby ist, dich selber im Spiegel zu bewundern.«

Vor Schreck zuckte er zur Seite. Die Krone verrutschte. Der Jubel verstummte. Wütend sah er Caden an, der mit hochgezogenen Augenbrauen am Türrahmen lehnte. Seine Hände schob er in die Taschen seiner Hose, damit sein Seelenverwandter nicht merkte, dass sie zitterten.

Fast die ganze Nacht hatte er wach gelegen und die weiße Decke angestarrt, als ob sie ihn retten würde, wenn er sie nur lange genug im Auge behielt. Immer, wenn er kurz davor gewesen war, endlich einzuschlafen, hatte es sich wie ein Pfeil durch sein Bewusstsein gebohrt und ihn hochschrecken lassen. Das Gefühl, nicht alleine zu sein. Nicht alleine auf eine unangenehme Weise.

»Ach, deswegen die Augenringe«, schmunzelte Caden. Er zuckte unmerklich zusammen. Da war er wieder. Dieser Druck in seiner Schläfe, der ihm verriet, das jemand in seinen Gedanken herumwühlte. Mit zusammengebissenen Augen funkelte er den Prinz an. Nur, um sich dann stumm zum Spiegel zu drehen. 

Es stimmte zwar, er hatte Augenringe, jedoch nicht annähernd so schlimm, wie er erwartet hatte. Und zum Glück sah man diese bei seiner dunklen Haut kaum. 

Caden ging nicht. Auch, als Ravi begann, seine Fingernägel zu untersuchen und zu schleifen. Selbst als er den goldenen Nagellack, den er gestern gefunden hatte, hervorzog, hob der Prinz nur eine Augenbraue. Wie eine verdammte Statue. 

Nach weiteren fünf Minuten, in denen sie sich angeschwiegen hatten, hielt es Ravi schließlich nicht mehr aus. »Ich wusste nicht, dass es dein Hobby ist, Leuten Löcher in den Rücken zu starren«, schnaubte er genervt und stemmte die Hände die Hüften. Die goldenen Haarnadeln standen ihm wirklich gut, nahm er zufrieden aus dem Augenwinkel wahr. Und sie waren nützlich, in Notfällen.

Im ersten Moment dachte er, Caden würde ihn einfach ignorieren - allein bei dem Gedanken stieg sein Blutdruck -, doch dann seufzte dieser. Ravis Handknöcheln traten weiß hervor, als sein Griff um die letzten Haarnadel immer fester wurde. Wie der ihn anstarrte - als wollte er sagen 'Was bist du nur für ein naives, dummes Kind'. 

Dabei war er doch derjenige, der sein Leben zwischen goldenem Besteck und samtigen Stoffen verbracht hatte, mitten in einem Wall aus glänzenden Steinen und teuren Teppichen. Caden war ein Prinz. Er hatte sicher nie tagelang nichts gegessen, und hatte sicher auch nicht zusehen müssen, wie seine eigene Familie begann, sich gegenseitig umzubringen und zu hintergehen. 

Wenn hier jemand dumm und naiv war, dann war es er.

»Ein Seufzen? Hast du das Sprechen verlernt, vor lauter denken?«, lachte Ravi, bevor Caden wieder etwas zu seinen Gedanken sagen konnte, und ging dann einen Schritt auf seinen Seelenverwandten zu. Irgendetwas in den dunklen Augen seines Gegenübers veränderte sich, als sie plötzlich nur noch ungefähr ein Meter trennte. War das etwa ... Angst?

»Nein. Ich verschwende nur ungerne meinen Atem, wenn du auch einfach meine Gedanken lesen könntest«, erwiderte der Prinz kalt und machte einen Schritt nach hinten. Langsam hoben sich Ravis Mundwinkel. Beflügelt von diesem kurzen Triumph schnellte er nach vorne und stand auf einmal direkt vor Caden, grinsend.

»Ach ja? Du weißt genau, das ich deine Gedanken nicht lesen kann. Schließlich blockierst du-«

Eine braune Locke landete auf dem Boden, begleitet von einem winzigen Bluttropfen. Ravi starrte Caden erst ungläubig, dann entsetzt an. Das Messer in der Hand des Prinzen war so schnell verschwunden, wie es aufgetaucht war. Doch der Schock nicht.

Wie hatte er nur vergessen können, dass Caden ein Mörder war? Und er selbst nur das Versuchsobjekt des Adels, dessen Tod niemand betrauen würde? Schluckend war es diesmal an ihm, einen Schritt zurück zu stolpern.

»Du ... Du-«

Wenn du mir noch einmal so nah kommst, bring ich dich um.

Er nickte schnell. Doch obwohl er immer noch zitterte und sein ganzer Körper darum bettelte, endlich fliehen zu können, kam er nicht umhin, etwas zu bemerken. Cadens Gedankenstimme hatte nicht wie sonst geklungen. Nicht so unnahbar und unberührt. Im Gegenteil.

Noch nie hatte er jemanden gehört, in dessen Worten so viel Angst und Unsicherheit mitgeschwungen war.

Und jetzt komm. Ich bin nur hier, weil ich dich zum Speisesaal bringen soll. Heute steht ein fröhlichen Familienfrühstück auf dem Plan.

Und da war sie wieder, die emotionslose Kälte, die sonst jede von Cadens Aktionen wie ein eisiger Vorhang umschwebte. Selbst als er sich jetzt umdrehte und zur Tür stampfte, schien Schnee ihn zu umschweben. Ravi fügte 'Eisprinz' zu seiner Liste potentieller Spitznamen hinzu.

Mit einem letzten Blick in den Spiegel folgte er seinem Partner. Die schwere Holztür erschlug ihn beinah, als Caden sie zurück ins Schloss warf, ohne darauf zu achten, wer hinter ihm war. Ravi wagte es nicht einmal, sich in Gedanken zu beschweren, aus Angst, das die nächste Tür ihn dann tatsächlich erschlagen würde.

Doch selbst diese Angst verging für einen Moment, als er zum zweiten Mal durch die riesigen Flure des Schlosses lief. Durch die großen, klaren Fenster auf der linken Seite sah man den Innenhof, mit dem kunstvoll verziertem Brunnen und dem saftigen, grünen Grass. Inmitten dieser Idylle standen außerdem Bäume. Kräftige, gesunde Bäume, nicht wie die in Unterstadt.

Sie waren wunderschön. Und obwohl er 20 Jahre alt war, regte sich tief in ihm der kindliche Wunsch, diese stabilen Äste zu umschlingen und sich hinauf in die Baumkrone zu ziehen. Weg von all dem Stress, weg von der Dunkelheit. Dort oben hätte er sein eigenes, kleines Königreich. Zumindest für kurze Zeit.

»Die Bäume sind schön, nicht wahr?«

Er zuckte zusammen. Neben ihm stand eine junge Frau, ein seliges Lächeln auf dem Gesicht. Lange, mondlichtblonde Haare umschwebten ihren Kopf wie eine Krone, ihre Augen waren zwei schimmernde Nachthimmel. Sie gehörte hier hin, zwischen goldene Kronleuchter und marmorne Böden, wie ein Stern in den Himmel gehörte.

Glücklicherweise fiel es ihm nicht schwer, die Mundwinkel ebenfalls zu heben. »Ja. Vor allem, weil sie so gesund sind. So etwas habe ich in Unterstadt noch nie gesehen«, stimmte er zu. Er wusste, wer sie war, und somit wusste sie sicher auch, wer er war. Da machte es sowieso keinen Sinn, auch nur zu versuchen, seine Identität geheim zu halten.

»Oh, wirklich? Das ist traurig. Wir sollten auch dort ein paar Parks errichten. Kein Kind sollte ohne Bäume aufwachsen«, überlegte sie und lächelte dann noch strahlender. »Ja, das ist eine gute Idee. Ich werde es Adrian vorschlagen, sobald wir uns wiedersehen.«

In dem Moment, in dem sie den Namen des Prinzens so freundschaftlich aussprach, war er sich endgültig sicher, das es sich hier um Lady Ruelle handelte, die Seelenverwandte des Prinzen. Der 'Engel von Casria'. So schön, dass sie der Sonne Konkurrenz machte, und so nett, dass es einem das Herz erwärmte.

»Lady Ruelle.« Die Wärme verschwand, als Caden neben ihm auftauchte. »Sie wissen sicher, dass meine Eltern es hassen, wenn neue Familienmitglieder zu spät kommen. Wir sollten uns also beeilen.«

So sehr er es hasst, er musste Caden zustimmen. Der erste Eindruck war der wichtigste, und nachdem er gestern nur in Panik ausgebrochen war, musste er zumindest heute zeigen, wie höflich und perfekt er sonst war. Mit einem entschuldigendem Blick nickte er. Ruelle lachte nur.

»Natürlich. Lasst uns gehen«, willigte sie ein. Doch selbst ihr Blick schien kälter zu werden, wenn sie den dritten Prinz beobachtete. Kein Wunder. Als Engel musste sie diesen seelenlosen Teufel ganz besonders verabscheuen.

Umso tiefer sie in die Gemäuer des Schlosses vordrangen, umso prächtiger wurde alles. Die Kronenleuchter an der Decke waren mit so vielen gläsernen Kristallen behangen, das allein einer von diesen wahrscheinlich mehr wert war als ein ganzer Bezirk von Unterstadt. Und dann noch der weinrote Teppich auf dem Boden, in dem Fäden aus purem Gold eingewebt waren ... Erst jetzt wurde Ravi klar, wie reich die Königsfamilie eigentlich war.

Wo sie ihren ganzen Reichtum wohl versteckt hatten?

Denk gar nicht daran. Du bist viel zu ungeschickt um das Gold der Krone zu stehlen.

Er war drauf und dann, Caden aggressiv darüber aufzuklären, wovon er die letzten Jahre gelebt hatte, als ihm wieder einfiel, das Ruelle immer noch neben ihm lief. Es war keine gute Idee, es sich mit ihr zu verscherzen, da war er sich irgendwie sicher. Also schwieg er und beschränkte sich darauf, sich detailliert vorzustellen, wie er Caden erwürgte.

Von seiner Position aus sah er nicht, wie sein Seelenpartner schmunzelte und ein leises Kichern unterdrückte.

»Sie sind also wirklich Lady Ruelle?«, meinte er, an den junge Frau neben sich gerichtet, »Beindruckend. Sie sehen genauso bezaubernd aus wie sich alle erzählen.« 

Am liebsten würde er sich selbst die Ohren zustopfen, um sich nicht mehr hören zu müssen. Dieses ganze Einschleimen und Honig-aufs-Maul-schmieren, dass in der Welt des Adels so wichtig war, ging ihm schon jetzt auf die Nerven. Doch wenn er überleben wollte, war das wohl die einzige Option.

»Oh, danke«, sagte Ruelle überrascht und errötete leicht. Nervös strich sie sich eine Strähne hinters Ohr, genau wie er selbst es auch immer tat. »Und Sie sind ...?«

Diese Frage war nur formal, dass wusste jede hier im Gang. Als Seelenverwandte des Thronerbens wusste sie natürlich, wie er hieß. Wahrscheinlich sogar weitaus mehr als das. »Ach, niemand mit Bedeutung. Mein Name lautete Ravi Sundew, aber das sagt Ihnen wahrscheinlich nichts.«

Sie nickte mit einem Lächeln. »Ravi? Ja, das passt gut. Ra wie 'Sonne' und Vi wie 'Auge'. Deine Eltern haben wahrlich einen guten Namensgeschmack«, stellte sie fest. Beeindruckt sah er sie an. Obwohl er einer der wenigen Unterstädler gewesen war, die zur Schule gegangen waren, hatte er nie die alte Sprache seines Landes gelernt, von der alle Namen in Casria abstammten.

»Vielen Dank. Ihre Kenntnis in der alte Sprache sind wirklich beeindruckend. Ich wusste nicht einmal, das sie noch unterrichtet wird«, erklärte er. Eine Spur Wehmut konnte er nicht aus seiner Stimme fernhalten. Die Vergangenheit hatte ihn schon immer interessiert. Doch alle Unterlagen zur Geschichte seiner Stadt waren in der alten Sprache verfasst, und so war es ihm unmöglich, sie zu lesen.

Wieder wurde Ruelle leicht rot. »So gut bin ich eigentlich gar nicht. Das war nur ein Glückstreffer«, murmelte sie. Doch dann leuchteten ihre Augen kurz auf und sie deutete auf Caden, der ein paar Meter vor ihnen lief. »Doch wenn die alten Sprache Sie interessiert, sollten Sie sich an ihren Seelenverwandten wenden!«

Er merkte, wie Caden sich verkrampfte, als er das Worte Seelenverwandter hörte.

»Er ist wahrlich ein Meister der Worte, wenn es um die Sprache der Vergangenen geht. Und ich bin sicher, dass er Sie auch unterrichten würde. Oder, mein Prinz?«

Egal wie sehr er sich anstrengte, er konnte sich Caden nicht dabei vorstellen, wie er sich mit irgendetwas so ... friedlichem beschäftigte. In seinen Gedanken verbrachte der Prinz seine Freizeit mit Kämpfen, Intrigen schmieden und kleine Tiere foltern. Ganz sicher nicht damit, eine alte Sprache zu lernen.

Und obwohl er vor ein paar Tagen noch in Freudentränen ausgebrochen wäre, wenn jemand ihm so ein Angebot gemacht hätte, schaffte er jetzt nur mit Mühe, wenigstens zu Lächeln. Der Schnitt auf seiner Wangen brannte immer noch, obwohl er sicher kaum sichtbar war. 'Das nächste Mal schneide ich mehr als nur deine Haare', das hatten Cadens Augen in diesem Moment klar und deutlich gedroht. 

Ja, er liebte es, Neues zu lernen. Ja, er liebte die alte Sprache. Doch vor allem liebte er es, an seine Zukunft zu denken, und die würde er nicht haben, wenn er sich nicht von Caden fernhielt.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro