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3 | Blut

Prinz Adrian war der Erste, der mit einem breiten Lächeln zu sprechen begann. »Ravi Sundew. Wie schön, dich endlich persönlich zu treffen.«

Das drückende Gefühl in seinem Brustkorb nahm zu. Angst pulsierte dort und warf sich herum, wie ein wildes Tier. Er erzwang ein Lächeln. Ja. Angst war wie ein wildes Tier. Man konnte sie wegsperren. Langsam drängte er sie zurück, hinter seine Rippen, weiter und weiter, bis in sein Herz. Hoffentlich würden die Gitter nie brechen, sonst hatte er ein Problem.

»Die Ehre ist ganz meinerseits«, erwiderte er so höflich wie möglich und verbeugte sich. Tief, und noch tiefer, jedoch nicht, um Respekt auszudrücken. Er wollte, nein, er musste diesem Blick ausweichen. Den Blick aus diesen kalten, lichtlosen Augen, die ihn genaustens taxierten. Denn er wusste, wenn er zurück starren würde, wäre es um seine Seelen geschehen.

»Das will ich wohl hoffen«, schmunzelte Adrian und bedeutete Ravi, sich zu erheben. Auch seine Freundlichkeit war etwas Berechnendem gewichen, als ob er den Wert seines neuen Schmuckstücks einschätzen würde. Ravi lächelte weiterhin, mit neuem Mut. Er war nicht nur irgendein Schmuckstück. Er war eine Rarität, gemacht aus feinsten Diamanten und glänzenden Edelmetallen. Und das würde er dem Prinz schon noch zeigen.

Wenn da nicht immer noch die zwei leblosen grauen Lichtpunkte wären, hätte er behaupten können, sich wieder beruhigt zu haben.

»Aber jetzt lass uns nicht lange um den heißen Brei herum reden. Wie haben ein Angebot für dich, Ravi Sundew. Und nicht nur irgendeines. Es wird dein Leben von Grund heraus verändern.«

Dass es sich nicht um ein Angebot handelte, wusste jeder hier. Er war nur ein Unterstädler. Was auch immer Adrian wollte, er musste es tun. Sich zu weigern wäre mit Selbstmord gleichzusetzen.

»Wie du weißt, kannst du jetzt, wo du 20 Jahre alt bist, eine Seelenverbindung eingehen.« Mit Mühe unterdrückte Ravi ein Schnauben. Gekonnt hätte er es auch früher. Wenn der Adel es nicht verboten hätte. »Doch wie du vielleicht schon gemerkt hast, bist du für Höheres als ein normales Leben in Unterstadt bestimmt. Die Krone hat dich auserkoren. «

Langsam begann er immer mehr daran zu zweifeln, ob dieses 'Höhere' wirklich erstrebenswert war. Normal war zwar langweilig, aber besser als tot. 

Hätte er sich das nur früher überlegt.

»Du hast die Gelegenheit, Unterstadt hinter dir zu lassen, und zu uns zu kommen. Ins Schloss. Was dich dort erwartete? Luxus, gutes Essen und natürlich Macht. Du wirst dir nie wieder Sorgen machen müssen, um irgendetwas.«

Wieder lachte Ravi innerlich auf. Stimmt. Er würde sich keine Sorgen mehr um Essen, eine sicheren Schlafplatz oder Geld machen müssen. Dafür aber um sein Leben. Aber dieser kleine Haken war es wohl nicht wert, erwähnt zu werden.

»Und alles«, erklärte Adrian voller Überzeugung, »ist nur an eine Bedingung geknüpft: Werde der Seelenverwandte des dritten Prinzen!«

Als er es doch wagte, einen Blick auf Cadens blasses Gesicht zu werfen, fragte er sich, wie viele dieses Angebot wohl schon bekommen hatten. Laut der routinierten Langweile in Cadens Augen wohl schon Einige. War er verrückt, weil er es annahm? Oder waren alle anderen einfach Angsthasen?

Bedacht langsam legte er die Stirn in Falten. Es musste so aussehen, als ob er sich Gedanken machte. Als ob er lange nachdachte, Vor-und Nachteile abwägte. Vorteile: Macht. Luxus. Ansehen. Nachteile: Tod.

Lächelnd hob er den Kopf. »Das klingt gut. Ich bin dabei, mein Prinz.«

Im ersten Moment spiegelte sich Überraschung in Adrians Augen - er schien nicht erwartete zu haben, das jemand wirklich verrückt genug war, um sich auf seinen Mörderbruder einzulassen - doch dann verschwand diese und wich purere Zufriedenheit. Er nickte und warf seiner Mutter einen Blick zu, der nichts anderes als 'Ich hab es doch gesagt' bedeutete.

Als Ravi es schlussendlich doch wagte, Caden anzusehen, erblickte er in dessen dunklen Auge etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte: Angst. Panische Angst. Der Prinz war plötzlich so blass, das man fürchten könnte, er würde gleich umkippen. Ravi legte die Stirn in Falten.

War er wirklich so furchteinflößend, das ein Mörder Angst vor ihm hatte? Oder steckte doch etwas anderes, viel Tiefgehenderes dahinter?

»Wir werden das Ritual gleich hier abhalten. Legt eure Hände hier drauf«, wies diesmal die Königin an und zeigte auf einen kleinen Altar, der etwas abseits stand. Als Ravi diesmal in Cadens Gesicht sah, war die Angst verschwunden. Seelenlose Kälte war alles, was zurück geblieben war.

 Wahrscheinlich hatte er sich das alles nur eingebildet, um sich selber zu beruhigen. Ja, genau. So musste es sein. Cadens Arm, der jetzt neben seinem auf dem kalten Stein lag, zitterte nicht einmal. Niemals hatte er seine Emotionen so gut unter Kontrolle. Das war unmöglich.

Ohne eine weiter Vorwarnung schnitt die Königin ihm einmal quer über den Handrücken. Ravi entwich ein leises Keuchen. Seine Stirn legte sich in Falten, als er sich verzweifelt darauf konzentrierte, nicht vor Schmerzen aufzuschreien. Caden verzog nicht einmal das Gesicht.

Blut floss in die kleinen Rillen auf dem Altar, verteilte sich weiter und weiter, bis es schließlich auf einen anderen Blutfluss traf. Ravi biss die Zähne zusammen, als plötzlich eine Welle des Schmerzes durch seinen Körper schoss. Seine freie Hand verkrampfte sich zu einer Faust.

Dann begann das Blut, sich zu vermischen und dabei hell aufzuleuchten. Streifen aus hellem, gleißenden Licht bahnten sich ihren Weg, von der Fläche des Altars bis hin zur Decke des Raumes. Doch Ravi hatte keine Augen dafür.

Es fühlte sich an, als ob jeder noch so kleine Tropfen Blut in seinem Körper brannte. Glühender Schmerz pochte in jedem seiner Glieder, so intensiv, das es ihm Tränen in die Augen trieb. Am liebsten hätte er die Hand weggerissen und sich in einem Teich versenkt. Niemand hatte ihm gesagt, dass es sich so anfühlen würde. Das eine Seelenverbindung ihn in Flammen setzten und langsam von innen verbrennen würde.

Erst, als etwas Eiskaltes seine Hand berührte, riss Ravi die Augen wieder auf. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er sie geschlossen hatte. Entsetzt betrachtete er den glühenden Blutfluss, der langsam seinen Arm hochfloss. Ihm wurde übel.

Doch als er versuchte, seine Hand loszureißen, klebte sie am Altar fest. Er war gefesselt. An den Stein und Cadens Blut. Mit weit aufgerissenen Augen musste er beobachten, wie das Blut langsam seinen Arm hochkroch, direkt durch seinen Kleidung. Keuchend stieß er seinen Atem aus. Sein ganzer Körper zitterte.

Alles in ihm wollte weglaufen. Das hier war unnatürlich. Das hier war falsch. Und, vor allem, das hier war gefährlich. Es hatte die Macht, ihn in tausend Teile zu zerreißen und nichts als wertlose Splitter zurückzulassen.

Als der kleine Strom bei seiner Schulter angekommen war, begann er plötzlich, zu verschwinden. Zumindest dachte Ravi das. Bis er bemerkte, dass der Strom nicht verschwand. Sondern in ihn reinfloss.

»Was ... Was ist das?«, brachte er entsetzt hervor und sah sich gehetzt um. Gehörte das so? War es wirklich normal, dass dieses Blut in ihn eindrang, und das ganz ohne einen Schnitt? Nein, das konnte nicht sein. Irgendetwas war hier falsch. Hilfe. Er brauchte Hilfe.

Beruhig dich, zischte jemand. In seinem Kopf. Jemand redete mit ihm, in seinem Kopf.

 Das Blut verschwand endgültig. Zusammen mit den Schmerzen. Dort, wo sonst nur glatte, blasse Haut gewesen war, prangte jetzt etwas anderes. Ein Siegel. Ein Schlüssel, schwarz wie verbranntes Holz. Ravi strich über das Symbol. Es tat nicht weh, im Gegenteil. Es war beinah ... angenehm.

Zumindest, bis er sich umdrehte und Caden ansah.

Fremde Gefühle schlugen auf seine Seele ein, drängten sich zwischen seine eigenen und verdunkelten seine Gedanken. Angst. Schreckliche Angst. Todesangst. Er würde sterben. Nein, das war schlimmer als der Tod. Das hier war das, vor dem er hatte fliehen wollen, so sehr, so, so sehr.

Schwitzige Hände, grob und voller Kerben, die ihn auf den Boden drückten. Das Aufblitzen von Zähnen. Hitze. Unerträgliche Hitze. Ein Lachen. Tränen. Noch mehr Lachen. Noch mehr Hände, die seinen Mund zuhielten, alle Schreie erstickten. Seinen Atem raubten. Er konnte nicht atmen. Noch, viel, viel mehr Lachen.

Hilfe. Hilfe. Hilfe. Hilfe. Hilfe.

Lachen. Ein Grinsen, kälter als das kälteste Eis und seelenloser als das Herz eines Teufels. Wieso? Wieso half ihm niemand? Er versank in dem kalten Stein hinter sich. Jemand drückte ihn unter die Erde. Luftblasen. Lachen. Lachen. Lachen.

Hilfe.

Jemand packte ihn. Schüttelte ihn. Schrie. So laut. Zu laut, zu laut, zu laut. Wieso? Wieso? Lachen. Lautes Lachen. Er konnte nicht atmen. Wieso half ihm-

Die Realität brach wie eine Flutwelle über ihn herein.

Er saß auf dem Boden, mit dem Rücken an den Altar gelehnt. Seine Hände zitterten so stark, dass er sie nicht wieder unter Kontrolle bekam. Über ihm: Drei Augenpaare. Eins verwirrt, eins genervt und eins seelenlos. Niemand lachte. Niemand versuchte, ihn zu ersticken. Er konnte atmen.

Trotzdem dauerte es etwas, bis er auf weichen Knien wieder aufstand.

Caden musterte ihn, genauso emotionslos wie sonst immer. Während dem ganzen Ritual hatte er nicht einmal das Gesicht verzogen. Er war ruhig. Das Ganze interessierte ihn nicht, nicht im geringsten.

Das hatte Ravi zumindest gedacht.

Doch jetzt wusste er es besser. Obwohl sie jetzt auf wundersame Art und Weis verschwunden waren, war sich Ravi darüber im Klaren, was er gerade empfunden hatte. All diese Panik, diese unbeschreibliche Angst, waren Cadens Gefühle und Erinnerungen gewesen. Caden hatte Angst. Vor einer Seelenverbindung.

Egal wie Ravi es drehte und wendete, in seinem Kopf passte das einfach mit nichts zusammen, dass er bisher über Caden wusste. Wieso hatte ein seelenloser Mörder Angst davor, an einen Anderen gebunden zu sein, wenn er diesen jederzeit umbringen konnte, wie seinen letzten Seelenverwandten? Und wer war diese Person aus Cadens Erinnerungen? Wer schaffte es, einem Seelenlosen solche Angst einzujagen?

Fast hätte er geseufzt, erinnerte sich aber im letzten Moment daran, dass die Königin und Adrian immer noch hier waren. Langsam hob er den Kopf und holte tief Luft.

»Dieser kurze Aussetzer tut mir zutiefst leid. Ich verspreche das so etwas nicht nochmal vorkommen wird.«

Die Königin hob nur eine Augenbraue. »Das will ich wohl hoffen. Wir wollen doch nicht, das Sie mitten in einer Ansprache plötzlich schreiend umkippen.«

Bei dem Gedanken färbten sich Ravis Wangen leicht rot. Nein, dass wollte auch er auf keinen Fall. Sein Blick wanderte kurz zu Caden. Deswegen musste er auch unbedingt herausfinden, wie er sich vor den Gefühlen seines Seelenverwandten abschirmen konnte.

Nicht nur das. Du musst auch lernen, deine eigenen Gedanken zu verdecken. So bald wie möglich. 

Wie vom Blitz getroffen sah Ravi sich um. Bis er realisierte, dass niemand von außen mit ihm sprach. Diese Stimme kam direkt aus seinem Bewusstsein. Die Erkenntnis wühlte sich durch seinen Körper wie ein riesiger, entsetzlich spitzer Stein. Das war Caden. Caden, der jetzt all seine Gedanken und Gefühle lesen konnte.

Langsam wurde ihm bewusst, wie sehr er diese Seelenverwandter-des-Adels-werden-Sache unterschätz hatte. 

Hätte  er es nicht besser gewusst, hätte er beinah geglaubt, Caden spöttisch lachen zu hören.

»Gut. Wenn das geklärt ist, können wir jetzt ja gehen«, drängte Adrian ungeduldig und lief direkt los. Nicht in Richtung des Haupteingangs, sondern auf die andere Seite des Raumes. Wahrscheinlich befand sich dort eine kleine Hintertür. Erstaunlich, das sich der Adel dazu durchringen konnte, so einen Ausgang überhaupt zu benutzen. Ravi hatte immer gedacht, dass sie auf alles, das irgendwie unauffällig war, allergisch reagierten.

So denkt ihr Straßenkinder also über uns? Interessant. 

»Ich bin kein-«, zischte Ravi, brach aber ab, als Caden nur belustigt eine Augenbraue hob. Er musste wirklich bald herausfinden, wie es möglich war, über Gedanken zu kommunizieren. Sonst konnte er nicht dafür garantieren, dass er nicht der nächste Seelenmörder sein würde.

Mit einem Räuspern wandte er sich der Königin zu und versuchte, Caden auszublenden. Sowohl innerlich als auch äußerlich. Es gab wichtigere Probleme als einen Seelenlosen, der in seinen Gedanken herumgeisterte. Und jedes seiner Geheimnisse, jede seiner Ängste wie in einem Buch lesen konnte. Weitaus wichtigere.

»Dürfte ich fragen ob es mir noch möglich ist, mich zu verabschieden?«, fragte er mit gesenkter Stimme. Er wusste nicht, warum er so leise sprach. Schließlich konnte er vor Caden sowieso nichts geheim halten. 

Und genauso wenig wusste er, warum er das überhaupt fragte. Es gab niemanden, der vor dem Tempel auf ihn wartete, niemanden, der ihn vermissen würde. Und seine Familie ... Seine Familie war keine Option. Sie würden ihn dafür hassen, dass er ging. Sie würden es niemals verstehen. Niemals.

Was eine traurige Geschichte. Ich bin voller Mitleid und Anteilnahme, spottete Caden. Jeder Muskel in Ravis Körper spannte sich an. Er konnte es gar nicht mehr erwarten, auch im Kopf seines Seelenverwandten rumzuwühlen und jedes letzte Geheimnis zu stehlen, bis er ganz genau wusste, wie er Caden am meisten verletzen konnte.

»Kommst du, Straßenkind?«

Er wirbelte herum und sah in Cadens dunkle Augen, die vor Verachtung nur so glühten. Diese Abscheu beruhte auf Gegenseitigkeit. Oh, und wie sie das tat.

Da die Königin schon bei der Tür stand und auffordernd in seine Richtung blickte, konnte Ravi sich die Antwort auf seine Frage schon denken. Keine Verabschiedungen. Keine Zeit, um schnell seine Sachen zu packen. Der Aufbruch ins Schloss bedeutete ein komplett neues Leben. Das billige Zeug aus Unterstadt war nicht Teil von diesem.

Gut, dass es sowieso nichts gab, dass er hier vermissen würde.



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