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2 | Prinzen

Ravi wischte sich etwas Blut aus dem Gesicht und klopfte den Staub von seinen Klamotten, während er unter dem begeisterten Jubeln der Zuschauer den Kampfplatz verließ. Es war jetzt schon fast drei Stunden her, dass er den Tempel verlassen hatte, um sich dem physischen Test zu stellen.

Zu seiner Überraschung lief es bis jetzt wirklich gut - er hatte nur einen Kampf verloren. Und das, obwohl er sich ziemlich sicher gewesen war, nur einen Kampf zu gewinnen. Zu seinem eigenen Unglück war seine physische Stärke schließlich nicht sonderlich beeindruckend, trotz jahrelangem Trainieren.

Aber ein Adeliger hatte ihn immer noch nicht angesprochen. Und solange das nicht passieren würde, war alles umsonst.

Seufzend trat er durch die gammelige Holztür und ging wieder zu den anderen Prüflingen, die alle genauso fertig aussahen wie er sich fühlte. Es stank nach Schweiß und Blut. Kein Wunder, nach drei Stunden fast pausenlosem Kämpfen.

Doch wenn seine Freunde ihn richtig aufgeklärt hatten, dann war es jetzt vorbei. Er hatte mitgezählt - Zehn Kämpfe. Zehn mehr oder weniger blutige Auseinandersetzungen hatte er hinter sich. Eine für jeden Bezirk von Unterstadt und jede adelige Großfamilie. Eine für jede Zacke auf der Krone des Königs. 

Ob 12 Jahre Vorbereitung gereicht hatten, um die Ketten seines Standes zu sprengen, würde sich in den nächsten Minuten zeigen.

»Prüflinge?« Die Tür öffnete sich erneut, und ein kräftiger, großer Wachmann stampfte herein. Er wirkte alles andere als begeistert von seinem Job. »Folgt mir, wenn ihr euer Leben nicht alleine verbringen wollt.«

Ravi verkniff sich ein Augenverdrehen und lief als einer der Ersten los. Die Vorstellung, dass jemand all seine Gedanken, Gefühle, Ängste und Pläne kannte, war auch nicht gerade verlockend. Wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, um von hier zu entkommen, würde er sie mit Freude ergreifen und auf die Seelenverbindung verzichten. Auch, wenn er dann 'alleine' wäre.

Doch diese andere Möglichkeit gab es nicht. Umso weiter sie liefen, umso näher er der Entscheidung kam, umso klarer wurde ihm das. Hier hieß es 'Alles oder Nichts', genau wie in all den Geschichten. Und so ungerne er das zugab, es machte ihn nervös.

Er hatte nie darüber nachgedacht, zu scheitern. Wer lang genug arbeitet und alles gibt, hat auch Erfolg. Das war doch das Motto dieses Königreichs - Wieso sollte es nicht auch für ihn gelten? Und lange und hart gearbeitet, das hatte er. So oft war er am Ende gewesen, hatte sich einfach gewünscht, zu verschwinden, und das alles nur für diesen einen Moment.

Als er zusammen mit den anderen Prüflingen den Tempel  betrat, wurde ihm klar, dass er mit seinem Versagen nicht leben könnte.

»Ruhe!«, brüllte der Wachmann von vorhin. Ravi hob den Kopf. Er wusste zwar genau, was jetzt passieren würde, doch zwang er sich trotzdem, zuzuhören.

»Liebe Unverbundenen aus Unterstadt«, begann die Bürgermeisterin zu sprechen, ein lebloses Lächeln auf den Lippen, »Es ist mir eine Ehre, euch hier begrüßen zu dürfen. Wie ihr sicher alle schon wisst, ist es bald so weit - Ihr dürft eine Seelenverbindung eingehen.«

Sie hielt inne, um ihren Blick über die Menge schweifen zu lassen. Anscheinend war der Jubel nicht so groß, wie sie es sich vorgestellt hatte. Was ja auch wirklich erstaunlich war, wenn man die bis auf die Zähne bewaffneten Wachen bedachte, die jeden, der auch nur zu laut atmete, böse anguckten.

»Je nachdem, welche Ergebnisse ihr bei den Prüfungen hattet, werdet ihr eine Wahl haben - oder auch nicht, wenn der Adel einen Blick auf euch geworfen hat.«

Es war schon ironisch, dass er auf das hoffte, was alle so sehr fürchteten.

»Zu diesem Zwecke werde ich jetzt ein paar Namen aufrufen. Die Aufgerufenen begeben sich bitte sofort in den hinteren Teil des Tempels.«

Selbst Ravi hielt den Atem an, als sie eine mit Gold versiegelte Schriftrolle langsam öffnete und das Papier überflog. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, würde er sagen, dass sie für einen Moment verwirrt wirkte. Aber das hatte er sich sicher nur eingebildet.

»Wie es aussieht, haben wir dieses Jahr nur einen Prüfling, dem diese Ehre gebührt«, meinte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Ravis Herz setzte für einen Herzschlag aus. Nur einen? Normalerweise gab es an die Zehn, mindestens Sieben.

Seine Knie wurden weich, während er die Bürgermeisterin stumm anbettelte, dass sie endlich den einen Namen vorlesen würde. Noch nie hatte er sich so kraftlos gefühlt. Es war, als ob alle Energie aus seinem Körper gewichen war, und nur zu schnellen Atem und eine unangenehme Übelkeit zurückgelassen hatte.

Alles oder nichts.

»Ravi Sundew. Herzlichen Glückwunsch.«

Alle Augen richteten sich auf ihn. Langsam zogen sich seine Mundwinkel nach oben, als ob sie an unsichtbaren Faden hängen würden. Ein leises Lachen entwich ihm. 

Er hatte es geschafft. Er hatte es geschafft.

Alles was ihn davon abhielt, sofort vor Erleichterung zusammenzubrechen, waren der strenge Blick der Bürgermeisterin. Es war noch nicht vorbei. Nur, weil er ausgewählt worden war, hieß das nicht, dass der Adel ihn auch nehmen würde. Und auch, dass er als Einziger ausgewählt worden war, war keine hundertprozentige Garantie auf Erfolg.

Mit einem breiten Grinsen verbeugte er sich. Keine Hundertprozentige. Aber definitiv eine mindestens Neunzigprozentige. 

»Es ist mir eine Ehre.«

 Die Menge teilte sich wie auf einen geheimen Befehl, um ihn durchzulassen. Es fehlte nur noch, dass sie sich verbeugten, dann wäre es perfekt. Immer noch grinsend schritt er auf die Tür zu. Das war alles, was er sich je gewünscht hatte.

Die Augen der Anderen brannten immer noch Löcher in seinen Rücken, als er die Torflügel knarzend aufstieß. Dann verschwanden sie hinter einer Mauer aus Obsidian, Onyx und Gold und ließen ihn alleine in der gähnenden Schwärze. Nicht einmal seine eigene Hand sah er, als er sie hob.

Der Adel hatte schon immer einen Hang zur Dramatik gehabt.

Abwartend verschränkte er die Arme und tastete sich so weit zurück, das er feste Wand hinter seinem Rücken hatte. Er konnte sich vorstellen, was bald passieren würde. Plötzliche Lichter, Trommeln und ein riesiger Thron. So hätte er es zumindest gemacht. Um zu testen, wie leicht die Prüflinge zu überraschen waren.

Auf ein fliegendes Messer war er nicht vorbereitet gewesen.

Zusammen mit ein paar Tropfen Blut landete die Klinge auf dem Boden. Sie hatte ihn um ein paar Millimeter verfehlt. Wobei verfehlt es vielleicht nicht passend beschrieb. Wer auch immer die Waffe geworfen hatte, hatte genau dahin gezielt, wo das Metall auch gegen die Wand geknallt war. Sie wollten ihn einschüchtern.

Und so ungerne er es zugab, er hatte nicht verhindern können, zusammenzuzucken. Krampfhaft schloss er die Hand um den Griff seines eigenen Dolches, zog ihn aber noch nicht. Ein Kampf wäre jetzt wirklich alles andere als vorteilhaft. Die letzten Stunden hatte er nichts anderes getan, als sich zu kloppen, und seine Muskeln fühlten sich dementsprechend an. Er war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt noch eine Waffe halten könnte.

»Beeindruckend. Nicht ein Schrei. Das nenne ich Selbstbeherrschung«, lobte ihn jemand von der Seite. Wieder zuckte Ravi zusammen. Nicht schreien war eine der ersten Lektionen, die man in Unterstadt lernte. Denn Schreie hörten bekanntlich nie diejenigen, die helfen wollten, sondern immer nur die, die einem Schaden wollten.

Seinen eigenen, stockenden Atem deutlich im Ohr, wandte er sich zur Seite. Das Licht war immer noch nicht an. Ob sein Gegner wohl irgendetwas hatte, um im Dunkeln zu sehen? Wahrscheinlich. Der Adel würde sich nie dazu herablassen, dasselbe wie ihre Prüflinge zu erleiden.

»Und kämpfen beherrscht er auch sehr gut, das hat man gesehen. Ein guter Kandidat, findet ihr nicht?«

Es dauerte einen Moment, bis Ravi begriff, dass sie nie mit ihm geredet hatten. Im Gegenteil. Sie taten, als ob er nicht da war. Als ob er ein besonders schönes Kleid wäre, dass es genau zu observieren galt. Mit Mühe schluckte er eine schnippische Bemerkung herunter. Wo war die Selbstbeherrschung, die sie gerade noch bewundert hatten?

»Ja, ja ... Aber viel beeindruckender sind die Ergebnisse vom psychischen Test. Ich hoffe doch, das du auf die auch wert legst, Adrian«, tadelte jemand. Ihm stockte der Atem. Diese Stimme ... Dieser Name ... Das waren doch nicht etwa ...?

Er umfasste seine Hand und versuchte so, das Zittern zu unterdrücken. Doch da gab es keinen Zweifel. Hier handelte es sich nicht um irgendwelche Adeligen, irgendwelche Grafen, Herzoge oder Barone. Die Menschen, die da vor ihm standen und ihn wie ein exotisches Schmuckstück musterten, waren niemand anderes als die Königsfamilie selbst.

Mit klopfendem Herzen versuchte er, die immer stärker werdende Unruhe runterzuschlucken. Das war mehr, tausendmal mehr als er sich erhofft hatte. Natürlich, manchmal, wenn er in besonders gedankenverlorener Stimmung gewesen war, hatte er es gewagt, von der Krone zu träumen, aber ... Das waren nur lächerliche Tagträume gewesen. Mehr nicht. Oder?

»Ja, ja, mache ich.« Er sah zwar immer noch nichts, konnte sich dafür aber lebendig vorstellen, wie Prinz Adrian abwinkte. »Aber in diesem Fall ist der physische Teil wichtiger. Nicht wahr, Caden?«

Wenn er nur wüsste, was die Königsfamilie mit ihm vorhatte. Seine physische Stärke war nicht wirklich beeindruckend, und wenn sie ihn beispielsweise als Seelenverwandten des kriegerischen ersten Prinzens an die Front schicken würden, konnte er seine restliche Lebenszeit an einer Hand abzählen.

Doch genau dieser erster Prinz hatte eigentlich schon eine Seelenverwandte, deren Schönheit er immer fleißig präsentierte. Wieso sollte er nach einem Ersatz suchen? Die beiden passten perfekt zusammen und waren das angesagteste Paar der ganzen Stadt. Und er ein wertloser Unterstädler, der nur Unmut hervorrufen würde.

»Wenn du es sagst, Bruder.« Die Stimme des dritten Prinzens klang kalt und war völlig frei von Emotionen. Wie die eines Seelenlosen.

Ravi erstarrte. 

Die Stimme des dritten Prinzens. Des dritten Prinzens.

Eine Welle aus Panik wallte auf und drohte, ihn zu ertränken.

Aktuell hatte Casria drei Prinzen. Zwei davon hatten schon seit ihrer Geburt einen Seelenpartner und hätten niemals einen Unterstädler auch nur in ihre Nähe gelassen. Doch einer ... Einer hatte keine Verbindung. Mehr.

Weil er seinen Seelenverwandten vor gut einem Jahr mit eigenen Händen umgebracht hatte.

Kalter Schweiß lief Ravi über den Rücken. Nein. Nein, nein, nein. So durfte es nicht enden. So konnte es nicht enden. Er hatte nicht 12 Jahre gearbeitet, um jetzt als Bauernopfer für einen seelenlosen Mörder zu fungieren. Das war ungerecht. Das war falsch.

Seine Hand tat weh, so fest umklammerte er seinen Dolch. Prinz Adrian und seine Mutter redeten noch weiter, doch Ravi verstand kein Wort. Er hörte nur ein lautes, durchdringendes Rauschen. Seine freie Hand zitterte so unkontrolliert, das er sie gegen die Wand drückte.

Er musste hier weg. Sofort. Der seelenlose Prinz würde nicht zögern auch einen zweiten Seelenverwanden niederzumetzeln. Und dann würde er als eine weitere Leiche in Unterstadt enden, langsam vergammeln und sein Leben lang nichts erreicht haben. Das wollte er nicht. Seine Beine bewegten sich von alleine, nicht in eine bestimmte Richtung, sondern einfach weg. In Sicherheit.

Er hatte sie gesehen. Die Leiche des Jungen. In seiner Brust war ein dunkles, rotes Loch gewesen, und da war Blut, so viel Blut. Und blasse Haut, zerbrochene Fingernägel und Knochensplitter. Allein bei dem Gedanken wurde ihm übel.

Seine Leiche würde nicht einmal jemand sehen. Sie würde einfach verschwinden, in einer Nacht wie jede andere. Niemand würde ihn vermissen.

Vor Erleichterung wurden seine Glieder schwach, als er endlich den rettenden Türgriff ertastete. Es gab einen Ausweg. Gleich wäre er draußen, und dann würde er sie irgendwie überzeuge. Dass das alles ein Irrtum war. Dass er doch nicht zum Adel wollte. Sie würden es verstehen. Sie mussten.

»Willst du diese Chance wirklich wegwerfen, Ravi Sundew?«

Er schrak zusammen. Wer sprach da? Einer der Prinzen? Oder doch sein Unterbewusstsein, dass nicht einfach so aufgeben wollte? 

Krampfhaft zog er an der Klinke. Die Tür ging nicht auf. Wieso nicht? War er etwas eingesperrt? Ein schreckliche Gedanken bahnte sich einen Weg durch sein Bewusstsein. Was, wenn sie schon entschieden hatte? Was, wenn er nicht mehr weglaufen konnte?

Langsam drehte er sich um und hob den Dolch. Auch wenn er die Spitze nicht sah, wusste er, dass sie zitterte. Alles an ihm zitterte. Selbst die Säulen aus eingeredetem Selbstbewusstsein und verzweifelten Träumen, die ihn die letzten Jahre getragen hatten.

»Es wäre wirklich eine Schande, ein Talent wie deines einfach gehen zu lassen. Denk an deine Schwester. Denk an deine Familie. Du willst sie doch stolz machen, oder? Dann reiß dich zusammen. Du hast trainiert, um bis hier zu kommen. Wenn du jetzt wegläufst, macht das aber keinen Unterschied. Dann wirst du ein unbedeutendes Leben leben und einen unbedeutenden Tod sterben. Denk nach. Willst du das?«

Nein. Natürlich nicht. Er wollte wie sie sein, die Menschen mit den Kronen. Er wollte Macht. Genug Macht, um über die Mauer zu sehen, um all die Orte zu bereisen, von denen er geträumt hatte. Genug Macht, um gerecht zu sein, um Rache an denen zu üben, die ungerecht waren. Genug Macht, um Leben zu retten. Um zu helfen, wo Hilfe gebraucht wurde. Um sich nicht mehr so klein zu fühlen. Um nie wieder machtlos zu sein.

Dann lass die Türklinke los, wisperte seine innere Stimme, und riskiere es. Lieber ein machtvoller Tod als ein machtloses Leben.

Er holte tief Luft. Schluckte. Nie hatte er darüber nachgedacht, welche Risiken eine Krone mit sich brachte. Jetzt, wo er diesen Risiken direkt gegenüber stand, fühlte sich all seine Vorbereitung wie nichts an.

Trotzdem löste er seine Hand langsam. Begann damit, seine verkrampften Muskeln zu lockern, sie etwas zu bewegen. Einen Finger nach dem anderen hob er, bis nur noch sein Daumen die Klinke umschlug. Ein letzter, tiefer Atemzug. Dann ließ er die Tür los und drehte sich um.

Das Licht ging an. Und Ravi sah sich den mächtigsten Menschen der ganzen Welt gegenüber, die sein Leben mit einem Schnipsen beenden könnten.

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