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10 | Zum tanzenden Apfel

Fünf Tage später blinzelte er angestrengt, als er durch die knarzenden Tore zurück nach Unterstadt spazierte. Schon nach einer Woche waren seine Auge nicht mehr an die staubige Luft gewöhnt und begannen sofort zu tränen. Eine Kutsche rauschte an ihm vorbei und schleuderte Massen an Dreck in seine Richtung. Hustend wich er aus.

Komischerweise war Unterstadt in den letzten Tagen nicht gerade angenehmer geworden.

Die Geschäfte waren immer noch ramponiert, und jetzt, wo er den Vergleich im Schloss gesehen hatte, wirkte alles noch lebloser. Das Metall glänzte hier nicht, die Straßen waren voller Müll, und selbst der Himmel war in ein schwammiges Grau getaucht. 

»Frisches Obst aus den Plantagen der Königin! Frisches, königliches Obst!«

»Fisch, so saftig wie die heilige Frucht selbst! Kauft jetzt saftigen Fisch!«

»Wunderschöne Krawatten für nur ein paar Bronzemünzen! Bunt, schwarz, golden - Wir haben alles!«

Mit zusammengekniffenen Augen hielt Ravi sich die Ohren zu. Früher hatte er es faszinierend gefunden, was für Ideen die ganzen Händler hatten, um ihre Ware zu verkaufen. Jetzt hielt er diese dummen Lügen nicht mehr aus.

Wie konnte jemand auf so etwas überhaupt reinfallen? 'Obst aus den Plantagen der Königin'? Ja, sicher doch. Wieso verkauften sie nicht gleich die Königskrone selbst? Oder noch besser ein Haar des Kronprinzen, wenn sie schon dabei waren?

Ein paar Marktstände und aufdringliche Verkäufer später hatte Ravi es endlich zu seinem Ziel geschafft. 'Zum tanzenden Apfel', stand dort in goldenen Buchstaben auf dem schrumpeligen Holzgebäude. Seit er das letzte Mal hier gewesen war, hatten die Wände endlich etwas Farbe bekommen, Girlanden und Blumen standen um den Eingang herum. An einer zerkratzten Tafel hangen allerlei Zettel, von Suchplakaten bis hin zu angeblich besonders billigen Angeboten.

Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er daran dachte, wie Coco ihm jahrelange vorgeschwärmt hatte, wie toll ihre eigene Taverne werden würde. Und wie glücklich sie alle gewesen waren, als sie die angemalte Tür dann zum ersten Mal aufgestoßen hatten.

»Ravi? Bist das wirklich du?«, fragte jemand hinter ihm. Grinsend drehte er sich um und sah in die weit aufgerissenen Auge einer jungen Frau, deren kohlschwarze Haare in alle möglichen Richtungen abstanden. Sie trug noch ein paar mehr bunte Halsketten als an dem Tag, an dem sie sich verabschiedet hatten.

»Wer weiß? Vielleicht bin ich auch nur ein Auftragsmörder, der sich verkleidet-«

»Okay, du bist definitiv Ravi«, lachte sie. Eine Sekunden später keuchte er auf, als sie ihn grinsend umarmte. Sie reichte ihm zwar nur bis zu den Schultern, könnte aber wahrscheinlich trotzdem alle seine Knochen in Teile zerlegen.

»Das ist kein Grund mich umzubringen«, murrte er leise. Coco lachte und drückte noch fester zu, bis es tatsächlich leise knackte. Stöhnend taumelte er einen Meter zurück, als sie ihn losließ. »Ich glaube meine Rippen sind gebrochen-«

»Sicher. Und jetzt komm. Crell wird sich bestimmt freuen!«, frohlockte sie, packte ihn am Ärmel und zog ihn hinter sich her. Widerspruch wurde hier noch weniger geduldet als im Königshaus. Selbst als er über die Stufen stolperte und fast hingefallen wäre, zeigte sie keine Gnade und schleifte ihn weiter hinter sich her. Drinnen angekommen sackte er auf dem erstbestem Stuhl zusammen.

»Was ist denn los, Ravi? Vor einer Woche warst du aber noch nicht so zerbrechlich. Haben die dir im Schloss irgendetwas eingeflößt?« Die ehrliche Sorge in ihrem Gesicht ließ ihn leise auflachen. Großer Fehler, wie sich gleich darauf herausstellte. Schmerzverzerrt strich er über den neuen blauen Fleck. Cocos Begrüßungsgeschenke waren wirklich gewöhnungsbedürftig. 

»Nein, haben sie nicht. Vielleicht bist du stärker geworden?«, vermutet er. Während Coco ihre Arme musterte, sah er sich etwas verzweifelt um. Die gewisse Person, die ihn vor einer weiteren Umarmung retten könnte, war gerade jedoch nicht in Sichtweite. Jetzt hätte er wirklich gerne über Gedanken kommuniziert.

Mit einem unschuldigem Blinzeln fragte er: »Wo ist eigentlich Crell? Müsste er nicht auch hier arbeiten?«

Leider erkannte Coco sein Ziel sofort und schüttelte tadelnd den Kopf. »Na, na, Ravi, willst du etwa vor mir fliehen? Das kannst du vergessen. Crell wird nicht kommen um dich zu retten!«

Er hätte fast aufgeschrien, als sie ihn noch einmal grinsend umarmte. Nach einer Minute ergebnislosem Strampeln erschlafften seine Glieder und er hang nur noch leblos in ihren Armen. »Jetzt bin ich endgültig tot, Coco. Du hast mich kaputt gemacht.«

»Ach komm. Ein paar Minuten hältst du schon noch aus, mein Lieber.«

Ein Stöhnen und mehrere Knackgeräusche später, entdeckte Ravi plötzlich einen weißblonden Haarschopf in der Menge. Zu geordnet, um aus Unterstadt zu sein, aber gleichzeitig auch zu chaotisch, um woanders herzukommen.

»Crell! Rette mich!«, rief er in einem letzten verzweifeltem Versuch, zumindest ein paar seiner Knochen zu retten. Coco drückte noch fester zu, er röchelte er     stickt. »Hilfe«, brachte er wimmernd hervor. Doch niemand hörte ihn.

Dachte er zumindest, bis plötzlich eben der junge Blondschopf vor ihm stand, nachdem er gerade gerufen hatte. Er sah so aus als ob er sich nicht zwischen vollendeter Verwirrung und stürmischer Wiedersehensfreude entscheiden könnte, und so legte er einfach nur den Kopf schief und lächelte.

»Ravi. Wie schön dich zu sehen. Wie geht es dir?«

Ungläubig zeigte er mit dem Finger auf Coco, bevor sein Arm sofort wieder in die Umarmung zurückgedrückt wurde. »Sieht man das nicht? Ich sterbe gerade! Jeder Knochen in meiner Körper wird zerbrochen! Meine Organe werden zermalmt! Sämtliches Blut wird gleich aus meinen Körper rausspritzen-«

Coco drückte einmal fest zu, und sein Wortfluss verstummte abrupt. Stattdessen hustet er nur noch. »Sei leise. Du verscheuchst noch unsere Gäste.«

Glücklicherweise schien sie jetzt genug mit ihrem Oper gespielt zu haben und ließ ihn gehen. Fast direkt stand er taumelnd auf und sprintete hinter Crell. Ängstlich lugte er über dessen Rücken. »Sie macht mir Angst, Crell.«

Obwohl er sein Gesicht nicht sah, konnte Ravi sich seine hochgezogenen Augenbrauen gut vorstellen. Coco dagegen grinste noch diabolischer als davor. »So soll es sein, Sundew, so soll es sein.«

Ein paar Sekunden sahen sie sich alle äußerst ernst an, dann hielt keiner es länger aus und alle brachen in fast schon hysterisches Lachen aus. Jetzt waren die Gäste wirklich verstört, zumindest sagte das ihr Gesichtsausdruck. Gut, dass das hier nicht seine Taverne war.

»Aber jetzt mal ehrlich: Wie geht es dir, Idiot? Ist das Schloss so voller Gold und anderen schönen Dingen wie alle sagen?«, fragte Coco, während sie zu dritt hinter den Tresen ging. Crell begann sofort wieder Gläser zu putzen. Seine Seelenverwandte hingegen war sich auf einen Hocker und griff nach einem halbvollem Bierglas.

Ravi setzte sich ebenfalls und verzog das Gesicht, als er das Gebräu in dem Glas vor sich sah. Schon jetzt vermisste er den Tee aus ganzer Seele. »Ja, ist es wirklich. Aber das ist alles niet-und nagelfest. Klauen kann man auf jeden Fall nichts.«

Coco wirkte beinah schon enttäuschte. Crell hingegen seufzte erleichtert und nahm seiner Partnerin nebenbei ihr Glas weg, was ihn einen bösen Blick kostete.

»Aber dafür kriegt man die ganze Zeit leckeres Essen«, schwärmte er und warf einen Seitenblick auf den Becher vor sich, »Und leckere Getränke. Tee zum Beispiel.«

Beide sahen ihn mit großen Augen an. Er hatte unter all den Adeligen schon fast vergessen gehabt, wie sich Stolz anfühlte, doch jetzt fiel es ihm wieder ein.

»Schmeckt Tee wie in den Geschichten? Süß und Fruchtig? Wie aus dem Himmel selbst?«, fragte diesmal Crell, ausnahmsweise mal nicht gelangweilt, sondern voller Aufregung. Ravi grinste verschwörerisch und zog etwas aus seiner braunen, etwas zerfledderten Ledertasche.

»Warum probiert ihr nicht einfach?«

Zwei funkelnde Augenpaare leuchteten ihn an. Nur knapp wich er einer weiteren Umarmung von Cocos Seite aus. »Du bist wirklich der Beste, Ravi!«, lobte sie fröhlich. Dann stupste sie die Kanne neugierig an. »Und da drin ist wirklich Tee? Sieht erstaunlich gewöhnlich aus.«

»Findest du?« Crell beugte sich vor uns strich über die goldenen Verzierungen auf dem silbernen Metall. »Also in meinen Augen sieht sie besonders aus. Verglichen mit den Kannen hier ist sie nämlich sauber.«

Ein gewisser Vorwurf schwang in seiner Stimme mit, und Ravi konnte sich gut vorstellen warum. Coco anscheinend auch, denn sie sah unbeteiligt zur Seite und spielte die Unschuldige. Dabei war es offensichtlich, was ihr Freund meinte, wenn man bedachte, dass er gerade Gläser abspülte und sie nicht.

Um einen Streit zu verhindern, schnappte Ravi sich schnell drei Holztassen aus dem Tresen und goss den Tee vorsichtig ein. Coco grinste ihn an. »Du gießt schon ein wie ein echter Prinz. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis du tatsächlich mit Krone hier herumrennst?«

Normalerweise hätte er nur abfällig geschnaubt, doch da er wirklich vor kurzem erst von einer Krone geträumt hatte, wurden seine Wangen jetzt leicht rot. »So dumm bin ich nicht. Die Leute hier würden mich in Sekunden zu Brei schlagen«, grummelte er. Crells Schmunzeln machte das Ganze nicht gerade besser. »Jetzt trinkt einfach, oder ich nehme das Zeug wieder mit!«

Gehorsam nahmen die beiden die Tassen in die Hand. Während Crell geduldig wartete, kippte Coco sich den Inhalt ohne zu zögern in den Rachen. Erstickt hustend griff sie sofort nach einem Bierkrug. »Was ist das?! Wieso ist es warm?!«, würgte sie hervor. Diesmal versuchte Ravi nicht einmal, sein Lachen zurückzuhalten.

»Tee ist immer warm, meine Liebe. Hättest du halt nicht so ungeduldig sein dürfen.«

Sie sah ihn über die Kante ihres Kruges böse an, während Crell hinter ihr applaudierte. »Wie oft hast du dir die Zunge verbrannt, bevor du das wusstes, Ravi?«, fragte er mit dem belustigtem Lächeln eines Erwachsenen, der zwei Kindern beim Streiten zusah. Diesmal war es an Ravi, böse zu gucken.

»Überhaupt kein einziges Mal! Ich bin nicht so ungeduldig wie sie!«

Das war zwar keine Lüge, doch gleichzeitig auch keine Wahrheit. Er hatte sich nicht verbrannt, ja - aber nur weil Caden ihn gewarnt hatte. Schmollend beobachtete er Crell dabei, wie er seine Tasse elegant anhob und einen kleinen Schluck trank. Obwohl er seit fast 10 Jahren hier lebte, war seine fast schon hochnäsige Würde nicht verschwunden. Gleichzeitig verdrehten er und Coco die Augen.

Dann holte die junge Frau grinsend aus und schlug ihrem Partner einmal kräftig auf den Rücken.

»Coco!«, hustete er noch entsetzt, doch es war zu spät. Vor Schreck war ihm die Tasse aus der Hand geflogen und hatte sich einmal über seiner sonst so penibel sauberen Kleidung entleert. Erst versuchte er noch, die Flüssigkeit wegzuwischen, doch dann seufzte er resigniert und lehnte sich gegen seinen Stuhl. »Du bezahlst die Wasserkosten für die Reinigung«, murmelte er, nachdem er es endlich geschafft hatte, sein Husten zu stoppen.

Während Ravi die Beiden beobachtete, wie sie sich gegenseitig ärgerten und aufzogen, hoben sich seine Mundwinkel immer mehr. So fühlte sich Zuhause an. Warm, laut und immerzu mit glühendem Leben gefüllt. Seelenverwandte? Pah, das brauchte er nicht. Solange diese beiden Idioten hier waren.

»Leute, ich hab mal eine Frage.«

Coco legte den Kopf schief und hörte auf, an den Haaren ihres Seelenpartners zu ziehen. »Hau raus.«

»Was würdet ihr tun, wenn - nur rein hypothetisch, natürlich - euer Seelenverwandter ein Mörder wäre?«

Crell hob die Augenbrauen. Als ehemaliger Adeliger konnte er sicher eins und eins zusammenzählen und wusste, um wen es ging. Trotzdem antworte er schon nach ein paar Sekunden nachdenklichem Schweigen. »Ich würde die Seelenverbindung auflösen. Oder das Risiko gar nicht erst eingehen. Sicherheit geht vor, zumindest in meinen Augen.«

Für einen kurzen Moment strich sich ihre Blicke. Der Vorwurf in Crells Augen war unverkennbar. Dir scheint deine eigene Sicherheit ja nicht sonderlich wichtig zu sein, diese Worte lagen ihm sicher gerade auf den Lippen.

Schnell wandte Ravi sich ab und blickte stattdessen zu Coco. Ausnahmsweise war sie ruhig und starrte nur mit in Falten gelegter Stirn an die Wand. »Ich stimme Crell zu«, sagte sie kurze Zeit später, »Aber ich glaube es hängt davon ab, ob dein Mörder wirklich ein Mörder ist. Was, wenn er eigentlich ein guter Mensch ist und nur Pech hatte? Wäre es dann nicht unfair, ihn einfach zu verurteilen und ihm gar keine zweite Chance zu geben?«

Hier sah man wieder die starken Unterschiede zwischen den Unterstädlern und den Menschen aus dem Schloss. Crell, der zwischen aufrichtigen Bürgern mit augenscheinlich reinem Herzen aufgewachsen war, konnte sich nicht vorstellen, dass in einem Mörder auch etwas Gutes stecken konnte. Warum? Für ihn war jede Situation ohne Gewalt lösbar.

Doch in Unterstadt kam es fast täglich vor, dass jemand tötete. Aus Verzweiflung, aus Rache, aus Angst - Es gab so viele Gründe, und nicht einmal die Hälfte hatten irgendetwas mit Kaltherzigkeit oder Seelenlosigkeit zu tun. Natürlich wusste Coco, dass auch ein Mörder ein Unschuldiger sein konnte.

Seufzend legte Ravi den Kopf auf der dreckigen Tischplatte ab. »Das denke ich eben auch. Aber ich kenne den Mörder nicht genau. Ich weiß nicht, ob er unschuldig ist-«

»Er hat seinen eigenen Seelenverwandten umgebracht!«

In einem Umkreis von ein paar Metern verstummten sämtliche Menschen. Das Crell laut wurde, kam wirklich selten vor, besonders vor so vielen Leuten. Er räusperte sich. »Tut mir leid.« Kurze Stille. »Aber ... Du weißt selber, dass ich recht habe, Ravi. Ich hab seinen Seelenverwandten einmal getroffen, und es gab keinen Grund, ihn umzubringen. Natürlich, da war er noch jünger, aber trotzdem ...«

Ravi nickte. Er verstand zwar, was Crell ihm hatte sagen wollen, doch er wurde den Gedanken, dass irgendetwas an diesem Fall nicht stimmen konnte, trotzdem nicht los.

»Ich weiß. Prinz Adrian hat mir bereits erzählt, was sein Seelenverwandter für ein Mensch war. Lieb, nett, herzensgut, und so weiter. Aber was ich nicht verstehe: Selbst wenn er einfach seelenlos ist, was für einen Vorteil hätte es ihm gebracht, seinen hoch angesehenen Partner umzubringen? Alles was er davon hatte ist ein schrecklicher Ruf, und das wusste er sicher.«

Coco nickte und nahm einen Schluck von dem Bier, dass sie irgendwoher bekommen hatte. »Das frage ich mich auch. Auch für einen völlig herzlosen Menschen ist es nicht unvorteilhaft, einen guten Ruf zu haben. Er hatte überhaupt kein Motiv.« Kurz schwieg sie. Dann richteten sich ihre Augen auf Crell, der die Lippen verkrampft zusammengedrückt hatte. »Außer natürlich es gibt etwas, dass der Adel vor dem Rest der Welt geheim hält.«

Tiefe Falten bildeten sich auf Crells Stirn. »Selbst wenn, ich weiß es nicht! Ich bin seit 10 Jahren nicht mehr im Schloss gewesen, und selbst wenn ich da gewesen wäre, ich bin ein Hochverräter und offiziell tot! Wieso sollte ich irgendein Geheimnis kennen?!«

Diesmal mit einem sanften Lächeln lehnte sich Coco zu ihm rüber und strich liebevoll durch seine Haare. »Ich weiß, ich weiß, Sweetheart. Das war gar kein Vorwurf. Du hast nur die besten Kontakte, also hast du die besten Chancen, etwas herauszufinden.«

Obwohl Crell schon etwas ruhiger wirkte, schien er noch lange nicht überzeugt. »Und warum sollte ich mich in Lebensgefahr begeben, nur weil Ravi nicht an Fakten glaubt? Ein Mörder ist ein Mörder, besonders wenn er seinen Seelenverwandten umgebracht hat. Selbst wenn er Gründe hatte.«

Obwohl Ravi es immer noch nicht glauben wollte, hatte Crell eigentlich recht. Überlebte man den Tod seines Seelenverwandten, musste das bedeuten, dass man selber keine Seele mehr hatte. Sonst wäre diese vor Schmerz und Entsetzten zerrissen worden, was zum sofortigen Tod führte.

»Du hast ja recht. Crell. Aber ... du hast ihn nicht getroffen. Er ist ... «, fing Ravi an, realisierte dann aber, dass er nicht recht wusste, was er sagen wollte. Nett? Nein, Caden war nicht nett. Höflich? Das schon gar nicht. Und hilfsbereit? Vielleicht, doch auch eine etwas komische Art.

»Was? Sag mir nicht, dass du auf sein Schauspiel reingefallen bist, Ravi. So dumm kannst selbst du nicht sein.«

»Woher soll ich denn wissen, ob das überhaupt ein Schauspiel ist?«, fauchte er leicht genervt zurück und atmete einmal tief ein. »Genau das ist das Problem. Ich weiß nicht, ob ich auf seine Tricks reinfalle oder auf die aller anderen!«

Beide seine Freunde schwiegen kurz. Dann schob Coco ihm einen gefüllten Krug hin. »Trink erstmal was«, befahl sie und kippte sich den letzten Rest ihres Bieres in den Mund. Ravi seufzte und schob den Becher weg von sich.

»Würde ich ja gerne. Aber heute Abend habe ich ein Treffen mit dem Kronprinzen, und ich weiß nicht wie froh der ist wenn ich völlig betrunken bin.«

Mit großen Augen bettelte Coco ihn weiter an. »Ach komm, so wenig verträgst du jetzt auch nicht! Crell weigert sich schon, mit mir zu trinken, du darfst mich nicht auch noch enttäuschen!«

Während seine Seelenverwandte den Rest seines Satzes völlig ignorierte, starrte Crell ihn beinah schon entsetzt an. »Du hast was? Ein Treffen mit dem Kronprinz? Wieso?«, fragte er fassungslos.

Coco stöhnte auf und schnappte sich Ravis Glas. »Das mit dem Trinken wird heute wohl nicht mehr«, murrte sie, während sie einen großen Schluck trank. Ravi nickte entschuldigend und sah dann wieder zu Crell. Coco war nicht die richtige Person, wenn man über etwas ernstes reden wollte, und so rutschte er auf den Stuhl neben Crell.

»Er plant etwas, um Caden umzubringen. Und ich soll ihm helfen.«

Mit aufgerissenen Augen starrte Crell ihn an. Bevor er antwortete, musterte er noch einmal unruhig die Menschen in ihrem Umfeld. »Und du hast hoffentlich vor anzunehmen? Wenn du ablehnst, hast du nur einen weiteren, sehr mächtigen Feind. Und Caden wird dir wohl kaum helfen, den zu bekämpfen!«, flüsterte er angespannt.

Ravi seufzte und lehnte sich zurück. »Was glaubst du, warum ich euch vorhin über ihn gefragt habe? Ich weiß einfach nicht genau was ich tun soll.«

»Du hast keine Wahl.«

»Man hat immer eine Wahl!«, grölte Coco aus dem Hintergrund.

Crell schnaubte nur und schüttelte den Kopf. »Nein, was das angeht nicht, Ravi. Du spielst mit deinem Leben, Idiot.«

Obwohl seine Wort hart klangen, wusste Ravi, dass er sich eigentlich nur Sorgen machte. Als Kind des Adels wusste Crell sicher am besten, was mit jemandem passierte, der nichts ins System passte. Und trotz den vielen Unterschieden und Meinungsverschiedenheiten waren sie immer noch Freude, wenn nicht sogar Familie.

»Du hast recht«, gab er schließlich zu. Crell nickte, doch zufrieden sah er trotzdem nicht aus.

»Pass auf dich auf, Idiot. Nur weil ich sage das Caden hochgefährlich ist, heißt das nicht, das Prinz Adrian es nicht ist. Jeder da oben ist gefährlich.«

Ravi lächelte und nickte. Und weil es sich gerade anbot, machte er einen Schritt nach vorne und umarmte Crell auch einmal. »Ich schaff das schon. Macht euch keine Sorgen.«

Wann hatte er angefangen, selbst seine besten Freunde zu belügen?

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