Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

0 | Ketten

Er verstand erst, was er getan hatte, als ein stechender Schmerz durch seinen Körper schoss. Zitternd sank er auf den Boden, die Hände an seine Brust gedrückt. Irgendetwas riss an seinem Herz, wie eine Kette, die kurz vorm Zerbrechen stand. Tränen flossen über seine Wangen, während er sich zusammenkrümmte.

Es sollte aufhören. Jetzt. Diese Ketten, die ihn all die Jahre gefesselt hatte, sollte endlich zerbrechen. Dann würden die Schmerzen aufhören. Dann würde alles aufhören. Ein Schrei entwich seinen Lippen. Ohne es wirklich zu wollen, klammerte er sich an den Arm dieser einen Person, die leblos neben ihm lag.

Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen.

Das hier war nicht umsonst. Wenn es vorbei war, wenn die Ketten gebrochen waren, war er frei. Nur noch ein bisschen, nur noch ein wenig Schmerzen, dann war es geschafft. Wimmernd rutschte er näher zu dem Körper. Als er eine Hand hob, war sie rot.

Seine Fingernägel bohrten sich in kalte Haut, als die Keten sich ein letztes Mal mit aller Kraft zusammenzogen. Nicht mehr als ein ersticktes Keuchen brachte er hervor, als sein Herz zerrissen wurde. Das war der Tod. Nein, es war schlimmer als der Tod. Es riss, stach, bohrte und schnitt gleichzeitig. Tränen, schwarz wie der Himmel draußen, rollten aus seinen Augen. Das Blut der Seele.

Und dann war es plötzlich vorbei.

Die Schmerzen ebbten nicht ab, sie verschwanden einfach. Als sie zerbrachen. Als die Ketten zerbrachen. Endlich. Es war vorbei. Er hatte es geschafft. Die Ketten waren gesprengt. Frei. Er war frei.

Freiheit fühlte sich nicht so an, wie er geträumt hatte.

Dort, wo früher immer Gedanken, Gefühle und Liebe eines Anderen gewesen waren, war jetzt eine schwarze, alles verschluckende Leere. In dem Moment, in dem der letzte Funken Wärme aus dem Körper vor ihm verschwand, verschwand auch die kleine Flamme, die ihn immer warm gehalten hatte. Sie ging nicht aus, weil kein Brennstoff mehr da war. Sie zerbrach in tausend Splitter, die unmöglich wieder zusammengesetzt werden konnte. Sie war weg. Für immer.

Zitternd richtete er sich auf und sah auf seine Hände. Das Blut, das dort klebte, würde nicht wieder verschwinden. Da war er sich sicher. Genau wie die schwarzen Flecken an seinen Fingerspitzen, der Beweis dafür, dass seine Seele zerbrochen war. Sei Leben als Prinz war vorbei. Jetzt war er ein Mörder.

Mit einem letzten schmerzverzerrtem Keuchen zwang er sich dazu, aufzustehen. Der Körper vor ihm war tot, doch trotzdem traute er sich nicht, ihn anzusehen. Zu viel Angst hatte er davor, dass die Leiche doch wieder aufstehen würde. Dass es doch noch nicht vorbei war. Allein bei dem Gedanken zog sich seine Lunge zusammen und machte es schwer zu atmen.

»Mein Prinz! Geht es Ihnen gut?«

Vor Schreck sprang er zur Seite, rutschte aus und fiel. Im letzten Moment erwischte er noch die Bettkante neben sich und zog sich wieder auf die Beine. Das war zu schnell. Viel zu schnell. Er musste hier weg. Wenn sie ihn so sahen, blutüberströmt und gezeichnet mit dem Mal der Gebrochenen, würden sie ihn hinrichten. Und er wollte nicht sterben. Nicht nach allem, das er getan hatte, um endlich frei zu sein.

»Ja, mir geht es gut«, rief er in Richtung Tür. Seine Stimme zitterte nicht, kein bisschen. Wann war er so ein guter Lügner geworden? Hatten ihn die letzten Jahre wirklich so verändert?

Stumm schlich er zum Schrank, zog sich einen Mantel über und suchte seine Schuhe heraus. Als er das Seil aus seinem Versteck ziehen wollte, rutschte es ihm aus der Hand und viel auf dem Boden. Die dicken Fasern färbten sich dunkelrot und waren unangenehm klebrig, als er sie wieder hochnahm.

»Sind Sie sicher? Darf ich kurz reinkommen?«

Das Misstrauen in der Stimme des Bediensteten war unüberhörbar. Sein Atem beschleunigte sich langsam wieder. Er musste hier weg. Sofort. Obwohl er ein Prinz war, würde sicher keiner der Diener hier scheuen, in sein Zimmer einzubrechen. Und dann ... dann müsste er es noch einmal tun. Schluckend sah er auf das Messer in seiner Hand.

Für die Freiheit. Das war alles nur für die Freiheit.

Ohne zu antworten ging er zur Tür und drehte den Schlüssel. Keine Sekunde zu früh. Er hörte noch, wie jemand an der Klinke zog und leise fluchte. Dann hatte er das Fenster aufgerissen und sein Seil festgebunden.

Sobald er unten war, würde er verschwinden. In einer Stadt wie dieser, in der es mehr Bewohner als Ratten gab, war das kein Problem. Und obwohl er ein Prinz und Zweiter in der Linie der Thronfolge war, würde niemand nach ihm suchen. In den ersten Tagen vielleicht, aber dann auch nur, um ihn zu bestrafen. Ihn, den Mörder. Das Monster.

Die Nachtluft war kalt und roch nach angebranntem Holz, Regen und Blut. Die Aussicht von seiner Fensterbank, die er schon so oft bewundert hatte, wirkte jetzt, wo er sie das letzte Mal sah, nicht halb so einladend wie sonst. Die vielen Lichter dort unten wirkten wie viele, kleine Augen, die ihn beobachteten. Die das Blut auf seine Händen sahen und sich kopfschüttelnd abwandten.

Das Seil schnitt unangenehm in seine Hände, als er langsam begann, zu klettern. Wie oft hatte er diese Nacht schon durchgespielt, in seinen Gedanken? Er wusste es nicht mehr. Alles, an das er sich erinnerte, war dieses drängenden Gefühl, dieser tiefsitzende Wunsch, zu fliehen. Jetzt, wo er wirklich dabei war, zu fliehen, wünschte er sich auf einmal nichts mehr, als die Zeit zurückdrehen zu können.

Trotzdem kletterte er weiter.

Ungefähr auf der Hälfte der Strecke hörte er über sich ein lautes Krachen. Er sah nach unten. Noch ungefähr eine Minute. Mehr brauchte er nicht. Zum ersten Mal in seinem Leben betete er, stumm und mit vor Anstrengung zitternden Armen. Er wollte nicht wieder zurück. Unter keinen Umständen. 

Das Geschrei über ihm wurde immer lauter, während unter ihm das Rauschen des Flusses zunahm. Die Strömung war stark, doch er war vorbereitet. Nicht umsonst hatte er sich nachts in den Wald geschlichen, um in den reißenden Gewässern der Wälder zu trainieren. 

Trotzdem konnte er einen leisen Schrei nicht unterdrücken, als er sich in das Wasser fallen ließ. Auf die Strömung war er vorbereitet, aber die Kälte war ein Faktor, an den er nicht gedacht hatte. Tausend kleine Messer stachen auf seine Haut ein, während er sich an einem Felsen festklammerte. 

Als er hoch sah, verschwand sein letztes bisschen Hoffnung. Zwei Wachen hangen an dem Seil und waren auf dem Weg nach unten. Es war naiv gewesen, zu glauben, das er entkommen könnte. Die Ketten waren zwar gesprengt, aber er stand immer noch hinter Gittern. Und das würde sich nie ändern.

Eine Träne der Frustration bahnte sich ihren Weg durch Blut und Staub und vermischte sich mit dem Flusswasser. Er hatte alles getan, was in seiner Macht stand. Wirklich alles. Wieso reichte es trotzdem nicht?

Weil du nur du bist, hörte er jemand wispern. Ein Überrest der Seele, die mit seiner verbunden gewesen war. Er sah das hämische Grinsen seines Seelenverwandten. Für einen Moment war es, als ob dort oben nicht zwei Wachen stehen würden, sondern er.

Wasser riss an seinen Klamotten und drang in seinen Mund ein, als er sich abstieß. Für einen Moment war die Strömung so stark, dass er fast zur Seite gerissen wurde. Erstickt schnappte er nach Luft und hustete. Dieser Tod passte zu ihm. In Wasser, so eiskalt wie sein Herz, ertrunken.

Dann war es vorbei und er fiel auf den schlammigen Boden. Was im Wasser kleine Messer gewesen waren, waren jetzt brennende Pfeile. Keuchend zwang er seine Beine dazu, sich zu bewegen. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass sie direkt hinter ihm waren. Doch die schwere Rüstung, die jede Wache trug, würde den Fluss zu einem unüberwindbarem Hindernis machen. Er konnte es schaffen. Wenn er jetzt losrannte.

Mit Schmerzenstränen in den Augen hechtete er über das nasse Grass, den Blick auf den Boden gerichtet. Der Weg zur Stadt war kurz. Doch die Wachen hatte bestimmt schon allen Bescheid gegeben. Niemals würde man ihn passieren lassen.

Er schlug einen Haken zur Seite und rannte auf die Mauer zu, die das Schloss von dem Rest der Stadt abtrennte. In seinen Überlegungen und Tagträumen war es mehrmals passiert, das die Wache ihn entdeckte und er sich nicht durch Lügen durch das Haupttor schleichen konnte. Das war nichts, womit er nicht gerechnet hätte. 

Angekommen bei dem Baum, den er mit einem großen X markiert hatte, blieb er kurz keuchend stehen. Alles in ihm schrie nach einer Pause. Seine Muskeln, seine Knochen, seine Haut, selbst seine Gedanken konnten nicht mehr. Es war zu viel. Einfach zu viel. Vor Kälte und Verzweiflung zitternd lehnte er sich gegen die Rinde. Wenn er doch nur die Zeit einfrieren könnte, nur für ein paar Minuten. Nur für ein paar Minuten.

Erst die Schreie der Wachen und das Licht ihrer Fackeln ließen ihn wieder aus seiner Schockstarre erwachen. Sie waren hier. In der Nähe. Mit ihren Schwertern und wütenden Blicken, mit ihrem Hass und ihrer Abscheu. Auf wackeligen Beinen taumelte er zur Mauer. Das war nicht das erste Mal. Er hatte es geübt, tausend mal, jede Nacht. 

Splitter bohrten sich in seine Hände und hinterließen tiefe, rote Kratzer, als er sich die ersten Zentimeter hochzog. Blut lief sein Kinn herunter, so stark biss er sich auf die Lippen. Es tat weh. Aber das war nichts verglichen mit den letzten Stunden. Das hier war nur das letzte Hindernis, der letzte Wall der ihn noch von der Freiheit trennte.

Wieso kam ihm die Mauer plötzlich wie eine unüberwindbarer Berg vor?

»Hey, ich glaube, er ist darüber gerannt!«, hörte er die Wachen brüllen, so nah, dass er das Knistern ihrer Fackeln fast schon hören konnte. Er zwang seine Arme, sich weiter zu bewegen.  Die Hälfte war geschafft.

Er konnte das Gelächter der Stadtbewohner schon hören. Der Geruch von Essen stieg in seine Nase, linderte die Schmerzen zumindest für eine Sekunden. Ein Kiesel fiel nach unten, als er noch einmal beschleunigte. Langsam kehrte die Energie zurück in seine Glieder, als er an die schummrigen Gassen und lebhaften Tavernen dachte, die ihn auf der anderen Seite erwarteten. Freiheit.

Seine blutigen Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, als er sich die letzten Meter hochzog. Keuchend blieb er auf der Mauer liegen. Es war wunderschön. All die Unsicherheiten und Gewissensbisse verschwanden, als er die bunten Lichter der Stadt sah. Obwohl es Nacht war, strotze die Straße vor ihm nur so vor Leben. Es würde ein Leichtes sein, sich in dieser Masse zu verstecken.

Angestrengt richtete er sich auf. Neben ihm stand die Eiche, die ihm schon so oft dabei geholfen hatte, schneller nach unten zu kommen. Er streckte seine zitternden Finger nach dem ersten Ast aus.

Dann bohrte sich ein Pfeil in seine Hand.

Er schrie. Vor Schmerzen. Vor Angst. Vor Entsetzten. Blut spritzte in sein Gesicht und machte es schwer, etwas zu erkennen. Er taumelte. Alles verschwamm. Seine Hand griff ins Leere. Sein Fuß trat ins Nichts.

Er fiel. 

Zurück in die Dunkelheit. Weg von dem Licht, weg von der Freiheit, für die er alles aufgegeben hatten.

Niemand kam, um ihn zu retten, als er um Hilfe schrie.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro