Kapitel 10
Skeptisch klopfte ich auf das Bett unseres Zimmers. Aber wedelte sofort mit der Hand vor meinem Gesicht, als mir eine Staubwolke entgegen kam. Ich rümpfte meine Nase und drehte mich zu Julian. „Das ist ein Drecksladen."
Er seufzte und rieb sich die Stirn. „Beschwer dich woanders."
Trotz meines Missmutes lies ich mich auf das Bett plumpsen und sah mich um. Dieses Motelzimmer war das schäbigste was ich jemals gesehen hatte. Wenn man zu Tür rein kam lag man quasi schon auf dem Bett. Daneben war ein kleines Sideboard, was man als Kleiderschrank benutzen konnte. Meine zwei Koffer standen dort oben drauf, weil sie sonst im Weg stehen würden und Julian's Reisetasche hatte er unters Bett geknört. Mein Blick fiel auf den Spiegel der neben der Tür hing und ich musterte mich mit einem resignierten Seufzer. Mein ganzer Körper war mit Kratzern übersäht und mein Armani Oberteil hatte einige Blutflecken und kleine Löcher. Unauffällig hob ich mein Shirt etwas an und sah meinen Bauch an. Winzige Splitter steckten noch in meiner Haut. Ich biss mir auf die Lippe und versuchte die einzelnen Glasstücke rauszuziehen. Das tat mehr weh als man denken würde. Nach dem zweiten Splitter lief mir die erste Tränen über die Wange. Reiß dich zusammen, Emerald, ermahnte ich mich in Gedanken.
„Leg dich hin. Ich mach das schon."
Ich nickte und tat das was er mir gesagt hatte. Das war ein verdammter Alptraum. Ich sollte eigentlich auf der Veranda meiner Mutter sitzen, einen Mimosa schlürfen und den Fluss beobachten, der glitzerte wie die Diamanten meines Tiffany Rings. Ich hätte mit meiner Mutter zu ihrer blöden Pilatesstunde gehen können und dem attraktiven Nachbarn beim Basketball spielen zu sehen. Sogar mit meiner Mom ein Gespräch über diese langweile Kleinstadt zu reden, in der sie wohnt, reden. Stattdessen versteckte ich mich irgendwo in der Wüste in einem versifften Motel - mit einem Kerl der mich nicht hasste, aber auch nicht mochte.
Na toll! Mein Bodyguard steckte jetzt genau so in der Scheisse wie ich und das war alles, wirklich alles, meine Schuld. Obwohl er wusste was er damals für ein Risiko eingegangen war den Job anzunehmen -nachdem das mit meinem alten Bodyguard Fabian passiert war, hatte er sich trotzdem dazu entschieden. Er hatte wahrscheinlich nicht damit gerechnet vor einem verrückten flüchten zu müssen, während er auf einen Teenager aufpassen musste.
Während Julian die Splitter aus meinem Bauchbereich zog krallte ich mich in sein Shirt und unterdrückte die Tränen. Ich wollte, dass er dachte ich wäre stark.
„Hast du meinen Vater erreicht? Du hast nichts erwähnt."
Für einen kurzen Moment kam nichts. „Ja. Ich hab ihn von einem Telefon des Motels aus angerufen."
Ich kicherte gezwungen. „Mach es nicht so geheimnisvoll und sag mir was er gesagt hat."
Julian hielt inne und seufzte. Das war überhaupt kein gutes Zeichen, weshalb ich mich aufsetzte. Ich wollte ihm in die Augen sehen. „Dein Vater hält es für das beste wenn wir uns von zuhause fern halten und uns verstecken. Er will das wir nicht nachhause kommen und nicht anrufen, unter keinen Umständen."
„A-aber die Polizei könnte mich verstecken oder wir besorgen mehr Sicherheitsleute. Ich versteh das nicht. Warum will er mich nicht nachhause lassen?"
Julian wollte nach meiner Hand greifen, aber ich sprang auf. „Emerald..."
„Wieso?" Er schwieg. „Sag es mir, Julian."
„Er will nicht das die Presse davon erfährt. Die PR wäre schlecht für die Firma."
Autsch. Mittens in Herz.
Ich nickte bestürzt, mein Hände zu einer undurchdringlichen Kugel geballt. „Das kann ich verstehen. Die Firma kann wirklich keinen Rückschlag mehr erleiden."
Nachdem meine Mom zu einem anderen Mann gezogen war, wäre die Firma beinahe zu Grunde gegangen aufgrund der Schlagzeilen. Der Mann wird meistens als Böser der Geschichten dargestellt und so war es auch bei meinem Vater. Es hieß er hätte sie vertrieben. Dabei hatte sie uns im Stich gelassen. Aber die Presse legte sich alles so zurecht wie die es brauchten. Mein Dad hatte weniger Aufträge, weil sie ihn für einen schlechten Vater und Ehemann gehalten hatten. Aber die Interesse der Leute wurde irgendwann auf etwas anderes gelenkt. Nach einer Zeit wurde immer alles langweilig. Und dann ging es wieder Berg auf. Wenn die Presse erfahren würde das jemand in unser Grundstück eingebrochen war, dann würden sie sagen, dass er seine Tochter nicht vor einem einfachen Stalker schützen konnte. Um unser Haus war ein Zaun, wir hatten mehrere Sicherheitsleute im und ums Haus verteilt und hunderte Alarmanlagen. Für die Presseagenturen wäre das ein gefundenes Fressen.
Ich legte mich wieder hin und zeigte auffordernd auf meinen Bauch. „Mach weiter."
Das Gefühl von Julian's Händen an meinem Bauch beruhigte mich ein wenig. Jedes Mal wenn er mich berührte fuhr ein kleiner Blitz durch meinen Körper, ein angenehmer und süchtigmachender. Nach all der Zeit hatte er immer noch die selbe Wirkung auf mich. Wenn er wüsste was seine Berührungen mit mir anstellten.
Mit Fingerspitzengefühl entfernte er die restlichen Splitter und half mir dann mich aufrecht hinzusetzten. Ich sah an Julian's Körper hoch und wieder runter. „Bist du verletzt?"
Ein kleines Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. „Nur ein paar Kratzer. Nichts wofür ich mein Shirt ausziehen und mich von dir verarzten lassen müsste."
Ich verdrehte meine Augen, aber innerlich führte ich einen Freudentanz auf. Es war schon lange her seit Julian so mit mir gesprochen hatte. Seit langem stand irgendwas zwischen uns und ich hatte das Gefühl, dass wir so langsam wieder auftauten. Vielleicht könnten wir die Sache von damals vergessen und normal weiter machen. Denn eigentlich war Julian ein witziger und charmanter Kerl, aber in meiner Gegenwart war er seitdem einfach abweisend und gemein gewesen.
„Ich will dich auch gar nicht ohne Oberteil sehen. Keine Sorge."
Sein Mundwinkel zuckte und er kam mir mit seinem Gesicht immer näher.
In dem Moment als ich kontern wollte klopfte es an der Tür. Ruckartig stellte ich mich hin und sah alarmiert zu Julian. Er ging wachsam auf die Tür zu, beinahe tonlos. Hinten aus seinem Hosenbund holte er eine Pistole, weshalb ich die Luft anhielt. Oh Gott, hatte er einen Waffenschein?
Vorsichtig lauschte er an der Tür. Hatte er uns gefunden? Dann würde er doch nicht klopfen, oder? Hatte er auch eine Waffe, um uns beide zu erschießen? Scheisse! Meine Hände schwitzten und mein Herz klopfte laut gegen meinen Brustkorb.
Julian öffnete langsam die Tür und ich schickte ein letztes Stoßgebet an Gott, dass es ein schneller Tod sein würde.
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen! Freu mich über eure Meinung in den Kommentaren oder Privatnachrichten!
XOXO Katy
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