Blech
„Na komm schon!"
Egal wie viel Kraft ich Aufwand, die verdammte Tür klemmte einfach noch immer und auch wenn ich mich mit meinem gesamten Gewicht dagegen stemmte machte sie keinen mucks sich auch nur ansatzweise zu bewegen.
Ich hatte mir schon gedacht, dass es keine leichte Geburt werden würde, aber ich war nicht einmal fähig die Türe der Fahrerseite auf zu bekommen!
Mit beiden Händen klammerte ich an dem rostigen Türgriff, stemmte mein rechtes Bein gegen das Blech und drückte mich mit dem linken vom Boden ab.
Verzweifelt wie ein kleines Kind am Bein seines Vaters klammerte ich an der Tür und hing beinahe in der Luft.
„Na komm schon!"
Ich rüttelte und stemmte mich mit aller Kraft gegen die Tür.
Es tat sich nichts.
„Mmmmmmh! Komm schon! Bitte!"
Langsam aber sicher ging mir bereits jetzt schon die Geduld aus und ich war mehr als nur gereizt.
Mittlerweile hing ich tatsächlich am Türgriff und mit meinen Beinen gegen das Blech gestützt in der Luft um mich mit meinem gesamten Gewicht dagegen stemmen zu können.
Gerade als ich das Gefühl hatte dass sich etwas bewegen würde keimte die Hoffnung wieder in mir auf.
„Ja, ja komm schon.. bitte, bitte, aaah!"
Genau eine Sekunde lang hatte mein Herz einen Sprung gemacht und ungefähr genau so lange hatte es gebraucht bis ich auf dem harten Boden plumpste und den silbernen Metallgriff der Türe in meinen Händen hielt.
„Das gibt's doch nicht!"
Wütend pfefferte ich den Griff in die Ecke der Scheune und hörte nur noch das Blech eines Eimers scheppern.
„Na, na! So wird das aber nichts!"
Erschrocken drehte ich mich um und sah in zwei mir nur all zu bekannte Augen.
„Was du nicht sagst."
„Bist du immer noch sauer?"
„Bist du denn immer noch besoffen?"
„Du wirst das nie ablegen oder?"
Lächelnd sah er mich an und ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz sich darüber freute.
„Was meinst du?"
„Deine ewigen Gegenfragen."
„Vielleicht bin ich einfach neugierig?"
„Oder vielleicht bist du auch einfach extrem nervig?"
„Dann kannst du ja einfach wieder verschwinden."
Hatte ich mich gerade tatsächlich für wenige Sekunden gefreut ihn zu sehen?
Wenn ja, dann war das bereits wieder vergessen.
Ich hatte gerade echt andere Sachen im Kopf als mich mit Caleb auseinander zu setzen.
Trotzig machte ich mich auf die Suche nach dem weggeworfenen Türknauf und durchkämmte das Eck der Scheune nach ihm.
Ich fand ihn, beschloss aber ihn erst mal zur Seite zu legen und griff stattdessen zum Brecheisen.
„Wow, wow, wow! Das willst du nicht wirklich machen oder?"
„Hab ich eine Wahl?"
Frustriert starrte ich ihn an und wunderte mich, warum er noch immer hier war.
Überhaupt?
Was machte er eigentlich schon wieder hier?
„Man hat immer eine Wahl."
Offensichtlich verbrachte Caleb zu viel Zeit bei meiner Grams, jetzt fing er auch noch damit an zweideutig zu sprechen.
Für einen Moment schien die Zeit langsamer zu laufen, es war der Moment indem er nach der Brechstange in meiner Hand griff und wartete biss ich sie ihm überließ und nicht doch über den Kopf zog.
„Gute Entscheidung."
Zufrieden legte er die Stange auf den alten Barschrank und begutachtete mein Werk an der Stelle wo vor wenigen Minuten noch der griff montiert war.
Er sah sich um, ging wie fokussiert durch die Scheune sammelte sich einige Werkzeuge zusammen, unter anderem einen dünnen Schraubenzieher und einen Draht.
Wie ein Einbrecher kniete er sich an das Schloss und wenige Sekunden später knackte die Türe auf.
Das war wie Musik in meinen Ohren und ich konnte nicht anders als ihn verwundert anzusehen.
„Siehst du. War garnicht so schwer."
Gerade hätte ich ihm noch um den Hals fallen können, dafür das er mir geholfen hatte, nachdem er mich jedoch mit diesem arroganten Grinsen musterte war dieser Gedanke schnell verflogen.
„Wenn du das sagst."
Mit einem Schulterzucken ließ ich ihn stehen und beugte mich in das Auto um den Hebel für das öffnen der Motorhaube zu betätigen.
„Was war das eigentlich für 'ne Aktion mir Zac?"
Verwundert über den direkten Themenwechsel kletterte ich wieder aus dem Auto und sah ihn an.
„Was war das für 'ne Aktion mit Stacy?"
„Du tust es schon wieder?"
„Was meinst du?"
„Du weißt ganz genau was ich meine."
„Seit ihr zusammen?"
Die Frage war schneller raus als ich mir Gedanken darüber hätte machen können, auch Caleb war offensichtlich nicht darauf vorbereitet gewesen.
Aus irgendeinem Grund hoffte ich dass er die Frage mit einem Nein beantworten würde, dabei sollte es mir doch egal sein was er und Stacy taten.
Oder?
„Keine Ahnung."
War alles was er dazu sagte.
„Keine Ahnung?"
Fragte ich ungläubig nach.
„Aber man muss doch wissen ob man mit jemanden zusammen ist oder nicht?"
„Achja? Bist du denn mit Zac zusammen?"
„Nein."
Es fühlte sich gut an eine Antwort auf die Frage zu haben.
„Also knutscht du einfach so mit irgendwelchen Typen vor der Schule rum?"
An seinem provokanten Grinsen wusste ich, dass Caleb gerade so richtig in Fahrt kam und war um ehrlich zu sein etwas erschrocken und traurig vor dem was er von mir dachte.
„Nein? Außerdem war das nicht einfach irgendein Typ!"
„Stimmt, verzeih mir."
Er räusperte sich und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen.
„Es war ja Zac."
„Eifersüchtig?"
Mit dieser Frage hatte er definitiv nicht gerechnet.
Als hätte ich ihm eine Backenpfeife verpasst, stand er da und sah mich mit aufgerissenen Augen an.
„Das hättest du wohl gern."
Eisern hielt ich seinem Blick stand, auf alles gewappnet legte ich mir bereits die nächsten Verbalen Waffen auf die Zunge um ihn im Fall gut kontern zu können, da klingelte sein Handy und zwang ihn als erstes den Blickkontakt zu unterbrechen.
„Was?!", fauchte er in den Lautsprecher ehe er die Augen verdrehte, sich von mir abwand und zurück zu seinem Auto lief.
Erst als die Staubwolke verebbte, die er bei seinem stürmischen Abgang aufgewirbelt hatte, entspannte ich mich wieder und hatte nicht einmal bemerkt wie ich mir die Fingernägel in die Innenseite meiner Handfläche gedrückt hatte.
Hellrosa Halbmonde zierten die Innenseite meiner Hände und erinnerte mich an das was ich eigentlich vorgehabt hatte.
Auch wenn mir klar war, dass ich nicht alles reparieren konnte, sollte ich jedoch damit beginnen wenigstens eine Sache versuchen zu reparieren.
Blech konnte rosten,
Aber wie sah es mit dem Herzen aus?
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So im etwa habe ich mir Smilla beim
Restaurieren des Wagens vorgestellt 🙈
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