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Aufmachen!

"Schminke ist Teufelszeug!", fluchte Hanna lautstark. Wütend feuerte sie den Eyeliner, den sie sich seit fünfzehn Minuten vernüftig zu ziehen versuchte, in die andere Ecke des Raumes.
"Nicht anfangen zu weinen." Kutcher hob ihr Kinn an; sie musste ihn ansehen, ihr blieb keine Wahl. "Max ist das scheißegal. Wasch den Kram einfach runter, klatsch dir eine stinknormale Creme drauf, fertig." Er bugsierte sie ins Badezimmer. Hanna sträubte sich nicht. Heute traute sie jedem mehr als sich selbst, sogar Kutcher, der sich aus Langeweile bei ihr eingenistet und die gestrige Nacht auf ihrer Couch verbracht hatte. Die Jungs wären ihm auf Dauer zu öde, hatte er lapidar erklärt.
Er war live Zeuge davon geworden, wie Max abends anrief, um zu fragen, ob ihr "Döner vs. Thai"-Treffen noch stand. Und von Hannas Freudentänzchen, das sie danach aufgeführt hatte.
"Philipp, wie schrecklich bin ich gerade, auf einer Skala von eins bis zehn?"
"Zehn", drehte er den Wasserhahn auf und wies sie streng an, ihr Make Up zu entfernen.
"Das letzte Mal konnte ich mich über diese hohe Bewertung seitens Nico freuen", lächelte sie.
"Die Bewertung von Aufmachen! Nico Linke, von 1&1? Fiel die also genauso negativ aus?", packte er grinsend ihren Hinterkopf und drückte ihn runter ins Waschbecken.
"Das ist eine super Punktzahl, äußerst positiv. Nur echte Freunde ziehen dich in den Dreck, ihr seid toll", lachte sie, während sie ihr Gesicht mit klarer Flüssigkeit benetzte.
"Wir sind toll? Ich bin um Längen besser als diese Spasten", korrigierte er sie emotionslos.
"Das denkt jeder von euch Höhlenmenschen", behauptete sie kühn und kassierte einen Klaps auf den Arm für die Frechheit.
"Ich bin der narzisstische Arsch, verstanden?!", fuhr er sie an.
"Ja, is' ja gut. Ruhig, Kutchi", versuchte sie ihn zu besänftigen. Sie schnappte sich ihre getönte Tagescreme. Auf die Magie eines ausgeglichenen Teints zu verzichten, wäre ihr zu viel gewesen. Ihre Wangen waren von Natur aus kirschrot, wie ihre Nasenspitze, was sie immer ein bisschen verschnupft aussehen ließ, wenn sie ungeschminkt blieb.
"Jetzt fasst du nichts mehr an, was dein Gesicht noch in letzter Sekunde ruinieren könnte!", zerrte er sie wieder aus dem Bad raus, während sie noch am Verreiben der Creme war. Ganz ohne ausgeglichene Farbe traute sie sich nicht raus, vor allem nicht zu einem Date. War das eins, was sie gleich vor sich hatte?
"Wie sehe ich aus?", drehte sie sich vor dem großen Spiegel in ihrem Flur. Nico hatte ihr freundlicherweise verraten, dass es seinen Mitbewohner abtörnen würde, wenn sie sich zu sehr für ihn auftakelte. Sie hatte das, was ihr bester Freund als gepflegte Erscheinung betitelte,  ihrer Meinung nach perfekt umgesetzt. Ihre Haare waren nach dem Duschen am Morgen in Wellen getrocknet und sie erweiterte ihr gedankliches Lookbook um einen neuen Eintrag: Ein schlichtes helles Bandshirt mit abgeschnittenen Ärmeln, ihre grauen Lieblingsjeans im Boyfriendschnitt, an den Füßen klassische Chucks. Das filigrane Silberkettchen, das ihren Hals sowieso immer zierte, rundete das Gesamtbild ab. Hanna konnte ein wenig Eitelkeit, die sie ausmachte, nicht abstreiten; sie war allerdings stets darum bemüht, es nicht zu übertreiben.
"Wie jeder von Max' feuchten Träumen", gewährte Kutcher ihr das gefischte Kompliment und schob sie ungeduldig zur improvisierten Garderobe, wo ihre beige Cordjacke von einem Haken baumelte, dessen Schraube schon dreiviertel rausgedreht war. Hanna wartete Tag für Tag nur darauf, dass er von der Wand fallen würde. Sie ließ sich von Philipp in die Jacke helfen, dann zog er seine eigene an. Augenblicke später waren sie auf und davon.

"Fuck, ich zittere", klammerte sie sich an ihn.
"Ihr wollt unmissverständlich klären, wessen Lieblingsessen das beste ist. Reiß dich gefälligst zusammen, du kannst nicht ängstlich in diesen Kampf gehen, Max kann Angst erschnüffeln!", schüttelte er sie.
"Ähm, Kutcher, lässt du bitte Hanna los?" Nico stand im Türrahmen, schräg über ihnen.
"Du kannst kein Stück ernst gucken, Ni-Chan", stellte Hanna wie eh und je, wenn er es versuchte fest.
"Ehrlich, Sola, was kannst du eigentlich?", lästerte Philipp sofort mit.
"Die bessere Performance bei LoL abliefern", feuerte Nico zurück.
Kutcher fasste sich tief getroffen ans Herz.
"Ihr seid beide Lappen", tönte es aus der Wohnung.
Die kribbelnde Gänsehaut von letzter Woche breitete sich auf Hannas ganzem Körper aus.
"Viel Spaß, Han-Chan", tauschte Nico mit ihr den Platz und trat an ihrer Stelle neben Philipp ins Treppenhaus. Die beiden wollten die Spandauer Altstadt unsicher machen.
"Für Schweinkram bleibt ihr bitte in seinem Zimmer, ja?", zwinkerte ihr bester Freund zum Abschied.
"Verpiss dich, Sola", knurrte Max von hinten. Seine Haare waren noch nass und tropften, er steckte in einer Jeans und einem Eskimo Callboy T-Shirt. Es war simpel, aber das störte Hanna nicht.
"Bis später", lachte Nico. Kutcher winkte Hanna und im nächsten Moment waren sie verschwunden.
"Hey", zog Max sie in eine feste Umarmung. Wasser prasselte auf sie herab.
"Hi", begrüßte sie ihn ebenfalls. "Du regnest", gluckste sie.
"'Tschuldige", lächelte er. "Ich bin schlecht vorbereitet, wir müssen einkaufen gehen. Willst du was trinken? Du müsstest fünf Minuten warten, bis ich fertig bin."
"Gerne. Habt ihr Cola? Oder irgendwas anderes Zuckerlastiges."
"Na, komm", gestikulierte er in Richtung Küche. Sie folgte ihm. "Wieso willst du einkaufen? Ich dachte wir bestellen beim Lieferdienst."
"Nee, wo ist denn da die Challenge, wenn wir nicht selbst kochen?", knuffte er sie in die Wange, was sonst eigentlich höchstens Hannas Oma wagte.
"Ey!", schubste sie ihn weg.
Max nahm ein Glas vom Regal und holte die Cola aus dem Kühlschrank. Er schenkte ihr ein und sie trank.
"Darf ich?", sah er sie fragend an. Sie nickte eifrig, hatte das Glas noch nicht von den Lippen genommen: "Tu dir keinen Zwang an."
Er leerte das Gefäß. "Nimm dir davon, wenn du noch was möchtest", zeigte er auf die Flasche. "Bin gleich da."
Der Föhn ging an. Als Max zurückkehrte war er ordentlich frisiert.
"Kutcher hat bei dir gepennt, hat er mir geschrieben", leitete er unschuldig ein Gespräch ein und nahm seinen Schlüssel aus einer Schale am Eingang.
"Eifersüchtig?", wackelte sie mit den Augenbrauen. Max gähnte desinteressiert.
"Nachmittags ist er bei mir reingeschneit. Wir haben unsere mühsam in der letzten Woche aufgebaute, tiefgehende Freundschaft durch Mario Kart zerstört. Er hat auf der Couch gecampt", erzählte sie.
"Er meinte, du hättest eine Ablage ausschließlich für jeden Scheiß rund um Harry Potter, eine Art Schrein", grinste er schief.
"Ich habe auch ein Fach ausschließlich für Eskimo Callboy CDs", schnipste sie gegen sein Oberteil.
"Langsam klingt es unglaubwürdig; zu sehr traumfrauenmäßig um wahr zu sein."
"Du solltest zu mir kommen, dann kannst du dir alles selbst anschauen", beteuerte sie. "Ich wohne einen Kilometer von Freaks4YouGaming entfernt, falls Nico dir das noch nicht gesagt hat. Ausreden gelten nicht."
"Mach ich."
"Versprochen?"
"Versprochen", hielt er ihr den kleinen Finger hin und sie verhakte ihn mit ihrem.

Bei BOLU wollten sie die Zutaten für das Halloumi holen, das Max geplant hatte.
"Schiebst du mich im Einkaufswagen?", fragte sie und hüpfte wie ein Flummi auf und ab.
"Nur wenn du mich im Asiamarkt schiebst", erwiderte er.
"Du passt in einen Einkaufswagen? Dafür bist du ein viel zu langer Lulatsch, Knabe", musterte sie ihn skeptisch.
"Ich kann die Beine einziehen, das geht", versicherte er ihr.
"Trotzdem, erst ich", kletterte sie in den Metallkäfig. "Volle Fahrt voraus!"
"Aye, aye!" Max rannte los. Die Geschwindigkeit ließ Hanna lachen und ihre schillernden Haare hochwehen, sie riss die Hände in die Luft wie auf der Achterbahn.
Vor dem Kühlregal bremsten sie. Hanna angelte den Käse raus, den sie brauchten, Max kümmerte sich in der Zwischenzeit um den Salat. Die Leute, die an dem Wagen vorbeiliefen, in dem er sie hatte sitzen lassen, um das Gemüse zu besorgen, guckten sie komisch an. Sie senkte das Kinn auf die Knie. Kaum war Max mal zehn Sekunden fort, fühlte sie sich unwohl in ihrer eigenen Haut. In seiner Nähe konnte sie zur Abwechslung mal wirklich sie selbst sein, kindisch und lebhaft.
"So."
Tüten mit Tomaten und Zwiebeln, eine Gurke und der Salatkopf purzelten in ihren Schoß.
"Raus da", forderte er sie auf. "Uns fehlt noch 'ne Menge und neben dir fetter Sehkuh ist im Wagen kein Platz."
Hanna schnalzte missbilligend mit der Zunge. Widerwillig verließ sie ihren mobilen Posten und schaute auf Max' Handy, wo die restlichen Sachen auf einer Einkaufsliste standen. Er schlang seinen Arm automatisch um ihre Taille, wandte den Blick allerdings nicht vom Screen. Sie genoss die Berührung und lehnte sich leicht an ihn. "Hast du irgendwo Joghurt gesehen?", fragte er sie. Suchend scannten ihre Augen die Kühlabteilung. Der Joghurt befand sich unmittelbar neben ihnen. Hanna griff danach und legte ihn in den Wagen. Max' Hand verweilte auf ihrer Hüfte. "Knoblauch fehlt", erinnerte er sich und löste sich von ihr. "Holst du die Kräuter?"
"Ja", huschte sie davon. Sie war gerne verknallt, es prickelte im Bauch, selbst bei solchen Winzigkeiten. Hanna lächelte in sich hinein und sammelte die benötigten Kräuter ein.
An der Kasse zahlte er, bevor sie Einwände erheben oder auch nur ihr Portemonnaie zücken konnte.
"Ich werde Geld bei dir lassen", drohte sie. "Sobald du es endeckst, wirst du nicht mehr wissen, wofür es war", prophezeite sie.
"Was machst du, wenn Sola es findet?"
"Dann schneide ich ihm die Eier ab", entschied sie.
"Welche Eier?"
Hannas Mundwinkel zuckten unwillkürlich und sie lachten gemeinsam, sodass die Leute wieder was zu glotzen hatten. Humor auf Kosten anderer, aber nie süffisant; Hanna hatte in Max wirklich ihr Gegenstück gefunden.
Im Asiamarkt lief es ähnlich ab, nur dass sie ihn umgekehrt durch die Gänge kutschierte und sich dabei teilweise mit ernsthaften Schwierigkeiten beim Lenken konfrontiert sah. Sie waren laut, krachten in Regale und fuhren einen Aufsteller mit Apfelschorle um. Irgendwann wurden sie doch von einem genervten Mitarbeiter ermahnt, der ihnen mit Hausverbot drohte, wenn sie ihren ADHS-Modus nicht runteregelten.
Scherzhaft ermahnten sie sich gegenseitig leise zu sein, sammelten die Zutaten für das Thai-Gericht zusammen und ahmten auf dem Heimweg die Grimassen der Menschen nach, denen sie sichtlich auf die Nerven gegangen waren. Das Spinnennetz der völligen Zufriedenheit webte sie wie in der Woche zuvor ein. Ihr Glück schien Hanna unantastbar.

Das Kochen wurde das reinste Chaos. Sie waren vollgeschmiert mit Soßen und tanzten unkoordiniert zur Musik, die Max angemacht hatte. "Ich kann mich nicht erinnern, je solchen Spaß beim Kochen gehabt zu haben. Oder allgemein", lachte Hanna, als Max sich Strohhalme in die Nase steckte. Er ließ es schließlich sein und setzte sich zu ihr, die heftig atmete, um ihren Lungen den essenziellen Sauerstoff zuzuführen, auf den Esstisch im Schneidersitz. "Der Kinobesuch war witzig", gab er zu bedenken.
"Ich meine zu zweit mit jemandem", präzisierte Hanna lächelnd. Die eine oder andere Anspielung konnte sie getrost wagen.
Max ließ die Stirn erschöpft auf ihre Schulter sinken und sie krauelte seine weichen, braunen Haare. "Du hast es eilig, hm?", murmelte er.
"Wie?" Sie wusste nicht, ob sie ihn akustisch verstanden hatte.
"Reden wir später, überprüfen wir lieber vorher, ob du eventuell kitzlig bist." Schon attackierte er sie gnadenlos und Hanna begann fast zu heulen vor lauter Lachen. "Aufhören!", wand sie sich unter ihm. "Max!", kreischte sie, bis sie vom Tisch kullerte und er sich besorgt über die Kante lehnte. "Alles okay bei dir?" Das schadenfrohe Grinsen machte keinerlei Anstalten, aus seiner Miene zu weichen.
"Hier unten bin ich in Sicherheit vor dir." Sie rollte sich auf den Bauch. "Boden, mein bester Freund!"
"Das sag ich Sola." Max umfasste ihre Taille und hob sie auf die Füße. Hanna schmollte mit großen Hundeaugen.
"Hier wird nicht gewinselt!", rief er sie zur Ordnung.
"Ja, Sir!", salutierte sie.
"Los, los! Kochen!", klatschte er in die Hände wie ein Feldwebel im Ruhestand und obwohl Hanna anfangs noch rumzickte, weil sie lieber weiter rumgealbert hätte, beschleunigte sein Befehl die Zubereitung.

Vierzig Minuten dauerte es, dann deckte Hanna den Tisch. Max häufte ihr Essen auf Teller und sie ließen sich zum Futtern nieder.
"Also", räusperte er sich.
"Guten Appetit", stach Hanna ihre Gabel in eine Möhre, die vor Currysoße triefte.
"Guten Appetit." Er holte Luft und stocherte auf seinem Teller herum. "Ich wollte die Gelegenheit heute nutzen und dich auf eine Sache ansprechen", nahm er Anlauf. "Du hast mich ganz schön überrumpelt vor einer Woche. Der Kuss auf die Wange war echt süß", lächelte er, "und du bist mir nicht aus dem Kopf gegangen. Ich verbringe gern Zeit mit dir."
"Merkt man", unterbrach sie ihn. Ihr Herz machte wilde Sprünge. So riesige, dass sie fürchtete, es würde ihr aus der Brust springen, wenn er weiter beschrieb, wie er ihre Nähe preiste. "Mir geht's genauso", drängten die Worte nach draußen. Sobald sie sich wohlfühlte, schämte Hanna sich für nix. Erst recht nicht für dieses verknallte Kribbeln in ihrem Bauch, das völlig selbstverständlich ansprang, wenn Max sich ihr widmete.
"Aber ich weiß absolut nicht, wohin das führen soll", seufzte er. "Hat Sola dir gesagt, warum meine letzte Freundin sich von mir getrennt hat?"
Hanna verneinte stumm.
"Ich arbeite viel, Nora war der Meinung zu viel. Selbst in meiner Freizeit streame ich oft. Das heißt, eigentlich gibt es sowas wie Freizeit gar nicht für mich. Fast alles, was ich tue, ist indirekt mit YouTube verknüpft."
War es jetzt das, was Nico gemeint hatte, als sie vor der Bar über Max sprachen? Hanna war verwirrt.
"Da sind wir einander ähnlich", beschwichtigte sie ihn trotzdem. "Du hast Nico doch gehört: Ich nehme mein Studium sehr ernst. Freizeit ist für mich ein Fremdwort geworden. Wann ich zuletzt ein Buch in der Hand hatte, das ich aus freiem Entschluss lesen wollte, weiß ich nicht mal mehr. Dauernd wälze ich Sekundärliteratur. Dabei ist das immer mein Hobby gewesen; zu lesen."
"Warum dann nicht Literatur? Wie kamst du überhaupt auf Regie?", lenkte er das Thema auf ihre unzweifelhafte aktuelle Priorität.
"Lustige Geschichte", trank sie einen Schluck Wasser. "Man sollte meinen, ich wäre ein großer Film-Fan, dabei stimmt das so nicht. Schlechte Filmadaptionen meiner Lieblingsbücher haben mich dazu gebracht. Ich fühle mich gewissermaßen berufen", zwinkerte sie ihm zu. "Und bei dir? Wann hast du dich entschieden Videos zu drehen?"
"Mir war langweilig, ich war neunzehn und hatte nix zutun."
"Hättest du dir je träumen lassen, dass es so durch die Decke geht?"
"Nein. Einmal hatte ich sogar vor alles hinzuschmeißen, aber Kutcher hat mich überredet weiterzumachen."
"Du musst ihm sehr dankbar sein", schätzte Hanna.
"Bin ich", bestätigte Max. "Bist du Nico für irgendwas dankbar?"
"Misstraust du unserer Freundschaft?", kniff sie die Augen zusammen.
"Würde ich mir nie anmaßen", hob er die Hände.
Hanna wurde unwillkürlich wütend. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn man Nico und ihr etwas vorwarf.
"Sieh her." An ihrem Silberkettchen baumelte treu das unverwüstliche Fotoamulett, das sie nun für ihn aufklappte. Max' reckte die Fingerspitzen, schreckte aber zurück, weil der kleine Anhänger so nah an Hannas Brust lag. Innerlich schrie sie Zeter und Mordio über seine prüde Verklemmtheit, in der nackten Realität umschloss sie sein Handgelenk und hielt ihm das Amulett entgegen, als wäre sie aus Stein gemeißelt, eine unbewegliche Statue. Im Bewusstsein, dass er sich nicht allzu bald aus seiner ungünstigen Lage würde befreien können, gab er nach.
"Ist er das?", fragte er erstaunt. Das aufgeklappte Amulett balancierte auf der Kuppe seines Zeigefingers. Dort war sein Mitbewohner in Miniatur abgebildet, jünger als zum jetzigen Zeitpunkt.
"Nico ist mit meinem Bruder, den du auf der anderen Hälfte siehst, die wichtigste Person in meinem Leben. Ja, ich bin Nico dankbar. Du kannst dir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was er alles für mich getan hat, und ich für ihn."
"Stehst du eigentlich auf Sola?", blickte er hoch.
"Argh, Max! Ich stehe auf dich, verdammt, auf dich!", platzte es aus ihr heraus.
Aus der Deckung hervorgelockt, schutzlos, biss sie sich beschämt auf die Unterlippe. Der Ausraster war ihr im nächsten Moment peinlich.
"Tut mir leid, ich musste das fragen", entschuldigte er sich.
"Musstest du nicht", starrte sie beleidigt aus dem Fenster hinter ihm.
"Es tut mir wirklich leid", berührte er zaghaft ihre Hand, doch sie entzog sich ihm.
"Du gibst mir das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben", erklärte sie und brachte es nicht über sich ihn anzuschauen. Seine grünen Augen hätten ihre eigenen wie Nadelspitzen durchstochen und sie wäre blind vor Liebe gewesen. Sie zweifelte - Sie war sich nicht sicher, was Max von ihr wollte, hinzu kam der Haken/Nicht-Haken, den Nico ihr verschwieg und von dem sie nicht sagen konnte, ob sie sich dem Risiko aussetzen wollen würde, dass mit diesem dubiosen Etwas verbunden war.
Sie mochte ihn, aber Max festzuhalten, um ihn zu verstehen, kam ihr so dämlich vor wie unter derselben Zielbedingung mit Wasser zu hantieren. War er es wert, dass sie ihre Zeit an ihn verschwendete? Seine Annäherungsversuche waren vielleicht keine. Hanna hatte nicht den Hauch einer Ahnung von dem, was in ihm vorging. Was wäre, wenn ihre Anstrengungen zu nichts führen würden? Womit die Frage geklärt wäre, wohin ihre Treffen führen sollten, die Max sich selbst schlecht beantworten konnte.
"Ich wollte dich kennenlernen", schaltete er sich plötzlich wieder ein. "Mit einer Intention, die du dir ja denken kannst."
"Sprich es aus", forderte sie ihn auf. Er wollte sie ins Bett kriegen. Hanna verdrehte innerlich die Augen.
"Du bist ein großes Mädchen, du weißt Bescheid." Jep. "Was soll ich tun, dich anlügen? Ich fühle mich geehrt, weil du offenbar etwas für mich empfindest, aber bloß weil es mir schmeichelt, kann ich das noch lange nicht erwidern. Du bist attraktiv, klug und bringst mich halb um den Verstand, wenn wir zusammen sind. Mein Herz klopft schneller. Wann immer ich mich verliebe, werde ich vorsichtig. Vor Ewigkeiten ging es mir mit einer anderen ähnlich wie mit dir. Damals hat es mir gezeigt, dass das Herz manchmal einfach schneller klopft, weil alles schneller geht, und es war die schmerzlichste Erfahrung, dich ich bis dato in Liebesangelegenheiten durchmachen musste. Du weckst Erinnerungen, das ist nicht deine Schuld. Es wäre mir nur wichtig, dass du akzeptierst, dass ich es gerne langsam angehen würde. Ich weiß nicht, was ich in Bezug auf dich fühle, um ehrlich zu sein. Eins weiß ich, und das ist, dass ich dir nicht wehtun will oder dir das Gefühl vermitteln will, du hättest alles falsch gemacht, das ist Quatsch." Er stand auf, umrundete den Tisch und wirkte ratlos, als er endlich vor ihr aufragte. Hanna erhob sich ebenfalls und schmiegte sich an ihn. Sie verharrten bestimmt fünf Minuten in der Umarmung. Schon fünf Sekunden, hatte sie im Internet gelesen, förderten das Vertrauen zwischen zwei Menschen nachweislich. Als sie sich voneinander lösten, ging es ihr besser und der Knoten in ihrem Hals, war verschwunden. Sie konnte nicht anders als ihre Zeit an Max zu vergeuden. Er hatte eine Ausstrahlung, nach der sie sich sehnte.
Ihre Teller waren leergegessen, sodass sie das Halloumi in Angriff nahmen, das auf der Anrichte bereitstand. Max beugte sich umständlich über Hannas Schulter, um ihre Portion an sie weiterzureichen, wobei seine Wange ihre streifte. Sie lächelten sich an, die Gesichter eng beieinander. Er stupste mit seiner Nasenspitze gegen ihre, bevor er einen normalen Abstand zwischen sie brachte. Hanna kicherte leise. "Wie war das noch gleich mit unserer Diskussion darüber, wer das leckerste Lieblingsessen hat?", provozierte sie ihn sanft. Ihre Zehen zupften an seinem Hosenbein. Eine seiner Gesten, gegen eine ihrer, beschloss sie. Ohne Hektik.

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