1. RB Leipzig - FC Augsburg (Keven Schlotterbeck)
Spieltag: 5. Bundesliga
Partie: RB Leipzig - FC Augsburg
Ergebnis: 4:0
Pair: Keven Schlotterbeck x Female Reader
"Wow, also das nenne ich mal gute Sicht." Mein bester Freund kam neben mir aus dem Staunen fast nicht mehr heraus und auch ich war ehrlich gesagt wirklich ziemlich beeindruckt von der Aussicht. Unsere Plätze lagen fast genau auf höhe der Mittellinie und nur wenige Reihen trennten uns vom Spielfeld der Red Bull Arena. Ich wollte wirklich gar nicht wissen, was man für diese Plätze eigentlich auf den Tisch legen musste. Vor allem, wenn man bedachte, dass wir uns eben schon an einem üppigen Buffet, welches inklusive war, die Bäuche vollgeschlagen hatten. "Wahnsinn, oder? Ich glaube du musst mich mal kneifen." Murmelte ich eher zu mir selbst, doch fühlte Micu sich natürlich nur zu gerne angesprochen von kniff mir grinsend in den Arm. "Hey!" Empört sah ich ihn an, musste dabei jedoch selbst lachen.
Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu unseren Plätzen und selbst als wir schließlich saßen, konnte ich immer noch nichts so wirklich glauben, dass das hier gerade wirklich passierte. Denn auch wenn ich in den letzten Jahren etliche Wochenenden in den verschiedensten Fußballstadien verbracht hatte, so war das doch absolut nicht mit heute zu vergleichen. Denn wir saßen nicht nur auf den besten Plätzen, die dieses Stadion zu bieten hatte, ich war auch das erste Mal nicht nur als Fan im Stadion, sondern um meinen Freund zu unterstützen.
Auch nur daran zu denken fühlte sich immer noch surreal an. Denn auch wenn ich Fußball seit klein auf liebte, hätte ich doch niemals damit gerechnet, dass ich durch diesen Sport irgendwann sogar den Mann kennenlernen würde, der mir komplett den Kopf verdrehte. Okay, vielleicht war ich mit 10 eine Weile fest überzeugt gewesen irgendwann einmal René Adler zu heiraten aber so wirklich ehrlich damit gerechnet einmal an der Seite eines Bundesliga Profis zu stehen, hatte ich nie.
Allerdings hatte sich das schlagartig geändert, als ich einmal in meinem Leben mutig gewesen war und in vollkommener Übermüdung einem Spieler auf Instagram geschrieben hatte. Nach einer echt miesen Woche und einer Niederlage meines Lieblingsvereins am Vorabend hatte ich damals eigentlich nur ganz entspannt im Bett liegen und die Bundesliga Konferenz schauen wollen, als er nach einem misslungenen Tackling vom Platz humpelte. Wahrscheinlich lag es an meiner ohnehin echt schon deprimierten Stimmung aber irgendwie erwischten mich sein enttäuschter Blick und seine niedergeschlagene Körperhaltung so sehr, dass ich ohne nachzudenken über Instagram eine aufmunternde Nachricht an ihn tippte und abschickte. Fußballprofis lasen zwar ohnehin eigentlich nie ihre DM's auf Social Media aber irgendwie wollte ich die Worte trotzdem loswerden. Vielleicht, weil ich mir nach einer so blöden Woche auch solche Worte gewünscht hätte. Im Nachhinein ziemlich peinlich, wenn ich noch einmal so darüber nachdachte.
Allerdings hatte ich mit meiner Annahme, dass Fußballer Nachrichten von Fans nie lasen ziemlich daneben gelegen und schon am nächsten Morgen nach dem Aufstehen, fand ich in meinen Benachrichtigungen eine Antwort.
Von da an war ich Tag für Tag mit meinem Handy in der Hand und einem fetten Grinsen im Gesicht durch die Gegend gelaufen und hatte fast jede freie Sekunde mit ihm geschrieben und irgendwann dann auch gefacetimed.
Nur wenige Wochen später hatte ich dann angefangen regelmäßig zwischen Augsburg und Zuhause hin- und her zu pendeln und obwohl das jedes Mal eine Fahrt von fast 5 Stunden pro Weg bedeutete, konnte ich mir eine Woche schon bald nicht mehr ohne vorzustellen. Konnte mir eine Woche ohne ihn schon bald nicht mehr vorstellen.
Und obwohl das ganze inzwischen schon seit fast vier Monaten so ging und wir auch bereits einige Zeit davon offiziell ein Paar waren, war es heute doch das erste Mal, dass ich dazu kam ihm Live bei einem seiner Spiele im Stadion zuzusehen.
Zwar hatte er mich zuvor schon das ein oder andere Mal eingeladen in Augsburg mit zu einem Spiel zu kommen, wenn ich am Wochenende mal wieder zu Besuch bei ihm war, doch irgendwie hatte ich mich nie dazu durchringen können direkt beim ersten Mal alleine hinzugehen. Anfangs hatte ich echt ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich wusste, wie viel es ihm bedeutete, dass ich endlich mitkam, doch da Kev zum Glück ähnlich introvertiert war wie ich, konnte er meine Angst was das anging überraschend gut verstehen.
Statt mich also zu drängen, hatte er mir schon Wochen im voraus Tickets für ihr Auswärtsspiel in Leipzig besorgt, sodass ich heute ganz bequem von mir Zuhause aus mit meinem besten Freund herkommen und ihn endlich vor Ort spielen sehen konnte. Es war zwar nicht dasselbe, wie bei einem Heimspiel seines Vereins dabei zu sein aber ich hoffe so meine Angst vielleicht ein bisschen überwinden und dann bald auch dort einmal alleine hingehen zu können. Immerhin war ich ja auch nicht wirklich alleine, wenn mein Freund nur wenige Meter von mir entfernt auf dem Rasen stand und mir, wie jetzt gerade auch wieder, immer wieder ein glückliches Lächeln schenkte.
Zwei Stunden später war von dem glücklichen Lächeln nichts mehr zu sehen. Ebenso wie viele seiner Mannschaftskollegen trottete auch Keven fast etwas ratlos über den Platz und klatschte halbherzig mit einigen Mitspieler ab. Über ihnen, auf den großen Anzeigetafeln, prangte immer noch der bittere Spielstand nach Abpfiff. 4:0. In jeder Hinsicht ein Nachmittag zum vergessen. Das Ergebnis spiegelte leider auch den tatsächlichen Spielverlauf wider. Zeigte was passierte, wenn eine Mannschaft die eine absolut miserablen Tag hatte auf eine Mannschaft traf, der nach einer kleinen Durststrecke plötzlich wieder alles zu gelingen schien.
Ich würde mich eigentlich als recht leidensfähig bezeichnen. Immerhin war ich seit beinahe 15 Jahren Dortmund Fan und zwei verlorene Champions League Finals und in letzter Sekunde verspielte Meisterschaften härteten eindeutig ab. Allerdings hatte mich das nicht darauf vorbereiten können, wie es sich anfühlte den Menschen den man liebte vollkommen niedergeschlagen auf dem Platz stehen zu sehen und rein gar nichts dagegen tun zu können. Ich konnte nicht einfach zu ihm gehen, ihn in den Arm nehmen und sagen, dass alles gut werden würde. Konnte keine Worte finden, die etwas daran ändern konnten, dass er sich gerade einfach nur schrecklich fühlen musste. Und das tat einfach nur weh. Vor allem, weil ich ihn inzwischen gut genug kannte, um zu wissen, dass in seinem Kopf gerade ein ums andere Mal jede nicht gut gelungene Szene ablief und ihn so nur noch weiter nach unten zog.
Als die Mannschaft nach einem kurzen Abstecher vor den Auswärtsblock in unsere Richtung kamen, fand Kev's Blick endlich den meinen und ich bemühte mich wirklich ein aufmunterndes Lächeln aufzusetzen. "Na los, geh schon zu deinem Mann und munter ihn auf. Ich besorge uns oben noch welche von diesen mega guten Schokowaffeln.." Micu schob mich mit diesen Worten bestimmt ein Stück in Richtung den Stufen, die nach unten hinter die Bande führten und noch ehe ich mich beschweren konnte, dass das sicher eine blöde Idee war, war er auch schon verschwunden. Am liebsten hätte ich einen Rückzieher gemacht und wäre auch nach oben in die Loge zum Essen geflüchtet, da kam Keven aber schon in meine Richtung und ich verwarf den Fluchtgedanken sofort wieder.
Schnell ging ich also die wenigen Stufen nach unten und verfluchte noch bevor ich dort ankam die hohe Bande, die mich kurz darauf von ihm trennte. "Komm runter." Kev klopfte auffordern gegen diese und obwohl ich in diesem Moment nichts lieber wollte, als ihn einfach in die Arme zu schließen, konnte ich ihn daraufhin nur perplex ansehen. Ich konnte nicht einfach über eine Absperrung aufs Spielfeld klettern. Über eine Absperrung, die auf der anderen Seite wohl gemerkt über 1,5m vom Boden trennten. Wer auch immer sich so eine dämliche erhöhte Tribüne ausgedacht hatte... "Aber ich kann doch nicht einfach..." Unbewusst sah ich zu einem der Ordner die ein Stück weiter standen, doch der schien sich nicht einmal für uns zu interessieren. "Babe, ich möchte dich jetzt einfach nur in den Arm nehmen, sodass ich merke, dass dieser beschissene Tag wenigstens eine einzige gute Sache hat. Also bitte komm hier runter und zwing mich nicht dazu noch eine Klettereinheit einzulegen." Auch wenn er versuchte es mit einem schiefen Lächeln zu überspielen, sah ich das stumme Fehen in seinem Blick. Ich zwang mich also mal wieder über meinen Schatten zu springen und im nächsten Moment kletterte ich auch schon über die von dieser Seite nicht allzu hohe Absperrung. Mühelos fing Kev meinen Sprung nach unten zu ihm ab und kaum das ich festen Boden unter den Füßen hatte, hatte er mich auch schon fest an sich gezogen. Auch ich schloss meine Arme um ihn und blendete diesen verkorksten Nachmittag und unsere Umgebung einfach aus.
Einen Moment standen wir so einfach nur schweigend da, dann war es Keven, der diese Stille durchbrach. "Tut mir leid. Ich hätte dieses erste Spiel bei dem du dabei bist so gerne für dich gewonnen. Ich wollte dich nicht so enttäuschen." Kurz wusste ich gar nicht, was ich dazu sagen sollte. Er hatte gerade so ein bitteres Spiel hinter sich und was tat er? Er entschuldigte sich bei mir. "Du bist ein Dummkopf, wenn du wirklich denkst dich deshalb bei mir entschuldigen zu müssen. Du hättest auch drei Eigentore schießen können und ich wäre immer noch nicht enttäuscht, sondern die stolzeste Frau in diesem Stadion gewesen. Und sieh es positiv. Ich glaube nach heute muss ich zu jedem einzelnen Spiel mitkommen. Denn wenn ich vor dem Bildschirm sitzen und dich so niedergeschlagen wie jetzt eben über den Platz trotten sehen würde, ohne dich direkt in den Arm nehmen zu können, würde mir das wahrscheinlich das Herz brechen. Ich hoffe also, du hast überall gute Connections und kommst an Plätze, von denen aus ich nach dem Spiel immer ganz schnell bei dir sein kann, um dir zu sagen wie stolz ich auf dich bin und wie sehr ich dich liebe." Kurz sah er mich fast etwas überrascht an, dann lächelte er jedoch und gab mir einen kurzen Kuss, ehe er mich noch einmal an sich drückte. "Die Plätze bekommst du, versprochen."
Und er hielt das Versprechen. Genauso wie ich das Versprechen hielt von nun an bei beinahe jedem einzelnen Spiel dabei und jedes Mal unglaublich stolz auf ihn zu sein. Egal ob nach der 0:5 Klatsche gegen den FC Bayern, nach dem bitteren 3:3 gegen Kevens Ex Kollegen aus Freiburg, bei welchem er nach einem missglückten Klärversuch den Ball ins eigene Tor einköpfte oder selbst nach dem 2:1 Sieg gegen meinen Herzensverein aus Dortmund bei dem auch noch er den Siegtreffer erzählte und mein Fanherz etwas brach... Und letzteres war wirklich der größte Liebesbeweis.
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