56 - Date
Sarinas POV
Dawson. Irgendwie kreisen meine Gedanken nur noch um ihn.
Um sein Grinsen.
Um seine Augen.
Um seine Ausstrahlung.
Wir kennen uns noch nicht mal zwei Wochen, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass wir uns blind verstehen. Das, was zwischen uns ist, ist so anders als mit Clay. Ich dachte, Clay wäre die Liebe meines Lebens, doch ich habe mich getäuscht.
Es ist Dawson. Er ist derjenige, der meiner Welt Farbe verleiht und mir Flügel schenkt.
„Komm, lass uns gehen", reißt mich Benannter in die Realität zurück und schenkt mir ein Lächeln. Automatisch verschnellert sich mein Herzschlag und meine Knie werden ganz weich. „O-Okay", presse ich zittrig hervor, während wir unsere Finger miteinander verschränken. Es fühlt sich richtig an, seine Hand zu halten.
Dawson führt mich aus dem Club und legt mir draußen sein Sakko über die Schultern. Ich möchte gerade den Mund öffnen und etwas sagen, doch er reagiert schneller. „Keine Widerrede, Sarina." Das Blut schießt in meine Wangen und lässt mich den Kopf senken.
Ich verfalle dem Sportler mit jeder Sekunde mehr.
Wir schlendern schweigend durch die Innenstadt und genießen einfach nur die Anwesenheit des jeweils anderen. In seiner Nähe fühlt sich alles so vertraut an. Ob Dawson das wohl genauso sieht wie ich? Spürt er auch diese magische Verbindung zwischen uns?
Ich weiß nicht, wie viele Minuten bereits an uns vorbeigezogen sind, aber irgendwann finden wir uns in Dawsons Hotelzimmer wieder. „Ich hoffe, dass du noch nicht müde bist", zwinkert mir der Sportler zu, als er die ersten Knöpfe seines Hemdes aufknöpft. „Ich habe nämlich noch etwas geplant." Ich schlucke schwer und starre dabei wie gebannt auf seine Bauchmuskeln. Normalerweise würde ich einen Jungen niemals so auffällig beim Umziehen beobachten, aber bei Dawson kann ich einfach nicht anders.
Er zieht mich wie einen Magneten an.
Der Braunäugige bemerkt mein Starren und beißt sich auf die Unterlippe. Ich laufe dunkelrot an und öffne meinen Mund einen Spalt. Obwohl ich heute Abend keinen einzigen Schluck Alkohol getrunken habe, fühle ich mich benommen.
Das Hemd fällt geräuschlos zu Boden – wenig später folgt auch die Jeans, sodass Dawson nur noch in seiner Boxershorts vor mir steht. Er fährt sich einmal lässig durch die Haare, verwuschelt diese und zwinkert mir dann zu. Das sieht so attraktiv aus, dass ich mich bemühen muss, nicht zu sabbern und mir vorsichtshalber mit dem Handrücken über den Mund wische.
„Hier." Dawson kommt direkt vor mir zum Stehen und drückt mir eine Jogginghose und einen Pullover in die Hand. Ich lege die Kleidungsstücke auf seinem Bett ab und mache mich mit zittrigen Fingern an meinem Kleid zu schaffen. Es ist nicht das erste Mal, dass mich Dawson nur in Unterwäsche sieht, also sollte ich nicht so nervös sein.
Trotzdem beeile ich mich. Ich schlüpfe aus dem Kleid und ziehe mir stattdessen die bequemen Anziehsachen des Braunhaarigen an. Meine Maske lege ich auf dem Nachttisch ab und schiebe nebenbei meine High Heels unter sein Bett.
„Habe ich dir schon mal gesagt, dass du in meinen Klamotten mega heiß aussiehst?" Dawsons Atem kitzelt mich im Nacken und sorgt dafür, dass sich mein Körper mit einer Gänsehaut überzieht. Es ist erstaunlich, welche Wirkung er auf mich ausübt. „Äh", gebe ich schließlich einen unsicheren Laut von mir und drehe mich in seinen Armen zu ihm um.
Dawson ist mir so nahe, dass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren kann.
Wird das unser erster Kuss sein?
„Zieh dir nur noch schnell meine Adiletten an, dann können wir los." Der Sportler löst sich leider viel zu schnell von mir und streift sich selber Jogginghose und ein T-Shirt über. Danach schiebt er mir die Schlappen zu und greift nach meiner Hand. Wir verlassen gemeinsam sein Hotelzimmer und schlendern an der Strandpromenade entlang.
Das Meer wird von tiefster Dunkelheit verschluckt – nur das Rauschen der Wellen dringt zu unseren Ohren hindurch. Es tut gut, an der frischen Luft zu sein, denn so kann ich wenigstens die Hitze – die Dawson im Hotelzimmer in mir entfacht hat – loswerden.
„Wo gehen wir eigentlich hin?", durchforste ich neugierig die Stille und betrachte Dawson von der Seite. Seine Lippen verziehen sich gerade zu einem Grinsen. „Es wird Zeit, dass du deine Schulden begleichst, Sarina."
Was?
Verwirrt ziehe ich eine Augenbraue in die Höhe und überlege, was er damit meinen könnte. Geld schulde ich ihm eigentlich nicht und etwas anderes kommt mir auch nicht in den Sinn. Was meint er bloß damit?
Der Braunhaarige bleibt stehen und fängt meinen Blick auf. „Du schuldest mir schon seit ein paar Tagen ein Date."
„Du meinst wohl ein Traumdate", verbessere ich ihn und stoße ihm dabei spielerisch in die Seite. „Glaub mir, das wird ein absolutes Traumdate. Alleine schon, weil du dabei bist."
Mein Herz schlägt automatisch schneller. Ich kann mein Glück kaum fassen. Nach all dem, was bereits passiert ist, behandelt mich Dawson immer noch wie einen besonderen Menschen – und das ist schön.
Der Benannte geht vor mir in die Hocke und wirft mir einen amüsierten Blick zu. „Spring auf!", fordert er mich auf und klopft sich auf die Schultern. „Ich bin-"
„Sag es bitte nicht, Sarina", unterbricht er mich sofort. „Sei nicht so wie die anderen Mädchen und heul rum, dass du angeblich zu schwer seist." Ich schlucke meine Bemerkung herunter und springe dann auf seine Schultern. Dawsons Arme legen sich unter meine Kniekehlen, wohingegen ich meine Hände um seinen Hals lege. „Genieß die schöne Aussicht dort oben."
Ich schüttele den Kopf und schaue mich neugierig um. Rechts liegt der Strand, der wegen der Dunkelheit kaum zu erkennen ist und links schimmern die bunten Lichter der Innenstadt. Es ist perfekt.
„Hast du dein Handy dabei?", frage ich Dawson und zwirbele eine seiner Haarsträhnen zwischen den Fingerspitzen. „Ja, warum?"
„Kannst du bitte Musik anmachen?", bitte ich ihn zuckersüß und klimpere extra mit den Wimpern, obwohl er das ja gar nicht sehen kann. „Lohnt sich nicht mehr", erwidert der Sportler. „Wir sind nämlich gleich schon da." Ich recke meinen Kopf in die Höhe und halte angestrengt nach etwas Auffälligem Ausschau.
Der Strand. Die Innenstadt. Dunkle Gassen. Ein riesiges leuchtendes Schild.
„Castillo inflable", entziffere ich die geschwungenen Buchstaben und runzele die Stirn. Da ich leider kein spanisch kann, verstehe ich auch nicht, was die beiden Wörter bedeuten sollen.
Erst als mich Dawson wieder auf dem Boden absetzt und sich stattdessen mit einer Frau unterhält, kommt mir eine mögliche Übersetzung in den Sinn. „Hüpfburgenland", murmele ich erfreut und klatsche in die Hände. Ohne auf den Braunäugigen zu warten, klettere ich über das Törchen und kicke mir die Adiletten von den Füßen.
„Hey! Sarina, warte auf mich!" Ich werfe einen Blick über meine Schulter und stelle fest, dass mir Dawson nachläuft. Ich denke jedoch gar nicht erst daran, stehenzubleiben und lasse mich stattdessen auf die erste Hüpfburg fallen. Diese hat die Form einer Ritterburg.
„Wir haben zwei Stunden", vernehme ich plötzlich Dawsons Stimme neben meinem Ohr. Würde ich jetzt meinen Kopf zu ihm drehen, würden unsere Lippen aufeinandertreffen. „Wie hast du das hinbekommen? Ich meine, es ist mitten in der Nacht."
„Ganz lieb nachfragen hilft immer." Der Braunhaarige zwinkert mir zu und wirft sich dann lachend gegen die Wand. Ich tue es ihm gleich, fliege allerdings nicht so weit zurück wie er. „Jetzt können wir auch Musik hören, wenn du möchtest", schlägt mein Gegenüber vor und reicht mir sein Handy. Ich tippe direkt auf dem Display herum und öffne die Musik-App.
„All we ever hear from you is blah blah blah, so, all we ever do is go ja ja ja."
Dawson beobachtet mich kurz, ehe er direkt vor meine Füße springt, sodass ich wegknicke und auf meinem Hintern lande. Ich schiebe sein Handy in meine Hosentasche und stehe wieder auf. Ich greife nach Dawsons Händen und hüpfe wie ein kleines Kind auf und ab. Dieses Hüpfburgenland ist noch cooler als der Aquapark, den wir vor einigen Tagen unsicher gemacht haben.
Dawson hatte Recht. Das ist wirklich ein Traumdate.
„Guck mal", deutet der Braunäugige auf die Hüpfburg gegenüber von uns. „Da ist ein Vulkan, den man hochklettern kann." Ich nehme seine unausgesprochene Herausforderung an und eile zu dem Vulkan herüber. Dawson lässt mir zwar extra einen Vorsprung, holt mich allerdings auf halber Höhe des Kraters ein.
„Das ist unfair!", beschwere ich mich und versuche, seine Hand von dem Griff zu lösen. Dabei stelle ich mich jedoch so ungeschickt an, dass ich selber mein Gleichgewicht verliere und in die Tiefe falle. Die Hüpfburg federt meinen Sturz ab und schleudert mich noch einmal nach oben.
„Sah sehr elegant aus!", höre ich Dawson prusten, weshalb ich den Kopf in den Nacken lege. Der Sportler ist bereits ganz oben auf dem Vulkan angekommen und zwinkert mir mal wieder verschmitzt zu. Ich wende mich von ihm ab und steuere eine Rutsche an. Ich klettere an der rechten Seite hoch und rutsche links runter.
„Traust du dich da runterzulaufen, mein kleiner Tollpatsch?"
„Traust du dich da runterzulaufen, mein kleiner Tollpatsch?", äffe ich den Braunäugigen mit verstellter Stimme nach und verschränke die Arme vor der Brust. „Der kleine Tollpatsch läuft nur mit dir zusammen da herunter."
„Dein Wunsch sei mir Befehl", verbeugt er sich theatralisch vor mir und legt seine Hand in meine. Direkt fühle ich diese wohlige Wärme, die sich bis zu meinem Herzen schlängelt.
„Eins!"
„Halt die Klappe und renn einfach!", falle ich Dawson ins Wort und laufe den steilen Abhang hinab. Ich komme nicht weit und lande schon nach wenigen Metern auf meinem Hinterteil. Dawson quittiert das natürlich mit einem Lachen, doch dieses vergeht ihm schnell, da er wenig später auch hinfällt.
Wir kommen japsend unten an und verfallen in einen Lachanfall. Mein Bauch schmerzt bereits, aber ich kann einfach nicht aufhören.
„Du bist so wunderschön, wenn du lachst."
Abrupt halte ich inne und starre wie gefesselt in diese leuchtenden, braunen Augen. Dawson streift meine Lippen und platziert seine Hände auf meinen Wangen. Ich wimmere und ziehe ihn näher zu mir, doch so schnell wie sich unsere Lippen berühren, so schnell löst er sich auch wieder von mir.
„Für einen richtigen Kuss musst du dich etwas mehr anstrengen, Sarina", grinst er und nickt mit dem Kopf zu der Rutsche. Ich verstehe seine Anspielung und verenge die Augen zu Schlitzen.
„Wettrutschen?"
„Wettrutschen!"
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