Zweiundzwanzig
Augenblicklich presst sie mich fester an sich. „Sorry", murmelt sie und streichelt über meinen Kopf. „Das wusste ich nicht, das hätte ich nicht so sagen sollen." Ich spüre eine ihrer Hände an meiner, und wie sie versucht, mir das Handy abzunehmen. Ich löse meinen Griff um das Gerät und Swan legt es achtlos auf den Tisch. „Tut mir leid, alles ist gut, Lilly. Ich liebe dich."
Ich lege einen Finger über ihre Lippen, will bloß noch Ruhe haben und ihre Nähe spüren. Irgendwie fühle ich mich erschöpft und doch aufgeregt. Erschöpft, weil mich diese Sache mit der unbekannten Handynummer in den Wahnsinn treibt. Aufgeregt, weil ich keine Ahnung habe, wer hinter der Nummer steckt und mich davor fürchte, zu erfahren, wer genau mich so bedroht. Und er oder sie muss mich wirklich verfolgen, wenn er, beziehungsweise sie, ständig weiß, wo ich bin und wann ich etwas mit Swan unternehme.
Die Erschöpfung gewinnt Oberhand und meine Knie knicken ein. Swan packt mich fester, keucht vor Schmerz kurz auf, als ihr frisches Tattoo beginnt, wehzutun, und zieht mich wieder ins Wohnzimmer, wo sie mich aufs Sofa sinken lässt. „Alles gut, Lilly?", fragt sie vorsichtig und legt ihre Hand an meine Stirn. „Du bist ja ganz warm..."
Jetzt, wo sie sich so sehr um mich kümmert, frage ich mich innerlich, warum ich nicht früher davon erzählt habe, dass Maya bereits gestorben ist. Swan kann ich vertrauen, davon überzeugt sie mich genau jetzt.
„Brauchst du noch irgendwas?", fragt sie fürsorglich. Sie setzt sich zu mir aufs Sofa und zieht meinen Kopf auf ihren Schoß. Ich entspanne mich endlich ein wenig und strecke eine Hand aus, um ihre Wange zu streicheln.
„Alles ist okay, ich brauch nur 'ne Minute..." Wieder kommt mir der Gedanke, dass diese unbekannte Person mir gerade eben noch geschrieben hat, ich solle Swan in Ruhe lassen. Woher kann er oder sie wissen, dass sie gerade bei mir ist? Ich fühle mich beobachtet und erneut steigt Angst in mir auf.
Swan scheint dies zu merken, denn sie küsst mich auf die Wange und streichelt weiter über meinen Kopf. „Möchtest du, dass ich den Krankenwagen rufe? Du bist echt blass. Ist wirklich alles gut?" Ihr Tonfall klingt so besorgt, ich spüre ein angenehmes Kribbeln im ganzen Körper, weil sie mich offensichtlich so sehr liebt.
„Ja, wirklich." Solange Swan in meiner Nähe ist, fühle ich mich besser, auch wenn da immer noch diese Angst ist, dass uns gerade jemand beobachtet. Ich kann auch endlich wieder normal atmen, ohne zu schluchzen und zu zittern.
„Wie gesagt, es tut mir echt leid, dass ich einfach davon ausgegangen bin, dass die Nachrichten von Maya sind. Aber ich wusste eben nicht, dass sie... schon von uns gegangen ist. Und wer immer dahinter steckt, hat ja auch geschrieben, dass er oder sie Maya sei, deshalb dachte ich, sie wäre eben eine eifersüchtige Exfreundin, verstehst du?"
„Jaja, Swan. Du konntest das nicht wissen, ich bin dir kein bisschen böse", versuche ich sie zu beruhigen und setze mich wieder gerade hin. „Weißt du was? Ich will noch spazieren gehen. Kommst du mit?"
Sie wirft einen Blick nach draußen, wo die Sonne langsam beginnt, unterzugehen. Das Licht ist bereits leicht rötlich und sorgt für eine echt romantische Stimmung. „Klar komme ich mit. Frische Luft kann nicht schaden, besonders dir nicht."
„Mir geht's schon wieder gut, ehrlich!"
„Hab ich verstanden", grinst sie und drückt mir einen sanften Kuss auf die Lippen.
Ich stehe auf und ziehe sie mit mir in den Flur. Auf dem Weg durch die Küche will ich aus Gewohnheit mein Handy wieder in die Tasche stecken, doch Swan nimmt es mir ab und befördert es direkt zurück auf den Tisch. „Das lässt du hier, Lilly. Nicht, dass sich dein Stalker wieder meldet."
Lächelnd küsse ich sie auf die Lippen. Ich liebe sie so sehr, und einer der Gründe dafür ist ihr Beschützerinstinkt. Swan ist einfach perfekt.
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