Vierzehn
Glücklich grinsend umarmt mich Swan. „Und ich dachte schon, du würdest das nie sagen. Geht mir genau so", murmelt sie sanft, den Kopf an meine Schulter gelegt. Ich fahre mit der Hand über ihr weiches, ein wenig zerzaustes Haar.
Aus dem Augenwinkel fällt mir ein kleines Mädchen auf, das uns neugierig ansieht, als Swan ihren Kopf von meiner Schulter hebt, mein Kinn vorsichtig festhält und mich zärtlich auf die Lippen küsst. Plötzlich packt eine Frau, aller Vermutung nach die Mutter des Mädchens, ihr Kind und zieht es weg, dabei zwingt sie es, von uns wegzusehen. Sie selbst wirft uns missbilligende Blicke zu, die Swan nicht einmal bemerkt.
Sie löst sich von mir, sieht mir in die Augen und lächelt. „Ich liebe dich, Lilly." Wieder einmal fällt mir auf, wie intensiv das Grün ihrer Augen ist. Eine ihrer blau gefärbten Haarsträhnen fällt ihr ins Auge und ich streiche sie vorsichtig beiseite.
So glücklich, wie ich in diesem Moment bin, war ich schon lange nicht mehr. Nicht mehr, seit ich Maya verloren habe. Und das ist ein ganzes Jahr her...
In meiner Selbstmitleidsphase habe ich gar nicht gemerkt, wie sehr es mir gefehlt hat, jemanden zu haben, der mich liebt. Natürlich habe ich meine Schwester, die eigentlich immer für mich da war, und Adrian, aber das ist was anderes.
Apropos Adrian, wie hält er es eigentlich aus, so lange in keiner Beziehung zu sein? Und warum stelle ich mir die Frage ausgerechnet jetzt?
Swan hat ihre Hände an meine Hüfte gelegt und hat mich an sich gezogen. Ich entspanne mich und lasse die Stirn an ihre Schulter sinken. Mit den Daumen malt sie kleine Muster auf mein Shirt, es jagt ein warmes Kribbeln über meine ganze Haut.
„Swan?", frage ich leise, den Blick auf ihre tätowierten Arme gerichtet.
„Ja?", murmelt sie. Sie hat ihr Kinn auf meinem Kopf abgelegt und ich kann spüren, wie sich ihr Kiefer beim Sprechen bewegt.
„Tut es eigentlich weh, wenn man sich ein Tattoo stechen lässt?"
Ich denke immer noch darüber nach, ob ich mir das Rosentattoo aufs rechte Fußgelenk stechen lassen soll, genau so eins wie auch Maya es hatte. Swan hat mir geholfen, dieses Kapitel meines Lebens vollends abzuschließen, aber trotzdem will ich die Erinnerungen an die Zeit mit Maya behalten. Das Tattoo soll genau dazu beitragen, es soll eine Erinnerung an Maya sein.
„Kommt drauf an, wo du es stechen lässt und wie groß es ist", antwortet mir Swan auf die Frage, die ich vorhin gestellt hatte. „Sag bloß, du willst ein Tattoo haben?"
„Adrian hat es mir zum Geburtstag geschenkt." Ich greife nach einer ihrer Hände und streichele über ihren Unterarm. „Hast du eigentlich noch andere Tattoos, außer die hier?"
Sie nickt und deutet mit der freien Hand auf ihren Rücken. „Ein paar da, und noch eines auf meinem Bein. Kann ich dir gerne zeigen, wenn wir das nächste Mal etwas mehr Privatspähre haben", bietet sie an.
„Klar", sage ich, nur halblaut, weil ich schon wieder in meine Gedankenwelt abdrifte. Es ist einfach ein wunderbares Gefühl, in ihren Armen liegen zu können, für einen kurzen Moment meine seltsamen Sorgen zu vergessen und meine Gedanken schweifen zu lassen.
Plötzlich spüre ich, wie mein Handy in meiner Hosentasche vibriert. Ich winde mich aus Swans Umarmung, greife nach meinem Handy und schiele aufs Display. Wieder eine SMS von dieser unbekannten Nummer, die ich eigentlich ignoriert habe.
Du sollst dich von Swan fernhalten, Lilly.
Ich sehe mich sofort nahezu panisch um. Wer schickt mir diese Nachrichten? Ich sehe bloß die Mutter mit ihrer Tochter, die uns vehement ignoriert, und ein älteres Ehepaar. Keiner von ihnen kennt meinen Namen, da bin ich mir sicher.
Swan streichelt meine Wange und sieht mir wieder in die Augen. Ihr Blick ist so besorgt, ich bin gerührt, dass sie mich schon nach so kurzer Zeit so liebt, dass sie sich solche Sorgen um mich macht. „Was ist los, Lilly?"
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