Sechsundzwanzig
„Kann ich hier übernachten?", fragt Swan. Wir haben zusammen Abendessen gehabt, danach eine Serie geguckt und liegen jetzt schweigend aneinandergekuschelt auf dem Sofa. Ich habe es sogar geschafft, mein übles Gefühl wegen der Sache mit Adrian größtenteils loszuwerden.
Swans Nähe wirkt unglaublich beruhigend. Sie hält mich einfach nur im Arm, und was bei mir anfangs ein aufregendes Kribbeln im ganzen Körper ausgelöst hat, vertreibt jetzt einfach nur das ungute Gefühl, das sich in meiner Magengegend gebildet hat.
„Klar. Nimm du ruhig das Bett, ich schlafe einfach hier." Mit diesen Worten greife ich nach der Wolldecke, die immer am Fußende der Couch liegt, und will es mir bequem machen. Swan greift aber nach meinen Handgelenken und hält mich in meiner Bewegung auf.
„Nein, es ist deine Wohnung. Du kannst im Bett schlafen und ich nehme das Sofa."
Ich versuche ein zurückhaltendes Lächeln und sage etwas schüchtern: „Wir können doch auch zusammen im Bett schlafen, oder?" Ich bin etwas verunsichert, weil ich nicht weiß, ob ihr das schon zu schnell geht. Aber ich meine ja wirklich nur zusammen in einem Bett schlafen – nicht miteinander schlafen. Wobei das aus ihrer Sicht auch kein Problem sein dürfte, schließlich hat sie vor wenigen Stunden auch versucht, mich zu verführen.
„Klingt gut", antwortet Swan grinsend, erhebt sich gähnend von der Couch und zieht mich dabei mit sich. Ich weigere mich kein bisschen, sondern folge ihr mit glückseligem Lächeln ins Schlafzimmer. „Sieht ja schon mal recht bequem aus", sagt sie zufrieden, lässt mich wieder los und lässt sich auf die Matratze fallen. Ohne weiter zu zögern, öffnet sie den Gürtel ihrer Jeans und zieht sie aus. Es folgen ihr weißes T-Shirt und der dunkelblaue BH.
Es hätte mich wirklich nicht gewundert, wenn ich angefangen hätte, zu sabbern. Swan ist unglaublich selbstsicher, und präsentiert sich auch so, sie schämt sich kein bisschen für ihren Körper. Wozu sie auch gar keinen Grund hätte. Ich würde ihren Körper als normal beschreiben. Sie hat keinen Modelkörper, doch dafür das, was Viele weibliche Rundungen nennen würden. Und diese natürliche Figur wirkt auf mich viel attraktiver als diese Strichweibchen mit riesigen Hinterteilen und Brüsten wie Medizinbälle.
„Hast du eigentlich auch vor, ins Bett zu gehen?", fragt Swan grinsend. Ich muss ebenfalls kichern, ihre Art ist einfach liebenswert. Ohne Scheu ziehe ich mich ebenfalls bis auf den Slip aus und lasse mich neben ihr aufs Bett sinken. Sie rückt ganz nah zu mir und zieht die Decke über uns beide. „Ich liebe dich", murmelt sie leise in mein Ohr und umschlingt mich mit ihren Armen.
„Ich dich auch", antworte ich. Mein ganzer Körper entspannt sich in ihrer warmen Umarmung. Seit einem ganzen Jahr habe ich dieses Bett mit niemandem geteilt. Und wenn ich die freie Wahl hätte, wer neben mir liegen soll, hätte ich auch niemanden anders als Swan ausgesucht.
Mir läuft ein angenehmer Schauder über den Rücken, als sie beginnt, mich auf den Hals zu küssen. „Also reden wir morgen mit Adrian?", fragt sie. Diese eine Frage zerstört die angenehme, entspannte Stimmung beinahe sofort und mein Gefühl von Betrug seitens Adrian kommt wieder.
„Ja", antworte ich einsilbig. Ich habe Angst davor, was morgen passieren wird. Wie Adrian darauf reagiert, wenn wir ihn fragen, ob er die Nachrichten geschrieben hat. Was wäre denn, wenn er es sogar zugibt?
„Sorry, falsches Thema", murmelt Swan.
„Nicht schlimm."
„Tut mir trotzdem leid. Ich mag es lieber, wenn du glücklich bist." Bei solchen Komplimenten bekomme ich immer noch ein warmes Gefühl in der Brust und den Wunsch, Swan einfach abzuknutschen. Ich drehe mein Gesicht zu ihr und will sie eigentlich küssen, als sie plötzlich gähnt und ich nur noch ihr Kinn statt ihre Lippen erwische. Wir beide beginnen zu kichern. Sie hält vorsichtig mein Kinn fest und küsst mich.
„Ich bin bei dir, Lilly. Wegen morgen brauchst du dir keine Sorgen machen, dann rede ich eben mit Adrian."
Ich nicke, doch wohl ist mir bei dem Gedanken nicht. Hat mich Adrian wirklich so hintergangen?
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Ganz herzlichen Dank an Henriette (SoWasVonSinnlos), die gar nicht Henriette heißt, für's Erstellen des neuen Covers!
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