Neunundzwanzig
„Ich will aber trotzdem wissen, wer das war", schmatzt Swan. Wir haben uns nach der Aussprache mit Adrian erst einmal dazu entschieden, etwas zu essen. Besser gesagt, Swan hat das entschieden und mich kurzerhand in ein Fastfood-Restaurant geschleppt. Jetzt verschlingt sie bereits ihren zweiten Hamburger und ich lecke mir das Salz der Pommes von den Fingern.
„Ich auch", antworte ich, doch eigentlich freue ich mich immer noch zu sehr darüber, dass Adrian unschuldig ist, als dass ich mich wieder auf diese seltsamen Nachrichten konzentrieren kann.
„Hast du sonst noch Bekannte, die sich eventuell für diese Schönheit interessieren?" Während sie diese Frage stellt, wackelt sie mit den Augenbrauen. Ich muss lachen.
„Ich habe kaum Freunde... Meine Eltern wissen noch nichts von dir und meine Schwester... sie hat mich bei dem Speed-Dating angemeldet, weil sie wollte, dass ich wieder eine neue Freundin kriege. Sie dürfte also nichts dagegen haben, dass ich wieder vergeben bin", sage ich, als ich mich eingekriegt habe. „Aber was ist mit deinen Bekannten?"
Swan schiebt sich das letzte Stück Hamburger in den Mund und antwortet kauend: „Also. Warte... Von meiner Familie weiß nur mein kleiner Bruder, dass ich jetzt dich habe. Und nur eine von meinen Freundinnen, aber die würde so etwas niemals machen."
„Das habe ich auch über Adrian gesagt", erwidere ich, ein wenig giftig.
„Sorry. Ich war einfach... ein bisschen viel zu sehr davon überzeugt." Sie seufzt und knüllt ihre Serviette zusammen. „Aber wenn du möchtest, können wir gerne mit ihr reden."
Ich schüttele den Kopf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine wildfremde Person sein könnte, die so etwas macht. Es muss etwas einfacheres sein, jemand, den ich kenne... Vor allem jemand, der meine Handynummer hat. Und ich habe sie eigentlich nur Leuten gegeben, die ich kenne.
„Das kann doch nicht so schwer sein... wie viele Menschen kann es denn geben, die etwas gegen unsere Beziehung haben?", frage ich, mehr an mich selbst gerichtet, und raufe mir dabei die Haare. Kann es wirklich sein, dass mich Unbekannte wegen unserer Beziehung belästigen?
Mein Handy, das ich auf den Tisch gelegt habe, vibriert. Ich will sehen, wer mit geschrieben hat, aber Swan ist schneller und hat bereits mein Handy in der Hand. „Ist nur Adrian", verkündet sie nach einigen Sekunden und gibt mir mein Handy wieder.
„Wann habe ich dir denn die Erlaubnis gegeben, mein Handy zu nehmen?", fauche ich und gebe ihr eine spielerische Ohrfeige. Sie grinst, während ich die Nachricht von Adrian lese.
Denk dran, den Termin wegen dem Tattoo würde ich gerne noch vor Armageddon machen.
Ich lache kurz auf, doch es gleicht eher einem Schnauben. Swan entwendet mir das Handy noch ein zweites Mal, liest die Nachricht und beginnt, etwas zu tippen. „Hey, hör auf!" Ich versuche, ihr das Smartphone wieder zu entwenden, doch sie ist schneller und hat bereits eine Antwort verschickt.
Natürlich. Geht das noch nächste Woche?
„Swan! Ich weiß ja noch nicht einmal, ob ich wirklich eines haben will! Geschweige denn, was für eins...", murre ich und starre auf Adrians Namen auf meinem Display, unter dem schreibt... steht.
„Toll. Jetzt habe ich also ernsthaft einen Termin für ein Tattoo?", frage ich und halte Swan mein Handy unter die Nase. Adrian hat soeben einem Termin für nächsten Freitag zugestimmt – ob ich das so lassen soll, weiß ich nicht genau. Wahrscheinlich werde ich am Donnerstagabend sowieso absagen, weil ich zu großen Schiss habe.
„Was für eines möchtest du eigentlich haben?", fragt Swan neugierig und greift nach den Pommes, die sie bisher noch nicht angerührt hat.
„Keine Ahnung. Eigentlich wollte ich eines haben, das Maya auch gehabt hat..."
„Du kannst gerne heute Abend noch zu mir kommen, dann mache ich dir gerne einen Entwurf." Sie sieht kauend auf die Uhr. „Muss mich beeilen, sonst beschweren sich meine lieben Kollegen bei der Galerie wieder." Ohne dass ich noch Zeit dazu habe, etwas zu antworten, steht sie auf, küsst mich kurz auf die Wange und ist schon nach draußen gelaufen.
Gerade will ich aufstehen und ebenfalls gehen, als mein Handy wieder vibriert.
Kannst du nicht einfach die Finger von ihr lassen?
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