Achtzehn
Ich bin noch vor Adrian bei Swan. Sie steht dort mit ihrer Tasche über der Schulter und sieht sich suchend um. „Hi", begrüße ich sie schüchtern, gehe zu ihr hinüber und hauche ihr einen sanften Kuss auf die Wange.
„Hi." Sie streichelt kurz über meinen Kopf und wendet sich Adrian zu, der gerade aus seinem Büro kommt. Er lächelt mir zu und begrüßt Swan ebenfalls, nur nicht mit einem Kuss, sondern indem er ihr die Hand reicht.
„Stört es, wenn Lilly hier bleibt?", fragt er, während er Swan in den hinteren Teil seines Studios führt, wo sie sich hinsetzt. Sie schüttelt den Kopf und lächelt mich an, was mich schon überrascht. Sie scheint überhaupt nicht mehr enttäuscht zu sein, dass ich ihr die Sache mit Maya und die seltsamen Nachrichten verschwiegen habe.
Adrian sucht schon fast verzweifelt nach den blauen Einmalhandschuhen, die er wegen der Hygiene beim Tätowieren trägt, findet aber nur eine leere Schachtel vor. Seufzend steht er auf und verschwindet wieder in seinem Büro.
„Tut mir leid wegen gestern", sage ich zerknirscht und versuche ein entschuldigendes Lächeln.
„Schon gut, ich rede auch nicht gerne über meine Ex", antwortet Swan und streckt eine Hand aus, um damit meine zu ergreifen.
„Ich meine, ich habe sie wirklich geliebt, und dann war es einfach vorbei, das ist schon..."
„Schhht, ich weiß, was du meinst", unterbricht mich Swan. Mir fällt auf, dass ich beim Gedanken an Maya wieder anfange, zu zittern und dieses Mal kommen mir sogar die Tränen. Swan drückt meine Hand fester. „Schon gut", flüstert sie.
Mein Handy vibriert und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß, wer sich meldet. Mein Verdacht bestätigt sich, wieder eine Nachricht von der unbekannten Nummer.
Versuch gar nicht erst, sie wieder für dich zu gewinnen.
Das kann ich jetzt eigentlich überhaupt nicht gebrauchen. Wer verbirgt sich hinter dieser Nummer? Wer weiß, dass ich jetzt gerade wieder mit Swan zusammen bin?
Adrian kommt wieder, eine neue Schachtel mit Einmalhandschuhen in den Händen. „So, also ich bin bereit. Den Entwurf hast du mitgebracht?" Swan nickt und nimmt ein Blatt aus ihrer Tasche. Eine mit Bleistift gezeichnete Skizze eines Drachen, vermutlich von ihr selbst gezeichnet. Nicht vermutlich, ziemlich sicher ist es von ihr.
Adrian hält die Zeichnung ins Licht und mustert sie. „Gut, ich denke, damit kann ich arbeiten... Lilly, möchtest du jetzt eigentlich hier bleiben?" Ich antworte nur mit einem Nicken, was er mit einem Schulterzucken quittiert.
„Solange du mich nicht ablenkst... Sonst steche ich deiner lieben Freundin vielleicht aus Versehen eine fette Kröte." Swan beginnt zu kichern. Irgendwie macht es mich eifersüchtig, dass er sie zum Lachen bringen kann – besonders, weil er allem Anschein nach in sie verliebt ist. Mit sanften Nachdruck ziehe ich Swan also zu mir und drücke ihr ein Kuss auf ihre nach Kirschen schmeckenden Lippen. Sie grinst mich an.
„Ich liebe dich, Lilly." Wenn ich gewusst hätte, dass es so einfach zu erklären ist, weshalb ich so doof auf das Thema Maya reagiert habe, hätte ich es ihr schon viel eher gesagt. Ich will, dass sie weiß, wie sehr ich sie liebe.
„Ich liebe dich auch", murmele ich und lasse sie wieder los, sodass sie sich richtig hinsetzen kann.
Adrian lächelt leicht zu uns hinüber. Er sucht nebenbei immer noch seine ganzen Utensilien fürs Tätowieren zusammen.
„Sag mal, kann ich später noch mit zu dir kommen?", fragt Swan und dabei kommt wieder die schüchterne Seite von ihr hervor.
Ich überlege ein paar Sekunden, auch wenn ich mich eigentlich schon entschieden habe. „Ja, natürlich", antworte ich ihr, schlinge die Arme um ihren Nacken und küsse sie noch einmal. Es fühlt sich so gut an, endlich wieder über diese Anspannungen in unserer neuen Beziehung hinweg zu sein. Hoffentlich passiert das nicht noch einmal.
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