Achtundzwanzig
„Du bist mit einem Kerl zusammen?", fragt Swan. Ich kann ihre Art zu sprechen nicht wirklich deuten, sie redet wieder etwas ruhiger als vorhin, aber ob das gut oder schlecht ist, kann ich nicht wirklich sagen.
Adrian nickt, sieht nachdenklich in die Luft und und auf den Aschenbecher, bevor er seine Zigarette am Rand von jenem ablegt, wo sie weiter vor sich hin qualmt. „Ja. Bin ich", murmelt er.
„Warum hast du mir das nicht gesagt?", mische ich mich jetzt doch in die Diskussion der beiden ein. Diese neue Information über meinen besten Freund hat mich erst einmal getroffen wie ein Schlag ins Gesicht. Adrian steht auf Männer?
„Swan?", fragt er. „Kann ich mal kurz alleine mit Lilly reden?" Swan ist mittlerweile in sich zusammengesunken und ihre Mundwinkel zeigen gen Boden. Sie war sich ihrer Sache so sicher, und jetzt ist einfach klar, dass es nicht Adrian war.
„Ja... ich gehe schon nach draußen, okay?" Wie ein begossener Pudel schleicht Swan zur Tür. Schnell greife ich nach ihrer Hand und drücke ihr einen Kuss auf die Wange.
„Ich liebe dich", sage ich, doch sie nickt nur und geht ohne weitere Worte aus dem verrauchten Raum. Ein sorgenvolles Gefühl breitet sich in meiner Magengegend aus. Hat es sie verletzt, dass sie mit ihrem Verdacht so sehr daneben lag? Ich muss gleich unbedingt mit ihr reden...
„Bist du uns böse?", erkundige ich mich zurückhaltend.
Er schüttelt den Kopf und nimmt seine Zigarette wieder in die Hand. „Überhaupt nicht. War blöd von mir, so ein Zeug zu erzählen. Weißt du, warum ich das gemacht habe?" Ich antworte ihm mit einem Kopfschütteln. Daraufhin dreht er seine Zigarettenschachtel so, dass ich den Schriftzug lesen kann. Es ist noch immer die Schachtel mit der Aufschrift, dass Rauchen die Fruchtbarkeit mindere.
„Ich werde vermutlich nie eigene Kinder haben. Woran liegt das? Nicht daran, dass ich rauche wie ein Schornstein, sondern weil es mir vergönnt ist, mit einem Mann Kinder zu bekommen. Aber ich hatte Angst, was du dazu sagst, dass ich schwul bin, und deshalb habe ich erzählt, dass ich in Swan verliebt wäre." Schnell hebt er die Hände. „Nichts gegen Swan. Sie ist eine wunderbare Frau und ich freue mich für dich, dass du sie kennengelernt hast, aber ich kann mit Frauen nun mal nichts anfangen." Er grinst entschuldigend.
„Du hattest Angst davor, was ich sage, wenn du mir erzählst, dass du schwul bist?", frage ich. „Also dafür, dass wir beste Freunde sind und dass ich obendrein lesbisch bin, vertraust du mir echt wenig." Die neue Information über ihn hat inzwischen den Weg durch meine Gedanken gefunden und ich finde es nicht einmal mehr überraschend.
„Süße, gerade deswegen solltest du wissen, wie schwer das sein kann, die Wahrheit zu sagen." Er grinst wieder und faltet die Hände. „Wie auch immer. Tut mir leid, dass ich gelogen habe." Er wirft einen Blick auf die Uhr. „Ich muss langsam wieder an die Arbeit. Geh du ruhig wieder zu Swan. Und sag ihr, dass ich keineswegs sauer bin, auf keine von euch."
„Mache ich. Man sieht sich", sage ich, stehe auf und gehe Richtung Tür.
„Denk daran, dass ich dir noch ein Tattoo stechen will, Süße!", ruft er mir noch hinterher, als ich sein nach kaltem Rauch riechendes Büro verlasse.
Kaum stehe ich wieder im Studio, empfängt mich Swan mit einer Umarmung. Sie bringt ihre Lippen ganz nah an mein Ohr und flüstert: „Tut mir echt leid, dass ich wegen meinem Verdacht so voreilig war. Ich wollte Adrian nicht beleidigen, und dich auch nicht."
„Alles gut. Er hat gesagt, dass er uns nicht böse ist", antworte ich und küsse sie behutsam.
Hinter mir kommt Adrian aus dem Nebenzimmer und geht in Richtung des Empfangstresens. Swan löst sich schnell von mir und hält ihn am Oberarm fest. „Sorry, dass ich dich verdächtigt habe", sagt sie direkt. Er sieht sie bloß lächelnd an.
„Schon gut. Ich hätte wahrscheinlich nicht anders reagiert." Die Tür quietscht, als jemand das Studio betritt. „Gut, ich habe Kundschaft. Wiedersehen, ihr beiden."
„Tschau", erwidert Swan mit einem Lächeln und greift nach meiner Hand. „Wir können gehen, oder?" Nickend ziehe ich sie zur Tür.
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