🍂When all leaves turn red🍂
Dies ist meine Kurzgeschichte zur Teilnahme am Projekt 'Sweather Weather' von sternenwaerts. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es noch rechtzeitig schaffe, aber jetzt ist es endlich fertig geworden. Viel Spaß beim lesen.
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Veruny war im Normalfall eine aktive Kleinstadt, in der immer etwas los war. Jetzt, wo die Temperaturen langsam nach unten gingen, die Tage grauer und die Bäume bunter wurden, lag jedoch eine unruhige Stille in der Luft.
Hazel Ann Holloway war erst vor ein paar Monaten mit ihrer Familie in ein Haus, in der Brightbury-Straße 26 gezogen. Natürlich wussten sie dementsprechend noch nicht viel über die Stadt. Doch wenn eines klar war, dann das eigentlich zu jeder Zeit Geräusche zu hören waren. Zumindest war es die ganze Zeit im Sommer so gewesen.
Jedes mal, wenn die 19-jährige Hazel zu der Schule gegangen war, in der sie nun ihr letztes Schuljahr bestreiten würde, waren ihr einige Dinge aufgefallen. Zum Beispiel die alte Dame, die jeden Morgen um sieben ihren Müll heraus brachte oder die kleine Gruppe Teenager, die immer ungefähr ihr Haus verließen, wenn die Braunhaarige daran vorbei ging. Auch sie gingen scheinbar an Hazel's Schule, waren nur ein paar Klassen unter ihr.
Außerdem gab es den 17:28 Uhr Bus, der von ihrer Schule aus fuhr und den die junge Erwachsene oft nahm, wenn sie keine Lust hatte nach der Schule noch ungefähr zwanzig Minuten zu laufen. Bei der Fahrt sah sie einige Familien, die scheinbar auf den Spielplatz und auch Hundebesitzer, die zu dem Park in der Nähe von dem Haus von Hazel's Familie gingen.
In dem Haus nebenan von ihrer Familie, lebte ein etwas älteres Ehepaar, was sich oft stritt. Dies hörte man auch relativ oft. Außerdem gab es in der Nähe eine Autowerkstatt. Geräuschkulisse bis zum Abend war hier also eigentlich garantiert. Die Familie störte es jedoch nicht, da sie erst frisch aus einer Großstadt nach Veruny gezogen waren.
Als dann die Sommerferien kamen, nahmen die Geräusche und der Trubel natürlich auch nicht ab. Nun hörte man fast die ganze Zeit Kinder und ihre Eltern, die sich zu spaßigen Abenteuern aufmachten oder auch Jugendliche, die das Schulfrei genossen. Somit war es auch hier selten richtig still.
Das leichte Surren, welches von der Autowerkstatt hinüber hallte, war auch nachts noch zu hören. Komplett Ruhe hatte man also nicht, woran man sich aber relativ schnell gewöhnte. Zumindest konnte Hazel lernen, das Surren bereits nach einigen Wochen fast komplett auszublenden.
Trotzdem fiel einem auf, dass eben immer ein Geräusch in der Luft lag. Umso schockierender kam es, als der Herbst einbrach und es auf einmal Totenstille wurde.
Die brünette Frau, mit haselnussbraunen Augen, dachte zu erst, dass es vielleicht an dem einen Tag an sich lag. Möglicherweise hatte niemand Lust an diesem kühlen Tag raus zu gehen und die Autowerkstatt hatte eventuell Urlaub, weshalb von dieser auch kein Geräusch kam. So hatte sie es sich selbst erklärt und sich dann erst mal keine weiteren Gedanken darüber gemacht.
Trotz des kühlen Tages und der leichten Unruhe, die in den Straßen hing, beschloss die Schülerin einen kleinen Spaziergang zu machen. Durch die leichte Kälte war nämlich die Luft etwas angenehmer und klarer geworden.
Sie zog ihren beigen Mantel und ihre schwarzen Stiefel an, ihr Spaziergang ging bis zum Park. Als sie an ihrem Ziel ankam, sah sie in diesem ein hübsches Blatt liegen. Da die Blätter sich zum Herbst hin langsam färbten, war es natürlich nicht unüblich das ein oder andere gelbe, orange, rote oder braune Blatt auf dem Boden zu sehen. Doch an diesem war irgendwie etwas anders. Es war fast schon blutrot, wenn Hazel es hätte beschreiben müssen.
Fasziniert betrachtete sie das Blatt einige Sekunden, bis sie ihren Blick wieder von diesem weg nach oben wandte. Irgendwie schien es plötzlich kälter zu werden, die Stimmung wurde noch etwas unruhiger und fast schon schaurig. So richtig beirren ließ sich Hazel nicht, aber bevor es noch kälter wurde, machte sie sich dann doch wieder auf den Heimweg.
Entgegen ihrer Erwartungen, waren auch die nächsten Tagen absolut keine Geräusche zu hören. Die ältere Dame, die jeden Morgen ihren Müll raus brachte, hatte dies nun bereits seit fast einer ganzen Woche nicht getan. Das alte Ehepaar von nebenan war überhaupt nicht mehr zu hören, genau wie die Autowerkstatt, wo auch scheinbar im Moment niemand zu arbeiten schien. Von einem Urlaub hatte bei ihnen aber auch nichts gestanden, als die Brünette nachgeschaut hatte.
Auf den Straßen waren allgemein nur die wenigsten Menschen unterwegs, wenn überhaupt. Die Schule hatte irgendwie auch für eine Weile Onlineunterricht angekündigt, was schon komisch war. Außerdem kannte das Hazel eben bis jetzt so überhaupt nicht von dieser kleinen Stadt, in der es sonst so lebhaft war. Hatte sie etwas verpasst?
Natürlich wollte sie der Sache auf die Spur gehen, doch wie sollte sie dies bitte tun und wo könnte sie anfangen, wenn es niemanden gab, den sie fragen konnte? Einfach bei einem der Nachbarn anzuklopfen traute sie sich nämlich nicht, wenn es so unruhig in den Straßen war. Zwar ging sie trotzdem noch ab und zu spazieren oder zum Beispiel einkaufen, was auch komplizierter wurde, aber allzu lange draußen sein, wurde für Hazel auch langsam unschön.
Als sie eines Tages den Bordstein entlang nach Hause lief, fand sie erneut eines dieser blutroten Blätter. Auch dieses Mal nahm sie sich kurz ein paar Sekunden, um es zu betrachten. Es lag dort so allein, genau wie das andere davor auch.
Der Dunkelhaarigen fiel nur das Blatt auf. Woher es gekommen war, hinterfragte sie gar nicht, dabei stand kein Baum dieser Art weit und breit.
Auch mit den zunehmenden Wochen wurde die komische Stimmung und die Leere der Stadt nicht weniger. Weiterhin zeigten sich so gut wie keine Menschen auf der Straße und wenn nur für ein paar Minuten. Die, die sich vielleicht mal zeigten, hatten die 19-jährige aber auch nur mit komischen Blicken angeschaut, als sie dort fast schon sorglos lang spaziert war. Sie verstand jedoch auch einfach nicht, was los war. Es war nun wirklich nicht so kalt, dass man sich Zuhause verbunkern musste und nicht mehr heraus konnte.
Hazel's Familie kam das Ganze auch etwas mysteriös vor, jedoch hielten sie sich mehr daran auch nicht raus zu gehen, als Hazel. Sie waren der Meinung:,,Wenn nun eh jeder drinnen war und es sowieso so kalt und unruhig draußen ist, wieso sollten wir denn dann raus gehen?"
Das all ihre Arbeiten auch per Homeoffice zu bearbeiten waren, kam ihnen da auch wirklich gelegen. Etwas davon zu hinterfragen, schien ihnen nicht wirklich in den Sinn zu kommen.
Auf eine Weise war es ja auch faszinierend die leeren Straßen von Veruny entlang zu spazieren, als wäre man die einzige Person, die dort überhaupt lebte. Das dies nicht stimmte, sah man aber an Gardinen, die sich ab und zu schnell zu zogen, als Hazel in ihre Richtungen schaute oder sanfte Lichter, die von manchen Fenstern kamen.
Trotzdem war es aber still. Stille weit und breit. Als hätten sich auch alle anderen Lebewesen dazu entschieden für diese Zeit zu verschwinden. Einen Ansatz, herauszufinden was los war, hatte die ehemalige Großstädlerin jedoch noch immer nicht.
Neben der Straßenlaterne, die vor dem Gartentor des Hauses ihrer Familie stand, fand sie erneut eines der blutroten Blätter. Das sie nun schon ein drittes gefunden hatte, aber wirklich kein weiteres weit und breit, machte sie schon stutzig. Und in ihrem Garten gab es definitiv keinen Baum mit solchen Blättern. Doch kleine Blätter, mit besonderen Farben, waren momentan trotzdem einer ihrer letzten Gedanken - erneut ging sie daran vorbei.
Irgendwann war ihr die Idee gekommen auf ihrem Handy und im Internet nachzuschauen, ob sie dort etwas finden würde, jedoch war dies ziemlich aussichtslos. Als hätte noch nie jemand überhaupt mitbekommen, was zu dieser Zeit des Jahres passierte. Ob es zum ersten Mal passierte oder bereits schon öfter passiert war, wusste Hazel jedoch nicht einmal. Was sie aber schnell merkte, war, dass sie im Internet auch kein Stück schlauer werden würde, wie es schien.
Immer und immer mysteriöser wurde ihr diese Stadt und mittlerweile war sie sich nicht mehr sicher, ob sie wirklich noch so gern hier bleiben wollen würde. Doch eigentlich war ja vor ein paar Wochen noch alles gut gewesen. Von jetzt auf sofort waren nur plötzlich alle Menschen und Geräusche wie verschluckt wurden und es hatte sich dieses unangenehm Gefühl in der Luft abgelegt.
Genau beschreiben, wie sich das unangenehm Gefühl anfühlte, konnte man wohl nicht wirklich. Müsste Hazel es aber tun; es fühlte sich an, als würde man überall beobachtet werden, obwohl niemand weit und breit war. Draußen war es still, viel zu still, doch mit der Zeit wurde es im Kopf immer lauter. Die Warnsignale in Hazel's Kopf schrien sie an zu rennen, dabei war dort nichts und niemand. Eigentlich war es doch so ruhig und entspannt.
Ein nächstes blutrotes Blatt, fand die junge Frau dann auf der Treppe, die hoch zur Haustür des Hauses ihrer Familie führte. Weiterhin weit und breit kein Baum und auch keine weitern Blätter dieser Art. Dieses mal lief Hazel einfach schnell daran vorbei und versuchte sich wie immer keine weiteren Gedanken zu machen.
Obwohl sich keine Gedanken zu machen, wenn irgendwie nichts und doch gleichzeitig so viel passierte, definitiv nicht leicht war. Eine Antwort war es, die die Braunhaarige haben wollte. Eine Antwort auf all ihre Fragen, die sich mit der Zeit angehäuft hatten.
'Wie wurde aus einer lebhaften Stadt, plötzlich so schnell eine fast ausgestorbene Stadt? Wieso war so gut wie niemand auf den Straßen? Warum lag so ein unschönes Gefühl in der Luft? Was sorgt dafür, dass niemand mehr raus ging? Und wieso jetzt?'
Das waren nur ein Bruchteil der Fragen, über die sich Hazel mittlerweile den Kopf zerbrach. Ob sie jemals Antworten darauf kriegen würde, wusste sie nicht.
Als sie schon kurz davor war, die Hoffnung komplett aufzugeben irgendwie etwas Herausfinden zu können, fiel ihr die brennende Idee ein. Vielleicht gab es im Internet keine direkten Artikel über irgendwas, aber in der Zeitung gab es doch bestimmt etwas. Vielleicht war auf diese wenigstens Verlass.
Somit forstete sich Hazel an ihrem Computer durch sämtliche Zeitungseinträge, da sie eine Seite gefunden hatte, auf der Veruny ihre Zeitung auch digital nochmal hochgeladen hatte. Dies kam ihr definitiv sehr gelegen.
Stunden lang schaute sie Eintrag über ein Eintrag an. Auch dies schien fast schon aussichtslos, doch irgendwas gab der Schülerin das Gefühl, dass sie dort Antworten bekommen würde.
Nach einigen Stunden der Arbeit hatte sie erst mal eine Pause eingelegt und es für diesen Tag vorübergehend beendet. Mit einer neu gefundenen Hoffnung, ging die 19-jährige an diesem Abend ins Bett. Sie war ziemlich voraussichtlich, dass, was auch immer in dieser Stadt vor sich ging, irgendwo in der Zeitung stand oder sie sich zumindest bald selbst den Grund erschließen könnte. Nur weil es nicht in Zeitungseinträgen der letzten fünf Jahre stand, hieß das noch lange nichts. Dann musste sie eben noch tiefer graben.
Mit Energie, wachte sie am nächsten Morgen auf. Es war mal kein ganz so kalter Tag, draußen schien sogar etwas die Sonne, weshalb ihre Familie beschloss einen Spaziergang zu machen. Sonst wäre Hazel auch immer mitgekommen, doch dieses mal wollte sie unbedingt drinnen bleiben. Sie musste unbedingt weitersuchen, damit sie endlich Antworten bekommen konnte. Ihrer Familie hatte sie noch nichts davon erzählt.
Diese war dementsprechend auch leicht verwirrt, da ihre Tochter eigentlich super gerne spazieren ging und nur nicht mitkommen würde, wenn sie vielleicht krank war oder so. Doch da in den letzten Wochen eh alles so komisch war, beschlossen sie dies nicht weiter zu hinterfragen. Wenn sie nicht wollte, musste sie ja nicht.
Somit verließen Vater, Mutter und Hazel's Schwester das Haus ohne sie.
Mit einer Tasse voller Kakao, einer weichen Decke und leichter Musik im Hintergrund, machte sich die jüngste Tochter der Familie dann bereit für weitere Stunden des Suchens. Wie lange es sie noch brauchen würde wusste sie nicht, jedoch war sie zuversichtlich, dass sie bald etwas finden würde.
Und sie behielt Recht damit, als sie nach ungefähr einer Stunde bei Zeitungsartikeln von vor ungefähr 13 Jahren angekommen war. Dort war sie nämlich auf etwas sehr interessantes gestoßen.
Es gab dort Artikel über einen sogenannten "red leaf killer". Es gab tatsächlich auch nicht nur einen Artikel über diesen, weshalb Hazel beschloss beim Ältesten anzufangen.
Es handelte sich bei dem "red leaf killer" möglicherweise um einen Mann, genau konnte dies in den Artikeln aber niemand sagen. Niemand schien nämlich wirklich etwas von der Person gesehen zu haben, die die Menschen in dieser Stadt scheinbar umbrachte.
Wie es schien, geschahen all die Morde in der Herbstzeit, nie davor oder danach. In Hazel's Kopf begannen sich Dinge zu kombinieren, die Zeit der Morde würde nämlich erklären, wieso plötzlich niemand mehr auf den Straßen zu sehen war. Wahrscheinlich hatten alle Angst, dass sie das nächste Opfer werden würden, wenn sie draußen herum liefen, während es der Killer tat.
Aus den Artikeln war auch herauszulesen, dass neben jedem der Opfer ein blutrotes Blatt gefunden wurde - wie ein Markenzeichen. Vermutungen wurden auch angestellt, dass der Mörder vorher seinem neu ausgewählten Opfer ein paar dieser Blätter vor das Auge legte. Immer näher, bis es zu spät war.
Das der Name des Killers Hazel nicht zum nachdenken gebracht hatte, war schon verwunderlich. Umso mehr sie jedoch laß, umso mehr verließ das Lächeln, welches sie zuvor drauf hatte, ihr Gesicht. All die Details passten leider ziemlich gut. Jedoch war dies auch vor 13 Jahren gewesen und vielleicht lief der Mörder mittlerweile überhaupt nicht mehr hier rum und die Menschen versteckten sich einfach aus Routine.
Hazel trank einen schluck Kakao aus ihrer Tasse und versuchte sich mit diesem Gedanken zu beruhigen. Endlich hatte sie auch eine Antwort, also musste sie sich eigentlich keine weiteren Gedanken machen.
Sie fuhr ihren Computer erst einmal herunter. Als sie ihren Kopf zu ihrem Bett drehte, gefrohr ihr jedoch das Blut in den Adern, denn dort, auf ihrer Decke, lag es.
Ein blutrotes Blatt.
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