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Nao hob langsam den Kopf und starrte auf die Person vor der Tür, die so unglaublich gut roch. Er atmete zittrig die erhitzte Luft ein und kniff die Augen etwas zusammen, was ihm beim sehen jedoch nicht half.
Er wusste nur, dass er mit dieser Person diese Hitze loswerden konnte - und dann war der Rest auch schon egal und sofort wieder vergessen.
Cade dagegen schluckte nur schwer. Alles an Nao roch so... einladend. Er bekam seinen Kopf nur schwer unter Kontrolle; immer wieder zeigte er ihm Bilder, die er eigentlich nicht sehen wollte.. oder wollte er das?
Wollte er Nao?
Er schüttelte seinen ganzen Körper. War das überhaupt Nao? Cade nahm nur verschwommen war, wie der Omega dort saß; mit roten Wangen, lusterfüllten Gesicht und Augen, die viel heller schienen als sonst, gar schon als ein grelles weiß durchgingen. Anziehend.
Verlockend. Magisch.
Und wie er Nao wollte.
Seine Augen durchbohrten ihn und nahmen die pure Essenz Naos Unschuld auf.
Er wollte ihm diese Unschuld nehmen.
Er wollte es.
Er hätte für den kleinen Omega in diesem Moment töten können - ein Wort von ihm und Cade wäre diesem ohne zu zögern gefolgt.
Nur sprach Nao nicht, kein Wort. Mehr als schwere Aufatmer, waren in der erhitzten Luft nicht zu hören. Und Cade machte diese Stille langsam verrückt. Er wollte Nao anfassen.
Und ihn hören, wie er seinen Namen stöhnte, während er wusste, dass sein ganzer Körper nur ihm gehörte.
Er wollte Dinge mit ihm tun, die er selbst noch gar nicht richtig fassen oder verstehen konnte. Und er fühlte sich nicht schlecht dabei, sich Nao unter ihm vorzustellen - viel eher verleitete es ihn immer mehr zu der Idee, es doch einfach zu tun.
Ein Schritt Richtung Nao und der kleine Omega begann wie in Ekstase immer wieder zu keuchen - als wären sie schon mitten im Akt.
Verrückt, wie sehr Cades Nähe ihn reagieren ließ.
Cade knurrte erregt, als Nao diesen leisen, doch auch sehr sanften, Laut von sich gab. Er war kaum hörbar, doch für Cade war es deutlich genug gewesen.
Er fragte sich auch wohl kaum mehr, ob es okay war, das zu tun. Er wollte Nao nahe sein. Sehr nahe. Zu nahe.
Ein weiterer Schritt in Naos Richtung.
Perverse Gedanken strömten durch Cades Kopf.
Dann stand er vor ihm, sank langsan auf seine Knie, bis ihre Atemzüge jeweils die Lippen des anderen streiften. Naos Knie zitterten, obwohl er schon auf dem Boden saß. Doch seine volle Aufmerksamkeit galt allein Cade - und den Sachen, die er von ihm wollte.
Der Alpha konnte sich nur mit voller Kraft zurückhalten; seine zu Fäusten geballten Hände zitterten angespannt, wollten endlich Nao anfassen...
Stopp.
Er schüttelte den Kopf. Er konnte nicht. Er durfte nicht.
Er wusste nicht einmal, wieso er das wollte. Statt direkt auf Naos, landeten seine Lippen also auf dessen Hals. Ob das wirklich besser war?
Er hätte ihn so gerne geküsst. Seine Lippen spüren, ihre Zungen verbinden.
Seine Arme umschlangen widerwillig den kleinen Körper des Omegas und pressten ihn eng an sich.
"Hah..", murmelte er, den hitzigen Geruch einatmend, den Nao von sich gab.
Nao rührte sich jedoch nicht - er war wie versteinert, klebte an seinem Platz und ließ Cade vollkommen die Überhand.
Wie es seiner Omega-Natur entsprach.
Der Alpha bis sich auf die Unterlippe.
Es war so schwer, nichts zu tun.
Demnach schloss Cade die Augen und versuchte hoffnungslos, genauso zu bleiben. Nao war eindeutig - beziehungsweise noch - nicht sein Mate. Er durfte so etwas nicht mit ihm machen. Er durfte diese Gedanken nicht haben.
Es war falsch.
Auch wenn es sich nicht so anfühlte.
Cade konnte also nicht anders, als noch einen tiefen Atemzug zu nehmen, den er sofort bereute. Es war, als würde Naos Geruch stärker werden, wenn er nicht die Luft anhielt; der Geruch erfüllte ihn schon ab dem ersten Kontakt, mit dem kribbelnden Gefühl von Lust, Begierde - langsam fand er keine Worte mehr dafür, wie Nao ihn erregte.
"N-nao", keuchte er schließlich, auswegslos, seinen Namen hervor und presste ihre Körper aneinander.
Cade hielt es nicht mehr aus; er brauchte Nao. Jetzt.
Und da Nao nichts zu entgegnen hatte, holte er sich ihn auch.
Vorsichtig ließ er seine Hände um des Omegas schlanken Körper entlang fahren, streichelte seine Hüften hinab, blieb sanft, federleicht, und berührte ihn nur mit seinen Fingerspitzen.
Letztlich hob der Alpha den Kopf und starrte in Naos verschleierten, graue Augen, welche ihn ebenso lusterfüllt, wie er selbst war, ansahen.
Er wollte ihn.
Und Cade wollte ihn auch.
Cades Hände sanken nun immer tiefer, lieblich seine Seiten hinab. Der kleine Omega atmete schwer auf, als er das verstärkte Kribbeln nun auch spürte. Erneut schluckte der Alpha schwer. Es ging nicht mehr anders.
Er konnte sich nicht mehr zurückhalten.
"...
Cade,
Schatz?
Alles okay?
..."
Cade blinzelte.
Einmal. Zweimal.
Er rieb sich übers Gesicht.
Nao.
"Huh?"
Er setzte sich ruckartig auf und sah sich verwirrt um. Er war im Wohnzimmer. Seine Mutter und zwei Bedienstete saßen neben ihm. Sein Zeitgefühl stand auf dem Kopf.
Gerade war er doch noch mit Nao...
Sein Blick wanderte sofort auf seine Hände. Er konte Nao noch spüren. Aber wo war Nao? War es ein Traum gewesen? Was war passiert?
"Cade? Schätzchen?"
Cade sah seine Mutter an. Ihr Blick schien besorgt - jedoch verriet ihr krummes Lächeln, nichts weiter, was von Bedeutung wäre.
"Was ist passiert?", fragte er abprupt und fuhr sich über die Stirn.
Seine Mutter öffnete den Mund, doch kamen die folgenden Worte von einer anderen Person;
"Der Omega, bei dem Sie waren, hat seine Heat bekommen. Wahrscheinlich war Ihr hormoneller Einfluss auf ihn zu stark. Aber keine Sorge, er wurde nach Hause gebracht, um sich zu erholen", erklärte also plötzlich eine ältere Frau, die hinter Cade auftauchte. Sie trug einen weißen Kittel, eine Ärztin also, wie Cade vermutete.
Er begann langsam zu nicken.
"Aber wie... ich war gerade doch bei ihm..."
Cade presste die Augen einige Sekunden zusammen. Ihm war schwummrig, er konnte sich kaum an mehr, als Nao neben ihm, erinnern.
Genau genommen konnte er sich an gar nichts erinnern.
Cades Mutter legte eine Hand auf seine Schulter.
"Naos Heat hat einiges ausgelöst dass wir nur mit Tabletten stoppen konnten, also gehe es heute etwas langsamer an, ja? Und bleib lieber auch erstmal von deinem Zimmer weg."
Cade nickte nur, immer noch verständnislos über die knappe Antwort und seine unbeantwortete Frage, die er sich innerlich stellte; Ging es dem kleinen Omega wirklich gut oder sagte das die Ärztin nur so? Hatte er ihn verletzt? Ihn angefasst?
Sein Magen drehte sich um.
Er wollte das nicht.
Also konnte er nur hofften, es war nicht so, wie es sich in seinen Gedanken zusammenbraute.
Eigentlich wollte er auch gar nicht mehr denken.
Er wollte sich verkriechen und nie wieder aufstehen.
Noch nie hatte er sich so schlecht, irgendwie schuldig, gefühlt.
Was wenn doch etwas passiert war?
Würde Nao ihn hassen?
Würde er Nao nie wieder sehen?
Cades Blick hängte an seinen Händen, als wären sie beschmutzt. Natürlich war es seine Schuld und Nao würde ihn dafür hassen, nicht? Immerhin hatte er es schon schwer genug gehabt, sich überhaupt an Cade zu gewöhnen.
Dieses aufgebaute Vertrauen war wohl nun eingestürzt wie ein Bauklötzchen-Haus.
Nao würde wieder Angst vor ihm haben.
Schließlich streichelte ihm seine Mutter beruhigend durchs Haar, ehe sie und der Rest der Bediensteten aufstanden, um ihm seine Ruhe zu lassen. Cade wurde für einige Sekunden wieder wachgerüttelt.
"Mach dir keine Gedanken, Liebling. Ruf ruhig seine Familie an und frag, wie es ihm geht, wenn du dich dann besser fühlst."
Die Ärztin stimmte zu, bevor sie seiner Mutter aus dem Zimmer folgte;
"Sie sollten sich Ihren Kopf darüber nicht zerbrechen. Es ist absolut nichts passiert, was Sie bereuen könnten - immerhin ist es ein natürlicher Prozess, niemand hat wirklich Schuld daran.
Und wenn doch etwas passiert sein sollte, wäre er doch nur irgendein Omega; so ein Patzer ist absolut bedeutungslos, wenn es um Ihr Liebesleben geht."
Liebesleben.
Selbst die Ärztin wusste um die Wichtigkeit, beziehungsweise die Unwichtigkeit in diesem Fall, dieses Begriffes.
Stimmt, seine Zukünftige - eines der Alpha-Mädchen, würde sich wohl kaum darum kümmern, was Cade zuvor getrieben hatte. Immerhin ging es ihr dann nur um das Geld und das Ansehen seiner Familie.
Cade schluckte.
Er wollte nicht so abwertend von Nao denken - eher von keinem Omega; aber was konnte er schon tun?
Sie hatten Recht. Sie alle.
Im Endeffekt war egal, was mit den Omegas passierte.
Nao war..
Ein Patzer, ein Ausrutscher.
Cade fuhr sich übers Gesicht.
Sein Innerstes stand schon wieder im Zwiespalt.
War Nao das? Ein Ausrutscher? Egal?
Wenn etwas passiert wäre, war es für ihn wirklich ohne Bedeutung?
Er schüttelte
den Kopf.
Sie hatten nicht Recht.
Omegas waren viel mehr als das; Nao war viel mehr als das.
Nao war ihm wichtig.
Und auch wenn der Alpha nicht wusste, warum Nao ihm so wichtig war, er ihn so faszinierend fand oder sich so sehr nach seiner Nähe sehnte, so musste er sich nun auf das Jetzt konzentrieren.
Langsam stand er also auf und tat ein paar unsichere Schritte, die darin endeten, dass er sich an der Wand entlang zu seinem Büro schleifen musste.
Das erste was er tat, war es, Naos - ehergesagt, die seiner Eltern - Nummer aus seinem Dokumentenhaufen herauszugraben und diese dann beschwerlich in das Telefon einzutippen.
Seine Finger fühlten sich betäubt an, er spürte die Tasten, die er wählte, nicht einmal.
Doch glücklicherweise landete er anscheinend am richtigen Ende, als eine Frau mit einem 'Hallo?', den Anruf annahm.
Cades Mund stand offen, doch sagte er nichts. Er hatte sich gar nicht richtig überlegt, was oder wie er es sagen, beziehungsweise fragen, wollte. Soweit hatte er nich gar nicht gedacht.
"Hallo?", fragte die Frau nun etwas unsicher und Cade konnte hören, wie sie mit ihren Fingern nervös gegen den Plastikhörer tippte.
Er schüttelte sich.
"Ehm, ich wollte nachfragen ob es Nao gut geht. Ich.. er.. hat ja seine... bei der Arbeit...", murmelte ich irgendwie zusammen und fuhr mir durchs Haar.
Wow Cade, jetzt weiß sie ganz genau Bescheid.
"Uh, ja. Nao geht es gut - er wird nur noch etwas brauchen bis seine Heat vorbei ist."
Naos Mutter war es nun offensichtlich unangenehm mit einem Alpha zu reden, doch dieses Gefühl unterdrückte sie durch ihre freundliche, zuvorkommende Stimme.
Irgendwie stellte er sich so Naos Stimme vor; ruhig, beruhigend, vielleicht etwas tiefer aber um einiges zerbrechlicher.
Cade lächelte.
"Das freut mich, rufen Sie zurück wenn Sie etwas brauchen, ja? Ich will das wieder gut machen - immerhin habe ich auch Mitschuld daran, dass es so überraschend kam."
Naos Mutter schüttelte den Kopf - was der Alpha natürlich nicht sah.
"Vielen Dank, aber das ist keineswegs Ihre Schuld! Nao wird sich schnell erholen, immerhin kennt er das schon."
Cade seufzte.
"Okay, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und danke, dass Sie sich kurz Zeit für mich genommen haben."
Naos Mutter stockte einige Sekunden, bevor sie wieder aus ihren Gedanken sprang und etwas erwidern konnte;
"Das wünsche ich Ihnen auch! Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten."
Und dann legte sie auf.
Cade warf seufzend den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, während sein Kopf auf der Stuhllehne lag und er sich nun halb abwesend begann, auf dem Bürostuhl zu drehen.
Zu gerne hätte er noch etwas gesagt, doch Naos Mutter hatte vor lauter Demut und Scheu, viel zu früh aufgelegt.
Cade verfluchte sich selbst dafür, dass er die Chance so also verpasst hatte, ein wenig über Nao zu reden und vielleicht sogar mehr zu erfahren. Er wollte aber auch nicht zu aufdringlich vorkommen.
Ja, deswegen hatte er wohl gezögert und nicht sofort wieder das Wort ergriffen.
Er setzte das Telefon wieder auf dem Tisch ab und schloss einige Sekunden die Augen.
Ein leichtes Brummen vernahm er immerzu in seinem Hinterkopf, doch war es so leicht, dass er sich schnell wieder fangen konnte.
Nebenwirkungen der Tabletten?
- Oder was auch immer die Ärztin ihm dort verabreicht hatte.
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