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38. Forward

I got a feeling
That tonight's gonna be a good night
That tonight's gonna be a good night
That tonight's gonna be a good, good night
A feeling
That tonight's gonna be a good night
That tonight's gonna be a good night
That tonight's gonna be a good, good night
A feeling (woo-hoo)
That tonight's gonna be a good night
That tonight's gonna be a good night
That tonight's gonna be a good, good night


Black Eyed Peas - I Gotta Feeling


< R O B Y N >

Ich war mächtig aufgeregt.

Direkt zu Beginn des sechsten Semesters informierte uns Mr Stringer über unser bevorstehendes Praktikum in einer Schule. Einerseits freute ich mich riesig darauf, andererseits wurde mir auch ein bisschen mulmig zumute. Hoffentlich packte ich das alles.

Meine Bedenken, dass ich vielleicht vor der Klasse stand und kein Wort herausbrachte, quälten mich öfter, aber es war Colby, der mir immer wieder Mut zusprach.

„Du kriegst das hin, Robyn. Die Schüler werden dich nicht fressen und es wird bestimmt eine tolle Erfahrung."

„Ja", seufzte ich, „aber ich glaube Mr Stringer traut mir gar nichts zu."

„Das ist doch irrelevant. Wichtig ist, dass du es dir zutraust."

Manchmal wünschte ich, ich hätte Colbys Selbstbewusstsein.

Wir verbrachten die Wochenenden meist zusammen, aber leider konnte ich nie über Nacht bleiben. Das gestattete die Uni nicht, wenn man unter einundzwanzig war und langsam gingen mir diese Vorschriften auf den Geist. Natürlich kamen wir auch tagsüber auf unsere Kosten, was der Sex anging, doch mir wäre es lieber, ich könnte die Nächte an den Wochenenden mit ihm teilen.

Seufzend erhob ich mich an diesem Sonntagabend von seinem Sofa: „Ich denke, es wird Zeit."

Mit einem Blick auf seine Uhr nickte Colby und schnappte sich die Autoschlüssel. Wenige Minuten später rollten wir durch Los Angeles und als er mich vor dem Campus absetzte, versanken wir in einem leidenschaftlichen Kuss.

„Ich wünsche dir viel Glück für dein Praktikum", flüsterte er mir ins Ohr.

„Danke, das kann ich gebrauchen."

Da Gin nicht den Weg des Lehrerberufs einschlug, ging sie am Montagmorgen zu den Vorlesungen, während ich mich für das Praktikum in der Schule fertigmachte.

Die Daniel Webster Middle School lag in einem Distrikt, der als sicher eingestuft wurde. Dementsprechend machte ich mir keine Gedanken, als ich mit dem Bus dorthin fuhr. Man erwartete Pünktlichkeit von uns und ich war extra früh aufgestanden, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Auf dem Weg zur Schule wurde mir jedoch klar, dass es auf Dauer nicht ohne Auto gehen würde. Vor allem dann nicht, wenn ich irgendwann als Lehrerin arbeitete. Dafür waren die Verbindungen in Los Angeles zu schlecht. Die Stadt verfügte nicht wie New York über ein geniales Subway System. Insgesamt gab es nur sechs Linien und wenn das Ziel nicht gerade in der Nähe einer Station lag, war es oft besser, den Bus zu nehmen. Ansonsten lief man Meilenweit. Allerdings war der Bus langsam wie eine Schnecke.

Mit klopfendem Herzen traf ich in der Schule ein. Natürlich viel zu früh, was meine Nervosität erhöhte. Ich sollte mich bei einer Mrs Pottham melden, die für die Praktikanten verantwortlich war und hatte mächtig Bammel, dass alles glatt gehen würde.

Erst einmal hielt ich mich in einer staatlichen Schule auf. Damals, als ich Lesters Unterricht beiwohnen durfte. Ich konnte mich gut daran erinnern, wie spartanisch alles eingerichtet war, aber die Musikräume besaßen eine recht gute Ausstattung. In dieser Schule sah es nicht anders aus.

Mit mir waren noch zwei andere Praktikanten da. Ein großer, schlaksiger Kerl und eine Studentin mit einer kräftigen Stimme, die Dominanz ausstrahlte. Bestimmt würden die beiden keine Probleme bezüglich der Autorität in den Klassen haben. Dagegen kam ich mir wie eine kleine Maus vor.

Mrs Pottham erklärte uns zunächst, dass das erste Praktikum vorwiegend zur Orientierung diente und man zugleich den Ablauf in einer Schule kennenlernte, oder besser gesagt den Schulalltag aus der Sicht des Lehrers erfuhr.

Anschließend wurde jeder einer Lehrkraft zugeteilt. Der Lehrer, der für mich zuständig war, hieß Luke und war ungefähr Mitte dreißig. Er erkundigte sich, wo ich herkäme, welche Instrumente ich spielte und welches Fach außer Musik ich noch unterrichten wollte.

„Klavier und Violine", erwiderte ich nervös, „und mein anderes Fach wird Englisch sein."

„Das klingt gut. Du darfst gerne in jede Klasse reinschnuppern, je unterschiedlicher sie sind, desto besser. Das verschafft dir einen guten Überblick", erklärte er und grinste. Und keine Sorge, im ersten Praktikum bist du nur zum Zuschauen da."

Das beruhigte mich ein wenig.

Luke war locker drauf und ich froh, nicht so einen muffligen Kerl wie Mr Springer an meiner Seite zu haben.

Die Schüler in der Musikklasse, in der Luke Musik unterrichtete waren nicht älter als elf oder zwölf, also quasi im ersten Junior High School Jahr. Der Altersunterschied zu mir betrug also rund acht Jahre und damit kam ich zurecht. Schlimmer wäre es gewesen, Sechszehnjährige um sich zu haben, die mich fast um einen Kopf überragten, zumindest die männlichen Schüler.

Luke erklärte, dass ich die neue Praktikantin sei, vorstellen durfte ich mich dann selbst.

„Guten Morgen, mein Name ist Robyn Fitzgerald, ich studiere im sechsten Semester an der UCLA Musik, mit dem Ziel Lehrerin zu werden."

Die Kinder schauten mich an, als ob sie erwarteten, dass ich den Unterricht jetzt startete. Zum Glück übernahm Luke das, indem er die Schüler nach der letzten Unterrichtsstunde fragte. Ich durfte mich in die letzte Reihe setzen und den Unterricht verfolgen. Dies tat ich genau und machte mir ständig Notizen, um später alles nachlesen zu können.

Da es sich bei Musik um ein reines Wahlfach handelte, war die Motivation hier anders als bei den Pflichtfächern, die man nicht mochte, aber trotzdem besuchen musste. Es gab einen Chor und ebenso eine Big Band in der Schule und jeder Schüler, der Musik als Fach wählte, freute sich, dort aufgenommen zu werden. Zumindest die meisten, denn es gab auch solche, die lieber für sich allein spielten.

Luke spielte ein Stück auf dem Piano vor und schließlich mussten die Schüler ihr Glück versuchen. Da die Klasse nicht sehr groß war, kam auch jeder an die Reihe.

Jenes Musikstück wurde der entsprechenden Zeitepoche zugeordnet und plötzlich begriff ich, wie wichtig es war, Musikgeschichte zu beherrschen. In der Schule ging das damals oft an mir vorbei, denn mich interessierten eher die Instrumente und dass ich die Töne richtig traf. In der Uni hingegen lernte ich dieses Fach für die Prüfungen. Nun bekam ich eine ganz andere Motivation dafür.

Insgesamt machte der erste Tag Spaß. Ich erahnte, wie schwierig es war, einen Ablaufplan einzuhalten und bekam später Tipps von Luke, wie am effektiver arbeitete, aber vor allem, wie man die Schüler dazu brachte, aufmerksam zu sein.

Gerade in diesem Alter setzten oftmals Konzentrationsschwierigkeiten ein und als Lehrkraft musste man auch immer den Menschen im Auge behalten. Nicht nur den Unterrichtsstoff.

Es würde eine Menge sein, die ich lernen musste und genau dafür war das Praktikum da. Insgesamt gab es drei Praktika, die es zu absolvieren galt. Eines im sechsten, eines im siebten und eines im achten Semester, vor der Bachelor Prüfung.

Jedes Praktikum dauerte drei Wochen und somit sah ich die Uni vorerst nur, wenn meine Unterrichtsstunden beendet waren. Wöchentlich musste man auf zwanzig Stunden kommen, aber das schaffte ich locker.

Nach der ersten Woche holte Colby mich freitags direkt von der Schule ab, da er früher als sonst den Feierabend eingeläutet hatte. Ich konnte es kaum erwarten, ihn zu sehen, zu fühlen und mit ihm zu reden.

Auf der Fahrt zu seiner Wohnung erzählte ich von der Praktikumswoche und Colby hörte geduldig zu.

„Es ist echt super. Ich sitze in der letzten Reihe, mache mir Notizen und beäuge die Lehrer kritisch", plapperte ich, worauf er lachte.

„Kritisch zu sein ist nichts Schlechtes."

„Nein, denn es hilft mir, mich damit auseinanderzusetzen."

Sanft strichen seine Finger über meinen Oberschenkel, als wir vor einer roten Ampel standen: „Dann verfolgst du deinen Plan, Lehrerin zu werden, also weiter."

„Klar, ich denke nicht, dass sich das ändert", gab ich offen zu und lehnte mich zu ihm. Unsere Lippen trafen sich, bis das Auto hinter uns hupte, weil die Ampel inzwischen auf Grün umgesprungen war.

Obwohl es Jobs gab, die weitaus besser bezahlt wurden, hielt mich nichts davon ab, den Beruf der Lehrerin zu ergreifen. Außerdem übernahm die Schule die vollständige Bezahlung der Krankenversicherung, ein wirklich großer Pluspunkt. Wenn man diesen Betrag auf das Gehalt draufschlug, konnte man sich nicht beschweren.

Mr Stringer hatte uns in seinem Kurs eine Tabelle zur Verfügung gestellt, welche die Gehälter einer Lehrkraft in den Bundesstaaten zeigte. Da gab es große Unterschiede, wobei Kalifornien hier im oberen Drittel lag. Allerdings toppte New York in dieser Hinsicht alles. Da verdiente man fast das Doppelte in einer stattlichen Schule, verglichen mit Los Angeles.

Im Moment dachte ich jedoch nicht an das, was ich verdienen würde, sondern daran, die Prüfungen zu schaffen und eine möglichst gute Lehrerin zu werden. Das Praktikum fand ich interessant und ich schnupperte mich durch so viele Unterrichtsstunden wie nur möglich. Dabei stellte ich fest, dass es schwieriger war, Disziplin zu halten, je älter die Schüler wurden. Manche Lehrer hatten da echte Probleme, was mir ein bisschen Angst machte. Allerdings verdrängte ich diese Gedanken stets erfolgreich, wenn sie zu stark hervorkamen. Wieso sollte ich mich jetzt schon verrückt machen? Es dauerte noch eine Weile, bis ich in den Genuss kam, vor einer Klasse zu stehen und das war auch gut so.

Obwohl das Praktikum Spaß machte, war es auch anstrengend. Abends war ich oft so fertig, dass mir manchmal vor dem Laptop die Augen zufielen. An einem dieser Abende schreckte ich plötzlich hoch, als meine Mum mich zu erreichen versuchte. Sie rief via Facetime an und als ich in ihr Gesicht blickte, lächelte sie.

„Schön, dich zu sehen Robyn. Wie läuft das Praktikum?"

„Alles bestens, Mum."

Mir drängte sich der Verdacht auf, dass dies nicht der einzige Grund ihres Anrufs war und ich sollte recht behalten.

„Ich habe gute Neuigkeiten für dich", begann meine Mum. Damit machte sie mich mehr als Neugierig.

Ich griff nach der Packung Chips, die neben mir lagen: „Welche denn?"

„Dein Vater hat eingesehen, wie wichtig es für dich ist, ein Auto zu haben."

Erstaunt riss ich Mund und Augen auf: „Echt jetzt?"

„Ja, und deshalb werde ich schon am Freitag nach Los Angeles fliegen, um dir beim Kauf unter die Arme zu greifen."

„Oh, Mum, das ist toll!" Dankbarkeit und Vorfreude bauten sich in mir auf. Endlich würde ich unabhängig und sehr viel flexibler sein.

„Samstags schauen wir uns nach einem Wagen um. Er wird auf mich zugelassen, dann ist die Versicherung billiger."

Innerlich rollte ich mit den Augen. Als ob meine Eltern auf Geld achten mussten.

„Ähm, Mum, ist es okay, wenn wir freitags zusammen mit Colby essen gehen?", hakte ich nach.

„Natürlich und ich freue mich schon sehr, deinen Freund kennenzulernen."

~~~

Die Tage bis dahin vergingen schnell. Für Colby war es kein Problem, gemeinsam mit meiner Mum zu Abend zu essen und er bot an, uns am Hotel abzuholen, in dem sie nächtigte. Meine Mum, an Coolness nicht zu überbieten, unterschrieb den Wisch für die Uni, den ich bereits vor Tagen ausgefüllt hatte. Dieser erlaubte es mir, das ganze Wochenende weg zu sein und erst am Sonntagabend wieder den Campus betreten zu dürfen.

„Du bist spitze, Mum", bedankte ich mich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

„Kein Problem." Sie zwinkerte mir zu: „Und viel Spaß bei Colby."

Mein Freund war pünktlich, wie immer und als wir im Auto saßen, unterhielt er sich mit meiner Mum. Zum Glück gehörte meine Mutter nicht zu diesen Menschen, die andere über alles ausfragten. Das hätte ich echt als nervig empfunden.

Wir speisten in einem gediegenen Restaurant und ich durfte über mein Praktikum berichten. Dann allerdings brachte meine Mum das Gespräch auf das Auto, den eigentlichen Grund ihres Besuchs.

„Möchtest du morgen nicht mitkommen, wenn wir ein Auto für Robyn aussuchen?", erkundigte sie sich und mein Freund nickte sofort.

„Klar, das mache ich gerne."

Ein Neuwagen kam für mich nicht in Frage. Ich hatte viel zu viel Schiss, ihn irgendwo anzufahren und lenkte mein Augenmerk lieber auf die gebrauchten Autos, die im Autohaus standen. Außerdem strebte ich ein kleineres Auto an, nicht so einen unhandlichen Schlitten.

Letztendlich entschied ich mich für einen kleineren blauen Ford. Colby hatte sich den Motor genau angeschaut und ich fuhr ihn kurz Probe. Das Auto war übersichtlich, die Sitze einigermaßen bequem und die Klimaanlage funktionierte einwandfrei. Einem Kauf stand somit nichts im Weg.

Der Verkäufer versprach, das Auto am Montag auf Mum zuzulassen und somit konnten wir es am Montagnachmittag abholen. Da meine Mum erst wieder am Dienstag nach New York flog, klappte das alles hervorragend.

Da meine Mum sich mit einer Freundin, die ebenfalls als Hautärztin praktizierte und kürzlich nach LA gezogen war, traf, verbrachte ich meine Zeit ohne schlechtes Gewissen bei Colby. Es fühlte sich herrlich an, neben ihm aufzuwachen und nicht auf die Uhr schauen zu müssen, weil er mich zurück zur Uni bringen musste.

Leider ging das Wochenende viel zu schnell vorbei und bis auf das Highlight, dass ich mit meiner Mum meinen Wagen abholte, brachte er Montag nichts Besonderes.

Allerdings änderte sich das am Abend, denn Colby schickte eine Nachricht, dass er gleich am Campus sein würde. Voller Freude rannte ich nach draußen, ihm entgegen und wir versanken in einem Kuss.

„Hattest du Sehnsucht nach mir?", fragte ich keck.

„Das auch, aber ich denke es ist gut, wenn du ein bisschen Auto fährst. Lass uns zum Strand abhauen."

Zum ersten Mal saß Colby neben mir auf dem Beifahrersitz, während ich durch Los Angeles düste.

„Endlich ein eigenes Auto", seufzte ich. „Das macht vieles leichter."

„Das stimmt."

Colby zwinkerte mir zu und ich grinste. Ein neues Lebensgefühl baute sich in mir auf. Freiheit, Unabhängigkeit und Zuversicht.

~~~

Nach drei Wochen Praktikum genoss ich es, wieder an der Uni zu sein und meinen gewohnten Tagesablauf zu haben. Mr Stringer eröffnete uns, dass im nächsten Semester ein weiterer Kurs auf uns zukommen würde, sollten wir uns weiterhin für den Weg des Lehrers entscheiden. Es würde auf jeden Fall anstrengend, aber auch spannend werden.

Das Wochenende nach dem dreiwöchigen Praktikum verbrachte ich bei Colby, wobei ich am späten Abend immer zurück in zur UCLA fuhr. Mich nervte das total, denn ich wünschte mir, bei ihm bleiben zu können.

Ich hatte meinen Laptop mitgenommen und als Colby kurz in die Drogerie verschwand, skypte ich mit Kani. Unser Gespräch war schon lange überfällig und ich freute mich unheimlich, ihr zartes Gesicht zu sehen. Ihre dunkelbraunen Augen blitzen auf, als wir uns anschauten.

„Und? Wie war es, Robyn?

„Spitze!", sprudelte ich los, „ich kann es kaum bis zum nächsten Praktikum erwarten."

„Das ist super", fand Kani und im gleichen Atemzug fragte sie: „Wo bist du eigentlich? Der Hintergrund sieht nicht so aus wie dein Zimmer auf dem Campus."

Mit einem vielsagenden Grinsen antwortete ich: „Ich bin bei Colby, wie jedes Wochenende."

„Oh, cool. Und wo versteckt er sich?"

„Er ist mal schnell zur Drogerie gefahren", erklärte ich schmunzelnd.

„Ah, verstehe. Nachschub holen", kicherte Kani und ich lachte.

„So ungefähr. Aber sag mal, wie war dein Praktikum?"

Meine beste Freundin grinste süffisant: „Was willst du denn hören?"

Das klang allerdings mehr als verdächtig.

„Alles", sprach ich und strich eine Haarsträhne aus meinem Gesicht, um Kani besser beobachten zu können.

„Also." Sie holte tief Luft. „Ich habe einen irren Typen kennengelernt. Er heißt Ruben und ist wahnsinnig süß."

„Oh, oh", meinte ich, „hast du dich verknallt?"

„Und wie!", seufzte sie mit träumerischem Gesichtsausdruck. „Und was das Krasseste ist, er will mal Staatsanwalt werden."

„Wie cool."

Kani hörte nicht auf zu reden. „Er macht nächstes Jahr sein zweites Examen und hat beim ersten bereits hervorragend abgeschnitten. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, sonst wirst du als Staatsanwalt gar nicht angenommen."

„Und er war oder ist der Anwaltskanzlei, wo du dein Praktikum absolviert hast?", halte ich nach.

„Ja, er macht dort sein letztes Praktikum, bevor es in die Prüfungsvorbereitungen geht."

Als ich sie aufforderte, mir ein Foto von Ruben zu zeigen, schickte sie mir eines per Skype. Er sah nicht schlecht aber vor allem unheimlich nett aus.

„Ist es schon ernst mit euch?", wollte ich wissen.

„Na ja, wir waren schon diverse Male zusammen aus und ich denke da ist von beiden Seiten großes Interesse da", erwiderte sie grinsend. „Er hat mich in einen Club geschleppt und auch in eine Bar. Seit ich einundzwanzig geworden bin, ist das ja kein Problem mehr."

„Darum beneide ich dich echt", seufzte ich.

„Ach komm, du warst schon mit achtzehn in einem Club", erinnerte sie mich.

„Das ist allerdings wahr und ich möchte diese Zeit nicht missen."

Ich war dermaßen auf das Gespräch konzentriert, dass ich die Tür nicht hörte. Erst als Colby einen Kuss in meinem Nacken platzierte, zuckte ich zusammen.

„Colby, du hast mich echt erschreckt", tadelte ich meinen Freund, zwinkerte ihm jedoch dabei zu und zog ihn zu mir. „Schau, das ist Kani, meine beste Freundin aus New York."

Schon lange hatte ich mir gewünscht, die beiden einander vorstellen zu können und wenn es nur über eine Webcam war.

„Nett, dich kennenzulernen", sprach mein Freund.

„Ja, ebenfalls." Kani hörte nicht auf zu Grinsen, doch Colby wollte uns nicht weiter stören.

„Ich mache mir mal einen Kaffee. Willst du auch einen, Robyn?"

„Gerne."

Kaum war er verschwunden, gab Kani ihr Urteil ab: „Er ist wirklich niedlich und scheint ganz vernarrt in dich zu sein."

„Ja, in dieser Beziehung habe ich es gut getroffen. Er hat auch einen unglaublichen Humor und wir verstehen uns super."

„Ich gönne dir das so, Robyn. Vor allem nach dem Mist, den du hinter dir hast." Es tat gut, mit meiner besten Freundin zu reden und ich fand es schön, dass sie sich ebenfalls verliebt hatte.

Wir beendeten unser Gespräch, als Colby mir die Kaffeetasse reichte. Ich ahnte, dass er auch Kuchen mitgebracht hatte und freute mich über das riesige Stück Sahnetorte mit einer Himbeerfüllung.

Genießerisch nahm ich den ersten Bissen von der Kuchengabel: „Das schmeckt himmlisch, auch wenn es fast wie Blut aussieht."

Colby begann zu lachen, dann stellte er seine Kaffeetasse ab, während sein Blick über mein Gesicht glitt: „Ich habe rein zufällig mitbekommen, dass du schon mit achtzehn einen Club besucht hast."

„Das war in meinem früheren Leben", entfuhr es mir prompt.

„Ist das die dunkle Seite an dir?", zog er mich auf.

„Du meinst die, mit der ich den Serienkiller erschrecke?", konterte ich schlagfertig.

Colby drückte mich leicht mit seinem Körper auf die Couch und wir versanken in den dicken Kissen.

„Davon lasse ich mich nicht erschrecken."

Meine Hände wanderten durch sein dunkelblondes Haar: „Das habe ich auch nicht erwartet."

„Hattest du keine Angst, erwischt zu werden?", kam es von ihm.

„Nein, eigentlich nicht. In der South Bronx machen das alle. Einmal gabs eine Razzia, aber wir verschwanden durch den Hinterausgang und dann über einen Zaun. Mein bester Freund Harry riss sich da seine Hose kaputt, aber geschnappt hat man uns nicht."

Colby begann herzlich zu lachen und ich stimmte mit ein. Binnen der nächsten Sekunde versanken wir in einem leidenschaftlichen Kuss, der erst endete, weil mein Freund ihn unterbrach.

„Ich habe übrigens eine gute und eine schlechte Nachricht", murmelte er.

„Dann möchte ich die gute zuerst hören, damit mich die schlechte nicht so doll umhaut."

Colby schmunzelte leicht: „Das ist typisch du, immer gegen das Klischee."

Ich drückte ihm einen Kuss auf den Mund: „Das liebst du doch so an mir."

„Vermutlich." Er grinste und sprach: „Also die gute Nachricht ist, dass ich im Sommer zwei Wochen Urlaub habe. Wir könnten zusammen wegfahren."

Mein Herz klopfte vor Freude: „Echt? Das ist super! Und nun will ich die Hiobsbotschaft hören."

Colby machte es gar nicht spannend: „Ich kriege während deiner Spring Break keinen Urlaub. Ich habe echt alles versucht, aber es war nichts zu machen."

Im Hinblick auf den Sommer empfand ich dies gar nicht so schlimm.

„Schade, aber weißt du was? Ich bleibe dann einfach bei dir, denn ist der Uni ja egal, wo ich meine Ferien verbringe", erklärte ich.

Colbys blaue Augen funkelten: „Das finde ich echt spitze. Aber wirst du dich nicht langweilen, wenn ich den ganzen Tag auf der Arbeit bin?"

„Nein, mir fällt schon was ein, was ich machen kann. Ich möchte mich zum Beispiel nach einem Piano umschauen."

Diese Idee schwebte schon lange in meinem Kopf, denn ich vermisste mein eigenes Piano, das noch immer in New York, im Penthouse, stand. Viel zu sehr erinnerte es mich an Niall. Wie er oft davor saß und spielte. Abgesehen davon, dass ich kaum Platz in meinem Zimmer in der Uni hatte, wollte ich es nicht hierherschaffen lassen. Aber in Colbys Wohnung gab es Platz genug und er würde sicher nichts dagegen haben, wenn ich mein Musikinstrument bei ihm unterstellte.

Als ich ihm diesen Vorschlag unterbreitete, stimmte er sofort zu: „Das ist kein Problem. Dann kannst du mir auch was vorspielen."

„Ich bin nicht so gut wie Niall", ploppte der Gedanken in meinem Kopf auf, den ich nicht laut aussprach.

Ich vermied es, tunlichst, Nialls Namen in Colbys Gegenwart zu erwähnen. Das was damals passierte, geschah in einem anderen Leben.

Niall war meine Vergangenheit.

Eine, die ich endlich ruhen lassen sollte.

_____

Oha, ob Robyn das wohl schafft?

Manchmal wird man ja bekanntlich von seiner Vergangenheit eingeholt... Ob das bei Robyn der Fall sein wird, erfahrt ihr, wenn ihr an der Geschichte dranbleibt.

Nun hat die endlich ein Auto und ich damit unabhängiger. Wie findet ihr es, dass ihre Mum extra aus New York kam, um einen Wagen mit ihr zu kaufen?

Und mögt ihr es, dass Robyn keinen Neuwagen haben wollte?

Robyn hat nun im ersten Praktikum den Schulablauf kennengelernt und möchte noch immer Lehrerin werden. Denkt ihr, sie packt das?

Was sagt ihr zu Kanis neuem Freund?

Ich habe Robyn nun genau dort, wo ich sie haben wollte, also in ihrer Entwicklung und dem ganzen Drumherum. Deswegen wird das nächste Kapitel nicht aus ihrer Sicht sein, und auch das übernächste nicht ;)

Danke für all die lieben Kommis, die mich motivieren.

LG, Ambi xxx




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