29. Latin America
See dark shadows
On the walls
See the pictures
Some hang, some fallAnd the painted faces
All in a line
And the painted ladies
Yeah, the painted ladiesThrough the mists of time
The mists of time
All the restless cries
Through the mists of time
From a mansion high
Through the mists of time
AC/DC - Through The Mists Of Time
< N I A L L >
Mexiko empfing mich mit offenen Armen.
Das Wetter, die Einheimischen, der Ort, an dem ich spielte – alles fühlte sich perfekt an. Siebenundzwanzig Grad, Sonne pur, freundliche, hilfsbereite Menschen und eine Halle, die fünftausend Leute fasste. Sie war zweimal ausverkauft, denn ich trat freitags und samstags dort auf.
Sofort ploppten die Worte meines Managers in meinem Kopf auf, die er mir mit auf den Weg gab: „Dein Album hat in Süd- und Mittelamerika mächtig eingeschlagen."
Ich wollte hier niemanden enttäuschen, am allerwenigsten mich selbst und somit strengte ich mich bereits bei den Proben an.
Wie üblich stand Liam vor der Bühne, wo er seine ehrlichen Kommentare abgab: „Das klang ganz gut, hoffentlich triffst du nachher die Töne genauso gut."
„Danke für deine Aufmunterung", sprach ich und streckte ihm die Zunge heraus.
Meine Band begann zu lachen und schließlich stimmte ich mit ein. Liam auf dieser Tour dabei zu haben, grenzte an einen Sechser im Lotto. Er kann mich in- und auswendig, wusste anhand meiner Stimmlage und meiner Mimik, ob ich fröhlich oder angepisst war. Und das Wichtigste: Er war nicht nur mein Cousin, sondern auch mein Freund.
Am Abend glich die Halle einem Hexenkessel. Das Publikum feierte ausgelassen zu meinen schnelleren Songs, während sie bei den ruhigeren schon beinahe andächtig mitsangen. Niemals glaubte ich, in Süd- und Mittelamerika derart bekannt zu werden und doch passierte dies. Das Gefühl glich einem Traum, aus dem ich nie erwachen wollte. Meine erste große Tour ließ mich zeitweise sprachlos, aber auch überglücklich werden.
Ich heizte dem Publikum mit dem Piano und der Gitarre ein und die Menschenmenge ging mit. Sie sangen meine Lieder, ein wirklich episches Gefühl für mich. Das Herz hämmerte in meiner Brust, als der Vorhang sich kurz schloss. Zwei Zugaben standen noch an, dann hatte ich mein erstes Konzert der großen Tour hinter mir.
Gierig trank ich aus der Wasserflasche, spürte, wie der Schweiß meinen Rücken hinabrann. Mein Hemd war komplett durchgeschwitzt, aber das störte mich nicht.
Die kurze Pause tat gut, denn ich schöpfte ein wenig Atem, bevor es zum Endspurt ging.
Minuten später prasselte tosender Applaus auf mich und meine Band nieder. Dankbar nahm ich ihn in Empfang, während mein Herz vor Glück Freudensprünge veranstaltete. Himmel, hatte ich dieses Gefühl vermisst! Der Beifall von fünftausend Leuten hörte sich sehr viel gewaltiger an als der von fünfhundert Zuschauern. Demnach dröhnten meine Ohren heftig, doch das blendete ich aus. Ich genoss diesen Moment. Er würde in dieser Form nie wieder kommen, denn das war mein erstes Konzert vor fünftausend Leuten in Mexiko. Morgen würde es das zweite sein.
Abgekämpft aber unheimlich glücklich gelangte ich schließlich in meinen Umkleideraum, wo Liam mir ein Handtuch zuwarf. Als Security fungierte er zusätzlich als Mädchen für alles. Ich zog mir das Hemd über den Kopf und rubbelte kurz über mein feuchtes Haar. Gott sie Dank gab es hier Duschen, die meine Band und ich nutzten. Minutenlang ließ ich mich von dem harten Wasserstrahl berieseln, stand einfach nur da und atmete.
Wie gigantisch war die Welt? Wie toll fühlte es sich an, das Publikum in der Hand zu haben? All dies wollte ich nicht missen. Nie mehr.
Musik war mein Leben.
„Bereit für einen kleinen Ausflug?", meinte Liam, als wir alle frisch gekleidet aus der Halle liefen.
„Na klar", rief Buck fröhlich und wir nickten alle als Zeichen des Einverständnisses.
„Gut, dann bringt euch der Bus jetzt erstmal zum Hotel. Von dort aus spiele ich den Fremdenführer."
Liam war schon öfter in Mexiko gewesen, das wusste ich aus seinen Erzählungen. Nun kam uns das zugute, denn er kannte sich ein wenig aus.
„Gehe niemals in einen Laden, der keine Preise für Speisen und Getränke anzeigt", klärte er uns auf. „Das sind alles Touristenfallen. Da zockt man die Leute richtig ab."
Wir landeten in einer kleinen Bar, wo das Bier spottbillig angeboten wurde. Niemand schien uns zu erkennen, sodass wir völlig ungezwungen den restlichen Abend genießen konnten. Eine hübsche dunkelhaarige Frau, die an der Bar saß, zwinkerte mir hin und wieder zu, doch ich blieb bei meinen Jungs am Tisch sitzen. Im Moment stand mir nicht der Sinn nach einem Flirt. Stattdessen genoss ich das Zusammensein mit meiner Band und Teilen der Crew. Josh war natürlich mitgekommen, ebenso Steve und Andrew.
Bis um ein Uhr saßen wir in der Bar, dann ordnete Josh den Rückzug ins Hotel an. Dabei handelte es sich um ein durchaus ansprechendes Mittelklassehotel, dessen Bett bequem war. Außerdem funktionierte die Klimaanlage einwandfrei, weshalb ich relativ gut schlief.
Ausgeruht fand ich mich am nächsten Morgen beim Frühstück mit meinen Kollegen ein und scrollte zum ersten Mal seit Tagen durch die sozialen Medien. Natürlich war inzwischen aufgefallen, dass Vanessa mir auf Instagram, YouTube und anderen Plattformen entfolgt war und die Spekulationen erreichten ein gutes Ausmaß.
Mal dichtete man mir eine Affäre an, dann Vanessa. Immer mit Unbekannten, denn es gab weder Beweisfotos noch Aussagen von Freunden oder Bekannten.
„Lass es, Niall", wisperte Liam, als er bemerkte, was ich las. „Das bringt nichts. Es zermürbt dich nur und das kannst du gerade nicht gebrauchen."
Insgeheim gab ich ihm recht, aber trotzdem schnüffelte ich mich später heimlich nochmals durch die Klatschspalten. Es tat mir nicht gut und deshalb nahm ich mir Liams Worte zu Herzen und legte das Handy nach wenigen Minuten seufzend zur Seite.
Liam war nicht nur mein Bodyguard, sondern kümmerte sich auch um meine persönliche Fitness während der Tour. Er schleifte mich in das Fitnessstudio des Hotels und ließ mich erbarmungslos Kniebeugen, Sit-Ups und Liegestütze machen.
„Du bist ein Schlächter", schnaufte ich nach dem dritten Durchgang, aber mein Cousin lachte nur.
„Du wirst es mir am Ende der Tour danken, Kleiner."
„Das werden wir noch sehen", quetsche ich hervor, bevor ich mich auf den Rücken fallen ließ. Morgen quälte mich ganz sicher der größte Muskelkater aller Zeiten.
Auch das zweite Konzert in Mexiko City glich einer großen Party, die ich zusammen mit meinen Fans feierte. Nach den beiden Zugaben verbeugte ich mich und bedankte mich nochmals. Dann wurde es Zeit, in den Tourbus zu verschwinden. Wir fuhren stets nachts und dieses Mal hatte ich einen eigenen kleinen Schlafraum im Bus. Die Dusche hingegen teilte ich mir mit allen.
Insgesamt gab ich zwanzig Konzerte in Süd- und Mittelamerika, bereiste dabei die Städte Rio de Janeiro, Buenos Aires, Manaus, Montevideo, Sao Paulo, Caracas, Panama City und Lima.
Da ich immer genügend freie Tage zwischen den unterschiedlichen Metropolen hatte, bekam ich auch jede Menge zu sehen. Ich schoss Fotos wie bekloppt und postete diese auf Instagram, meiner bevorzugten Plattform. Kaum lud ich ein Foto aus Montevideo hoch, bekam ich das erste Like. Die Pizza, mein Fan der ersten Stunde. Wie schön, dass sie noch immer an meiner Seite verweilte. Leicht schmunzelte ich und fragte mich erneut, ob sie wohl eine Karte für eines meiner Konzerte ergattert hatte.
Meine Fans bedeuteten mir viel und ich versuchte so gut es ging, mit ihnen durch die sozialen Medien Kontakt zu halten. Dazu gehörten selbstverständlich auch TikTok Videos, die oft während der langen Fahrten im Tourbus entstanden. Dabei bezog ich auch meine Band oft ein, was regelmäßig für gute Stimmung sorgte.
Das letzte Konzert des Süd- und Mittelamerikateils der Tour absolvierte ich erneut in Mexiko, in der Stadt Monterrey. Dort erwartete mich eine besondere Überraschung. Als ich mich im Backstagebereich aufhielt, öffnete sich die Tür und Liam trat ein: „Da ist Besuch für dich, Kleiner."
Meine Augen wurden groß und rund und ich stieß einen Freudenschrei aus, als ich Louis und Eleanor erblickte.
„Mit euch hätte ich jetzt gar nicht gerechnet", jubelte ich, während ich die beiden umarmte. Es tat so gut, bekannte Gesichter zu sehen, jemand, der einem nahestand.
„Wir haben dir ja alle einen Überraschungsbesuch versprochen", meinte Eleanor grinsend.
Louis klopfte mir auf die Schulter: „Wir haben alle Videos von deinen Konzerten gesehen, Niall. Es ist echt gigantisch, was du auf der Bühne anstellst."
Verlegen nuschelte ich: „Danke, ich gebe mein Bestes."
„Das kannst du uns nachher zeigen", grinste mein bester Freund.
Dass Louis sein Restaurant für einen verlängerten Wochenendtrip nach Mexiko seinem zweiten Chefkoch übergab, um mich live zu sehen, rechnete ich ihm sehr hoch an.
„Eleanor wollte schon ewig mal nach Monterrey", gestand der mir, als wir draußen standen, damit er seinem Laster, dem Rauchen, frönen konnte.
„Und du wollest sie natürlich nicht enttäuschen."
„Natürlich nicht. Sie ist die Frau meines Lebens." Louis zwinkerte mir zu, während ich aus meiner Wasserflasche trank. Die Hitze machte durstig.
„Gibt es etwas Neues in New York?", erkundigte ich mich. Obwohl ich täglich mit meiner Mum und Nan Videounterhaltungen abhielt, war ich mir sicher, dass Louis ganz andere Quellen besaß, um meine Neugier zu befriedigen.
„Falls du auf Vanessa anspielst, da ist es etwas ruhiger geworden", lauteten seine Worte.
Tief seufzte ich auf: „Es war die falsche Frage, die sie mir stellte."
Louis, der schon immer zu den Turborauchern gehörte, schnickte seine Kippe weg: „Liam hat was anklingen lassen. Er erwähnte das Wort Verlobung."
„Genau, das ist mir zu früh und ehrlich gesagt, kann ich es mir mit Vanessa nicht vorstellen. Ich kann es mir im Moment überhaupt nicht vorstellen, mich mit einer Frau zu verloben", teilte ich meinen Standpunkt mit.
Louis musterte mich argwöhnisch: „Und was steckt sonst noch dahinter?"
Verdammt, er kannte mich zu gut und ich wollte ehrlich zu ihm sein.
„Robyn. Wir konnten uns nie richtig aussprechen."
„Das dachte ich mir schon", kam es zurück. „Wann sind die fünf Jahre um?"
„Im Juli."
Das Datum schwirrte ständig in meinem Kopf und obwohl es eher einem Wunschtraum glich, wurde ich den Gedanken nicht los, dass ich Robyn irgendwann treffen musste, um die Dinge zu klären, die seit Jahren an mir nagten und meine Seele belasteten.
„Vielleicht ergibt sich zufällig irgendwann eine Gelegenheit. Anderenfalls musst du Eier in der Hose haben und sie kontaktieren", riet mein Kumpel.
„Das ist wohl wahr", seufzte ich.
„Niall, es wird Zeit für den Soundcheck", vernahm ich die Stimme meines Tourmanagers, der unsere Unterhaltung somit unterbrach.
„Los geht's", raunte ich Louis zu. „Ich nehme an, ihr wollt dabei sein."
„Und ob!"
Während Louis sich neben Liam stellte, tanzte Eleanor bereits beim Soundcheck quer durch die Halle. Die Freude in ihrem Gesicht zu sehen, spornte mich enorm an und ich wurde richtig heiß auf das Konzert.
Heiß ging es auf jeden Fall während meines Auftritts zu. Einige weibliche Fans schmissen BH's auf die Bühne, die Liam brav einsammelte. Irgendwann kam ein Stringtanga hinzu, der mich fast im Gesicht traf. Die Mexikanerinnen besaß definitiv ein anderes Temperament als die Nordamerikanerinnen. Louis bestätigte mir später, dass ich wohl alles richtig gemacht hätte und Eleanor und der den Abend ihres Lebens hatten.
Zum Abschluss des Süd- und Mittelamerikateils der Tour fuhr man ein kleines Buffet auf und servierte Getränke. Louis und Eleanor feierten kräftig mit und ich war froh, wenigstens zwei meiner engsten Freunde hierzuhaben, wenn man von Liam absah, der mich täglich begleitete.
„Jetzt warten wir auf New York", verabschiedete sich Louis später von mir.
Die feste Umarmung zwischen uns ließ mich wissen, dass unsere Freundschaft nie vergehen würde. Eleanor bekam einen Kuss von mir und ich durfte ihr T-Shirt signieren, dass sie beim Merchandise Shop gekauft hatte. Fast war es mir peinlich, dass meine Freunde dort etwas erstanden. Eigentlich sollte ich jedem ein T-Shirt schenken, aber das nahm ich mir für New York vor.
„Das hänge ich im Calinson auf", erklärte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
„Um noch mehr Fans anzulocken?", sprach ich und reckte die Arme theatralisch in die Höhe.
„Klar, das gibt Kohle für uns", meinte Louis trocken.
Eine letzte Umarmung, dann waren sie fort.
Mit dem Tourbus ging es zurück in die Vereinigten Staaten von Amerika. Ich schlief wie ein Baby und wurde erst geweckt, als wir an der Grenze standen. Mühsam schälte ich mich aus dem Bett und stand mit verstrubbelten Haaren vor dem Grenzbeamten, der die Pässe unter die Lupe nahm. Liams Dokument sah er sich besonders genau an.
„Sie waren schon öfter in Mexiko, wie ich sehe."
„Ich habe Freunde dort, aber nun bin ich arbeitstechnisch unterwegs", antwortete mein Cousin ruhig.
„Sie haben nichts dagegen, wenn wir Sie untersuchen?", erwiderte der Beamte.
„Nein, natürlich nicht", sprach Liam.
Man nahm ihn mit und ich konnte sehen, dass man ihn in eine kleine Hütte führte. Mir brach der kalte Schweiß aus, obwohl ich wusste, dass mein Cousin weder Drogen noch sonstige Dinge bei sich trug, die den Anstoß einer Inhaftierung mit sich brachten.
Geschlagene zwanzig Minuten warteten wir, bis Liam endlich wieder nach draußen kam. Grinsend lief er auf den Bus zu und sprach: „Keine Sorge, Leute, ich schmuggele nichts. Auch wenn ich vielleicht so aussehe."
Da ich ahnte, dass er das in der Vergangenheit getan hatte, hielt ich meine Klappe. Die anderen ging das absolut nichts an.
Nach diesen Schreckensminuten ging die Fahrt ohne besondere Vorkommnisse weiter. Von der Grenze aus ging es nach San Antonio, dann nach Houston, Birmingham, Knoxville, Harrisonburg und schließlich New York City. Wir hatten zwei Busfahrer, die sich abwechselten, sodass einer immer ausruhen konnte. Anders wäre die lange Strecke nicht in dieser Zeit zu schaffen gewesen.
Man setzte mich direkt vor meiner Wohnung ab und als ich die Schlüssel in das Schloss steckte, atmete ich tief durch. Fast fünf Wochen Mexiko katapultierten mich in eine andere Welt. Jetzt befand ich mich wieder auf dem Boden der Tatsachen.
Single, männlich, fünfundzwanzig.
Bevor ich die Post durchsah, nahm ich eine Dusche und setzte die Kaffeemaschine in Gang. Mit feuchten Haaren und im Jogginganzug, saß ich später auf der Couch, um die sozialen Medien zu checken. Eine WhatsApp Nachricht poppte plötzlich auf und ich sah, dass diese von Vanessa stammte.
Ich hatte ihre Nummer nicht gelöscht und auch nicht blockiert, das kam mir kindisch vor. Scheinbar dachte sie ebenso.
Angestrengt überflog ich ihre Zeilen: „Hallo Niall, ich würde gerne noch einmal mit dir reden."
Was sollte ich darauf antworten? Im Prinzip war die Sache für mich gegessen, aber unsere Beziehung wurde Knall auf Fall beendet und an einem klärenden Gespräch gab es nicht auszusetzen. Eines lernte ich bisher im Leben: Reden half, Missverständnisse zu beseitigen.
„Passt dir morgen Nachmittag?", schrieb ich zurück, worauf sie antwortete: „Ja, passt prima. Bei dir?"
Da ich nicht vorhatte, mich in der Öffentlichkeit mit ihr zu zeigen, ging ich darauf ein. Ansonsten würden die Medien wieder ein riesiges Trara veranstalten, wenn sie davon Wind bekamen.
Vanessa traf pünktlich bei mir ein. Sie trug eine legere Hose mit einem passenden Pulli darüber und hing ihren Mantel an der Garderobe auf. Erstaunt stellte ich fest, dass mir der Abstand zwischen uns gutgetan hatte, dass ich genau wusste, was ich wollte. Keine Verlobung mit Vanessa.
„Niall es tut mir echt leid, wie ich reagiert habe", begann sie. „Das war unangemessen."
„Vielleicht war es das", erwiderte ich ruhig, „aber es hat mir eines klar gemacht. Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Eine Verlobung kommt für mich nicht infrage."
Ein kleines Seufzen entwich ihren roten Lippen: „Ich habe begriffen, dass es viel zu früh für dich ist, aber vielleicht könnten wir es nochmal miteinander versuchen."
Scheinbar hatte sie nichts verstanden, doch es lag an mir, sie aufzuklären.
„Vanessa", begann ich seufzend, „es ist aus zwischen uns. Ich möchte im Moment keine Beziehung. Nicht mit dir und auch mit keiner anderen."
Mein Gewissen brüllte mich an: „Und was ist mit Robyn?"
In diesem Augenblick verdrängte und ignorierte ich dies, denn es hatte nichts mit Vanessa zu tun. Das war eine völlig andere Baustelle.
„Ist das dein letztes Wort, Niall?" Ihr Blick wirkte ungläubig, doch ich nickte.
„Das ist es, Vanessa. Unsere Zeit war schön, aber sie ist vorbei. Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und jemandem, mit dem du glücklich wirst. Das hast du verdient."
Sie schluckte hart, ging zur Garderobe, nahm den Mantel vom Haken und verließ meine Wohnung mit einem leisen: „Ich wünsche dir auch alles Gute."
Als die Tür ins Schloss fiel, atmete ich tief durch. Gott sei Dank hatte ich das hinter mir.
Eilig zog ich mich an, schnappte meine Schlüssel und lief zur Subway. Ich hatte mich bei Nan und Mum zum Essen eingeladen und freute mich tierisch darauf, meine Familie zu sehen. So lange war ich noch nie von zuhause weggewesen und als ich durch die Straßen der South Bronx lief, wurde mir klar, wie sehr ich New York vermisst hatte.
Nan tischte Irish Stew auf, mein Leibgericht, doch vorher knuddelte sie mich ordentlich durch.
„Auch wenn du jetzt ein großer Star bist, du wirst immer mein kleiner Niall bleiben", meinte sie.
Mum versicherte wieder einmal, wie stolz sie auf mich sei und zum Schluss des Abends schaute Liam mit Sophia vorbei. Beide wirkten überglücklich und als Sophia ihren Ringfinger ausstreckte, wusste ich warum.
„Ihr habt euch verlobt", entwich es mir überrascht.
„Ja, und das feiern wir jetzt."
Liam packte eine Flasche Champagner aus, da klingelte es an der Tür.
„Das wird mein Dad sein, machst du mal auf, Niall?"
Onkel Colin wirkte gut gelaunt und begrüßte mich freundlich, dann setzte er sich zu uns an den Tisch.
Aus dem Widersehen wurde eine Verlobungsfeier. Etwas Schöneres konnte ich mir für Liam und Sophia nicht vorstellen. Wir stießen an aber wie üblich blieb es für mich nur bei einem Glas. Niemand drängte mich dazu, ein zweites zu trinken, meine Familie akzeptierte meine Entscheidung dahingehend.
Gegen halb eins verließ ich gemeinsam mit Liam und Sophia das Haus und verabschiedete mich mit den Worten: „Solltet ihr irgendwann mal Kinder haben, möchte ich Patenonkel werden. Damit das klar ist."
„Wir werden dich ausnehmen wie eine Weihnachtsgans", grölte Liam und zwinkerte mir dabei zu. Solche Sprüche meinte er niemals ernst, dazu kannte ich ihn zu gut.
„Liam", sprach Sophia empört, „sowas kannst du doch nicht zu Niall sagen. „Er würde sich gut um unser Kind kümmern, da bin ich mir sicher, dann das ist die eigentliche Aufgabe eines Paten."
Ich nahm Sophia in den Arm: „Liam kann froh sein, eine Frau wie dich zu haben." Dann küsste ich sie auf die Wange. „Tschüss, ihr beiden, ich muss zur Subway."
Ich fuhr nicht auf direktem Weg nach Brooklyn, sondern stieg unterwegs an der Upper East Side aus. Ohne darüber nachzudenken, führten mich meine Schritte zu dem Haus, in dem Robyn eins wohnte.
Mein Blick ging nach oben und dann sah ich Bilder vor mir.
Wie ich sie nach ihrem ersten Abend im Groove nach Hause brachte. Wie sie die Feuerleiter nach oben kletterte, damit niemand merkte, dass sie aus dem goldenen Käfig ausbrach. Kurz schloss ich meine Augen und spürte unseren ersten Kuss, die ersten zarten Berührungen. Robyn verzauberte mich damals auf eine Art und Weise, wie ich sie noch nie zuvor gespürt hatte.
Als ich die Augen wieder öffnete, hörte ich eine Melodie in meinem Kopf und gleichzeitig tanzten Farben um mich herum. Die Synästhesie zog mich mit sich und machte mir eines bewusst. Ich war bereit, den Song für Robyn fertigzustellen.
Eine halbe Stunde später betrat ich meine Wohnung und setzte mich an das Piano, nachdem ich Jacke und Schuhe aufgezogen hatte. Automatisch legten sich meine Finger auf die Tasten, begannen die Melodie zu spielen.
Plötzlich sah ich die Farben anders, intensiver, greller, bunter. Sie verfestigten sich zu einer nicht enden wollenden Spirale, die mich mit sich zog. Genau das brauchte ich, um zu begreifen, was ich wirklich fühlte.
Schmerz.
_____
I'm back in Germany.
Das war ein Kapitel mit Höhen und Tiefen und ich hoffe, es hat euch gefallen.
Ich habe es geliebt, die letzten Szenen mit Niall zu schreiben.
Wie findet ihr seine Gedanken zu Robyn?
Und das endgültige Gespräch mit Vanessa?
Was sagt ihr dazu, dass Liam und Sophia sich verlobt haben?
Und dass Louis und Eleanor plötzlich in Monterrey auftauchten?
Wer mag wohl als nächstes bei Nialls Tour aufkreuzen?
Hattet ihr Angst, dass man Liam an der mexikanischen Grenze festhält?
Das nächste Kapitel wird aus Robyns Sicht sein.
Danke an alle, die fleißig kommentieren und voten. Ihr seid die Besten.
LG, Ambi xxx
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro