23. Park Slope
I've been lookin' for someone
Between the fire and the flame
We're all lookin' for something
To ease the painNow who can you turn to
When it's all black and white
And the winners are losers
You see it every nightI need somebody
Somebody like you
Everybody needs somebody
I need somebody
Hey what about you
Everybody needs somebody, oh
Bryan Adams - Somebody
< N I A L L >
Als Vanessa zurück nach New York kehrte, hatte ich mir nicht mehr als sechs Wohnungen angeschaut.
Keine davon kam jedoch als Mietobjekt infrage. Entweder stimmte der Preis nicht, oder die Lage machte mich nicht glücklich oder es gab keinen Platz für ein Piano. Langsam glaubte ich, South Brooklyn hätte sich gegen mich verschworen und ich sollte mir anderen Stadtteil aussuchen. Aber das konnte ich nicht. Ich hatte mich unsterblich in die Gegend verliebt.
Vanessa nahm meine Entscheidung besser auf als erwartet. Sie verstand, dass ich etwas Eigenes haben wollte.
„Niall, mir ist schon klar, dass du noch nie eine eigene Wohnung hattest und diese Erfahrung gerne einmal machen möchtest. Aber solltest du irgendwann genug vom Alleinsein haben, dann lass es mich wissen", lauteten ihre Worte.
Somit hatte ich kein schlechtes Gewissen ihr gegenüber und konzentrierte mich auf die Wohnungssuche. Leider fand ich nicht so schnell wie erhofft das Passende, sondern wurde ständig enttäuscht.
Dazu saß mein Management mir im Nacken. Sie hatten sich mit Atlantic Records verbündet und kamen auf die glorreiche Idee, eine extended Version meines Albums zu veröffentlichen, bevor ich auf Tour ging.
„Niall, du hast doch noch fertige Songs in der Schublade", meinte Josh, als wir uns bei Atlantic Records trafen.
„Ähm, ja, klar. Ungefähr zehn Stück."
„Gut, dann nehmen wir drei davon noch auf", bestimmte der Boss, in diesem Fall Michael Kushner.
Ich hatte keine Ahnung, ob die Songs gut genug sein würden, aber Michael und der Rest schienen davon überzeugt zu sein. So kam es, dass ich anstatt auf Wohnungssuche in einem Studio saß und mir die Seele aus dem Leib sang. Drei Songs waren eine Menge, wenn man diese in relativ kurzer Zeit aufnehmen musste. Überstunden waren angesagt und plötzlich ahnte ich, weshalb Taylor zu oft viel zu spät nach Hause kam. Der Tontechniker zog in diesem Fall echt die Arschkarte.
„Wenn wir alle Songs abgearbeitet haben, wird im neuen Jahr nochmals eine Single veröffentlicht. Es folgen Radio- und Zeitungsinterviews, dann werden die Proben für die Tour erfolgen. Du wirst also gut zu tun haben, Niall."
„Ja, und zwischendurch gehe ich auf Wohnungssuche." Meinen Gedanken sprach ich nicht laut aus, sondern nippte an meinem Kaffee.
Obwohl die nächsten Wochen stressig waren, hatte ich doch sehr viel Freude an der Arbeit im Studio. Ich fühlte mich wesentlich sicherer als bei den ersten Aufnahmen und mein Vocal-Coach zeigte sich äußerst zufrieden.
Auch standen die Planungen für die Tour bereits und da Marlene wieder mit an Bord war, sah ich der Sache einigermaßen gelassen entgegen. Ich würde viele neue Orte kennenlernen und vor allem neue Spielstätten.
Die Zeit raste und ehe mich versah, stand Weihnachten vor der Tür. Gerade als ich die letzten Geschenke kaufte, meldete sich mein Handy, als ich an der Kasse des Macys Kaufhauses stand.
„Hey, Miri, was kann ich für dich tun?", begrüßte ich meine gute Freundin.
„Ist das mit deiner Wohnungssuche noch akut?", wollte sie wissen.
„Ja, klar. Ich bin nur im Moment so im Stress gewesen, da ich jeden Tag ins Studio musste", erklärte ich und legte meine Einkäufe auf dem Tisch vor dem Kassierer ab.
Während er die Preisschilder scannte, hörte ich Miriam zu.
„Also, Niall, ich habe hier etwas gefunden, das solltest du dir unbedingt anschauen."
Ich klemmte das Handy zwischen Ohr und Schulter und kramte meine Geldbörse hervor: „Schick mir den Link, dann gucke ich mal."
Ihre Antwort überraschte mich. „Es gibt keinen Link, nur eine Zeitungsanzeige. Ganz klassisch altmodisch."
Ein wenig umständlich zückte ich meine Kreditkarte, die ich inzwischen besaß und überreichte sie dem Kassierer.
„Okay, dann fotografiere sie ab und schick sie mir per WhatsApp."
„Ihre Geheimzahl, Sir", mischte sich die Stimme des Kassierers in unser Gespräch.
Konzentriert tippte ich die Zahlen ein und hörte Miriam weiter zu: „Ich bin gerade dabei. Jetzt hast du das Bild."
„Danke, du bist ein Schatz", ließ ich sie wissen.
Mit Einkäufen beladen kehrte ich zuerst zur Upper East Side in Vanessas Apartment zurück. Meine Freundin war gerade aus Singapur eingetroffen und litt unter einem fürchterlichen Jetlag.
„Ich bin so müde, ich könnte im Stehen schlafen", murmelte sie, als wir uns begrüßten.
„Dann mach das, also schlafen in deinem Bett." Ich stellte die Tüten ab, zückte mein Handy und sprach: „Ich habe noch etwas zu erledigen, okay? Und wenn ich zurückkomme, bestellen wir beim Chinesen."
„Das klingt super."
Ein langer Kuss erfolgte, dann verließ ich die Wohnung. Auf dem Weg zur Subway schaute ich mir den Zeitungsartikel an, den Miriam mir geschickte hatte. Die Wohnung lag in South Brooklyn, hatte zwei Zimmer und sollte nur eintausendfünfhundert Dollar pro Monat kosten. Ich war mir sicher, dass es irgendeinen Haken bei der Sache gab, entschied mich aber trotzdem zur angegebenen Adresse zu fahren. Selbst wenn niemand da sein sollte, konnte ich mir das Haus von außen ansehen und vorab entscheiden, ob es ich was wagen wollte, dort vorzusprechen.
Meine Erwartungen wurden übertroffen, als ich vor dem Gebäude stand. Dabei handelte es sich um eines der typischen Brownstone-Häuser. Ich ließ den Anblick auf mich wirken, drehte mich langsam zur Seite, um die Gegend zu betrachten und dann erblickte ich es.
Wenn man in diesem Haus wohnte, schaute man direkt auf den Prospect Park.
Park Slope, mein Traum stand gerade vor mir und einer inneren Eingebung folgend, erklomm ich die Stufen bis zur Haustür des Gebäudes. Meine Hand zitterte leicht, als ich einen Finger auf den Klingelknopf legte. Ein typisches lautes Schellen erklang in meinen Ohren, dann öffnete sich die Tür mit einem Ruck.
Vor mir stand eine rundliche ältere Dame mit grauen Haaren und wachem Blick. Ihre braunen Augen musterten mich ein wenig argwöhnisch: „Sie wünschen bitte?"
Kurz schluckte ich und sprach dann: „Ich komme wegen der Anzeige in der Zeitung. Also mich interessiert die Wohnung, die Sie zu vermieten haben. Entschuldigen Sie bitte, dass ich nicht vorher angerufen habe."
Sofort hellte sich ihr Gesicht auf: „Dann kommen Sie mal rein, junger Mann."
Ich folgte ihr in das Innere des Hauses die Treppe hinauf in den ersten Stock. Gespannt wartete ich, bis sie die Wohnungstür aufschloss und als ich den ersten Fuß in das Apartment setzte, fühlte ich mich sofort wohl, obwohl sich keine Möbel darin befanden. Lediglich eine Einbauküche gab es und einen eingebauten Kleiderschrank im Schlafzimmer.
Böden aus Parkett verzauberten mich, das Badezimmer mit hellen Fliesen wirkte ansprechend und es gab einen großzügigen Wohnraum, der durchaus Platz für ein Piano bot.
„Die Wohnung gefällt mir sehr gut", sprach ich mit klopfendem Herzen.
„Wirklich? Das freut mich sehr. Ich denke, wir könnten uns bei einer Tasse Tee in meiner Küche unterhalten, oder?", schlug sie vor.
„Selbstverständlich."
Bei schwarzem Tee mit Milch saßen wir an einem runden Küchentisch und die ältere Dame sprach: „Dürfte ich Ihren Namen erfahren?"
„Niall Horan", erwiderte ich und war froh, dass sie wohl nicht zu meiner Fangemeide zählte und hysterisch wurde.
Langsam rührte sie die Milch in ihren Tee: „Niall, das ist ein irischer Name, richtig?"
„Ja, meine Vorfahren stammen aus Irland. Sie sind irgendwann in die USA ausgewandert."
Sie nickte bedächtig: „Mein Name ist Ethel Brown."
Ich mochte ihre ruhige Art, ein wenig erinnerte sie mich an meine Nan. Dann kam die Frage, die wahrscheinlich alle Vermieter stellten, denn die Zahlung der Miete musste irgendwie gesichert sein: „Was machen Sie beruflich, Niall?"
Mit einem Lächeln antwortete ich: „Ich bin Musiker. Aber keiner, der auf der Straße sein Geld verdient."
„Oh!" Ethel zog ihre Augenbrauche nach oben: „Erzählen Sie mir bitte mehr."
Dass sie nicht wusste, wer James Blunt war, machte sie nicht unsympathisch, im Gegenteil. Ethel gehörte zu einer Generation, die vermutlich ganz andere Musik hörte, doch sie interessierte sich sehr für das, was ich über mich zu berichten hatte.
„Atlantic Records, das sagt mir natürlich was. Standen Led Zeppelin nicht auch dort unter Vertrag?"
„Sie kennen Led Zeppelin?" Mein Erstaunen kannte keine Grenzen.
„Natürlich", kam es zurück. „Mein Mann und ich haben früher viele Rockkonzerte besucht. Led Zeppelin, Deep Purple, die Eagles, um nur einige zu nennen. Ach, und bei AC/DC waren wir auch."
„Sie überraschen mich sehr, Mrs Brown", meinte ich grinsend.
Ihre braunen Augen zwinkerten mir zu: „Bitte nennen Sie mich Ethel."
Sekunden später erhob sie sich vom Tisch, ging aus dem Raum und kehrte kurze Zeit später mit einigen Papieren in der Hand zurück. Es war ein Mietvertrag, den sie mir auf den Tisch legte: „Wenn Sie die Wohnung möchten, füllen wir den jetzt aus und unterschreiben ihn. Was meinen Sie?"
Normalerweise hatte ich eine Nacht darüber schlafen wollen, oder mit Miriam darüber sprechen, aber etwas in mir empfand es als richtig, den Vertrag an Ort und Stelle zu unterzeichnen. So eine Wohnung fand ich zu diesem Preis nie wieder. Zumindest nicht in South Brooklyn, meiner Traumgegend.
„Warum vermieten Sie die Wohnung unter Preis?", erkundigte ich mich neugierig, worauf Ethel kurz lachte.
„Ich möchte niemanden ausnehmen. Um ehrlich zu sein finde ich die Mieten in New York schrecklich überteuert, aber man muss da ja nicht mitmachen. Deshalb habe ich auch keinen Makler angeheuert. Die wollen nur Kohle scheffeln."
Sie machte eine kurze Pause und sprach denn weiter: „Ich treffe meine Auswahl gerne selbst und unterhalte mich mit den Leuten, die hier einziehen möchten. Es ist wichtig, ein gutes Verhältnis zu seinen Mietern zu haben, ohne ihnen jedoch zu nahe zu treten."
Ein breites Grinsen entwich mir: „Ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen. Aber ich hätte noch eine Frage."
„Dann raus damit."
„Würde es Sie sehr stören, wenn ich in meiner Wohnung Piano oder Gitarre spiele?"
Ethel begann zu lachen: „Nein, ich werde es vermutlich gar nicht hören, denn die Wände in diesem Haus sind so dick, dass sie alles verschlucken. Bei den billigen Neubauten, die Papiermauern haben, wäre das freilich anders."
Kurz dachte ich an das Haus in der South Bronx, in dem Nan und meine Mum noch immer wohnten. Die Wände dort zeichneten sich durch eine Hellhörigkeit aus, die ihresgleichen suchte.
„Wie alt ist dieses Haus?", erkundigte ich mich und prompt antwortete Ethel: „Über hundert Jahre. Alle Brownstone Häuser sind in diesem Alter." Sie lächelte, doch ihre nächsten Worte ließen mich traurig werden: „Mein Mann und ich kauften dieses Haus vor fünfundvierzig Jahren. Wir lebten hier bis zu seinem Tod zusammen. Fünfundvierzig Jahre waren eine viele zu kurze Zeit. Ich hätte ihn gerne noch bei mir."
Ich schluckte kurz, wusste nicht, was ich sagen sollte, doch Ethel wechselte galant die Thematik: „Waschmaschine und Trockner befinden sich im Keller. Sie können Sie gerne durch das Einwerfen der entsprechenden Münzen nutzen."
„Sehr gut, dann spare ich mir den Gang zum Waschsalon."
Viel gab es nicht mehr zu klären, nur eine Sache noch: „Wann kann ich einziehen?"
„Die Schüssel kann ich Ihnen sofort mitgeben, wenn Sie mir versprechen, die Kaution in den nächsten Tagen zu hinterlegen."
„Das mache ich umgehend."
Mein Herz klopfte vor Freude, als Ethel mir die Schlüssel aushändigte und bevor ich das Haus verließ, sah ich mir die Wohnung noch einmal an. Während ich an einem der Fenster stand, die den Blick zum Prospect Park freigaben, sagte mein Bauchgefühl, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Hier würde ich glücklich sein, hier fühlte ich mich wohl.
Noch auf dem Weg zur Upper East Side schrieb ich eine Nachricht an Miriam, dass ich die Wohnung mieten würde und bedankte mich nochmals bei ihr. Sie antwortete mit: „Wow, das ging ja schnell. Ich freue mich für dich."
~~~
In den nächsten Tagen war ich gut beschäftigt. Während Vanessa warme Klamotten für den Weihnachtsurlaub bei ihrer Familie einpackte, schaute ich auf diversen Internetseiten nach Möbeln. Teilweise waren die Preise heftig, wenn man etwas Gescheites haben wollte.
Meine Freundin begutachtete meine neue Wohnung, bevor sie nach Minnesota flog und fand sie hübsch.
„Ich kann es kaum erwarten, mit dir dort ein neues Bett einzuweihen", sprach sie verführerisch.
„Wer sagt dir, dass wir es nicht auf dem Boden tun?", konterte ich lässig.
„Der ist zu hart und zu unbequem." Sie fuhr mit ihrer rechten Hand durch mein Haar: „Ich werde dich vermissen, Niall."
„Ich dich auch", wisperte ich leise, bevor wir in einem leidenschaftlichen Kuss versanken.
Einen Tag vor Weihnachten schauten sich Louis und Lottie meine Wohnung an, wobei Lottie die Sache mit ganz anderen Augen betrachtet.
„Darfst du die Küchenmöbel in einer anderen Farbe streichen?", wollte sie wissen. „Also heller?"
„Da muss ich mich erst erkundigen" In der Tat wirkte die Einbauküche ein wenig dunkel und ich nahm mir vor, Ethel gleich nach Weihnachten danach zu fragen. Lottie maß alle Räume aus und ich notierte die Zahlen in meinem Handy.
„Nach Weihnachten schauen wir uns alles genauer an", meinte sie mit fachmännisch klingender Stimme.
„Vor allem brauche ich Möbel, aber ich möchte kein Vermögen dafür ausgeben", erklärte ich.
„Das musst du nicht." Lottie strahlte mich an. „Wir gehen zusammen auf den Flohmarkt und wenn wir was Brauchbares finden, kann ich es im Handumdrehen aufpeppen."
„Du bist echt eine Wucht", grinste ich.
„Wenn ich euch beiden so höre, dann werde ich wohl gar nicht mehr gebraucht", beschwerte sich Louis und boxte mich in die Seite.
„Quatsch, du musst beim Möbeltragen helfen", zog ich ihn auf. Wir brachen in lautes Gelächter aus und während Lottie nach der Wohnungsbesichtigung nach Hause fuhr, trafen Louis und ich uns mit dem Rest der Clique in einem Pub. Unser traditionelles Christmas Besäufnis ließen wir nicht ausfallen. Eben so wenig die spätabendliche Weihnachtsparty mit den Essensresten am nächsten Tag im Calinson.
Alle außer Lottie und meiner Wenigkeit waren alle mit ihren Partnern da, doch da musste ich durch. Ich verstand, dass Vanessa bei ihrer Familie sein wollte, denn ich hätte es an ihrer Stelle nicht anders gehandhabt.
Dafür wollten wir Silvester zusammen verbringen, worauf ich mich schon freute.
Einstweilen fühlt sich der Jahreswechsel noch weit weg an, denn ich genoss die Weihnachtstage mit meiner Familie und mit meinen Freunden. Besonders freute ich mich, Liam heil und gesund wieder zu sehen und mit ihm zu reden. Er war bester Laune, vor allem, weil Sophia an seiner Seite war. Sie hatte Silvester Dienst und dafür Weihnachten frei.
„Und, Niall, was macht deine Wohnung? Wann ziehst du ein?", wollte mein Cousin wissen.
„Ich brauche erstmal Möbel, denn außer der Küche ist nichts drin", lachte ich. „Aber Lottie will sich nützlich machen, indem sie gemeinsam mit mir den Flohmarkt auf links dreht."
Ich zwinkerte Louis' Schwester zu, die sich sofort zu mir gesellte, als ihr Name fiel.
„Natürlich tue ich das", meinte sie grinsend. „Und ich hoffe, dass ich mich bei den Farben austoben kann."
„Wenn du Hilfe brauchst, also einen Wagen zum Transport, kann ich was organisieren", bot Liam an.
„Das wäre cool."
Es wurde ein langer fröhlicher Abend, trotzdem tauchte ich am nächsten Tag pünktlich zum Mittagessen bei Mum und Nan in der South Bronx auf. Wie immer aß ich zu viel und fühlte mich wie ein fettgefressener Otter, als ich mich abends in Vanessas Bett legte. Wir hatten zwischendurch über Facetime telefoniert, das taten wir täglich, wenn sie nicht hier war.
„Niall, was macht deine Wohnung?", erkundigte sie sich neugierig.
„Ich gehe morgen nach Möbeln schauen", lautete meine ehrliche Antwort.
„Da wünsche ich dir viel Glück und vor allem Spaß."
Den hatte ich garantiert. Gleich am nächsten Morgen machte Lottie ernst und schleppte mich und Liam auf einen der großen Flohmärkte, die New York zu bieten hatte. Mein Cousin hielt Wort und tauchte mit einem Transporter auf, mit dem wir zum Flohmarkt fuhren.
„Ich brauche einen Wohnzimmertisch", ließ ich beide wissen. „Und sowas wie einen Schuhschrank für den Flur."
„Außerdem fehlt dir ein Esstisch mit Stühlen und eine Kommode fürs Schlafzimmer." Lottie hatte wohl genau aufgepasst und schien bereits das erste Möbelstück im Auge zu haben, bevor ich mich richtig umschaute.
„Los, da hinten steht ein cooler Tisch." Sie zog mich mit sich und Liam folgte uns auf den Fersen.
Bei dem Objekt von Lotties Begierde handelte es sich um einen runden Wohnzimmertisch, dessen Holz verblichen wirkte. Ansonsten war er jedoch gut in Schuss, jedenfalls sah die Blondine das so.
Um gebrauchte Gegenstände handelte man grundsätzlich auf dem Flohmarkt und da mir der Tisch gefiel, ließ ich mir den Preis nennen.
„Das ist zu viel", flüsterte Lottie mir ins Ohr. „Er muss mindestens zwanzig Dollar runter gehen."
Wir entpuppten uns als erfolgreiches Team, denn außer dem runden Wohnzimmertisch erstanden wir eine Kommode für das Schlafzimmer, einen Esstisch und vier Stühle.
„Meine Fresse, gut, dass ich den Transporter besorgt habe", schnaufte Liam, als wir alles einluden.
„Ja, und gleich darfst du das Zeug mit mir in den ersten Stock tragen", verkündete ich fröhlich.
Auch Lottie packte mit an, aber wir ließen sie außer den Stühlen nichts tragen. Nachdem wir alle Möbel in der Wohnung hatten, kam die Frage von Lottie, in welcher Farbe ich diese gestrichen haben wollte.
„Also ich fände ja rot toll", zog Liam mich auf. „Oder ein grelles Lila."
„Klingt nach dem psychedelischen Stil", kam es von Louis' Schwester. „Ich glaube nicht, dass Niall auf sowas steht."
„Ganz sicher nicht, obwohl ich beim Musizieren immer Farben sehe", gab ich zu.
„Also, welche Farben?"
Nachdenklich blickte ich auf die Einbauküche, die ich gerne streichen durfte, wie Mrs Brown versicherte, als wir gestern telefonierten.
„Ich hätte gerne eine graue Couch", begann ich und prompt zeigten sie Lotties Visionen.
„Dann streichen wir die Küche in Weiß, dazu den Esstisch und die Stühle in Weiß, alternativ die Stuhlbeine in einem etwas dunkleren Grau. Den Wohnzimmertisch würde ich in seinem ursprünglichen Holzton lassen, nur ein wenig neu beizen. Aber dann musst du Gardinen nehmen, die nicht einfarbig sind."
Gardinen, daran hatte ich gar nicht gedacht.
„Oh und eine Stehlampe brauchst du auch noch, aber da können wir nochmal zum Flohmarkt." Lottie war ganz in ihrem Element, das spürte und hörte ich. „Meine Mum kann die Gardinen nähen, das hat sie bei uns auch gemacht."
„Echt jetzt?" Liam zog erstaunt die Augenbrauen nach oben.
„Klar, sie kann das. Frag Louis."
Da Lottie noch Urlaub hatte, verbrachten wir die nächsten Tage in meiner Wohnung mit Renovierungsarbeiten. Die ganze Clique half dabei, Wände zu streichen, während Lottie sich ausschließlich um die Möbel kümmerte.
Sie schlief auch nachts bei mir in der Wohnung, denn Harry hatte uns zwei riesige Luftbetten besorgt, die sich mit Strom selbst aufbliesen. Eines stand im Wohnraum, das andere im Schlafzimmer.
Inzwischen hatte ich eine Kaffeemaschine sowie einen Toaster gekauft und außerdem Teller, Tassen, Besteck und Töpfe. Am vorletzten Tag des Jahres machte ich mich auf in ein Möbelgeschäft, um nach einer Couch und einem anständigen Bett Ausschau zu halten. Beides wollte ich lieber neu als gebraucht, denn die Kohle hatte ich dafür.
Ich hatte unheimliches Glück mir der Couch, denn das Model, dass mir zusagte, war sofort lieferbar. Ich brauchte nur den Stoff auszusuchen, den es in zahlreichen Farben und Stoffarten gab.
Danach führte mich der Verkäufer in die Bettenabteilung. Auf Anhieb verliebte ich mich in ein anthrazitfarbenes Boxspringbett, in dem ich unglaublich bequem lag. Man durfte im Möbelhaus probeliegen und das nutzte ich aus.
„Leider dauert die Lieferung, denn das Bett ist nicht vorrätig im Lager", klärte mich der Verkäufer auf. „Aber die Couch liefern wir natürlich sofort, wenn Ihnen das recht ist."
„Damit bin ich einverstanden."
Ich leistete eine Anzahlung für die Möbel und begab mich anschließend auf dem schnellsten Weg nach Hause.
Nach Hause war jetzt mein zuhause, nicht mehr die WG und auch nicht Vanessas Wohnung. Der Gedanke daran fühlte sich mehr als gut an. Auf dem Weg kaufte ich zwei Pizzen, auf die Lottie und ich uns stürzten. Wir aßen auf dem Boden, da die Stühle noch trocknen mussten, doch das tat unserer guten Stimmung keinen Abbruch.
Eigentlich erwartete ich jede Minute einen Anruf von Vanessa, dass sie in New York angekommen sei. Sie rief tatsächlich in der nächsten Minute an, aber ihre Stimme klang erbärmlich: „Niall, ich liege mit einer fürchterlichen Erkältung und Fieber im Bett", krächzte sie. „Ich kann im Moment nicht fliegen."
„Ach shit, das tut mir echt leid", erwiderte ich geknickt.
„Ich könnte echt heulen, ich hatte mich so auf Silvester mit dir gefreut", jammerte sie.
„Und ich erst, aber das holen wir nach. Wichtiger ist, dass du gesund wirst", ließ ich meine Freundin wissen.
Wir verabschiedeten uns nach relativ kurzer Zeit, denn sie wirkte müde und hustete heftig.
„Gute Besserung und melde ich morgen, wenn du kannst", meinte ich seufzend.
„Das tue ich."
„Dann kannst du ja doch Silvester mit uns im Groove feiern", kam es von Lottie.
Genau das tat ich auch.
Die Party im Groove war riesig, die Leute, die mich kannten, freuten sich irre mich zu sehen und Marvin ließ eine Flasche Champagner für unseren Tisch springen. Ausgelassen feierten wir bis in die Nacht hinein und als ich mich von Liam verabschiedete, versprach er, sich bald zu melden.
Gemeinsam lief ich mit Lottie durch die Straßen der South Bronx und fühlte, dass ich noch immer mit dieser Gegend verwurzelt war. Und zu meinen Wurzeln würde ich immer stehen.
Am dritten Januar wurde meine Couch geliefert und direkt danach fing der Arbeitsstress für mich an. Meine neue Single kam raus und ich gab ein Interview bei 100 HIT Radio in New York. Zum Glück begleitete mich Marlene dorthin, denn vor dem Gebäude des Senders standen bestimmt hundert Leute, die alle wegen mir gekommen waren. Ich fasste es noch immer nicht, dass ich bereits jetzt diesen Bekanntheitsgrad erreicht hatte.
Marlene machte ihren Job großartig, ließ keinen an mich heran und benahm sich wie ein Pitbull, wenn man sich ihren Anweisungen widersetzte.
Der Tag war anstrengend, da ich später noch für eine Zeitschrift ein Interview gab. Treffpunkt war das Plaza Hotel und auch hier standen Fans davor. Sie gelangten jedoch nicht hinein, da sorgte die Security des Hotels dafür.
Am Abend fiel ich müde auf die Couch, auf der ich auch schlief. Zumindest solange das Bett nicht da war. Ich musste zugeben, sie war bequem und als sich mein Handy am nächsten morgen meldete, wollte ich erst gar nicht rangehen.
Schließlich entschloss ich mich doch dazu, weil meine Mum der Anrufer war, der mich um sieben Uhr weckte. Eigentlich konnte ich bis neun Uhr schlafen, da ich erst um elf bei Atlantic Records sein musste.
„Ich hoffe, du hast einen verdammt guten Grund, mich jetzt aus den Federn zu schmeißen", begrüßte ich sie brummig.
Tief holte meine Mum Luft: „Den habe ich."
Ich hörte, wie sie in Tränen ausbrach, gleichzeitig hämmerte mein Herz so heftig in der Brust wie ein Hammer: „Mum, was ist passiert?"
Ihre Antwort zog mir den Boden unter den Füßen weg: „Liam ist heute Nacht in den Knast eingefahren. Er hat jemanden ermordet."
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Yeah, ein Cliffhanger! Und was für einer!
Ich habe mich so gefreut, ihn zu präsentieren.
Es tut mir leid, dass das Kapitel so lange geworden ist, aber ich wollte es nicht in zwei aufteilen, auch wegen des Cliffhangers, den ich genau an dieser Stelle brauchte.
Was sagt ihr dazu?
In diesem Kapitel ist irre viel passiert. Niall hat eine eigene Wohnung in seiner Traumgegend. Mögt ihr seine Vermieterin Mrs Brown?
Ob Niall und Vanessa wohl irgendwann zusammenziehen?
Die Tour ist nicht mehr weit aber nun ist das mit Liam passiert...
Ob das Niall wohl aus der Bahn wirft?
Und nein, ich habe Robyn nicht vergessen :)
Danke an alle für die lieben Kommis. Ein bisschen Motivation schadet nie ;)
LG, Ambi xxx
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