31. Seafood
We found love, oh
So don't fight it
Life is a rollercoaster
Just gotta ride it
I need you, ooh
So stop hiding
Our love is a mystery
Girl, let's get inside it
Ronan Keating - Life Is A Rollercoaster
< N I A L L >
Träge bewegte sich Robyn neben mir auf der Matratze.
Gestern war es spät geworden und dementsprechend lange schliefen wir. Obwohl die Sonne ihre Strahlen durch die halbgeöffneten Jalousien streckte, fühlte ich die kalte Luft in meinem Zimmer. Der Oktober neigte sich dem Ende zu und das spürte man deutlich.
Während mich die kühle Temperatur wenig tangierte, begann Robyn neben mir zu zittern.
„Ist dir kalt, Robs?" Ich legte einen Arm um ihren schlanken Körper und zog sie näher an mich heran.
„Es geht, warm ist es nicht", seufzte sie und kuschelte sich an mich. „Aber du bist heiß und das wärmt mich auf."
„Ich bin heiß?" Mein Grinsen nahm kein Ende und Robyn, die ihre Aussage wohl klarstellen wollte, verhedderte sich nur noch mehr: „Ich meinte deinen Körper."
Kurz lachte ich auf: „Mein Körper ist also heiß. Welche Stelle würdest du denn als die heißeste bezeichnen?"
„Niall." Warnend schaute sie mich an, was mich sehr zum Schmunzeln reizte. Einerseits wirkte Robyn noch immer unschuldig, andererseits hatte mir die letzte Nacht wieder deutlich gezeigt, dass Schärfe und Unschuld nahe beieinander lagen. Und die Antwort, die sie mir erteilte, unterstrich ihre kokette Ader, aber auch ihre Geradlinigkeit: „Wenn du auf das Ding zwischen deinen Beinen anspielst, muss ich dich leider enttäuschen. Das ist die härteste Stelle deines Körpers, aber die heißeste sind deine Augen, denn damit bringst du einen Eisberg zum Schmelzen."
Mein Grinsen nahm kein Ende. Ich liebte diese Art der Konversationen zwischen uns einfach viel zu sehr. Zärtlich küsste ich sie auf die Nase: „Dann kann ich dich also mit meinen Blicken verführen?"
„Wenn mir kalt ist." Robyn grinste und mir entwich ein Seufzen.
„Dann werde ich jetzt das Fenster sperrangelweit aufreißen."
„Untersteh dich!"
Ein leises Klopfen an meiner Zimmertür ließ uns aufschrecken: „Niall, bist du wach?"
„Ja, Nan, was gibt es?" Meine Großmutter störte mich für gewöhnlich nur, wenn dringende Sachen anstanden. Deshalb wartete ich förmlich auf eine Hiobsbotschaft. Sie kam, jedoch nicht so schlimm, wie gedacht: „Der Abfluss in der Küche ist verstopft. Könntest du dich nachher darum kümmern?"
„Ich mache es gleich, Nan, gib mir fünf Minuten", antwortete ich und bemerkte, wie Robyn sich aus meinem Arm befreite.
„Tut mir leid", murmelte ich, doch sie sprach: „Deine Nan braucht Hilfe, alles andere kann warten."
Hin und wieder verstopfte der dämliche Abfluss der Spüle. Früher hatte sich Onkel Colin darum gekümmert, aber seit einigen Jahren tat ich dies. In unserer kleinen Kammer, in der sich Dinge wie Staubsauger, Besen und einige Vorräte befanden, suchte ich nach der Rohrzange. Bewaffnet mit dem Werkzeug sowie einem Eimer betrat ich die Küche, in der Robyn und Nan am Tisch saßen.
Meine Freundin trug meinen schwarzen Hoodie sowie dicke Kuschelsocken und hielt sich an einer dampfenden Tasse fest. Sie beobachtete, wie ich mich unter die Spüle klemmte und mir das Rohr vornahm, das in regelmäßigen Abständen Ärger bereitete.
Mit der Rohrzange war es kein Problem, die Sache zu beheben.
„Bis zum nächsten Mal", seufzte ich und stieß mir prompt den Kopf, als auch aus der Spüle aussteigen wollte.
„Ich hoffe, das gibt keine Beule", meinte ich grinsend und tastete über die Stelle.
„Und wenn schon, bei deinem dichten Haarwuchs sieht man das nicht", meinte Nan augenzwinkernd.
Wir aßen Frühstück und Mittagessen in einem. Rühreier mit Speck, Kaffee, Tee, kleine Würstchen und Toast.
„Heute Nacht bleibe ich bei Robyn", klärte ich meine Nan auf und sie nickte.
„Das sagtest du bereits. Geht ihr nicht morgen zum Brunchen mit ihrer Familie?"
„Ja", bekräftigte meine Freundin. „Niall wird es dort ganz sicher schmecken. Das Essen ist super und es ist ein tolles Lokal."
Dass mir das Ambiente oder auch das Essen nicht gefallen würde, war mein kleinstes Problem. Das Größere war die Auswahl einer angemessenen Kleidung.
„Was soll ich da anziehen?", erkundigte ich mich bei Robyn, als wir vor meinen geöffneten Kleiderschrank standen.
Zielsicher griff sie nach meinem einzigen Hemd, jenes, dass ich beim Vorspielen in der Julliard getragen hatte.
„Das hier und eine schwarze Jeans dazu. Das sieht super zusammen aus."
„Okay und was drüber? Ich habe nur meine Bomber- oder die Jeansjacke zur Auswahl", seufzte ich resigniert.
„Oh." Robyn schien nachzudenken und plötzlich griff sie nach ihrem Handy: „Ich glaube, ich habe eine Lösung."
Drei Sekunden später hörte ich sie reden: „Harry, bist du noch in Riverdale? – Super, Niall und ich kommen gleich, wir haben nämlich ein Problem, bei dem du uns vielleicht behilflich sein kannst."
Ich hörte nicht, was Harry antwortete, aber die Tatsache, dass wir fünf Minuten später an der Subway standen, ließ sämtliche Unklarheiten verschwinden. Robyns Plan, dass Harry mir vielleicht eine Jacke lieh, rückte in greifbare Nähe.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln war es recht umständlich von Mott Haven nach Riverdale zu gelangen. Wir mussten zurück nach Manhattan, bis zur 96. Straße fahren, um dort in die Linie zu steigen, die direkt nach Riverdale führte. Es schien, als trennte man die beiden Gegenden absichtlich auf diese Art und Weise voneinander.
Insgesamt benötigten wir über eine Stunde, bis wir letztendlich das Haus von Harrys Eltern erreichten.
Auf mich wirkte es freundlich, obgleich man sah, dass hier viel Geld drinsteckte. Umsäumt von einem großen Garten, sah es aus wie eine herrschaftliche Villa, fast wie in den Südstaaten.
Die Tür wurde durch Harry höchstpersönlich geöffnet und er begrüßte uns mit einem breiten Lächeln: „Hereinspaziert, meine Lieben. Meine Eltern sind gerade nicht da, wir können uns also austoben."
Das Austoben erfolgte in Harrys persönlichem Ankleidezimmer, in dem ein riesiger Einbauschrank für mich das Tor zu Welt bedeutete.
„Ist ja irre", keuchte ich, doch mein Kumpel schlug mir nur auf die Schulter und sprach: „Da sollte eine Jacke für dich dabei sein."
Seine farbenfrohe Kleidung entsprach zwar nicht ganz meinem Stil, aber ich konnte unmöglich in einer Bomberjacke zum Brunchen aufkreuzen. Das würde mir buchstäblich das Genick brechen, weil bestimmt jeder Verdacht bezüglich meiner Herkunft schöpfte.
„Warte mal, ich habe hier eine von Burberry, die passt mir nicht mehr richtig", sinnierte der Lockenkopf. „Aber du müsstest reinpassen, Niall."
Harry war etwas größer als ich und seine Schultern ein wenig breiter. Vielleicht passte die Jacke und wenn ich Glück hatte, fiel sie nicht ganz so farbenfroh aus, wie der Rest seiner Klamotten.
„Ah, da ist das gute Stück." Freudestrahlend zog Harry eine, für seinen Stil konservative, Jacke aus dem Schrank. „Probiere die an, Niall."
Das gute Stück passte beinahe wie angegossen und auch die Farbkombination schreckte mich nicht unbedingt ab. Sie besaß das typische Muster dieser Marke. Beige-schwarz-rot-weiß kariert.
„Ich hatte sie kaum an, weil die Farben nicht so knallig sind", gestand mein Kumpel freimütig.
„Sie sieht toll an dir aus", fand Robyn, „und sie wird super zu deiner schwarzen Jeans passen."
„Gut, dann leihe ich sie mir aus, wenn ich darf", meinte ich und schaute zu Harry. Er schüttelte aber seinen Kopf: „Ich schenke die dir, Niall, denn ich werde sie nie wieder anziehen."
„Aber... das kann ich nicht annehmen!" Ich wusste sehr wohl, was diese Kleidungsstücke kosteten, weshalb ich es als unangemessen erachtete, dass Harry mir die Jacke schenkte. Ihn umzustimmen gelang mir aber nicht.
„Doch, du kannst. Wir sind Freunde, oder nicht?"
„Das sind wir, dennoch –."
Augenblick unterbrach Harry mich: „Ich kann einem guten Freund schenken, was ich möchte."
Damit war die Diskussion beendet.
Als ich die Jacke am nächsten Tag in Robyns Penthouse überzog, fühlte ich mich nicht unwohl, sondern eher adäquat gekleidet. Sie passte wirklich gut zu der schwarzen Jeans und niemand würde auffallen, dass das Teil ehemals einem anderen gehörte.
Robyns Eltern ließen einen Chauffeur kommen, der uns in einer riesigen Limousine durch New York kutschierte. Wir saßen seitlich auf den lederbezogenen Sitzbänken und es befand sich sogar eine Bar an Bord. Dieser Luxus brach über mich herein wie eine gewaltige Lawine und so sehr ich mich anfangs dagegen wehrte, genoss ich es mit jedem Meter, den wir zurücklegten, mehr.
Eines Tages Geld genug zu haben, um sorgenfrei leben zu können, das war mein Ziel. Dabei benötigte ich nicht zwingend diesen Prunk, aber gewisse Annehmlichkeiten wären schön.
Während der kompletten Fahrt hielt ich Robyns Hand in meiner und sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Ihr Vater telefonierte geschäftlich und ihre Mutter schwärmte mir von den schmackhaften Speisen vor, die uns gleich erwarteten.
„Ich hoffe, du magst Fisch, Niall. Denn es ist ein Seafood Brunch. Allerdings kann man auch Sonderwünsche äußern."
„Das ist nicht nötig", erklärte ich, „denn ich esse gerne Fisch."
„Dann wirst du begeistert sein."
Vor einem Restaurant mit blauen Türen hielt der Wagen schließlich an. Wir mussten warten, bis der Chauffeur die Türen öffnete, etwas, was ich nicht gewöhnt war. Himmel, hier gab es völlig andere Regeln als in meinem gewohnten Umfeld und ich hoffte, nichts falsch zu machen. Schon allein um Robyn nicht zu blamieren. Ein wenig nervös ließ ich das Innere des Ambientes auf mich wirken. Backsteinwände wurden durch bunte Bilder moderner Kunst geziert und das Mobiliar wirkte durchaus passend. Schlicht aber keineswegs billig.
Zu meiner Überraschung saß bereits ein älteres Ehepaar an dem Tisch, zu dem der Kellner uns führte. Robyn machte mich sogleich mit ihnen bekannt: „Oma, Opi, das ist Niall, mein Freund."
Ein außergewöhnlicher Blumenstrauß stand in der Mitte des runden Tisches und als ich darauf blickte, sagte Robyn leise: „Meine Großmutter hat heute Geburtstag. Meine Mum hat dir das mit Absicht verschwiegen, weil sie nicht wollte, dass du dich dazu verpflichtet fühlst, ein Geschenk zu kaufen."
Innerlich seufzte ich tief, gratulierte der Großmutter jedoch herzlich, als Robyns Mum uns alle dazu aufforderte, auf ihre Mutter anzustoßen.
„Raymond lässt sich übrigens entschuldigen. Er muss für seine Semesterprüfungen lernen", erklärte sie und die Großmutter nickte.
„Ich weiß, er hat mich heute früh schon angerufen. Der gute Junge ist furchtbar nervös, aber ich weiß, dass er die Prüfungen schafft."
Auch unsere Semesterprüfungen rückten näher und ich bekam ein schlechtes Gewissen, wenn ich daran dachte, wie wenig Robyn und ich in letzter Zeit gelernt hatten. Stattdessen beschäftigen wir uns lieber mit körperlichen Zuwendungen jeglicher Art.
„Niall, möchtest du die Austern probieren?", mischte sich die Stimme von Robyns Großmutter in meine Gedanken.
„Ja, gerne."
Noch niemals hatte ich Austern gegessen und beobachtete zuerst, wie die anderen am Tisch dies taten. Sie wurden geschlürft, das war mir bekannt, aber wie man das Fleisch am besten löste, entzog sich meiner Kenntnis. Schnell fand ich heraus, dass es dafür eine bestimmte Gabel nötig hatte, die neben den Tellern lag.
Zögerlich griff ich danach und ging äußerst vorsichtig zu Werk, um das Austernfleisch nicht komplett wie ein Schlachtfeld aussehen zu lassen. Anschließend führte ich die Austernschale zu meinem Mund und begann zu schlürfen. Dabei kam ich mir reichlich komisch vor und versuchte das Aroma zu analysieren.
Es schmeckte nach Salz, aber vor allem nach Meer.
Robyn flüsterte leise: „Magst du sie?"
„Ja, definitiv", wisperte ich zurück und sah ihr leichtes Schmunzeln.
Robyns Großeltern wollten wissen, welches mein Hauptinstrument sei, nachdem sie erfuhren, dass ich wie ihre Enkelin auf der Juilliard studierte.
„Piano", antwortete ich und die Oma reagierte sogleich hellauf begeistert.
„Ich liebe Pianomusik. Vielleicht könnten du und Robyn mal ein Stück einstudieren und uns vorspielen."
Wie auf Kommando schauten wir uns an und als ich Robyns Lächeln erblickte, sagte ich: „Das machen wir gerne."
Das Essen war wirklich hervorragend und ich probierte so viel in meinen Magen reinpasste. Hummer, Lachs mit Rührei, Krabben auf Weißbrot, verschiedene Salate sowie die Nachspeise. Eine weiße Creme, die in Form eines Hummers serviert wurde, aber sehr süßlich schmeckte.
„Louis' Tiramisu ist eindeutig besser", flüsterte ich Robyn zu und sie nickte vehement.
Glücklicherweise gestaltete sich das Brunchen sehr locker und als wir am frühen Nachmittag das Lokal verließen, passierten wir eine große schwarze Tafel, auf der die heutigen Preise standen.
Mich traf fast der Schlag, denn der Brunch kostete pro Person hundertfünfzig Dollar. Schnell rechnete ich aus, was die Familie gerade hingelegt hatte.
„Ich fasse es nicht, dass wir gerade neunhundert Dollar verfressen haben", sagte ich, als wir später allein in Robyns Penthouse saßen. Für mich fühlte sich das nach reiner Verschwendung an, obwohl das Essen hervorragend war.
„Tausend", verbesserte sie, „du musst das Trinkgeld dazurechnen."
Da bekam das Wort Dekadenz gleich eine völlig neue Bedeutung.
„Was ich mit tausend Dollar alles anstellen könnte", seufzte ich leise. Robyn setzte sich auf meinen Schoß, ein Bein nach links, eines nach rechts und küsste mich auf den Mund. Ihre Zunge stupste gegen meine Lippen und ohne zu zögern öffnete ich diese. Sanft fuhren ihre schlanken Finger durch mein Haar, während wir unseren Kuss vertieften.
„Niall", murmelte sie, als wir schließlich Atem schöpften, „ich wünschte du könntest einfach hierbleiben."
„Das wünschte ich auch", seufzte ich.
Robyn setzte sich auf und mein Blick glitt an ihr vorbei auf das Piano.
„Ich würde gerne spielen", sprach ich.
„Jetzt?"
Als ich nickte, erhob sich Robyn von meinem Schoß und ging in Richtung Piano.
„Es gehört dir, Niall und ich höre dir gerne zu."
Ich spielte keines der Stücke, die wir ansonsten übten, sondern moderne Klassiker wie Stairway to Heaven von Led Zeppelin. Wie immer versank ich dabei in meiner Welt der Farben, sah blau, grün, lila und rot.
Mit völlig verklärtem Blick schaute Robyn mich an, als ich das Stück beendete.
„Du spielst so wundervoll, Niall. Ich habe mal wieder Tränen in den Augen."
„Das sehe ich." Ich erhob mich von dem Stuhl, nahm sie in meine Arme und wisperte: „Auch wenn ich noch gerne bleiben würde, ich muss leider gehen."
„Ich weiß, aber zum Glück sehen wir uns morgen in der Uni."
Ich hatte Nan versprochen, auf dem Rückweg in der Drogerie einkaufen zu gehen. Sie hatte mir extra Geld mitgegeben und eine Liste der Dinge geschrieben, die sie benötigte. In der Drogerie waren Wasch- und Putzmittel billiger als in einem normalen Supermarkt und da wir sehr auf das Geld achten mussten, kauften wir diese immer dort ein.
Auf dem Rückweg von der Upper East Side kehrte ich bei Walgreens ein, um die Sachen zu besorgen. Das Waschmittel war diese Woche im Angebot, sodass wir dabei nochmals Geld sparten. Im Vorbeigehen griff ich nach einer Packung Kondome, da meine zur Neige gingen. Aber diese bezahlte ich selbst. Der letzte Punkt auf der Liste ließ mich etwas stutzig werden und ich brauchte eine Weile, ehe ich das gewünschte Utensil fand. Dann begab ich mich schleunigst zur Kasse, zahlte und lief voll bepackt zur Subway.
Nan freute sich, als ich mit dem Kram ankam, den ich, bis auf die Kondome, auf dem Küchentisch deponierte.
„Für was brauchst du eigentlich Ohrenstöpsel?", erkundigte ich mich argwöhnisch und kaum hatte ich die Frage ausgesprochen, dämmerte es mir. Ich lief knallrot an, während Nan lässig antwortete: „Die benutze ich seit jeher, wenn du Damenbesuch hast, Niall."
„Ich hab's kapiert, Nan", nuschelte ich und verzog mich prompt in mein Zimmer. Es wurde Zeit, ein bisschen zu lernen.
Nach dem super tollen Wochenende holte mich am Montag die blanke Realität ein. Mrs Carrington malträtierte uns mit Musikgeschichte und auch die anderen Dozenten hielten sich nicht zurück. Ich kam mir vor wie eine Maschine, die alles per Knopfdruck abzuliefern hatte, wenn man danach fragte. Die Termine für die Semesterprüfungen rückten immer näher und ich bekam ein mulmiges Gefühl.
Dieses verstärkte sich, als ich mittwochs meine Übungsstunde bei Taylor absolvierte.
„Die Zweitinstrumente kommen ebenfalls bei der praktischen Prüfung dran, also streng dich an", mahnte sie und ich seufzte tief.
„Ich muss noch so viel Theorie lernen."
Taylor musterte mich von der Seite: „Dann würde ich vorschlagen, dass du getrennt von Robyn lernst. Ihr beiden lenkt euch nur ab."
„Woher weißt du das?"
„Ich bin nicht blöd, denn ich kenne das Gefühl, auf rosa Wolken zu schweben. Da wird alles andere unwichtig."
Insgeheim gab ich ihr recht.
„Bitte tu mir den Gefallen und lerne wirklich konsequent. Die Prüfungen sind nicht einfach, aber zu schaffen. Ich möchte nicht, dass ihr beiden durchfallt, okay?"
Tief atmete ich durch: „Ich verspreche es."
„Gut." Sie zwinkerte mir zu. „Es ist schön zu wissen, dass es gut zwischen euch beiden läuft."
„Das tut es." Ich ahnte, worauf sie eigentlich anspielte, und setzte noch hinzu: „Danke für deine Tipps. Sie waren genial."
Ein leichtes Schmunzeln umspielte ihre Lippen: „Bitte, gern geschehen. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"
Mit Taylor zu reden, fiel mir leicht und obwohl ich nicht wirklich etwas auf dem Herzen hatte, drängte es mich, ihr eine Sache zu erzählen. Aufmerksam hörte sie zu, als ich von unserem Ausflug in den Pelham Bay Park berichtete und als ich ihr erklärte, dass es sich toll anfühlte, neben Robyn zu sitzen und auf das Meer zu blicken, begann sie zu lächeln.
„Es ist eine unglaublich wertvolle Sache in einer Partnerschaft, wenn man zusammen schweigen kann, Niall. Das wird von so vielen unterschätzt. Versuche es zu genießen, so oft du kannst. Der Tag wird kommen, an dem du dich danach zurücksehnst."
„Woher weißt du das?"
„Aus Erfahrung."
Taylor ging nicht weiter darauf ein und als sie ihre Gitarre wegpackte, fiel mir der Ring an ihrem Finger auf. Letzte Woche hatte sie diesen noch nicht getragen, da war ich mir ziemlich sicher.
Sanft ergriff ich ihre Hand und zog diese zu mir: „Ist es das, was ich denke?"
Ein Strahlen ging über ihr Gesicht: „Ja, Kane und ich haben uns am Wochenende verlobt."
Das würde Harry gar nicht gefallen und wenn ich ehrlich war, fand ich es ebenfalls nicht so prickelnd. Obwohl ich Taylors Freund erst einmal kurz gesehen hatte, mochte ich ihn nicht besonders. Dennoch beglückwünschte ich meine Tutorin, denn sie musste schließlich mit ihm klarkommen.
Als ich nach der Stunde durch die Gänge lief, begegnete mir Harry in voller Schauspielmontur: „Hey, Niall, alles klar?"
Mist, sollte ich es ihm erzählen oder nicht?
„Ja und bei dir?"
„Alles bestens. Sag mal, du warst doch gerade zur Übungsstunde bei Taylor, oder?"
„Ähm ja." Nervös strich ich mir durch das Haar. „Wieso fragst du?"
„Nun, ich dachte wir könnten sie vielleicht dazu animieren, mal mit ins Groove zu gehen."
Kurz schloss ich meine Augen: „Harry, das ist keine gute Idee, glaube mir."
„Ach komm, wieso nicht? Sie wird uns schon nicht verpetzen."
Jetzt wurde es Zeit, ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren.
_____
Armer Harry, wie wird er das wohl verkraften? (Tut mir übrigens leid für den Cliffhanger).
Wie hat euch die Szene beim Brunchen gefallen?
Konnte man nachvollziehen, wie Niall sich dort fühlte?
Mögt ihr Robyns Großeltern mütterlicherseits?
Nialls Nan trägt also Ohrenstöpsel in der Nacht - hättet ihr das vermutet?
Taylor und Niall, die Freundschaft schlechthin - was sagt ihr zu ihrer Verlobung?
Kam das überraschend?
Danke für die lieben Kommentare und die Votes. Ich hoffe, ihr habt noch Spaß beim Lesen, denn das erste Drama ist nicht mehr weit :D
LG, Ambi xxx
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