Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 9

Mizuki konnte den Blick nicht von dem jungen Mann abwenden, der nun nur noch wenige Meter von ihr entfernt stand. Sein intensiver Blick ruhte ebenso auf ihr, und sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Es war, als hätten sie beide die gesamte Umgebung ausgeblendet-die vorbeiströmenden Reisenden, die ratternden Koffer, das dumpfe Dröhnen der Lautsprecheransagen. Alles verschwand, während sie sich gegenseitig musterten.

Von allen Seiten erntete der junge Mann Blicke - manche neugierig, andere missbilligend. Kein Wunder, dachte Mizuki. Er war das Gegenteil von unauffällig. Sein dunkelrotes Haar schimmerte in der Sonne, die zerzausten Strähnen fielen ihm lässig in die Stirn. Seine Unterarme waren mit Tattoos bedeckt, die sie aus der Entfernung nicht ganz erkennen konnte, doch die geschwungenen Linien und Symbole ließen erahnen, dass sie von Bedeutung waren.

Auch sein Stil war anders - ein weiter schwarzer Mantel, der im leichten Wind flatterte, dazu ein schlichtes Shirt und zerrissene Jeans, die perfekt zu seinem rebellischen Look passten. Mit jedem Schritt, den er machte, schien er eine unnahbare, fast magnetische Aura zu verströmen. Mizuki bemerkte die verstohlenen Blicke einiger Mädchen in der Nähe, die leise kicherten, wenn er ihren Blick streifte-Blicke, die sie früher nie mit Hiro verbunden hätte.

Und doch war es er. Es war Hiro. Der Junge, den sie vor fünf Jahren zuletzt gesehen hatte, der damals mit seinem leicht fettigen Haar, der dicken Brille und den stets zu großen Hemden immer wie ein wandelnder Nerd ausgesehen hatte. Der Hiro, der früher bei jeder Gelegenheit über die neusten Spiele sprach und den sie damals immer aufgezogen hatte, wenn er den falschen Knopf in einem Videospiel drückte.

Aber dieser Hiro war verschwunden. Vor ihr stand jemand anderes - jemand Selbstbewusstes, jemand, der sich verändert hatte. Und das breite, schelmische Grinsen auf ihrem Gesicht wuchs mit jedem Gedanken daran. Es war unmöglich, nicht beeindruckt zu sein. Und doch... ein kleiner Teil von ihr fragte sich, ob in diesem neuen Hiro noch der alte steckte. Der Hiro, der sie damals zum Lachen brachte und ihr Geheimnisse anvertraute.

Mit einem leichten Schmunzeln legte sie den Kopf schief und beobachtete, wie er schließlich auf sie zuging. Sein Blick war fest auf sie gerichtet, und als er nah genug war, breitete sich ein verschmitztes Lächeln auf seinem Gesicht aus - das gleiche Lächeln, das sie so gut kannte.

„Mizuki," sagte er mit seiner vertrauten, aber tiefer gewordenen Stimme. „Du hast mich ganz schön vermisst, was?"

Endlich riss Mizuki sich aus ihrer Starre. Ohne groß nachzudenken, rannte sie los, die wenigen Meter zwischen ihnen schrumpften in Sekundenbruchteilen. Sie warf sich in die Arme des Größeren, die sofort um sie gelegt wurden, fest und warm, wie ein schützender Kokon. Für einen Moment schloss sie die Augen und sog den Moment in sich auf - seinen vertrauten Duft, den festen Griff seiner Arme, den Herzschlag, der gegen ihren Kopf pochte. Sie hatte ihn wirklich vermisst, viel mehr, als sie sich je hatte eingestehen wollen.

Jetzt, wo er so nah bei ihr war, jeder Zentimeter seines Körpers spürbar, wurde ihr klar, wie viel sie in den letzten Jahren verpasst hatten. Warum hatten sie nur so selten Kontakt gehabt? Sie hätte sich viel öfter melden müssen, ihn mehr in ihrem Leben halten sollen. Aber immer wieder hatte sie es vor sich hergeschoben, mit der billigen Ausrede, dass Ikeda ja nicht gerade um die Ecke lag. Wie albern das jetzt klang. Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie ihren Griff kurz lockerte, um zu ihm hochzusehen.

„Du hättest mir wenigstens ein aktuelles Foto schicken können," murmelte sie mit einem leichten Schnauben, auch wenn ein Lächeln ihre Lippen zierte. „Damit ich dich nicht erst minutenlang wie eine Irre anstarren muss."

Hiro lachte leise, seine tiefere Stimme vibrierte in seiner Brust, was Mizuki kurz die Luft nahm. „Was soll ich sagen? Überraschungen sind doch viel spannender." Sein Grinsen war breit und schief, genau wie früher, aber gleichzeitig schwang darin etwas Neues mit - etwas Selbstbewusstes, das sie unweigerlich faszinierte.

„Trotzdem," meinte sie und boxte ihm leicht gegen die Schulter, „hätte mir einiges an Peinlichkeit erspart."

„Peinlich? Du hast mich doch nur angestarrt, weil ich so verdammt gut aussehe." Seine Worte waren gespielt selbstgefällig, doch die Wärme in seinem Blick nahm ihnen jede Schärfe.

Mizuki verdrehte die Augen, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Wangen sich röteten. „Einbildung ist auch 'ne Bildung," murmelte sie und wandte den Blick kurz ab, während sie einen Schritt zurücktrat.

Doch selbst in der kleinen Distanz zwischen ihnen fühlte sie die magnetische Anziehung, die von ihm ausging. Die Jahre hatten Hiro verändert - äußerlich, ja, aber innerlich? Sie war sich nicht sicher. Tief in seinem Blick konnte sie noch immer die gleiche Vertrautheit sehen, den gleichen Menschen, der damals ihr bester Freund gewesen war. Und während er sie noch immer mit diesem halb amüsierten, halb sanften Lächeln ansah, fragte sie sich, ob auch er gerade die Vergangenheit in seinem Kopf durchging.

„Also ... du hast Informationen über meinen Bruder?" Mizukis Stimme war leicht angespannt, ihre Augen fixierten Hiros Gesicht, das jedoch nur ein leichtes Schmunzeln verriet.

„Beruhig dich doch, Mizuki," meinte er ruhig, während ein leises Kichern aus seiner Kehle drang. „Lass uns erstmal zu mir gehen, damit du dein Zeug ablegen kannst. Dann erkläre ich dir alles - in Ruhe."

Ohne auf eine Antwort zu warten, griff Hiro nach ihrem Rollkoffer. Mizuki wollte protestieren, doch bevor sie ein Wort sagen konnte, winkte er ab.

„Echt jetzt? Als Gentleman muss ich das doch tun," sagte er mit einem Augenzwinkern und umklammerte den Griff des Koffers fester, sodass Mizuki keine Chance hatte, ihm das Gepäck wieder abzunehmen.

Also blieb ihr nichts anderes übrig, als an seiner Seite durch die Straßen Ikedas zu laufen. Die Stadt war für sie vollkommen neu, doch es war nicht nur die fremde Umgebung, die ihre Gedanken beschäftigte - es war Hiro. Seine Präsenz fühlte sich vertraut und doch völlig verändert an.

Er begann zu erzählen, von all den Jahren, in denen sie keinen Kontakt gehabt hatten. Wie glücklich er gewesen war, als er seinen Studienplatz in Ikeda bekam - etwas, das sie natürlich wusste, schließlich war das der Grund für seinen Umzug gewesen. Doch dann sprach er von Dingen, die sie nicht wusste. Wie sehr das Leben hier ihn verändert hatte, wie er sich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich weiterentwickelt hatte.

„Ich bin jetzt selbstbewusster," sagte er, während sie eine kleine Seitenstraße entlanggingen. „Ich weiß, was meine Stärken sind und wie ich meine Schwächen richtig einsetzen kann. Ich habe gelernt, wer ich wirklich bin, Mizuki."

Sie hörte ihm aufmerksam zu, konnte sich aber nicht ganz auf seine Worte konzentrieren. Stattdessen wanderte ihr Blick immer wieder zu ihm - zu seinem Profil, das in der Nachmittagssonne fast wie ein Gemälde wirkte. Er war tatsächlich ein völlig anderer Mensch geworden. Früher war er schüchtern, unsicher, ein Junge, der sich hinter Bildschirmen und Büchern versteckte. Jetzt? Jetzt war er ein Mann, der aufrecht ging, dessen Stimme eine gewisse Autorität hatte und dessen Haltung verriet, dass er sich seiner selbst bewusst war.

Mizuki konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob sie das auch für sich selbst schaffen konnte. Ob sie irgendwann genauso selbstbewusst und stark sein würde wie er.

Doch dann merkte sie, dass etwas in ihr zu arbeiten begann. Während Hiro sprach, bemerkte sie, wie der Schmerz, den Yuya ihr zugefügt hatte, langsam, aber sicher in den Hintergrund gedrängt wurde. Es war nicht, dass sie ihn plötzlich vergaß, aber seine Worte, sein Gesicht, seine Wut ... all das schien plötzlich nicht mehr so überwältigend zu sein.

Stattdessen spürte sie, wie etwas anderes in ihr erwachte - ein Gefühl, das sie schon längst vergessen hatte. Die Verbundenheit, die sie früher mit Hiro gehabt hatte, schien langsam wieder ihren Platz in ihrem Herzen einzunehmen. Sie fühlte sich sicherer, leichter. Und als er sie ansah, mit diesem weichen, fast nostalgischen Lächeln, fragte sie sich, ob er dasselbe empfand.

„Du hast dich wirklich verändert, Hiro," murmelte sie schließlich leise, fast so, als spräche sie eher zu sich selbst als zu ihm.

„Ich hoffe doch," erwiderte er mit einem kurzen Lachen. „Aber weißt du was, Mizuki? Egal, wie sehr sich alles verändert - ich bin immer noch der Typ, der für dich da ist. Immer."

Seine Worte ließen ihr Herz schneller schlagen, und sie senkte den Blick, um das warme Prickeln in ihrem Gesicht zu verbergen. Irgendwie war es leichter, den Boden anzusehen, als in seine Augen zu blicken. Denn sie wusste, dass sie dort eine Wahrheit erkennen würde, die sie noch nicht ganz bereit war zu akzeptieren.

„Und du?" Hiros Stimme war leise, fast zögerlich, als er sprach. „Yuna hat mir erzählt, dass du und Yuya mittlerweile verlobt seid."

Die Worte trafen Mizuki wie ein Messerstich, scharf und unnachgiebig. Sie fühlte, wie sich ein stechender Schmerz in ihrer Brust ausbreitete, während heiße Tränen unaufhaltsam in ihre Augen stiegen. Trauer und Wut kämpften darum, die Oberhand zu gewinnen, und sie biss sich auf die Unterlippe, um sich irgendwie zu beruhigen.

Wie gerne hätte sie Hiro jetzt mit einem breiten Lächeln angesehen. Wie gerne hätte sie ihm gesagt, wie glücklich sie mit Yuya war, dass ihr Leben perfekt war und sie den perfekten Mann an ihrer Seite hatte. Schließlich war das doch das Bild, das sie immer vermitteln wollte. Ein glückliches Paar, ein Märchen mit einem Happy End.

Doch die Worte blieben ihr im Hals stecken.

Sie konnte es nicht. Sie konnte Hiro nicht anlügen, konnte ihm nicht dieselbe Fassade zeigen, die sie ihren Eltern und Freunden präsentierte. Es fiel ihr leicht, ihre Eltern zu überzeugen, dass alles in Ordnung war, dass Yuya noch immer der charmante, fürsorgliche Mann war, den sie einst liebte. Aber bei Hiro? Bei ihm fühlte es sich falsch an, diese Lüge auszusprechen.

Sein Blick ruhte auf ihr, durchdringend, aber nicht drängend. Er wartete auf eine Antwort, doch gleichzeitig schien er die Wahrheit schon zu ahnen. Vielleicht war es die Art, wie sie ihren Kopf senkte, wie ihre Hände unruhig an ihrem Ärmel zupften. Vielleicht war es die Stille, die viel mehr verriet, als jedes Wort es je könnte.

„Ja," brachte sie schließlich hervor, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Wir sind verlobt."

Hiro zog eine Augenbraue hoch, doch er sagte nichts. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust und beobachtete sie weiter.

„Aber ...?" Seine Frage hing unausgesprochen in der Luft, doch Mizuki hörte sie klar und deutlich.

Sie schluckte schwer und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Warum konnte sie es ihm nicht einfach sagen? Warum war es so schwer, die Wahrheit auszusprechen, dass sie sich seit Monaten immer mehr von Yuya entfernt fühlte, dass die Verlobung wie eine Kette war, die sie immer mehr einengte?

„Es ist kompliziert," murmelte sie schließlich und wandte den Blick ab, ihre Finger nervös um den Saum ihres Shirts geklammert.

„Kompliziert." Hiro wiederholte das Wort, fast wie um es zu schmecken. Dann nickte er langsam, ein Ausdruck auf seinem Gesicht, den sie nicht ganz deuten konnte - Mitleid? Verständnis? Etwas anderes?

„Weißt du," sagte er schließlich, seine Stimme leiser und sanfter, „ich kenne dich, Mizuki. Du bist jemand, der sich viel zu oft für andere aufopfert. Aber vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, was du wirklich willst. Was dich glücklich macht."

Seine Worte trafen sie tief, wie ein Spiegel, der all die Ängste und Unsicherheiten reflektierte, die sie so lange versucht hatte zu verdrängen. Sie wusste, dass er recht hatte. Und genau das machte es so schwer, ihm in die Augen zu sehen.

„Hiro ..." flüsterte sie, doch sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

Er trat einen Schritt näher, legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. „Es ist okay, Mizuki. Ich bin hier, egal was ist. Du musst mir nichts vormachen."

Diese einfache Geste, diese Worte, ließen eine Träne über ihre Wange rollen. Zum ersten Mal seit Wochen fühlte sie sich nicht verurteilt, nicht gedrängt, irgendjemandem zu gefallen. In Hiros Augen lag etwas, das sie in ihrem Leben so vermisst hatte - bedingungslose Akzeptanz.

Hiro ließ Mizukis Koffer los, ohne auf die kleine Regenpfütze zu achten, in die er platschte, und zog sie mit einer plötzlichen Dringlichkeit in seine Arme. Es war keine zögerliche Umarmung, sondern eine, die sich fest und beschützend anfühlte, als hätte er befürchtet, sie könnte ihm im nächsten Moment entrissen werden. Die Wärme seines Körpers strömte in sie hinein und löste mit einem Schlag die eisige Schwere, die sich seit Wochen auf ihre Brust gelegt hatte.

Mizuki erstarrte nur einen Moment lang, bevor sie die Arme um ihn schlang und sich gegen ihn lehnte. Es fühlte sich so an, als hätte Hiro allein durch diese einfache Geste die Last von ihrem Herzen genommen, die sie schon so lange mit sich herumtrug. All die Sorgen, die Zweifel, die Angst - sie schmolzen dahin, als wäre er ein Anker in einem tobenden Sturm.

Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit konnte sie einfach loslassen. Die Tränen, die sie so oft hinuntergeschluckt hatte, aus Angst, als schwach zu gelten - wie damals in der Schule - brachen jetzt hervor, als hätte ein Damm in ihrem Inneren nachgegeben. Es war ihr egal, dass sie mitten auf der Straße stand, wo jeder sie sehen konnte. Schließlich kannte sie in dieser Stadt niemanden, und selbst wenn - es spielte keine Rolle mehr.

Hiro hielt sie weiterhin fest, eine Hand auf ihrem Rücken, die andere an ihrem Hinterkopf, während sie leise in sein T-Shirt schluchzte. Sie atmete tief seinen Duft ein, ein Hauch von einem beliebten Männerparfüm, das im Moment wohl überall angesagt war, und doch fühlte es sich einzigartig an, wie es sich mit seiner Wärme vermischte. Es war vertraut und beruhigend, wie ein Echo von Erinnerungen an die Zeit, in der alles einfacher gewesen war.

Je mehr sie diesen Duft einatmete, desto leichter fiel es ihr, ihre Tränen freien Lauf zu lassen. Sie vergrub ihr Gesicht tiefer in seinem Shirt, spürte, wie ihre Tränen und Reste ihres Make-ups dunkle Flecken darauf hinterließen. Doch Hiro schien das nicht zu stören. Im Gegenteil - er zog sie nur noch fester an sich, als wollte er sie davor bewahren, unter der Last ihrer Gefühle zusammenzubrechen.

„Lass es raus," murmelte er schließlich leise in ihr Haar, seine Stimme sanft, aber eindringlich. „Du musst dich nicht mehr zusammenreißen, Mizuki. Nicht bei mir."

Seine Worte trafen sie wie ein warmer Sommerregen, und sie spürte, wie ihr Herz ein wenig leichter wurde. All die Stärke, die sie vorgespielt hatte, all die Masken, die sie getragen hatte - sie fielen in diesem Moment ab, und sie fühlte sich zum ersten Mal seit langem wieder wie sie selbst.

Nachdem Mizuki sich endlich etwas beruhigt hatte, setzten sie ihren Weg fort, die wenigen Minuten bis zu Hiros Wohnung - einer kleinen WG, wie er sie beschrieben hatte. Doch er ließ ihre Hand nicht mehr los. Hiro hatte ihre Finger ergriffen, als wollte er sie vor jedem Stolpern, jeder Unsicherheit bewahren. „Nur zur Sicherheit," hatte er mit einem schiefen Grinsen gesagt, als sie überrascht zu ihm aufblickte. Doch die Wärme seiner Berührung sprach eine andere Sprache - eine, die ihr Herz ein wenig schneller schlagen ließ.

Während sie nebeneinander durch die engen, ruhigen Straßen liefen, bemühte sich Hiro, die bedrückte Stimmung zu vertreiben. Er begann, ihr von seiner Zeit an der Uni zu erzählen, doch nicht von Erfolgen oder großen Momenten - sondern von peinlichen Anekdoten, die er mit übertriebener Dramatik ausschmückte.

„Weißt du es gab da einen Tag, als ich spät dran war und zum Vortrag rennen musste" begann er, ein schelmisches Glitzern in seinen Augen. „Naja weißt du ich... ich war noch im Halbschlaf und - warte, halt dich fest - ich bin ohne Hose losgerannt."

Mizuki blieb stehen, blinzelte ihn einen Moment lang fassungslos an, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrach. „Was?! Das ist nicht dein Ernst! Wie kann man vergessen, eine Hose anzuziehen?"

Hiro zuckte die Schultern, das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter. „Hey, frühmorgens ist mein Gehirn nicht voll funktionsfähig. Es hat ein paar Minuten und einige sehr geschockte Blicke gebraucht, bis ich's gemerkt hab."

Mizuki konnte nicht aufhören zu lachen, und Hiro, offenbar zufrieden mit seinem Erfolg, erzählte munter weiter: „Und glaub mir, Mizuki, das war nicht das Schlimmste. Stell dir vor, du stehst mitten im Campus und alle starren dich an, und du denkst noch: ‚Was für ein komisches Problem haben die denn heute?' Bis du dann runterguckst und... ja, ich bin einfach in Boxershorts rumgelaufen."

Mizuki hielt sich die Seiten vor Lachen. „Das ist unglaublich peinlich! Oh Gott, Hiro, ich hätte mich im Boden vergraben."

„Glaub mir, das wollte ich auch," erwiderte er gespielt ernst, nur um dann wieder in ein breites Lachen auszubrechen.

Die Leichtigkeit des Moments war wie ein Balsam für Mizukis angespanntes Herz. Es war, als hätte Hiro das Lachen aus ihr herausgekitzelt, das sie so lange zurückgehalten hatte. Sie konnte nicht leugnen, wie gut es sich anfühlte, diese Art von Aufmerksamkeit wieder zu bekommen - ehrliches Interesse, gepaart mit dem warmen Gefühl von Vertrautheit.

Sein Blick ruhte einen Moment länger auf ihr, als sie sich ein wenig beruhigte. „Weißt du, Mizuki," sagte er schließlich, „es ist schön, dich wieder so lachen zu sehen."

Mizuki spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, und sie blickte verlegen zur Seite. Doch tief in ihrem Inneren fühlte sie sich... gesehen. Und zum ersten Mal seit langem, nicht mehr so allein.

Hiro schien regelrecht Gefallen daran zu finden, Mizuki zum Lachen zu bringen. Ihr fröhliches Kichern schien ihn anzuspornen, denn er setzte prompt zu einer weiteren Geschichte an. „Okay, Mizuki, wenn du denkst, das war schon schlimm, warte, bis du das hier hörst. Es gab da diesen einen Tag, an dem ich versehentlich eine völlig fremde Vorlesung besucht habe - und nicht gemerkt habe, dass ich am falschen Ort war."

Mizuki hob überrascht eine Augenbraue. „Wie schafft man das denn? Die Räume stehen doch überall angeschrieben."

„Ja, das dachte ich auch," sagte Hiro und kratzte sich mit einem entschuldigenden Lächeln am Hinterkopf. „Aber das passiert halt, wenn du zwei Nächte durchgemacht hast, um ein Projekt fertigzubekommen. Ich war so erledigt, dass ich einfach dem Strom der Leute gefolgt bin - wie ein Schaf in der Herde."

„Und wann hast du's gemerkt?" Mizuki hatte bereits Tränen in den Augen vor Lachen.

„Tja, das ist der peinlichste Teil," gab Hiro zu und grinste. „Es hat fast eine Stunde gedauert. Der Professor hielt eine unfassbar langweilige Präsentation über Quantenphysik, und ich dachte die ganze Zeit: ‚Seit wann gehört das denn zu meinem Kurs?' Aber ich wollte nicht der Typ sein, der einfach mitten in der Vorlesung aufsteht und geht - weißt schon, zu viel Pride und so."

Mizuki lachte so laut, dass einige Passanten sie neugierig ansahen. „Du saßt also eine Stunde in einer Vorlesung, die nichts mit deinem Studium zu tun hatte, nur weil du nicht zugeben wolltest, dass du am falschen Ort bist?"

Hiro nickte, sichtlich zufrieden mit ihrer Reaktion. „Es wird noch besser. Ich habe sogar versucht, so zu tun, als hätte ich alles verstanden. Habe Notizen gemacht und ein paar Mal genickt, als der Professor etwas gefragt hat. Und dann... dann hat er mich tatsächlich dran genommen."

Mizuki schnappte nach Luft, als sie zu lachen begann. „Er hat dich wirklich gefragt?! Was hast du gesagt?"

„Was soll ich sagen? Ich hab irgendwas gestammelt, das halbwegs intelligent klang - glaub ich jedenfalls. Der Typ hat mich angestarrt, als hätte ich gerade entschieden, dass zwei plus zwei fünf ergibt. Und dann meinte er: ‚Vielleicht sollten Sie sich erstmal mit den Grundlagen befassen.'" Hiro brach selbst in schallendes Gelächter aus. „Das war der Moment, in dem ich realisiert habe, dass ich im falschen Gebäude war."

Mizuki hielt sich den Bauch, ihre Seite schmerzte vom Lachen. „Hiro, du bist echt unglaublich. Wie bist du eigentlich durchs Studium gekommen, ohne komplett unterzugehen?"

„Talent," sagte er trocken und zwinkerte ihr zu. „Oder einfach eine Menge Glück. Aber warte, ich hab noch eine Geschichte."

Mizuki winkte lachend ab, doch er fuhr unbeirrt fort: „Es gab da auch noch diesen einen Abend auf einer Uni-Party, als ich aus Versehen den Feueralarm ausgelöst habe."

„Wie bitte?!" Mizuki blieb stehen und sah ihn ungläubig an.

Hiro lachte schief. „Na ja, es war ein bisschen dunkel, und ich hab die Tür zur Toilette gesucht. Stattdessen hab ich die Notausgangstür geöffnet, und irgendwie... tja, der Alarm ging los. Die halbe Uni war auf den Beinen, und ich stand da wie ein Idiot, mit einem Bier in der Hand und einem Gesichtsausdruck, der schrie: ‚Ich hab keine Ahnung, was passiert ist.'"

Mizuki konnte nicht mehr, sie beugte sich vor und hielt sich die Knie, während sie laut lachte. „Hiro, du bist echt... unfassbar. Ich wünschte, ich hätte das alles miterlebt."

„Vertrau mir, das willst du nicht," erwiderte er grinsend. „Es war pures Chaos. Aber wenigstens hab ich jetzt was, worüber ich dir erzählen kann."

Ihre Schritte wurden langsamer, und Mizuki bemerkte, dass sie fast bei seiner WG angekommen waren. Doch sie konnte nicht aufhören zu lachen, und ein warmes Gefühl breitete sich in ihrer Brust aus. Hiro hatte es irgendwie geschafft, ihre Sorgen und Ängste in den Hintergrund zu drängen - zumindest für den Moment.

Doch die Leichtigkeit des Moments verpuffte, als Mizukis Handy plötzlich vibrierte. Eine Nachricht von einer unbekannten Nummer. Stirnrunzelnd entsperrte sie den Bildschirm, und ihre Augen weiteten sich. Ihr Atem stockte. Minutenlang starrte sie auf das Foto, das sich vor ihr auftat - reglos, fassungslos. Ihre Finger begannen zu zittern, und ihr Brustkorb fühlte sich plötzlich schwer an.

Was war das? Was bedeutete das? Verwirrung, Enttäuschung und ein Stich von Schmerz schossen durch ihren Körper. Sie konnte nicht einmal benennen, was genau sie fühlte - es war ein Chaos aus allem, zu viel auf einmal.

Hiro, der ihren starren, beinahe geschockten Blick bemerkte, trat näher. „Was ist los?" fragte er leise, doch als sie nicht reagierte, beugte er sich über ihre Schulter und warf einen Blick auf den Bildschirm. Einen Herzschlag später zog er scharf die Luft ein.

„Arschloch," murmelte er, seine Stimme vor Wut angespannt, bevor er Mizuki das Handy sanft, aber bestimmt aus der Hand nahm.

„Hiro, ich..." Ihre Worte blieben ihr im Hals stecken, unfähig, den Gedanken auszusprechen, der in ihrem Kopf tobte. Doch Hiro schüttelte nur den Kopf, die Kiefer angespannt.

„Komm, lass uns erstmal reingehen," sagte er ruhig, doch der Ärger in seiner Stimme war nicht zu überhören. Mizuki konnte nicht anders, als ihm wortlos zu folgen - ihre Gedanken kreisten nur um dieses eine Foto.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro