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Kapitel 4

Mizuki konnte den Blick ihres Vaters einfach nicht entschlüsseln. War da ein Anflug von Schuld? Oder vielleicht ein Geheimnis, das er sich nie zu offenbaren gewagt hatte? Kannte er etwa ihre leiblichen Eltern? Oder war es schlicht das Unbehagen, nach zwanzig Jahren erstmals mit ihr über eine Wahrheit zu sprechen, die ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellte?

Sie spürte, wie sich ein Knoten in ihrer Brust bildete, schwer und drückend. Nichts an dieser Situation fühlte sich real an, nichts vertraut. Noch heute Morgen war sie mit der festen Überzeugung aufgestanden, dass es ein ganz normaler Tag werden würde. Arbeit, Routine, ein Abendessen mit ihren Eltern – nichts Ungewöhnliches.

Und jetzt? Jetzt saß sie auf dem Sofa, mitten in einer längst überfälligen Familienoffenbarung, um halb zehn abends, während die Welt, wie sie sie gekannt hatte, vor ihren Augen auseinanderbrach. Die Luft im Raum schien still und schwer zu sein, drückend vor unausgesprochenen Worten. Mizuki konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken, was ihr Vater ihr vielleicht noch verheimlichte. Die Tatsache, dass sie adoptiert war, war bereits überwältigend.

Aber ein Zwillingsbruder? Jemand, der all die Jahre irgendwo da draußen gelebt hatte, ohne dass sie von ihm wusste? Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf, ein chaotisches Durcheinander aus Fragen, Zweifeln und einem unbestimmten Gefühl der Leere. Was würde als Nächstes kommen? Welche weiteren Geheimnisse lagen in der Dunkelheit verborgen, darauf wartend, ans Licht gezerrt zu werden? Es war zu viel auf einmal.

Die Wucht der Enthüllungen drohte Mizuki zu erdrücken, doch anstatt sich von der Flut der Gefühle überwältigen zu lassen, regte sich etwas anderes in ihr: Neugier. Schon immer hatte sie den Drang verspürt, Dinge zu verstehen, Zusammenhänge zu begreifen – und diese Situation war keine Ausnahme. Sie wollte Antworten, egal wie schmerzhaft sie sein mochten. Wer waren die Menschen, die sie in die Welt gesetzt hatten? Warum hatten sie Mizuki weggegeben? War es aus Not, Angst oder vielleicht Desinteresse? Und warum hatte ihre Familie so lange geschwiegen? War Mizuki überhaupt ihr richtiger Name?

Je mehr sie darüber nachdachte, desto drängender wurde das Verlangen, alles zu erfahren – das Gute ebenso wie das Schlechte. Es war, als hätte jemand ein neues Kapitel ihres Lebens aufgeschlagen, das sie selbst noch nicht kannte. Sie würde nicht ruhen, bis sie die ganze Geschichte kannte, bis sie jeden Schatten und jedes Geheimnis ergründet hatte, das um ihre Herkunft lag. Mizuki straffte unbewusst die Schultern. Wenn die Wahrheit schon an die Oberfläche drängte, dann würde sie nicht davor zurückschrecken, sie ans Licht zu zerren – ganz gleich, wie dunkel oder verstörend sie sein mochte.

„Papa, was ist mit meinen Eltern?“ Mizukis Stimme war leise, doch in ihrem Ton lag eine Dringlichkeit, die sie nicht verbergen konnte.

Sie hatte die Frage bereits gestellt, doch sie wollte eine Antwort – keine Ausflüchte, keine Lücken. Ihr Vater schien erneut zu zögern, sein Blick wanderte kurz zur Seite, als suche er Halt an den Schatten im Raum. Schließlich richtete er seinen Blick wieder auf Mizuki, tief und eindringlich, als wollte er sicherstellen, dass sie bereit war, die Wahrheit zu hören. Die feinen Falten in seinem Gesicht schienen in diesem Moment tiefer zu wirken, als trage er die Last dieser Worte schon seit Jahren mit sich.

„Wir wissen nicht viel über sie“, begann er schließlich, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Eigentlich... so gut wie nichts.“ Er hielt kurz inne, bevor er mit bedächtiger Ruhe hinzufügte: „Alles, was wir wissen, sind ihre Namen.“

Diese simplen Worte fielen wie Steine in Mizukis Bewusstsein, schufen keine Klarheit, sondern nur mehr Fragen. Ihre Namen. Zwei Worte, die vielleicht der Schlüssel zu ihrer Herkunft waren – oder nichts weiter als ein blasser Schatten dessen, was sie hoffte, zu finden.

„Und wie heißen sie?“ Mizuki lehnte sich vor, ihre Stimme zitterte vor Aufregung. Endlich würde sie ein Stück der Wahrheit erfahren – oder zumindest einen Teil davon.

Ihr Vater atmete tief ein und sagte mit fast übernatürlicher Ruhe: „Lewis Hikari und Lewis Liam.“

Mizuki wiederholte die Namen leise, als wolle sie testen, wie sie auf ihrer Zunge klangen. Doch noch bevor sie ihre Gedanken sortieren konnte, meldete sich Yuna, ihre beste Freundin, zu Wort.

„Lewis?“ Ihre Stirn war in Falten gelegt, und ihre Stimme klang nachdenklich „Das hört sich nicht sonderlich japanisch an.“ Mizuki nickte langsam, während ihr Verstand hektisch arbeitete.

Sie hatte nicht erwartet, dass die Namen so … fremd klingen würden. War das der Grund, warum ihre Eltern sie damals abgegeben hatten? Weil sie irgendwo zwischen Kulturen festgesteckt hatten? Oder gab es eine andere, viel tiefere Geschichte hinter diesen beiden Namen?

„Was bedeutet das?“ Mizuki hob den Blick und suchte die Augen ihres Vaters. Doch sein Gesicht blieb reglos, als hätte er die Antwort auf diese Frage längst verdrängt – oder nie gehabt.

„Der Nachname kommt häufig in Amerika vor“, erklärte Mizukis Verlobter ruhig, während er Yuna ansah. Seine kurzen braunen Haare schimmerten im warmen Licht des Wohnzimmers.

Yuna runzelte die Stirn und lehnte sich vor. „Das bedeutet doch dann, dass Mizuki halb Amerikanerin ist, oder?“

Er schüttelte langsam den Kopf, während er überlegte. „Nicht unbedingt. Mittlerweile findet man diesen Nachnamen auch in anderen Teilen der Welt, wenn auch eher selten.“ Seine Augen wanderten kurz zu Mizuki, bevor er fortfuhr: „Was aber dafür spricht, dass Mizuki Halbjapanerin ist, ist ihre Heterochromie. Ich kenne keinen einzigen Asiaten mit diesem Gendefekt.“

Yuna sah ihn skeptisch an, zog die Augenbrauen zusammen und verschränkte die Arme. „Was aber nicht heißt, dass es sie nicht gibt.“

Mizuki schwieg, doch ihre Gedanken rasten. Ihre Heterochromie – ein Auge kühl und blau, das andere warm und braun – war immer ein Thema gewesen. Schon als Kind hatte sie gespürt, dass sie anders war. Nicht nur durch die Blicke, sondern auch durch die Worte der anderen Kinder, die sie oft gemieden hatten. „Monster“ hatten sie sie genannt, oder schlimmer noch: „Fremde.“

All die Jahre hatte sie sich gefragt, woher diese Besonderheit stammte, warum gerade sie damit geboren wurde. Es war eine Frage, die in ihrem Kopf immer wieder aufgetaucht war, besonders in den Nächten, in denen sie sich allein gefühlt hatte.

Und jetzt? Jetzt schien die Antwort vielleicht greifbar. Ein Teil von ihr wollte es wissen, wollte es endlich verstehen. Doch ein anderer Teil – der verletzte, von Jahren der Ausgrenzung geprägte Teil – hatte Angst, dass die Wahrheit noch mehr Schmerzen bringen könnte.

„Egal, woher ich komme“, sagte sie schließlich leise, ihre Stimme zitterte leicht, doch sie zwang sich, den Blick zu heben. „Ich will nur wissen, warum sie mich weggegeben haben. Gibt es jemanden, der mehr über meine Eltern weiß?“ Mizuki ließ nicht locker, ihre Stimme zitterte vor Anspannung.

„Miyazaki Kirara“, antwortete ihre Mutter nach einem Moment des Nachdenkens, „eine ehemalige Freundin von uns.“

Mizuki runzelte die Stirn und musterte ihre Mutter, die plötzlich ihren Blick senkte und auf den Umschlag in ihren Händen starrte. „Und woher weiß sie etwas über meine Eltern? Wo finde ich sie?“

Ihre Mutter atmete tief ein, als würde sie sich sammeln müssen, bevor sie sprach. „Kirara kannte deine Eltern … näher. Sie war diejenige, die sich damals um die Adoption gekümmert hat. Dein Vater und ich wussten nie, warum ihr adoptiert werden solltet, aber als wir euch beide sahen …“ Ihre Stimme wurde weicher, und ihre Augen glitzerten vor Emotionen. „Wir haben uns sofort in dich und deinen Bruder verliebt. Am liebsten hätten wir euch beide adoptiert, damit ihr nicht getrennt werdet, aber …“ Sie stoppte mitten im Satz, und ihre Lippen zitterten leicht, als sie Mizuki ansah.

Es war ein Blick voller Liebe und Schuldgefühle, der Mizuki die Kehle zuschnürte. Dann, ohne Vorwarnung, zog ihre Mutter sie in eine feste Umarmung. Die plötzliche Geste ließ Mizuki stocken, doch schließlich legte sie vorsichtig ihre Arme um die zierliche Frau, die sie großgezogen hatte. In dieser Umarmung spürte sie die ganze Last der Vergangenheit – die Entscheidungen, die Reue, die Liebe.

Ihre Mutter flüsterte mit leiser Stimme, kaum hörbar: „Es tut mir so leid, Mizuki …“

„Es ist so …“ Ihr Vater räusperte sich und sprach dann weiter, während seine Stimme von einer Mischung aus Bedauern und Liebe getragen wurde. „Deine Mutter kann keine Kinder bekommen. Aber wir haben uns immer Kinder gewünscht, Mizuki. Als Kirara dann sagte, sie kenne jemanden, der Zwillinge auf die Welt gebracht hat, sie aber nicht selbst großziehen konnte … waren wir überglücklich.“

Er hielt inne und strich sich mit der Hand übers Gesicht, als bräuchte er einen Moment, um die richtigen Worte zu finden. „Aber damals – damals konnten wir einfach nicht mehr als ein Kind aufnehmen. Ich hatte gerade erst die Praxis von meinem Vater übernommen, und viele Patienten sind abgesprungen, weil sie einem neuen, jungen Arzt kein Vertrauen schenkten. Es war eine schwierige Zeit für uns, auch finanziell.“

Er sah Mizuki tief in die Augen, sein Gesicht wirkte gezeichnet von den Erinnerungen. „Wir hätten euch beide so gern aufgenommen, damit ihr nicht getrennt werden müsst. Aber wir hatten einfach nicht die Mittel, um zwei Kinder großzuziehen. Es hat uns das Herz gebrochen, diese Entscheidung treffen zu müssen.“ Seine Stimme wurde leiser, fast ein Flüstern: „Wir haben dich ausgewählt, weil du … Du hast uns sofort angesehen, mit diesen besonderen Augen. Es war, als hättest du uns damit gesagt, dass du uns genauso brauchst wie wir dich.“

Die Erklärung schwebte im Raum, schwer und drückend. Mizuki wusste nicht, was sie fühlen sollte – Dankbarkeit, Schmerz, Wut oder Verständnis. Sie versuchte, die Worte ihres Vaters zu ordnen, doch ihr Herz war ein Chaos. Mizuki atmete tief ein, ihre Gedanken rasten, während sie versuchte, das Gehörte irgendwie zu verarbeiten. Es ergab Sinn, dass ihre Eltern ihr nichts davon gesagt hatten – dass ihre Mutter keine Kinder bekommen konnte. Doch trotz dieser Logik spürte sie einen Stich des Entsetzens in ihrer Brust. Warum hatten sie ihr all die Jahre nichts erzählt? Schon früh hatte Mizuki das Gefühl gehabt, dass sie anders war.

Und schon damals hatte sie die geistige Reife besessen, mit dieser Information umgehen zu können. Zumindest glaubte sie das jetzt. Doch je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr verstand sie. Ihre Eltern hatten versucht, sie zu schützen. Vor allem ihre Mutter – die vermutlich nicht nur den Schmerz der Kinderlosigkeit, sondern auch die Angst getragen hatte, irgendwann mit dieser Wahrheit konfrontiert zu werden. Mizuki hob den Blick zu ihrer Mutter, die ihr gegenüber saß und nervös mit dem Saum ihrer Bluse spielte.

Es musste für sie unglaublich schwer sein, jetzt darüber zu sprechen, nach all den Jahren des Schweigens. Vielleicht war es genau dieser Gedanke, der Mizuki innehalten ließ. Trotz allem konnte sie nicht wütend sein. Stattdessen fühlte sie ein tiefes Mitgefühl – für die Frau, die alles getan hatte, um ihr eine Familie zu geben, und die sich jetzt mutig ihrer eigenen Vergangenheit stellte.

„Und … Und was wurde aus meinem Bruder?“ fragte Mizuki zögerlich, ihre Stimme ein zartes Flüstern, das den Raum dennoch zu füllen schien.

Statt einer Antwort ließ ihre Mutter den Blick auf das Foto fallen, das noch immer auf dem Tisch lag. Mizuki folgte ihrem Blick und betrachtete das Bild erneut. Sie selbst, ein kleines Baby in einem süßen rosafarbenen Strampler, hielt den winzigen Finger ihres Bruders fest umklammert. Neben ihr lag er, in einem fast identischen Strampler, nur in Blau. Er schlief so friedlich, so vollkommen unschuldig, dass Mizuki unwillkürlich lächeln musste.

Wie mochte er wohl heute aussehen? Sahen sie sich ähnlich? Trugen sie dieselben Züge? Hatte er ihre Heterochromie geerbt oder vielleicht ein ganz anderes Erscheinungsbild? Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr Fragen durchströmten ihren Kopf. Doch eine davon, die wichtigste, bohrte sich wie ein glühender Dorn in ihr Herz. Mit brennender Sehnsucht in den Augen sah sie ihre Eltern an.

„Kann … Kann ich ihn sehen? Besteht diese Möglichkeit?“ Ihre Stimme war fast flehend, voller Hoffnung und Angst zugleich.

Ihr Vater stieß einen tiefen Seufzer aus, der beinahe wie ein lautloser Schmerz klang. Er fuhr sich durch sein kurzes, mittlerweile von grauen Strähnen durchzogenes Haar, rückte nervös seine Brille zurecht und blickte sie schließlich mit einem entschuldigenden Ausdruck an.

„Die Sache ist die …“ Er stockte, als kämpfe er mit den Worten, die ihm über die Lippen kommen sollten. „Wir wissen nicht genau, was mit deinem Bruder passiert ist.“

Der Raum wurde schlagartig still. Mizukis Herz begann schneller zu schlagen, als ob die Antwort sie regelrecht in die Brust getroffen hätte. Mizuki spürte, wie sich ihr Hals zuschnürte. Der Gedanke, dass ihr Bruder irgendwo in der Welt war, vielleicht lebend, vielleicht … Nicht, schnürte ihr die Kehle zu.

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