~27~ A N G S T
Zoey (p.o.v)
Ich spürte Logans Herz gleichmäßig unter mir schlagen. Mein Kopf war auf seiner Brust gebettet, während er mir gedankenversunken durchs Haar steichelte. Müde schloss ich die Augen.
„Schlaf mir jetzt bloß nicht ein, Baby", brach er dann die Stille. Ich rekelte meinen Kopf so, dass ich ihn einigermaßen angucken konnte. „Wieso nicht, ich bin erschöpft"
„Du warst über eine Woche weg und jetzt wo du wieder bei mir bist, willst du schon gleich wieder einschlafen?", fragte er beleidigt und kraulte mir immernoch den Kopf. Seufzend legte ich wieder in eine gemütliche Position und umfasste mit der einen Hand seine Seite, damit ich mich noch näher an ihn drücken konnte.
Dann entfuhr mir ein wohliger Laut, wie ein kleines Kätzchen, dass sich endlich in seinem Körbchen einrollen konnte.
„Logan", murmelte ich dann gegen sein Shirt. Irgendwie spürte ich, dass er lächelte. Seine Hand wanderte zu meinem Nacken, dann verspannte er sich und sein kompletter Oberkörper war plötzlich noch härter als zuvor.
„Runter von mir", meinte er dann plötzlich und ehe ich es mir versah, landete ich auf dem Zimmerboden. Unter Schmerzen verzog ich das Gesicht.
Stimmungsschwankungen scheinen Logans Alltag wirklich zu beherrschen.
„Zoey, verdammt, ich wollte dich nicht runterschmeissen", sagte er dann panisch und kniete sich augenblicklich neben mich auf den Boden.
„Alles okay?", fragte er dann sorgevoll und half mir, mich aufzusetzen.
„Du fragst mich ernsthaft, ob alles okay ist, wenn du mich vor ein paar Sekunden das Bett runtergeschubst hast? Bei dir harkt's wohl!", fauchte ich, stand auf und rieb mir über die schmerzende Hüfte.
Auch Logan stand auf und sah mich dann verzweifelt an.
„Es tut mir so Leid Zoey, wirklich, aber Levian- Irgendwann wird es einen Sinn ergeben, Alles, wirklich -"
„Sicher, bis dahin darfst du dich gerne verpissen. Ich hab die Spielchen satt, die ihr mit mir spielt. Ihr alle! Aber von dir bin ich am meisten enttäuscht", ich schluchzte und wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel „weil ich verdammt nochmal nicht weiß, wieso ich so stark auf dich reagiere und ob du mir das alles hier nur vorspielst!" Schniefend und wild gestikulierend lief ich zum Schreibtisch und zog eine Packung Taschentücher hervor.
„Ich würde dir das hier niemals vorspielen!", entrüstete Logan sich. Die Verzweiflung war ihm ins Gesicht geschrieben.
„Und wieso sollte ich dir glauben? Ich weiß doch noch nicht mal wirklich, wer du bist!" Logan fuhr sich niedergeschlagen durch die dunkelblonden Haare, die mittlerweile schon um Einiges zu lang waren.
Ui, da kann man sich im Bett sicher richtig schön festkrallen! Rawr.
„Zoey, glaub mir-"
„Nein, nein, nein! Ich hab keine Lust, dass mein halbes Leben auf Vertrauen basiert, dass ich noch nicht mal aufgebaut habe. Denk einmal daran, wie ich mich fühle, bitte"
Ich kam einen Schritt näher und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Wieso konnte ich ihm nie böse sein?
Die Anspannung fiel von ihm ab und er legte die Arme um mich.
„Es tut mir so leid Zoey, es tut mir so leid. Ich hab doch nur Angst, dass du mich danach verstößt", sagte er mit gequälter, brüchiger Stimme, bevor er mich noch enger an sich drückte.
„Wieso sollte ich dich abweisen, Logan?" Ich löste mich von ihm und legte die Hände auf seine Brust. Nervös guckte er auf mich runter. „Weil es verstörend ist. Und surreal. Für dich. Es ist mein Leben, meine Welt, und ich hab Angst, dass du damit nicht klarkommst" Er biss sich auf die Unterlippe.
Heiß.
„Und wenn ich dir zuhöre, dich erklären lasse und dann entscheide?", bot ich ihm an, doch er schüttelte den Kopf. „Das reicht mir nicht, Liebes. Ich möchte mich in einer sicheren Position befinden, wissend, dass ich dich danach nicht verliere", erklärte er dann.
„Wenn dich ein netter, attraktiver Fremder enttäuscht, verletzt dich das dann mehr, als wenn es eine Person wär, die dir unglaublich viel bedeutet?", fragte ich dann und löste mich komplett von ihm. Verwirrt blickze Logan mich durch seine blassen Augen an.
„Nein, natürlich nicht"
„Also. Es ist also besser, du sagst es jetzt, als wenn sich mehr aus uns entwickelt", riet ich ihm einfühlsam.
„Das bin ich also für dich? Ein netter, attraktiver Fremder? Danke Zoey", meinte er ehrlich verletzt und blickte mich enttäusch an. Sofort bahnten sich die Schuldgefühle an die Oberfläche.
„Nein Logan, natürlich nicht, ich- Ach verdammt, ich weiß es doch selber nicht. Ich kann doch nicht auf jemanden stehen, bei dem ich kaum mehr als den Nachnamen kenn. Was soll ich denn denken? Erstmal bedrohst du mich im Wald, dann bist du wieder total süß und am nächsten Tag schlägst du mich krankenhausreif! Ich bin verwirrt und brauch Antworten", rief ich verzweifelt aus. Wieso konnte er es mir nicht einfach sagen? Wieso waren Alle nur so komisch.
„Das mit dem Schlagen wollte ich wirklich nicht", murmelte er leise und bedrückt, sein Blick wanderte Richtung Boden.
„Schon okay. Ich brauch nur Erklärungen. Für alles. Mehr nicht", wunk ich ab.
„Ich hab dich verletzt Zoey, grundlos. Das ist die Todsünde überhaupt! Nichts ist okay!", fauchte er dann, erzürnt über sich selber.
„Manchmal kann ich ihn nicht zurückhalten. Gott, er verzehrt sich so nach dir", meinte er dann kraftlos und ließ sich auf's Bett fallen. Den Kopf bettete er in den Händen.
„Wen zurückhalten?" Er schüttelte den Kopf. „Du würdest mich hassen"
„Einen Scheiß würde ich. Sag das nicht immer, Logan." Traurig blickte er zu mir auf. Es zerbrach mir das Herz, ihn so zu sehen, also setzte ich mich neben ihn und legte ihm liebevoll eine Hand auf den Rücken.
„Vielleicht hilft es dir, dich mir zu öffnen, wenn ich dir was Ähnliches erzähle. Ich weiß nicht, ob es auch nur ansatzweise an deine Situation heranreicht, aber trotzdem" Logan zeigte keine Regung, doch er hörte mir zu.
„Ich war früher oft mit einem Typen zusammen unterwegs", fing ich an. Logan verspannte sich unter meiner Hand.
Toll gemacht, Zoey.
„Wir waren mal zusammen, als wir fast noch Kinder waren. 14, glaub ich. Es war keine lange Beziehung, ich hab nach zwei Monaten lächerlichererise Schluss gemacht, weil der Junge, Matt heißt er, ein Bild von einem Pornostar auf Facebook geliked hat. Hätte ich jedes Mal zehn Kronen [A/N umgerechnet ein bisschen mehr als 1€] bekommen, wenn Luka das gemacht hätte, wär ich jetzt Millionärin irgendwo am Strand in meiner Luxusvilla.
Naja, egal. Etwa zwei Jahre später, ich war schon längst mit Luka zusammen, hat dich der Kontakt zwischen mir und Matt wieder aufgebaut. Auf freundschaftlicher Basis. Treffen, abhängen, mehr nicht. Matt war eines Tages wegen einer Schussverletzung im Bein im Krankenhaus. Es sei ein Unfall am Kirmisschießstand gewesen. Ich war so naiv und hab es auch noch geglaubt. Immer, wenn ich ihm im Krankenhaus besuchen kam, schien er nervöser. Irgendwann hat er die Bombe platzen lassen und wollte, dass ich bei einem fremden Typen Heroin für ihn holte, weil er nicht aus dem Krankenhaus rauskam.
Ich hab es gemacht. Sogar von meinem eigenen Geld hab ich das Zeug bezahlt. Die perversen Dealer und deren Blicke werd ich nie veressen. Als ich auf dem Nachhauseweg war, hab ich es bereut, nicht einfach bei meinem Trainer Stoff geholt zu haben. Es wär zwar teurer, aber wenigstens müsste ich mir die Blicke der Fünfzigjährigen nicht geben.
Wie dem auch sei, ich kam zurück ins Krankenhaus, hab Matt sein Zeug gegeben, er hat es sich sofort gespritzt.
Ich war noch im Raum, als die Schwester kam, und den provisorischen Bluttest machen wollte. Dann ist Matt vor Panik ausgerastet, hat der Schwester ein Skalpell aus dem Kittel gezogen und es mir vor die Kehle gehalten. Er hat mich als Geisel missbraucht. Nach allem, was ich für ihn abgezogen hatte.
Durch das ganze Krankenhaus hat er mich geführt, die Aufmerksamkeit auf sich und mich gezogen. Ich hatte so unglaubliche Angst, er stand unter Drogeneinfluss, doch das war kein Argument für mich. Eher ein weiterer Angstfaktor. Das moralische Denken schien er auseschaltet zu haben.
Zwei Tage hat er mich isoliert in einem Keller versteckt, kein Essen, kein Trinken, ich wär fast verdurstet. Dann hat er mich gehen lassen, unter dem Versprechen, dass ich niemanden was sagen würde. Du bist nach Luka und Zac der Einzige, der es weiß.
Drei Wochen später hatte ich es Matt verziehen. Fehler können passieren, Logan. Nicht jeder von uns ist perfekt, ich habe Matts unperfekte, grausame Seite kennengelernt, und es ist okay. Wirklich. Logan, du brauchst keine Angst zu haben, dass ich dich hasse. Es braucht viel, dafür, dass ich Menschen hasse. Und besonders, wenn ihre Vergangenheit mir nicht geschadet hat. Ich kann nicht sauer über etwas sein, was du anderen Menschen angetan hast. Egal was. Solang du es bereu- Warte wohin gehst du?"
Logan war wütend aufgestanden und hatte sich seine Jacke geschnappt, die an der Türklinke hing. Er drehte sich kurz zu mir um, bevor er das Zimmer verließ.
„Ich bring diesen Hurensohn um, der meiner Prinzessin so viel Scheiße angetan hat"
➳Uff, das war lang.
Und WOHOO endlich mal wieder zwei Kap's an einem Tag! :P
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro