Kapitel 4 - Dean
„Glaubst du an Seelenverwandtschaft?"
„Ist das dein Ernst, Dean?", fragte Lemon und stöhnte. „Es ist zu früh für deine komischen romantischen Anwandlungen."
Dean zog eine Schnute und schwieg. Lemon war definitiv der falsche Ansprechpartner für sowas. Er dachte wahrscheinlich, Dean fragte wegen Alex, immerhin hatte bisher jeden Tag ein Zettel von ihm in der Tür von Deans Spind gesteckt. Dean hatte sie alle ignoriert, er verkroch sich lieber an einen stillen Ort und redete mit Will. Der geheimnisvolle Junge, dessen Stimme er in seinem Kopf hörte, hatte ihn praktisch mit Haut und Haaren gefressen und Dean hatte in den letzten drei Wochen jeden Tag mit ihm geredet. Es machte ihn nur süchtiger und er wollte immer noch mehr über Wills Leben herausfinden. Will war intelligent, einmal hatte Dean in Geschichte nicht weitergewusst und Will hatte ihm sofort die richtige Antwort verraten, was sogar Miss Wexler beeindruckt hatte. Ziemlich oft schaute Dean sich das Foto an, das Will mit der Goldmedaille von seinem Essay-Wettbewerb zeigte. Verwuscheltes blondes Haar, schüchternes Lächeln, hochgezogene Schultern und die blausten Augen, die Dean je gesehen hatte.
Leider war das Foto bereits über ein Jahr alt und von schlechter Qualität, aber er traute sich nicht, Will nach einem neueren zu fragen. Er wollte nicht rüberkommen wie ein totaler Creep. Wobei ... das hatte er vermutlich bereits vergeigt, denn er löcherte Will täglich mit den komischsten Fragen. Das ging von Musikgeschmack über Lieblingsfilme bis zu Allergien und politischer Einstellung. Will kam manchmal etwas neben der Spur rüber und wusste nicht mit so viel Interesse an seiner Person umzugehen, beantwortete jedoch alle Fragen und stellte auch seinerseits einige. Ihre Gespräche wurden jeden Tag länger und bald war es, als würden sie einander seit Jahren kennen. Daher die Frage nach der Seelenverwandtschaft, denn so hatte Dean angefangen über das zu denken, was zwischen ihnen passierte, auch wenn er Will nichts davon erzählte. Das würde ihn nur erschrecken.
Dean holte sein Chemiebuch aus dem Schrank und ignorierte geflissentlich das Häufchen Zettel, das sich in seinem Spind inzwischen angesammelt hatte. Nachdem Alex ihm ein echt mieses Haiku geschrieben hatte, hatte er sich nicht mehr die Mühe gemacht, sie zu lesen, obwohl er nicht so viel gegen die Aufmerksamkeit hatte, wie er vielleicht hätte haben sollen.
In Chemie hatten sie heute ein Gruppenexperiment und er nutzte die Zeit, um mit Kyara und zwei ihrer Freundinnen über die Sache mit der Seelenverwandtschaft zu philosophieren. Mit Lemon ging so was einfach nicht.
„Sag bitte, dass du das nicht wegen Alex fragst", meinte Kyara kopfschüttelnd. „Der Kerl ist ein Totalschaden."
„Es geht nicht um Alex", meinte Dean und baute den Destillierkolben auf.
Kyara schlug ihm auf die Finger. „Sag bloß! Um wen denn dann?"
Dean ließ sie mit dem Kolben weitermachen und wurde rosa. „Komm schon", drängte ihn Katherine.
„Du denkst, ein Junge, der nicht Alex ist, ist dein Seelenverwandter?", hakte Gina nach. „Aber du willst uns nichts darüber sagen, wer dieser Wunderknabe ist?"
Kyara grinste ihre Freundinnen an und sah aus wie eine stolze Mamahenne. Sie hatte sie gut erzogen. Zu neugierigen Klatschtanten.
„Also gut, ich hab ... jemanden online getroffen." Dean klopfte sich mental auf die Schulter für diese brillante Lüge. Am liebsten hätte er es sofort Will erzählt, aber er wollte Will nicht sagen, dass er mit seinen Freunden über ihn redete. Das konnte schnell nach hinten losgehen. „Er heißt Will und –"
„Oh mein Gott! Du hast dich in jemanden aus dem Internet verknallt?!", fragte Kyara und warf den Bunsenbrenner um, der zum Glück noch nicht an war. „Was, wenn er heimlich ein alter Mann ist?"
„Oder ein Mädchen?", ergänzte Gina.
„Oder ein sehr alter Mann?"
„Erstens, ich bin noch nicht verknallt, ich schwärme höchstens ein bisschen", korrigierte Dean, aber damit kam er bei Kyara nicht weit.
„Du hast ihn deinen Seelenverwandten genannt", sagte sie trocken.
„Zweitens, er ist weder ein alter Mann, noch ein Mädchen. Wir haben, äh, geskyped." Okay, so langsam verstrickte er sich ein bisschen in seine Lügen. Wobei, so richtig gelogen war das ja gar nicht. Vielleicht kaufte ihm Kyara die Geschichte deswegen ab, denn Dean war ein wirklich miserabler Lügner. „Es geht, mögen, schwärmen, verknallt, verliebt, ich werde ihn heiraten, ich tue für seine Eltern so als wäre ich hetero. Das ist die Skala und ich bin bei Punkt eins, vielleicht zwei", erklärte er.
Kyara nickte. Nur sie konnte allein dabei schon sarkastisch aussehen.
„Was ist denn mit Alex?", fragte Gina und goss den Rotwein, den sie destillieren sollten, in ein Becherglas.
„Genau, der Junge hängt doch seit Wochen an deinem Rockzipfel."
Dean zuckte mit den Schultern. „Ich hab keine Ahnung, wie ich ihn loswerden soll."
Kyara seufzte und warf theatralisch die Arme in die Luft. „Wie wär's, wenn du ihm einfach mal sagst, dass du nix von ihm willst, Schätzchen? Weit hergeholt, ich weiß."
„Mimimi", machte Dean, aber er wusste, sie hatte recht. Lemon sagte ihm das jeden Tag, wenn er den Zettel aus der Spindtür zog und ungelesen zu den anderen legte.
Und warum machst du das nicht?, fragte Will, als Dean ihm beim Mittagessen davon erzählte.
Keine Ahnung, meinte Dean ausweichend. Ich glaube, ich vermisse ihn irgendwie? Ich mag es nicht, allein zu sein. Ich vermisse das Kuscheln und das heimliche Rumknutschen und dass wir uns einen Milchshake teilen.
Will schwieg eine Weile und Dean stocherte missmutig in seinem Brokkoli herum und tat so, als würde er den anderen am Tisch zuhören.
Das ist ganz schön unfair, sagte Will schließlich. Du jammerst, dass du allein bist, dabei sitzt du mit all deinen Freunden an einem Tisch, wette ich.
Will hatte ihn ziemlich gut durchschaut.
Und du vermisst gar nicht Alex, sondern einfach irgendjemanden. Und er denkt, er hätte eine Chance bei dir. Du mochtest ihn mal, du schuldest ihm Aufrichtigkeit.
Warum waren alle seine Freunde so grundehrliche Menschen mit so etwas wie einem Gewissen?
Er war nicht der, der Alex für Sex ausgenutzt hatte. Aber vielleicht war es wirklich nicht richtig, die Zettel zu behalten aber nicht zu lesen und selber nie Kontakt zu Alex aufzunehmen. Die Wahrheit war, Will hatte recht. Dean vermisste nicht Alex, er vermisste es einen Freund zu haben.
Und irgendwie hatte sich in Dean das Bild von Will als seinem Freund festgesetzt, obwohl das aus vielen Gründen völlig unmöglich war. Will wohnte 850 Kilometer von ihm weg. Vielleicht hatte Dean sich Alex warmgehalten, weil er hoffte, sein dummes Herz würde das mit der Entfernung noch begreifen. Er hatte kein recht dazu, sich sofort in Will zu verknallen, nur weil sie dieses Ding mit der Stimme hatten. Und Will niedlich war. Und das genaue Gegenteil von Alex. Und weil Will seinen Beschützerinstinkt weckte. Verdammt. Gottverdammtnochmal.
Hm?, fragte Will amüsiert zurück.
Egal. Gibt's heute gutes vegetarisches Essen?
Undefinierbaren Eintopf. Ich gebe dem eine drei plus.
Also besser als gestern. Dean ertappte sich dabei, wie er seinen Brokkoli anlächelte. Lemon warf ihm einen misstrauischen Blick zu und Dean steckte sich schnell ein bisschen Brokkoli in den Mund, um nicht total irre auszusehen.
Dean hatte vor dem Training ein bisschen Zeit, also verabschiedete er sich von Lemon und holte die ganzen Zettel aus seinem Spind, nahm sie mit raus auf die Wiese vor dem Sportplatz und entfaltete einen nach dem anderen.
Er hat mir echt noch ein Haiku geschrieben, beschwerte er sich bei Will und erntete ein Lachen, das ihn von innen wärmte. Will zum Lachen zu bringen war sein neues Lieblingshobby, dicht gefolgt von Lemon dazu zu bringen, die Augen zu verdrehen und zu sagen „Verdammt, Dean."
Na los, lies es mir vor!
Dean räusperte sich in seinem Kopf und las mit seiner besten Barden-Stimme:
Ich sehe dich an
Und frage mich wieder, wie
Du mein Herz brichst.
Will ließ es eine Sekunde lang wirken, dann kicherte er wie ein kleines Kind. Sehr dramatisch. Wenn du ihn nicht willst, gib mir seine Nummer.
Hey! Warte ab, wer weiß, was auf den anderen Zetteln drauf ist, kauf nicht die Katze im Sack.
Will lachte wieder und Dean entfaltete grinsend den nächsten Zettel. Ich vermisse dich, schreibt er.
Das ist süß, irgendwie, erwiderte Will und Dean begann zu hoffen, dass Alex sich für die nächsten Tage etwas Peinlicheres ausgedacht hatte. Sich Will und Alex zusammen vorzustellen – obwohl das niemals passieren würde – hatte etwas Groteskes an sich. Will hatte jemandem wie Alex nichts entgegenzusetzen, wenn Alex sogar Dean den Boden unter den Füßen wegzog.
Oh, der hier ist gut, verkündete Dean, nachdem er ein paar Zettel beiseitegelegt hatte, auf denen nur Herzen gemalt waren. Wieviel Muscheln am Strand, soviel Schmerzen bietet die Liebe.
Das ist von Ovid, sagte Will und Dean konnte praktisch hören, wie er rot wurde.
So was weißt du einfach so?
Ich hab ein Ding für Gedichte und Zitate. Lach bitte nicht.
Warum sollte ich lachen? Dean ließ den Zettel sinken und schaute dem Volleyballteam zu. Will, du weißt gar nicht, wie faszinierend die Sachen sind, die du tust.
Hör auf, du machst mich verlegen.
Dean lächelte ein sehr weiches Lächeln. Was würde er nicht darum geben, Will so zu sehen, mit roten Wangen, wie er verlegen wurde wegen eines Kompliments von Dean. Wieso nur mussten sie so weit von einander entfernt wohnen!
Mehr lustige Zettelchen?, erkundigte sich Will nach ein paar Minuten.
Ich glaub, er hat einfach Zitate über Liebe gegoogelt.
Quizz mich. Ich wette, ich errate von wem die sind.
Dean holte sein Handy heraus, um nachzuschlagen und nannte Will das nächste. Das Geheimnis der Liebe ist größer als das Geheimnis des Todes.
Es kam eine ganze Weile nichts, dann sagte Will: Ich hab gerade auf dem Schulhof angefangen, laut zu lachen und die örtliche Schönheitskönigin hat mich richtig komisch angeguckt.
Das brachte Dean auch zum Lachen, aber ihn hörte zumindest keiner.
Ganz ehrlich, was geht mit deinem Ex? Das ist doch nicht sein Ernst?
Ich befürchte, doch. Er versucht, den großen Philosophen raushängen zu lassen.
Vielleicht will er beweisen, dass er mehr ist als nur ein heißer Körper, überlegte Will.
Das brauchte Alex Dean gar nicht zu beweisen. Es war eher andersrum, er hätte Dean beweisen müssen, dass er mehr in ihm sah, als einen heißen Körper. Na ja, semi-heiß.
Also, sagte Dean, von wem ist das Zitat?
Oscar Wilde. Duh.
Der Junge hatte es echt drauf.
Wenig später hatte Dean alle Zettel gelesen und nahm sich fest vor, Alex eine Abfuhr zu erteilen, wenn er ihn das nächste Mal sah. Vorher wäre er nie bereit für etwas Neues. Er warf die Zettel in den nächsten Mülleimer und zog sich fürs Training um. Es wurde so langsam ernst. Anfang Oktober stand der erste Wettkampf an und es war noch immer nicht klar, ob Dean es in die Aufstellung schaffte, oder als Ersatzläufer dabei sein würde. Aber er hatte seine Ernährung gebessert und sich beim Training angestrengt, Coach Lisbon würde ihn also zumindest in Betracht ziehen müssen. Auch das heutige Training lief gut und er scherzte danach völlig fertig aber glücklich mit den anderen in den Duschen.
Alessandro nahm ihn in seinem Auto mit nachhause, wo ihm das Herz ein bisschen in die Hose rutschte, als er Olivers roten Pickup in der Auffahrt stehen sah. Oliver war der Mann seiner Mutter, so dachte er lieber von ihm als ihn seinen Stiefvater zu nennen. Dean hasste Oliver wie die Pest. Er verabschiedete sich von Alessandro und schloss so leise wie möglich die Haustür auf.
„Gin?", rief Oliver aus dem Wohnzimmer, wo er zweifellos in seinem Sessel saß und sich irgendein Baseballspiel im Fernsehen ansah.
„Nein", gab Dean zurück, „bin nur ich."
„Dann komm her, Junge, ich wollte sowieso mit dir reden."
Dean unterdrückte ein Seufzen, stellte seinen Rucksack auf die Treppe und betrat das Wohnzimmer. Oliver stellte den Fernseher stumm und musterte ihn. „Hat Coach Lisbon dich inzwischen wieder fest eingestellt?"
„Nein", sagte Dean ehrlich.
Oliver grummelte etwas. „Na, kein Wunder, so fett wie du geworden bist."
Dean öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ihm fiel nichts ein. Er hätte sagen können, dass er verdammt noch mal nicht fett war, denn das war die Wahrheit. Ja, er war über die Ferien etwas moppelig geworden und seine Jeans saßen enger, aber seit er wieder zur Schule ging, hatte er trainiert und wieder abgenommen. Noch vor dem Wettkampf würde er sein Normalgewicht wieder erreicht haben. Aber das war gar nicht der Punkt.
Dean?
Nicht jetzt, Will.
Der Punkt war, dass Oliver sich eine von Deans Unsicherheiten herausgepickt hatte und sie völlig ohne Grund gegen ihn benutzte.
„Dazu hast du nichts zu sagen, was?"
„Ich-"
„Wenn du ein Mann wärst, hättest du mehr Selbstdisziplin. Du benimmst dich ja wie deine Mutter, wenn es diese Zeit im Monat ist."
Okay ...
Wenn Oliver nicht bald die Klappe hielt, würde Dean irgendetwas nach ihm werfen. Oliver hatte ja keine Ahnung, wie viel Selbstdisziplin es ihn gerade kostete, nichts kaputtzumachen.
„Dass du nicht bei den Cheerleadern bist, ist auch alles", murmelte Oliver und schaltete den Ton wieder ein.
Er suchte richtig nach wunden Punkten und mit der Sache mit den Cheerleadern hatte er noch einen gefunden. Ein guter Freund von Will war nämlich ein Cheerleader. Er war nicht schwul oder so, nein, Scott war einer der heterosexuellsten Typen, die er kannte, er wollte nur einfach gerne Cheerleader sein. Und dauernd musste er sich anhören, dass er ja wohl schwul sein musste.
„Du brauchst gar nicht erst reden!", rief Dean, ehe er sich überhaupt bewusst dazu entschlossen hatte, zurückzuschlagen. „Du hast doch noch nie in deinem Leben Sport gemacht! Du sitzt den ganzen Tag irgendwo rum und kritisierst, um dich besser zu fühlen, dabei bist du so was von armselig!"
Er stürmte die Treppe rauf, griff sich im Vorbeigehen seinen Rucksack und knallte die Tür hinter sich zu. Da an Hausaufgaben gerade gar nicht zu denken war, warf er sich auf sein Bett und tat sich eine Zeitlang leid, bis Will ihm wieder einfiel.
Will?
Keine Antwort.
Will, es tut mir leid, ich ... es ging gerade nicht. Ich wollte nicht grob sein.
Keine Antwort. Dean vergrub das Gesicht in seinem Kissen und versuchte nicht zu heulen. Oliver war eine Sache, er wollte sich wirklich nicht auch noch mit Will streiten.
Bist du okay, Dean?
So wie Will es fragte, verlangte er nach der Wahrheit.
Nein ... hab mich mit dem Mann meiner Mutter gezofft. Er kann ein echter Arsch sein.
Brauchst du Aufmunterung?
Er bezweifelte, dass Will es schaffen würde, ihn jetzt aufzuheitern, aber er wollte ihn nicht schon wieder zurückweisen, also bejahte er.
Du hast heute gesagt, du vermisst es, dir mit jemandem Milchshakes zu teilen ...
Ja?
Ich hab da eine Idee.
Die Vorstellung von Will auf einer Bank gegenüber von ihm, wie er an einem bunten Strohhalm saugte, ließ Dean seinen Kopf noch etwas tiefer im Kissen vergraben.
Wir beide gehen in ein Diner, das wir nicht kennen und suchen für den anderen einen Milchshake aus. So als wären wir zusammen da.
Dean merkte auf. Das war wie ein Date, obwohl sie einander nicht sehen konnten. Sie würden trotzdem etwas zusammen machen, auf die komische Art, die ihnen vergönnt war.
Sorry, sagte Will, als Dean nicht sofort antwortete. Das ist eine dumme Idee.
Nein!, beeilte sich Dean zu sagen. Es ist verrückt, aber es gefällt mir. Hast du jetzt sofort Zeit?
Er konnte die freudige Aufregung beinahe spüren, als Will sagte, er würde sich sofort ins Auto setzen. Dean konnte schlecht Oliver nach seinen Autoschlüsseln fragen, also sprang er auf und holte sein Fahrrad aus der Garage. Zwanzig Minuten später schloss er den alten Drahtesel im Fahrradständer vor Mitch's Diner an und fragte Will, wie es bei ihm aussah.
Bin auf dem Parkplatz. Wollen wir reingehen?
Dean betrat das Diner und setzte sich in eine Nische. Die Polster waren bonbonrosa, die Tische waren mit Bildern aus Comics bedruckt. Musik aus den Sechzigern schallte aus den Lautsprechern an den mit hunderten Bildern beklebten Wänden.
Keine Ahnung, warum ich noch nie hier war, meinte Dean nachdenklich und schlug die Speisekarte auf. Es ist super hier. Und bei dir?
Typisches Diner. Die Bedienung geht auf meine Schule und macht Kaugummiblasen.
Dean grinste seine Speisekarte an. Er fühlte sich schon wieder besser. Schließlich war er gerade auf einem Date mit Will.
Bevor du für mich aussuchst, ich bin allergisch gegen Schokolade.
Oh, du armes Ding! Mein Beileid!
Hör auf, mich in der Öffentlichkeit zum Lachen zu bringen, Dean!
Dabei tat er das doch so gerne.
Okay, du bestellst einen Banane-Caramel-Shake, entschied Dean. Mein Lieblingsshake. Was bekomme ich?
Will überlegte noch eine Weile. Limettenkuchen-Milchshake, verkündete er schließlich.
Das klang wie genau das, was Dean niemals für sich selber ausgesucht hätte. Er bestellte es trotzdem und teilte danach Will seine Zweifel mit.
Du akzeptierst einfach meine Anwesenheit in deinem Kopf, ohne es groß zu hinterfragen, aber ein Milchshake weckt dein Misstrauen?, erwiderte Will schmunzelnd.
Deans Shake kam zuerst und er machte ein Foto davon und wartete, bis Wills Shake auch ankam, damit sie zusammen anfangen konnten. Wie bei einem Date.
Wie sich herausstellte, hatte sein Milchshake recht wenig mit Limettenkuchen zu tun. Er schmeckte nach Vanille und Joghurt, mit einer Spur Limette. Oben war er mit zerbröselten Keksen bestreut. Dean musste zugeben, dass es ihm schmeckte.
Hast du gut ausgesucht, Will, sagte er mit Wärme in der Stimme.
Du auch, gab Will sofort zurück. Caramel und Banane sind füreinander bestimmt.
Dean stimmte zu. Caramel und Banane hatten bestimmt auch 850 Kilometer auseinander gewohnt, bis jemand die glorreiche Idee hatte, die beiden zusammenzubringen und zu einem köstlichen Milchshake zu kombinieren. Caramel war sicher das eine oder andere Mal ungeduldig geworden, aber es würde darauf warten, bis Banane so weit war.
Und hoffen, dass das irgendwann passierte.
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