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Kapitel 11 - Will

Dean?

Ja, mein Liebster?

Die Verbindung vibrierte mit Wills Lachen und seiner Befangenheit. Er hatte anfangs noch versucht, nicht zu viele Gefühle an Dean zu schicken, aber Dean war verglichen mit ihm sowieso eine Naturgewalt an Emotionalität. Er hielt nichts zurück und Will nahm dankbar alles an und tat es ihm nach einer Weile öfter gleich. Wann immer sie miteinander sprachen, nutzte Will ihre neue Offenheit, um seine Gefühle mit mehr als bloß Worten zu zeigen.

Ich wollte dich fragen, wie du … also, wie war das mit deinem Coming-Out?

Oh. Dean war überrascht von der Frage, aber Will wusste, er würde sie ihm gerne beantworten. Eigentlich war das ganz lustig, meinte Dean.

Dann erzähl mal.

Will hörte zu, als Dean ihm beschrieb, wie er im letzten Jahr der Mittelschule Kyara geküsst und dabei gemerkt hatte, was zu diesem Zeitpunkt schon allen anderen klar gewesen war: Dean wollte keine Mädchen küssen. Dean nannte sich selbst einen Vollpfosten, weil er so vollkommen ahnungslos war und überhaupt nichts mitbekommen hatte. Er hatte die Sommerferien hindurch gelitten und kurz vor dem Beginn seines ersten High-School-Jahres Lemon unter Tränen gestanden, dass er schwul war.

Ich war so fertig. Ich hab bestimmt zwanzig Minuten lang um den heißen Brei herumgeredet, bis ich so weit war. Lemon dachte, es sei wer weiß was passiert, ich hätte jemanden umgebracht oder so, erzählte Dean. Er schickte Will dabei vor allem Ruhe und ein bisschen Belustigung. Dann hat er mich bei den Schultern gepackt und gesagt „Jetzt rede endlich!“ und ich hab fast angefangen zu heulen und es ihm gesagt.

Und er?

Er? Er hat mich losgelassen, sich mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen und gemeint „Du willst mich verarschen, Gott verdammt Dean, ich dachte es ist was Schlimmes!“ Und weißt du, obwohl es für mich irgendwie was Schlimmes war, in dem Moment, war es danach besser. Lemon hat mir auf seine Art effektiv mitgeteilt, dass mit mir alles in Ordnung ist.

Will lächelte verhalten. Lemon war ein so guter Freund. Er hätte selber gerne auch einen wie Lemon, auch wenn dieses spezielle Exemplar ihm ein bisschen zu ruppig und unsensibel erschien.

Als nächstes hatte Dean es Kyara erzählt, die ihn umarmt hatte und sagte: „Schätzchen, das wusste ich doch längst.“

Und wie war das mit deinen Eltern?, fragte Will.

Dean schwieg kurz. Das war auch gut, eigentlich. Ich war ein bisschen … theatralisch. Hab die Gelegenheit zu Thanksgiving genutzt, als alle im selben Raum am selben Tisch saßen. Oliver hat gerade irgendeine dämliche Geschichte erzählt und ich hab mich einfach auf meinen Stuhl gestellt.

Was?, rutschte es Will perplex heraus. Er hatte Dean eigentlich nicht unterbrechen wollen, aber Dean lachte bloß.

Wie gesagt, theatralisch. Also, ich stehe auf dem Stuhl, alle starren mich an. Und ich sage: „Ich bin schwul“, setze mich wieder hin und esse weiter. Oliver ist ausgeflippt, aber meine Tante hat ihn sehr schnell zum Schweigen gebracht. Sie hat mal einen Einbrecher mit einer Mistgabel in die Flucht geschlagen, also du kannst dir vorstellen, wie beeindruckend sie ist.

Ob Will das so richtig gelang, wusste er nicht, aber seine Bewunderung für Dean war in diesem Moment grenzenlos. Dean bekam das natürlich mit.

Das war wirklich keine große Sache. Meine Mum war nicht besonders überrascht, eigentlich hat sich keiner außer Oliver gewundert. Ich wollte ihn mehr schockieren als alles andere.
Das war Dean vermutlich gelungen.

Warum fragst du eigentlich?, wollte Dean nach ein paar Minuten wissen, gerade als Wills Mum das Auto vor dem Haus seiner Großmutter einparkte.

Oh na ja, ich hab mir gedacht, heute ist die ganze Familie zu Thanksgiving bei meiner Oma und ich könnte die Gelegenheit nutzen.
Es brachte nichts, sein leichter Tonfall täuschte Dean nicht länger über die Angst hinweg, die er damit zu verbergen versuchte.

Du willst dich aber nicht auf einen Stuhl stellen und es der Welt verkünden, oder? Dean verbarg mühsam und umsonst sein Entsetzen.

Och, warum denn nicht?, fragte Will.
Er hatte das absolut nicht vor, dazu fehlten ihm der Mut und die Kaltschnäuzigkeit. Abgesehen davon würde seine Oma ihn nicht zu Wort kommen lassen, wenn er seine Füße auf die Sitzfläche von irgendetwas bewegte.

Du weißt, du musst das nicht machen, oder?, fragte Dean. Will spürte seinen Beschützerinstinkt, schüttelte das Gefühl jedoch entschlossen ab.

Ich mache das nicht nur deinetwegen. Ich bin so weit. Ich weiß, dass ich mich wegen nichts schämen muss.

Das weiß ich doch auch, sagte Dean mit einer Spur Verzweiflung. Aber es gibt sicher einen Grund, warum du bisher dein Coming-Out nicht hattest. Tu das nicht, wenn du danach nicht in Sicherheit bist.

Will folgte seiner Mum zur Tür, wo sein Dad bereits Wills Oma – seine Mutter – begrüßte. Alice Fleming war eine strenge Frau, die das auch in ihrem Aussehen vermittelte. Ihre Frisur war ein perfekt sitzender Dutt auf ihrem Hinterkopf, sie trug weiße Blusen und lange Röcke und manchmal bekam sie diesen unversöhnlichen Gesichtsausdruck, der hart wie Stahl war. Will erwartete, ihn heute mindestens einmal zu Gesicht zu bekommen. Jetzt aber zog sie ihn in eine feste Umarmung.

„William, wie schön, dich zu sehen.“ Sie betrachtete ihn kritisch, aber anscheinend gefiel ihr, was sie sah, denn sie lächelte.

Mach dir keine Sorgen, ich pass auf mich auf.

Dean seufzte. Halt mich auf dem Laufenden, okay?

Will wusste manchmal nicht so ganz, ob er Deans Beschützerinstinkt süß oder anstrengend finden sollte. Es war sicher alles nett gemeint, aber Will war sein ganzes Leben lang ohne Dean zurechtgekommen. Auch wenn Dean Wills Leben um einiges bereichert hatte, wäre es nett wenn er ein bisschen mehr Vertrauen in Will haben würde.

Wie sich herausstellte, waren sie die letzten, die ankamen, obwohl einige der anderen einen viel weiteren Anreiseweg gehabt hatten. Diverse Tanten und Onkel waren bereits da, Wills einzige Cousine ebenfalls und die anderen Großeltern. Sie nahmen alle an der langen Tafel im Esszimmer Platz und so langsam nahm Wills Nervosität Überhand. Er verschloss die Verbindung mit Dean so weit, dass der nichts davon mitbekam. Ein Trick, den er deutlich besser beherrschte als Dean. Aber Will fand einfach, manchmal war es besser, wenn nicht beide zusammen leiden mussten.

Natürlich konnte Will mit seiner Familie kein normales Thanksgiving-Dinner haben, so wie alle anderen. Nein, seine Oma hatte die Gerichte bloß ausgesucht und dann Köche und Kellner für den Rest angeheuert. Davon abgesehen gab es in Wills Verwandtschaft so viele Vegetarier, dass es ausgeschlossen war, einen Truthahn zu servieren, wie es eigentlich Tradition zu Thanksgiving war. Statt also eines übermächtigen Hauptgerichts gab es mehrere ausgeklügelte und aufwändige Gänge, durchweg ohne Fleisch.

Als es mit gefüllten Portobellopilzen losging, drehten sich die Gespräche um die Privatschule seiner Cousine, die Beförderung seines Onkels und Will hatte rein gar nichts zu sagen. Er hatte keine Ahnung, wie er mit seinem Thema überhaupt anfangen sollte. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, seine Eltern vorher auf seine Seite zu ziehen. So ein Auftritt vor der ganzen Familie war doch eher ein Dean-Ding, vielleicht hatte Will mittlerweile so viel Zeit mit Dean verbracht, dass er geglaubt hatte, dem gewachsen zu sein. Er hatte sich geirrt. Auch wenn Dean in seinem Kopf war, Will war ganz anders als er und lange nicht so kühn.

Erst beim dritten Gang, einem vegetarischen Shepherd’s Pie, wurde Will überhaupt angesprochen. Erstaunlicherweise war das wohl alles, was überhaupt nötig war, um ihm heute den Rest zu geben.
Seine Cousine Preston war sowieso von der unangenehmen Sorte, wie Will fand. Sie hielt sich für etwas Besseres, was in diesem Raum einfach dämlich war. In ihrem eigenen Freundeskreis war sie vielleicht die mit den reichsten Eltern, aber nicht hier.

„Und, William, wie ist die neue Schule?“ Das aufgesetzte Mitleid war fast brechreizerregend. „Hattest du Probleme, dich einzuleben? Öffentliche Schulen sollen ja so … schwierig sein.“

Bevor sie in einen ausschweifenden Monolog über ihre angesehene Privatschule einsteigen konnte, lächelte Will sie an.
„Ein paar Probleme gab es tatsächlich, ehrlich gesagt.“

Er würde nicht mit ihr über Riley sprechen, das war bei einem Familienessen irgendwie nicht richtig. Aber Preston ließ sich von ihm steuern wie eine Marionette und stürzte sich auf seine Aussage wie ein ausgehungerter Wolf.

„Probleme?“, wiederholte sie und konnte nicht verbergen, dass sie nur fragte, um nachher über ihn tratschen zu können. Das wollte er ihr natürlich nicht vermiesen. Will merkte allerdings, dass auch seine Eltern aufgehorcht hatten. Sie waren davon ausgegangen, dass er mit Problemen zu ihnen kommen würde, sie boten es ihm oft genug an. Aber Will versuchte immer lieber erst mal allein klarzukommen.

„Ja, die Schule hatte bis vor ein paar Wochen keine Gay-Straight-Alliance. Also hab ich eine gegründet.“ Er sagte das, als wäre es keine große Sache gewesen, obwohl er mittlerweile eigentlich ziemlich stolz auf sich war. Das wollte er aber nur ungern raushängen lassen, es hätte die falsche Botschaft gesendet.

Am Tisch wurde erklärt, was eine Gay-Straight-Alliance war und Wills Dad klopfte ihm auf die Schulter, wodurch Will sich fast an einer Gabel voll Shepherd’s Pie verschluckte. Preston sagte allerdings nichts und wartete sichtlich darauf, dass wieder Ruhe einkehrte, ehe sie ihre nächste Frage stellte.

„Und hattest du dafür persönliche Gründe?“ Ihr Lächeln war nur eine Spur hämisch. Sie erwartete ganz sicher, dass er anfangen würde rot zu werden und zu stammeln und sich zu verteidigen, aber so leicht würde er es ihr nicht machen.

„Allerdings.“ Er lächelte wieder, wusste aber, dass es zerbrechlich und angestrengt aussehen musste. „Ich bin schwul.“

Stille trat ein. Preston war die einzige, die einen Laut von sich gab. „Oh“, sagte sie, als hätte er ihr gerade gesagt, dass er sterbenskrank war. Will blickte verunsichert von einem zum anderen und blieb an dem wohlbekannten stählernen Ausdruck der Abneigung im Gesicht seiner Großmutter hängen. Ihre Augen waren allerdings nicht auf ihn gerichtet, sondern auf seine Cousine, die nichts davon mitbekam.

Dean, ich hab es ihnen gerade gesagt.

Will ließ seine Panik durch die Verbindung fließen, weil er gerade nicht die Kraft hatte, sie aufzuhalten.

Was haben sie gesagt? Bist du okay?

Da war irgendetwas in Deans Stimme, ein Zittern oder ein Beben, das Will nicht einordnen konnte. Angst und zähe Ungeduld beherrschten die Verbindung und Will konnte nicht sagen, wer von ihnen welches Gefühl verbreitete.

Noch nichts.

„Sind alle fertig mit dem Shepherd’s Pie?“, fragte seine Großmutter in die Runde, als hätten sie gerade über nichts Verfänglicheres als das Wetter gesprochen.
Allgemeines zustimmendes Raunen erfüllte den Raum. Unter dem Tisch tastete seine Mutter nach Wills Hand und drückte sie kurz. Die Anspannung fiel allmählich von ihm ab, als niemand etwas Gemeines zu ihm sagte.
Die Pastetenschälchen wurden abgeräumt und kurz darauf ersetzt durch weiße Porzellanteller mit orangefarbenem Kürbiskuchen.

Will hätte wissen müssen, dass Preston noch nicht fertig damit war, nach einem Skandal zu suchen, weil Wills Coming-Out wohl nicht die richtigen Wellen geschlagen hatte.

„Und du bist dafür nicht gemobbt worden? Auf öffentlichen Schulen passiert so was ja immer wieder.“

„Preston, es ist jetzt genug“, sagte seine Großmutter, ehe Will zu einer Antwort ansetzen konnte. „Benimm dich in meinem Haus nicht wie eine blutsaugende Gazetten-Journalistin. Hat man dir auf deiner Schule keinen Respekt und keine Toleranz beigebracht?“

Preston schnappte empört nach Luft und schaute zu ihren Eltern, die beide einen unversöhnlichen Gesichtsausdruck zur Schau trugen.

„Homophobie und Ähnliches wird in dieser Familie nicht geduldet“, sagte Wills Großmutter abschließend, als wäre es ein allgemeines Gesetz.

„Hört, hört“, antwortete Wills Vater.
Kürbiskuchen hatte Will noch nie so gut geschmeckt wie heute.


***


Er richtete sich gerade für die Nacht in einem der zahlreichen Gästezimmer ein und betrachtete etwas wehmütig das riesige Doppelbett, als er endlich auf die Idee kam, nach Deans Thanksgiving zu fragen. Es dauerte einige Minuten, bis Dean ihm antwortete und Will dachte schon, er war vielleicht inzwischen ins Bett gegangen.

Dann allerdings floss eine tiefsitzende Traurigkeit durch die Verbindung, wie Will sie von Dean nicht kannte.
Was ist passiert?, fragte er alarmiert und setzte sich vorsichtshalber auf die Bettkante.

Nichts Besonderes, eigentlich, entgegnete Dean mit einem freudlosen Lachen, das nicht zu ihm passte. Es tut mir leid, Will, ich will dir nicht den Tag verderben.

Will schüttelte ungläubig und etwas hilflos den Kopf. Das könntest du gar nicht.

Eine Weile herrschte wieder Schweigen. Es hätte heute so gut sein können, sagte Dean dann leise und eine neue Welle der Traurigkeit drohte Will zu überschwemmen.

Ich bin hier, versicherte Will.

Mein Bruder war da.

Will schluckte. Hatte Dean jemals zuvor einen Bruder erwähnt? War es möglich, dass Will das entgangen war? Nein, entschied er, ganz bestimmt würde er sich daran erinnern.

Ich wusste nicht, dass du einen Bruder hast, sagte er deswegen, auch um Dean zu ermuntern weiterzusprechen.

Er ist ein paar Jahre älter als wir. Sein Name ist Cam, er … er wohnt irgendwo in Indiana, glaube ich.

Du weißt nicht, wo dein Bruder wohnt?, hakte Will verwundert nach. Das schien ihm so gar nicht zu Dean zu passen.

Als unsere Mum Oliver geheiratet hat, ist Cam abgehauen. Er ist höchstens einmal im Jahr für ein paar Tage bei uns. Keiner weiß, was er jetzt tut. Er lässt sich nur wegen Mum manchmal blicken.

Will behielt es für sich, aber er fand nicht, dass Cam sich besonders sympathisch anhörte. Wenn Will einen Bruder gehabt hätte, hätte er ihn niemals so im Stich gelassen. Aber er sagte nichts, denn Deans unerschütterliche Liebe zu seinem Bruder erfüllte die Verbindung ebenso wie seine Trauer.

Ich hab mich so gefreut, ihn zu sehen, Will.

Ich weiß, sagte Will, denn er konnte es fühlen. Diese neue Empathie war beängstigend, aber auch erleuchtend.

Und Oliver hat natürlich wieder getrunken. Mum hat nichts dazu gesagt, aber Cam hat noch nie irgendetwas zurückgehalten. Sie haben sich angebrüllt und dann ist Cam gegangen. Mitten beim Essen ist er aufgestanden und einfach wieder gegangen.

Will ließ sich auf den Rücken rollen, in Gedanken bereits damit beschäftigt irgendetwas zu finden, um Dean aufzumuntern. Es tut mir so leid, sagte er aufrichtig betroffen.

Mir auch, sagte Dean nüchtern.

Was ist eigentlich mit deinem Dad?, traute sich Will nach einigen Momenten zu fragen.

Dean zögerte. Er ist tot, sagte er schließlich.

Wills Herz setzte einen Schlag aus. Oh Gott. Entschuldige, ich wollte nicht –

Ist schon in Ordnung, Will, unterbrach Dean ihn. Es ist schon lange her. Ich erinnere mich kaum an ihn.

Will setzte sich auf und konzentrierte sich darauf, all seine Liebe zu Dean durch die Verbindung fließen zu lassen. Es war kein Mitleid dabei und kein Bedauern.

Ich dich auch, antwortete Dean.

Irgendetwas musste Will doch sagen können. Oder eher etwas tun. Sein Blick fiel auf sein Handy auf dem Nachttisch und eine fixe Idee setzte sich in seinem Kopf fest. Es war riskant. Und es war sogar irgendwie geschmacklos und wahrscheinlich würde es Dean überhaupt nicht weiterhelfen, aber dennoch … einen Versuch war es wert. Mit nervös pochendem Herzen knöpfte Will sein weißes Hemd auf und griff nach dem Handy.

Will!


Will lag wenig später mit zugekniffenen Augen auf dem Bett, das Handy sicherheitshalber außer Reichweite. Es war eine schlechte Idee gewesen. Nur, dass Dean anscheinend anderer Meinung war. Die Verbindung vibrierte mit den verschiedensten Gefühlen, von denen einige Will die Röte in die Wangen trieben.

Hast du das für mich gemacht?

Und dabei den Bauch eingezogen, kommentierte Will aus einem Bedürfnis heraus, das Ganze ins Lächerliche zu ziehen. Aber es war nur ein Foto, oder? Nicht mal ein Nacktbild, er war nicht mal richtig oben ohne. Sein Hemd war offen und man konnte die weiße Haut seines Oberkörpers sehen. Es gab keine Bauchmuskeln oder so was, nur Blässe und Schlüsselbeinknochen.

Auch wenn es Deans Probleme nicht gelöst hatte, anscheinend hatte es ihn immerhin abgelenkt.

Du hast da gerade etwas losgetreten, Will. Gibt’s noch mehr, wo das herkommt?

Will knipste stöhnend die Nachttischlampe aus. Die Dunkelheit fühlte sich sicherer an.

Das meinst du doch nicht ernst?, fragte er und all seine Schüchternheit kehrte mit einem Schlag zurück.

Todernst. Ich brauche dir ja wohl nicht erklären, wie sexy das ist, oder?

Nein, das brauchte Dean nicht, denn wenn Will sich das anhören müsste, würde er sich wohl oder übel unterm Bett verstecken und sterben. Ich habe Dean abgelenkt und das ist als einziges wichtig, sagte er sich und drückte die Hände auf seine Augen, bis er Sterne sah. Seine Wangen glühten. Zum Glück war es dunkel.

Will?

Ich weiß nicht, was ich sagen soll!, rief Will, halb entrüstet, halb belustigt. Du bringst mich in Verlegenheit!

Und du mich erst, gab Dean trocken zurück.

Will drehte sich auf den Bauch. Irgendwie überschlugen sich gerade alle seine Gedanken und verknoteten sich ineinander wie Angelschnüre. Der Angelhaken steckte unterdessen in einem einzigen Gedanken, der plötzlich überlebensgroß erschien.

Es ist, weil ich … ich bin – ich hab noch nie –

Will musste den Satz nicht beenden, seine Befangenheit und seine Nervosität drangen einfach so zu Dean durch, ohne dass Will sie in dem Moment vor ihm hätte verbergen können.

Du bist Jungfrau, na und?

Das stört dich nicht?, fragte Will verwundert nach. Dean hatte seine Erfahrungen bereits gesammelt, einige davon zumindest. Er ging sehr … offen damit um.

Nein, natürlich nicht, du kleiner Trottel. Das ist doch schön.

Da war Will allerdings anderer Meinung. Wenn ich schon Sachen wüsste, müsste ich keine Angst mehr davor haben, betonte Will.

Du musst auch so keine Angst davor haben, erwiderte Dean leise. Es dauert vermutlich noch, bis wir … du weißt schon. Aber falls – wenn – es irgendwann passiert, sollst du dich von Anfang bis Ende gut dabei fühlen.

Wills ganzer Körper wurde warm und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Und es macht dir nichts aus zu warten?

Dean lachte ein sehr verständnisvolles Lachen. Nein, Will. Macht es nicht.

Glücklich blieb Will einfach eine Weile liegen und starrte in die Dunkelheit. Er hatte es sich selbst nicht eingestanden, aber das Thema hatte ihn innerlich ein bisschen gefressen. Es war gut, mit Dean darüber zu reden.

Dean war allem Anschein nach aber noch nicht fertig mit ihm. Aber du kannst mir nicht erzählen, dass du noch ungeküsst bist.

Will sagte nichts, sondern wurde noch ein bisschen röter.

Wusste ich’s doch!, triumphierte Dean. Erzähl schon! Wer war es? Junge oder Mädchen?

Ein Junge, letzten Sommer. Peinlich berührt erzählte Will Dean, wie er nach dem Fallschirmsprung mit seiner Mum versucht hatte, die Ausrüstung wieder ins Regal in der Halle auf dem Flugplatz zu räumen. Er hatte von oben bis unten aus Gummi bestanden, Knie weich, Hände zitternd. Und das Regal war zu hoch für Will gewesen, um das Gurtzeug wieder einzuräumen. Als er gerade aufgeben wollte, kam jemand von hinten und nahm ihm die Aufgabe ab. Mühelos streckte sich ein braungebrannter Typ, nahm Will die Gurte aus den Armen und schob sie in das Regalfach über ihren Köpfen.

Ich weiß gar nicht genau, wie es dann dazu gekommen ist. Ich wollte Danke sagen, aber es ist mir im Hals stecken geblieben. Der andere Junge hat einfach gegrinst, sich runtergebeugt, mich geküsst und ist dann verschwunden.

Dean atmete ungläubig aus. Ich dachte, so was passiert im echten Leben nicht.

Ja, stimmte Will vollen Herzens zu, das dachte ich auch.

Aber ich kann ihn verstehen, meinte Dean dann. So, wie du an dem Tag ausgesehen hast, hätte ich dich auch geküsst.

Wie es wohl wäre, Dean zu küssen? Vielleicht hätte Will das bereits an dem Tag in Fort Wayne herausfinden können, hätte er sich getraut, einfach an Xander vorbeizumarschieren. Wie lange würde es dauern, bis sie wieder die Gelegenheit hatten, einander auch nur ein bisschen nahe zu sein?

Du wirst der nächste sein, den ich küsse, sagte Will aus diesem Gedanken heraus.

Versprochen?, fragte Dean zurück.

Ich schwöre es dir.

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