Epilog
5 Monate später
Der Flug hatte nur anderthalb Stunden gedauert, dann setzte das Flugzeug am Flughafen von St. Louis auf.
Aussteigen, Gepäck abholen, alles ein Kinderspiel. Deans Knie wurden trotzdem weich, als er den Koffer hinter sich herzog und in die Ankunftshalle lief.
Wills Eltern hatten ihm die Flugtickets als verfrühtes Geburtstagsgeschenk gekauft und Deans Zurückhaltung war sehr gering ausgefallen, denn so konnte er die ganzen Sommerferien bei Will in St. Louis verbringen. Es wäre natürlich umso schöner gewesen, wenn Will ihn vom Flughafen hätte abholen können, aber seit dem Unfall musste er sich erst mal wieder langsam ans Fahren herantasten und das verstand Dean natürlich. Also war es Wills Dad, der ihn in der Ankunftshalle erwartete. Dean erkannte ihn sofort wieder, obwohl er viel besser aussah als letztes Mal, im Krankenhaus.
Sie schüttelten einander die Hand und Dean bedankte sich noch einmal überschwänglich für das großzügige Geschenk.
„Keine Ursache, Dean.“ Wills Dad nahm ihm den Koffer ab und klopfte Dean auf die Schulter. „Will freut sich schon seit Wochen auf dich.“
Dean unterdrückte ein wissendes Grinsen. Dein Dad sagt, du freust dich schon seit Wochen.
Das weißt du doch schon.
Die Verbindung vibrierte mit ihrer beider Vorfreude. Sie hatten sich in den Osterferien bei Dean getroffen, aber das war viel zu kurz gewesen und viel zu lange her.
Mr. Fleming setzte Dean auf dem Parkplatz eines Diners ab, was er und Will so geplant hatten. Auf die Schmetterlinge in seinem Bauch allerdings hätte Dean nichts vorbereiten können. Er und Will redeten immer noch jeden Tag stundenlang miteinander, aber sich leibhaftig sehen und berühren zu können, würde immer etwas Besonderes bleiben.
Dean zupfte sein Shirt zurecht und atmete tief durch, ehe er Schritt für Schritt auf die Eingangstür zum Diner zusteuerte.
Will saß in einer Nische und schaute aus dem Fenster. Jeder andere hätte aufs Handy gestarrt oder zumindest Musik gehört, aber nicht Will. Er saß da, blickte nach draußen, die hellblaue Mütze auf dem Kopf, obwohl es Juli war und tat so, als wüsste er nicht, dass Dean eben durch die Tür gekommen war. Die Verbindung verriet ihn, er konnte seine Gefühle nicht für sich behalten, dabei war er normalerweise wirklich gut darin.
Dean schluckte und durchquerte den Raum, bis er vor Wills Tisch stand. „Hey“, sagte er möglichst lässig, „was dagegen, wenn ich mich setze?“
Will sprang auf und warf sich Dean augenblicklich in die Arme. Dean stolperte und konnte sich kaum auf den Beinen halten, aber er schlang die Arme um Will und hielt ihn fest.
Dean.
Das war nicht der Plan, tadelte Dean belustigt.
Halt die Klappe und vergiss den Plan, erwiderte Will und drückte einen Kuss auf Deans Hals, ehe er ihn losließ.
Sie setzten sich einander gegenüber, beide mit geröteten Wangen, wie bei einem normalen Date. Als wären sie normale Menschen.
„Vergiss den Plan“, wiederholte Dean grinsend und konnte sich nicht sattsehen an Will. „Und das aus deinem Mund, Will, ich bin zutiefst schockiert.“
Will zog sich die Mütze vom Kopf. Seine Haare standen in alle Richtungen ab und er lächelte schief. „Jetzt sag mir nicht, dass du dich beschweren willst.“
Dean konnte immer noch die Stelle an seinem Hals fühlen, auf die Will ganz kurz seine Lippen gedrückt hatte. Ihm blieben die Worte im Hals stecken, als er in Wills Augen sah. Er hätte inzwischen an sie gewöhnt sein müssen, aber er glaubte eigentlich nicht, dass er sich je an Will würde gewöhnen können. Zumindest nicht so, dass ihn diese blauen Augen nicht aus dem Konzept brachten.
„Dachte ich mir doch“, sagte Will zufrieden.
Das konnte Dean natürlich nicht so einfach auf sich sitzen lassen. Er stand auf und schob sich neben Will auf die Bank. „Wenn wir den Plan schon vergessen …“, murmelte er.
Will wandte sich ihm halb zu, mit leicht geöffneten Lippen. Ihre Oberschenkel und Arme berührten sich, so nah saßen sie zusammen. Der Kuss hing in der Luft, er war beinahe greifbar. Er war Will so nah, konnte ihn überall spüren, wollte aber immer noch mehr. Gerade machte Dean Anstalten die letzten Zentimeter zwischen ihnen zu überbrücken, da –
„Hi, und willkommen bei Tiffany’s Diner. Wollt ihr schon was bestellen?“
Äußerst widerwillig drehte Dean sich zu ihrer Bedienung um. Sie war in ihrem Alter und musterte Will über Deans Schulter hinweg.
„Ich nehm einen Banane-Caramel Shake“, sagte Will.
„Limettenkuchen-Shake“, fügte Dean hinzu.
Das Mädchen – Tracey, sagte ihr Namensschild – notierte sich beides und blieb dann dennoch bei ihrem Tisch stehen. „Du bist doch Will, oder? Der die GSA gegründet hat?“
Dean drehte sich wieder um und sah Will errötend nicken.
„Ich hab dieses Jahr meinen Abschluss gemacht“, erklärte sie. „Und ich wollte dir noch sagen, ich glaube, meine Schulzeit hätte mir besser gefallen, wenn es eine GSA gegeben hätte. Also … danke, Will.“ Sie lächelte, drehte sich um und verschwand in der Tür zur Küche.
„Wow“, machte Dean beeindruckt. „Das ist, als wäre ich mit einem Promi unterwegs.“
„Übertreib nicht so maßlos“, erwiderte Will, immer noch knallrot im Gesicht.
„Lass mich, mir gefällt’s.“
Will legte den Kopf auf Deans Schulter, während sie auf ihre Milchshakes warteten.
Du hast mir gefehlt, sagte Will dann unvermittelt, ohne sich von der Stelle zu rühren.
„Du hast mir auch gefehlt, Will.“
Will hob den Kopf, schob die Hände in Deans Nacken und dann, endlich, endlich, küsste er Dean.
Erst ein amüsiertes Glucksen veranlasste Will, sich von Dean zu lösen. Wenn es nach Dean gegangen wäre, hätten sie die Welt ruhig noch für eine Weile ignorieren können.
Tracey war wieder da, grinste wissend und stellte die Milchshakes vor ihnen ab.
„Auf uns“, sagte Dean und hob sein Glas.
„Auf uns“, erwiderte Will und stieß mit ihm an.
Später fuhr Will sie nach Hause und hielt Deans Hand, wenn sie an Ampeln warten mussten. Er fuhr gut, wirkte aber trotzdem verunsichert und angespannt. Dean sagte nichts, sondern ließ ihn einfach machen. Im Haus begrüßte er kurz Wills Mum, ehe Will ihn weiter nach oben in sein Zimmer zog.
„Ach ja“, sagte Will und ließ die Fingerspitzen über Deans Koffer wandern, ohne Dean anzusehen. „Ich soll dich fragen, ob du vielleicht lieber im Gästezimmer schlafen möchtest.“
Dean hatte sich gerade die Fotos an Wills Wänden angesehen und hielt inne. Will schaute auf und der Schalk blitzte in seinen Augen. Jeder machte zwei Schritte, dann trafen sie sich in der Mitte, wie der Zufall es wollte, genau vor dem Bett. Will machte noch einen halben Schritt mehr und war Dean schon wieder so nah.
„Nein“, wisperte Dean und ließ den Blick nicht von Wills blauen Augen. „Wenn du mich ins Gästezimmer abschiebst, schleiche ich mich jede Nacht zu dir ins Bett.“
Alles andere würde mir auch das Herz brechen, antwortete Will und biss sich auf die Lippe.
Dean zog ihn enger an sich und ließ sich nach hinten aufs Bett fallen. Will stieß einen kleinen Schrei aus, lachte dann und Dean nutzte die Gelegenheit, ihn wieder zu küssen, eine Hand vergraben in Wills weichem, blondem Haar, die andere auf seinem Rücken. Egal, wie oft er das jetzt schon getan hatte, er würde sich niemals daran gewöhnen. Deans Herz schlug zehnmal schneller, sein Kopf war leergefegt und sein Atem beschleunigte sich. Die Verbindung verband sie wie ein träger Fluss aus Gefühlen, immer im Hintergrund. So etwas konnte nur vom Universum selbst geschaffen worden sein.
Ich liebe dich so sehr, Will, sagte Dean in den Kuss hinein.
Will antwortete nicht, sondern vertiefte den Kuss, seine Zungenspitze streifte ganz leicht Deans Lippen. Er wollte ihn absichtlich in den Wahnsinn treiben. Dean klammerte sich enger an Will, hielt ihn fest, dann verlagerte er sein Gesicht und drehte sie mit Schwung um, sodass Will nun unter ihm lag.
„Hab dich“, flüsterte er.
„Schon längst“, erwiderte Will und wurde rot. „Ich kann nicht glauben, dass mir das passiert.“ Seine Stimme klang genauso atemlos wie Dean sich fühlte und er blickte zu ihm hinauf, als wäre er sich nicht einmal sicher, dass Dean echt war.
„Was denn?“
„Ich meine nur … was haben wir gemacht, um einen Seelenverwandten zu verdienen? Womit habe ich dich verdient?“
Dean grinste und beugte sich wieder zu Will und küsste seinen Hals. Vielleicht haben wir einfach nur genau hingehört.
Dean rollte sich von Will herunter, legte sich neben ihn und strich ihm sanft über die Wange. Jede Berührung war ein kleines Wunder. Zuerst hatte das Universum sie einander finden lassen und es ihnen dann fast unmöglich gemacht, sich zu treffen. Aber sie hatten es geschafft und jetzt hatten sie das hier. Und wie im Diner hätten sie so tun können, als wären sie normal, hätten die Verbindung ausblenden können, solange sie zusammen waren. Aber Dean wollte nicht normal sein. Er wollte nur das hier, mit Will, für immer.
Für immer?, fragte Dean.
Will drehte den Kopf zu ihm. Für immer.
Wills Lippen besiegelten das Versprechen.
________________________________________________
So, meine Lieben, das war Soulmate Voices. Danke für euer fleißiges Lesen, danke für jeden einzelnen Kommentar, jedes Vote und auch Danke an die stillen Leser aus dem Hintergrund. Danke für 1k Aufrufe und danke für #5 in der Kategorie Fernbeziehung.
Teilt mir gerne eure Meinung zum Epilog mit oder zu allem anderen, fragt mich, falls was unklar geblieben ist und habt einen schönen Tag ☺️
Ich hoffe, den einen oder anderen von euch vielleicht bei einer meiner anderen Geschichten wiederzutreffen.
❤️🧡💛💚💙💜
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro