f o u r t y
»Taehyungs Sicht«
"Habt ihr alle eigentlich den Verstand verloren?!", ein rasender Jimin stürmte an mir vorbei.
"Wow, ganz ruhig. Wer hat dir denn ans Bein gepisst?!", ich legte die Stirn in Falten.
"Wieso habt ihr mir nichts davon erzählt?! Wieso habt ihr das alles hinter meinem Rücken getan?!"
"Willst du von mir wirklich die Wahrheit hören, Jimin?! Willst du das??", keifte ich zurück.
Ich sah rot. Zum ersten Mal verspürte ich richtige Wut, ihm gegenüber.
"Mach! Los, raus mit der Sprache!", Jimins Augen blitzten mich an, sodass es mich schüttelte.
"Weil du Idiot sie immer noch liebst!"
Noch nie zuvor hatte ich es gewagt ihn darauf anzusprechen, doch irgendwann ließ sich die Wahrheit nun einmal nicht mehr leugnen.
Meine Worte trafen auf ihn wie ein gewaltiger Sturm, welcher ihn zurück in Realität holte. Der kleinere vergrub verzweifelt die Hände in seinen Haaren, ehe er mich erneut ansah.
"Richtig. Und das werde ich ihr auch sagen."
Adrenalin durchzog meinen Körper und ohne, dass ich es kontrollieren konnte, fand meine Faust Jimins Gesicht.
"Das werde ich nicht zulassen. Nicht jetzt. Wenn du das tust, wirst du sie nur durcheinander bringen. Und wofür?! Für deinen dämlichen Fehler!"
Jede meiner Adern pulsierte und ich konnte spüren wie jeder einzelner Muskel sich angespannt hatte.
"Sie war das beste was dir hätte passieren können! Aber du hast es verbockt!"
Mein bester Freund fasste sich überwältigt an seine aufgeplatzte Lippe, welche er mir zu verdanken hatte.
"Ich hatte Angst, Taehyung! Hast du überhaupt einen blassen Schimmer wie sehr ich sie überhaupt liebe?! So sehr, dass es wehtut.", er klang schwach, jedoch beeindruckte mich dies im Augenblick recht wenig.
"Achja? Wenn du sie so sehr liebst, wieso hast du sie dann verlassen, huh? Weißt du wieso? Ich kann es dir sagen! Du warst ein heuchlerischer Feigling! Wenn deine Gefühle so stark gewesen wären ... dann hättest alles riskiert!"
Jimin hielt die Hände zu Fäusten geballt, versuchte seinen Ärger deutlich sichtbar hinunterzuschlucken.
"Weißt du was wirklich wehtut? Der Person ins Gesicht zu blicken, welche einem das Herz gebrochen hat und vorzugeben, dass es einem gut ginge.", ich würde die Tage niemals vergessen an denen ich Sungseul so sehen musste.
"Seul ist hier das Opfer, Jimin. Nicht du."
"Ich weiß... Es ist doch nur...", er ließ seine Schultern schlaff hängen und sah damit aus wie ein kleines Häufchen Elend.
"Du hattest soviel Zeit. Weshalb gerade jetzt? Ist es... wegen Yoongi."
Ich brauchte ihn nur anzusehen, um zu wissen, dass ich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
"Er hat es auch hinbekommen. Er, Min Yoongi. Der Junge, den wir immer aus seinem Bett und damals aus den Toiletten zerren mussten. Wie kann es sein, dass so jemand verschlossens zu seinen Gefühlen stehen kann?", der gleichaltrige hatte einen erschöpften Gesichtsausdruck aufgesetzt.
"Genau das ist der Unterschied bei euch beiden. Du bist noch ein Junge, Jiminie. Und er ist ein Mann.", nach dieser Aussage ging ich auf ihn zu, packte ihn bei den Schultern.
"Du weißt genau, dass ich dich von nichts abhalten würde, aber du hast bei dieser Geschichte deine Chance vertan. Du hast zu spät begriffen, dass sie dir wirklich einer stehlen könnte und jetzt ist es bereits zu spät.", ich löste meinen Griff und wandt meinem Freund anschließend den Rücken zu.
"Misch dich nicht ein. Sie hat schon genug damit zu kämpfen."
Manche Dinge im Leben sollten lieber unausgesprochen bleiben. Und das hier war eine davon.
Und dann ging ich, ohne mich nochmal nach ihm umzusehen.
»Sungseuls Sicht«
-Zwei Tage später-
Unbehagen wuchs in mir, als ich entdeckte wie Taehyung mit Yoongi in den Laden hereinspaziert kam.
"Hey, Chaeyoung!", grüßte Tae meine Kollegin, bevor er mich entdeckte.
Mein Blick blieb allerdings an Yoongi hängen, der mich intensiv musterte.
An dem Abend, als ich ihn aus dem Regen gefischt und nach Hause gebracht habe, bin ich sofort gegangen, nachdem ich wach geworden war.
"Wir sind hier um die Wette einzulösen.", erklärte mir mein bester Freund strahlend.
Und da bist du auf die glorreiche Idee gekommen das hier zu machen. Danke, mein Freund.
Ich würde ihn so gerne mit dem Kabel für den Föhn neben mir strangulieren, doch dan fiel mir etwas ein. Achja, stimmt. Du liebst den Schwachmaten.
"Sie ist die Frisörin hier.", ich deutete mit dem Kinn auf Chaeyoung.
"Ich bin hier nur die Visagistin.", erinnerte ich Taehyung nochmals.
Mit Haaren hatte ich überhaupt nichts am Hut.
"Ich weiß, meine Liebe.", selbstgefällig beugte er sich zu mir herunter und drückte mit einer Hand meine Wangen beisammen, sodass ich einen Fischmund bekam.
"Aber da mein Motto lautet: 'Mach's richtig, oder lass es bleiben' habe ich mir überlegt, dass wir unseren Freund zu einem kompletten Make-Over verhelfen."
"Und darauf hast du dich eingelassen?", ich sah rüber zu dem -noch- blonden jungen Mann, nachdem ich mich aus Taehyungs Pranken befreit hatte.
Yoongi wollte gerade etwas erwidern, als Tae ihn davon abhielt.
"Er hat hier gar nichts zu melden! Chaeyoung, schnapp ihn dir, bevor er es sich anders überlegt!"
Lachend boxte ich dem Älteren gegen seinen Brustkorb und schüttelte sprachlos meinen Kopf.
[...]
Puterrot angelaufen presste ich die Lippen aufeinander, da mich Yoongi keine einzige Sekunde aus den Augen ließ.
"Fall mir bloß nicht in Ohnmacht!", stichelte Chaeyoung neben mir.
Die neue Haarfarbe stand ihm wirklich total gut und gefiel mir sogar noch mehr, als sein blond. Nicht, als hätte er mir vorher nicht gefallen! Es war bloß so anders, vor allem, weil ich seinem Gesicht so nahe kommen musste.
Mein Herz raste und ich hoffte, dass er dies nicht mitkriegen würde.
Ich wich seinem Blick aus, da mich seine ruhige Art so verunsicherte. Was zum ersten Mal der Fall war. Sonst machte es mir nichts aus, wenn er in seiner 'Low Energy' Phase war. Doch Heute machte es mich richtig nervös.
"Fertig.", ich war stolz, dass ich geschafft hatte nicht zu stottern.
"Heol, du siehst aus als wärst du einer Boygroup entflohen, Hyung.", kommentierte Taehyung unser Werk sichtlich beeindruckt.
Yoongi brauchte ihn nur anzusehen, um ihn zum Schweigen zu bringen.
Ein Wort mehr von ihm und er könnte sein eigenes Grab schaufeln gehen.
"Können wir jetzt gehen?", fragte er Tae mit rauchiger Stimme.
"Klaro, hab das Geld vorne liegen lassen."
"Ihr müsst bei uns doch nicht bezahlen.", meinte Chaeyoung.
"Wenn schon, denn schon. Wir sehen uns später, Seul. Bye, bye." , Tae zerzauste mein Haar und folgte Yoongi, der zum Abschied bloß wortlos seine Hand hob.
Erleichterung überflutete mich, nachdem alle beide verschwunden waren und ließ mich auf einen der Frisörstühle fallen.
Entspannt legte ich den Kopf in den Nacken und schloss meine Augen für einen Moment.
"Ist es nicht schmerzhaft deine Gefühle für dich zu behalten?"
Ein Schmunzeln umspielte meine Lippen. Es war mittlerweile also so offensichtlich geworden.
"Keine Bange. Ich werde es ihm sagen.", versicherte ich meiner Freundin ehrlich.
"Wann denn?", hakte sie nach.
"Bald."
Und zwar an seinem Geburtstag.
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