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Als ich am Morgen aufwachte lag ich in ein Laken gewickelt auf dem Bett. Es hatte den Anschein als sei ich nicht eigenständig hierher gekommen und mir fehlte auch jegliche Erinnerung daran, ins Bett gegangen zu sein.
Langsam wickelte ich das Laken ab, kroch aus dem Bett und lugte vorsichtig zur Couch, auf der Chap mit einem Arm über seinen Augen ruhte. Seine Lippen waren einen Spalt breit geöffnet, sein Brustkorb hob und senkte sich langsam. Da wusste ich das er noch tief und fest schlief. Auf Zehenspitzen ging ich zum Badezimmer, warf die Dusche an und während ich so da stand und meine Klamotten langsam ablegte musste ich schmunzeln über meine Aktion vergangenen Abends. Das ich einfach so auf seinen Schoß geklettert war und geküsst werden wollte passte so gar nicht zu mir, allerdings wollte ich die Erinnerung und das Gefühl seiner Lippen auf meinen auch keinen Moment mehr missen.
Wie in Trance fuhr ich meine Lippen mit dem Zeigefinger nach, als könnte ich seine noch immer spüren. Er bewegte etwas tief in mir, von dem ich keine Ahnung hatte das es überhaupt existierte.
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Nach einer langen und ausgiebigen Dusche kam ich zurück ins Wohnzimmer und Chap war verschwunden. Das Sofa war wieder ordentlich hergerichtet, doch seine Tasche am Fuße des Sofas zeugte davon das ich mir ihn nicht nur eingebildet hatte. Er war wirklich hier, bei mir. Nur eben in diesem Moment nicht.
War er davon gelaufen weil er gemerkt hatte das er wegen mir - einem Fehler - alles weggeworfen hatte?
Ich kam nicht dazu mich lange genug mit diesem düsteren Gedanken zu befassen, denn Chap kam durch die Haustür und lächelte, als er eine Tüte voller Brötchen hoch hielt. Er hatte Frühstück besorgt und all meine Zweifel lösten sich in Luft auf.
Während wir also so da saßen und frühstückten merkte ich wie er mir immer mal wieder verstohlene Blicke zu warf. Er sprach das was vergangenen Abend geschehen war nicht an und auch ich hielt mich zurück, musste ich doch einmal für mich selbst herausfinden was genau das bedeutete. Wieso schämte ich mich ein wenig für meinen Vorstoß, sobald der neue Tag angebrochen war? Es war kein Fehler, wie ich sonst immer dachte... Aber es erhitzte mein Gesicht derart das es wieder einer Tomate gleich kam.
Das blieb nicht unbemerkt.
"Worüber denkst du nach, kleine Tomate?" witzelte er und warf abwehrend die Hände in die Luft um die Krümel, die ich ihm entgegen warf abzuschmettern. Er war frech, aber auf eine ganz besondere Art. Eine, die mein Herz ein wenig hüpfen ließ. Schließlich baute er sich auf, weil er genug von meiner Attacke hatte. "Wenn du nicht umgehend aufhörst mich mit unserem Frühstück zu bewerfen muss ich dich bestrafen." murrte er und schob ein breites grinsen hinterher um das ganze locker zu halten und mir keine Angst zu machen.
Wie konnte er aber auch wissen, daß meine Angst ihm gegenüber schon längst verblasst war?
Ich provozierte weiter, wollte sehen was er aufzubieten hatte. Mit einer Serviette tupfte er seinen Mundwinkel ab, warf die Serviette dann auf den Tisch und umrundete ihn, bis er direkt neben mir stehen blieb. Dann griff er sofort an, zog mich hoch und trug mich bis zum Sofa, auf das er mich anschließend warf. Doch das war definitiv nicht alles, denn er folgte, hielt meine Hände mit einer Hand über meinen Kopf und begann mich zu kitzeln. Er wusste ich hatte keine Chance mich zu wehren.
Ich schrie und lachte, versuchte mich zu wehren und ihn abzuschütteln, hatte allerdings keine Chance. Nicht zuletzt weil meine Bemühungen eher halbherzig waren...
"Na, hast du genug?" murmelte er und kitzelte weiter. "Ich kann das den ganzen Tag machen, Selena... Und es gibt nichts was du tun kannst um das aufzuhalten."
Seine Augen hatten einen intensiveren Ton angenommen und blickten jetzt unter leicht gesenkten Lidern auf mich herab. Seine Berührungen ähnelten nun eher Streicheleinheiten anstatt einer Kitzel - Attacke und das verriet auch meine Atmung. Mein Geschrei hatte geendet in dem Moment als er mich berührte als würde er mich anbeten. Mein Herz schlug so schnell gegen meinen Brustkorb das ich Sorge hatte er würde es auch bemerken, doch er sprach es nicht an.
Seltsamerweise spürte ich tief in meinem Inneren so etwas wie Begierde... Die wenig später sofort unterbrochen wurde, als er blinzelte und von mir herunter kroch. Er rieb sich durchs Gesicht, setzte ein schmales Lächeln auf. "Tut mir leid. Ich wollte nicht zu weit gehen." flüsterte er. Er dachte er hätte etwas falsch gemacht, doch das stimmte nicht.
Aber ich war zu feige, hatte zu wenig Mut es ihm zu sagen... Und so blieb ich still und ließ ihn in dem Glauben, etwas falsch gemacht zu haben. Es war erbärmlich.
/
Wir verbrachten den Tag getrennt voneinander, weil er noch einige Dinge zu regeln hatte, wie er sagte. Gestriegelt und in seinem besten Anzug, der ihm im übrigen ausgezeichnet stand und seinen knackigen Hintern nur noch mehr zur Geltung brachte, verließ er meine Wohnung.
Die Sonnenbrille saß und verbarg seine Augen als er sich durch die noch immer unten lauernden Paparazzi einen Weg bahnte.
Sie hatten Respekt vor ihm, manche wichen sogar einen Schritt zurück, aber die penetrante Art ihrer Wissbegierigkeit blieb und so folgten einige ihm, während andere darauf warteten, daß ich ebenfalls aus der Tür kam. Doch das geschah nicht, denn ich stand etwas weiter über ihnen am Fenster meiner Wohnung, wo ich in Sicherheit war.
In meiner Einsamkeit putzte ich die Wohnung, war aber ständig davon abgelenkt an das zu denken was zwischen uns war. Ich hatte durch meine Therapie gelernt Dinge klar zu benennen, machte davon allerdings äußerst selten Gebrauch. Ich war wohl nicht so mutig wie ich dachte und lief sogar jetzt rot an, als ich daran erinnert wurde, wie nah er mir gewesen war. "Herrgott, Selena. Reiß dich zusammen." murmelte ich und rügte mich selbst, was das ganze nicht besser machte.
Ich hatte so viel dafür getan aus meiner Lethargie zu entkommen, der anhaltenden Angst zu entfliehen, aber nun war ich kurz davor genau da wieder zu landen. Inmitten einer irrationalen Angst, die mich fest im Griff hatte. Das konnte ich nicht zulassen. Ich musste kämpfen, mal wieder. Ich musste etwas tun bevor ich Chap endgültig vergraulte, denn das wollte ich nicht. Nicht dieses mal.
Einer der Therapeuten sagte damals, das es hilfreich wäre Dinge laut auszusprechen. Auch, wenn man mit sich selbst alleine war und haderte... Und genau das versuchte ich jetzt mehr denn je. Ich redete mit mir, als wäre ich eine zwiegespaltene Persönlichkeit und war froh das Chap das nicht mitansehen musste. "Ich muss aufhören mir etwas vorzumachen..." zischte ich und schrubbte den Boden, als meine Gedanken mich plötzlich innehalten ließen.
Mein Kopf schoss hoch, sodass ich zum Sofa schauen konnte. Fast als wäre Chap darauf gesessen, sprach ich mehr zu ihm als zu mir... "Ich will mehr. Ich brauche es."
Und damit war alles was ich anzweifelte, was mir Angst machte für den Moment ausgelöscht.
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