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Kapitel 49: Sol

In rasender Geschwindigkeit fielen wir immer tiefer, als würde eine unsichtbare Macht uns in den Abgrund stürzen wollen. Ich klammerte Horus ganz fest an meine Brust, als ich plötzlich den staubig trockenen Boden auf mich zukommen sah. Die Landschaft, die sich unter uns erstreckte, bestand aus einem braunroten Untergrund, den man wohl eher als Dreck als Erde bezeichnen konnte.

Schnell schloss ich die Augen und drehte mich so, dass ich auf dem Rücken landen würde, um Horus so gut es mir möglich war, vor möglichen Verletzungen zu bewahren. Ich hatte absolut keinen blassen Schimmer, ob ich in dieser Welt sterben konnte, doch das war in diesem Moment auch egal.

Der staubige Boden kam immer näher.

Gerade als ich mich für den Aufprall wappnete, stoppte mein Körper mitten in der Luft. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und salzige Schweißperlen liefen mein Gesicht hinab und benetzten meine ausgetrockneten Lippen. Blinzelnd öffnete ich die Augen und schaute in ein gleißend helles Licht, dass der unserer Sonne sehr ähnlich war.

Was zur Hölle war das denn gerade?, krächzte Horus, während er sich panisch aus meinem Griff befreite und wild mit den Flügeln wedelte. Erst in diesem Moment fiel mir ein, dass ich Horus hätte gar nicht festhalten müssen. Immerhin konnte er fliegen.

,,Ich habe keine Ahnung'', murmelte ich, während ich meinen Kopf nach links und rechts drehte, nur um zu bemerken, dass ich nur wenige Zentimeter über dem vertrockneten Erdboden schwebte. Genau. Ich schwebte. Doch lange konnte ich mich darüber nicht freuen, denn wenige Augenblicke später wurde ich schon von der Illusion beraubt, ich würde ewig in diesem Stadium verweilen, da die Schwerkraft mich dem Anschein nach doch nicht vergessen hatte und ich knallhart im seichten Dreck landete. Natürlich mit dem Gesicht voran.

Ich hustete und spuckte zähen Staub aus, der sich in meinem Mund zu einer schwarzen Flüssigkeit formte. Angewidert verzog ich das Gesicht.

Der Rabe krächzte laut, dass sehr verdächtig nach einem Lachen klang. Horus stand aufrecht auf seinen zwei Beinen neben mir und schaute mich mit schiefgelegtem Kopf erwartungsvoll an.

Wenigstens war der Aufprall nicht so schlimm wie erwartet, sieh es positiv, hörte ich Horus in meinen Gedanken schmunzelnd sagen.

Ich stützte meine Arme ab und rappelte mich unter schmerzenden Gliedern hoch.

,,Schön, dass du deinen Spaß hast, Horus.''

Der Vogel hat eine ganz schön große Klappe. Vielleicht sollten wir sein Gesicht auch mal in den Dreck ditschen?, murrte Amy, während sie schon drauf und dran war, die Kontrolle über meinen Körper zu übernehmen, um ihr Vornehmen in die Tat umzusetzen.

Der Knochenmann lachte boshaft auf. Ihm gefiel Amys Vorschlag. Selbstverständlich tat er das.

Ich verdrängte ihre totnervigen Stimmen in den Hintergrund und schaute mich stattdessen um. Hier gab es absolut nichts außer dem sandroten Dreck und der übermäßigen Lichteinstrahlung, die meine Augen brennen ließen. Es war die reinste Einöde. Ich fühlte mich, als wäre ich mitten im Nirgendwo des Death Valleys gelandet, nur dass man dort Vegetation und die Spur von lebenden Wesen erkennen kann. Doch hier war absolut Nichts.

Ein ungutes Gefühl formte sich in meiner Magengegend.

Hier sollte Atlas den Rest seiner Existenz verbringen?

Bei dem Gedanken trieben sich mir sofort wieder die Tränen in die Augen. Aber ich blinzelte sie schnell beiseite, da ich mir in diesem Moment keine Schwäche erlauben durfte. Immerhin war ich schon so weit gekommen.

Was machen wir jetzt, Herrin?, fragte mich Horus, während er in der Zwischenzeit auf meiner Schulter Platz genommen hatte.

Ich ballte die Hände zu Fäusten.

,,Wir suchen ihn und werden ihn finden, weil er derjenige ist, nach dem wir uns am meisten sehnen'', sagte ich mit einer solchen Entschlossenheit, dass ich gar nicht daran zweifelte, wir könnten ihn nicht finden.

Aber anstatt wild darauf loszulaufen, schloss ich die Augen und dachte zurück an all die schönen Momente, die wir miteinander geteilt hatten. Ich sah sein Gesicht vor mir, das voller Glück strahlte, als wir durch die Straßen Roms liefen und erinnerte mich an seine silbrigen Augen, die mich schüchtern angeblinzelt hatten, als unsere Lippen sich das erste Mal im Tropenhaus berührt hatten. Wenn ich mich nur genug anstrengte, dann spürte ich noch jetzt das Kribbeln meiner Haut, als er mich in eine Umarmung zog und seinen Kopf an meinem Schulterblatt abgelegt hatte. Ich konnte ihn spüren, weil sein Geist ganz nah bei mir war und seine Seele sich nach ihm sehnte, so wie ich es tat.

Sol, es hat funktioniert. Da...da ist er, krächzte der Vogel erfreut auf und schlug wild mit den Flügeln um sich, sodass er meine Haare aufwehte.

Sofort riss ich die Augen auf.

Die Landschaft hatte sich verändert. Obwohl ich noch immer mit den Füßen im staubigen Sand stand, erstreckte sich vor mir ein breiter und zugleich tiefer Abgrund. Er war so groß, dass ich ihn niemals überwinden könnte. Es mussten mindestens zehn Meter zwischen uns und der Steilklippe liegen, die am anderen Ende des Abgrunds imposant hervorragte.

Und an seiner Spitze stand Atlas.

Mein Atlas.

Tränen, die ich die ganze Zeit tapfer zurückgehalten hatte, strömten nun ungehindert über mein Gesicht. Meine Lippen bebten und mein Körper begann zu zittern, da ich es nicht glauben konnte, dass ich ihn noch einmal sehen durfte.

Sein Blick war von mir abgewandt in die Ferne gerichtet.

Ich konnte mein Glück kaum fassen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Es rief nach ihm. Jede Faser meines Körpers wollte zu ihm, doch ich war nicht in der Lage, mich zu bewegen.

,,Atlas'', rief ich mit zittriger, aber lauter Stimme, in der Hoffnung, dass er mich über diese Distanz hören konnte, doch er rührte sich kein Stück.

,,Ich bin gekommen, um dich zurückzuholen'', schrie ich noch eine Oktave höher, aber wieder zeigte er keine Reaktion.

Plötzlich bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Der Knoten in meinem Magen vergrößerte sich, je verzweifelter ich versuchte, seine Aufmerksamkeit zu bekommen.

,,Atlas, kannst du mich hören? Ich bin es, Sol.''

Die Tränen des Glücks verwandelten sich in Tränen der Verzweiflung.

Ich werde zu ihm fliegen. Mach' dir keine Sorgen, Herrin, sagte Horus und hob mit kräftigen Schwingen von meiner Schulter ab.

Mit zitternden Beinen beobachtete ich dem Raben dabei, wie er mit schnellen und hektischen Bewegungen auf seinen ältesten Freund zuflog, doch je weiter er flog, umso größer wurde die Kluft zwischen ihnen. Je näher er Atlas kam, umso weiter entfernte er sich von ihm.

,,Stopp, Horus! Das bringt nichts. Komm...komm bitte zurück'', rief ich mit brüchiger Stimme und sah das Ende unserer Rettungsaktion schon vor meinen Augen aufblitzen. 

Mit gesenktem Kopf kam er auf mich zu und landete auf meinem ausgestreckten Arm.

Die Grenzwelt lässt mich nicht zu ihm, sagte Horus leise, während er seinen Kopf einzog und sich ganz klein machte.

Das...das konnte nicht sein. Ich war so weit gekommen und nun...

Meine Schultern bebten, als ich den bitteren Geschmack der Ungerechtigkeit auf meinen Lippen schmeckte.

,,Atlas! Bitte! Du musst dich nur umdrehen. Ich bin genau hier. Ich...'', schrie ich und klopfte mir auf mein Herz, in der Hoffnung, er könnte es spüren.

,,Er kann dich nicht hören, weil er dich hier in der Grenzwelt nicht wahrnehmen kann'', sagte eine fremde Stimme hinter meinem Rücken.

Ich zuckte zusammen und fuhr zu der melodischen Stimme herum. Dabei erblickte ich die wohl schönste Frau, die ich jemals gesehen hatte. Ihre große Gestalt strahlte eine solche Anmut aus, dass ich mich unbewusst fragte, ob sie ein Engel war. Schnell verdrängte ich den Gedanken wieder, während mein Blick über ihr langes, blondes Haar bis zu ihrem weißen, bodenlangen Kleid wanderte, das an den Schultern frei lag.

,,Wer bist du?'', fragte ich mit belegter Stimme, während ich mir die Tränen von der Wange wischte.

Das Lächeln der feengleichen Frau wurde noch breiter. Ihre Haut strahlte elfenbeinfarben und wirkte, als wäre sie aus Porzellan. Das schmale Gesicht, die hohen Wangenknochen und die tiefen, olivgrünen Augen wirkten nicht, als wäre sie menschlich.

,,Mein Name ist Grace und ich wache über die Grenzwelt'', antwortete sie mir mit ihrer weichen Stimme.

Bei der Erwähnung ihres Namens stockte ich. Mein Gehirn lief auf Hochtouren, da ich mir sicher war, dass ich ihn schon einmal irgendwo gehört hatte. Nur wusste ich nicht, wo.

Wieder nahm ich sie genauer unter die Lupe. Ihr Körper schimmerte, als sei sie die Sonne selbst. Mein Blick wanderte höher bis zu ihrem Schlüsselbein, an dem ich hellrote Linien entdeckte, die sich bis hinunter zu ihrer Brust schlängelten. Ich zog die Augen zusammen und fokussierte die roten Markierungen genauer.

Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

,,Du bist die Seelengefährtin von Athanasios. Du bist diejenige, die sich geopfert hat, um die Ebenen im Gleichgewicht zu halten'', rief ich schwer atmend, während ich einen Schritt zurückschreckte. Die Erkenntnis traf mich tief.

Grace versuchte durch Resignation den Schmerz in ihren Augen zu verbergen, als sie den Namen des Gottes der Schattenwelt hörte, doch ich bemerkte, wie ihre Augen einen matten Unterton annahmen und ihre Atmung sich verflachte. Dass sie bei meinen Worten erstarrte, zeigte mir nur, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag.

Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, doch da hatte sie sich schon wieder gefangen.

,,Er hat dir also von mir erzählt'', sagte sie atemlos und ein kleines, stolzes Lächeln trat auf ihre rosigen Lippen.

Ich zögerte, denn ich wollte sie nicht verletzen und die Hoffnung in ihren nun hellstrahlenden Augen auslöschen. Aber gleichzeitig wollte ich sie nicht anlügen. Nicht, wenn sie genau wie Atlas in dieser Welt gefangen war. Deshalb schüttelte ich zögerlich den Kopf.

,,Es tut mir leid, Grace, aber soweit ich es von Atlas weiß, hat Athanasios nie über dich gesprochen, nur Dante. Atlas meinte, es sei ein ungeschriebenes Gesetz, deinen Namen niemals in den Mund zu nehmen, wenn Athanasios in der Nähe wäre.''

Ich schluckte schwer und mein Magen krampfte sich zusammen, als ich sah, wie diese herzensgute, starke Frau bei meinen Worten in sich zusammensackte. Sie versuchte noch, ihre göttliche Haltung zu bewahren, indem sie ein gezwungenes Lächeln aufsetzte, doch jeder Blinde konnte sehen, wie sehr sie diese Information getroffen hatte.

Vorsichtig ging ich auf sie zu und legte ihr tröstend meinen Arm auf die Schulter, die unter meiner Berührung bebten. Sie war eiskalt.

,,Oh'', flüsterte sie schwach, ehe sie wieder ein Lächeln aufsetzte, das nicht halb so aufrichtig wirkte, wie zuvor. ,,Das sieht ihm ähnlich.''

Ihre Enttäuschung und ihren Schmerz konnte ich deutlich in der aufgeladenen Luft um uns herum spüren.

Ich wollte ihr in diesem Moment nicht die Hoffnung nehmen, da niemand von uns wusste, was Athanasios wirklich fühlte. Aber so, wie ich ihn kennengelernt hatte, konnte er nicht dieses kalte Wesen sein, dass seine Seelenpartnerin einfach vergessen würde. Ich war mir sicher, dass da mehr dahinterstecken musste.

,,Ich glaube, du siehst das falsch. Er vermisst dich so sehr, dass er es nicht erträgt, deinen Namen zu hören, geschweige denn ihn auszusprechen. Vielleicht war er deshalb von Anfang an gegen unsere Seelenverbindung. Weißt du, er hat mich mehrfach gewarnt, doch ich habe seine Ratschläge immer ignoriert. Ich wollte seine harschen Worte nicht wahrhaben und sieh an, was es mir gebracht hat. Mein Seelenpartner steht nun auf der anderen Seite der Grenzwelt, auf ewig verdammt, hier auf mich zu warten. So wie du auf Athanasios zu warten scheinst.''

Dabei deutete ich auf Atlas, der mir noch immer den Rücke zugekehrt hatte und mitten ins Nichts starrte. Was er wohl die ganze Zeit in dem endlosen Himmel suchte?

Grace seufzte ergeben. Ihre olivfarbenen Augen, die auf mich katzenförmig wirkten, bedachten mich mit einem traurigen Blick.

,,Es stimmt, was du sagst, aber doch gibt es zwischen unseren Geschichten einen gewaltigen Unterschied. Während du alles dafür gibst, Atlas zurückzuholen, hat Athanasios die Grenzwelt immer gemieden. Denn um zu mir zu gelangen, müsste er seine Dunkelheit aufgeben. Diesen Preis ist er nicht bereit, zu zahlen. Ich möchte dir zwar gerne glauben, dass er mich vermisst, aber ich kenne ihn besser als du. Er hat mich nie geliebt und er wird niemals nach mir suchen. Das ist mein Schicksal und ich habe es schon vor langer Zeit akzeptiert. Aber nur weil ich hier auf Ewigkeiten eingesperrt bin, heißt das nicht, dass ihm das gleiche Schicksal widerfährt.''

Dabei zeigt sie auf Atlas. Mein Herz macht einen Salto und ließ es hoffnungsvoll in meiner Brust schlagen. Ihre Worte waren gefährlich für mich. Denn sie bedeuteten Hoffnung.

,,Willst du damit andeuten, es gebe einen Weg, ihn hier heraus zu holen?''

Horus tänzelte unruhig auf meinem Arm hin und her, sodass sich seine Krallen in meine Haut spießten.

,,Den gibt es, aber ich muss dich warnen: es fordert einen hohen Preis. Denn es kommt ganz auf dich an, wie viel du aufgeben würdest, um ihn zurückzuholen.''

Ich musste über diese Frage nicht lange überlegen.

,,Alles'', sagte ich mit felsenfester Stimme. ,,Ich würde alles aufgeben, nur um ihn noch einmal meinen Namen sagen zu hören'', setzte ich mit Nachdruck hinterher.

Wieder lächelte Grace.

,,Das habe ich mir gedacht, Seelenmädchen. Dieser Mann kann sich glücklich schätzen, dich als seine Seelenpartnerin zu haben. Nicht jedem ist dieses Glück vergönnt'', bemerkte sie traurig.

Ich wollte sie trösten, doch jedes Wort erschien mir in diesem Moment fehl am Platz.

,,Bitte sag mir, was ich tun muss, um ihn aus der Grenzwelt zu befreien.''

Ich bemerkte kaum, dass ich meinen Griff um ihre Schulter verstärkte.

,,Nur ein Mann ist in der Lage, Seelen zu formen, die er dann in die Menschen einpflanzt'', sagte Grace und schaute dabei sehnsuchtsvoll in die Ferne.

,,Athanasios'', hauchte ich und sah sofort meine Chancen schwinden. Wieso musste am Ende immer alles auf ihn herauslaufen?

,,Du musst ihm in seinem Reich der Schatten aufsuchen. Bitte ihn, Atlas' Seele zu rekonstruieren. Im Gegenzug gibst du deine neugewonnene Macht auf und verlierst seine Seele und die Fähigkeit zwischen den Welten zu wandeln.''

Oh wow, das ist ihr genialer Plan? Hey, Schwester, die ist genau so wahnsinnig, wie wir beide, rief Amy erfreut, während sie einen Boogie-Woogie in meinem Kopf aufführte.

,,Athanasios wird mir den Kopf abreißen, wenn ich die Schattenwelt betrete. Außer ihm war noch nie jemand dort.'' Eine leichte Panik schwang in meiner Stimme mit, als ich mich an all die Warnungen von Horus, Dante, Atlas und Athanasios selbst erinnerte.

Ich schluckte schwer, doch der Kloß in meinem Hals löste sich nicht.

,,Das ist der einzige Weg. Wie ich zuvor schon sagte, es liegt an dir, wie weit du bereit bist, für ihn zu gehen. Doch ich gebe dir recht. Es wird kein leichtes Unterfangen werden.''

,,Er wird mir nicht helfen'', sagte ich frustriert und rieb mir den Schweiß von der Stirn. Denn zu oft hatte er gesagt, ich müsste die Konsequenzen für mein Handeln selbst tragen. Es zerriss mir das Herz, dass meine einzige Chance, Atlas zu retten, vor meinen Augen zu Staub zerfiel.

,,Er wird dich anhören. Auch wenn er es ungern zeigt, ist er ein aufrichtiger Mann. Er wird deine Selbstlosigkeit anerkennen. Und wenn er nicht einwilligt, gib ihm das von mir.''

Vorsichtig löste sie den Verschluss ihrer Halskette, an der ein silberner Sonnenblumenanhänger baumelte. Sie hielt mir die zarte Silberkette entgegen. Zaghaft nahm ich sie entgegen und betrachtete sie eingehend. Die eine Seite der Sonnenblume war glänzend, während die andere Hälfte dunkle Flecken aufwies.

,,Wenn du ihm die Kette gibst, wird er wissen, dass ich dich geschickt habe. Ich hoffe, dass er dann, wenn er weiß, dass ich als das Gleichgewicht meine Zustimmung gegeben habe, er sich anders entscheidet. Das ist das Einzige, was ich für dich tun kann. Ich weiß, es ist keine Garantie, aber...''

,,Nein'', unterbrach ich sie. ,,Es ist mehr, als ich mir zu träumen erhofft habe. Ich kann dir nicht sagen, wie dankbar ich bin. Ich werde für alle Ewigkeiten in deiner Schuld stehen.''

Grace lächelte mich warm und herzlich an.

,,Ich werde es wissen, wenn du es geschafft hast. Aber du musst jetzt gehen. Je länger du hier bleibst, umso mehr Zeit vergeht in der Realwelt. Es ist besser, wenn sein Geist sich schnellstmöglich wieder mit seiner Seele verbindet. Die Grenzwelt hat die schlechte Angewohnheit, dass die verlorenen Geister nach einer gewissen Zeit mit der Grenzwelt selbst zu verschmelzen beginnen. Du hast deshalb nicht viel Zeit.''

,,Was ist mit dir?'', fragte ich sie und zog meine Augenbrauen leicht nach oben.

,,Mach dir um mich keine Sorgen. Für mich ist es schon längst zu spät. Aber für euch beide nicht.''

Noch ehe Grace reagieren konnte, hatte ich die kurze Distanz zwischen uns überwunden und sie in eine tröstende Umarmung gezogen. Es war seltsam, denn statt einem warmen Körper spürte ich nun nichts mehr zwischen meinen Händen. Dort, wo eigentlich der Stoff ihres Kleides sein sollte, nahm ich nur eine warme Brise wahr. Fast, als würde sie beginnen, sich aufzulösen. Oder nein. Vielmehr als verschmelze sie mit der Umgebung.

,,Irgendwann wird er kommen und dich hier raus holen. Und wenn ich ihm dafür in seinen göttlichen Arsch treten muss. Er wird kommen. Warte nur noch ein bisschen, okay?'', flüsterte ich ihr zu.

Ihr glockenklares Lachen schallte durch die Grenzwelt und erfasste jede Faser meines Körpers.

,,Ich wünsche dir viel Glück dabei, Seelenmädchen.'' Sie schien mir nicht zu glauben, doch sie kannte mein unermüdliches Durchhaltevermögen nicht.

Ich löste mich von ihr und schaute noch einmal über ihre Schulter. Meine Augen suchten Atlas, der in der kargen Wüste meinen Namen rief. Seine tiefe Stimme, die jedes Mal eine Gänsehaut in mir ausgelöst hatte, konnte ich deutlich hören. Mein Herz zog sich noch fester zusammen, da es nichts anderes wollte, als ihm nah zu sein. Ich wollte ihn nicht schon wieder verlassen, doch ich hatte keine andere Wahl.

Diess Mal schaute er mich direkt an und doch konnte er mich nicht sehen. 

Eine einzelne Träne trat mir aus dem Augenwinkel, doch ich wischte sie nicht weg.

Horus und ich holen dich hier raus. Das verspreche ich bei meinem Leben.

Der Rabe krächzte zustimmend.

Und mit diesen letzten Gedanken drehte ich mich um und ging geradewegs auf die hellblaue Holztür zu, die auf magische Weise vor mir auftauchte. Ich glaubte daran, dass wir uns irgendwann wiederfinden würden. Vielleicht nicht mehr in diesem Leben. Doch ich würde in all den nachfolgenden immer nach ihm suchen.

Bevor ich die Tür öffnete, warf ich noch einmal einen Schulterblick nach hinten. Grace winkte mir zu und gab mir mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass ich gehen sollte. Fest umschloss ich das kalte Metall ihrer Kette, die Athanasios ihr einst vor langer Zeit geschenkt haben musste, mit meiner Faust.

Ich wusste nun, dass meine Aufgabe viel größer war, als ich ursprünglich dachte. Das bedeutete, ich durfte nicht versagen, denn es hing nicht nur die Zukunft von Atlas daran, sondern nun auch die von Grace.

Wie Hailee immer so schön sagte: Versagen war keine Option.

Stimmt! Der richtige Spaß steht uns doch erst noch bevor, rief Amy enthusiastisch und schuppste mich zurück in den Korridor.

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