Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 33: Sol

Ein tiefes, summendes Geräusch vermischte sich mit meinem Traum, den ich jede Nacht durchlebte. Das Summen wurde stärker, je näher ich dem Abgrund kam. Doch ich wusste, auch wenn ich in den dunklen Schlund stürzte, würde ich wieder am gleichen Punkt aufwachen und die Jagd begann von Neuem. Gerade als ich einen Fuß über das dunkle Nichts hielt, um zu fallen, schlug ich plötzlich die Augen auf. Erste Sonnenstrahlen schlichen sich schleichend durch die bodenlangen, seidenen Vorhänge und erhellten den Raum mit schwachem Licht.

Ich blinzelte, um mich zu orientieren. Weiße Wände und ein Fußboden, der noch immer von meinen Klamotten übersät war, starrten mir entgegen. Neben meinen rosaroten Socken und meiner dunklen Jeans sah ich einen schwarzen, langen Mantel, der sich nahezu perfekt in dem Chaos anzupassen schien.

Wie gestern Abend und all die vergangenen Nächte zuvor, seit ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wachte ich jeden Morgen auf einer weichen Brust auf, die sich stetig hob und senkte. Noch immer lag mein Arm auf seinem Oberkörper und unsere Beine waren eng verschlungen. Meine Fingerspitzen ruhten auf der Stelle seiner Brust, unter der sich sein Herz befinden sollte. Und auch wenn Atlas sich sicher war, dass er keines besaß, spürte ich das leise, dumpfe Pochen, das vibrierend über meine Finger züngelte.

Je länger ich so liegen blieb und seinen ruhigen Atemzügen lauschte, umso größer wuchs dieses Geschwür von Angst in mir, nicht zu wissen, wie viele Tage ich noch auf diese Weise erwachen würde.

Vorsichtig wanderten meine Finger federleicht über seine nackte Brust. Mit jeder Berührung sprangen klitzekleine Funken auf meine Haut über. Seine Wärme hüllt mich ein wie eine dicke Wolldecke. Wenn ich bei ihm war, meine Seele ganz nah an seiner, dann spürte ich, wie mein Körper zur Ruhe kam und das Gefühl von innerem Frieden mich durchströmte. Wenn wir zusammen waren, fühlte ich mich endlich vollkommen. So musste es sich anfühlen, endlich nach Hause zu kommen.

Noch ein paar Momente erlaubte ich mir, in seiner Umarmung zu verweilen, auch wenn meine Augen die ganze Zeit an seinem Brustkorb hängen blieben, an dem seine Knochen scharf hervorstachen. In den letzten Tagen war mir aufgefallen, wie die Muskeln an seinem Oberkörper schwanden. Auch seine hohen Wangenknochen stachen immer mehr aus seinem schmalen Gesicht hervor und ließen ihn krank wirken. Fast skelettartig.

Langsam hob ich meinen Kopf von seiner Brust und sah in sein Gesicht. Statt wie jedem Morgen der vergangenen zwei Wochen seinen silbernen Iriden zu begegnen, die mich munter anfunkelten, stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass er tief und fest schlief. Eine Falte bildete sich auf meiner Stirn, als ich meine Augen zusammenzog. Das dumpfe Pochen in meinem Inneren verstärkte sich.

In diesem Moment erinnerte ich mich an eine ähnliche Situation von vor ein paar Tagen, als ich ihn gefragt hatte, ob er jemals schlief.

,,Ein Toter schläft nicht'', antwortete er mir und wandte den Blick von mir ab.

,,Du bist nicht tot'', flüsterte ich und zog sein kantiges Gesicht zu mir zurück. Als seine hellen Augen auf mich trafen, erfüllte mich eine Hitze, die ich nicht bezwingen konnte.

,,Aber auch nicht lebendig'', revidierte er meine Aussage. In seinem Blick lag eine solche Bitterkeit, dass sich mein Herz zusammenkrampfte. Er hatte nie gewusst, wie er mit seiner Rolle als Sensenmann zurechtkommen sollte. Darauf schien er noch immer keine Antwort gefunden zu haben.

,,Das stimmt nicht.'' Ich schüttelte den Kopf und legte meine Hand auf seine Brust, unter der ich ein dumpfes Pochen vernahm. Es war schwach, aber es war da. ,, Auch wenn du es selbst nicht sehen kannst, steckt mehr Leben in dir als Tod. Ich kann spüren, wie stark deine Seele ist und wie sehr sie dich lebendig macht. Athanasios muss sich damals in dir geirrt haben. Denn auch seine Schatten können nach all den Jahren nicht das Licht in dir vertreiben.''

Vorsichtig strich ich ihm eine verirrte, gräuliche Haarsträhne aus der Stirn.

Er hatte selbst gesagt, er könnte nicht schlafen. Niemals. Und doch schlief er tief und fest.

Schon in den vergangenen Tagen hatte ich bemerkt, dass er Schmerzen hatte. Auch wenn er es nie aussprach, sah ich, wie er mit sich kämpfte und sich täglich veränderte. Wenn ich ihn darauf ansprach, wechselte er das Thema oder ging mir aus dem Weg.

Ich fragte mich, wie lange er noch verbergen wollte, dass etwas nicht stimmte. Die dunklen Ringe unter seinen Augen wurden mit jedem Tag größer und bildeten einen Kontrast zu seiner erbleichten Haut, die zunehmend aschfahl wirkte. Das Tattoo auf seinem Hals verblasste immer mehr. Nur schwach waren noch die Konturen des Rabens zu erkennen. Während sie bei ihm fast vollständig verschwanden, wuchsen sie auf meiner Haut. Es wirkte fast, als würde es auf mich überwandern. Immer wenn ich ihn fragte, was das zu bedeuten hatte, sagte er mir, ich sollte mir keine Gedanken machen und dass es zu unserer Seelenverwandtschaft dazugehörte. Doch aus einem unerfindlichen Grund glaubte ich ihm nicht.

Während es mir selbst mit jedem Tag besser ging, wirkte Atlas immer erschöpfter. Ich fragte mich, ob es daran lag, dass er mir meinen Schmerz nahm, damit ich in meinen letzten Tagen unbeschwert leben konnte. Doch wenn es bedeutete, dass er meinen Schmerz spüren musste, wollte ich seine Fürsorge nicht. Doch immer, wenn ich ihn darauf ansprach, sagte er, dass es ihm gut ginge.

Im Endeffekt konnte ich Atlas nicht umstimmen. Vielleicht konnte er nur auf diesem Weg damit umgehen, dass unsere Zeit mit rasender Geschwindigkeit zu Ende ging. Mittlerweile musste ich mich im Endstadium befinden. Morgen hatte ich einen Termin bei Dr. Forster. Mir graute es davor und doch musste ich meinem Schicksal ins Auge sehen. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis Amy unseren Kampf über mich gewinnen würde. Ich würde wohl den August nicht mehr erleben. Doch das war okay. Zumindest war es das, was ich mir einredete.

Amy hatte sich in den letzten beiden Wochen nur noch selten zu Wort gemeldet. Es war fast so, als wäre sie endlich verstummt. Oder mein Gehirn hatte es endlich geschafft, ihr einen Maulkorb anzulegen.

Doch ich war froh darüber. Denn so konnte ich die Zeit mit Atlas genießen und musste mir kein genervtes Gestöhne anhören, wenn ich ihn wieder und wieder küsste.

Mein Blick wanderte über seine definierten Gesichtszüge. Leicht fuhren meine Fingerspitzen über seine Wange, über sein Kinn, bis zu seinen weichen Lippen. Langsam beugte ich mich vor und schloss die Augen, ehe ich seinen Mund mit meinen Lippen verschloss. Alles in mir begann zu kribbeln, als würde eine Armee von Ameisen über meine Haut marschieren. Ich genoss das Gefühl seiner kalten Lippen auf mir, ehe ich mich schweren Herzens von ihm löste.

Ich würde ihm heute einen Tag Ruhe gönnen. Er war sicherlich erschöpft davon, immer an meiner Seite zu sein.

Heute würde ich allein auf Arbeit gehen. Kain war in den vergangenen Wochen nicht aufgetaucht. Das würde er auch heute nicht.

Du bist naiv, wenn du das wirklich glaubst, murrte die nervige Stimme in meinem Kopf. Da war sie ja wieder. Ich hatte sie fast vermisst, aber eben auch nur fast.

Das ist eine richtig dumme Idee. Hey! Leg deine Beine zurück aufs Bett! Wehe, du stehst jetzt auf, tobte Amy in mir.

Doch ich ignorierte sie, wie eigentlich immer. Ich hatte einen Entschluss gefasst und mein Gehirntumor würde mich daran nicht hindern.

Sag am Ende nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!

Jaha, antwortete ich ihr, während ich mich leise aus dem Bett schlich. Schnell klaubte ich mir noch ein paar frische Klamotten vom Fußboden und machte mich im Bad fertig, ehe ich mit einem letzten Blick auf meinen schlafenden Seelenpartner die Wohnungstür leise hinter mir schloss.

Die kühle Morgenluft legte sich auf meine freien Unterarme und hüllte mich ein. Fröstelnd rieb ich mir die Arme warm, während ich zielstrebig, den Blick auf meine Füße gerichtet, den Weg zu meiner Arbeitsstelle lief. Wie jeden Tag herrschte auf den Straßen ein buntes Chaos aus schlaftrunkenen und passiv-aggressiven Autofahrern, die die Stadt zum Leben erweckten. Der Lärm störte mich schon lange nicht mehr.

Als ich die Ampel überquerte, schaute ich immer wieder nach links und rechts. Das Gefühl beobachtet zu werden war allgegenwärtig, doch ich schob es auf meine Paranoia, die schon immer besonders stark ausgeprägt war.

Und du glaubst nicht, dass das an unserem Schattenfreund liegt, der nur darauf wartet, uns umzubringen!?

Kain hatte sich nicht einmal blicken lassen. Doch aus irgendeinem Grund hallte seine letzte Warnung in meinen Gedanken wieder und ließ mich meine Schritte beschleunigen. Er hatte gesagt, ich würde nicht immer von ihnen beschützt werden. Und wahrscheinlich lief ich gerade direkt in seine Falle. Aber ein vollkommen verschobener Teil von mir brannte förmlich darauf, ihn wiederzusehen. Seine Worte gingen mir einfach nicht aus dem Kopf. Er hatte gesagt, er wollte mir nicht wehtun und dass ich es nicht verdient hatte. Ich hatte lange darüber nachgedacht. Im Endeffekt kam ich zu dem Schluss, dass auch er seine Gründe haben musste. Auch wenn er mich gewürgt und bis zur Ohnmacht gegen die Wand geschleudert hatte, konnte ich ihm nicht böse sein oder ihn hassen. Denn ich hatte den Ausdruck in seinen Augen gesehen, als er mich an die Wand gepresst gehalten hatte – sein Schmerz und sein Selbsthass waren förmlich greifbar gewesen. Irgendetwas passte in seiner Erscheinung nicht zusammen. Ich musste herausfinden, was er mit seinen Worten gemeint hatte.

Klar, voraussichtlich er ist in Plauderlaune und will nicht das Leben aus dir heraussagen, unterbrach mich Amy ironisch.

Noch während ich sah, wie eine dunkle, große Gestalt plötzlich wie aus dem Nichts vor mir auftauchte, war es zu spät. Ich konnte meine Schritte nicht mehr bremsen und krachte mit voller Wucht gegen einen breiten stahlharten Oberkörper. Schmerzend rieb ich mir die Nase, die sich anfühlte, als wäre sie durch den Aufprall gebrochen. Tränen traten mir in die Augen, doch den kurzen Militärschnitt und das überhebliche Grinsen meines Gegenübers würde ich unter tausenden Gesichtern ausmachen können. Seine Augen funkelten in einem tiefem Rubinrot. Wenn man vom Teufel sprach, musste man damit rechnen, dass er in der nächsten Sekunde vor einem auftauchte.

,,Ich sehe, du hast meine Warnung ignoriert, Seelenmädchen. Entweder du bist dumm oder lebensmüde. Ich bin mir noch nicht sicher, was auf dich zutrifft'', sagte er mit einem durchtrieben bösen Grinsen, während er nachdenklich den Kopf schief legte.

Sie ist ganz klar eine Mischung aus beiden, entschied dieses Biest und ließ mich die Augen verdrehen.

,,Auch schön dich wiederzusehen, Kain'', entgegnete ich und schob mich an ihm vorbei. Woher ich die Nerven hatte so zu reagieren? Ich hatte absolut keinen blassen Schimmer. Als er mein Gesicht nicht mehr sehen konnte, schluckte ich schwer und hoffte inständig, dass ich ihn nicht auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Warum redete ich auch immer, ohne darüber nachzudenken? Die kleinen Männchen in meinem Kopf liefen kreischend hin und her, während sie alle möglichen Alarmknöpfe drückten. Insgeheim bereitete ich mich schon auf mein Ende vor, indem ich die Augen zusammenkniff.

Doch zu meiner Erleichterung hörte ich ein tiefes Glucksen hinter mir. Der Schatten folgte mir und schloss kurzerhand zu mir auf. Mit einem Auge lugte ich zu ihm rüber. Kain überragte mich um mindestens zwei Köpfe. Seine Präsenz war so einnehmend, dass ich die Kälte in meinen Knochen spürte.

,,Eins muss man dir lassen. Mumm hast du.''

Was war los mit ihm? Wo war der Mann, der mich zu Tode gewürgt hatte? Aus einem reinen Impuls heraus entschied ich mich, mich auf ihn einzulassen. Wer wusste schon, was er im Schilde führte?

,,Was anderes bleibt wohl nicht übrig, wenn man sowieso bald stirbt'', entgegnete ich versucht gelassen. Dennoch ließ mich das Gefühl nicht los, dass Kain dieses Mal anders war als im Krankenhaus. Er wirkte nicht mehr so, als würde er mir am liebsten sofort den Kopf abtrennen. Zur Bestätigung lugte ich auf seinen rechten Unterarm, auf den das Kainsmal aus weißem Narbengewebe eingebrannt war. Es leuchtete und blutete nicht, wie beim letzten Mal. Ich sah das als gutes Zeichen an. Auch strömte er nicht solch eine blutlustige Aura aus.

Ja oder vielleicht ist er ein Sadist und zieht es nur gerne in die Länge?

Ich spürte seinen intensiven Blick auf mir, doch ich widerstand dem Drang ihn ebenfalls anzusehen. Stattdessen steuerte ich geradewegs auf das Bürogebäude zu.

,,Mag sein. Wo hast du deinen kläffenden Chihuahua gelassen?'', fragte er mit hochgezogener Augenbraue und schaute hinter mich. Doch er würde Atlas nirgendwo sehen.

,,Er schläft'', antwortete ich kurz angebunden, weil mir plötzlich die Lust vergangen war, mit ihm zu reden.

Dass Kain mitten in der Bewegung wie erstarrt stehen blieb, interessierte mich nicht. Erst als ich ihn leise fluchen hörte, drehte ich mich um. Als seine Augen sich auf mich legten, bildete ich mir ein, Sorge in ihnen zu sehen. Sofort wechselte die Stimmung zwischen uns.

,,Du hast keine Ahnung, was das bedeutet, oder?'', fragte er mich zähneknirschend.

Sofort war meine Aufmerksamkeit geweckt. Ich zog die Augenbrauen zusammen und legte die Stirn in Falten. Vielleicht würde Kain mir endlich die Antworten auf meine Fragen geben.

,,Was meinst du?'', fragte ich, als wüsste ich nicht, was er meinte.

Er trat einen gefährlichen Schritt auf mich zu, sodass unsere Körper sich beinahe berührten.

,,Stell dich nicht dumm, Seelenmädchen. Sensenmänner schlafen nicht außer wir...'' Er beugte sich zu mir herunter und legte seine kratzige Wange an mein Ohr. ,,sterben.''

Ich riss die Augen auf und stieß ihn von mir. ,,Das ist unmöglich'', sagte ich atemlos.

Doch Kain zog nur seine Mundwinkel nach oben. Seine Lippen lachten zwar, doch seine Augen sprachen eine andere Sprache. ,,Es sieht wohl so aus, als wärst nicht nur du lebensmüde, sondern auch deine zweite Hälfte. Passt ja'', sagte er spitz.

Die Angst in mir stieg. Fast panisch packte ich seinen massigen Arm und hielt ihn mit meinen beiden Händen fest, um ihn am Weiterlaufen zu hindern. Kains desinteressierter Blick glitt zu seinem Unterarm, als wäre ich eine lästige Fliege, die er schnell losbekommen wollte.

,,Was weißt du, was ich nicht weiß? Sag es mir!'' All mein gesunder Menschenverstand hatte sich nun endgültig von mir verabschiedet. Meine Fingernägel bohrten sich in seine Haut. Die Verzweiflung wuchs in mir.

Kain schnalzte mit der Zunge und riss sich mit einer geschmeidigen Bewegung von mir los.

,,Das solltest du ihn schon selbst fragen.''

,,Er wird es mir nicht sagen.''

Kains Augen verdunkelten sich kaum merklich.

,,Das sieht ihm üblich. Er war noch nie jemand gewesen, der seine Gedanken geteilt hatte. Nicht mal zu seiner Seelenpartnerin kann er ehrlich sein. Was für ein Jammer.''

Obwohl es mich nicht verletzen sollte, trafen mich seine Worte direkt ins Herz. Bedeutete das, er vertraute mir noch immer nicht?

Ein schmales Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und offenbarten ein Grübchen, das in seinem vernarbten Gesicht fehl am Platz schien.

,,Wenn er aufwacht und merkt, dass du nicht mehr an seiner Seite bist, wird er sowieso durchdrehen. Ich werde den Moment genussvoll auskosten und solange bei dir bleiben. Ich habe das Gefühl auf mich wartet heute etwas Großartiges.''

Mit diesen Worten drehte er sich um und steuerte auf die Drehtüre meiner Arbeitsstelle zu.

Ich blinzelte perplex und blieb wie angewurzelt stehen.

,,Ist es wegen mir?'', rief ich ihm mit zittriger Stimme hinterher und krallte dabei meine Fingernägel in meine Handflächen. Mein Puls schoss in die Höhe, als der mächtigste Schatten, der auf Erden wandelte, anhielt und gelangweilt seinen Kopf in meine Richtung drehte.

,,Jeder von uns muss irgendwann gehen. Manche von uns wählen ihr Ende eben selbst, diese heroischen Schwachköpfe'', antwortete er kryptisch, woraufhin sich mein Bauch schmerzhaft zusammenzog. Wieso zur Hölle konnte niemand mir eine klare Antwort geben?

,,Du hast meine Frage nicht beantwortet'', rief ich mit fester Stimme. Meine Geduld war langsam am Ende. Ich spürte, wie meine Seele kräftig pulsierte und gegen die Wände schlug.

,,Ich will eben nicht'', erwiderte er achselzuckend, ehe er sich von mir abwandte.

Dieser Typ ist noch frustrierender als dein Göttergatte. Anfangs dachte ich, wir hätten dieselben Vibes, aber irgendwie geht er mir tierisch auf die Eier, sprach Amy das aus, was ich fühlte, als ich hörte, wie Kain in dieser Situation anfing, fröhlich vor sich hin zu pfeifen.

Aus ihm würde ich nichts herausbekommen und doch hatte er mir etwas verraten, dass mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Atlas starb. Warum, dass wusste ich nicht. Aber wenn es stimmte, was Kain sagte, musste ich etwas dagegen unternehmen und es aufhalten. Vielleicht manipulierte er mich auch wie Athanasios einst. Doch ich konnte nicht das Risiko eingehen, seine unterschwellige Warnung nicht ernst zu nehmen. Zu viele Komponenten standen im Raum, die nicht zusammenpassten. Irgendetwas passierte mit Atlas und mir. Ich konnte es spüren. Nun war es an der Zeit, um zu handeln, bevor es zu spät war.

Ich ballte die Hände zu Fäusten und starrte in den von Wolken bedeckten Himmel, in der Gewissheit, dass Athanasios mich beobachtete. Noch ehe ich groß darüber nachdenken konnte, hatte mein verrücktes Ich eine Entscheidung gefällt.

,,Was ist, kommst du?'', rief Kain und warf mir einen auffordernden Blick zu, ehe er in der Drehtüre verschwand. Wenn mein Plan funktionieren sollte, musste ich mich zunächst normal verhalten, also folgte ich dem Schattenmann, der bereits im Foyer auf mich wartete.

,,Was willst du eigentlich hier?'', fragte ich ihn, als ich mit verschränkten Armen an ihm vorbei ging. Es wirkte so, als hätte unser vorheriges Gespräch nie stattgefunden.

,,Ich spüre, dass hier viele böse Seelen sind, die nur darauf warten, der Verdammnis zu begegnen.''

Angewidert sah ich in sein vor Gier strahlendes Gesicht. Hier würde er genug hochkarätige Arschlöcher finden, die es wohl verdient hätten, ein paar Albträume eingepflanzt zu bekommen. Jimmy konnte sich da gleich in die erste Reihe stellen.

,,Dann will ich dich mal nicht aufhalten'', sagte ich trocken und stieg in den menschenleeren Fahrstuhl. ,,Sicher, dass du mich nicht sofort töten willst, wie das letzte Mal?'', fragte ich als die Fahrzugtüren sich schlossen und die Stille seltsam erdrückend wurde.

,,Vielleicht später'', erwiderte er achselzuckend, während er seine Sense von der einen Hand in die andere fallen ließ.

,,Klar'', sagte ich gedehnt und drehte mich wieder um.

Ich biss mir auf die Lippen und schickte schnell ein Stoßgebet in den Himmel. Ich hätte auf Amy hören sollen, doch das hatte ich nicht. Mal wieder.

Noch während der Fahrstuhl in der zweiten Etage anhielt und die Türen sich öffneten, nistete sich ein Gefühl in mir ein, dass dieser Tag nur in einer Katastrophe enden konnte.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro