Komplikationen
Am nächsten Morgen gingen wir schon früher zur Lichtung. Die anderen waren bereits da, als wir eintrafen. Erneut stellten wir uns in einem Kreis auf.
Genervt blickte ich zu Amber.
„Mach es genau wie gestern und haltet Abstand.", gab ich ihnen deutlich zu verstehen.
Nickend sahen sie mir entgegen und Amber tat das, war die am besten konnte. Sie machte mich wütend. „Du spielst mit ihren Gefühlen du Freak! Glaubst du wirklich sie empfinden etwas für dich?!", zischte sie mir entgegen.
Umgehend nahm sie Abstand und provozierte mich nicht weiter. Ich zog an meiner Leine und die hielt. Über eine Stunde lang sandte ich Wut aus und zog sie wieder zurück. Es gelang mir, was mich erfreute.
„Jetzt etwas mehr Wut bitte.", unterbrach Luke die Stille und lächelte mich aufmunternd an.
„Was?! Wirklich jetzt schon?", Gab ich entsetzt von mir.
„Ja Isa, ich weiß dass du es schaffst. Du musst sie vollends unter Kontrolle haben.", nickte er mir bestätigend zu.
Amber provozierte mich für meinen Geschmack etwas zu sehr. Ich spürte bereits ein leichtes Kribbeln in meinen Fingerspitzen. Was kein sonderlich gutes Zeichen war. Ich zog leicht an der Leine, sie war längst nicht so straff und stabil wie sie hätte sein müssen. Dennoch versuche ich meine Wut zu zähmen. Ich spürte, wie die Funken zu sprühen begannen. Das Feuer in mir erwachte erneut zum Leben. Alarmiert blickten sich alle an.
Angestrengt versuchte ich die Leine zu halten und legte mich flach auf den Boden.
„Geht weg bitte! Ich... ich will... euch nicht... verletzten!",presste ich keuchend unter Schmerzen hervor und krümmte mich.
Amber, Jack und Jasper nahmen umgehend Abstand, nur Luke und Ian wichen mir nicht von der Seite. Lodernde Flamen krochen durch meine Venen und nahmen alles in ihren Besitz. Der Schmerz schoss ins Unermessliche. Die Zwillinge begannen sich ebenfalls zu krümmen. Luke berührte mich jedoch sanft an meiner Wange, ehe er zusammen mit Ian neben mir auf dem Boden landete. Die Schwärze fiel von allen Seiten auf mich ein.
„Scheiße man! Selbst auf der anderen Seite der Lichtung konnte ich es fühlen. Sie tut mir wirklich leid. Da, sie wird wach.", erklang Jack's Stimme besorgt.
Ich schlug vorsichtig meine Augen auf und setzte mich aufrecht. Mein Kopf drohte zu explodieren, so stark war dieser pulsierende Schmerz.
„Bitte, zwingt mich nicht dazu dies wieder zu tun! Es ist einfach furchtbar.", flüsterte ich heiser.
„Nein, für heute ist Schluss. Morgen fahren wir erst mal zu Olivia.", versuchte Luke mich zu beruhigen und half mir auf die Beine. Ian blickte gequält drein.
Wir verließen die Lichtung und gingen nachhause. Ich wollte einfach nur schlafen, diese Anfälle kosteten mich von mal zu mal mehr Kraft. Und ich wusste nicht, wie lange ich dem noch gewachsen war.
In Aviemore angekommen war ich äußerst schockiert, wieviele Dämonen heute unterwegs waren. Automatisch prüfte ich mein Gummiband und drehte nervös an meinem Ring.
„Seht ihr das? Nehmen die Menschen die denn überhaupt nicht wahr?", flüsterte ich den Zwillingen zu.
„Ganz schön viele. Was geht hier nur vor? Nein die Menschen erkennen sie meist erst, wenn es zu spät ist.", wisperte Ian.
Als wir den kleinen Buchladen erreichten, schlüpften wir schnell hinein. Olivia stand bereits mit dem Schlüssel an der Tür. „Na endlich, geht schon in mein Büro.", zwinkerte sie mir zu und sperrte ihren Laden ab.
„Wie ich sehe gab es weitere Anfälle. Geht es dir denn trotz alldem gut liebes?", fragte sie und schloss auch die Tür ihres Büros ab.
„Die gab es in der Tat. Wir haben versucht, meine Wut unter Kontrolle zu bringen. Funktioniert nur leider nicht so gut. Es geht mir aber wieder gut. Konntest du etwas herausfinden?", antwortete ich und schluckte meine Nervosität hinunter.
„Allerdings, deine Großmutter wurde in der Schwangerschaft von einem Dämon vergiftet. Ihr Weg kreuzte einem von uns, welcher ihr das Gift des Dämon entzogen hatte. Deine Mutter kam als Mensch zur Welt. Ich habe jedoch meine Kontaktpersonen darum gebeten, eine Blutuntersuchung bei ihr durchzuführen. Die Konzentration des Dämonenblutes welches durch ihre Adern fließt, ist außergewöhnlich hoch und doch ist sie ein Mensch. Isabell, wir müssen dein Blut ebenfalls untersuchen.", lächelte Olivia mir entgegen.
Mein Herz schlug mir derweil bis zum Halse. Panik kroch an die Oberfläche. War ich das, was sie alle hassten? Ein Dämon? Beklommen nickte ich und ein Mann trat zu uns in das eh schon viel zu kleine Büro ein. Er lächelte mir entgegen und nahm mir gegenüber Platz.
„Hallo Isabell, ich bin Richard, ich werde nun eine Blutuntersuchung bei dir durchführen..", erklang seine dunkle Stimme. Meine Zwillinge wechselten einen besorgten Blick. Wie in Trance legte ich meinen Arm frei und ließ Richard seine Arbeit verrichten. Er hantierte mit etlichen Röhrchen und Flüssigkeiten herum, wirkte hochkonzentriert. Hin und wieder huschte ein erstaunter Ausdruck über seinen Gesicht. Nervös rutschte ich auf meinem Stuhl herum.
„Also das ist wirklich erstaunlich. Die Konzentration in deinem Blut ist um das zwanzigfache höher, wie das deiner Mutter. Die Konzentration des Blutes der Bewahrer, ist die höchste die ich je gesehen habe. Sie stoßen sich nicht ab, sondern sie greifen ineinander. Was eigentlich unmöglich ist, so etwas gab es noch nie. Es musste ein äußerst mächtiger Dämon gewesen sein. Denn sonst wären nach der Reinigung keine Partikel seines Blutes zurück geblieben.", gab er erstaunt von sich. Während er sich seinen Bart kratzte.
Ich hörte seine Worte deutlich, doch ich verstand kein einziges Wort davon. Verwirrt und ahnungslos sah ich ihn an. „Und was genau bedeutet dies nun für mich?", fiepte ich stotternd.
„Das kann ich dir leider auch nicht so genau sagen. Jedoch denke ich, dass du sowohl die Kraft der Bewahrer, als auch die Kraft der Dämonen in dir trägst. Dies würde auch erklären, warum du die Wut nicht wirklich kontrollieren kannst. Denn sie macht die dämonische Seite in dir stärker. Womit du momentan noch nicht zurecht kommst. Ich schätze das es mit erreichen des achtzehnten Lebensjahres so weit ist. Vorausgesetzt, du überlebst die endgültige Vereinigung. Wir sollten dies vorerst für uns behalten. Da wir eben nicht genau wissen was geschehen wird.", spekulierte er und lehnte sich zurück.
Mein Kopf schien derweil kurz vorm explodieren zu sein. Aus welchem Grund geschah das alles? Es fing an, als ich nach Schottland ging. Was war der Auslöser? Tausende fragen schossen durch meinen überfüllten kopf.
„Ich verstehe das alles nicht?! Noch vor ein paar Wochen war ich ein ganz normales Mädchen gewesen. Seit ich hier bin, läuft plötzlich alles schief. Ich bin eine Missgeburt!", schrillte ich den Tränen nahe.
Umgehend ergriffen meine Zwillinge meine Hände.
„Isabell, sei nicht so hart zu dir selbst. Du musst es anders sehen, du bist etwas besonderes. Bisher einmaliges, akzeptiere was du bist. Wir stehen voll und ganz hinter dir, egal was auch geschehen mag.", flüsterte Luke und Ian nickte zustimmend ein.
„Kindchen ich weiß du bist verwirrt und wütend über diese Situation. Aber es gibt sicherlich gute Gründe, warum du bist was du bist. Nularis konnte bisher nie besiegt werden, er wurde immer nur gebannt. Ich schätze du bist die Lösung für dieses Problem. Ich konnte den Rest deines Males entziffern. Es ist in dämonischer Schrift verfasst. Nularis , der Dämonenkönig wird erweckt , erst dann offenbart sich, was in ihr steckt. Sie muss kämpfen und sich für eine Seite entscheiden, diese wird fortan auf der Erde verweilen. Doch gebt auch auf die anderen Mächte acht, sie sind auf dem Vormarsch, sie sind erwacht.", sprach Olivia ehrfürchtig.
Stille lag über uns. Einzig das Rauschen meines Blutes, konnte ich deutlich hören. Was hatte das alles zu bedeuten? Ian unterbrach das schweigen.
„Das heißt es wäre doch besser umgehend nach Sunora zu reisen, um mit den Führenden zu sprechen. Wir schweben alle in Gefahr.", gab er resigniert von sich.
„Und was wenn sie Isabell etwas antun werden?! Was sollen wir dann tun? Ich halte es für keine gute Idee, zumindest noch nicht.", antwortete Luke kopfschüttelnd. Er teilte die Meinung seines Bruders nicht.
„Sie werden ihr nicht's antun Luke. Die Führenden sehen doch ihr mal und können es genauso lesen wie wir. Außerdem stehen wir auf ihrer Seite. Des Weiteren benötigt sie ihren Dolch und sie muss umgehend härter trainiert werden.", redete Ian auf seinen Bruder ein, um ihn zu überzeugen.
„Und was wenn sie auch schaffen Nularis zu erwecken?! Wenn Isabell dann plötzlich anders ist?! Wenn der Dämon in ihr Besitz ergreift?! Wir wissen nicht welche Kraft sie dann besitzt. Ich kann damit leben, verletzt zu werden. Aber wenn sie in Sunora ist, wenn dies geschieht. Könnten auch andere verletzt werden.", flüsterte Luke und sah mir liebevoll entgegen.
„Dann werden wir alles daran tun, sie wieder zur Besinnung zu bringen. Wir werden dies schon bewältigen.", entgegnete Ian voller Überzeugung und sah seinem Bruder fest in die Augen. Welcher nach kurzer Bedenkzeit nickend zustimmte.
„Also gut! Dann lasst uns keine Zeit verlieren! Ich werde es den anderen mitteilen. Wir werden sie benötigen um die Führenden zu überzeugen.", gab nun sich Luke überzeugt von sich. Umgehend tätigte er einen Anruf.
In meinem Kopf herrschte derweil nur noch Chaos. Ich konnte schon lange nicht mehr folgen. Dies war mir erneut Zuviel. Wäre ich doch nur nie hier her gekommen. Vielleicht wäre es dann nicht geschehen. Oder es wäre geschehen und ich wäre damit alleine gewesen. Es musste so kommen.
„Ach Kindchen, jetzt schau nicht so besorgt drein, du befindest dich in den besten Händen. Niemand wird dir etwas zu leide tun. Die beiden werden dich mit ihrem Leben beschützen. Hier nimm das Buch mit. Es wird helfen die dämonische Schrift zu übersetzen, ihr werdet es benötigen und Grüße mir deinen Vater.", lächelte Olivia und zog mich in ihre Umarmung.
„Ich danke dir für alles Olivia. Ohne dich wären wir niemals so weit gekommen.", wisperte ich erneut den Tränen nahe.
„Du bist wahrlich Baraels Tochter. Und jetzt geht, hier wimmelt es nur so vor Dämonen.", sprach sie und schob uns aus ihrem Büro.
Schnellen Schrittes verließen wir ihren Laden und gingen zur Bushaltestelle.
„Ich habe Jasper und die anderen zur Lichtung zitiert. Dort werden wir ihnen alles erklären.", flüsterte Luke wachsam.
Die Fahrt über schwiegen wir. Es herrschte eine angespannte Stimmung und diese hielt an, bis wir die Lichtung erreicht hatten. Wo die anderen bereits auf uns warteten.
„Da seid ihr ja endlich! Konntet ihr etwas herausfinden?", gab Jasper angespannt von sich.
„Allerdings. Setzt euch bitte, ich werde euch alles erklären.", sprach Luke und nahm ebenfalls Platz.
Luke ließ nichts aus. Er begann mit der Auflistung der Fälle aus Olivia's Büchern. Über die Vergiftung meiner Großmutter, bis hin zu mir und meiner eventuell dämonischen Seite.
„Ihr könnt es euch nun überlegen, ob ihr uns begleiten wollt und ob ihr hinter uns steht. Seid euch bei eurer Entscheidung aber bewusst, dass es hierbei um unser aller Leben geht.", sprach Luke überzeugend an sie gewandt.
Erneut herrsche schweigen. Japser war der erste, in den das Leben zurückkehrte. Er kam zu mir, lächelte mich sanft an und berührte meine Schulter.
„Du bist also unsere Hoffnung, im Kampf gegen Nularis. Ich werde euch begleiten und wenn es sein muss, werde ich dich mit meinem Leben schützen. Niemand wird dir etwas antun, versprochen.", nickte er und stellte sich an meine Seite.
„Danke Jasper, das weiß ich zu schätzen.", fiepte ich.
Die anderen folgten ohne zu zögern. Sogar Amber nickte, ohne mit der Wimper zu zucken. Jeder von ihnen war bereit, ihr Leben für das meine zu geben. Nur ich war damit überhaupt nicht einverstanden. Ich wollte nicht das jemand meinetwegen verletzt oder gar getötet wurde.
„Japser hast du alles besorgen können, worum ich dich bat?", fragte Luke an ihn gewandt. Welcher ihm bestätigend zu nickte.
„Natürlich, steht bereits alles in der Grotte. Sechs Rucksäcke gefüllt mit Schlafsäcken, Proviant, Wasser und für jeden etwas Kleidung, in Form von Trainingsanzügen.", grinste er und rieb seine Hände.
Jetzt drehten meine Synapsen durch. Sie wollten umgehend aufbrechen.
„Wir brechen jetzt auf?! Ich... meine Mum, Jessy... ich konnte mich nicht verabschieden...", stockte ich mit geweiteten Augen. Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen.
„Isa die Zeit läuft gegen uns, wir müssen uns eilen. Außerdem wird dir nichts geschehen.", kam es zu meinem Erstaunen aus Amber's Mund.
„Wir haben einen zweitägigen Marsch vor uns, wenn wir Sunora erreicht haben. Es ist besser nicht das Portal in die Stadt zu nutzen, dies würde umgehend für Aufregung sorgen. Wir müssen jedoch acht geben. In Sunora gibt es wie hier auch, riesige Wölfe. Wir reisen nur bei Tag, für die Nacht werden wir uns ein Versteck suchen.", wies Jasper uns an.
Mich beschlich ein mulmiges Gefühl. Es setzte sich in meiner Magengegend fest. Es war das selbe Gefühl wie in meinen Träumen. Das Gefühl beobachtet zu werden. Umgehend sah ich mich um, konnte aber niemanden sehen.
„Alles in Ordnung Isa?", fragte Jasper und folgte meinen Blicken.
„Ich dachte nur... es ist nichts...", stammelte ich, fühlte mich aber dennoch Unbehagen.
„Gut, dann los. Wir müssen tief in die Grotte vordringen, dort befindet sich ein Portal.", erklärte er mir und schritt los.
Er und Jack bildeten die Vorhut, gefolgt von Amber und mir. Während meine Zwillinge das Schlusslicht bildeten. In der Grotte hinter einem Felsvorsprung erstreckte sich ein Tunnel. Jasper entzündete eine Fackel und wir folgten dem Tunnel eine Stunde, bis dieser in eine weitere kleinere Höhle mündete.
„Wir sind da", flüsterte Luke mir in mein Ohr.
Erstaunt sah ich mich um. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ein gleißendes Licht formte Wabernd ein Tor. Es sah unglaublich schön aus.
„Wahnsinn...", keuchte ich.
„Wir müssen nun in unserer Sprache sprechen, damit das Portal uns gewähren lässt. Ihr wisst was zu tun ist.", gab Luke von sich.
Dann ertönte eine wundervolle melodische Sprache aus ihren Mündern. Gebannt lauschte ich ihren Worten, obwohl ich es nicht verstand.
„Cead a thoirt dhuinn. Tha sinn nan anam glan."
Das Portal waberte aufgeregt und begann sich zu öffnen. Luke und Ian verflochten ihre Hände mit den meinen. „Wir schreiten gemeinsam hindurch", flüsterte Ian mir zu.
„Was habt ihr da eben gesagt? Was ist das für eine Sprache.", flüsterte ich.
„Das war schottisches Gälisch und bedeutet soviel wie, lasst uns gewähren, wir sind reine Seelen.", lächelte Ian.
Ich nickte ängstlich. Dieses Gefühl in meinem Magen schwoll weiter an. Noch immer fühlte ich mich beobachtet. Aus dem Tunnel Huber und vernahm ich ein Geräusch, welches mein Herz umgehend schneller schlugen ließ. Auch die anderen schienen es wahrgenommen zu haben. Sie versteiften ihre Haltung.
„Wir sind nicht länger alleine hier... schnell...", flüsterte Jasper und schritt mit Jack und Amber durch das Portal. Welches nun gänzlich geöffnet war.
Luke zog mich und Ian vorwärts. Mein Blick fiel nach hinten. Aus dem Schatten der Dunkelheit, schälte sich eine Gestalt. Mir drehte sich der Magen. Es war ein Dämon und er war nicht alleine. Grinsend verzog er sein Gesicht zu einer hässlichen Fratze und begann zu laufen. Luke und Ian zogen mich durch das Portal.
„Los lauft! Lauft so schnell ihr könnt zum Elimagebirge, ihr kennt die Höhle! Wir teilen uns auf und werden uns dort wieder treffen! Wenn sie die Worte gehört haben, werden sie gleich durch das Portal schreiten!", rief Luke und zog mich laufend hinter sich her.
Wir stoben in zwei Gruppen auseinander. Luke zerrte mich in den Schutz der Bäume. Angst explodierte in meinem inneren. Dies war alles meine Schuld. Nur wegen mir, waren wir nun hier und befanden uns in dieser misslichen Lage.
Wildes Geschrei ertönte plötzlich hinter uns. Was mich dazu bewegte, nach hinten zu blicken. Mir stockte der Atem. „Oh mein Gott! Das sind sehr viele!", schrillte ich entsetzt.
Luke und Ian wandten sich ebenfalls für einen Moment um.
„Verdammt! Ich schätze das sind um die zwanzig Dämonen! Aber sie trennen sich, seht ihr?! So haben wir wenigstens eine Chance die zu bezwingen, wenn sie zu nahe kommen! Los weiter!", donnerte Luke.
Das Training, welches ich seit zwei Wochen mit Luke absolvierte machte sich nun bezahlt. Auch wenn meine Beine brannten wie Feuer, lief ich einfach weiter. Meine Angst trieb mich voran. Stille lag über dem Wald, das Gebrüll war längst verstummt. Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen und es schlug noch schneller als plötzlich ein Dämon zum Vorschein kam. Er sprang rechts von mir hinter einem Baum hervor. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht selbst. Tiefe Narben überzogen sein Gesicht, auch dort wo die schwarzen Adern verliefen. Er ragte hoch über mich hinaus. Seine spitzen Zähne blitzten auf, als sich sein Gesicht zu einer grinsenden Fratze verzog.
„Ich danke euch, dass ihr es uns endlich ermöglicht habt, hier her zu gelangen. Ihr seid nun nutzlos für mich, weshalb ich euch nun töten werde.", zischte er und ein gefährliches Knurren entwich seiner Kehle.
Luke schob mich augenblicklich hinter sich und zog seinen Dolch. Ian tat es ihm gleich. Unglaubliche angst übernahm Besitz von mir. Dennoch wollte ich irgendwie helfen. Zittrig überlegte ich fiebrig was ich tun könnte. Könnte meine Angst von Vorteil sein? Bisher hatte ich nur drei Emotionen gelernt zu kontrollieren, doch ich musste es versuchen. Den Dämon zu fühlen, war ekelhaft. Es widerte mich an. Ich bündelte meine Angst und sandte sie voller Wucht in Richtung des Dämons. Welchem umgehend das Lachen verging. Erstaunt blickte er uns entgegen und sein blick fiel umgehend auf mich. Nun war ich es, die grinste.
„Gut so Isabell mach weiter!", rief Ian, während sie begann ihn zu attackieren. Sie umkreisten ihn, wie Geier ihre Beute.
Ich sandte ihm im Wechsel Freude, liebe Trauer und Angst zu. Das wechseln der Emotionen fiel mir leicht. Wild schlug er um sich, doch er verfehlte seine Ziele. Luke setzte erneut zum Angriff an. Der Dämon hatte nicht die geringste Chance. Innerhalb einer Sekunde ging er schreiend zu Boden. Ian eilte Luke zu Hilfe und stach dem Dämon seinen Dolch mitten ins Herz. Gurgelnd erstickte sein Schrei. Sein Blick glitt leer zum Himmel hinauf, während seine Gliedmaße erschlafften. Er war tot.
„Das war sehr gut Isabell. Deine Emotionen waren um einiges stärker als die unseren. Kommt wir müssen weiter!", gab Luke anerkennend von sich. Er zog mich aus meiner Starre. Denn mein Blick war noch immer auf das blutverschmierte Gesicht des Dämons gerichtet.
Wir liefen noch immer im Schutze der Bäume. Um uns herum knackte und knirschte es immerzu. Was mir immer wieder einen Schrecken einjagte. Denn jedesmal dachte ich, es wäre ein weiterer Dämon. „Nur noch kein kleines Stück! Seht ihr, da ist das Elimagebirge.", wies Ian in Richtung eines drakonischen Berges, welcher sich vor uns erstreckte.
Fünfzehn Minuten später hatten wir den Fuße des Gebirges erreicht und weitere fünf Minuten später, auch den versteckten Eingang der Höhle.Schreie die durch Mark und Bein gingen, hallten boshaft durch den Wald unter uns.
„Sie haben den Toten Dämon gefunden, nicht wahr?", fiepte ich.
„Ich schätze schon. Aber du brauchst nun keine Angst zu haben. Sie kennen sich hier nicht aus, sie werden uns hier nicht finden.", flüsterte Luke mit meinem Gesicht in seinen Händen. Er suchte meinen blick und lächelte mich liebevoll an. Ich nickte kaum merklich. Denn ich war erneut in seinen Augen gefangen.
„Verdammt! Wo zum Teufel bleiben die anderen?! Sie sollten längst hier sein!", gab Ian angespannt von sich. Er tigerte nervös hin und her, während er Luke einen verzweifelten Blick zu warf.
Grade als Luke antworten wollte, stolperten Jasper und Amber, Jack stützend die Höhle hinein.
„Hilft uns! Er ist verletzt!", schrie Amber. Luke und Ian stürzten umgehend zu ihnen.
Stolpernd folgte ich ihnen mit wild pochendem Herzen. Ich spüre etwas gefährliches, etwas das nicht hier hin gehörte und dieses etwas befand sich in Jack's Körper.
„Stopp! Geht weg von ihm! Sofort!", schrie ich und ging auf die Knie.
Alle hielten inne und starrten mich an, als wäre ich verrückt geworden.
„Ihr... ihr könnt ihm so nicht helfen. Er wurde vergiftet... sagt mir was ich tun muss.", flüsterte ich mit belegter Stimme und hoffte, dass ich es konnte.
„Du kannst fühlen, dass er vergiftet wurde? Wir fühlen es nur bei Menschen.", gab Amber ehrfürchtig von sich und ich nickte ihre zu.
Luke kam an meine Seite, er ließ sich neben mir zu Boden nieder.
„Okay Isabell, du musst es suchen, dieses etwas. Du musst es ausfindig machen.", sprach Luke beruhigend auf mich ein. Ich hielt meine Hände nickend über Jack's Körper. Ich fühlte in ihn hinein, suchte nach diesem gefährlichen etwas und fand es. Ich blickte zu Luke.
„Da ist es, ich habe es gefunden. Nahe an seinem Herzen... was nun?", fragte ich heiser.
Dieses Gift waberte aufgeregt umher, es suchte den richtigen Weg. Dies konnte ich deutlich spüren.
„Du musst es bündeln, es zusammendrängen. Achte genau darauf, dass du auch wirklich alles hast. Dann zieh es aus ihm heraus, so wie du es mit den Emotionen machst, wenn du sie aus uns zurückziehst. Aber nimm es nicht in dich auf! Lass es einfach frei.", erklärte mir Luke. Es klang plausibel, bis auf das frei lassen. Dies verstand ich nicht so ganz.
„Wie meinst du das? Frei lassen?", krächzte ich unter Anstrengung.
Denn ich war bereits dabei, das Gift daran zu hindern, sich in Jack's Organismus zu verteilen.
„Schleudere es einfach in die Luft. Du schaffst das Isabell.", sprach er melodisch meinen Namen aus.
Nickend blickte ich hinunter auf Jack. Ich trieb das Gift in ihm weiter zusammen. Es riss an meinem Griff, doch ich ließ nicht locker. Ich spannte ein dickes Gummiband um es herum. Als ich mich mehrere Male vergewissert hatte, dass ich alles beisammen hatte, riss ich es aus Jack heraus. Welcher unter mir zu zucken begann. Wütend waberte es und versuchte nun zu mir zu gelangen. Schwerfällig erhob ich mich und lief mit letzter Kraft zum Ausgang der Höhle. Dort lies ich das Band los und das Gift stob auseinander. Ich konnte es nicht nur fühlen, ich sah sogar wie winzige Tropfen vom Wind fortgetrieben wurden. Schweratmend ging ich zurück und fühlte ein weiteres Mal in Jack hinein. Es befand sich nichts mehr in ihm. Ich spürte bereits wie der Schwindel über mich her fiel.
„Ihr... ihr könnt ihm nun helfen, es ist alles draußen.", gab ich wankend von mir und fiel bewusstlos zu Boden.
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