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Revali


Nio steht am Rand des Abgrunds und schluckt. Sein Gefieder plustert sich vor Schock zu gewaltiger Größe auf. Abrupt schüttelt er den Kopf und weicht einige Schritte von der Kante zurück.

Stolz stehe ich da, beobachte amüsiert Nios Reaktion. Heute ist der Tag, an dem ich meinen Kindern das Fliegen beibringen werde. In den vergangenen Monaten haben sie schon erste Flugversuche unternommen und ich finde, nun ist es an der Zeit, dass sie ihre erste Flugstunde absolvieren. Bei Nio wirkte es schon recht ordentlich, wenn er anfing, in die Luft zu springen und mit den Flügeln zu schlagen. Was Nakari anbelangt, bei ihr mache ich mir mehr Sorgen. Im Gegensatz zu uns Orni, besitzt meine Tochter sechs Glieder, zwei Beine, zwei Arme und zwei Flügel. Bei mir fungiert ein Flügel, wie ein Arm und umgekehrt. Doch Nakaris Flügel funktionieren unabhängig voneinander. Die Kleine hat schon öfters probiert mit ihren zierlichen Flügelchen zu flattern, aber ich weiß nicht so recht... Ihre Flügel erscheinen mir noch nicht kräftig genug und ich bin mir auch nicht so sicher, wie ich ihr das Fliegen am besten beibringen soll, da ihre Anatomie so anders ist als die meine.

Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, Nio den Vortritt zu lassen, denn ich bin davon überzeugt, dass es ihm leichter fällt. Allerdings ziert er sich, wie jedes andere Küken in seinem Alter auch, das zum ersten Mal fliegen wird.

Mit verschränkten Flügeln schreite ich auf meinem Sohn zu. Väterlich lächelnd blicke ich auf ihn hinab. Vielleicht hilft es ihm ja, wenn ich ihm etwas Mut mache.

»Vor vielen Jahren bin ich auch hier gestanden, auch ich hatte Angst, aber wenn man seine Ziele erreichen will, muss man seine Angst überwinden. Ich weiß, dass du es schaffen kannst«, rede ich meinem Sohn gut zu.

Doch Nio blickt mich ganz verängstigt aus seinen großen, braunen Augen aus an. »Aber Papa, da geht es so tief runter. Was wenn ich nicht fliegen kann und falle?«

»Dann fange ich dich auf«, versichere ich meinem Kleinen.

»Und wenn du mich nicht rechtzeitig fängst?« Seine Stimme klingt ziemlich hoch.

Es bleibt von mir nicht unbemerkt, dass er am gesamten Leib zittert. Sein Gefieder hat sich immer noch nicht angelegt. Er sieht aus, wie ein plüschiger Federball.

»Das wird nicht passieren. Ich werde es bemerken, wenn du dich nicht oben halten kannst. Aber für den Fall der Fälle würdest nur in den See fallen. Dir kann nichts geschehen.«

Meine Worte scheinen Nio allerdings keines Wegs zu beruhigen. »Aber ich will nicht in den See fallen. Ich kann nicht schwimmen, ich werde ertrinken.«

Prompt verdrehe ich die Augen und widerspreche ihm. »Nein, wirst du nicht! Ich werde dich aus dem See fischen. Aber das wird sowieso nicht passieren, schließlich hätte ich dich dann vorher schon längst aufgefangen.«

Ich muss schmunzeln, während ich seine leicht panische Gestalt betrachte. Teba hat vor Jahren genauso reagiert. Meinen Bruder habe ich einfach einen Schubs gegeben. Er ist schreiend dem See entgegengefallen und schließlich hat er so das Fliegen gelernt. Allerdings war er danach so sauer auf mich, dass er tagelang nicht mit mir gesprochen hat. Über ein Jahrzehnt später habe ich dasselbe mit seinem Sohn gemacht. Tulin wollte, dass ich ihm helfe. Er wollte sich vor seinem Papa nicht blamieren. Allerdings blieb das unter uns. Außer Shania, der ich davon erzählt habe, weiß niemand davon, dass ich Tulin heimlich das Fliegen beigebracht habe. Bei meinem Sohn allerdings werde ich nicht so verkehren. So ängstlich, wie mein Söhnchen gerade wirkt, würde ich ihm damit nur das Vertrauen in mir nehmen. Außerdem steht Shania hinter mir. Würde ich unseren Sohn über den Rand schupsen, würde sie wahrscheinlich nie wieder mit mir reden.

»Das dauert ja ewig!«, beschwert sich Nakari aufgebracht. »Warum kann ich nicht als Erste springen? Ich habe keine Angst!«

Prompt schaue ich hinunter. Die kleine, wilde Halb-Hylianerin hat sich von ihrer Mutter entfernt und ist neben mich getreten. Ihre Gesichtszüge verraten mir, dass sie sauer ist. Außerdem sprüht in ihren Augen der Funke der wahren Ungeduld.

»Du springst nach deinem Bruder«, wiederhole ich nur meine eigenen Worte.

Bockig verschränkt sie die Arme und stampft mit ihrem Fuß auf. »Aber warum? Der Angsthase traut sich nicht mal!«

Sofort wird sie für dieses Kommentar von ihrer Mutter gerügt. »Nakari! Von einer Klippe zu springen, kostet sehr viel Überwindung. Dein Bruder ist kein Angsthase.«

Nakari schließt die Augen, reckt ihre Nase in die Höhe und brummt ein »Hm!«.

Unschlüssig wechselt mein Blick zwischen meinen beiden Kindern. Nio wirkt vor Angst wie gelähmt und Nakari ist ganz wild darauf, sich mir zu beweisen. Ob ich meine Tochter doch zuerst springen lassen soll? Vielleicht würde das meinem Sohn den richtigen Anstoß geben, wenn er sieht, dass es seiner Schwester gelingt. Allerdings, wenn sie es nicht schafft, was ich befürchte, wird das Nio den letzten Mut rauben.

So versuche ich, Nakaris Bruder ein letztes Mal zu animieren. »Mach mich stolz, Nio! Zeig mir das du ein großer, mutiger Orni bist!«

Nio sieht mich an. Ich kann es von seinen Augen ablesen, dass er mich nicht enttäuschen möchte. Er nähert sich ein weiteres Mal dem Abgrund. Wieder schaut er ganz zaghaft hinab. Die Federn stehen ihm zu Berge. Es enttäuscht mich ein wenig, als ich mitansehen muss, wie er sich umdreht und abrupt zu seiner Mama flüchtet.

Als Shania sieht, dass der Kleine mit feuchten Augen auf sie zukommt, kniet sie sich nieder. Schluchzend rennt er ihr in die Arme. Die Hylianerin zieht ihn in eine feste Umarmung und tröstet ihn.

»Ist ja gut, mein kleiner Schatz!«, beruhigt sie unseren Sohn. »Du musst noch nicht fliegen, wenn du nicht willst.«

Brummend verdrehe ich die Augen. Vielleicht wäre es besser gewesen, alleine mit den Kindern hierher zu kommen. Wenn Nio nicht die Option gehabt hätte, in den Schutz seiner Mutter zu flüchten, wäre er früher oder später vielleicht doch gesprungen. Für meinen Geschmack verhätschelt Shania unsere Kinder zu sehr, vor allem Nio. Der Kleine soll in meine Fußstapfen treten und eines Tages ein Recke werden. Wenn Shania ihn weiter so verhätschelt, wird aus ihm niemals ein richtiger Orni-Krieger, sondern ein verweichlichter Jammerlappen. Ich sollte dringend mit meiner Frau reden. So kann das nicht weitergehen! Nio braucht jemand, der ihn voranschupst. Seine Mama kann nicht ewig bei ihm sein und ihn beschützen. Eines Tages wird er für sich allein verantwortlich sein und muss seine Kämpfe selbst bestreiten. Je früher er es lernt, umso besser.

Plötzlich zieht mich jemand an meiner Hose. Mit verschränkten Flügeln und genervten Gesichtsausdruck schaue ich auf meine Tochter hinab, die mich mit erwartungsvollen Augen anblickt.

»Papsi! Darf ich jetzt! Bitte!«, fleht sie mich mit großen Kükenaugen an.

Es missfällt mir, Nakari vor Nio springen zu lassen. Ich mache mir Sorgen, dass sie es nicht schafft. Ihre Flügel funktionieren ganz anders, als meine. Meiner Meinung nach sollte sich noch etwas üben, bevor sie sich am Fliegen probiert. Aber Nio wird so schnell nicht springen wollen, also...

»Na schön!«, gebe ich nach. »Du kannst es versuchen.«

Mit meinen Worten bringe ich Nakari zum Strahlen. Sie hüpft erfreut auf und wippt dabei schon mal mit ihren Flügelchen.

»Juhuu! Juhuu!«, schreit die Kleine unentwegt. »Ich werde dich nicht enttäuschen, Papsi!«

Ich öffne bereits den Schnabel und möchte ihr noch ein paar Anweisungen geben. »Spring so weit weg von der Kante, wie möglich! Nicht dass du noch an den Felsen entlangschrammst. Und wenn du gesprungen bist, dann solltest du...«

Doch Nakari hört gar nicht mehr zu. Mit schreckensgeweiteten Augen muss ich zusehen, wie die Kleine einfach losrennt. Ich schreie ihren Namen, will sie damit dazu zwingen, stehen zu bleiben, doch das tut sie nicht. Sie hat die Kante bereits erreicht. Sie springt, ohne die Augen zuzuschlagen und ohne hinunterzublicken. Mir bleibt der Schnabel sperrangelweit offen stehen. Nakari breitet ihre Flügel aus, doch sie schlägt nicht richtig damit. Ihre Schwingen können sie nicht richtig tragen. Sie fällt.

»Verflixt!«, fluche ich und stürze meiner Tochter hinterher.

Ich höre Nakari schreien. Sie fällt wie ein Stein dem See entgegen. Panisch fuchtelt sie mit ihren Flügelchen, doch das nützt ihr nichts. Sie verliert einige Federn. Bevor mein Töchterchen das Wasser erreichen kann, fange ich sie mit meinen Krallen auf. Als ich sie habe, atme ich erleichtert auf. Mein Herz rast in meiner Brust. Mit der zitternden Halb-Hylianerin in den Klauen kehre ich zur Klippe zurück. Dort wartet bereits Shania mit höchst besorgtem Gesichtsausdruck. Sie hält unseren Sohn im Arm, der seinen Kopf in ihrer Brust vergraben hat und offenbar weint.

Zu Shanias Füßen lande ich, lasse unsere Tochter los. Ich erwarte ein Schluchzen von Nakaris Seite zu hören, doch sie heult überraschender Weise nicht. Eigentlich wirkt sie, nachdem sie den ersten Schock überwunden hat, sogar sauer.

Shania beugt sich zu unserem Mädchen hinunter, will sie trösten, aber sie verzieht wütend das Gesicht. Auf dem Boden sitzend dreht sie sich unter einem verärgerten Laut weg. Im nächsten Augenblick sieht Nakari beschämt aus, als sie ganz verstohlen zu mir hinüberschielt. Täusche ich mich oder hat sie gerade das Gefühl, mich enttäuscht zu haben? Derweil bin ich wirklich alles andere als enttäuscht. Nakari hat keine Angst gezeigt. Ihre Aktion war zwar äußerst überstürzt und etwas töricht, aber dennoch sie hat ziemlich viel Ehrgeiz in ihr Handeln gelegt.

Und diesen Funken von Ehrgeiz zeigt sich noch viel deutlicher, als sie sich gänzlich von mir wegdreht, wieder aufsteht und murmelt: »Ich will nochmal...«

»Was?«, ruft Shania genauso erstaunt, wie ich.

Als Nakari mir nun ins Gesicht blickt, sieht sie wahrlich entschlossen aus, sogar schon fast verbissen.

»Ich will nochmal!«, schreit sie mich diesmal sogar richtig an.

Verblüfft stehe ich da, schaue auf mein kleines Mädchen hinab. Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass der Sturz ihr so viel Angst gemacht hat, dass das Thema Fliegen in den nächsten Wochen für sie tabu ist. Stattdessen...

»Du willst es also wirklich nochmal versuchen?«, frage ich meine Tochter ganz ungläubig.

Mit erhobener Nase stolziert die kleine Kämpferin an mir vorbei und antwortet mir mit einem klarem »Ja!«

Verdutzt und zugleich anerkennend blicke ich meinem Engelchen nach. In diesem zarten Alter ein solches Ausmaß an Ehrgeiz zu zeigen, ist nicht normal. Ich bin äußerst stolz auf meine Tochter.

Nakari nähert sich bereits dem Abgrund. Ohne zu zögern, folge ich ihr. Neben ihr stehend sehen wir gemeinsam auf den See hinaus.

»Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal besser, wenn du mir diesmal zuhörst«, meine ich zu Nakari.

Das Mädchen schaut zu mir auf. Nun wirkt sie nicht mehr verbissen oder sauer oder beschämt, sondern interessiert. Es kommt selten vor, dass Nakari einfach den Mund hält und zuhört. Aus den Augenwinkeln heraus bemerke ich, dass Shania sich mit Nio in ihren Armen mir nähert und ebenfalls meinen Ratschlägen lauscht.

»Du musst kräftiger mit den Flügeln schlagen, wenn du abhebst, sonst tragen dich deine Schwingen nicht. Befindest du dich einmal in der Luft, musst der versuchen, mit dem Wind zu fliegen und nicht dagegen. Lass dich einfach von ihm treiben! So, und jetzt probierst du es nochmal!«

Das lässt sich Nakari nicht zweimal sagen. Sie nickt bestimmt, breitet die Flügel aus, nimmt Anlauf und springt. Shania steht nun neben mir, als wir gemeinsam mit Nio zuschauen, wie Nakari sich dieses Mal schlägt. Es erstaunt nicht zutiefst, dass sie versucht, meine Ratschläge zu beherzigen. Tatsächlich gelingt es ihr, sich in der Luft zu halten... einen Augenblick lang, doch dann knicken ihre Flügel wieder ein. Erneut stürzt sie ab. Und schon springe ich wieder in die Luft, um meine Tochter zu retten, doch diesmal kommt es anders. Im Sturz gelingt es ihr, sich zu drehen. Ich werde ihren gefassten Gesichtsausdruck nie vergessen, als sie versucht, die Kontrolle über ihre Flügel wiederzuerlangen. Bevor ich Nakari erreichen kann, gleitet sie wieder in der Luft, lässt sich tragen, so wie ich es ihr erklärt habe. Verwundert schaue ich meiner fliegenden Tochter hinterher, die sich eine Flügelspannweite unter mir befindet.

»Hervorragend!«, rufe ich ihr hinterher und hoffe, dass mein Lob sie oben halten wird. »Aber Vorsicht! Du hast keine Schwanzfeder, womit du balancieren kannst. Du musst dich versuchen anderweitig zu orientieren und dein Gleichgewicht zu halten.«

Aufmerksam beobachte ich mein kleines Mädchen, lasse sie nicht aus den Augen. Nakari wackelt, dennoch lässt sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Abwechselnd schlägt sie mit den Flügeln und gleitet dann wieder. Es sieht ziemlich gewöhnungsbedürftig bei ihr aus, aber sie macht das Beste daraus.

Heimlich beobachte ich mich dabei, wie ich immer wieder fassungslos den Kopf schüttle. Wie strebsam die Kleine doch ist! Sie ist fest entschlossen, mir zu beweisen, dass sie durchaus in der Lage ist, zu fliegen.

Doch trotz des Fleißes hat Nakari so ihre Schwierigkeiten. Noch hat sie kein richtiges Gefühl für ihre Flügel, die sich ganz anderes bewegen, wie ihre Beine oder ihre Arme. Manchmal da fällt meine Tochter wieder ein wenig ab, versucht kurz darauf wieder aufzusteigen, doch schon bald sind wir sehr nahe am See dran.

»Soll ich dich wieder nach oben bringen?«, frage ich meine Kleine etwas belustigt. »Du gehst gleich baden.«

»Nein!«, brummt Nakari stur. »Ich komme von alleine wieder hoch.«

Nun ja... Sie versucht es, aber gelingen tut es ihr nicht. Wie erwartet, enden ihre Versuche damit, dass Nakari die Kraft ausgeht und sie im Wasser landet. Als sie in die See fällt, schreit sie erst Mal bei der Berührung mit dem eiskalten Nass. Lachend ziehe ich meine Kleine aus dem Wasser und bringe sie zum Ausgangspunkt zurück.

Pitschnass landet Nakari zu den Füßen ihrer Mutter und spuckt etwas Seewasser. Angeekelt verzieht sie das Gesicht.

»Das war gar nicht so übel!«, preise ich mein Töchterchen. »Wenn du weiterhin so fleißig übst, wirst du später ein Ass im Fliegen werden.«

»Wirklich!«, über die Maßen hinaus glücklich strahlt mich Nakari an.

»Aber ja doch!«, beteuere ich. »Wir Orni haben nur Flügel keine Arme. Wenn du das Fliegen und das Bogenschießen beherrscht, bist du den anderen weitaus überlegen. Da kannst du dir sicher sein.«

»Dann will ich als nächstes Bogenschießen lernen!«, schreit Nakari ganz aus dem Häuschen und springt vom Boden auf.

Belustigt lache ich über die unangefochtene Euphorie meiner Tochter. »Mach mal langsam! Konzentriere dich erstmal auf das Fliegen! Immer einen Schritt nach dem anderen und nicht alle auf einmal!«

»Ist gut...«, meint Nakari daraufhin mit einem stolzen Lächeln und zuckt mit den Schultern.

Shania beugt sich zu unserer Tochter hinab und tätschelt ihr liebevoll den Kopf. Auch meine Frau wirkt äußerst stolz.

»Das hast du gut gemacht!«, lobt Shania sie und Nakari freut sich nur noch mehr.

Eng stehen wir alle beieinander. Im Moment könnte ich mich nicht großartiger fühlen.

Plötzlich vernehme ich eine vorsichtige, leise Stimme. »Kann ich es auch mal versuchen?«

Mein Blick fällt auf Nio, der mich mit unsicherer Miene anblickt.

Bevor ich antworten kann, lässt Shania ihn runter, schenkt ihm ein aufmunterndes Lächeln und sagt zu ihm: »Aber natürlich! Das schaffst du auch! Wir glauben alle an dich.«

Offenbar ist mein Plan doch noch aufgegangen. Der Erfolg seiner Schwester hat Nio Mut gemacht. Nakari bleibt bei ihrer Mutter, während ich mich mit Nio auf den Abgrund zubewege.

»Nun hast du gesehen, wie es gemacht wird. Allerdings wirst du es leichter haben, als deine Schwester. Du hast mehr Federn, eine Schwanzfeder und leichtere Knochen. Der Wind wird dich besser oben halten können. Und du weißt ja, ich bin immer zur Stelle. Du brauchst keine Angst zu haben«, weise ich meinen Spross an und ermuntere ihn.

Zunächst starrt mich Nio an. Im Anschluss schaut er hinunter zum See. Nun wirkt er weniger ängstlich. Der Kleine nickt. Er spannt seine Schwanzfeder und nimmt Anlauf. Erwartungsvoll beobachte ich ihn. Es dauert zwar noch ein bisschen, aber dann springt mein Sohn tatsächlich. Offenbar hat er seiner Schwester genauestens zugesehen, denn er macht ihr jede Bewegung nach, nur auf seine Weise eben. Er breitet die Flügel aus und schlägt mit den Schwingen. Er sinkt nur ein kleines bisschen... und siehe da er fliegt.

Hochgestimmt lache ich. Und auch Shania und Nakari freuen sich hörbar. Ich bin so gerührt von dem Moment, dass ich Tränen in meinen Augen spüre. Und wenn ich mir Shania so anblicke, bemerke ich, dass es dir da nicht anders geht.

Eine Weile sehe ich meinem Kleinen noch zu, ehe ich mich selbst in die Luft erhebe und ihm folge. Flügelschlagend bewege ich mich vorsichtig auf meinen Jungen zu, um ihn mit meinen Windstößen nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Nio wirkt zwar noch etwas unsicher, aber es gelingt ihm, sich in der Luft zu halten. Gemeinsam segle ich mit meinem Sohn ein Stück.

Wieder werde ich ganz sentimental, als ich daran denke, wie ich meine Zwillinge, das erste Mal im Flügel hielt. Meine beiden kleinen Wunder... Jetzt fliegen sie schon, ich kann es kaum glauben.



Nachdem ich abwechselnd noch ein bisschen mit den beiden geübt habe, sitze ich mit Shania im Gras am Ufer des Orni-Sees und schaue unsere Kinder beim Spielen zu. Sie rennen den kiesigen Strand entlang und machen Trockenübungen mit ihren Flügeln. Die ganze Zeit höre ich dabei Nakari, die laut mit ihren Erfolgen preist und versucht, ihren Bruder anzuweisen, als wäre sie bereits Meisterin im Fliegen. Nio jedoch lässt sich von seiner Zwillingsschwester wie immer nicht beeindrucken und spielt einfach heiter weiter.

Plötzlich spüre ich, wie Shanias Kopf auf meiner unbedeckten Brust. Ich habe meine Brustrüstung abgelegt. Leise gurrend genieße ich es, wie Shania meine Brustfedern küsst, sie ihr Gesicht ganz dicht an mich schmiegt und den Duft meines Gefieders einatmet. Betört krault sie mein Federkleid und vergräbt ihre Finger darin.

»Ich kann es kaum glauben, dass die beiden schon fliegen können«, seufzt Shania zufrieden in meine dunkelblauen Federn.

Ein Schmunzeln fliegt über meinen Schnabel, als ich mit der Schnabelspitze ihr Haar liebevoll herze und sie mit dem Flügel an mich drücke. Ich spüre die Wärme ihres liebreizenden Körpers. Einst war ich davon überzeugt, nur die Erfolge meiner Taten als Orni-Krieger könnten mich glücklich machen, doch Shania hat mir gezeigt, wie sehr ich mich geirrt habe. Ihre Liebe ist erfüllender, als jede Art von Erfolg, den ich je in meinen Leben erzielt habe. Und als ich dachte, ihre Zuneigung zu mir könnte mich nicht noch glücklicher machen, hat sie mir zwei wunderbare Kinder geschenkt. Unsere Zwillinge haben unser Glück noch viel vollkommener gemacht. Nie hätte ich zu träumen gewagt, dass mein Leben noch mehr bereichert werden könnte. Das ich Nio und Nakari heute das Fliegen beigebracht habe, war neben ihrer Geburt und ihren ersten Worten einer der wundervollsten Momente, die ich mit ihnen habe erleben dürfen. Und all das habe ich nur meiner kleinen, wunderhübschen Hylianerin zu verdanken.

»Danke!«, hauche ich plötzlich und schnäble zärtlich ihr Haar.

Shania hebt ihren Blick. Ihre treuherzigen, braunen Augen funkeln mich verliebt und gleichzeitig verwundert an.

»Wofür?«, fragt sie mich.

Mit meinen Fingerfedern umfasse ich ihr Kinn und schenke meiner Ehefrau einen liebevollen Blick. Langsam beuge ich mich etwas vor. Mein Schnabel kommt ihren Lippen näher, nur noch ein Atemhauch hat zwischen uns Platz. »Dafür, dass mich so glücklich machst!«

Verträumt lächelnd starrt mich Shania auf den Schnabel. »Ach ja, warum denn das?« Ihre Stimme klingt charmant verspielt. »Da musst du schon noch genauer werden, denke ich. Was tue ich denn, um dich so glücklich zu machen?«

Leise lache ich und streichle die Wange meiner Liebsten, ehe ich ihr in demselben samtig weichen Ton eine Antwort gebe, wobei ich mich dabei ertappe, dass ich ebenfalls wie gebannt auf ihre Lippen schiele. »Eigentlich brauchst du einfach nur du zu sein, mehr musst du gar nicht tun, eine Eigenschaft, die ich sehr an dir schätze.«

»Hm? Wars das schon? Ist das das Einzige?«, flüstert die Hylianerin gefühlvoll.

Shanias Gesicht nähert sich meinem. Sanft streift sie mit ihren Lippen meine Schnabelspitze. Unsere Berührung bringt mein Gefieder dazu, sich aufzuplustern. Meine Ohren vernehmen, wie Shania verzückt kichert, als sie es bemerkt. Während sie ihre Nase an meinem Schnabel reibt, kuschelt sie sich in meine plüschigen Federn.

»Wie ich es liebe, wenn du flauschig bist!«, höre ich sie frohlocken, als ihre Finger tief in meine Federn greifen und mich ausgiebig kraulen.

Mit einer Mischung aus Brummen und Gurren schließe ich die Augen und genieße Shanias Zärtlichkeiten. Gierig sauge ich ihre Liebe auf, gebe mich ihrer liebevollen Art hin. Wie schön es doch ist, lebendig zu sein. Mein Flügel schlingt sich um Shanias Gestalt. Vernarrt drücke ich meine Gattin näher an mich und vergrabe meinen Schnabel in ihren Haaren, während ich ihr Haar liebkose.

Der Moment überschüttet mich mit Glückgefühlen, als ich Shanias Streicheleinheiten spüre und das heitere Gelächter meiner spielenden Kinder höre. Dass ich mich so geliebt fühle, habe ich lediglich der Göttin zu verdanken, wobei ich Hylias Segen schon oft auf die Probe gestellt habe. Fast hätte ich Shania gehen lassen und das für nichts. Diesen Moment hier hätte ich niemals genießen dürfen, wenn Hylia mir nicht doch noch eine Chance gegeben hätte.

»Ich habe dich und die Kinder gar nicht verdient. Manchmal kann ich gar nicht glauben, dass Hylia es so gut mit mir gemeint hat.«

»Hm, Rei-Rei... Irre ich mich etwa oder wirst du gerade sentimental?« Aus ihrer Stimme filtere ich eine Mischung aus Belustigung und Ergriffenheit heraus.

Shania berührt mich weiterhin, während ihre Lippen meinen Hals verwöhnen. Meine Flügel gleiten ihren Rücken hinab und streicheln sie über ihren Mantel, reibe ich getrieben meinen Schnabel an ihrem Kopf und schnäble ihr Haar.

Verschmitzt lächle ich, als ich ihr mit rauchiger Stimme erwidere: »Lass uns später zu Medoh hinauffliegen und ich zeige dir, wie sentimental ich wirklich sein kann!«

»Flirtest du etwa mit mir, Revali? Oder versuchst du etwa mich gezielt anzumachen?«, lacht Shania leise, während wir weiter mit einander schmusen.

Nun, eigentlich hätte ich tatsächlich Lust, den Titanen aufzusuchen und ganz und gar mit ihr ungestört zu sein, doch im Grunde will ich ihr nur eines sagen.

So trenne ich meinen Schnabel von ihren Haaren und schaue meine Frau tiefsinnig an. Augenblicklich verliert sich Shania in meinen Augen. Sie wirkt wie hypnotisiert von mir. Sie hat sogar aufgehört zu atmen und schluckt bei meinem fesselnden Blick.

»Ich liebe dich, mein Täubchen! Danke, dass du mich geheiratet und mir zwei Kinder auf die Welt gebracht hast!«

Mein plötzliches Liebesgeständnis scheint Shania, den Atem geraubt zu haben. Sie sieht mich nur an, unfähig sich zu bewegen. So verliere ich mich in ihren braunen Augen, erlaube mir in ihre Tiefen einzutauchen und verschlungen zu werden. Ich fühle mich wie in Trance, als ich plötzlich ihre Lippen auf mir spüre. Ich kann nicht mal sagen, wer sich von uns beiden bewegt und den Anfang gemacht hat. Ausgiebig schnäbeln wir miteinander, sind ganz gierig nach der Nähe des anderen.

Oh, Shania! Du bist ja so eine wundervolle Frau. Du und die Kinder ihr seid wirklich alles für mich.

Genau in diesem Moment höre ich plötzlich sich annäherndes Kindergeschrei. Ehe ich weiß, wie mir geschieht, stürzt sich eine heitere Halb-Hylianerin auf mich und fällt mich von hinten an, während sich Nio auf den Schoß seiner Mutter fallen lässt. Abrupt ist der romantische Augenblick vorbei. Nun scherzen wir wieder mit unseren Kindern.

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