13
Sidon
Wach liege ich im Bett. Mir ist es nicht danach, mich ins Wasser zu legen. Genau genommen ist mir auch nicht nach Schlafen. Meine Gedanken kreisen einzig und allein um eine, einzige Person. Es handelt sich hierbei um eine wunderschöne, schwarzhaarige Hylianerin mit nussbraunen Augen, die einen völlig in den Bann ziehen.
Ich kann nicht anders, als unentwegt an diesen wunderschönen Tag zu denken. Es war so wundervoll, wie ich mit Loreena gemeinsam getaucht bin. Wir haben uns ständig in irgendeiner Art und Weise berührt, während unsere Blicke wispernde Wörter ausgetauscht haben. Hach, das süße Ding macht mich immer so verlegen! Dabei ist es völlig egal, ob ihre Finger mein Gesicht berühren und ich ihre liebliche Stimme vernehme. Die Zeit mit der Hylianerin ist ja so unausgesprochen schön. Sehnsüchtig wünsche ich mir, das Mädchen würde auf ewig bei mir bleiben.
Schmachtend rege ich mich im Bett. Ich lege mich auf die Seite und streiche verträumt über das Bettlaken. Als ich die Augen schließe, stelle ich mir vor, dass ich nicht die Matratze berühre, sondern Loreena. Meine Finger würden über ihre Kleidung wandern, bevor diese an ihrem Ärmel endet und ich ihre glatte Haut spüren kann. Ihre Haare würden ihr über die Schulter fallen, sodass ich plötzlich diese erfühlen kann. Mit einem Blick purer Leidenschaft würde ich mit meinen Krallen durch ihre wunderbar weichen Haare kämmen, die sich so unbeschreiblich gut zwischen meinen Fingern anfühlen. Hingebungsvoll würde ich die Hylianerin streicheln, bevor ich mein Gesicht ganz langsam an das ihre führen würde. Mit stockigem Atem würde ich ihre Reaktion abwarten. Loreena würde mich nur ansehen und mich näherkommen lassen. Schließlich würde ich die Augen schließen, mich in meiner Zuneigung zu ihr verlieren und mich dem Drang hingeben, sie zu küssen. Loreena würde meinen Kuss erwidern. Sie würde ihre Hand auf meinen Hinterkopf legen, um mich näher an sich zu ziehen. Mit der anderen Hand würde sie meinen Schuppen streicheln, um mich mit ihrer Liebe völlig außer Gefecht zu setzen.
Und dann? Was würde dann geschehen? Würde sie sich auf mich stürzen? Würde sie sich vor meinen Augen langsam ausziehen? Oder würde ich ihr die Klamotten vom Leib reißen?
Schwer schlucke ich bei diesen erotischen Fantasien. Brummend drücke ich mir ein Kissen auf das Gesicht und versuche, mich zu beruhigen.
Diese schmutzigen Fantasien von Loreena verfolgen mich schon eine Weile lang. Ständig muss ich mich zusammenreißen, dass ich ihr nicht auf den Busen starre, wenn sie leichtbekleidet mit mir durch das Wasser schwimmt. Und mir ist aufgefallen, dass Loreena für ein kleine Hylianerin ziemlich große Ballonkorallen hat. Schon allein bei dem Gedanken gerate ich ins Schwitzen.
Mir ist völlig klar, warum ich solche Gedanken hege. Zudem ist mir auch bewusst, warum sich mein ganzes Sein nach der schwarzhaarigen Hylianerin mit den besonderen Fähigkeiten sehnt. Die Antwort darauf: Ich bin bis in die Schuppenspitzen ins sie verliebt! Ja, es lässt sich nicht mehr leugnen. Und ehrlich gesagt, ich will es auch gar nicht abstreiten. Es ist ein schönes Gefühl. Dieses Mal allerdings hat es mich ganz besonders erwischt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich jemals so nach Zeana gesehnt hätte. Auch bei Rytt war es nicht so intensiv.
Achtlos werfe ich das Kissen von mir. Abschätzend funkle ich das flauschige Ding an. Jetzt, wo ich mir sicher bin, was ich für Loreena empfinde, mache ich mir Gedanken, wie ich es ihr am Besten sage. Verträumt streiche ich über das Kissen, dass ich soeben genervt auf die Matratze geschleudert habe. Scharf denke ich nach, gehe mehrere Szenarien durch. Prompt versteife ich mich. Meine Krallen bohren sich tief in das Kissen. Ein beunruhigender Gedanke ist mir soeben gekommen. Was ist, wenn Loreena meine Gefühle nicht erwidern kann? Es bestünde trotz allem die Möglichkeit, dass ich nicht mehr als ein Freund für sie bin.
Erneut gehe ich in mich, um herausfinden, was die Hylianerin mir gegenüber für Signale entsandt hat. Also... Sie vertraut mir, das hat sie bewiesen, als sie sich beim Tauchen von mir führen ließ. Außerdem scheint es sie nicht zu stören, wenn ich sie berühre. Schon allein heute habe ich sie an der Hand genommen, ihre Wange gestreichelt und sie in Schlamm eingerieben. Und dann wäre auch noch die Sache, wie sie mich ansieht. Mir ist aufgefallen, dass sie auch mir verstohlene Blicke zuwirft. Darüber hinaus scheine ich sie sehr zu interessieren, als Person, nicht als Prinz, das zeigt sie mir jeden Tag, da sie ganz unbeschwert mit mir herumalbert und mich so behandelt, als wäre ich ein gewöhnlicher Zora. Außerdem stellt sie mir gerne persönliche Fragen, die ich ihr nur zu gerne beantworte. Auch sie erzählt mir viel von sich selbst.
So! Dann lass uns mal alles zusammenfassen! Loreena vertraut mir, sie lässt sich von mir berühren, verhält sich mir gegenüber ganz unbeschwert, wird aber dennoch manchmal verlegen und sie spielt hier und wieder ganz verzückt mit ihren Haaren, wenn sie mit mir redet. Ich würde jetzt nicht unbedingt behaupten, ich hätte in meinem Leben schon übermäßig viel Erfahrungen gemacht mit meinen beiden Beziehungen, aber dennoch bin ich der Meinung, dass ich durchaus in der Lage bin, zu bemerken, wenn jemand dabei ist, sich in jemanden zu verlieben. Und ich glaube, dass ist bei Loreena der Fall. Egal, ob Männer oder Frauen, sie alle senden ähnliche Signale aus. Jedoch, sicher bin ich mir natürlich nicht.
Seufzend drehe ich mich auf den Rücken und strecke alle Viere von mir.
Ich will diese Hylianerin! Sie ist einfach wundervoll. Noch nie im Leben ist mir so eine Frau begegnet. Wie könnte ich sie nicht lieben! An ihr ist alles so perfekt! Loreena ist wunderschön, klug, sie hat Humor und dann besitzt sie auch noch eine männliche, heroische Seite. Noch nie habe ich mich so nach jemanden gesehnt, als nach ihr. Es muss mir irgendwie gelingen, sie von mir zu überzeugen. Aber wie? Meine innere Stimme sagt mir, ich soll einfach so weitermachen, wie bisher, doch ich fürchte, dass das allein vielleicht nicht ausreicht.
Widerwillig schließe ich die Augen. Ich sollte endlich etwas Schlaf finden. Neben der Aufgabe, Loreena zu betreuen, habe ich auch noch andere Pflichten, um die ich mich kümmern muss. Gemeinsam mit meiner Schwester muss ich dafür sorgen, dass unsere Soldaten auf den Kampf gegen Naydra vorbereitet sind, der uns womöglich bevorsteht. Dento hat bereits angefangen, mit Loreenas Hilfe die Blitzwaffen zu schmieden. Es ist nur so ein Gefühl, aber ich befürchte, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt, den Drachen zu beruhigen. Schon lange wurde Naydra nicht mehr in unserer Nähe gesichtet, aber die Regenfälle halten trotz dessen an. Es ist längst überfällig, dass wir etwas unternehmen.
Allmählich sinke ich in einen unruhigen Schlaf. Ich träume von Stromschnellen, einem ohrenbetäubenden Brüllen und messerscharfen Zähnen. Goldene Augen funkeln mich bedrohlich an. Meine Finger berühren Stacheln, die aussehen, als wären sie aus purem Eis. Die Berührung schmerzt. Ein Wimmern kommt aus meiner Kehle. Dann plötzlich schaue ich in zwei braune Augen, die mich liebevoll anblinzeln. Mein Schmerz verschwindet. Der Fluss wird ruhiger. Das Biest, das in dem Wasser wohnte, verschwindet. Am Ende liege ich in Loreenas Armen. Sie hat mich vor dem Drachen gerettet, meine kleine Heldin!
»Mein Prinz...«, höre ich ihre liebliche Stimme in meinen Träumen.
»Loreena...«, antworte ich hier.
Ihr Gesicht kommt mir ganz nah, während ihr zärtlicher Blick mich fängt. Gerade will ich sie küssen, als ihre Stimme sich mit einem Mal verändert. Sie klingt ungeduldiger, älter, kratziger.
»Mein Prinz!«
Brutal werde ich aus meinem schönen Traum gerissen. Abrupt öffne ich die Augen. Ein grünes rochenähnliches Gesicht befindet sich direkt vor mir. Erschrocken weiche ich zurück. Das ist ganz gewiss nicht Loreena. Bei meinem Großvaters Dreizack! Das ist Muzu!
»Was tust du in meinem Gemach?«, schreie ich völlig verwirrt.
»Euch wecken! Obwohl daz nun überhaupt nicht zu meinen Aufgaben zählt.« Der alte Rochen verschränkt die Arme und wendet herablassend sein Gesicht von mir ab.
»Wo ist Nixon?«, frage ich nach meinem persönlichen Kammerdiener, den ich sehr schätze. »Eigentlich soll er das übernehmen. Glaub mir, auch für mich ist es angenehmer, wenn ich sein Gesicht am Morgen zuerst sehe.«
»Für Euch gibt ez keinen Grund zo bizzig zu werden, junger Prinz! Ich habe Euch aus gutem Grund geweckt.« Verächtlich funkelt mich Muzu an, als er sich mir erneut zuwendet.
»Ach ja? Da bin ich mal gespannt.« Widerwillig reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und setze mich auf. Verschlafen blicke ich zur Öffnung meines Gemachs hinaus und bemerke anhand des niederen Sonnenstands, dass es noch früher Morgen ist.
»Naydra izt wieder aufgetaucht!«
Muzus Worte lassen mich erschaudern. Abrupt weicht die Müdigkeit von mir. Mit geweiteten Augen starre ich den alten Rochen an und warte ungeduldig auf mehr Informationen.
Je näher wir an den Rand der Ruta-Klippen gelangen, desto mehr nimmt der Regen zu. Ich schirme meine mit Schwimmhäuten besetzten Finger gegen den Wind ab, um zu verhindern, dass mir die Regentropfen ins Gesicht peitschen.
Nachdem Muzu mir berichtet hat, dass Naydra in der Nähe der Domäne gesichtet wurde, bin ich aus dem Schlafzimmer gerannt und habe Vater angefleht, mich mit ein paar Soldaten die Aufklärungsmission übernehmen zu lassen. Nur widerwillig gab Vater meinem Wunsch nach, auch wenn er meinte, dass dies eine gute Übung für mich sei, wenn ich eines Tages die Befehlsmacht über die gesamte Garde erhalte. Im Anschluss habe ich mir schnell den befehlshabenden Offizier, Rytt und eine Hand voll anderer Soldaten geschnappt und bin umgehend aufgebrochen.
Doch dann, ein falscher Schritt, ich stolpere. Vielleicht wäre es dumm gelaufen und ich wäre von den rutschigen Felsen in den tiefer gelegenen Fluss unter uns gestürzt, wäre da nicht Rytt gewesen, mein treuer Freund, um mich zu stützen.
»Vorsicht, mein Prinz!«, warnt mich der Soldat, der mir einmal viel bedeutet hat. »Dein Vater würde es mir nie verzeihen, wenn ich ohne dich wiederkehre.«
Rytt ist der Einzige in der Garde, der die Erlaubnis hat, mich zu duzen. Es bedeutet mir viel, dass sich wenigstens das nicht zwischen uns geändert hat.
Lächelnd schaue ich auf meinen Freund hinunter und bedeute ihm nickend, dass alles in Ordnung ist.
»Die Felsen sind rutschig«, merke ich an. »Ich sollte vorsichtiger sein.«
»Gewiss, das sollst du!«, erwidert mir Rytt. »Das Königreich könnte es nicht verkraften, ihre Lebensfreude zu verlieren.«
»Du bezeichnest mich als Lebensfreude?« Augenblicklich schenke ich ihm ein verspieltes Lächeln.
»Du sorgst wenigstens dafür, dass wir alle nicht unseren Humor verlieren«, erläutert er mir mit einem kameradschaftlichen Augenzwinkern.
Mit bedauerndem Gesichtsausdruck nehme ich mir Zeit, die Gestalt meines Freundes sorgsam zu mustern. Der blaue Zora und ich hatten eine schöne Zeit, als wir zusammen waren. Es war von viel zu kurzer Dauer. Wenn es nach mir gegangen wäre, wären wir auch heute noch ein Paar. Doch das wäre nun ein Problem, da meine Gefühle nun eine andere Richtung eingeschlagen haben. Vielleicht war es richtig so, dass Rytt sich gegen mich entschieden hat. Womöglich hat es so sein müssen.
Während ich Rytt ansehe, bemerke ich aus den Augenwinkeln, dass die Soldaten an uns vorbeiziehen. Meine Ohren vernehmen das Scheppern ihrer leichten Rüstungen, das erst verstummt, als sie an der Kante angekommen sind. Plötzlich nehmen sie alle eine geduckte Haltung an.
Einer der Soldaten ruft mir plötzlich etwas im gemäßigten Ton zu: »Prinz Sidon, das müsst ihr euch ansehen!«
Alarmiert halten Rytt und ich auf die Klippe zu. Ungeduldig verharren meine Augen auf der Stelle, an der die Felsen zu ende sind. Der Regen klatscht mir ununterbrochen gegen die Schuppen. Die Feder, die in der schmuckreichen Halterung an meiner Stirn steckt, ist bereits völlig durchnässt und hängt mir traurig vom Kamm. Mit jedem Schritt, den ich auf den Abgrund zumache, ertönen platschende Laute.
Nun bleibe ich stehen, schaue hinunter. Eine völlig überschwemmte Gegend breitet sich zu meinen Füßen aus. Der Fluss ist zu dreifacher Größe angeschwollen. Das Wasser wirbelt wild, wie ein tosendes Monster. Doch das war längst nicht alles. Skeptisch gestimmt strenge ich meine Augen an, als ich glaube, ein blaues Flimmern unter der Wasseroberfläche erkannt zu haben. Einen Moment lang tut sich nichts, ich gehe bereits davon aus, dass ich mich geirrt habe, doch dann erkenne ich es deutlich, irgendetwas bewegt sich im Wasser, etwas sehr Großes. Glühend blaue Stacheln tauchen aus dem Fluss auf, wirken dabei wie kleine leuchtenden Eisberge.
Erstaunt sehe ich dabei zu, wie sich der große Drache wie eine Schlange durch den Fluss aalt. Es ist ein wunderschönes Spektakel. Wäre die Lage nicht so ernst, würde ich mich hinsetzen und Naydra stundenlang beobachten.
»Das ist also Naydra...«, flüstere ich voller Ehrfurcht.
»Sidon! Da! Siehst du das! Seine Stacheln...« Rytt zeigt mit dem Finger auf den Drachen und weist mich darauf hin, näher hinzusehen.
Erneut strenge ich meine Augen an, um etwas Ungewöhnliches an Naydra auszumachen. Seine Stacheln, seine Mähne, die eisblaue Farbe seiner Schuppen, seine ganze Gestalt wird von einer violetten Substanz besudelt, die sich selbst im Wasser zu halten scheint.
»Was ist das?«, frage ich mich, ohne jemanden anzusehen. »Irgendeine Art Schleim? Ist Naydra etwa krank? Verhält sie sich deshalb so?«
Einer der Soldaten schüttelt den Kopf, ein älterer Soldat mit schwarzen Schuppen. »Nein, mein Prinz! Ich kann mich noch gut erinnern, dass die Hylianer bei dieser Materie von Schlamm des Hasses sprachen.«
»Schlamm des Hasses?« Verwirrt runzle ich die Stirn, da ich noch nie im Leben davon gehört habe.
»Jawohl! Es handelt sich hierbei um eine Absonderung, die Ganon erschaffen hat. Während des letzten Kriegs war dieser Schlamm überall in Hyrule anzutreffen. Alles, was damit in Berührung kam, wurde böse.«
»Dann wird Naydra also von Ganon beherrscht?« Von dem Soldaten, der mir geantwortet hat, blicke ich zurück ins Wasser, wo sich der Drache unverändert fortbewegt. Inständig frage ich mich, was dieses gegeißelte Wesen nun vorhat. Wird Naydra es so lange regnen lassen, bis alles unter Wasser steht oder wird sie noch viel Schrecklicheres vollbringen?
Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Als ich mich umdrehe, blicke ich in Rytts orangefarbene Augen. »Sidon, die Seelenbändigerin muss sich beeilen. Naydra war noch nie so nah an der Domäne. Sollte es ihr gelingen, den großen Damm in irgendeiner Art und Weise zu sprengen, ist es vorbei.«
»Ich verstehe...« Seufzend lege ich meine Finger an die Wange und denke nach.
Rytts Angst ist nicht unbegründet. Wenn Ganon wahrlich Schaden anrichten will, um uns Zora in die Knie zu zwingen, dann wird der große Damm sein erstes Ziel sein. Einst, da war ich noch lange nicht auf der Welt, hat mein Vater zusammen mit dem damaligen König der Hylianer einen Damm erbauen lassen, um uns vor den Wassermassen zu schützen. Sollte dieser Damm zerstört werden, würde ganz Ranelle überschwemmt werden, da er nun eine ungeheure Menge an Wasser speichert. Es würde viele Tote geben, Zora, Hylianer, Alte, Kinder... Außerdem wäre die Domäne dem Untergang geweiht.
Ungestüm drehe ich mich zu den Soldaten um. »Das darf keines Falls passieren! Wir müssen schnell handeln! Kehren wir zurück und erstatten Bericht!«
Nachdem ich mit den Soldaten wohlbehalten im Palast zurückgekommen bin und meinen Vater über Ganons Machenschaften aufgeklärt habe, hetze ich durch die Stadt und suche nach Loreena.
Wenn uns jemand helfen kann, dann die heldenhafte Hylianerin. Ihr muss es gelingen, Naydra aufzuhalten. Ihre Gabe muss sie schließlich von Hylia haben und die Göttin wird nicht zulassen, dass wir in naher Zeit untergehen werden.
Mein erster Impuls war es, bei Dento nach Loreena zu sehen. Dieser sagte mir, sie habe den ganzen Morgen über zusammen mit ihm an die Blitzwaffen gearbeitet. Einige von ihnen sind bereits fertiggestellt worden. Zwar war ich äußerst stolz darauf, dass die Hylianerin sich bereits solche Mühe gegeben hat, dennoch beunruhigte es mich, dass sie nicht mehr bei dem Schmiedemeister war. Doch der alte Zora meinte, sie sei mit Mipha aufgebrochen, um sich eine kleine Pause zu gönnen. Also zog ich durch die Straßen und fragte jeden, der mir begegnete. Kayden, der Betreiber des Gasthauses erzählte mir, seine Frau habe Mipha und Loreena beim Lulu-See entdeckt, als diese beim Fischen war. Umgehend machte ich mich auf dem Weg dorthin.
Schnell schwimme ich die Wasserfälle hoch, bis ich den kleinen See, in dem sich ein weiterer Wasserfall ergießt, erreiche. Inzwischen schüttet es im Strömen. Zwar ist mir bewusst, dass Mipha bei meiner Hylianerin ist, dennoch mache ich mir Sorgen.
Jetzt bezeichne ich sie schon als meine Hylianerin? Tse, das ist sie aber nicht... Aber vielleicht wird sie das mal werden. Ich gebe immer noch nicht die Hoffnung auf, dass sie auch für mich Gefühle entwickelt hat. Aber im Moment gibt es wirklich Wichtigeres, als meine Schwärmereien für die hübsche Schwarzhaarige. Ich muss dringend Loreena finden, damit sie die Waffen fertigstellen kann, um den Drachen abwehren zu können.
Ohne weiter Zeit zu verlieren steige ich aus dem Wasser. Die Gegend um den Lulu-See ist leer. Meine Augen können einzig und allein ein paar Kröten ausmachen, die sich bei dem nassen Wetter um den See tummeln. Doch von Mipha und Loreena entdecke ich keine Spur. Frustriert schnaube ich im Regen. Bei der großen Königin Ruta! Wo sind sie bloß?
»Sidon?«
Als ich die leise Stimme meiner Schwester höre, drehe ich mich abrupt um. Nicht weit von mir entfernt kann ich ihre kleine, zierliche Gestalt ausmachen. Sie tritt näher. Als sie mein beunruhigtes Gesicht sieht, bleibt sie stehen und funkelt mich alarmiert an.
»Ist etwas passiert?«, fragt Mipha mich.
»Ja!« Mit geweiteten Augen schreite ich auf sie zu und deute wild mit den Armen herum. »Naydra ist auf dem Vormarsch. Ich habe sie gesehen, nicht weit von hier bei den Ruta-Klippen. Wir wissen jetzt, wieso sie sich so verhält. Sie ist voll von Schlamm des Hasses.«
»Schlamm des Hasses!?!« Mipha, die im Gegensatz zu mir sofort weiß, was das ist, legt erschrocken eine Hand auf ihren Mund. »Das bedeutet ja, Ganon hat sie in seiner Macht.«
»Genau!« Hektisch nicke ich. »Wir gehen davon aus, dass er mithilfe Naydras den Damm brechen will. Der große Damm ist dank der anhaltenden Regenfälle bis oben hin voll. Wenn der Drache ihn zerstört, dann...«
»Ich habe verstanden!«
Erschrocken drehe ich mich gemeinsam mit Mipha um und da steht sie, Loreena. Die schwarzen Haare und ihre Kleidung kleben ihr klitschnass am Körper. Auch im Regen macht die Hylianerin einen heroischen Eindruck auf mich. Sie ist so klein und so niedlich, aber dennoch ihre angespannte Körperhaltung und ihr entschlossener Blick zeugen von ihrer wahren Stärke.
Dummfisch! Hör schon auf, wieder von Loreena zu träumen! Sieh lieber zu, dass deine Heimat nicht untergeht!
Erhaben schreitet die Hylianerin durch den Regen. Zwischen mir und Mipha bleibt sie stehen. Mein Herz beginnt zu klopfen, als das süße Ding gezielt mich ansieht.
»Die meisten Waffen sind bereits fertig. Sie sind alle mit der Gummierung versehen. Allerdings reichen die Blitzlanzen momentan für 10 Soldaten. Das wird nicht genügen, richtig?« Loreena bedenkt mich mit einem besorgten Blick, als sie die Stirn runzelt.
»Nein, bedaure...« Langsam schüttle ich den Kopf. »Wir brauchen dringend mehr.«
»Wenn Dento und ich uns beeilen können wir in wenigen Stunden noch 10 schaffen«, versichert sie mir.
»Ich fürchte die Zeit wird dafür nicht mehr reichen«, merke ich bedauernd an.
Bekümmert lässt Loreena den Kopf hängen. »Ich hätte schneller arbeiten müssen.«
»Hey!« Augenblicklich gehe ich auf sie zu und hebe ihr Kinn an, damit sie mich ansehen muss. Überrascht schaut mir Loreena ins Gesicht. »Du hast getan, was du konntest. Dann müssen wir eben mit dem klarkommen, was wir haben. Es ist besser als nichts.«
»Aber, wenn nur 10 Soldaten...«, fängt Loreena an, doch ich falle ihr ins Wort.
»Stell fertig, was du kannst«, erwidere ich ihr ganz ruhig. »In der Zwischenzeit werden wir uns rüsten. Ein paar Späher halten Naydra im Auge. Sie geben uns Bescheid, wenn Naydra uns erreicht. Bis dahin werden wir bereit sein.«
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