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26

Revali


Shania sitzt auf einer umgefallenen Säule. Ihr abwesender Gesichtsausdruck ist dem Horizont zugewandt, als würde sie nach einem Ort Ausschau halten, der sich in unerreichbarer Ferne befindet.

Was hat meine Frau gestern nur geträumt? Einen solch schlimmen Albtraum hatte sie lange nicht mehr, nicht seit... Könnte es wirklich sein, dass Ganon nach so kurzer Zeit bereits erwacht ist und von Neuem versucht, mein Mädchen zu unterdrücken? Meine Kleine hat dies verneint. Aber könnte es sein, dass sie mich anlügt? Sie meinte zu mir, sie hätte von der Zukunft geträumt. War es eine Vision? Wenn ja, war es keine besonders tolle Utopie. Doch Shania spricht nicht mit mir über die Einzelheiten ihres Traums. Und ich befürchte, dies hat seine Gründe. Vielleicht will ich auch nicht wissen, was mich in der Zukunft erwartet. Womöglich könnte ich es nicht mal verhindern. Nein, so darf ich nicht denken! Es gibt immer einen Weg.

Ich wende mein Gesicht von meiner Gattin ab und schreite auf die Kante zu. So blicke ich von Medoh hinab und spähe durch den weißen, durchlässigen Schleier Wolken. Wir befinden uns bereits in Tabanta. Nicht mehr weit bis nach Hause.

Eigentlich habe ich erwartet, dass Shania und ich noch eine Weile in Eldin verbleiben würden. Doch nachdem, was sie gestern Nacht geträumt hat, war es vermutlich das Beste, abzureisen. Daruk und die anderen waren über unseren plötzlichen Abschied mindestens genauso überrascht, doch ließen sie sich leicht mit der Aussage abspeisen, dass wir Pflichten zu erfüllen hätten.

Still befehle ich dem Titan, zum Sinkflug anzusetzen. Sofort gehorcht er mir. Medoh taucht in die Wolkenfetzen ab. Schon bald erwartet uns eine klare Sicht auf die wunderschöne Landschaft Tabantas. Im Hintergrund kann ich bereits die schneebedeckten Berge Hebras erspähen. Es ist ein gutes Gefühl, wieder Zuhause zu sein, auch wenn ich die unbeschwerte Zeit unserer Flitterwochen schmerzlich vermissen werde.

Nun drehe ich mich um. Meine Augen suchen nach meiner Liebsten, doch sie sitzt nicht mehr auf der Säule. Kurzerhand entdecke ich sie. Sie steht am Bug, direkt vor Medohs Kopf. Mit hinter dem Rücken verschränkten Flügeln, folge ich ihr und trete auf sie zu. Direkt neben ihr bleibe ich stehen und sehe mit besorgter Miene auf sie hinab. Shania sieht erschöpft und müde aus. Ihr Gesicht hat reichlich an Farbe verloren und ihre Augen sind leicht gerötet. Der Blick meiner Kleinen wirkt so traurig und freudlos.

»Shania... Gibt es vielleicht etwas, dass du mir sagen willst?«

Meine Frau hebt ihren Blick. Kein Lächeln befindet sich auf ihrem Gesicht. Das Einzige, was ich an ihr ausmachen kann, ist ein mutloses Funkeln. Nachdem sie mich eine Weile lang angestarrt hat, schüttelt sie den Kopf und streicht eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.

»Es ist das Beste, wenn wir es darauf beruhen lassen. Ich bleibe bei meiner Meinung, es ist besser, wenn ich dir nichts mehr von meinem Traum erzähle.«

»Aber weißt du...« Ich versuche mich, an einem zusprechenden Lächeln. »Nur weil du von der Zukunft geträumt hast, muss das noch längst heißen, dass sie auf diese Weise eintreffen muss. Wir können verhindern, dass...«

Wieder schüttelt mein Mädchen den Kopf. »Lass uns nicht mehr darüber reden! Lass uns nach vorne schauen und hoffen, dass im Dorf alles in Ordnung ist!«

Stumm blinzle ich sie an. Wo ist nur meine fröhliche Shania geblieben? Sie wirkt so melancholisch und ernst. Das gefällt mir überhaupt nicht. Aber vermutlich hat die Hylianerin recht. Es nützt nichts, uns den Kopf über ungelegte Eier zu zerbrechen. Noch wissen wir nicht einmal, was ihr Traum wirklich zu bedeuten hat. Vielleicht kann ihr ein Besuch im Seelenreich helfen.

Der Orni-Felsen kommt in Sicht. Ich könnte nun warten, bis Medoh direkt über dem See schwebt, aber ich denke ein ausgiebiger Flug könnte Shania vielleicht aufheitern. So strecke ich meinen Flügel nach meiner Kleinen aus und stupse sie sachte an.

»Was hältst du von einer kleinen Runde über Tabanta?«, schlage ich meiner Ehefrau vor.

Zunächst lässt Shania stumm ihren Blick von mir über die Landschaft schweifen. Dann ist da plötzlich ein winzig kleines Lächeln auf ihren Lippen zu sehen. Ihre Reaktion heitert mich auf.

»Klingt nach einer guten Idee!«, meint sie zu mir und schenkt mir einen liebevollen Blick.

Mit einem zufriedenen Nicken drehe ich mich um und breite meine Flügel aus. »Dann lass uns fliegen!«

Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, spüre ich auch schon ihre zierlichen Arme um meinen Hals. Als ich mir sicher bin, dass sie bereit ist, beschwöre ich meinen Sturm, der uns augenblicklich zum Himmel hinaufwirbelt.

Anmutig gleite ich mit ihr über Tabanta hinweg. Heimlich schiele ich zu der Hylianerin hoch. Tatsächlich, sie lächelt. Wusste ich es doch, dass ich ihr eine Freude bereiten kann. Warm schmunzle ich und neige sanft nach rechts. Überrascht zuckt Shania auf meinem Rücken zusammen, als ich beginne Schlangenlinien am Himmel zu malen.

»Was machst du da?«, fragt mich Shania mit einem amüsierten Lachen im Anschluss.

Ich liebe es, sie zum Lachen bringen, allem voran, wenn es darum geht, sie aufzumuntern.

»Das habe ich mir von deiner ersten Flugstunde abgeguckt«, antworte ich ihr. »Es ist zwar nicht die graziöseste Flugbewegung, aber zugeben, es macht Spaß.«

»Heißt das etwa, der große Revali hat etwa von mir gelernt, wie man sich amüsiert?«, scherzt Shania und lacht erneut.

Ich antworte ihr mit einem Lächeln. Anschließend blicke ich nach vorne, gleite weiterhin schlängelnd durch die Luft. Shania scheint richtig Spaß daran zu haben, denn schon bald spüre ich, dass sie ihre Arme ausbreitet und meine Bewegungen nachmacht. Schön, dass es mir gelungen ist, sie abzulenken.

Doch unsere Unbeschwertheit ist nur von vorübergehender Dauer. Denn kaum steuere ich auf das Orni-Dorf zu, spüre ich eine gedrückte Stimmung seitens meiner Frau. Ich kann deutlich fühlen, wie sie mit ihren Fingern tief in meine Federn greift und festzupackt.

Wenige Flügelschläge später lande ich auf der Landeplattform in der Ebene zu Tebas Haus. Ich habe beschlossen, ihn zuerst aufzusuchen. Als meine Füße auf den Holzlatten aufgesetzt haben, springt Shania von mir runter. Ihr Blick ist dabei auf den Orni-Felsen gerichtet. Wie gebannt starrt sie auf die vogelkopfartige Felsenformation.

»Shania? Ist alles in Ordnung?«, frage ich sie, nachdem sie sich gar nicht mehr rührt.

Meine Frau zuckt zusammen, als ich ihr meine Schwinge auf die Schulter lege. Mit entsetztem Blick dreht sie mir ihr Gesicht zu. Doch dann atmet sie erleichtert auf und greift nach meinem Flügel, der ihre Schulter berührt.

»Mir geht es gut...«, entgegnet sie mir, klingt dabei allerdings nicht sehr überzeugend. »Lass uns einfach nach dem Rechten sehen, okay?«

Mit skeptischem Blick mustere ich ihre Gestalt. Die Hylianerin ist immer noch kreidebleich. In diesem Zustand gefällt sie mir gar nicht, sie sollte sich lieber hinlegen und sich ausruhen. Doch ich befürchte, bevor sie sich nicht vergewissert hat, dass alles in Ordnung ist, wird sie meiner Bitte nicht nachgehen.

So brumme ich ein »Na schön...« und nehme ihre Hand, um mein Mädchen durch das Dorf zu führen. Meine Augen flimmern besorgt auf, als ich spüre, wie sehr ihre Finger zittern.

Langsam steige ich mit meiner Gattin an der Hand eine Treppe hoch. Wir kommen an einigen Hütten vorbei und schon bald werden wir entdeckt. Im nächsten Moment sind wir von Orni umgeben, die uns nochmals beglückwünschen und uns nach unserer Hochzeitsreise fragen. Doch ich bleibe stumm, murre nur hin und wieder ein »Danke!« oder »Gut!« und ziehe Shania weiter. Mir entgeht dabei nicht, dass die Hylianerin jeden einzelnen Orni mit einem seltsamen Gesichtsausdruck taxiert. Es wirkt geradeso, als würde sie jeden von ihnen bedauern.

Endlich haben wir Tebas Haus erreicht. Durch den Lärm, die die Orni um uns herum veranstalten, kann ich schon bald den Kopf des kleinen Tulin sehen, der neugierig seinen Hals reckt und aus dem Fenster blickt. Ich sehe, dass er aufgeregt auf und ab hüpft und wie wild hinausdeutet. Es dauert nicht lange, dann taucht Teba vor der Tür auf mit seiner Tochter im Flügel.

»Hey, hey! Wen haben wir denn da? Wen das nicht das frischvermählte Paar ist? Wundert mich, dass ihr beiden schon zurück seid. Hätte schwören können, ihr genießt noch einige Tage eure traute Zweisamkeit«, begrüßt uns mein Bruder, als wir von seinem Haus stehen.

Lächelnd erwidere ich den Gruß meines Bruders mit einem Nicken. Es ist schön, ihn wiederzusehen.

»Wie ich sehe, steht das Dorf noch. Offenbar hast du während meiner Aufmerksamkeit gut auf alle aufgepasst.«

Während Teba lacht, zuckt Shania auf meinen Spruch hin zusammen und lässt meinen Flügel los. Sie geht einen Schritt auf Teba zu und wagt um ihn herum einen Blick in die Hütte hinein.

»Wo ist Saki?«, fragt sie meinen Bruder ziemlich beunruhigt.

»Die kommt gleich wieder! Sie wollte nur...«

»Tante Shania!« Augenblicklich kommt Tulin aus der Hütte gestürmt und springt meine Frau an.

Teba und ich tauschen einander verwirrte Blicke, als Shania meinen Neffen in die Arme nimmt und ihn mit Tränen in den Augen fest an sich drückt.

»Tulin! Dir geht es gut! Mann, bin ich froh! Ich habe dich ja so lieb!«, nuschelt die Hylianerin an sein flauschiges, graues Gefieder.

»Hab dich auch lieb«, piepst der Kleine zurück, den Shanias Reaktion kein bisschen irritieren zu scheint. »Habt ihr mir auch etwas mitgebracht?«

Shania setzt den Jungen ab. Vor ihm kniet sie sich nieder und blickt ihn immerzu ungläubig an, als könne sie nicht glauben, dass er vor ihr steht. Tulins Lächeln verschwindet plötzlich, als er die Tränen seiner Tante bemerkt. Er streckt seinen winzigen Flügel und hüpft etwas, um ihr Gesicht zu erreichen. Verwirrt fährt er zusammen, als er das salzige Nass an seinen Federn spürt.

»Aber, Tante Shania, warum weinst du denn? Tut dir irgendetwas weh?« Der Kleine legt seinen Kopf schief und schaut meine Frau mitfühlend an.

Plötzlich keucht die Hylianerin erschrocken auf, als würde sie erst jetzt merken, dass sie weint. Hektisch wischt sie sich die Tränen aus dem Gesicht.

»N-nein, a-alles gut! N-natürlich haben wir dir etwas mitgebracht. I-ich habe es h-hier drinnen in meiner Tasche. Ich zeige es dir gleich. Komm mit!«, stammelt sie.

Hektisch nimmt sie den Kleinen am Flügel und führt ihn zu seiner Nische hinüber, wo sich seine Hängematte und sein Spielzeug befindet.

»Was stimmt denn mit Shania nicht?«, fragt mich Teba, während er seine Tochter in seinem Flügel beruhigend hin- und herschaukelt, weil sie anfängt, unruhig zu werden.

Von meinem Bruder sehe ich zu Sita herunter, die sich piepsend in den Schwingen ihres Vaters wälzt. Leider weiß ich nicht so recht, was ich Teba darauf erwidern soll und das kleine rosafarbene Orni-Küken wird bestimmt auch keine Antwort darauf wissen. Ich könnte ihm jetzt sagen, dass Shania von einer düsteren Zukunft geträumt hat und ihn damit zutiefst beunruhigen, aber das werde ich bestimmt nicht tun. So seufze ich und hebe meinen Blick wieder.

»Frauen!«, erwidere ich dem grauen Orni nur und zucke mit den Achseln.

Skeptisch blinzelt mich Teba an, nachdem er zu Shania und seinem Sohn hinüberblickt.

»Warum seid ihr eigentlich so schnell zurück?«, will er dann auch noch wissen.

Es war mir von vornherein klar, dass Shanias Reaktion Teba skeptisch macht, aber ich bin nicht gewillt, ihm die Wahrheit zu sagen, allem voran, weil ich diese selbst nicht genau kenne.

Ich stemme meinen Flügel an die Hüfte und erwidere ihm mit einem schelmischen Lächeln: »Wolltest wohl noch länger den Anführer der Orni-Krieger spielen, was? Es betrübt mich wirklich sehr, dass ich dich da enttäuschen muss.«

»Hey, wer sagt denn so was!«, lacht mein Bruder und vergisst glatt, dass ich ihm auf die Frage von vorhin, nach wie vor eine Antwort schulde. »Erzähl mir lieber von deiner zweiten Hochzeit! Wäre ja selbst gern dabei gewesen. Wer kommt schon in den Genuss, einer goronischen Hochzeitszeremonie beizuwohnen? Aber irgendjemand musste ja während deiner Abwesenheit auf das Dorf aufpassen.«

Lachend begeben wir uns an den Tisch, wo ich meinen Bruder von unseren Flitterwochen und meiner zweiten Hochzeit mit Shania erzähle.



Ehe ich mich versehe, ist es Nacht. Ich liege mit Shania in unserem gemeinsamen Bett. Beide schauen wir uns wortlos in die Augen.

Vah Medoh schwebt längst über dem Orni-Felsen und wacht über das Dorf. Auch er hat mir bestätigt, dass alles in Ordnung ist. Als ich ihn jedoch still fragte, ob er mir etwas zu Shanias Vision sagen könnte, meinte er nur, dass selbst er nicht in der Lage sei, in die Zukunft zu blicken und dass die Göttin ihre Gedanken nicht mit ihm geteilt hätte.

Der Tag war unheimlich schnell vergangen. Nachdem ich und Shania bei Teba waren und auch Saki uns nach kurzer Zeit mit ihrer Anwesenheit beehrte und meine Frau erneut zum Weinen brachte, begaben wir uns zu Kaneli. Der Häuptling war froh, uns wieder begrüßen zu dürfen. Allerdings verstand auch er schnell, dass irgendetwas mit meiner Kleinen nicht stimmt, nachdem sie ihn mit merkwürdigen Fragen durchlöcherte. Nachdem sich Shania schließlich von dem alten Orni beruhigen ließ, dass die Lage im Dorf friedlich sei, brachte ich sie nach Hause. Dort beschäftigte sie sich damit, zu meditieren. Während sich die Seelenbändigerin also in ihrem Reich aufhielt, um nach Antworten zu suchen, flog ich zum Übungsplatz, um ein wenig zu trainieren. Überrascht stellte ich fest, dass ich nicht allein war. Die Truppe aus jungen Orni, die sich meine Schüler nennen durften, übten bereits. So sah ich ihnen zu, lehrte ihnen die ein oder andere Lektion und gab ihnen eine kleine Vorstellung meinerseits. Schon bald wurde es Abend. Also kehrte ich zu unserer Hütte zurück, wo meine Ehefrau bereits mit Essen auf mich wartete. Gemeinsam aßen wir zu Abend. Es gab gemischte Rahm-Pilze mit Körnerknödel. Eine wahre Leckerei!

»Was denkst du gerade?«, fragt mich Shania plötzlich, als ich mit einem Mal ihre Hände auf Medohs Zeichen, das sich auf meinem weißen Bauch befindet, spüre, um dessen Silhouette mit den Fingerkuppen nachzuzeichnen.

Verschmitzt lächle ich sie an. »Ich habe an dein delikates Abendessen gedacht, dass du extra für deinen atemberaubenden Ehemann zubereitet hast.«

»Gewöhn dich bloß nicht daran!«, entgegnet mir Shania und kichert leise.

Mit den Fingerfedern streichle ich ihr Unterhemd. »Nun... Ich könnte durchaus daran Gefallen finden, dass meine kleine Ehefrau mich tagtäglich verwöhnt.«

Beide teilen wir uns ein mildes Lächeln.

Es könnte alles so schön sein. Wir könnten da weitermachen, wo wir in den Flitterwochen aufgehört haben, aber...

»Wie ist es im Seelenreich gelaufen?«, frage ich sie freiheraus, nachdem ich mir mit dieser Frage genug Zeit gelassen habe.

Sofort erstirbt Shanias süßes Lächeln. Bekümmert schauen ihre braunen Augen mich an.

»Ich habe mit allen geredet, Mipha, Bawo und all diejenigen, die sich vor kurzem mir angeschlossen haben, aber...« Shania hält inne, starrt auf das Tattoo von Medoh hinab, das sie nach wie vor berührt. »Zu dem Traum konnten sie mir nichts sagen. Allerdings haben sie mich an einen Ort geführt. Er hat sich erst vor kurzem gezeigt, haben sie gesagt. Es wirkte, wie eine große, dunkle Barriere.«

»Eine große dunkle Barriere? Hat Ganon etwas damit zu tun?« Als ich diese Frage stelle, verdunkelt sich mein Blick.

Doch Shania schüttelt den Kopf. »Nicht direkt... Ich habe nachgesehen, Revali. Ganon schläft immer noch. Er ist nach wie vor in seinem Gefängnis aus gleißendem Licht eingesperrt. Hinter dieser dunklen Barriere jedoch scheint sich ein unbekannter Teil des Seelenreichs zu verbergen, einen Teil, den ich nicht erschaffen habe, der nicht mir gehört.«

Alarmiert horche ich auf. »Wie meinst du das? Du bist doch die Herrscherin des Seelenreichs.«

»Nicht über alles davon, wie es scheint.« Bevor sie weiterspricht, stößt sie lange und ausgedehnt die Luft aus. »Weißt du noch, wie Großmutter mir gesagt hat, dass ich die einzige noch lebende Seelenbändigerin bin?«

»Ja...«

»Nun, ich glaube, Oma Impa hat sich geirrt«, meint sie zu mir.

»Das musst du mir nun aber nähererklären.« Skeptisch betrachte ich meine Kleine, wie sie sich auf den Rücken legt und an die Decke starrt.

»Ich weiß es auch nicht so genau. Aber da ist dieser Kerl, ein Kerl in einer Kutte. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber er kam in meiner Vision vor.«

Als ich ihren Worten lausche, verschlucke ich mich fast an meiner eigenen Spucke. Prompt krieche ich ein Stück zu ihr rüber und lege ihr meinen Flügel auf die Brust. Eindringlich blicke ich sie an. Meine grünen Augen funkeln aufgebracht.

»Ein Kerl in einer Kutte. Bitte sag mir, dass die Farbe der Kutte nicht violett war und dass er keine fahle Hautfarbe besaß!«

Prompt zuckt Shania zusammen. Beide setzen wir uns beinahe gleichzeitig auf. Schockiert schaut sie mir in die Augen.

»Du hast ihn auch gesehen?« Ihre Stimme klingt schrill.

Freudlos blicke ich ihr Mal mit den drei umschlungenen Drachen an, das aus ihrem leicht gehobenen Nachthemd herausblitzt, während ich nicke. Sofort muss ich an meinen schrecklichen Traum denken. In meinen Gedanken höre ich die Schreie des Säuglings, der niemals in unserem Nest liegen würde. Außerdem vernehme ich Shanias Weinen, sehe die Tränen in ihrem vorwurfsvollen Blick, kurz bevor sie mich verlässt, weil ich ihr keine Kinder schenken kann.

Als ich nicht antworte, bohrt Shania nach und reißt mich somit aus meinen Gedanken. »Hattest du etwa auch eine Vision? Warum hast du mir nichts gesagt?«

Kurz schließe ich die Augen und schüttle den Kopf, ehe ich meine Frau wieder ansehe. »Nein, keine Vision, nur ein Traum.«

»Und was hast du geträumt?« Ihre Augen suchen hektisch eine Reaktion in meinem Gesicht ab, während ich sie mit meiner Antwort warten lasse.

»Du hast mich verlassen«, erwidere ich ihr schlicht, ohne auf den Grund dafür einzugehen.

»Verstehe...«, flüstert Shania nur und lässt den Kopf sinken.

So schweigen wir beide einen langen Moment lang.

Erst als wir uns wieder ansehen, meint Shania zu mir: »Revali, ich fürchte, wir müssen uns wappnen! Hyrule schwebt immer noch in Gefahr. Und ich glaube dieser Kerl, der in unseren Träumen vorkam, ist nicht ganz unschuldig daran. Er scheint, mit Ganon irgendwie in Verbindung zu stehen, aber ich weiß nicht genau wie.«

Plötzlich rutscht mein Mädchen näher an mich heran. Es überrascht mich, dass sich ihr Gesichtsausdruck gewandelt hat. Plötzlich wirkt sie nicht mehr unsicher und traurig, sondern entschlossen und kampfbereit. Sie nimmt meinen Flügel in ihre Hände und schaut mir fest in die Augen.

»Du musst mich trainieren, Revali! Ich muss noch stärker werden, das müssen wir beide. Wir müssen Hyrule beschützen. Die Zukunft darf nicht so enden.«

Meine Augen verlieren sich in den ihren. Sie verlangt von mir, dass ich sie trainiere, doch ich tue seit drei Jahren nichts anderes.

»Was soll ich dir noch beibringen, was du nicht schon kannst?«, sage ich zu ihr und berühre mit meinem freien Flügel ihre Wange.

»Ich will, dass du mir zeigst, was es wirklich bedeutet, gegen dich zu kämpfen. Erst wenn ich mich gegen dich behaupten kann, bin ich dazu bereit, es mit jedem anzunehmen.«

Lügen würde ich, wenn ich behaupten würde, ihre Worte würden mir nicht schmeicheln. Doch sie verlangt Großes von mir, wenn sie will, dass ich gegen sie kämpfe, gegen meine Frau, die ich über alles liebe und niemals verletzen möchte.

»Ich weiß es zu schätzen, dass du mich so zusagen als stärksten Krieger Hyrules anpreist, aber...« Seufzend schüttle ich den Kopf. »Ich will nicht gegen dich kämpfen, Shania.«

»Hey, wovor hast du Angst?« Shania nimmt mein Gesicht in ihre Hände, als ich ihrem Blick ausweiche und legt das Gesicht schief. »Du weißt, dass ich ein starkes Mädchen bin. Ich kann mich jederzeit heilen. Schon vergessen? Außerdem trage ich das Blut eines Ritters und einer Shika in mir. Und ich kann kämpfen, wie eine Gerudo. Was spricht also dagegen?«

Ihre Worte bringen mich etwas zum Lachen.

»Wenn du dir einmal etwas in den Kopf gesetzt hast...«, merke ich schmunzelnd an.

»Heißt das, ich habe dich überzeugt?« Charmant blinzelt sie mir zu.

Shania ist wahrhaftig eine starke Frau. Allerdings kann sie auch ein echter Tollpatsch sein, der sich nicht davor scheut, sich ständig in Gefahr zu bringen. Aber ich muss zugeben, Shania hat, seitdem sie in mein Leben getreten ist, einiges an Stärke gewonnen. Nicht viele haben es geschafft, mich zu beindrucken, sie allerdings schon.

»Gut... Ich bin einverstanden«, willige ich ein. Doch einen Gedanken hege ich noch. »Doch was ist mit der Prinzessin? Jetzt, wo du dir sicher bist, dass sich die Dunkelheit erneut über Hyrule zusammenbraut, sollten wir uns da nicht mit ihr in Verbindung setzen?«

»Da hast du nicht ganz unrecht, aber...« Shania hält einen Moment inne, bedenkt mich mit einem unschlüssigen Blick. »Ich will das Orni-Dorf noch nicht verlassen. Ich fürchte mich davor, dass irgendetwas geschehen könnte.«

So akzeptiere ich ihre Entscheidung. 

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