42
Revali
Zurück auf Medoh gleite ich über die Ebene Hyrules. Shania befindet sich an meiner Seite, während unter uns Link mit Zelda auf dem Rücken seiner Stute über den Hügeln reitet.
»Shania?« Unentwegt schaue ich auf die Landschaft hinaus, während Medoh über sie hinweggleitet.
Aus den Augenwinkeln heraus bemerke ich, dass die Hylianerin mir ihr Gesicht zuwendet. »Ja?«
»Als ich von Ganon besessen war, habe ich dir wehgetan?« Nur zögerlich kommen mir die Worte über den Schnabel.
Kaum zu glauben, dass dieser Widerling mich dazu gebracht, gegen meine Kleine zu kämpfen. Mit traurigem Gesichtsausdruck erinnere ich mich daran, wie ich mich gegen die Dämonin zu Wehr gesetzt habe. Offenbar war dies nur ein Trugbild und ich habe in Wirklichkeit Shanias Leben bedroht. Wenn mein Mädchen durch meinen Bogen gestorben wäre, ich hätte nie wieder zu mir selbst gefunden. Dann habe ich zu allem Überfluss auch noch ihren geliebten Bogen zerbrochen. Mein Herz setzt aus, als ich mich an ihren traurigen Anblick erinnere, als sie die Bruchstücke des Blumenbogens vom Boden aufgelesen hat, bevor wir den Thronsaal verlassen haben.
In diesem Moment spüre ich die Hand meines Liebsten auf meiner Schulter. Warm blickt sie mich an. Ein verwegenes Lächeln zeichnet sich in ihrem Gesicht ab.
»Du wirst es nicht glauben, aber ich konnte gut mit dem großen Revali mithalten. Ich bin wohl besser, als du erwartet hast.«
Zunächst schaue ich sie einfach nur sprachlos an, doch dann beginne ich, über ihre Worte zu schmunzeln.
»Hm! Das glaubst du? Shania, dir ist doch hoffentlich klar, dass du nie und nimmer eine Chance gegen mich hättest«, erwidere ich ihr in demselben verspielten Ton.
Shania lacht aus tiefstem Herzen. Sie strahlt dabei so herzlich, dass ich sie am liebsten schnäbeln würde. »Dann kann ich ja froh sein, dass du auf meiner Seite stehst.«
Ich schenke meiner Kleinen einen tiefen Blick. »Hier!«, sage ich plötzlich und strecke ihr den großen Adlerbogen entgegen.
Verwirrt blinzelt mich Shania an. »Was soll ich damit?«
»Am besten Ganon damit vernichten«, antworte ich ihr amüsiert.
Mit großen Augen starrt mich meine Kleine weiterhin an, unfähig, meinen Bogen an sich zu nehmen.
»Aber... Nein, ich kann nicht! Es ist dein Bogen. Du brauchst ihn in der Schlacht.«
»Nun nimm schon!«, fordere ich mein Mädchen auf und verstärke mein charmantes Lächeln. »Du hast ihn dir verdient, schließlich bin ich daran schuld, dass deiner nun kaputt ist. Aber er ist nur eine Leihgabe, also pass gut auf ihn auf.«
Ich habe Shania schon mal meinen Bogen geliehen, damals in Eldin. Es hat mich überrascht, dass sie mit meiner Waffe fast so gut umgehen konnte, wie mit ihrer eigenen.
»Aber, Revali! Mit was willst du dann kämpfen?«
»Ach, mach dir darum keine Sorgen! Ich habe immer noch meine scharfen Krallen, meine starken Flügel, mein Eisvogelschwert und meinen atemberaubenden Sturm. Außerdem...« Mit geschwollener Brust wende ich mich der Hylianerin zu und werfe ihr einen liebevollen Blick zu. »Du wirst meine Waffe sein, mein Täubchen!«
Gerade als Shania sanft meinen Schnabel streichelt und mich dem Anschein nach küssen möchte, hallt ein lautes Tröten über die Ebene Hyrules. Es scheint, der Titan des Fischkopfes zu sein. Abrupt sehe ich hinunter, erblicke den großen Elefanten. Aus den anderen Himmelsrichtungen nähern sich die übrigen Titanen. Rutas Ruf soll offenbar eine Warnung gewesen sein, denn nun erhaschen meine scharfen Augen ein riesiges, brennendes Wildschwein. Seine Hörner bestehen aus Schatten und das Feuer, das ihn umgibt, brennt so grell, dass es aus der Hölle persönlich stammen könnte.
»Ist das etwa seine wahre Gestalt?«, spotte ich über Ganon.
»Als Ganon noch einen Körper besaß und ein Gerudo war...«, erklärt mir Shania und wechselt ihren Blick von mir zu dem unheiligen Schwein. »... ist er auf einem monströsen Wüstenschwein in die Schlacht geritten. Es hat unzählige Opfer gegeben und niemand wurde von ihm verschont.«
»Dieses Mal wird es anders sein! Etwas anderes werde ich nämlich nicht zulassen!«, versichere ich meiner Kleinen und recke meinen Flügel symbolisch in die Höhe. »Er wird keine Chance gegen uns haben. Vier Titanen, vier Recken, eine Prinzessin, eine Seelenbändigerin und der Mächtigste von allen...« Mit hocherhobenem Schnabel zeige ich mit der Schwinge auf mich. »Ich! Egal, in was sich der Teufel auch verwandelt, mag es ein Wildschwein, ein Wolf, ein Bär oder sogar eine Katze sein.« Als ich das Wort Katze erwähne, beginnt Shania zu grinsen, denn sie weiß, dass ich diese pelzigen Tiere mit den Schnurrhaaren hasse. »Heute wird Hyrule das letzte Mal seine hässliche Fratze zu Gesicht bekommen.«
Nun lächelt Shania nur noch zaghaft und murmelt: »Dennoch, leicht wird es nicht werden.«
»Doch was auch geschehen wird, Shania!« Ich nehme ihre Hand und schaue sie eindringlich an. »Wir beide haben es so weit geschafft, deshalb bin ich mir sicher, dass uns einfach alles mit Hylias Hilfe gelingen wird.«
»Dann lass uns hoffen, dass Hylias Macht ausreichen wird«, entgegnet mir Shania, als sie zärtlich meinen Flügel drückt.
Ich wage es nicht, ihre Hand loszulassen, als ich nach vorne sehe und beobachte, wie schnell wir uns dem Unhold nähern. Unter meinem Befehl kreisen die anderen Titanen das verfluchte Wildschwein ein. Vah Medoh, Vah Ruta, Vah Rudania und Vah Naboris richten ihre Waffen auf das Untier. Unter uns spornt Shanias Cousin sein Pferd an, während die Prinzessin ihren Lichtbogen bereits spannt.
»Bist du bereit?«, frage ich meine Gefährtin.
Entschlossen nickt sie. »Bringen wir es zu Ende!«
Stolz lächle ich die Seelenbändigerin an. »Das wollte ich hören.«
So breite ich meine Flügel aus, stoße mich von Medoh ab und lese Shania auf. Gemeinsam fliegen wir auf das Wildschwein zu, dass soeben einige Bäume samt der Wurzel aus dem Erdreich herauszieht. Während ich Shania trage, die bereits ihren Bogen schussbereit in den Armen hält, umfliege ich das Monstrum in einem großzügigen Radius. Das Vieh ist von einem Schutzschild umgeben. Das Kraftfeld besteht aus purer Dunkelheit und kann offenbar nur mit der Macht des Lichts zerstört werden.
»Wenn ich euch das Zeichen gebe, feuert ihr alle gleichzeitig!«, kommuniziere ich geistig mit den anderen Recken. »Und du Link, du umkreist das Biest, damit die Prinzessin zusammen mit Shania und den Lichtpfeilen den Schutzschild schwächen kann. Also, verbocke es nicht!«
In meinem Geist flackern die kampfbereiten Gesichter der Recken auf. Alle haben verstanden.
Während die anderen Recken, die einen Titanen steuern, sich zurückhalten, nähere ich mich Ganon in Gestalt der Bestie. Meine Ohren vernehmen das Wiehern von Epona, die von Link angespornt wird. Shania zielt bereits. Der erste leuchtende Pfeil fliegt. Im nächsten Augenblick folgt ein weiterer, geschossen von der Prinzessin. Das Wildschwein grunzt erbost, schlägt mit seinen Hauern um sich. Anmutig weiche ich aus. Die Hitze, die von seinen brennenden Stoßzähnen ausgeht, spüre ich heiß auf meinem Gefieder. Das Untier verfehlt mich nur knapp. Shania nutzt währenddessen die Chance und attackiert den Dämon erneut. Der Cousin meiner Gefährtin erweist sich währenddessen als ziemlich mutig, als er mit der Prinzessin und seinem Pferd unter den Wanst dies Biests durchreitet. Zelda bombardiert Ganon mit drei nachfolgenden Pfeilen. Hm, sie schießt gar nicht so schlecht für eine hylianische Prinzessin. Meine grünen Augen flammen entschlossen auf, als ich auf den Kopf des Dämons zufliege. Shania formt die Augen zu Schlitzen, konzentriert sich und lässt den Pfeil los. Der Schutzschild fängt an, zu flackern.
»Es funktioniert«, höre ich Zeldas Stimme in meinem Kopf. »Ich spüre, dass er bereits schwächer wird. Nur noch ein bisschen!«
Plötzlich schwingt das riesenhafte Schwein jedoch seinen Schädel herum. Seine Augen glühen bedrohlich. Dunkle, lilafarbene Kugeln kommen plötzlich auf uns zu. So schnell, wie mich meine Flügel tragen können, eile ich voran. Shania nutzt die Pfeile, um die schwebenden Flammenkugeln aus schwarzer Magie zu zerstören.
»Wir sind gerade ziemlich beschäftigt«, befehle ich der Prinzessin und ihrem Beschützer. »Erledigt ihr den Rest!«
Während ich ausweiche und meine Gefährtin versucht, die tödlichen Bällchen zu zerstören, greift das Vieh an. Mit den Hörnern schlägt es nach mir. Dieses Mal gelingt es mir nicht, ihm zu entkommen. Er trifft mich, schleudert mich davon. Nur die antike Rüstung verhindert, dass mein Federkleid Flammen fängt. Schockiert presst es mir die Luft aus den Lungen, als ich Shanias Schreien höre. Sie fällt. Mit gefasstem Gesichtsausdruck versuche ich, die Kontrolle über meinen Körper zurückzuerlangen. Hurtig schlage ich mit den Flügeln, gebe mein Bestes, meine fallende Gefährtin wiedereinzuholen. Gerade in dem Moment, als ich die Krallen nach ihr ausstrecke, bricht der Schild.
»Wir haben es geschafft, Revali!«, teilt mir die Prinzessin mit. »Erteil den Befehl! Jetzt! Bevor es zu spät ist!«
Es sind nur Sekunden, die in Zeitlupe zu vergehen scheinen. Mir ist klar, dass Ganon im nächsten Augenblick zum verheerenden Gegenschlag ausholen wird, doch mir bleibt nicht die Zeit, Shania zu fangen und uns in Sicherheit zu bringen. Die Recken müssen ihren Titanen jetzt befehlen, zu feuern. Ich kann die Chance nicht verstreichen lassen, auch wenn es mich und Shania umbringen wird.
»Wenn wir nun sterben, Shania, dann sterben wir zusammen«, flüstere ich Shania in Gedanken zu.
»Fang mich, Revali, ich werde uns beschützen!«, hallt ihre Antwort in meinem Kopf.
Gerade als ich die Krallen nach Shania ausstrecke, erteile ich den Befehl: »Schießt!«
Noch bevor Ganon seine Macht entfesseln kann, lassen die Titanen ihre Strahlen los. Als meine Klauen den Körper der Hylianerin packen, umschlingt uns ein heilsames Licht. Doch dann erfasst uns die Explosion. Der grelle Lichtblitz blendet mich und die Wucht reißt mich herum. Ich höre auf mit den Flügeln zu schlagen, klammere Shania stattdessen fest an mich. Die Hylianerin presst ihren Kopf gegen meine Brust. Ihre Finger krallen sich fest an mein Gefieder. Unser Schicksal liegt nun in Hylias Händen. Bitte, große Göttin, sei uns gnädig!
»Alles in Ordnung, mein Sohn?«
Zaghaft öffne ich die Lider. Ich traue meinen Augen nicht, als ich meinen Vater erblicke.
»V-Vater?«
Die Sonne schimmert auf dem dunkelgrauen Gefieder seines Flügels, den er mir hinhält. Mit zitternden Fingerfedern ergreife ich seine Schwinge und lasse mich hochziehen. Wir befinden uns an einem hochgelegenen Ort. Am Horizont ist Schloss Hyrule zu sehen.
»Wo sind wir hier?«, frage ich Argus, während ich weiter meinen Blick um mich schweifen lasse.
»Hylias Berg!«, antwortet er mir, kurz hebt er den Kopf, um zum Himmel hinauf zu sehen. »Die Schwelle zwischen dem Reich der Seelen und dem Diesseits.«
Bedauernd schaue ich von meinem Vater zum Schloss hinüber, das sich in weiter Entfernung befindet. »Also bin ich wohl gestorben«, stelle ich mit Bitterkeit in der Stimme fest und wende mein Gesicht kurz ab.
Mein Leben ist mir genommen worden, doch ich bin für eine heldenhafte Sache gestorben. Ich bin mir sicher, dass meine Tat eine Legende wird. Doch Shania... Sie wird furchtbar traurig sein. Auch ich bin traurig... Nun kann ich sie nie wieder richtig berühren, sie küssen oder... Ich seufze. Ich wollte mein Leben mit ihr verbringen. Sie heiraten und vielleicht, wenn Hylia es gewollt hätte, hätte ich der wunderschönen Hylianerin ein Kind geschenkt. Mein Wunsch wird nicht in Erfüllung gehen. Und dennoch...
Ein zaghaftes Lächeln huscht über meinen Schnabel, als ich meinen Vater wieder ansehe. »Gut so! Shania hat meine Seele eingeatmet, wie wir es besprochen haben. Das bedeutet, dass sie lebt und es ihr gutgeht. Nun können wir trotzdem zusammen sein, obwohl ich nicht mehr Teil dieser Welt bin.«
Verwirrt beäugt mich mein Vater. Dann schmunzelt er und schüttelt den Kopf. Der Orni legt mir seinen Flügel auf die Schultern.
»Mein Sohn...«, höre ich ihn sagen, als er mit dem Schnabel in Richtung Tabanta zeigt. »Dein Körper mag zwar geschwächt sein, aber die Heilkräfte deiner Gefährtin werden dich wieder stärken. Also nein, Revali, du lebst noch! Aber ich, ich werde das Seelenreich verlassen.«
Ungläubig funkle ich meinen Vater an. Obwohl ich nur eine Seele in diesem Reich bin, meine ich, mein Herz schlagen zu hören. »Ich bin also nicht tot?«
»Aber nein!«, erwidert mir Argus amüsiert. »Deine Gefährtin hat mir versprochen, dass sie mich wieder freilassen wird, wenn ihr die Verheerung Ganon bezwungen habt. Und das habt ihr.«
»Wir haben ihn tatsächlich besiegt?«
Mein Vater berührt beide meiner Schulter mit seinen Flügeln und schaut mir in die Augen. »Ja, mein Sohn, das hast du! Du hast ihn besiegt, gemeinsam mit deiner Gefährtin und den anderen Recken! Du glaubst gar nicht, wie stolz ich auf dich bin!«
»Danke, Vater!«, entgegne ich ihm tatsächlich etwas verlegen.
Doch erst jetzt wird mir klar, was das nun zu bedeuten hat. Ganon ist nicht mehr. Shania und ich leben immer noch.
»Heißt das etwa...« Überwältigt schaue ich in dieselben grünen Augen, die auch ich habe. »Ich kann...«
Argus nickt mir zu. »Geh, mein Sohn! Lebe dein Leben und heirate die Seelenfängerin! Ich bin davon überzeugt, dass ihr beiden euch sehr glücklich machen werdet.«
Der Orni tritt von mir zurück. Sehnsüchtig blickt er zum Himmel hinauf. Ich bedenke meinen Vater mit einem bedauernden Blick.
»Das bedeutet wohl, dass wir beide nun voneinander Abschied nehmen müssen.«
Sein Blick richtet sich wieder auf mich. »Nicht ganz! Mein Geist wird stets über euch wachen. Ich werde im Wind sein, der dich nach oben bringt und dich am Himmel hält. Du wirst also stets von mir umgeben sein. Dich und Teba werde ich niemals im Stich lassen, selbst jetzt, lange nach meinem Tod, nicht.«
In diesem Moment strahlt ein helles Licht auf uns herab und taucht uns in eine heilige goldene Farbe.
»Du warst ein guter Vater«, verabschiede ich mich von Argus.
»Und du ein guter Sohn.« Seine Gesichtszüge werden väterlich weich. »Bitte, sag Teba, dass ich auch auf ihn sehr stolz bin.«
Gerührt erwidere ich sein liebevolles Lächeln. »Das weiß er!«
Das Licht wird immer heller. Mit einem Mal meine ich, zu schweben, obwohl ich meine Flügel nicht bewege. Dann löst sich das Gesicht meines Vaters und das gesamte Seelenreich plötzlich auf.
»Komm zu mir zurück! Komm zurück!«
Widerwillig schlage ich die Augen auf. Die Sonne blendet mich. Ich kann kaum etwas sehen. Wieder schließe ich die Lider. Ein tiefes Brummen kommt aus meiner Kehle. Mein Kopf tut höllisch weh.
»War er gerade wach?« Die Stimme kommt mir seltsam bekannt vor. Sie klingt tief und rustikal. Daruk?
»Ich habe aufgehört, zu zählen, wie oft ich ihn heute schon geheilt und vor dem Tod bewahrt habe.« Das muss Shania sein. Den süßen Klang ihrer Stimme würde ich von tausenden wiedererkennen. Allerdings klingt meine Kleine ziemlich kummervoll.
Ich höre, wie eine weibliche Stimme sie tröstet. Offenbar ist es Urbosa. »Keine Sorge, dass wirst du auch dieses Mal tun! Sein Körper hat bereits auf deine Heilkräfte reagiert. Gib ihm Zeit, sich zu erholen!«
»Du solltest dir auch Mal eine Pause gönnen, Loreena! Du bist ja schon so bleich, wie ein toter Fisch.« Hmpf! Der Fischkopf ist wohl auch da und macht sich mal wieder Sorgen um mein Mädchen. Das kann er sich sonst wohin stecken!
»Geht es denn Revali schon besser?« Das hört sich ganz nach der Prinzessin an. Sie sorgt sich um mich? Offenbar scheine ich bei der Königstochter Eindruck geschunden zu haben.
»Ist noch unklar«, antwortet ihr Daruk. »Aber meine Schwester kriegt ihn schon wieder auf die Beine.«
»Der Sturz war eben nicht ohne«, bemerkt Urbosa daraufhin. »Der Orni hat sich so positioniert, dass ihn der Aufprall zuerst treffen sollte.«
»Er wollte mich eben beschützen... so wie immer.« Meine Gefährtin klingt so traurig. Dabei geht es mir gut. Ich sträube mich nur dagegen, die Augen zu öffnen. Mein ganzer Körper tut weh und mein Kopf fühlt sich so an, als würde er gleich wie ein faules Ei zerplatzen.
Mit einem Mal legt sich der Schmerz ein wenig. Das Tosen in meinem Kopf flaut ab. Endlich traue ich mich erneut, meine Lider zu öffnen. Auch dieses Mal ist das Erste, was ich sehe, Shanias bezauberndes Gesicht. Ihre großen, braunen Augen beginnen, zu glitzern, als ich mit dem Flügel ihre Wange streife.
»Revali!« Mein Mädchen strahlt vor Freude, greift nach meiner Schwinge und drückt sie zärtlich.
»Shania, sag mir, haben wir gewonnen? Ist Ganon...«
»Und wie wir das haben, Bruder!« Überrascht zucke ich in Shanias Armen zusammen, als plötzlich die kolossale Gestalt des Goronen hinter ihr auftaucht. Übermotiviert schlägt er sich gegen die Brust und grinst breit. »Wir haben diesem Dreckskerl ordentlich eingeheizt. Den sehen wir so schnell nicht wieder.«
Ich mache Anstalten, mich aufzurichten, doch ich fühle mich so schwach, dass es mir von allein nicht gelingen mag. Meine süße, kleine Shania hilft mir. Nun sitze ich da, schaue meinem Mädchen direkt in die Augen. Wenn wir jetzt alleine wären...
»Zelda und Shania haben Ganon ins Reich der Seelen zurückgeschickt. Dort haben sie gemeinsam mit den anderen Seelen ihn erneut gebannt. Zeldas Licht hat ihm seine Kräfte geraubt. Nun ist er nur noch eine machtlose Seele, dazu verflucht, für immer im Seelenreich umher zu irren und für seine grausame Taten zu schmoren.« Erst jetzt bemerke ich, dass die Gerudo-Königin sich neben mir in der Hocke befindet und zu mir herabblickt.
Nach und nach erkenne ich auch alle anderen Recken, die hinter Shania einen Halbkreis bilden. Der Fischkopf steht neben Daruk, Shanias Cousin und die Prinzessin befindet sich links von dem Zora. Daneben wiehert das Pferd ungeduldig.
»Ist das wahr?« Meine Augen flimmern ungläubig, als ich meine Kleine anblicke.
Shania lächelt gefühlvoll, als sie nickt. »Ja, Revali! Es stimmt!«
»Und die Titanen?«, will ich von ihr wissen.
Doch statt Shania antwortet mir wieder einer der anderen, dieses Mal ist es der Fischkopf, der mal wieder so dämlich grinst und eine heldenhafte Körpereinhaltung einnimmt. Ich könnte die Augen verdrehen, würde mir mein Kopf nicht immer noch so wehtun. »Denen geht's gut. Sie haben alles gegeben. Ich wusste von Anfang an, dass sie es schaffen. Ihre Macht ist wahrlich grenzenlos.«
»Also...« Kurz wende ich meinen Blick ab, um gleich darauf wieder das wunderschöne Antlitz der schwarzhaarigen Hylianerin zu betrachten. »Ist es nun vorbei?«
Shania und alle Recken um sie herum nicken, bis auf die Prinzessin und dieser stinklangweilige Link.
Obwohl ich mir stets sicher war, dass es uns mit meiner Hilfe gelingen sollte, Ganon zu besiegen, kann ich es dennoch nicht so recht realisieren. »Und die Schatten? Die Wächter? Die Monster?«
In diesem Moment tritt die Prinzessin in den Halbkreis. Die Recken machen ihr Platz. Das goldene Haar der adeligen Hylianerin schimmert in der Sonne, wie Hylias Licht persönlich. Sie bleibt vor uns stehen. Milde lächelnd schließt sie einen Moment lang die Augen und legt ihre verschränkten Finger auf den Bauch.
»Die Schatten sind mit Ganons Verbannung zu Staub zerfallen«, erstattet mir die edle Königstochter Bericht, als sie ihre Lider wieder öffnet. »Die Wächter sind nur noch leere Hüllen und die Monster haben sich zurückgezogen.«
Dann spüre ich plötzlich Shanias Hand auf meiner Schulter. Warmherzig blinzelt mich meine Kleine an.
»Du kannst es ruhig glauben«, höre ich meine Gefährtin sagen. »Der Krieg ist vorbei.« Dann werden ihre Wangen plötzlich rot und sie wirkt etwas verlegen, als sie ihr Gesicht leicht von mir wegdreht. »Du hast wirklich exzellente Arbeit geleistet, Revali, oberster Recke!«
Mit den Fingerfedern greife ich nach ihrem Kinn und ziehe sanft ihr Gesicht in meine Richtung. »Das hast du auch, Seelenbändigerin!«, hauche ich ihr zu.
Jetzt wäre der perfekte Moment Shania zu fragen, hier, gleich jetzt. Aber...
Betreten räuspere ich mich, als ich bemerke, dass uns alle anstarren. Abrupt lasse ich meinen Flügel senken und mache mich daran, aufzustehen. Shania bietet mir stumm ihre Hilfe an, doch als sie bemerkt, dass ich ihre Hilfe nicht mehr brauche, macht sie mir Platz.
Als ich stehe, formieren sich die Recken um mich. Die Prinzessin steht vor uns, faltet ihre Hände und sieht uns alle nacheinander dankbar an.
»Edle Recken, mein mutiger Leibwächter, verehrte Seelenbändigerin!«, beginnt Zelda ihre Rede. »Im Namen Hyrules spreche ich euch meinen Dank aus. Durch euch ist es mir gelungen, Ganon zu bezwingen, damit unser Land eine Zukunft hat. Doch seine grausamen Taten haben Spuren hinterlassen, es wird dauern, bis wir Hyrule wiederaufgebaut haben, aber ich weiß, dass das Volk stark ist. Jetzt, wo die Dunkelheit gewichen ist, werden goldene Zeiten anbrechen. Da bin ich mir sicher. Deshalb...« Die Prinzessin setzt einen äußerst verzückten Gesichtsausdruck auf und strahlt über das ganze Gesicht. Ich habe das Mädchen noch nie so lächeln sehen, die meiste Zeit war sie eher von stummer und trauriger Natur. »... werde ich veranlassen, dass in einer Woche ein Friedensfest abgehalten wird. Es wird ein zukünftiger Feiertag werden, in dem wir stets an die Opfer der Schlacht und unseren Sieg gegen die Dunkelheit gedenken. Mein Vater, der König, wird eine Zeremonie abhalten und euch ehren. Ihr könnt die Zeit bis dahin im Schloss verbringen oder in eure Heimat zurückkehren und wiederkommen. Aber bitte, kommt alle, denn nur doch euch, ist der Frieden nach Hyrule zurückgekehrt.«
Gemeinsam stehen ich und Shania auf dem Balkon.
Mit den Flügeln habe ich ihren Kopf an mich herangezogen, damit meine Stirn die ihre berühren kann. »In drei Tagen bin ich wieder bei dir«, verspreche ich meiner Gefährtin.
Ich höre meine Kleine lang und ausgedehnt seufzen. »Warum nimmst du mich denn nicht mit, Revali?«
Das fragt sie mich jetzt schon zum fünften Mal. Mir ist auch nicht entgangen, dass sie ziemlich betrübt klingt. Mit einem sanften Lächeln trenne ich mich von der Stirn meines Mädchens und greife nach ihren Händen, um sie festzuhalten.
»Ich habe es dir doch schon gesagt, Shania«, erkläre ich ihr nochmals. »Jetzt, wo Ganon fort ist, will ich nach Hause und nach dem Rechten sehen. Außerdem...«
Außerdem will ich mich darauf vorbereiten, ihr einen Antrag zu machen. Ich brauche noch einen Verlobungsring.
»Außerdem will ich, dass Teba mit uns zusammen das Friedensfest feiert. Die Prinzessin hat ausdrücklich gesagt, dass auch unsere Familie eingeladen sind«, füge ich hinzu.
Wehmütig schaut Shania zu mir auf. Ihre großen braunen Augen flimmern ganz sehnsüchtig.
»Aber du könntest Teba auch nur eine Einladung schicken«, schlägt Shania mit bettelnder Stimme vor. »Ich will nicht, dass du gehst. Auch wenn Ganon nun fort ist, aber...«
Es ist ziemlich rührend, dass sich meine Kleine um mich sorgt und bei mir sein möchte. Gerührt schmunzle ich die Hylianerin an uns küsse sie auf die Stirn. Anschließend lasse ich ihre Hand los und streichle zärtlich ihre Wange mit dem Flügel.
»Es wird nicht lange dauern. Vielleicht bin ich auch schon in zwei Tagen wieder da.«
»Ich werde dich vermissen!«, haucht Shania ergeben, als ihr klar wird, dass sie mich nicht zum Bleiben überreden kann.
Mit einem überheblichen und zugleich geschmeichelten Grinsen schaue ich auf sie herab. Langsam bewege ich meinen Schnabel an sie heran.
»Das weiß ich, mein Täubchen!«, raune ich ihr verführerisch zu. »Und keiner kann es dir verdenken.«
Ich erwarte einen kessen Kommentar oder eine freche Antwort, doch ich erhalte nichts von beiden. Stattdessen nimmt Shania meinen Schnabel in ihre Hände, ganz langsam. Verliebt streicht sie über die harte, glatte Oberfläche. Anschließend küsst sie meine Schnabelspitze.
Überwältigt von ihrer zärtlichen Zuneigung zu mir, hebt sich mein Gefieder. In diesem Moment wird mir klar, dass ich auch nicht von ihr getrennt sein möchte. Doch ich gehe nur, um im Anschluss für immer mit ihr zusammen zu sein. Am liebsten würde ich sie jetzt küssen, ganz, ganz leidenschaftlich, aber wenn ich das tue, wird sich mein Abflug wieder verzögern, denn dann werde ich sie womöglich in das Schlafzimmer zurückdrängen und ihr zeigen, wie sehr ich mich nach ihr verzerre und dass ich nicht ohne sie sein kann.
Verlegen räuspere ich mich und drehe mich ein kleines Stück von ihr weg. »Ich gehe jetzt besser. In zwei, drei Tagen bin ich wieder da«, wiederhole ich und schnäble flüchtig ihre Nase, denn jede weitere Berührung mit ihr macht mich ganz flattrig. »Bis dahin...« Ich werfe meiner Gefährtin einen vielsagenden Blick zu. »Benimm dich und gerate nicht in Schwierigkeiten!«
»Ich kann für nichts garantieren. Mein Beschützer nimmt sich nämlich, zwei oder drei Tage Urlaub von mir«, kontert die Kleine mit einem schalkhaften Grinsen.
Vergnügt schmunzle ich meine Gefährtin an. »Du wirst schon klarkommen, dass hast du mir bewiesen.«
Verliebt blinzelt mich Shania kann. Ehe ich darauf reagieren kann, wirft sich mein Mädchen auf mich und küsst mich. Eigentlich wollte ich es strickt vermeiden, dass ihre Lippen wieder meinen Schnabel berühren, aber nun... Mit klopfendem Herzen schließe ich die Augen und gebe mich ihrer Leidenschaft hin. Meine Flügel verfangen sich in ihren schwarzen Haaren, während sie mir sanft die Federn krault. Wir trennen uns erst wieder, als uns die Luft ausgeht. Keuchend gehen wir auseinander. Ich sehe sie an und sie mich. In ihren Augen glitzert ihre Liebe zu mir. Wie gern würde ich nun bei ihr bleiben, doch nun muss ich gehen.
»Tschüss, Shania!«, flüstere ich und schaue in den Boden hinein.
Nun entferne ich mich von ihr. Meine Flügel gleiten von ihrer warmen, wohlvertrauten Haut.
»Tschüss, Revali!« Shania winkt mir kurz zum Abschied. Nun wirkt ihr Lächeln traurig. Ich weiß, dass sie mich nicht gerne gehen lässt, aber ich komme ja schließlich wieder... mit einer Überraschung.
Vom Schloss nach Tabanta ist es nur ein halber Tagesflug. Kaum bin ich im Dorf gelandet, bin ich von einer Scharr neugieriger Orni umgeben. Ein Chor aus Orni-Stimmen jubelt mir zu und preisen mich für meinen Sieg über Ganon. Einige fragen mich sogar, wie der Kampf gegen Ganon konkret verlaufen sei und wie es mir gelang, den Dämon niederzustrecken. Doch, wie sehr es mich auch freuen würde, ihnen von meinen Heldentaten zu erzählen und mit meinen Fähigkeiten zu prahlen, ich antworte ihnen nicht, denn mein oberstes Ziel ist es, zunächst dem Häuptling Bericht zu erstatten. So ignoriere ich die jubelnde Menge und steige die Treppen hoch. Schon bald erreiche ich Kanelis Hütte. Unangemeldet trete ich ein, will den Überraschungseffekt voll ausnutzen. Da bemerke ich, dass die alte Eule nicht allein ist, mein Bruder ist bei ihm. Die beiden scheinen gerade, irgendetwas zu besprechen. Als Teba jedoch Kaneli verblüfften Blick bemerkt, dreht sich mein Bruder um. Vor Überraschung zuckt er zusammen.
»Revali?« Der Schnabel steht dem grauen Orni sperrangelweit offen, als er meine Gestalt erblickt, die erhaben auf ihn zugeschritten kommt.
»Was ist Teba? Hat es dir die Sprache verschlagen?«
Direkt vor ihm bleibe ich stehen, sehe auf meinen kleinen Bruder hinauf, der einen halben Kopf größer ist, als ich. Seine gelben Augen blicken mich ganz merkwürdig an. Mit einem Mal prescht er nach vorne und umarmt mich. Seine Reaktion überrascht mich so sehr, dass ich fast hintenüberfalle. Ehrlich gesagt, habe ich nicht damit gerechnet, dass er sich so sehr freut, mich zu sehen.
»Hylia, sei gepriesen!«, ruft Teba und zieht mich nur noch fester in meine Umarmung. »Du hast überlebt.«
Ungläubig starre ich meinen Bruder an, unfähig mich zu rühren oder seine Geste zu erwidern. Ich fühle mich ganz und gar zu Eis erstarrt, als ich sogar Tränen in seinen Augen sehe.
»Ich... ähm...«, stammle ich unbeholfen. Wäre ich mit der Situation nicht so überfordert, würde ich Teba wahrscheinlich nun sagen, er soll sich zusammenreißen, um seine Ehre als stellvertretender Recke nicht beschmutzen. Doch da ich schlicht und ergreifend überwältigt bin, erwidere ich zögerlich seine Umarmung und sage: »Mir geht es gut, Teba!«
»Alle haben gesagt, dass Ganon geschlagen sei, aber niemand hat erwähnt, dass du überlebt hättest oder nicht. Es ist keine Nachricht zu uns gedrungen, daher wollte ich gerade...«
Abrupt stoße ich meinen Bruder von mir und strafe ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. »Du willst mir doch nicht erzählen, dass du das Dorf ungeschützt lassen wolltest, um zum Schloss zu kommen?«
Entschuldigend zuckt er nur mit den Schultern, statt mir zu antworten.
»Ho, ho, Revali!« Als ich das kehlige Lachen unseres Häuptlings vernehme, drehe ich mich zu dem alten Orni um. »Dein Bruder hat sich lediglich um dein Wohlergehen gesorgt. Du solltest dich ihm gegenüber milder zeigen. Darüber hinaus...« Kaneli zupft an seinem Bart und schmunzelt mich vergnügt an. »... spreche ich im Namen des gesamten Dorfes, wenn ich sage, dass wir froh sind, unseren Recken wiederzuhaben.« Doch dann beugt sich die alte Eule vor und sieht mich eindringlich an. »Aber sag mir, Revali! Ist die Bedrohung nun fort?«
Von Kaneli wechsle ich meinen Blick zu meinem Bruder. Fest nicke ich Teba zu und antworte: »Ganon ist Geschichte!«
Teba geht einen Schritt auf mich zu und legt seinen Flügel auf meine Schulter. »Ich wusste die ganze Zeit über, dass ihr es schaffen würdet.«
Geschmeichelt von dem Lob meines Bruders, verschränke ich die Flügel und lächle. »Doch nun will ich euch von der Schlacht gegen Ganon berichten. Also hört gut zu...«
Nachdem ich Kaneli und Teba einen ausführlichen Bericht über die Schlacht erstattet habe, drehen ich und mein Bruder eine Runde über Tabanta. An dem Ort, an dem ich meinen kleinen Bruder bei seiner ersten Flugstunde von den Klippen gestoßen habe, legen wir eine Pause ein. Ich setze mich mit dem grauen Orni ins Gras und Blicke auf den See hinaus.
»Mann, habe ich dich gehasst!«, bemerkt Teba unter einem Lachen.
Lachend schiele ich zu ihm hinüber. »Du hast 2 Wochen lang kein Wort mit mir gewechselt. Dabei war meine Methode von Erfolg gekrönt.«
Während ich mit meinem Bruder rede, muss ich immerzu an die Ehre denken, die mir vorhin zu Teil wurde, als der Häuptling mir verkündete, aufgrund meiner herausragenden Taten den Übungsplatz umzubenennen in "Revali-Platz". Dass der begehrte Übungsplatz nun meinen Namen tragen soll, erfüllt mich wahrlich mit Stolz.
»Revali, nichts ist fragwürdiger, als deine Methoden!«, zieht mich mein Bruder mit gespieltem Spott auf. »Ich bin nur froh, dass mein Sohn meine väterliche Unterweisung genossen hat und nicht deine.«
Ich drehe mich von Teba weg und setze eine verräterische Grimasse auf. Er weiß immer noch nicht, dass ich seinem Sohn auf seinen eigenen Wunsch hin, eine Schnupperstunde im Fliegen erteilt habe. Dabei habe ich dieselbe Methode angewandt, wie bei seinem Vater. Nur, dass Tulin kein bisschen beleidigt war, im Gegensatz zu dem kleinen Teba. Doch das bleibt mein Geheimnis.
»Und wie geht es Shania?«, will Teba nach einer Zeit des Schweigens wissen.
Meine grünen Augen heften sich auf die graugefiederte Gestalt meines Bruders. Seine Frage ist eine gute Überleitung zu meinem eigentlichen Anliegen. Obwohl Teba einige Jahre jünger ist als ich, hat er im Thema Ehe weitaus mehr Erfahrung.
»Ihr geht es gut«, erwidere ich ihm unter einem sanften Lächeln und schaue von meinem Bruder zum Himmel hinauf. »Ihr ist es tatsächlich gelungen, diesen elenden Schurken gemeinsam mit der Prinzessin zu bannen. Ich hatte so viel Angst um Shania.« Mein Blick trübt sich als ich darüber spreche. »Deshalb wollte ich sie vor der Schlacht bewahren und habe sie eingesperrt.«
Schockiert weiten sich Tebas gelbe Augen. »Du hast was?«
Lächelnd wende ich ihm mein Gesicht zu. »Ja, aber du kannst dir bestimmt vorstellen, dass sie das nicht auf sich sitzen hat lassen. Und obwohl Medohs Macht unbeschreiblich groß ist, ist es meiner Kleinen doch tatsächlich gelungen, sich zu befreien.« In diesem Augenblick denke ich an den Fluch, der mich beinahe besiegt hätte. »Wer weiß, was geschehen wäre, wenn sie es nicht getan hätte.« Im Anschluss erzähle ich ihm von meinem Kampf gegen den Windfluch.
»Argh, Revali!« Mein Bruder kratzt sich energisch am Kopf und schaut mich vorwurfsvoll an. »Warum um Hylias Willen legst du dir auch immer selbst Steine in den Weg.«
»Beruhige dich wieder!«, meine ich mit amüsierter Stimme. »Dass wir beide überlebt haben, siehst du ja.«
Teba seufzt resigniert und langt sich an seinen leicht verbogenen Schnabel. »Trotzdem hättest du dir die schmerzhafte Erfahrung sparen können.«
»Wie dem auch sei.« Mein Blick fällt auf die Tasche um meinen Kampfrock, der sich über meiner Hose befindet. »So eine Frau wie Shania werde ich niemals wiederfinden.«
Mein Bruder streckt seinen langen Flügel nach mir aus und legt ihn über meine Schultern. Zusprechend zwinkert er mir zu. »Dann solltest du sie auf Flügeln tragen und sie nie mehr loslassen.«
»Glaub mir, das habe ich vor!« Nun krame ich in der Tasche herum und bringe zwei Reife zum Vorschein.
Teba keucht überrascht auf, als er sie sieht. »Was machst du denn mit den Fußringen unseres Vaters?«
»Ich habe gehört, Hylianer tragen ihre Ringe an den Fingern. Deshalb wollte ich eine Kopie anfertigen lassen, den ich Shania an den Finger anstecken kann, einen Verlobungsring versteht sich. Der Ring sollte allerdings nicht so schlicht sein, wie die Fußringe. Ich hätte gedacht, vielleicht sollte ich ihren Ring noch gravieren lassen oder einen kleinen Edelstein dazu...«
Der Schnabel von Teba steht weit offen. Ein krächzendes Geräusch kommt aus seiner Kehle, als er sich räuspert und versucht, seine Stimme wieder zu erlangen.
»H-heißt das etwa... Willst du... Ähm...« Dann schüttelt er den Kopf und wirft mir erneut einen höchst ungläubigen Blick zu. »Du willst Shania heiraten?«
»Denkst du, Vater würde wollen, dass ich eine Kopie seiner Fußringe trage? Sie sollen so aussehen, wie seine, doch in einer anderen Farbe. Ich dachte, grün wäre nett. Dann würde ich Shanias Ehe-Reife in dergleichen Farbe anfertigen lassen. Was hältst du davon?« Mein Blick ist von leichter Unsicherheit getrübt, denn ich weiß selbst nicht so recht, was ich von meiner eigenen Idee halten soll.
Zu meinem Vater habe ich aufgesehen, er war mein größtes Vorbild. Aber, was die Ehe meiner Eltern angeht... Meine Mutter hat meinen Vater ohne ein Wort verlassen. Sie hat mich und Teba im Stich gelassen. Ob es ein schlechtes Omen wäre, wenn ich Argus Fußringe kopieren würde, um meine eigene Ehe einzuläuten?
Mit einem Mal werden Tebas Gesichtszüge butterweich. »Vater würde dem mit Stolz zustimmen. Da bin ich mir sicher«, versichert er mir mit gerührter Stimme.
Seine Mimik erwidernd nicke ich meinem Bruder zu. »Gut... Jetzt, gäbe es noch andere, etliche Dinge diesbezüglich, in denen ich deine Hilfe sehr zu schätzen würde.«
»Ich bin ganz Ohr«, sagt Teba und reckt stolz den Schnabel in die Höhe. »Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass der große Revali seinen kleinen Bruder nach dessen Rat fragt.«
»Hmpf! Nun bilde dir nur nichts darauf ein! Sag mir lieber, wie ich es am besten anstelle, Shania einen Antrag zu machen!«
Teba lacht aus vollem Herzen. Danach erzählt er mir, wie er bei Saki vorgegangen ist.
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