16
Shania
Wie ein Hund, werde ich an den Ketten, die sich um meinem Hals befinden, in die Arena gezerrt. Die Seilbinden an meinen Handgelenken, schneiden mich ein. Vor Erstaunen bleibt mir die Luft weg, als mein Fuß den sandigen Boden des Kampf-berührt. Auf den stufenförmigen Vorrichtungen aus Stein sitzen einige Yiga. Weiter hinten befindet sich ein riesiges Loch im sandigen Boden der Arena. Offenbar war ich so gebannt von dem Anblick, dass ich gar nicht bemerkt habe, dass ich stehen geblieben bin. Abrupt werde ich höchst unsanft vorwärtsgezogen. Man führt mich zu einem Kreis, der in den Sand gezogen worden ist. Um diesen Kreis herum befinden sich brennende Kerzen und qualmende Räucherstäbchen. Zwei Hand voll auserkorener Yiga knieen um den Kreis. Dabei fällt mir ganz besonders ein Yiga auf, der eine etwas andere Maske und einen gelben Kragen trägt. Darüber hinaus ist er auch anders gekleidet, als die übrigen Anhänger. Neben ihm sitzt Supah, ich kann ich durch seine angerissene Maske erkennen.
Unsanft werde ich in die Mitte des Kreises geschupst, dort werde ich mit einem Schlag dazu gezwungen, auf die Kniee zu gehen. Unsanft landen meine Schenkel im Sand. Einer der Yiga klickt das Ende der Kette an einen Ring, der im Boden eingefasst ist, ein. Finster starre ich die meine Feinde vor mir an. Keiner von ihnen regt sich.
Nach einer Weile des Schweigens, kniet sich der offensichtliche Anführer des Clans in aufrechter Position hin und klatscht mit den Händen. Daraufhin erheben sich zwei schlanke Anhänger und beginnen mich, mit etwas Weihrauch zu umkreisen. Was in Hylias Willen treiben die da? Es wirkt geradeso, als würden sie versuchen, einen Dämon aus mir auszutreiben.
Irritiert fahre ich zusammen, als die Yiga im Kreis anfangen, sich an den Händen zu halten und ein Lied in alter Sprache, die ich nicht verstehe, zu singen. Gehetzt schaue ich um mich. Mein Herz rast. Die Unsicherheit raubt mir den Verstand. Mit einem Mal erblicken meine Augen Rijus Gestalt. Man hat ihr etwas in den Mund gestopft, damit sie nicht schreien kann. Sie kniet einige Schritte hinter dem Kreis. Ihre Hände sind hinter ihren Rücken gefesselt. Neben mir ihr stehen ein paar muskulöse Kämpfer.
Als die Verse der Yiga enden, lösen sich ihre Hände wieder. Nun singen die anderen leiser weiter. Der Anführer erhebt sich vom Boden und schreitet mit erhobenen Händen auf mich zu. Sein Blick ist auf den Himmel gerichtet.
»Oh, Hylia!«, höre ich den dickbäuchigen Maskierten sprechen. »Göttin des Lichts und der Reinheit. Es war dein Werk, du hast die Seelenbändiger erschaffen. Dein Gedanke war gut, denn du wolltest die Brücke zwischen Leben und Tod aufrechterhalten. Dennoch...« Mit der flachen Hand zeigt er auf mich. »Dies ist kein Gefäß der Unschuld, denn es gibt dem Bösen Raum. Es wird einen Dämon nähren und ihn Einlass in unsere Welt gewähren. Oh, Hylia! Wir wissen, es war nicht deine Absicht, so etwas Teuflisches zu erschaffen. Gib uns die Kraft, deinen Fehler zu bereinigen!«
Fehler? Hat er mich eben als Fehler bezeichnet?
Meine Augen fixieren die beiden Yiga, die mich immer noch wie zwei hungrige Haie umkreisen und ihre qualmenden Kessel schwenken.
Nachdem der Anführer dieser psychotischen Sekte sein Gebet zu Ende gesprochen hat, verstummt der Gesang der Mitglieder. Der Kerl kniet sich vor meinem Kreis nieder, nimmt ein Stäbchen in die Hand führt es zu einer brennenden Kerze und entzündet den einzigen Docht, der noch nicht brennt. Der Kreis schließt sich. Es wird still. Unruhig zerre ich an den Ketten. Was wird nun mit mir geschehen?
Der Yiga-Meister sieht von dem Kreis auf, blickt mir direkt in die Augen. Abrupt halte ich inne. Meine gefesselten Hände zittern. Innerlich spiele ich mit den Gedanken, mich mithilfe meiner Kräfte zu befreien, in dem ich Bawos oder Argus Macht beschwöre. Doch ich fürchte, da sie Riju auch hierhergebracht haben, dass sie die Prinzessin vor meinen Augen töten werden, falls ich versuchen werde, mich zu befreien.
»Wenn ich dich so ansehe...«, höre ich die aufdringliche Stimme des maskierten Anführers. »... erkenne ich deutlich das Blut meines alten Freundes in dir.«
Stumm starre ich den Typ an. Skeptisch lege ich die Stirn in Falten. Alter Freund?
»Mein Name ist Koga. Ich bin der Anführer des Clans, der einst den Shika angehörten. Wir kämpfen unter Hylias Sonne, um die Welt von Ganon zu befreien.«
Zum ersten Mal erwidere ich dem Sektenanführer etwas. »Ziemlich merkwürdige Methoden habt ihr da, das muss ich schon sagen.«
»Ngh, ja... für Außenstehende mag unser Tun fragwürdig erscheinen, doch wir tragen nur zum Frieden in dieser Welt bei. Manchmal, da muss man Feuer mit Feuer bekämpfen, damit man den wahren Feind niederstrecken kann.«
»Und der wahre Feind bin ich, nicht wahr?« Mit dem Kopf deute ich auf die Yiga, die mich immer noch mit ihren Rauch zuqualmen. »Dieser ganze Aufwand, all dieses Gesinge, das gesamte Ritual, all das nur, um mich los zu werden. Da hoffe ich mal schwer, dass euer Bemühen nicht umsonst ist.«
Koga greift sich an sein Herz und meint: »Du musst mir verzeihen. Mir ist bewusst, dass du dir dein Schicksal nicht ausgesucht hast, dass du nicht schuld bist, an dem Privileg, dass dir deine Geburt auferlegt hat. Aber es ist nun mal so, du bist der Schlüssel und die Pforte zum Reich der Seelen, die Welt, die das Gefängnis des allmächtigen Dämons beherbergt.«
»Tse!«, spotte ich und verdrehe die Augen. »Und du denkst wirklich mit meinem Tod, wäre die ganze Sache getan und Ganon bleibt für immer, dort, wo er ist?« So schüttle ich den Kopf und blicke dem Meister entschlossen ins maskierte Gesicht. »Ich kann dir versichern, dass Ganon von dem Reich der Seelen aus seine Stricke zieht. Er braucht mich nicht, um die Monster und die Dämonen auf dieses Land loszulassen. Obwohl er gefangen ist, besitzt er noch immer eine grenzenlose Macht. Mein Ableben wird ihn also nicht aufhalten.«
Koga setzt sich im Schneidersitz nieder und legt seine Hände auf die Knie. »Das mag sein, seine Macht ist wahrlich grenzenlos. Aber...« Mit einem Mal erhebt er einen Zeigefinger in die Höhe. »Ist es nicht so, dass dein Handeln dafür verantwortlich ist, dass er stärker oder schwächer wird?«
Verwirrt blinzle ich zu ihm hinüber. »W-wie...?«
»Wenn Licht dein Herz erfüllt, so schwächt es seine Kraft.« Mit der flachen Hand streift er den Lichtschein einer Kerze. »Aber wenn Dunkelheit dich erfasst, schlechte Gefühle, wie Schmerz, Wut, Kummer und Verachtung, dann nährt es die Bosheit des Dunklen.«
Über der Flamme ballt der Sektenanführer seine Hand zu einer Faust. Still verharrt er über der Kerze. Scharf sauge ich die Luft ein, als Koga seine Faust auch nach einer Weile nicht wegzieht. Das muss doch wehtun!
Leider weiß ich, dass Koga damit nicht unrecht hat. Unsicher wende ich meinen Blick ab.
Ganz langsam zieht der Meister seine Hand wieder von der offenen Flamme weg. »Der Dämon hat ewig Zeit, er kann warten. Eines Tages, da wird die Dunkelheit in dir siegen. Er wird einen Weg finden, um dich zu unterjochen. Dann wird er dir deine Seele nehmen und sich deines Körpers bemächtigen. Wenn ihm das gelungen ist, wird er ganz Hyrule unterwerfen und dann werden die Schatten über diese Welt herrschen.« Als ich wiederaufschaue, erkenne ich, dass Kogas Hände wieder auf seinem Schoß ruhen. Er spricht weiter, bemüht um einen gutmütigen Ton. »Ich weiß, Kind, ich weiß, dass du das nicht willst. Dein Wille ist stärker, als du denkst, aber er wird Ganon nicht ewig standhalten können. Das habe ich einst deinem Vater auch gesagt.«
Augenblicklich verschwindet meine unschlüssige Miene und ich strafe den Meister mit einem vernichtenden Blick. Ich erinnere mich daran, was Supah mir erzählt hat, dass Koga meinen Vater getötet hat. Auch meine Großmutter hat das bereits erwähnt.
»Warum musste mein Vater sterben? Warum hast du ihn umgebracht, wenn er doch dein Freund war?«, schnaube ich entrüstet.
Kritisch verziehe ich das Gesicht, als der Clan-Anführer den Kopf sinken lässt und Betroffenheit heuchelt. »Iyen war ein Hylianer, ein Schwertkämpfer, wie es in Märchen niedergeschrieben steht...« Koga macht eine Pause, seufzt dramatisch und fährt anschließend fort. »Er war ein treuer Freund, auf ihn konnte man sich stets verlassen. Auch er wollte nichts sehnlicher, als Hyrule zu beschützen und das Land von Ganons Einfluss zu reinigen. Doch dann verliebte er sich in die Seelenbändigerin, Impas Tochter.« Er ballt die Hände zu einer Faust, sein Bäuchlein zittert vor Wut. »Die Seelenfänger... Jeder meinte, sie würden mit ihren Kräften uns den Sieg bringen, aber das ist nicht wahr, das war gelogen. Es gab schließlich einen Grund dafür, dass Hylia ihre Anzahl in den letzten Jahren so gut wie verschwinden ließ. Ich habe die Wahrheit gesehen, die Seelenbändiger, sie sind die Pforte zu Ganons Gefängnis. Er ist schon mal durch ihre Hilfe in diese Welt gelangt. Diese Aira hat ihn wieder dorthin zurückgeschickt, doch vernichten konnte sie den Dämon nicht. Wenn sie sich umgebracht hätte, wenn sie durch ihre eigene Hand gestorben wäre, hätte sie sein Gefängnis versiegeln können. Aber das hat sie nicht... Stattdessen hat sie gemeinsam mit Iyen ein Kind gezeugt, ein Kind, dass das Ende der Welt endgültig einläuten sollte.«
»Du hast ihn also getötet, nur weil sie mich bekommen haben?« Nur zögerlich kommen mir meine Worte mit hörbarem Entsetzen über die Lippen.
Langsam nickt der Mörder meines Vaters. »Iyen wusste von meiner Meinung, deshalb wollte er sich mit seiner Frau und seinem Kind vor mir verstecken, doch ich habe sie gefunden. Dein Vater stellte sich mir in den Weg, damit deine Mutter mit dir fliehen konnte. Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste sein Leben in dieser Nacht beenden. Allerdings gelang es mir nicht, Aira aufzuspüren. Dein Vater hatte mich zu lange aufgehalten, dass ich ihr nicht mehr folgen konnte. In der Zwischenzeit hatte sie längst diese Gerudo-Königin um Hilfe gebeten. Später erfuhr ich, dass sie ihren Tod gefunden hat. Doch du lebst immer noch...«
Heiße, bittere Tränen tropfen mir über die Wange. Meine Eltern, sie sind wegen meiner gestorben, weil sie mich beschützen wollten. Sie beide, sie haben mich geliebt. Plötzlich erfasst mich eine enorme Wut. Die Yiga zucken angespannt zusammen, als ich mich schreiend erhebe. Meine Augen müssen sich violett gefärbt haben. Doch bevor Bawos Macht an die Oberfläche treten kann, höre ich Riju aufwimmern. Einer der muskulösen Yiga hat sie unsanft an den Haaren gepackt und sie zu Boden gedrückt, während der andere sein langes Schwert entblößt und seine Klinge an ihren Nacken gelegt hat, bereit ihr jederzeit den Kopf abzutrennen. Augenblicklich erlischt das Feuer meiner Wut und ich lasse mich entkräftet zu Boden sinken.
»Glaub mir, diese Tat hat mir kein Vergnügen bereitet«, gesteht mir Koga, doch ich glaube ihm nicht. »Aber dein Vater wollte es nicht verstehen, er wollte nicht verstehen, dass es notwendig war. Und wenn deine Mutter richtig gehandelt hätte, hätte ich Iyen auch nicht töten müssen. Sie hätte sich damals das Leben nehmen müssen, denn nur, wenn sie selbst für ihren Tod gesorgt hätte, hätte sie das Portal zum Seelenreich geschlossen. Doch du hast die Macht, du kannst es immer noch schließen. Jetzt weißt du, was du tun musst, damit du alle, die du liebst, retten kannst. Wenn deine Mutter es getan hätte, dann hätte sie damit Iyens Leben gerettet. Also, mach nicht denselben Fehler, wie Aira.«
Die beiden Yiga, die ihre Schwenkzeremonie beendet haben, legen die Kessel neben ihrem Meister ab. Einer von ihnen verbeugt sich vor Koga und überreicht ihm ein Messer. Beide reihen sich in dem Kreis der Clan-Mitglieder ein und setzen sich nieder.
»Die Gerudo-Prinzessin...« Mit dem Kopf deutet er hinter sich. »Ich nehme an, du weißt nicht, wer sie wirklich ist und in welcher Verbindung zu dir steht. Aber sie weiß es, genau in dem Moment, als ich den Namen deines Vaters genannt habe, ist es ihr bewusst geworden. Denn du musst wissen, dein Vater ist auch ihr Vater.«
Abrupt weiten sich meine Augen. Von hier aus kann ich erkennen, dass Riju schuldig auf den Boden blickt. Ist das etwa wahr, was Koga da erzählt? Ist Riju meine Halbschwester?
»Man nennt dich Shania, doch man hat dir diesen Namen gegeben, weil du deine Erinnerungen verloren hast. Du hast dich ihr so vorgestellt, weil du dich damit deiner verflossenen Liebe näher fühlst. Doch dein Geburtsname ist Loreena. Loreena... Ja, Prinzessin Riju kannte diesen Namen ihr ganzes Leben lang. Sie hat sich nach ihrer einzigen Schwester gesehnt, musst du wissen. Deshalb wollte sie dich auch suchen gehen. Sie wäre doch tatsächlich ganz Hyrule abgewandert, um dich zu finden. Was für ein Zufall also, dass ihr euch tatsächlich getroffen habt, in unserer Gefangenschaft, ohne voneinander zu wissen.«
Ungläubig schüttle ich den Kopf. Woher kann Koga von alldem wissen?
»A-aber... Aber w-wie?«, stammle ich überfordert.
»Iyen war seit Ewigkeiten mit der Königin befreundet, er kannte sie schon als kleine, unschuldige Gerudo-Prinzessin. Doch dann kehrte er in Kakariko ein. Er war verwundet und Aira pflegte ihn gesund. Damals verliebte er sich in sie. Doch das Herz der Gerudo-Königin schlug ebenso für meinen Freund. Obwohl er sich letztendlich für die Shika-Frau entschieden hat, schenkte er Königin Urbosa in einer einzigen Nacht ein Kind, ein Mädchen. Sie bekam den Namen Riju.«
Als ich in die Augen meiner vermeintlichen Halbschwester schaue, wird mir klar, dass er die Wahrheit spricht. Riju und ich, wir haben denselben Vater. Jetzt wird mir auch klar, warum die Prinzessin hier ist, nicht um sie als Lösegeld einzufordern, sondern als Geisel, damit ich stillhalte, weil sie ja meine Schwester ist, von der ich jahrelang nichts wusste. Ich habe also in Kakariko eine Familie und hier in der Gerudo-Wüste. Es ist unfassbar. Meine Gefühle befinden sich in einem wilden Galopp. Einerseits bin ich glücklich, andererseits fühle ich mich auch überfordert. Das ist mehr, als ich vertragen kann.
Kraftlos sacke ich in mir zusammen.
Mit einem Mal steht der Yiga-Meister auf und tritt in den Kreis. Das nehme ich nur aus den Augenwinkeln wahr, denn ich starre verloren auf den Boden. Um mich herum scheint sich alles zu drehen, mir ist speiübel, ich fühle mich grauenvoll. Vor meiner erbärmlichen Gestalt kommt Koga zum Stehen.
»Dein Herz ist groß, ich weiß. Du sorgst dich um alle, die dir wichtig sind. Sogar dein Ex-Verlobter liegt dir immer noch am Herzen. Und du fühlst dich ihm gegenüber schuldig, weil du ihn so verletzt hast. Aber der Wichtigste in deinem Leben wird wohl dieser Orni sein. Ja, ich weiß, wie sehr du ihn vermisst. Und ich weiß, dass du es nicht ertragen könntest, wenn ihm etwas zustoßen würde. Wir wissen beide allerdings, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis Ganon nach seinem Leben trachtet. Der Dämon weiß, dass er deine größte Waffe gegen ihn ist. Den Orni wird Ganon also als erstes vernichten wollen und danach wird er sich jeden anderen annehmen, der dir nahesteht. Also... Du weißt, was mit deinem Vater geschehen ist. Er musste auch für die Fehler deiner Mutter bezahlen. Nun mache du es besser!«
Ich wehre mich nicht, als der Mörder meines Vaters sich nach mir bückt, nach meiner rechten Hand greift und mir das Messer in die Handfläche drückt.
»Diese Klinge wurde einst in Hylias Tränen getränkt, in der Quelle der Seelen. Es nennt sich das Relikt der Seelenbändiger und war einst im Besitz deiner Mutter. Die Gerudo haben es nach ihrem Tod für sie verwahrt. Durch List und Tücke ist es uns gelungen, es ihnen abzuluchsen. Wenn du damit dein Herz pfählst, wirst du das Tor zu der Welt der Seelen verschießen und Ganon wird für immer gefangen sein«, erklärt mir der Meister und tritt rückwärts aus dem Kreis.
Zugegeben, dieser Gedanke hat etwas Befriedigendes. Wenn ich sterbe, wird Ganon für immer verloren sein, er könnte Revali und den anderen niemals mehr etwas anhaben. Hyrule wird in Frieden leben und die Dunkelheit wird weichen. Doch was wird aus Mipha, Bawo, Argus und den anderen, die sich immer noch im Seelenreich befinden? Das würde ja bedeuten, dass sie auf ewig gefangen wären.
Schwer atmend schaue ich auf die Klinge in meinen Händen hinab. Fest umfasse ich den Schaft des Messers und hebe ihn in Augenhöhe, damit ich die heilige Waffe betrachten kann.
»Du hältst das Schicksal Hyrules in deinen Händen«, spricht Koga, der vor dem Kreis aus Kerzen und Räucherstäbchen steht und präsentierend die Hand ausbreitet. »Du allein kannst deine Liebsten und die Bewohner dieser Welt vor Ganon retten. Du musst nur den entscheidenden Schritt tun und dich vom irdischen Leben trennen. Hylia wird deiner Seele gnädig sein. Sie wird dich willkommen heißen und dein Opfer annehmen.«
Die Yiga, dieses Mal sogar die auf der Tribüne, beginnen, erneut zu singen.
Das Messer fest umschlossen, mache ich die Augen zu. Der Gesang dröhnt in meinen Ohren, der Geruch des Räucherwerks bezirzt meine Nase und meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich rufe mir Revalis Gesicht in Erinnerung, sehe seine grünen, undurchdringlichen Augen, meine sogar, seine weichen Federn auf meinem Körper zu spüren. Alles, wirklich alles, würde ich für Revali tun. Die ungewisse Zukunft lässt mich in Angst vergehen. Kogas Worte sprechen die Wahrheit, Ganon würde Revali als erstes töten wollen. Meine Gedanken führen mir ein Bild vor Augen. Der Orni liegt auf dem Boden. Er blutet, atmet schwer. Langsam erhebt er seinen Flügel in Richtung Himmel, raunt ein letztes Mal meinen Namen, ehe er für immer die Augen schließt. Erschüttert schüttle ich den Kopf. Das darf niemals passieren. Revali darf nicht für meine Fehler büßen. Egal, was passiert ist, ich liebe ihn so sehr, ich werde ihn immer lieben. Ich kann es nicht zulassen, dass Ganon ihn tötet, genauso wie ich es nicht zulassen kann, dass der Dämon Sidon, Daruk oder sonst wen etwas antut, der mir nahesteht. Seine Schreckensherrschaft muss ein Ende nehmen, hier und jetzt!
Mit beiden Händen halte ich das Messer fest, drehe es so, dass die Klinge auf mich zeigt. Wenn ich mir die Waffe nun in die Brust ramme, ist alles vorbei. Hyrule wird gerettet sein. Revali wird niemals leiden und auch den anderen wird nichts passieren. Doch... Was ist mit Mipha? Sie und die anderen werden für immer im Seelenreich verloren sein. Nein, das will ich nicht! Das hat niemand von ihnen verdient. Aber würde Mipha es nicht auch wollen, dass Sidon lebt? Und Revalis Vater? Er will nur das Beste für seinen Sohn. Außerdem ist mir bewusst, dass auch Bawo dieses Opfer eingehen würde, damit er seinen Stamm retten kann. Vielleicht wird ja eines Tages jemand anderes das Erbe der Seelenbändiger antreten und sie befreien. Also? Werde ich es tun? Werde ich mein Leben geben, um diese Welt zu erlösen?
Ich ziehe bereits auf, bereit mir das Messer in den Körper zu rammen, doch dann halte ich inne. Mein Herz klopft wie wild. Meine Ohren vernehmen das Schlagen von Flügeln und im nächsten Augenblick entreißt mir jemand die Klinge aus der Hand. Ein dunkelblauer, großer Vogel landet vor mir im Sand. Seine grünen Augen blicken entsetzt auf mich herab.
»Das wird nicht nötig sein«, raunt Revali und schmeißt das Messer in seinen Krallen von sich.
»R-Revali?«, stammle ich ungläubig und spüre, wie mein Körper zu zittern beginnt.
»Lass dich von seinen Worten nicht täuschen! Du weißt genau, dass dein Tod nichts nützen wird. Darüber hinaus bist du lebendig im Krieg gegen Ganon besser von nützen. Und was noch viel wichtiger ist... ich brauche dich auch.«
Revalis Worte bringen mich in die Realität zurück. Der Nebel, der das alte Ritual der Yiga hervorgerufen hat, lichtet sich. Mein Kopf wird mit Mal zu Mal klarer. Erst jetzt wird mir bewusst, was ich fast getan hätte. Ich war wie in Trance, doch Revali hat mich aufgeweckt, er ist zu meiner Rettung gekommen. Mein Beschützer ist wieder da.
»Um Hylias Willen!«, schreit Koga und reckt die Faust drohend in die Luft. »Wie bist du hier reingekommen?«
Langsam dreht sich mein Gefährte erhaben zu dem Meister um. »Wie es scheint, habt ihr einen Verräter in eueren Reihen.«
Erschrocken dreht sich Koga um. Fast verschlucke ich mich an meiner eigenen Spucke, als ich Link in Yiga-Uniform neben Supah stehen sehe. Mein Cousin hat die Klinge gegen den Hals des Clan-Prinzen gerichtet, bereit ihm jederzeit die Kehle durchzuschneiden.
»Tötet die Prinzessin!«, befiehlt Koga in seiner Panik.
Als ich schockiert aufatme und zu Riju hinüberblicke, erkenne ich, dass die beiden großen Krieger bereits im Staub liegen. Neben meiner Halbschwester steht eine große Gerudo-Frau, die ihr ziemlich ähnlichsieht. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um Königin Urbosa, ihre Mutter. Die Königin schneidet mit ihrem gebogenen Schwert die Fesseln durch, die ihre Tochter festhalten und befreit sich von dem Knebel, den sie ihr in den Mund gestopft haben.
»Es ist vorbei Koga!«, ruft Urbosa erbost und zeigt mit ihrer Klinge auf den Yiga-Meister. »Ergib dich oder sterbe!«
Mit verschränkten Flügeln und einem vernichtenden Blick dreht sich Revali Koga zu. In diesem Moment tauchen Daruk und Sidon aus dem Nichts auf. Die übrigen Yiga um uns herum, blicken alarmiert zu ihrem Meister hinüber.
»Überleg dir gut, was du als nächstes tust!«, höre ich Revali mit Koga sprechen. »Eine falsche Bewegung und dein Stellvertreter wird seinen Kopf verlieren.«
Doch anstatt sich zu ergeben, lacht Koga den Orni einfach aus. »Ha! Ihr vergesst wohl, dass ich den Heimvorteil habe! Ihr könnt nicht gewinnen!«
Als Koga mit den Fingern schnippt, lösen sich die Yiga auf den Tribünen in Rauch auf. Dies lenkt Link so sehr ab, dass er von dem starken Supah überwältigt wird. Der Yiga-Prinz schlägt dem Halb-Shika ins Gesicht und entwindet sich seinem tödlichen Griff. Einer der herumstehenden Clananhänger wirft Supah zwei lange Schwerter zu. Augenblicklich gehen Link und Kogas Sohn aufeinander los.
Um mich herum entbrennt ein Kampf. Während sich Daruk mit seinem Bergspalter schreiend in eine Meute aus Yiga-Kämpfern wirft, kämpft Sidon sich mit den Lanzen durch die Gegner-Massen hinter dem Goronen. Riju und Urbosa attackieren bereits den Rest auf der gegenüberliegenden Seite.
Ein Wurfmesser fliegt plötzlich auf mich zu, doch ehe ich reagieren kann, wird der Angriff von einem Bogen pariert. Ungläubig funkle ich Revali an, der sich schützend vor meinen Körper geworfen hat. Eilig dreht sich mein Beschützer zu mir um. Blitzschnell greift er nach einem Pfeil und rammt ihn in die Scharniere des Metallrings, der meinen Hals umschließt. Klackend springt die Halsfessel auf. Im nächsten Augenblick packt mich der Orni mit seinen Flügeln an meinen Händen und zieht mich hoch. Mit hämmernden Herzen schaue ich dem Orni-Krieger in die Augen. Ich kann mein Glück kaum fassen, dass er hier ist.
»Revali...«, murmle ich und berühre sein Gesicht. Ein Lächeln setzt sich in meinem Gesicht fest, als ich seine weichen Federn auf meinen Händen spüre. »I-ich...«
Mit einem feinfühligen Schmunzeln greift der Orni nach meinen Armen und drückt sie sanft nach unten. »Lass uns später reden!«, flüstert mir er mir zu. »Jetzt sollten wir erst mal kämpfen!«
Überrascht blinzle ich den Orni an, als er mir meine Doppelschwerter und meinen Bogen in die Hand drückt. Die Unsicherheit schmilzt augenblicklich. Mein Kampfgeist kehrt wieder zurück. Entschlossen nicke ich meinem Gefährten zu und ernte dafür ein verwegenes Lächeln.
Als ich mich in den Kampf stürze, stößt sich Revali in die Luft ab und hält mir mit Pfeil und Bogen den Rücken frei. Was für ein befreiendes Gefühl, Seite an Seite mit ihnen alle gegen die Yiga zu kämpfen. Revali ist tatsächlich zu mir zurückgekommen und hat sie alle mitgenommen, sogar Sidon. Wow, ich kann es kaum glauben!
Die Euphorie leitet meine Hand in meinen Kämpfen. Einen Feind nach dem anderen strecke ich mit meinen Klingen nieder, während Revali die Novizen mit einer Salve aus Pfeilen besiegt. Sidon und Daruk strecken ihre Gegner, wie eine Dampfwalze aus Wasser und Erde, nieder. Link befindet sich im Zweikampf mit Supah. Mein Cousin beweist sich wieder einmal als mächtigen Schwertkämpfer, als er die Klinge mit dem Jigga-Prinzen kreuzt. Riju und Urbosa dagegen heizen den Yiga mit ihrem heißen Kampfkünsten mächtig ein. Überrascht zucke ich zusammen, als die Königin mit den Fingern schnippt. Ein Blitz schlägt aus dem Nichts vor ihr ein und grillt einige Kämpfer mit einem Schlag. Was für eine Macht!
Ein großer Kämpfer rennt gerade mit gezogenen Schwert auf mich zu. Schnell weiche ich zur Seite aus, kicke mit dem Fuß nach ihm und schneide ihm mit der rechten Klinge den Arm auf. Der nächste Schlag beendet sein Leben, als sie seine Schlagader durchtrennt. Blut besudelt den Sand, schreiend geht der Yiga zu Boden. Doch ich habe keine Zeit, durchzuatmen, denn schon stellt sich mir mein nächster Gegner in den Weg. Sie kommen von allen Seiten. Die Yiga sind überall und nirgends. Ihre Teleport-Magie macht es zudem nicht leichter, sie zu treffen. Denn einmal sind sie da und im nächsten Augenblick schon verschwunden.
Gerade hiebe ich wieder nach einem Novizen, der blitzschnell in Rauch aufgeht. Im nächsten Moment steht er hinter mir. Gepeinigt schreie ich auf, als ich seine Klinge in meinem Fleisch spüre. Mein Rücken brennt. Doch bevor ich mich umdrehen und auf seine hinterlistige Attacke antworten kann, stößt Revali hinab, packt meinen Peiniger mit den Klauen und wirft ihn mit voller Wucht gegen eine Gruppe anderer Yiga. Einige Schritte vor mir landet der Orni schließlich wieder. Mit einem heldenhaften Blick und hocherhobenen Schnabel dreht sich mein Beschützer zu mir um. Der Wind, der zur Arena hineinweht, spielt reizvoll mit seinen Zöpfen. Sein anmutiger Anblick lässt mich innerlich dahinschmelzen.
»Du hast dich nicht geändert«, meint Revali amüsiert. »Du bist immer doch dieselbe unverbesserliche, unvorsichtige Hylianerin, die sich nicht davor scheut, sich ständig in Schwierigkeiten zu bringen.«
Während ich mich meinem nächsten Gegner stelle und ihm die Brust aufschlitze, antworte ich meinem liebsten Orni. »Und du bist immer noch der gleiche überhebliche, selbstverliebte Federwisch, der es mit jeder Faser seines Körpers genießt, ununterbrochen mit seinen Fähigkeiten anzugeben.«
»Ha!«, erwidert mir Revali, während er mit seinem Eisvogelschwert zwei Yiga gleichzeitig niederstreckt, die es wagen, gegen ihn zu kämpfen. »Was heißt da angeben? Sollen doch die anderen wissen, wie großartig ich bin!«
Ich lache über dem Kommentar des Orni, als ich den nächsten Feind besiege. Man bin ich froh, dass Revali wieder bei mir ist. Tief atme ich die Luft ein und reiße die nächste Welle Yiga-Kämpfer mit Argus Windböen von den Füßen.
»Warum bist du zurückgekommen, Revali?«, frage ich ihn durch den Lärm hindurch, denn ich will wissen, warum er hier ist.
»Ich bin dein Beschützer. Schon vergessen?«, erwidert er mir kess, während er einen Yiga mit seiner Orni-Waffe durchbohrt.
Beide lächeln wir uns an, während wir uns weiter durch die Gegner-Massen kämpfen.
Revali hat gerade gesagt, er sei immer noch mein Beschützer. Mein Herz macht einen Sprung. Wird wirklich wieder alles gut? Werden ich und Revali wieder zusammenkommen? Oder wird er bloß mein Leibwächter bleiben wollen?
Der Kampf zieht sich noch einige Zeit in die Länge. Es geht ewig so weiter. Die Zahl der Yiga sinkt drastisch. Obwohl wir in der Unterzahl sind, sind wir trotzdem eindeutig im Vorteil. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir den Clan besiegt haben.
Plötzlich ertönt ein lauter Schrei. Es ist Koga. Er steht auf einer Stufe der steinernen Tribüne. Alle Gesichter drehen sich in seine Richtung, ohne den Kampf zu unterbrechen.
»Ich habe gehofft, dass ich das nicht tun muss, aber, du, Seelenbändigerin lässt mir keine Wahl. Einst habe ich versagt, doch dieses Mal werde ich nicht zulassen, dass du denselben Fehler machst, den deine Mutter begann. Nein, ich werde verhindern, dass Ganon sich deiner bemächtigt, in diese Welt eindringt und Hyrule zerstören wird!«
Schützend stellt sich mein Beschützer vor mich hin, als Koga nach einer Öllampe greift und diese öffnet. »Die Seelenfänger haben die Kraft, Seelen zu fangen und wir Yiga haben eine Möglichkeit gefunden, Flüche einzusperren. Soll der Fluch, der dir einst deine Erinnerungen geraubt hat, sein Werk vollenden. Dann bist du so geschwächt, dass es ein Leichtes für uns sein wird, dich zu töten.«
Als der Deckel der Öllampe sich hebt, strömt etwas Tiefschwarzes aus dem Inneren hinaus. Dunkler Rauch legt sich wie schwerer Nebel über das Kolosseum und verpestet die Luft mit einer finsteren Atmosphäre. Abrupt ziehen sich die übrigen Yiga zurück. Ich spüre Revalis Federn auf mir, als er mich mit seinen Flügeln enger an sich heranzieht. Der Blick des Orni hastet beunruhigt über die Arena. Auch Daruk, Sidon, Link, Riju und Urbosa schauen von ihrem Tun auf. Rote glühende Funken erscheinen im dunklen Dunst. Mit einem Mal schwindet meine Kraft. Ich fühle mich schwach und ausgelaugt. Und das, obwohl der Fluch sich noch gar nicht gezeigt hat. Das zeigt, dass es sich um einen mächtigen Dämon handeln muss. Abrupt beginne ich, zu taumeln. Die Finsternis raubt mir meine Kräfte. Meine Beine geben nach, doch ich falle nicht. Sanfte Schwingen fangen mich auf. Besorgt blickt ein grünes Augenpaar auf mich hinab. Beruhigend streichelt mir mein Beschützer über das Haar.
»Keine Sorge!«, versichert mir Revali mit aufmunternder Stimme. »Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert.«
»Beschützt Loreena!«, höre ich Daruk rufen.
Mit verwundertem Gesichtsausdruck nehme ich wahr, dass alle, die wegen mir gekommen sind, einen Kreis um mich bilden, in Kampfstellung gehen und alarmiert in jede erdenkliche Richtung blicken.
»Ihr Narren!«, schreit Koga zu uns herunter. »Dieser Fluch wird euer aller Ende sein.«
Plötzlich sammelt sich eine schwarze Masse unterhalb Kogas Erscheinung. Hilflos sehe ich dabei zu, wie sich Ganons Fluch zusammensetzt. Schon bald wächst ihm ein langer klauenbesetzter Arm und eine kanonenähnliche Hand. Sein stacheliges Haupt und sein großes, blaues Auge kommen als letztes zum Vorschein. Meine Augen weiten sich, als sich der Schatten schließlich zu erkennen gibt. Der Windfluch! Der Dämon hat mir meine Erinnerungen genommen und mich schwer verletzt. Beim letzten Mal war ich nicht in der Lage, ihn zu besiegen, doch dieses Mal bin ich nicht allein.
»Revali?« Als ich den Namen des Orni nenne, blickt er mich an. »Dieser Fluch ist der Grund, warum ich mich an nichts mehr erinnern konnte. Mit dem habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen!«
»Der also, ja?«, schnaubt Revali und wirft dem Dämon einen feindseligen Bick zu. »Der wird sich noch wünschen, Ganon hätte ihn nie erschaffen.«
»Ja...«, zische ich und greife an mein Herz. Erstaunt sieht mich der Orni an, als ich ein Seelentau hervorzerre. »Knöpfen wir ihn uns vor, gemeinsam!«
Ein abenteuerliches Lächeln huscht über Revalis Schnabel, als er mir zunickt. Als sich mein Beschützer von mir wegdrückt und meine Sicht freigibt, werfe ich das leuchtende Seelentau auf den Fluch. Wütend schreit er auf, als das heilsame Licht ihn blendet. Gemeinsam stürzen wir uns schreiend auf den Schatten. Jeder bearbeitet den Dämon auf seine Weise. Doch das Ungetüm ist mächtiger, als wir erwartet haben. Obwohl das Seelentau ihn schwächt und ihm sichtbar Schmerzen bereitet, ist er in der Lage, sich tatkräftig zu wehren.
Mit seiner klauenbesetzten Hand wischt er Sidon vom Feld, als dieser sich mit einem mächtigen Satz auf ihn stürzen wollte. Beinahe gleichzeitig schießt er mit seiner mächtigen Kanone auf Daruk, der ihm gerade eins mit seinem Bergspalter überbraten wollte. Urbosa schnippt wieder mit den Fingern. Ein mächtiger Blitz geht auf den Dämon nieder. Doch der Schatten teleportiert sich einfach hinfort. In rasender Geschwindigkeit taucht er nahezu überall auf. Links Schwert, das soeben nach dem Fluch hieben wollte, geht ins Leere und bleibt im Sand stecken. Auch Revali, der für seine schnellen Schüsse bekannt ist, gelingt es nicht, den Windfluch zu treffen. Einer seiner Pfeile trifft sogar versehentlich Daruk, doch seine Haut ist zu robust, dass die Spitzen sie nicht durchdringen können.
Direkt hinter Urbosa taucht der Dämon wieder auf. Mit seinen Klauen schlägt er nach der Königin und streckt sie nieder. Ohnmächtig fällt die Gerudo-Frau in den Staub.
»Nein!«, schreit Riju und wirft sich mit ihrer Lanze auf den Peiniger ihrer Mutter.
Von hinten her springe ich dem Schatten auf den Rücken, ramme ihn meine Klingen in sein verfluchtes Fleisch. Sidon, der sich von der letzten Attacke bereits erholt hat, wirft sich gegen die Seite des Biests und schlägt seine Zähne in ihn hinein. Während mich der Schatten durchschüttelt, lange ich wieder an mein Herz, bringe weiteres Seelentau zum Vorschein. Ich stopfe es ihm, in die Wunde, die ich ihm mit meinen Schwertern aufgerissen habe. Der Windfluch windet sich vor Schmerzen, wirft dabei mich und Sidon ab. Mein Gesäß schmerzt. Unsanft lande ich auf dem sandigen Boden genau neben Riju, die sich heulend über ihre Mutter gebeugt hat.
»Mutter! Mutter, steh auf! Komm schon! Du bist doch die Königin. Du darfst nicht sterben!«
Mit schmerzverzerrtem Gesicht erhebe ich mich vom Boden und krabble auf allen Vieren zu der Gerudo-Prinzessin hinüber.
»Ist schon gut, Riju! Ich mache das schon«, spreche ich zu meiner vermeintlichen Halbschwester und dränge sie zur Seite, damit sie mir Platz macht.
Meine Hand legt sich auf den verwundeten Körper der Gerudo-Königin. Ein heilsames Licht strahlt über ihrer Haut und lässt ihre Wunden verschwinden. Langsam schlägt Urbosa wieder ihre Augen auf. Ein erleichtertes Lächeln legt sich auf meinen Lippen.
Doch plötzlich spüre ich etwas Mächtiges auf meiner Seite, dass mich einige Meter mitreißt. Er stürzt sich mit mir hinab in das gigantische Loch im Boden. Schreiend zapple ich in den Klauen des Windfluchs. Er hat mich erwischt. Die Berührung mit dem dunklen Dämon schmerzt auf meiner Haut. Ja, es brennt fürchterlich! Im nächsten Augenblick spüre ich den Boden in meinem Kreuz, als ich unsanft den Grund des Abgrunds erreiche. Das Gesicht des Windfluchs befindet sich genau über mir. Wieder will ich schreien, da öffnet der Fluch sein Maul und haucht mir seinen finsteren Nebel ein. Die Welt um mir verschwimmt. Das Letzte, was ich höre, ist Ganon boshaftes Lachen.
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