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Revali


Wieder angezogen liegen wir unter einer schützenden Plane des Zeltes vor dem knisternden Lagerfeuer. Shania trägt ihre Orni-Kleidung bestehend aus einem blauen Oberteil und einer grau-braunen Hose. Ihren Mantel hat sie auf einem Baumstumpf neben dem Zelt gelegt. Meine Kleine hat ihre Decke um sich geschlungen und kuschelt sich mit einem Gesichtsausdruck tiefster Zufriedenheit an meinen unbedeckten Oberkörper. Im Gegensatz zu der Hylianerin, die in der Frühlingsnacht friert, trage ich nur eine Hose. Meine Decke liegt schlampig auf mir und bedeckt lediglich meinen Unterleib. Ich lege meine Flügel um mein Mädchen und schnäble zärtlich ihren Kopf. Dabei schmecke ich den Duft ihres wohlriechenden Haares.

Zugegeben, es hat schon etwas, mit Shania durch Hyrule zu streifen und sie Tag und Nacht ständig an meiner Seite zu wissen. Dennoch sind meine Gedanken ständig bei Teba und dem Orni-Dorf. Ich bin mir sicher, dass mich mein Bruder würdig vertreten wird, trotzdem habe ich kein gutes Gefühl dabei, meine Heimat einfach so zu verlassen. Als Recke habe ich die Pflicht, die Orni zu schützen und Tabanta und Hebra zu verteidigen. Was wenn in meiner Abwesenheit etwas geschieht und ich nicht da bin? Kaum merklich schüttle ich den Kopf. Ich muss Teba vertrauen. Er macht das schon. Es war die richtige Entscheidung, Shania zu begleiten. Mir ist bewusst, dass ich mich nur unruhig im Bett wälzen würde, wenn ich sie hätte alleine gehen lassen. Es tut so gut, sie bei mir in Sicherheit zu wissen. Ohne mich würde die Kleine nur entwegt in Schwierigkeiten geraten, wie sie heute mal wieder bewiesen hat.

»An was denkst du gerade?«, fragt mich Shania, als sie beginnt, meine Brustfedern zu kraulen.

Blinzelnd schaue ich zu meinem Mädchen hinunter. Ich will ihr nicht die Wahrheit über meine Bedenken offenbaren. Sie soll nicht wissen, dass ich mir Sorgen um das Dorf mache. Stattdessen schmunzle ich hintergründig und streichle ihr schönes Gesicht.

»Ich habe gerade an unser kleines Schäferstündchen von vorhin gedacht«, lüge ich.

Naja... aber jetzt, wo ich es erwähne, muss ich schon daran denken, an ihr sinnliches Stöhnen, als ich sie gegen den Baum gestoßen habe, dieses erotische Gefühl, als sie mich wieder einmal an den Zöpfen gezogen hat, ihr Schrei, als ich sie dazu aufgefordert habe, zu sagen, dass ich der Größte bin und schließlich ihren Gesichtsausdruck, als sie gekommen ist. Oh ja, ich liebe es zu zusehen, wie sich ihre langen, spitzen Ohren leicht krümmen, wenn der Höhepunkt sie überrollt.

Doch Shania durchschaut mich. »Hast du gar nicht! Wenn du an so was denkst, blickst du anders drein.«

»Aha... Wie blicke ich denn dann?«, frage ich sie mit verführerischer Stimme und wippe mit den Augenbrauen.

Anschließend beginne ich, ihr Gesicht mit sanftem Picken zu bedecken. Lachend versucht sie, mich abzuwehren.

»Hör auf!«, kreischt sie belustigt.

Auch ich muss lachen und setze meine liebevolle Spielerei fort. Irgendwann umfasst die bezaubernde Hylianerin meinen Schnabel mit ihren kleinen Händen. So höre ich auf, nach ihr zu picken und blicke sie verliebt an, dieses faszinierende Mädchen.

Augenblicklich muss ich an den Moment zurückdenken, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Es war damals, als eine Krankheit uns heimgesucht und meine kleinen Neffen fast umgebracht hätte. Shania hat die Kranken mit ihren Fähigkeiten geheilt. Davon war ich wenig beeindruckt, im Gegenteil, ich kam mir ziemlich betrogen vor, weil ich als Recke die Aufgabe habe, das Dorf zu retten und nicht eine dahergelaufene Hylianerin. Daraufhin hat Kaneli, der Häuptling unseres Stammes, mir aufgetragen die Auserwählte zu beschützen. Ich war ganz und gar nicht begeistert. Für mich war sie nur ein Hindernis, das mich darin hinderte, meine tatsächliche Aufgabe zu erfüllen. So habe ich sie spüren lassen, dass sie mir auf den Zeiger geht. Dann eines Tages habe ich übertrieben, sie beim Bogenschützen-Training aufs Äußerste gebracht. Das Ende von dem Lied, sie ist davongelaufen mitten in den Ärger hinein. Irgendwelche so komische Typen mit weißen Masken haben ihr aufgelauert. Ich habe sie gerettet, doch dann ist sie von der Klippe gefallen, weil die Trottel ihr die Pulsadern aufgeschnitten haben. Mein Herz wird schwer, als ich daran denke, wie ich sie aufgefangen und sie danach zur Quelle gebracht habe, um sie dazu zu bringen, sich zu heilen. Mann, habe ich dem eiskalten Wasser gefroren, aber es war mir egal, ich war nur froh, als die Kleine wieder die Augen aufschlug. Danach habe ich uns in eine Höhle gebracht, um uns aufzuwärmen. Mein Gefieder hebt sich leicht bei der Erinnerung, als sich Shania halbnackt an meine Federn geschmiegt hat. Das war der Moment, als ich begonnen habe, mich in die schwarzhaarige Hylianerin zu verlieben. Danach konnte ich an nichts anderes mehr denken, als an sie.

Shania küsst mich auf den Schnabel und streicht ganz zärtlich über die Seiten.

»Weißt du, wir beide sind eigentlich ein Super-Team. Die Bokblins hatten keine Chance gegen uns«, meint die Hylianerin während sie meinen Schnabel weiterstreichelt.

Als ich daran denke, wie Shania neben mir gekämpft und ein Monster nach dem anderen niedergestreckt hat, muss ich stolz lächeln. Meine Kleine lässt meinen Schnabel los. Fast bin ich ein bisschen beleidigt, da ich ihre süße Berührung genossen habe.

»In der Tat! Der Recke und die Auserwählte, wenn du mich fragst, gibt es kein besseres Team«, erwidere ich ihr mit geballtem Protz. »Allerdings...«, füge ich dann noch etwas weniger begeistert hinzu. »Allerdings sind wir das nur solange, bis du meine Befehle wieder missachtest.«

Charmant blinzelt mich Shania an und schenkt mir dazu einen unschuldigen Blick. »Lass uns doch nicht mehr darüber reden. Aber trotzdem, ich finde, wir beide sind echt unschlagbar.«

Was soll ich dazu noch sagen? Ihr Charm, ihr Blick, ihre ganze Art... Ich kann ihr nicht mehr böse sein. Auch wenn es mich regelrecht wahnsinnig macht, dass sie sich ständig in Gefahr bringt und mir nicht gehorcht, aber ich liebe sie. Sie ist etwas sehr Besonderes, mein Mädchen.

»Außerdem«, meint Shania noch. »Bist du ein hervorragender Lehrer. Du hättest sehen sollen, wie ich den silbernen Bokblin von dem Pferd geschossen habe. Schon bald bin ich ein besserer Bogenschütze als du.«

Amüsiert lache ich auf. »Das glaube ich kaum! Aber...« Zärtlich reibe ich meinen Schnabel an ihre Wange. »Du hast recht, du bist eine gute Bogenschützin geworden.«

Wir küssen uns. Dabei genieße ich den Augenblick und koste ihn voll und ganz aus. Hylia hat mir ein Geschenk gemacht. Sie hat mich für meine Dienste mit dieser wunderschönen Hylianerin belohnt, die einem Engel gleicht, einem Engel ohne Flügel, die mir meine Schmerzen nimmt und mich Dinge fühlen lässt, die ich nie zuvor gefühlt habe.

Mit den Schwingen ziehe ich die Frau an mich. Sie bettet ihren Kopf auf meine Brust und schließt augenblicklich die Augen. Berührt streichle ich ihr Haar und bemerke dabei, dass noch einige Federn von unserem Liebesspiel in ihrer Frisur stecken. Vergnügt befreie ich meine Kleine von meinen Federn. Danach lege ich mich hin, eng an sie gekuschelt. So schlafe ich ein und träume von Shanias Lachen und ihrer heiteren Art.



Am nächsten Morgen breche ich unser Lager wieder ab und packe unsere Ausrüstung zusammen. Shania macht uns währenddessen Frühstück. Sie hat in der Nähe unseres Lagerplatzes auf einem Baum ein paar Eier gefunden und brät sie nun in der Pfanne.

Nach dem Frühstück machen wir uns wieder auf dem Weg. Ich habe meiner Kleinen eine Karte gegeben. Schließlich ist sie eine miserable Kartenleserin und sie muss es unbedingt lernen, sich in Hyrule zurecht zu finden. Bereitwillig helfe ich ihr dabei, die Karte richtig zu lesen. Schon bald finden wir den richtigen Weg, der uns durch eine Schlucht führt.

Massive Felsen kesseln uns ein, als wir die Schlucht durchqueren. Shania läuft ein Stück voraus. Ihr Augenmerk ist dabei ständig auf die Karte gerichtet, die sie ausgefaltet vor ihrer Nase hält.

»Es ist noch so weit bis nach Eldin«, seufzt die Kleine. »Wir haben nicht mal die Hälfte des Weges geschafft.«

»Gibt es hier irgendwelche Dörfer in der Nähe?«, frage ich meine Gefährtin, während ich meinen wachsamen Blick umherschweifen lasse.

Einen Augenblick bleibt Shania stehen. Schließlich tippt sie mit den Fingern auf einen Punkt und hält mir die Karte so hin, sodass ich sie sehen kann.

»Hateno liegt ganz in der Nähe«, meint die Hylianerin zu mir.

Nachdenklich gestimmt kratze ich mich an der unteren Schnabelseite. Anschließend schaue ich zum Himmel hinauf. Es ist erst Mittag. In dem Dorf könnten wir unsere Vorräte auffrischen und eine Bleibe für die Nacht suchen. Allerdings sträubt sich mein Gefieder bei dem Gedanken, mich unter Hylianer zu mischen.

»Was denkst du?«, will Shania wissen, als ich nicht antworte.

»Ach!«, meine ich schließlich und marschiere weiter. »Lass uns lieber weitergehen! Ich habe keine Lust auf ein Dorf voller Hylianer.«

»Warum?«, fragt mich mein Mädchen und folgt mir.

Mit erhobenem Flügel erkläre ich es ihr. »Sie würden uns ständig neugierige Blicke hinterherwerfen und sich Fragen stellen. Hylianer sind dafür bekannt, dass sie ihre Nasen nur zu gerne in die Angelegenheiten anderer stecken. Außerdem sieht man einen Orni und eine Hylianerin nicht oft zusammen reisen.«

»Hmmm... Hateno...«, murmelt Shania vor sich hin. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor, vielleicht war ich da schon mal. Ich meine, mich an eine Windmühle oder so etwas zu erinnern.«

»Kann ich mir nicht vorstellen«, bemerke ich und drehe mich zu dem Mädchen um. »Dieses kleine unbedeutende Dorf ist Meilen weit weg von Eldin. Ich wüsste nicht, was du mit denen zu schaffen hättest.«

Sie verdreht die Augen und spaziert kopfschüttelnd an mir vorbei. »Wie kannst du dir da so sicher sein? Du willst doch nur nicht hin, weil du keine Hylianer magst.«

»Da hast du nicht ganz unrecht«, entgegne ich ihr.

Seite an Seite gehen wir die Schlucht entlang.

»Warum eigentlich? Ich denke nicht, dass du in der Vergangenheit allzu viel mit Hylianer zu tun gehabt hättest.«

»Da gibt es viele Gründe«, erwidere ich meiner schönen Gefährtin. »Hylianer denken immerzu nur an sich selbst, außerdem sind sie plump und zu nichts zu gebrauchen. Sie bekriegen einander und sind gierig. Darüber hinaus haben sie ganz komische Gebräuche und Sitten, die ich nicht verstehe. Und so laut und unvorsichtig, wie sie sind, bringen sie sich immer nur selbst Gefahr. Nicht gerade, die aufregendste und vorteilhafteste Spezies, wenn du mich fragst.«

Ich höre Shania neben mir schnauben. »Du solltest nicht alle Hylianer in einem Topf werfen. Oder denkst über mich auch so?«

Während ich weitergehe, schaue ich überrascht zu ihr hinunter. Manchmal vergesse ich tatsächlich, dass sie auch eine Hylianerin ist. Das liegt wohl daran, dass ich sie mit völlig anderen Augen sehe. Shania ist etwas ganz Besonderes, allerdings in einem Punkt unterscheidet sie sich nicht von den anderen Hylianern.

»Nein, natürlich nicht!«, antworte ich ihr mit sanfter Stimme und werfe ihr einen vergnügten Blick zu. »Allerdings unvorsichtig bist du auch. Und ich habe aufgehört zu zählen, wie oft du dich in Gefahr gebracht hast. Schon allein, wenn ich an gestern denke. Du kannst von Glück reden, dass du mich hast.«

Weich lächelt Shania zu mir zurück. »Also ich kann nicht bestätigen, dass irgendein Orni dir nur ansatzweise ähnelt.«

»Ich bin eben ein äußerst außergewöhnlicher Orni«, prahle ich.

Shania lacht. »Ein außergewöhnlich von sich überzeugter Orni.«

Plötzlich erspähen meine scharfen Augen eine Bewegung. Abrupt bleibe ich stehen. Ich könnte schwören, dass ich einen Schatten über unseren Köpfen an einem Felsen gesehen habe. Alarmiert bedeute ich Shania, dass etwas nicht in Ordnung ist.

»Was ist?«, fragt mich die Kleine beunruhigt.

»Wir sind nicht alleine«, murmle ich und greife nach meinem Bogen.

Genau in diesem Moment springt ein in Rot gekleideter Kerl aus seinem Versteck und wirft ein Messer nach meiner Gefährtin. Agil stürze ich vor und reiße Shania mit mir, das scharfe Wurfgeschoss verfehlt sie um Haaresbreite. Ich halte sie immer noch in den Flügeln, als der Wicht sich aufbäumt und lacht. Seine unverkennbare Maske mit dem aufgemalten Auge erkenne ich sofort wieder. Das sind die Clowns, die Shania schon einmal bedroht haben und sich Yiga nennen.

Augenblicklich sind wir von einem Haufen Clananhänger umzingelt. Sie sind überall, auf dem Boden, hinter den Felsen, auf den Vorsprüngen der Felsenwände. Das heitere Gespräch mit Shania hat mich so abgelenkt, dass ich die Knilche nicht bemerkt habe. Was für ein Vogeldreck! Jetzt stecken wir in der Klemme.

»Stell dich hinter mich!«, befehle ich meiner Gefährtin.

Doch, wie immer, tut die Hylianerin nicht das, was ich sage. Sie schnallt sich die Doppelklingen ab und nimmt eine kampfbereite Haltung ein.

»Die kannst du unmöglich alle allein besiegen«, höre ich Shania protestieren.

Es hat keinen Zweck, nochmal meinen Befehl zu wiederholen. Sie wird nicht auf mich hören, so viel steht fest. Naja, eigentlich sollte ich sie für ihren unvergleichbaren Kampfgeist bewundern, trotzdem ärgert es mich zutiefst, dass sie ständig meine Befehle missachtet.

Rücken an Rücken stehen wir zusammen, als die Yiga-Kämpfer ihre Kreise immer enger ziehen. Ich spanne bereits meinen Bogen und nehme den Ersten ins Visier.

»Seelenbändigerin!«, ruft einer von ihnen. »Ergib dich uns und deinem Beschützer wird nichts geschehen!«

»Das soll wohl ein Witz sein!«, grummle ich. »Wenn ihr nicht sofort verschwindet, geschieht euch etwas.«

»Was wollt ihr eigentlich von mir?«, entgegnet Shania den Yiga furchtlos.

»Frieden...«, meint ein anderer Yiga-Kämpfer und vollzieht eine gesittete Pose.

Genervt verdrehe ich die Augen. Sie sprechen von Frieden, dabei habe ich das Gefühl, dass sie genau das Gegenteil meinen.

»Das habt ihr beim letzten Mal schon erwähnt«, erwidert meine Kleine unbeeindruckt.

»Ihr seid in der Unterzahl«, spricht der Yiga mit tiefer Stimme. »Wir werden deinen Freund töten müssen, wenn du nicht freiwillig mit uns kommst.«

Empört lache ich auf. »Dann kommt und versucht es doch!«

Es vergeht kein weiterer Atemzug, da stürzt sich der Erste schon auf mich. Mit dem Bogen ziehe ich ihm eins über den Schädel und gebe ihm mit meinem kräftigen Flügel den Rest. Der nächste Trottel bekommt das spitze Ende meines Schnabels zu spüren und seinen Freund kratze ich mit den Krallen die Wade auf. Allerdings gelingt es mir von dieser Distanz nicht, einen Schuss abzufeuern und das Eisvogelschwert, befindet sich in der anderen Tasche. So trete ich dem nächsten Idioten beiseite und erhebe mich aus dem Stand in die Luft.

Shania nimmt währenddessen einen etwas breiteren Kämpfer in die Zange. Wie eine Tänzerin gleitet sie anmutig über das Schlachtfeld und setzt sich mit ihren Doppelklingen gekonnt zur Wehr. Doch es bleibt nicht lange bei einem Zweikampf, denn ein anderer Yiga steht bereits hinter ihr. So lasse ich mich fallen, spanne den Bogen und lasse einen Pfeil durch die Luft sausen. Der Kämpfer hinter Shania jault gequält auf, als ich ihm seine Hand durchbohre, mit der er gerade nach seinem gebogenen Messer greifen wollte. Im nächsten Moment beschieße ich zwei weitere Widersacher. Einen erwische ich am Bein und den anderen mitten in die Brust. Anschließend stürze ich mich hinab, greife nach einem Kämpfer in Shanias unmittelbarer Nähe und werfe ihn mit voller Wucht gegen die Wand. Er steht nie wieder auf. Die Auserwählte schlitzt währenddessen ihrem Gegner das Gesicht auf, der blutend und schreiend zu Boden geht. Mit einem entschlossenen Lächeln wirft sich Shania auf den nächsten Feind. Ihr kriegerischer Anblick lässt mich strahlen, als ich einen weiteren Yiga in die Krallen nehme.

Shania besitzt so viele Facetten, sie kann schüchtern und unsicher sein, doch dann wieder, so wie jetzt, zeigt sie ihr selbstsicheres und entschlossenes Auftreten.

Einer der Yiga schlägt meiner Kleinen ins Gesicht, als ich den zappelnden Knilch in meinen Klauen loslasse, der auf seine Mitstreiter fällt und sie erschlägt. Offenbar haben sie Shania wütend gemacht, denn plötzlich verfärben sich ihre Augen lila. Mit ihren Füßen stampft sie auf. Das hat zur Folge, dass sich Geröll von den Felswänden löst und einige Yiga zerquetscht. Siegessicher lache ich auf. Der jämmerliche Verein hat keine Chance.

Mit einem Mal spüre ich einen brutalen Schmerz in meinem Flügel. Abrupt reißt mich die Wucht zu Boden. Ich stürze ab. Unsanft pralle ich auf dem Boden auf. Vor Schmerz stöhnend versuche ich mich aufzurappeln, als ich bemerke, dass ein Pfeil in meinem Flügel steckt. Einer dieser Narren muss mich abgeschossen haben. Sofort greife ich nach dem spitzen Wurfgeschoss, um es herauszuziehen. Da erkenne ich einen Schatten. Abrupt rolle ich mich zur Seite, als sich ein Yiga mit blanker Klinge auf mich stürzt. Er lacht hämisch, als ich aufstehe und ihm erneut ausweiche. Ich habe meinen Bogen verloren, nun stehe ich ihm unbewaffnet gegenüber. Und auch wenn ich verletzt bin, das heißt noch lange nicht, dass ich mich nicht wehren kann. Mit einem kämpferischen Murren wirft sich der maskierte Kerl auf mich und schlägt mit seinem langen Schwert nach mir. Ich weiche aus und versetze ich ihm mit dem Krallen einen Hieb. Meine scharfen Klauen zerfetzen seine Kleidung, während wir wie zwei wilde Tiere aufeinander losgehen. Doch dann spüre ich plötzlich einen Schlag ins Genick, der mir den Atem raubt. Augenblicklich breche ich zusammen. Ich sehe, wie sich fünf Yiga auf mich stürzen und mich unter ihren Körpern begraben.

Plötzlich spüre ich den Wind über mir. Die Kämpfer lösen sich von mir und werden weggepustet. Überrascht schaue ich auf und erblicke Shania. Ihre schwarze Haarpracht wird vom aufbrausenden Wind nach hinten geschleudert. Es bleibt von mir nicht unbemerkt, dass sich ihre Augenfarbe wieder verfärbt hat. Nun sind sie grün, wie die meinen... oder besser gesagt, wie die meines Vaters. Shania hebt ihren Arm und lässt eine Windböe entstehen, die die Yiga, die sich von dem ersten Angriff erholt haben, gegen die Wand drückt. Anschließend haucht sie den Wind aus, der alles, was nicht niet- und nagelfest ist, herumwirbelt. Mit meiner gesunden Schwinge halte ich mich an einem Stein fest, als ich die Hylianerin ihre Kraft wirken lasse. Schon bald treten die Jigga, die noch leben, zum Rückzug an... so wie letztes Mal.

Keuchend drehe ich mich auf den Rücken und schaue an meinem Körper hinab. Diese Lachnummern haben mir mein Gefieder zerzaust und mich etwas gerupft. Darüber hinaus besitze ich Prellungen und kleine Schnittwunden am Körper verteilt. Der Pfeil steckt immer noch in meinem Flügel. Zaghaft greife ich danach, ich muss ihn rausziehen. Als meine Fingerfedern den Schaft umfassen, spüre ich plötzlich eine kleine Hand auf meiner Schulter. Ich schaue auf und Blicke in das zauberhafte Gesicht meiner Gefährtin. Mitleidvoll funkeln mich ihre braunen Augen an.

»Sieht ja böse aus«, bemerkt meine Kleine.

»Dafür werden sich diese Hampelmänner nicht mehr so schnell blicken lassen, denen haben wir es gezeigt«, entgegne ich ihr und rucke, ohne hinzusehen kräftig an dem Pfeil.

Ich unterdrücke einen Aufschrei, als ich mir das Teil aus dem Flügel reiße. Das brennt vielleicht. Shania bückt sich augenblicklich zu mir herunter. Ihre Hand berührt das blutende Loch in meinem Flügel.

»Ich versteh nur nicht, was ich den Kerlen getan habe. Sie sind ja geradezu besessen von mir«, höre ich Shania sagen, als sie meine Wunde heilt.

Brummend schließe ich die Augen und lasse ihre Heilkunst geschehen. Ich spüre bereits, wie sich meine Schmerzen in Nichts auflösen.

»Das bin auch«, gestehe ich ihr.

»Was?«

»Besessen von dir!«, gebe ich ihr zu verstehen.

Als ich die Augen wieder öffne, blinzle ich ihn ihr gerötetes Gesicht.

Shanias Blick ist voller Liebe und Zuneigung, als sie zu mir sagt: »Ich will nicht, dass dir etwas passiert, nur weil es ein paar Typen auf mich abgesehen haben.«

Shania zieht ihre Hand zurück. Augenblicklich mustere ich meinen Flügel und bewege ihn. Es wirkt geradeso, als wäre nie etwas geschehen. Meine Schwinge wirkt ganz und gar unversehrt. So benutze ich sie dazu, Shanias Gesicht zu streicheln.

»Ich bin dein Beschützer und dein Gefährte. Für dich würde ich mir jederzeit wieder einen Pfeil einfangen.«

Als ich merke, wie schmalzig ich klinge, fahre ich überrascht zusammen. Hektisch blicke ich umher, um mir irgendeine Ausrede einfallen zu lassen. Da beugt sich Shania zu mir herunter, um mich zu küssen. Doch bevor ihre Lippen, meinen Schnabel berühren, vernehmen wir eine fremde Stimme, die uns hochschrecken lässt.

»Das ist ja ein ganz seltenes Bild!«

Nicht weit von uns entfernt steht ein Hylianer. Er trägt einen Kittel und eine Schutzbrille. Auf seiner länglichen Nase sitzt eine Brille. Besonders auffallend ist sein weißes Haar. Langsam kommt der Kerl uns näher. Sofort lege ich meine Flügel schützend um meine Gefährtin und werfe dem Fremden einen drohenden Blick zu. Nachdenklich legt er sein Gesicht schief und betrachtet uns. Erst jetzt bemerke ich, dass er etwas in den Händen hält. Es ist mein Adlerbogen.

»Verehrter Orni, ich glaube, das gehört Ihnen!«, meint der Kerl und hält mir den Bogen hin.

Misstrauisch beäuge ich den Hylianer, als ich und Shania gemeinsam vom Boden aufstehen. Er kratzt sich an seinem Kinn, als ich dem Fremden vorsichtig entgegentrete, um meine Waffe wieder an mich zu nehmen. Widerstandslos händigt er mir meinen Adlerbogen aus. Ob er auch zu den Yiga gehört und das nur eine Falle ist?

»Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben. Mein Name ist Robelo. Ich bin Forscher im antiken Institut Hatenos. Ich war gerade auf dem Weg zum Wächter-Friedhof. Da habe ich diese zwielichtigen Gestalten entdeckt und mich hinter einem der Felsen versteckt.«

»Danke, dass du uns gewarnt hast!«, meine ich sarkastisch dem angeblichen Forscher gegenüber.

»Tut mir leid«, entschuldigt sich dieser Robelo und verbeugt sich ganz kurz. »Aber ihr seid mit den Fremdlingen gut zurechtgekommen, habe ich bemerkt.«

Sein Blick fällt allerdings nicht auf mich, sondern auf Shania. Es muss ziemlich beeindruckend für den Kerl gewesen sein, als die Hylianerin mit ihren Kräften, die Felsen gezähmt und den Wind beschworen hat. Doch der Forscher kann nicht wissen, dass Shanias Fähigkeiten nicht die ihren sind. Die Mächte kommen von den verstorbenen Seelen, die meine Gefährtin in dem Reich der Seelen aufgenommen hat. Shania ist nämlich eine Seelenbändigerin. Sie kann die Geister von Verstorbenen einfangen und sich ihrer Kräfte bedienen. Die Fähigkeit die Erde zu bewegen, hat die Auserwählte von einem Goronen namens Bawo, hat sie mir mal erzählt. Das mit den Windböen allerdings hat Shania von meinem Vater. Er hat sich freiwillig von ihr einhauchen lassen, damit er uns helfen kann.

»Du musst Loreena sein. Schön, dass du wieder da bist!«, begrüßt der Kerl meine Kleine.

Überrascht blinzelt die Hylianerin ihn an. »Du kennst mich?«

Loreena? Ach ja, richtig! Shania hat mir erzählt, dass sie sich an ihren eigentlichen Namen erinnert hat. Stimmt, sie heißt Loreena! Shania gefällt mir allerdings viel besser.

»Wir sind uns schon einmal begegnet, ich bin Purahs Kollege. Ich weiß, dass du dich nicht mehr so recht an mich erinnern kannst, schließlich war ich die meiste Zeit, während du bei uns warst mit Aufgaben beschäftigt.«

Shania und ich wechseln einen vielsagenden Blick. Meine Kleine muss dem Anschein nach, tatsächlich mal in Hateno gewesen sein. Möglicherweise könnte der Typ uns weiterhelfen.

Bevor ich allerdings den Schnabel aufmachen kann, überrascht mich Shania damit, dass sie geschickt das Wort an den Forscher wendet. »Ach ja, richtig... Könntest du uns also zu Purah bringen. Genau deshalb sind wir hier.«

Plötzlich werden die Augen des Hylianers groß, der ganz und gar nicht wie ein junger Schüler wirkt, groß und glänzend. »Hast du also Kakariko gefunden?«

Einen Moment liegt Verwirrung in Shanias Gesicht. Dann jedoch räuspert sie sich, darum bemüht, ihre Gerissenheit nicht auffliegen zu lassen.

»Ja... Und deshalb müssen wir mit Purah reden«, antwortet Shania ihm zögerlich.

»Sehr schön!«, ruft der Forscher erfreut. »Bitte folgt mir!«

Abrupt dreht sich Robelo um und spaziert durch die Schlucht. Seite an Seite folgen wir dem Weißhaarigen.

»Hm... Lass mich raten! Du kannst dich immer noch an gar nichts erinnern, was Hateno betrifft. Habe ich recht?«, flüstere ich Shania mit einem amüsierten Lächeln zu, denn ich habe sie durchschaut.

»Ja, aber das muss er nicht wissen... noch nicht«, erwidert mir die Kleine wispernd.

Stolz über den Einfall meiner Gefährtin erhebe ich den Schnabel. »Sehr schlau!«



Schon bald erreichen wir Hateno. Es handelt sich hierbei um ein kleines Dörfchen, das am Fuße eines Hügels erbaut worden ist. Die Gegend wirkt ziemlich ländlich und friedlich. Doch als wir die Hauptstraße zu dem Dorf betreten, werden wir, wie erwartet, von allen Seiten verblüfft angestarrt. Ich kann sogar einen Buben erkennen, dem vor Erstaunen der Lolli aus dem Mund fällt. Pfft, Hylianer, sie sind doch alle gleich!

Meine Augen erspähen einige Geschäfte, darunter ein Kleidungsgeschäft, einen Lebensmittel- und einen Waffenladen. Darüber hinaus bemerke ich eine große Kirche, die zu Ehren Hylias erbaut worden ist und dahinter auf dem halben Weg zum Hügel hinauf liegt ein Bauernhof.

Dieser neunmalkluge Kerl führt uns den Hügel hinter Hateno hinauf. Meine wachsamen Augen entgeht dabei nichts. Wir ziehen an diesem Bauernhof vorbei. Rinder mit riesigen Hörnern und Ziegen mit übertrieben dicker Wolle grasen nicht gerade geräuschlos hinter den Zäunen. Der Weg schlängelt sich den gesamten Hügel hinauf, bis zu dem Gipfel, auf dem ein großes Gebäude steht... das mit einer windmühlenartigen Vorrichtung auf dem Dach versehen ist. Abrupt schiele ich zu Shania hinüber, die das Windrad mit einem merkwürdigen Ausdruck betrachtet. Ob sie sich jetzt an etwas Konkreteres erinnern kann? Immerhin hat sie vorhin etwas Windmühlenartiges erwähnt.

»Das ist das Institut von Hateno«, höre ich den Typen mit den weißen Haaren erklären. »Purah wird aus den Latschen kippen, wenn sie dich sieht. Sie hat sich schon gefragt, wann du zurückkommen würdest. Sie hat noch so viele Fragen an dich, die unsere Forschungen betreffen.«

»Forschungen?« Shania klingt etwas verwirrt.

Langsam gehe ich neben meiner Kleinen her und schiele zu ihr herüber. Ich kann die wachsende Neugier in ihren Augen sehen, doch wie immer schwingt auch etwas Unsicherheit mit.

»Das antike Zeitalter! Weißt du das nicht mehr?«

»Ja, richtig... Und meine Kräfte helfen euch dabei«, flunkert die Hylianerin, um mehr aus Purahs Assistenten heraus zu bekommen.

»Du hast schon letztens unsere Forschung ziemlich angekurbelt. Wir haben so Einiges über dieses Seelenreich herausgefunden und über die Kultur, die dieses Wissen vor Jahren benutzt hat. Doch irgendwann verliefen unsere Nachforschungen wieder ins Leere. Wenn wir doch nur das Volk finden könnten, von dem du abstammst...«

»Volk?«

»Die Shika natürlich«, erwidert Robelo.

»Ach ja, genau! Und da sie an diesem versteckten Ort leben, könnt ihr sie nicht aufspüren«, meint mein Mädchen.

Shania sieht mich an, als ich ihr einen vergnügten Blick zuwerfe. Ich habe gar nicht gewusst, dass die Hylianerin so gerissen sein kann.

»Wie lange haben wir nun bereits nach Kakariko und der verschollenen Quelle gesucht. Wenn wir das Dorf der Shika finden könnten, so würden uns die Antworten, nach denen wir uns sehnen, nur so zufliegen. Ich und Purah haben uns extra die Haare weißt gefärbt, weil Shika auch weiße Haare haben. Sie sind ja so faszinierend«, plappert der Gelehrte unaufhaltsam.

»Wie war das gleich nochmal mit der Quelle? Sie war doch für...«

»Für die Shika, genau. Sie soll die Wiege ihrer Kräfte sein. Aber leider berichten die Schriften viel zu wenig, über die mystische Quelle«, erklärt ihr der Hylianer bereitwillig.

Offenbar war es doch keine so schlechte Idee, Hateno aufzusuchen. Hier könnte Shania tatsächlich ein paar Antworten erhalten.

Abrupt bleiben wir stehen, als wir uns genau vor dem großen Gebäude mit dem Windrad auf dem Dach befinden. Ein blaues Feuer lodert aus einem Ofen vor dem Haus. Merkwürdiger Krimskrams liegt überall am Boden verstreut. Hier sollte mal wieder jemand aufräumen.

Purahs Kollege tritt an uns vorbei und hält uns die Tür auf.

»Tretet herein! Ich kann es kaum erwarten, Purahs Gesicht zu sehen«, frohlockt Robelo und lässt uns hinein.

Ich lasse meine Gefährtin zuerst hineingehen, folge ihr aber ganz dicht. Der Weißhaarige betritt sogleich den Raum und macht die Tür hinter sich zu. Augenblicklich befinde ich mich in einem großen Zimmer. Der Vorraum ist vollgestopft mit wissenschaftlichen Instrumenten und das Hinterzimmer weist eine Vielzahl an Regalen auf, die über und über mit Büchern und Schriftrollen vollgestopft sind. Mein Mädchen beginnt, sich sofort umzusehen. Mit langsamen Schritten schreitet sie durch den Raum. Sie zieht an einer Werkbank vorbei, auf der alte, verrostete Teile liegen und bleibt schließlich vor einem Tisch stehen, auf dem eine Blaupause ausgelegt ist.

Außer uns und dem Hylianer scheint sich niemand, in dem Raum zu befinden. Plötzlich sticht mir etwas ins Auge, eine ganz komische Maschine. Die Vorrichtung sieht aus, wie ein kleines Pult und über dem Ding befindet sich ein Stein, der einem Tropfstein gleicht. Seine Spitze schimmert merkwürdig blau. Interessiert nähere ich mich dem Ding, lasse Shania aber dabei nicht aus den Augen. Als ich näherkomme, vernehme ich ein pfeifendes Geräusch, das von der Maschine stammen muss. Die oberste Fläche der Vorrichtung ist glatt. Langsam strecke ich meinen Flügel danach aus.

»Federn weg von dem Leitsteinchen!«, fährt mich eine piepsige Stimme an.

Überrascht drehe ich mich um. Unter einem Tisch kommt ein kleines Mädchen mit weißen Haaren zum Vorschein. Sie trägt Forscherkleidung und eine Brille. Wie kommt die Göre dazu, mir Befehle zu erteilen?

»Deine Mutter könnte hier drinnen mal abstauben«, erwidere ich dem frechen Balg.

»So eine Frechheit!«, beschwert sich die kleine Weißhaarige und stemmt ihre winzigen Hände an die Hüften. »Wer denkst du, steht gerade vor dir? Außerdem geziemt es sich nicht, den Kram anderer Leute anzufassen.«

Für so ein junges Ding hat sie eine ganz schön große Klappe. Ich verdrehe die Augen.

»Wir suchen jemanden, der sich mit dem Zeug hier auskennt«, erkläre ich der Respektlosen mit ungeduldiger Stimme.

»Ach ja! Das Zeug, wie du es nennst, sind antike Maschinen, ganz empfindsame Gerätschaften«, piepst das Gör.

»Was? Den Schrott meinst du?«, erwidere ich ihr überheblich und greife nach einer Schraube, die auf einem Regal liegt.

Augenblicklich saust die Kleine vorwärts und hüpft mich an, um die Schraube aus meinen Flügeln zu reißen, doch sie kommt nicht an mich ran, ich bin zu groß für sie. Belustigt beobachte ich das Mädchen dabei, wie sie erbost aufkreischt und immerzu hochspringt.

»Gib das her, du dummer Vogel! Das ist kein Schrott. Das ist ein Schatz einer vergangenen Epoche. Etwas mehr Respekt, wenn ich bitten darf!«

Ich lache. »Was verstehst du schon von dem Kram? Du kannst doch bestimmt nicht mal die Bücher lesen, die hier allesamt verrotten.«

»Jetzt schlägts aber 13! Ich bin eine begnadete Forscherin und mit den antiken Relikten bestens vertraut«, quietscht die Kleine höchsterbost. Ihre Backen blähen sich auf und ihr Gesicht wird ganz rot.

»Was, du?«, ärgere ich sie und halte die Schraube noch ein Stück höher. »Hat dir deine Mama überhaupt erlaubt, dass du hier drinnen spielen darfst?«

»Jetzt reichts!«, ruft das Mädel, schnappt sich einen Schraubenschlüssel, der auf dem Boden rumliegt und schlägt mit voller Wucht auf meinem Fuß.

Vor Schmerz schreiend hopse ich in der Gegend herum. Schelmisch lacht das Balg.

»Du kleine...«, schreie ich und möchte ihr den Schraubenschlüssel aus der Hand reißen, als ich Shanias mahnende Stimme höre.

»Revali! Jetzt hör doch endlich auf damit! Wir wollen uns doch nicht gleich unbeliebt machen.«

»Diese Stimme...« Überrascht dreht sich die kleine Weißhaarige zu der Hylianerin um.

Plötzlich schreit das Mädchen auf und fällt vor Schock auf den Boden. Der blöde Schraubenschlüssel fällt ihr dabei aus der Hand.

»Loreena! D-du, du, du...«

Mit verwirrtem Gesichtsausdruck steht Shania neben dem Forscher, als das Mädchen aufspringt und zu meiner Gefährtin hinüberläuft.

»Bei Mutterschrauben und Schmieröl! Du bist wieder da! Mein kleines Lieblingsforschungsobjekt! Katschika!«, ruft die weißhaarige Nervensäge, wirft sich auf Shania und umarmt sie.

Etwas überfordert steht meine Gefährtin einfach nur so da und blinzelt zu dem Mädchen hinab.

»Offenbar freust du dich, mich zu sehen«, bemerkt Shania ungläubig.

»Aber natürlich! Wie habe ich dich vermisst! Du kannst ja gar nicht vorstellen, wie langsam unsere Forschungen ohne dich vorangehen. Du... du... Moment! Warum schaust du mich so an, als würdest du mich gar nicht kennen?«

Verlegen greift sich Shania hinter dem Kopf und tritt einen Schritt zurück. Noch während das Mädel meine Gefährtin mit einem skeptischen Blick betrachtet, meldet sich der Forscher zu Wort.

»Purah, du glaubst gar nicht, was für ein Glück ich hatte, dass ich sie und ihren Begleiter gefunden habe. Die beiden waren...«

Beinahe gleichzeitig zucken ich und Shania verdutzt zusammen. »Purah! Du bist Purah?«

Das soll die Forscherin sein, wovon Robelo die ganze Zeit sprach? Das soll ja wohl ein Witz sein!

»Aber du bist doch nur ein Kind!«, platzt es aus mir heraus.

Beleidigt verschränkt Purah die Arme. »Ich bin kein Kind! Das war ein Unfall eines gescheiterten Projekts. Wer bist du überhaupt? Und warum hast du ihn mitgenommen, Robelo?«

»Das ist Revali, der Anführer der Orni-Krieger und mein Gefährte!«, stellt mich Shania vor.

Sie hätte ruhig etwas weiter ausholen können. Aber dass sie mich ohne zu zögern, als ihren Gefährten vorstellt, schmeichelt mir trotzdem.

»Gefährte?« Purah fällt aus allen Wolken. »Heißt das etwa, ihr seid zusammen? Also so richtig? Wie ein Liebespaar?«

»Ja, genau!«, antworte ich der Forscherin, die sich wirklich so verhält, als wäre sie ein kleines Kind.

»Hmmm...«, meint die Weißhaarige nur noch und zuckt mit den Achseln. »Du hattest ja immer schon einen ausgefallenen Geschmack, Loreena.«

Für diese Bemerkung fängt sie sich von mir einen finsteren Blick ein.

»Warum hat das eigentlich so lange gedauert? Du wolltest doch schon seit einem halben Jahr nach Kakariko aufbrechen. Hast du es denn nicht gefunden? Hast du dich deshalb nicht hierher getraut?«, will die Forscherin wissen.

Shania lässt die Katze aus dem Sack. »Also um ehrlich zu sein, ist mir etwas sehr Blödes dazwischengekommen. Die Wahrheit ist, ich habe alles vergessen.«

»Wie, du hast alles vergessen? Hast du Kakariko etwa gefunden und dir nicht seinen genauen Standort notiert?«, brabbelt die Miniatur-Forscherin verwirrt.

Ich seufze genervt auf und trete einen Schritt vor. »Sie meint damit, dass sie ihr Gedächtnis verloren hat.« Einen Moment lang halte ich inne und verschränke die Flügel.

»Was?« Erschrocken fährt Purah hoch. »Wie hast du denn das geschafft?«

»Wenn ich das wüsste...« Bedauernd senkt Shania den Kopf.

Mit einem mitfühlenden Blick gehe ich auf meine Gefährtin zu und lege ihr aufmunternd meine Flügel auf die Schulter.

»Das bedeutet, wenn du Kakariko und all seine Geheimnisse gefunden hast, hast du wirklich alles vergessen!?!«, kreischt die Weißhaarige erschrocken.

»Das ist doch nun wirklich ihr geringstes Problem!«, herrsche ich die Göre an.

»Kein Grund gleich aus den Federn zu fahren«, murmelt die Forscherin. Sie legt ihren Zeigefinger auf die Unterlippe und setzt eine nachdenkliche Miene auf. »Moment! Lass mich mal überlegen, was wir dagegen unternehmen können... Hmmm... Gedächtnisverlust... Was hilft gegen Gedächtnisverlust?«

»Vielleicht könnte etwas helfen, dass ihr früher sehr am Herzen gelegen ist«, schlägt Robelo vor.

Abrupt hebt die Weißhaarige einen Zeigefinger in die Höhe, dabei rutscht ihr die Brille fast von der Nase. »Gar keine so schlechte Idee, mein lieber Kollege! Ich habe da auch schon eine Idee.« Purah streckt sich ein Stück und nimmt Shania an die Hand. »Komm mit, meine Liebe! Ich muss dir etwas zeigen.«

Die Hylianerin lässt sich von der kleinen Forscherin nach vorne ziehen. Ich und der Lehrling folgen den beiden Frauen. Wir durchqueren das Hinterzimmer und gehen durch eine Tür. Schon bald finden wir uns in einer Garage wieder, die genauso unordentlich aussieht, wie der Rest des Instituts. Purah führt meine Gefährtin in die Ecke des Raumes. Dort befindet sich ein Gerät, das unter einer Plane versteckt ist.

Purah lässt Shanias Hand los und schnippt mit den Fingern. »Robelo, wärst du so nett!«

»Aber natürlich!«, antwortet ihr der Forscher und vollzieht eine präsentierende Pose, bevor er die Plane in die Hand nimmt.

Unbemerkt verdrehe ich mal wieder die Augen. Es ist unvorstellbar, dass ein erwachsener Mann die Befehle eines Kindes befolgt. Ja, ja, mir ist inzwischen bewusst, dass Purah kein Kind mehr ist, trotzdem, sie sieht aus wie ein kleines Mädchen und daher könnte ich gar nicht anders, als sie dementsprechend zu behandeln. Der weißhaarige Kerl dagegen scheint die Kleine zu respektieren. Für mich wäre das eine Sache der Unmöglichkeit.

Robelo zieht an dem Laken und enthüllt ein ziemlich bizarres Gerät. Es gleicht einem Pferd aus Metall, dass auf zwei Rädern steht. Ich muss mir gestehen, so etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Mein Blick fällt auf Shania, die die Maschine mit großen Augen anstarrt. Ob ihr das Ding bekannt vorkommt? Die Hylianerin lässt sich keine Reaktion anmerken.

» Katschika!«, schreit Purah. »Und! Und? Kommt dir was? Kannst du dich an dein treues Ross erinnern?«

Schweigend beobachte ich Shania dabei, wie sich dem Gerät nähert. Mit den Händen streicht sie über das verstaubte Teil, das aussieht, wie ein Sattel. Ihre Augen flimmern überrascht auf.

»Ist das nicht... das antike Pferd?«, murmelt mein Mädchen.

»Katschika!«, jubelt die nervige Forscherin schon wieder. »Kannst du dich auch daran erinnern, was du damit angestellt hast?«

Shania denkt kurz nach, schüttelt aber dann den Kopf.

»Du hast es zu Schrott gefahren, du kleiner Trampel!« Die Weißhaarige hat ein vorwurfvolles Gesicht aufgesetzt und deutet auf die Hylianerin. »Aber ich habe es wieder zusammengeschraubt. War ein Haufen Arbeit! Du schuldest mir was!«

»Oh...«, meint Shania nur und blickt ziemlich verlegen drein.

Ich verschränke die Flügel und lehne mich an die nächste Wand. Wird das noch länger dauern? Mich überkommt langsam die Langeweile.

»Und was willst du dafür?«, fragt Shania Purah zögerlich.

»Informationen!«, plärrt die Forscherin. »Wir arbeiten schließlich zusammen, schon vergessen?«

»Ehrlich gesagt, ja, ich habe es vergessen!«, erwidert ihr Shania leicht säuerlich.

»Ach, wirklich?« Nun wirkt Purah doch etwas besorgt. »Du kannst dich echt an gar nichts erinnern? Auch nicht an mich und wie wir uns kennengelernt haben? Hat der Anblick des Gefährts deine Erinnerungen denn nicht aufgefrischt?«

Mein Mädchen schüttelt den Kopf. »Ich fürchte, so einfach ist das nicht. Wenn ich es so ansehe, meine ich mich schon etwas erinnern zu können, aber das ist nur ein Bild, ein Gefühl und ein röhrendes Geräusch.«

»Sonst nichts?!?«, ruft Purah schockiert.

Shania zuckt mit den Achseln. »Nein!«

»Ich muss zugeben, ich bin enttäuscht.« Die Forscherin lässt den Kopf sinken.

Seufzend stoße ich mich von der Wand ab und deute auffordernd mit dem Schnabel zu Shania. »Erzähl ihr, was du weißt!«, fordere ich die kleine Nervensäge auf, die offenbar nur an sich und ihre blöde Forschung denkt. Typisch Hylianer!

Purah zuckt zusammen. »Ja! Warum bin ich denn nicht selbst darauf gekommen? Gut, aber das könnte Einiges an Zeit in Anspruch nehmen!«

Ergebend stöhne ich auf, denn ich befürchte, dass die lästige Gelehrte ziemlich viel zu erzählen haben wird.

Und tatsächlich die Kleine redet und redet, während ich mit geschlossenen Augen an der Wand lehne und irgendwann nur noch halbherzig zuhöre. Purah erklärt, dass Shania sich einst aufgemacht hätte, um ihre Wurzeln zu erforschen. Die Forscherin hätte damals, irgendwo in irgendwelchen gottverlassenen Ruinen nach Wächterteilen gesucht. Dort wurde sie von einem Wächter überrascht, was immer das auch ist, und von Shania, die Purah immer zu Loreena nennt, gerettet. Die beiden Mädels kamen ins Gespräch und so erfuhr Shania, dass Purahs Forschung den antiken Gezeiten und der Epoche des Shikas gilt. Offenbar stammt Shania ja von diesen merkwürdigen Volk ab. Ich habe noch nie von solch einem Stamm gehört und von diesem antiken Krempel und diesem Kakariko auch nicht. Mit ihren Kräften hat Shania offenbar einige Geräte von Purah zum Laufen gebracht und seitdem ist meine Gefährtin ihr absoluter Goldschatz. Ich könnte mal wieder die Augen verdrehen. Nun ja, zumindest meint sie, Shania hätte eine Zeit lang für sie gearbeitet und dabei hätten sie dieses antike Pferd zusammengebaut, ein Motorrad, so nennt es Purah.

»Und dann hast du mein liebes, kleines Maschinchen gegen eine Wand gefahren«, wirft diese Göre meine Gefährtin mal wieder vor.

»Und warum?«, will Shania wissen.

»Was weiß ich! Offenbar hattest du deinen Kopf mal wieder woanders. Jedenfalls wolltest du nach Kakariko, um Nachforschungen zu betreiben und mir meine Informationen zu beschaffen. Ich habe gewartet und gewartet, aber du bist nicht wiedergekommen. Wir haben nur dein zerstörtes Gefährt und die anderen Sachen gefunden, die du zurückgelassen hast.«

Shania steht nur eine Flügelspannweite neben mir, als ich mich ihr zuwende und sie frage: »Hilft dir das irgendwie weiter?«

Bekümmert wechselt der Blick meiner Gefährtin von mir zu Boden, von dem Motorrad zu Purah. Ergebend stößt sie die Luft aus. »Nein, ich fürchte nicht! Da klingelt nichts bei mir!«

»Was!?!«, ruft Purah erbost aus, die sich auf einen Stuhl hingesessen hat und fährt hoch. »Nach allem, was ich dir gerade erzählt habe?«

»Manchmal, da braucht es nur einen einzigen Anreiz, um ein Puzzleteil aus meiner Erinnerung zurückzubringen, aber erzwingen lässt es sich nicht. Ich kann dir nicht sagen, an was es genau legen mag«, erklärt ihr Shania.

Meine Federn berühren die Haut meiner Gefährtin. Sie sieht mich an. Meine grünen Augen funkeln aufmunternd. »Mach dir nichts draus! Wir sollten unsere Reise nach Goronia fortsetzen.«

»Goronia!«, kreischt Purah, kraxelt von Stuhl herunter und wuselt auf Shania zu. »Du wolltest mir doch Edelsteine aus dem Vulkan mitbringen, damit ich wenigstens an den toten Wächtern schrauben kann. Hast du die etwa auch vergessen?«

»Purah...«, beginnt Shania und ich merke, dass auch ihre Geduld schon bald am Ende ist. »Wie oft denn noch, nein, ich kann mich nicht erinnern und ja, ich habe es vergessen. Es tut mir leid, ich würde dir so gerne helfen, aber alles, was du mir eben erzählt hast, klang wie eine Geschichte und nicht wie ein Teil von dem, was ich erlebt haben soll.«

»Lass uns wieder gehen!«, schlage ich meinem Mädchen vor und greife nach ihrem Ellbogen.

Doch Shania lässt sich von mir nicht vorwärtsziehen, sie bleibt stehen. Abrupt drehe ich mich zu ihr um.

»Moment mal! Vielleicht kann uns ja der Shika-Stein weiterhelfen«, ruft Purah plötzlich und zieht einen merkwürdigen viereckigen Stein aus ihrer Tasche, der an manchen Stellen blau blinkt.

Freudlos lasse ich Shania wieder los. Ich lasse es mir anmerken, dass ich es eilig habe, hier wegzukommen von dem nervigen Gör.

Interessiert kommt die Hylianerin der kleinen Weißhaarigen näher. Shania nimmt das Ding in die Hand und beäugt es misstrauisch.

»Shika, was?«, murmelt meine Gefährtin und dreht das Gerät in ihren Händen.

»Der Shika-Stein, du Dummerchen! Du warst als Einzige in der Lage, es in Gang zu bringen. Und? Schaffst du es auch diesmal, so ganz ohne Erinnerungen?« Gespannt hüpft Purah auf und ab.

Unsicher blickt mich Shania an, doch ich bedeute ihr mit einem Wink mit meinem Flügel, es zu versuchen. Zögerlich beginnt die Hylianerin, an dem Ding herum zu hantieren. Zunächst tut sich nichts, doch dann... Erschrocken zucke ich zusammen, als auf der glatten Oberfläche des Steins ein Bild erscheint.

»Katschika!«, ruft die Forscherin und boxt ihre kleine Faust in die Höhe.

»Gut... Es ist wohl an. Und was jetzt?«, fragt sich Shania laut.

Erstaunt schreite ich auf meine Gefährtin zu und verschränke meine Flügel hinter dem Rücken. Ich komme Shania ganz nah und spähe über ihre Schulter, um diesen Shika-Stein besser betrachten zu können.

»Was kann denn dieses Ding?«, will ich von Purah wissen, ohne meinen Blick von dem Gerät zu heben.

»Nun, es steckt voller praktischer Funktionen. Man kann damit Karten aufrufen, Orte speichern, Bilder aufnehmen, Objekte analysieren... und naja, noch ganz viele andere Dinge, von denen wir noch nichts wissen.«

»Klingt ja eigentlich ganz praktisch...«, meint Shania. »Nur leider kann ich mich immer noch nicht daran erinnern, wie man das Ding bedient.«

»Ich habe da einen Vorschlag.« Purah faltet die Hände und blinzelt zu der schwarzhaarigen Hylianerin hoch. »Ihr übernachtet eine Nacht hier in Hateno bei dem Bauernhof und du beschäftigst dich ein wenig mit dem Shika-Stein. Vielleicht bringt es ja was. Was hältst du davon? Womöglich hilft dir das ja weiter.«

Sofort möchte ich den Schnabel öffnen, um Purah zu sagen, dass sie sich ihre glorreiche Idee sonst wo hinstecken kann, doch Shania sieht wohl die ganze Sache anders.

»Gut, einverstanden! Eine Nacht!«, willigt Shania ein.

Eingeschnappt wende ich den Blick ab. Ich für meinen Teil möchte keinen Moment länger hierbleiben, bei diesen neugierigen Hylianern und der nervigen Forscherin. Andererseits könnte der Shika-Stein eine Bereicherung für unsere Reise sein, wenn Shania es gelingt, seine Funktionen zu verstehen. Darüber hinaus könnte es der Hylianerin auch gelingen, einen Teil ihrer Erinnerungen wiederherzustellen, wenn sie noch eine Weile hierbleibt.

»Oder? Was meinst du, Revali?«, fragt mich Shania nach meiner Meinung.

Ergeben brumme ich auf, gebe ihr aber zu verstehen, dass ich nicht begeistert bin. »Von mir aus! Aber nur eine einzige Nacht, morgen verschwinden wir von hier.«



Resigniert schaue ich mich in dem alten Stall um, der nach Stroh und Vieh stinkt.

»Ich kann nicht glauben, dass wir in einem Stall schlafen müssen«, beschwere ich mich, schließe kurz die Augen und verschränke die Flügel.

»Also ich finde es gar nicht so übel hier«, meint Shania gut gelaunt und macht sich daran unsere Unterkunft zu erkunden.

Robelo hat uns hierhergebracht, nachdem er den Farmer gefragt hat, ob wir hier übernachten können. 20 Rubine wollte der Bauer für eine Nacht. So ein Wucher, wenn man bedenkt, dass es sich nur um einen alten Stall handelt.

Als ich die Augen wieder öffne, beobachte ich die Hylianerin dabei, wie sie über einen kleinen viereckigen Heuballen steigt.

»Da liegt etwas Bettzeug«, bemerkt sie und hebt eine Decke und ein Laken auf.

Entrüstet schnaube ich. »Jetzt sollen wir auch noch auf dem Heu schlafen. Wenn du mich fragst, wäre es in jedem Wald bequemer, als hier.«

Shanias braune Augen richten sich auf mich, anschließend schielt sie nach draußen. »Keine gute Idee! Sieht ganz nach Regen aus.«

Ich blicke über meine Schulter und schaue vom Stall hinaus. Eine Menge dunkelgrauer Wolken ziehen über uns hinweg. In der Ferne hört man es donnern.

Der Blick meiner Gefährtin richtet sich auf die Mitte des Raumes. Dort steht auf einem Stuhl ein abgedecktes Tablett. Interessiert nähert sich Shania der Platte und hebt den Deckel in die Höhe.

»Sieh mal! Die Bauern haben uns was zum Essen dagelassen. Sieht doch lecker aus, findest du nicht?«

Auf der Platte ist ein Haufen Käse angerichtet, in Scheiben und in Würfel geschnitten. Dazu etwas Brot. Unbeeindruckt hebe ich die Augenbrauen.

»Mehr als Käse bekommen wir nicht?«, entgegne ich meinem Mädchen wenig begeistert.

»Jetzt hör schon auf ständig rumzumeckern, du alter Miesepeter! Hast du denn schon mal Käse probiert?«

»Nein«, antworte ich ihr trocken.

Shania setzt sich auf einen Strohballen und stellt die Käseplatte neben sich ab. Mit abgeneigtem Gesichtsausdruck beobachte ich die Hylianerin dabei, wie sie einen Käsewürfel in die Hand nimmt und ihn in den Mund schiebt. Meine Kleine leckt sich über die Lippen und lächelt zufrieden.

»Mmmmhhh! Selbstgemachter Käse!«, frohlockt sie.

Wieder einmal schafft es Shania mit ihrer unbeschwerten Heiterkeit, mich zum Schmunzeln zu bringen. Augenblicklich gebe ich mir einen Ruck und schreite zu meinem Mädchen hinüber, die sofort etwas zur Seite rückt und mir Platz macht. Mit erwartungsvollem Blick blinzelt sie mich an, als ich mich neben sie setze. Shania reckt mir das Tablett entgegen.

»Na gut... Bevor ich unsere wenigen Vorräte wegessen muss...«

Widerwillig greife ich nach einem Stück Käse und picke vorsichtig etwas davon ab. Ich schlucke es hinunter. Es schmeckt mild säuerlich und ein klein wenig salzig, außerdem erkenne ich das Aroma von Milch.

»Und?« Mit aufgeregter Miene wartet Shania auf meine Antwort.

»Naja...«, meine ich und beäuge den Käsewürfel skeptisch. »Schmeckt irgendwie anders.«

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht wählt Shania eine Käsescheibe aus und beißt davon ab.

»Du bist nicht leicht zufrieden zu stellen, weißt du das?« erwidert mir die Hylianerin mit halbvollem Mund.

»Ich bin eben anspruchsvoll«, kontere ich meiner Gefährtin mit hocherhobenem Schnabel.

»Lästig trifft es wohl eher!« Shania klingt verspielt frech.

Wie ein kleiner Hamster knabbert die Hylianerin an dem Käse, den sie gerade in die Hand genommen hat. Eigentlich könnte ich mich über ganz Hateno und diese blöde Situation aufregen, aber Shanias niedlicher Anblick mäßigt meine Laune.

»Nicht jeder ist eben so unverbesserlich gut drauf, wie du.« Warm lächle ich ihr zu.

Shania hört auf, auf ihrem Essen herum zu knabbern und schaut mich aus ihren großen, runden Augen liebevoll an.

»Ist eines meiner Talente«, entgegnet sie mir mit gespieltem Stolz.

Plötzlich ertönt ein aufdringliches Geräusch, ein Tierlaut. Shania und ich drehen uns in die Richtung, aus der der Laut kam. Auf dem strohbedeckten Boden sitzt ein kleines Tier mit geschecktem Fell. Es hat zwei stechend gelbe Augen und einen langen, buschigen Schwanz, der in die Höhe zeigt. Das plüschige Etwas leckt an seiner Pfote und streicht sich damit über das Ohr. Dann hält das Vieh inne, steht auf und öffnet das Maul. Wieder ertönt ein provozierendes Miau. Augenblicklich zucke ich zusammen, während Shania den Käse auf dem Tablett ablegt und sich auf das kleine Biest zubewegt.

»Schau mal, wer da ist!«, höre die Hylianerin verzückt rufen. »Wer bist denn du?«

Angeekelt schaue ich dabei zu, wie Shania das kleine Monster streichelt. Augenblicklich beginnt das Vieh, zu schnurren.

»Na, meine Schöne! Hast du Hunger?«

Als hätte die Katze sie verstanden, miaut sie wieder. Shania lacht.

»Wir teilen gerne, du kannst ruhig auch etwas Käse haben.«

Bei Shanias Worten schrecke ich augenblicklich hoch und lege meinen Flügel protestierend über das Tablett, als die Hylianerin sich zu mir umdreht.

»Auf gar keinen Fall! Füttere das Vieh bloß nicht!«

Verwirrt blinzelt mich Shania an, als sie das Biest hochnimmt. »Was hast du denn? Das ist doch nur eine Katze.«

Als die Hylianerin mit dem Katzenvieh in der Hand nähertritt, rutsche ich augenblicklich nach hinten und hebe abwehrend meine Flügel vor dem Körper.

»Halt das Ding bloß fern von mir!«, schreie ich.

Mit perplexem Gesichtsausdruck hält Shania die gescheckte Kätzin vor ihr Gesicht, die meine Kleine wieder anmauzt. Achselzuckend setzt die Hylianerin die Katze wieder ab, die trotzdem nicht das Weite sucht und auf mich zusteuert. Mit diesem blutrünstigen Jägerblick schleicht sie leichtfüßig an mich heran, geht in die Hocke und macht sich bereit zum Sprung.

»Wage es bloß nicht!«, fahre ich die Mieze an.

Doch bevor irgendetwas passieren kann, scheucht Shania das kleine Monster fort. Sie klatscht und treibt die Katze aus dem Stall.

»Bist du allergisch auf Katzen, oder so?« fragt mich meine Gefährtin, als sie zu mir zurückkehrt.

Empört schnaube ich. »Dir ist schon klar, was das war und was ich bin.«

»Was meinst du?« Shania klingt wahrhaftig ahnungslos.

Seufzend stoße ich die Luft aus. »Katzen fressen Vögel! Oder hast du das etwa auch vergessen?«

Kritisch sieht die Kleine mich an. »Aber du bist ein Orni und du bist weitaus größer, als sie. Hattest du wirklich geglaubt, sie will dir an die Federn?«

»Man hat es ihr doch angesehen«, beharre ich und verschränke die Flügel. »Sie war auf der Jagd.«

Shania muss es nicht wissen, aber als ich ein kleiner Orni war, hat mich eins dieser Viecher mal gerupft. Ich war in der Nähe des Orni-Stalls unterwegs, als mich plötzlich eine Katze von hinten angesprungen hat. Meine Federn sind nur so geflogen, so gekratzt hat sie mich. Außerdem habe ich gesehen, was diese grausamen Ungeheuer mit den harmlosen Singvögeln anstellen. Sie spielen mit ihnen, bevor sie töten. Shania muss vergessen haben, wozu Katzen im Stande sind, sonst würde sie sie wohl kaum niedlich finden.

»Also...« Shania unterdrückt ein Lachen. »Hast du Angst vor süßen, kleinen Katzen?«

»Katzen sind nicht süß!«, erwidere ich schärfer, als gewollt.

Shania lacht, sie lacht aus tiefstem Herzen und schon bald hat sie Tränen in den Augen. Meine Kleine setzt sich wieder zu mir hin und isst gemeinsam mit mir weiter. Dabei lächelt sie mich immerzu höchst amüsiert an. Ich verdrehe nur die Augen. Sie scheint es zwar lächerlich zu finden, aber sie könnte mich ruhig ernst nehmen. Katzen sind Monster!

Als wir zu Ende gegessen haben, stehe ich von dem Strohballen auf. Langsam begebe ich mich nach draußen. Dort hebe ich prüfend den Flügel in die Luft. Es hat bereits angefangen, leicht zu regnen.

»Wo gehst du hin?«, fragt mich Shania, die das leere Tablet zur Seite legt.

»Ich sehe mich nur etwas um«, versichere ich meiner Gefährtin. »Ich gehe nicht weit fort.«

Tatsächlich verlasse ich die Umgebung des Bauernhofs nicht. Ich gehe nur bis zu dem Baum von dort schaue ich zu Hateno herunter. Die leichten Regentropfen rinnen an meinem wasserabweisenden Gefieder hinab. Mein Blick ist in die Richtung gerichtet, in der ich mein Zuhause vermute. Immerzu muss ich an meinen Bruder denken. Wie es ihm wohl geht? Ob es im Dorf irgendwelche Schwierigkeiten geben wird? Wird er damit zurechtkommen? Irgendwie sorge ich mich um meinen jüngeren Bruder. Ich lasse es ihm zwar nur selten spüren, aber er ist die einzige Familie, die ich habe, er ist mir wichtig, er, Saki und Tulin.

Nachdem ich mir ein wenig die Füße vertreten und mich meinen Gedanken hingegeben habe, kehre ich zu dem Stall zurück. Gerade möchte ich durch den Eingang hindurchschreiten, als mir plötzlich ein paar Seile auffallen. Ich bremse und gehe ein paar Schritte zurück. Augenblicklich greife ich nach den Seilen und nehme sie in die Flügel. Augenblicklich kommt mir eine Idee. Verwegen grinse ich.

Nachdem, was Shania in ihren Träumen mit Ganon erlebt habt, ist es vielleicht sogar eine ziemlich blöde Idee. Ich könnte ihre Erinnerungen daran wieder zurückbringen. Das möchte ich nicht, eigentlich möchte mich nur ein wenig mit ihr vergnügen und sie verwöhnen. Naja, vielleicht ist das sogar der richtige Weg, um Shania von Ganons finsteren Einflüssen zu befreien. Unschlüssig wiege ich die Stricke in meinen Flügeln. Ich bin mir sicher, dass ich meine Gefährtin damit ganz verrückt machen kann. Es wird ihr gefallen. Ich weiß, was ich tue. Verstohlen betrete ich mit den Seilen im Flügel den Stall.

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