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28

Shania


Traurig lächelnd hänge ich mir Sidons Amulett wieder über, genau dort, wo sich auch Revalis Federkette befindet. Beide Männer haben einen Platz in meinem Herzen. Sidon war meine erste Liebe, doch Revali ist meine wahre Liebe. Nun ist es so, wie es ist, es musste so kommen. Ich bin nur erleichtert drüber, dass König Donphan meine Entscheidung akzeptiert. Der Zorakönig nickt mir sogar aufmunternd zu. Muzu dagegen, der alte Rochenkopf, schmollt in seiner Ecke und schaut mich verächtlich an.

»Zwar betrübt es mich durchaus, dich als Mitglied der königlichen Familie zu verlieren, doch ich akzeptiere deine Entscheidung. Auf eurer beider Bitte hin, gewähre ich euch, die Medaillons zu behalten und sehe eure Verlobung als aufgelöst an«, spricht Donphan.

»Danke, Eure Majestät!«, bedanke ich mich vor dem gütigen König und verbeuge mich. »Es war mir eine Ehre...«

Plötzlich sind Schritte zu hören, die eilig die Treppe hinaufhetzen und mich innehalten lassen. Es ist eine weibliche Zora, eine Soldatin.

»Entschuldigt die Störung, Eure Hoheit!«, berichtet die Zora atemlos. »Aber es geht um Euren Sohn.«

»Was ist mit ihm?«, will Donphan wissen und beugt alarmiert vor.

»Er prügelt sich mit einem unserer Gäste, diesen Orni.«

Alle in dem Raum zucken überrascht zusammen, einschließlich mir. Sidon und Revali kämpfen gegeneinander? Das muss ein Irrtum sein. Nein, nein, bitte, das darf nicht wahr sein! Meine schlimmsten Befürchtungen dürfen sich nicht bewahrheiten. Ganon darf nicht recht behalten. Das kann nicht geschehen.

König Donphan wendet mir sein Gesicht zu. Er sagt nichts, blickt mich einfach nur besorgt an. Daraufhin laufe ich an der Zorafrau vorbei und eile die Treppen hinab.

»Sie sind beim Lichtschuppenplatz!«, ruft mir die Soldatin nach, die verzweifelt versucht, mich einzuholen.

Schneller, als ich je in meinem Leben gerannt bin, hetze durch die Straßen der Zora-Domäne. Meine Lunge brennt und meine Füße tun weh, aber das ist mir egal. Ich muss zu Revali und Sidon, ich muss sie aufhalten.

Schon bald kommt Miphas zerstörte Gedenkstatue. Meine Ohren vernehmen den Lärm aus Kampfgeräuschen, Gebrüll und aufgeregtem Getuschel. Bevor ich den Platz richtig erreicht habe, höre ich, wie etwas zu Bruch geht. Dann sehe ich Revali, der kurz durch die Luft gleitet und jemanden mit blanken Krallen attackiert. Dieser jemand ist Sidon, der knurrend versucht den Angriff des Orni abzuwehren, in dem er mit der Flosse auf seinem Kopf nach ihm schlägt. Revalis grüne Augen lodern voller Hass, als er Sidons Brust aufschlitzt und gleichzeitig von dem Schlag des Zoras zu Boden geworfen wird. Gepeinigt brüllt Sidon auf. Geschockt beobachte ich die beiden dabei, wie sie sich gegenseitig zerfetzen.

Nur nebenbei nehme ich wahr, dass die Zora-Soldatin keuchend neben mich getreten ist. Es stehen so viele Leute um die zwei Kontrahenten herum, aber das scheint ihnen völlig egal zu sein.

Mein Herz blutet. Ihr kämpfender Anblick zieht mich in ein bodenloses Loch. Tief in meinem Inneren höre ich Ganon triumphierendes Lachen. Er hat es vorausgesehen, er hat gesagt, dass es passieren wird. Revali und Sidon werden sich noch gegenseitig umbringen und das nur wegen mir. Das ist alles meine Schuld. Ich hätte niemals mit Revali hierherkommen dürfen, es war ein Fehler, so lange zu bleiben. Beide habe ich mit meinem Verhalten verletzt. Und wohin hat uns die Sache nun geführt? Es spritzt Blut und Federn fliegen. Keiner schenkt dem anderen was. Es ist ein wahres Gemetzel.

Tränen füllen meine Augen, als ich dabei zusehe, wie Sidon meinem Gefährten in den Flügel beißt. Seine scharfen Zähne verursachen eine tiefe Wunde. Revali krächzt laut und pickt meinem Ex-Verlobten dafür ins Auge. Fassungslos stehe ich da, unfähig mich vor Grauen zu bewegen. Warum geschieht das nur? Wie konnte ich es so weit kommen lassen? Ich hasse mich!

» Lady Loreena...«, winselt die Zora neben mir.

Mein kummervoller Blick erfasst ihre Gestalt.

»Wenn die beiden nicht bald aufhören, müssen wir eingreifen und das könnte für Euren Gefährten ziemlich unschön ausgehen«, erklärt mir die Zora-Frau verbittert.

Als ich aufsehe, erkenne ich, dass immer mehr Zora-Soldaten auf dem Platz aufkreuzen. Jeder hält in der Hand eine Lanze. Sie werden nicht zögern, sie gegen Revali einzusetzen, da ihr Prinz sich in Gefahr befindet.

Verzweifelt schaue ich zu Miphas Statue hinüber, die dem verhängnisvollen Treiben stumm entgegensehen muss. »Es tut mir so leid, Mipha! Das ist alles meine Schuld. Bitte, verzeih mir!«

Blutend und nach Atem ringend weichen die Rivalen voneinander. Beide werfen sich feindselige Blicke zu. Es bringt mich fast um, den Orni und den Zora so zu sehen. Sidon hat ein blaues Auge, darüber hinaus ist seine Brust mit etlichen blutigen Kratzern übersäht. Revali dagegen hat eine ziemliche tiefe Bisswunde an der Schulter. Auf seinem Gefieder befinden sich kahle Stellen, dort, wo ihm Sidon die Federn ausgerissen hat. Die beiden sehen furchtbar aus, als hätten sie gegen Ganon persönlich gekämpft.

»Hast du schon genug?«, schreit mein Gefährte zu dem Prinzen hinüber.

»Komm her, damit ich dir den Rest deiner schmierigen Federn vom Leib rupfen kann, du hässlicher Vogel!«, antwortet ihm der rote Zora daraufhin.

Empört lacht Revali über seinen Kontrahenten. »Ich bitte dich, du kannst dich ja kaum noch auf den Beinen halten, du Schwächling! Du bist mir nicht gewachsen.«

Als Sidon brüllend seine Lanzen aus den Scheiden zieht, bleibt uns allen die Luft weg.

»Komm schon her!«, wiederholt Sidon rasend vor Wut. »Dann zeige ich dir, weil als letzter noch auf den Beinen steht.«

»Wie du willst...«, murmelt Revali.

Ein erstickter Laut kommt aus meiner Kehle, als der Orni-Krieger den Adlerbogen von seinem Rücken nimmt. Ungläubig schüttle ich den Kopf. Das muss ein Albtraum sein. Shania, bitte wach auf! Du musst aufwachen! Flehend blicke ich gegen Himmel. Hylia, beende diesen Wahnsinn, bitte!

Schreiend stürmt Sidon mit gezogenem Schwert auf Revali zu. Die Soldaten machen sich bereits kampfbereit und erheben ihre Lanzen. In diesem Moment laufe ich los, stoße jeden Zora weg, der sich im Weg befindet. Bevor der Zora-Prinz den Orni erreichen kann, stößt sich der Orni mithilfe seines Aufwindes in die Luft ab, hält den Bogen dabei in seinen Klauen. Mit seinem Wirbel lässt er sich hinauftragen. Dann am obersten Punkt spannt er seine Schwingen, fällt einen kurzen Augenblick lang, dann wirft er seinen Bogen in die Flügel. Mit einer weiteren fließenden Bewegung nimmt er einen Pfeil und zieht sie auf die Sehne. Er zielt auf Sidon. Kreischend laufe ich ihm in die Schusslinie. Das wutverzerrte Gesicht des Zoraprinzen löst sich überrascht auf, als er mich sieht.

»Hör auf, Revali! Hör auf!«, schreie ich panisch.

Wenn mein Gefährte nicht zu Vernunft kommt, werden ihn die Zora-Wächter vom Himmel holen. Sie werden ihn töten. Es ist bereits kurz vor zwölf. Lange werden die Soldaten nicht mehr warten.

»REVALI!«

»Loreena! Geh da weg!«, höre ich Sidon mich anschreien.

Doch ich bewege mich nicht. Schützend breite ich die Arme aus und stelle mich vor Sidon. Vor Schock rutscht Revali der Pfeil von der Sehne. Eine Träne kullert mir über die Wange, als ich sehe, wie der dunkelblaue Orni den Bogen in seine Klauen nimmt, die Flügel ausbreitet und den Angriff abbricht. Die Wächter senken ihre Lanzen. Erleichtert atme ich auf. Außerdem höre ich, wie Sidon hinter mir seine Lanzen wieder wegsteckt.

Revali landet zu meinen Füßen. Sein Gesichtsausdruck ist so kalt und verhasst, dass ich am liebsten schluchzend in Geheule ausbrechen möchte, doch ich halte seinem Blick stand.

»Warum schützt du ihn?«, fragt mich mein Gefährte und blickt zu mir hinab.

»Ich habe dich gerettet, du Idiot!«, erwidere ich ihm aufgebracht. »Was denkst du passiert mit jemandem, der einen Prinzen angreift?«

Revalis Augen funkeln überrascht, als er um sich blickt. Er scheint erst jetzt zu bemerken, dass er von Zora-Soldaten umstellt ist.

»Verhaftet ihn!«

Erschrocken wende ich mich zu Sidon um, der sich das schmerzende Auge hält und eine erschöpfte Körperhaltung eingenommen hat.

»Wie bitte?«, rufe ich ungläubig.

»Er hat mich fast umgebracht!«, antwortet mir Sidon völlig außer sich.

Revali, der jetzt in riesigen Schwierigkeiten steckt, gibt sich jedoch völlig unbeeindruckt. »Das beruht doch eher auf Gegenseitig, nicht wahr?«

Der Orni betrachtet die klaffende Wunde an seinem Flügel, aus der unentwegt Blut sickert und sein zerzaustes Gefieder beschmutzt.

»Sidon, bitte! Du kannst ihn nicht verhaften lassen!«, flehe ich meinen Ex-Freund an.

Doch der Zora ist so aufgebracht, dass er nicht mit sich reden lässt. Er bricht zusammen und setzt sich nieder. Augenblicklich kommen ein paar Soldaten, um ihrem Prinzen zu helfen, während die anderen sich mit ihren Lanzen bereits drohend dem Orni nähern.

»Er bekommt, was er verdient«, meint Sidon verabscheut.

Die bewaffneten Zora fordern Revali bereits auf, keinen Widerstand zu leisten und mit ihnen mitzukommen, doch der Orni wirft ihnen einen drohenden Blick zu.

»Ihr müsst sich mich schon mit Gewalt einsperren, wenn ihr es wirklich versuchen wollt«, knurrt der Orni.

Wieder versuche ich, an Sidon zu appellieren. »Bitte, Sidon! Ich tue, was du willst, aber lass ihn nicht verhaften.«

Mein verzweifeltes Betteln bringt den Zora überraschenderweise dazu, kurz nachzudenken. Hinter mir höre ich Revali verärgert schnauben.

»Tu, was du willst, Loreena!« Diesen verbitterten, gefühlslosen Ton, den mir Sidon schenkt, lässt mein Herz erstarren. »Aber der Vogel soll bloß nicht mehr in meine Nähe kommen.«

Auf eine Handbewegung hin treten die Wächter von Revali zurück. Die Soldaten ziehen Sidon auf die Beine, stützen ihn und tragen ihn weg. Wieder läuft mir eine stille Träne über das Gesicht, als ich Sidons Anblick ertragen muss.

»Ich hoffe, du bizt jetzt zufrieden«, höre ich eine vorwurfsvolle Stimme.

Abrupt drehe ich mich um. Nicht unweit von Revali entfernt steht Muzu. Der alte gebeugte Zora kommt auf mich zu. Hass spiegelt sich in seinen Augen.

»Zieh her, waz du angerichtet hazt! Offenbar hast du dir ez zur Aufgabe gemacht, die königliche Blutlinie auszulöschen. Erst Mipha, dann Zidon! Du bringzt nichtz alz Unruhe und Verderb. Ich hoffe doch zehr, dazz Hylia dir daz gibt, waz du verdienst.«

Mit einem verächtlichen Laut wendet er sich von mir ab und folgt dem Zora-Prinzen. Zusammen mit dem keuchenden Revali, vielen Schaulustigen und den Kampfspuren bleibe ich auf den Platz zurück. Meine Augen sind ganz glasig, als ich mich zu dem Orni umdrehe, der bereits ebenso erschöpft auf die Knie gegangen ist. Im Moment fühle ich gar nichts mehr. Es ist gerade so, als wäre ich zu seiner Maschine geworden. Revali protestiert, als ich unter seine Flügel schlüpfe und ihm aufhelfe. Aber ich entgegne nichts darauf, ich habe ihm nichts zu sagen.



Es war nicht leicht, den Orni durch die Straßen zu schleifen. Immer wieder traf sein wütender Blick meine ausdruckslosen Augen. Endlich habe ich mein Zimmer erreicht. Mit Revali im Schlepptau steige ich die Stufen hinab. Unten angekommen windet er sich aus meiner Obhut. Mit dem Flügel verdeckt er seine Bisswunde und setzt sich blutend auf einen Hocker.

»Setz dich ins Wasser!«, verlange ich freudlos von ihm.

Revali verzieht das Gesicht, als er mir mit gedrückter Stimme antwortet: »Ich will nicht von dir geheilt werden.«

Erbost seufze ich. Mein Gesicht verzieht sich zu einer grimmigen Fratze.

»Nach dem Riesenmist, den du gebaut hast, erlaubst du dir auch noch stur zu sein?« Angewidert spucke ich die Worte geradezu aus. »Na gut, du verdienst Miphas Heilkräfte sowieso nicht. Ich will ihre Fähigkeit auch gar nicht an dir verschwenden.«

So lasse ich ihn auf dem Hocker schmollen, drehe mich um und möchte den Raum verlassen, doch dann höre ich ein tröpfelndes Geräusch. Es ist das Blut aus Revalis Bisswunde, es tropft auf den Boden. Die Wunde hört einfach nicht zu bluten auf. Ob ich nun will oder nicht, der sture Gockel braucht Hilfe. Auch wenn ich so dermaßen sauer auf ihn bin, ich kann meinen Liebsten nicht verbluten lassen.

»Sieh dich doch nur an!«, schnauze ich ihn an. »Jetzt halt den Schnabel und geh ins Wasser! Sofort!«

Mein Blick duldet keine Widerworte. Revalis Gesichtsausdruck lässt vermuten, dass er diese Seite an mir noch nicht kennt. Er erhebt die Augenbrauen und schaut mich einfach nur an. Schließlich erhebt er sich grummelnd von seinem Platz und humpelt zu dem Becken mit dem Wasserfall hinüber. Ich würdige ihn keines Blickes, als sich Revali bis auf die Unterhose auszieht und in das Wasser steigt. Auch er sieht mich nicht an, als ich mich von hinten über ihn beuge und beginne, ihn zu heilen.

Mipha ist bestimmt gerade ziemlich wütend auf mich. Ich habe mich von ihrem Bruder getrennt, Revali und Sidon ungewollt gegeneinander aufgehetzt und jetzt heile ich noch denjenigen, der Sidon fast umgebracht hätte. Die Sache ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen und ich bin da nicht ganz unschuldig. Es gibt so viele Dinge, die ich hätte anders machen sollen. Was geschehen ist, werde ich mir nie verzeihen, niemals!

Revali gibt einen gepeinigten Laut von sich, als ich Wasser über seine Wunde gieße und die Hand drauflege. Die tiefe Fleischwunde beginnt, sich zu schließen. Er windet sich, zappelt ruhelos im Wasser. Das macht es schwieriger, meine Hand da zu lassen, wo sie hingehört.

»Jetzt halt schon still!«, fahre ich ihn an.

Widerwillig folgt Revali meinem Befehl. Nachdem die Bisswunde verschwunden ist, steige ich samt Kleidung selbst ins Wasser, um mir die übrigen Verletzungen anzusehen. Der Orni lässt es geschehen, wendet sein säuerliches Gesicht aber von mir ab. Ich betaste ihn, sehe mir seinen geschundenen Körper an und heile, was sich heilen lässt.

Irgendwann, als ich am Ende angelangt bin, drückt mich der Orni von sich. Verdutzt stehe ich im Wasser. Das Nass tropft von meiner Zora-Kleidung, als ich Revali dabei zusehe, wie er sich das Blut von den Federn wäscht. Verärgert stöhne ich auf und mache mich daran, aus dem Wasser zu steigen. Ich greife nach dem nächsten Stoff, den ich zu fassen bekomme, es ist ein Tischtuch, und trockne mich ab. Anschließend wende ich mich wieder der Treppe zu, um den Raum zu verlassen.

»Bleib hier!«, vernehme ich Revalis herrischen Ton. Er hat sich nicht zu mir umgedreht und wäscht sich immer noch.

Abrupt drehe ich mich zu ihm um. »Wieso?«, frage ich ihn genervt.

»Weil du nur zu IHM gehst?«

Beleidigt verschränke ich die Arme. »Ach, ja? Das denkst du? Du bist so ein Trottel!«

»Warum soll es denn nicht so sein? Immerhin hast du ihn ja beschützt.«

»Du kapierst es wohl immer noch nicht. Ihr hättet euch beinahe gegenseitig umgebracht. Du wolltest Sidon mit einem Pfeil erschießen und wenn du das getan hättest, hätten dich die Soldaten mit ihren Wurfspeeren durchbohrt. Verstehst du es endlich? Verstehst du es jetzt, du stures Spatzenhirn!«

Doch Revali ist nicht zu überzeugen. »Du hast dich vor ihn geworfen, als wolltest du ihn mit deinem Leben beschützen. Also wenn du mich fragst, hast du damit eindeutig bewiesen, dass dir an ihm immer noch was liegt.«

Ungläubig stehe ich da und schüttle den Kopf. »Natürlich liegt mir was an ihm. Auch wenn das zwischen uns vorbei ist, er war ein Teil von mir und das wird er auch bleiben.«

»Natürlich!«, schnaubt Revali. Als er sich ruckartig zu mir umdreht, peitscht das Wasser von seinen Federn auf den Boden.

»Du kapierst es einfach nicht, Revali! Ich und Sidon sind nur noch Freunde. Auch deine rasende Eifersucht wird daran nichts ändern«, schreie ich ihn an und stampfe auf den Boden auf. »Akzeptier es einfach! Außerdem frage ich mich, warum du mir wieder den schwarzen Peter zuschiebst. Du hast Mist gebaut, du hast dich mit Sidon geprügelt.«

Der Orni steht vom Wasser auf und schüttelt sich trocken. Anschließend fährt er sich aufgebracht durch das Gesicht.

»Er hat mich zuerst angegriffen!«, verteidigt er sich.

»Aber nur weil du ihn provoziert hast!«, entgegne ich ihm mit schriller Stimme.

Der Orni-Krieger brummt irgendetwas vor sich hin, als er sich bückt, um seine Kleidung aufzuheben.

»Er hat es darauf ankommen lassen«, meint er, als er sich die Hose anzieht.

»Aber war es das wirklich wert? Revali, du bist dir der Ernst der Lage wohl immer noch nicht bewusst. Du hast mit Sidon gekämpft, den Prinzen der Zora. Du hast mit dem Bogen auf ihn gezielt, du wolltest ihn erschießen. Du wärst fast verhaftet worden, wer weiß für wie lange.«

Als sich der Orni daranmacht, seine Brustrüstung wieder anzulegen, schaut er unbeeindruckt zu mir zurück. »Tut mir furchtbar leid, wenn ich das Leben seiner Majestät bedroht habe.«

Verzweifelt balle ich die Hände zu Fäusten. Ich spüre, wie mir wieder die Tränen kommen. Nein, Shania, du darfst nicht weinen, nicht vor ihm, nicht jetzt!

»Außerdem hast du keine Ahnung, was du mir damit angetan hast. Meinst du es hat mir Spaß gemacht, euch zu zusehen, wie ihr euch um mich prügelt?« Ich klinge deprimiert.

Eine Weile starrt mich Revali einfach nur, dann wendet er sein Gesicht von mir ab. Langsam wickelt er seinen blauen Schaal um seinen Hals.

»Was weiß ich!«, erwidert er mir gefühlskalt. »Als er seine Waffen gezogen hat, hast du dich nicht schützend vor mich geworfen.«

So stehen wir beide da, verletzt, traurig und zutiefst entmutigt.

Nach einer Weile hebt Revali den Blick. Seine Augen wirken ganz wild.

»Er oder ich, Shania! Du musst dich entscheiden. Zerstöre dieses widerwertige Medaillon vor meinen Augen und zeige mir, wen du wirklich liebst!«

Sein plötzliches Ultimatum wirft mich völlig aus der Bahn. Entgeistert starre ich zu den Orni zurück.

»Ganz genau, ich habe bemerkt, dass du es immer noch trägst«, bemerkt Revali und verschränkt entrüstet die Flügel.

Augenblicklich umfasse ich das Amulett mit meinen Händen. Die Verlobungskette ist ein Teil meiner Vergangenheit. Donphan und ich haben uns geeinigt, dass er die Verlobung zu Sidon als aufgelöst betrachtet und ich trotzdem das Schmuckstück behalten darf.

»Ich werde es nicht zerstören, nur weil du es von mir verlangst. Ich würde auch nicht unsere Federkette zerstören, wenn es anders herum wäre«, erkläre ich meinem Gefährten mit leiser Stimme.

Enttäuscht lässt Revali die Schultern sinken. »Das ist mir Antwort genug.«

Es hat keinen Sinn mehr. Ich könnte ihm alles sagen, was ich möchte, er wird es nie verstehen. Er wird nie verstehen, dass ich nur er meine wahre Liebe ist, nicht Sidon. Warum also noch weitere Worte an ihn verschwenden?

»Vielleicht ist es besser, ich schlafe heute Nacht nicht hier...«, flüstere ich und drehe mich um.

Ganz langsam steige ich die Treppen hinauf, doch von Revali kommt nichts mehr.



Na, super! Jetzt habe ich mich wieder selbst ins Aus geschossen. Wo soll ich denn bitteschön heute übernachten? Im Gasthaus? Alle Zora, an denen ich vorbeigehe, werfen mir einen recht verärgerten Blick zu. Ich bin davon überzeugt, dass mich niemand von ihnen mehr bei sich haben möchte. Das Beste wäre es, so zu handeln, wie ich und Revali es ursprünglich geplant hatten, die Zora-Domäne heute verlassen. Aber das geht nicht, aus zwei Gründen. 1. Revalis Verletzungen sind geheilt, aber er ist noch zu schwach, er soll sich noch diese Nacht ausruhen. Und 2. will ich das, was zwischen Revali und Sidon heute vorgefallen ist, nicht einfach so stehen lassen. Ich habe dringend das Bedürfnis, mit dem Zoraprinzen zu reden. Allerdings bestätige ich damit auch nur den Verdacht meines Gefährten, dass ich zu Sidon gehe, wenn ich das Zimmer verlasse.

Abrupt bleibe ich stehen und seufze ergeben. Mein Blick gleitet zum Palast hoch, dort, wo sich Sidons Gemach befindet. Wie es ihm wohl geht? Über die schrecklichen Verletzungen, die er von der Prügelei mit dem Orni davongetragen hat, bestimmt nicht gut. Ich weiß ja nicht, was genau Revali zu dem Zora gesagt hat, aber so wie ich ihn kenne, bestimmt etwas recht Provokantes. Aber egal, die Wachen würden mich sowieso nicht in Sidons Schlafzimmer hineinlassen, darüber hinaus wird der Prinz bestimmt von seinen Ärzten versorgt. Den inneren Schmerz allerdings kann ihn niemand nehmen... auch ich nicht... aber ich könnte ihn lindern, möglicherweise.

Mein schlechtes Gewissen plagt mich so stark, dass ich den Palast ansteuere.

»Ich möchte mit Prinz Sidon sprechen«, erkläre ich den Wachen, als ich vor seinem verschlossenen Zimmer stehe.

Die beiden Zora-Soldaten blicken mich grimmig an. »Tut mir leid, Lady Loreena! Der Prinz möchte sicherlich...«

Es überrascht mich zutiefst, als plötzlich eine Stimme vom Inneren ertönt. »Lasst sie herein!«

Verblüfft blicken die beiden Zora sich an. Niemand jedoch wagt es, den Befehl ihres Prinzen zu missachten. So öffnet mir einer der zwei die Tür und lässt mich herein. Ein vertrautes Gefühl empfängt mich, als ich Sidons Gemach betrete. Der Raum ist nahezu riesig. Auf einer Seite ist er offen, sodass man vom Bett aus ganz Ranelle betrachten kann. Eine Quelle entspringt stufenähnlich in der linken Ecke des Raumes und fließt als kleines Bächlein durch das Zimmer. Tosend stürzt das Wasser bei der großen Öffnung hinunter. Außerdem riecht es hier drinnen nach etwas ganz Bekanntem. Tief atme ich die Luft ein, schließe die Augen und versuche mich, an den Geruch zu erinnern. Es riecht irgendwie blumig. Hmmm... Blumig? Es duftet blumig...

»Das ist Lotus, was du da riechst«, antwortet mir Sidon, der offenbar Gedanken lesen kann.

Er kennt mich eben gut, viel besser, als ich ihn.

»Lotus...«, murmle ich geistesabwesend.

Abrupt zucke ich zusammen, als ich mich an etwas erinnere. Als ich mit Sidon zusammen war, waren wir ständig von dem von Lotus umgeben. An dem Teich, als wir uns nähergekommen sind, wuchsen Lotusblüten. Als wir miteinander getanzt haben, trug ich ein Parfum aus der besagten Pflanze. Sidon hat mir sogar mal einen Strauß aus bunten Lotusblüten geschenkt. Ja, Lotus war zusagen unsere Blume!

»Warum bist du hier?«, fragt mich Sidon barsch.

Starr bleibe ich an Ort und Stelle stehen und sehe zu dem Bett hinüber auf dem er liegt. Eigentlich sollte er sich in seinem Zustand lieber im Wasser aufhalten. Immerhin ist er ein Zora, seine Wunden heilen im Wasser durchaus besser. Der Ton des Zora verunsichert mich allerdings ein Stück, denn er war in der Vergangenheit nie schroff zu mir, nicht mal, als seine Schwester starb. Seine gelben Augen fixieren mich mit einer unwirschen Eigenart. Es sollte mich nicht überraschen. Dennoch, trotz allem er hat mich in sein Zimmer gelassen. Das bedeutet ganz eindeutig, dass er mir zuhören wird.

»Ich will mit dir reden«, antworte ich ihm.

Sidon seufzt, wendet den Blick von mir ab und legt sich auf die Matratze zurück.

»Deinem Vogel passiert schon nichts. Vater hat die ganze Sache ziemlich gelassen gesehen. Er meint, dass ihr bald ohnehin weg seid. Also wird sich keiner die Mühe machen, ihn zu verjagen oder wegzusperren.«

Der große, rote Zora starrt auf das Wasser, als ich mich ihm vorsichtig nähere.

»Deshalb bin ich nicht hier. Ich wollte nach dir sehen, wollte wissen, wie es dir geht.«

Sidon lacht empört auf. »Dein Ernst, Loreena? Dafür hättest du nicht hierherkommen brauchen, diese Frage kannst du dir wirklich selbst beantworten.«

Schuldbewusst verziehe ich das Gesicht und bleibe stehen, mindestens fünf große Schritte vor dem Bett. Das blaue Auge des Zora-Prinzen ist böse angeschwollen. Seine Kratzer und Blutergüsse wurden noch nicht behandelt. Ungehindert bluten seine offenen Wunden auf das hellblaue Laken. Verstehe schon, Sidon hat sich also vor allen verschlossen, er wollte alleine sein, allein und blutend in seinem Zimmer.

»Sidon, du solltest dir deine Verletzungen wirklich von deinen Heilern ansehen lassen«, rate ich meinem Ex-Freund.

Der Zora legt sich zur Seite, weg von mir. »Das ist nicht nötig, das vergeht schon wieder.«

Ich stoße die Luft aus. Seit wann ist Sidon so stur, wie Revali?

»Mir tut es wirklich leid, was heute passiert ist. Das hätte niemals geschehen dürfen. Hör mal, ich weiß, dass Revali dich provoziert hat. Er hat da wirklich ein Talent dafür. Egal, was er auch zu dir gesagt hat, es tut mir wahnsinnig leid.«

»Er hat dich verändert, Loreena...«, höre ich Sidon traurig murmeln. »Merkst du das denn nicht?«

Der Zora hat recht. Seitdem ich mich Revali zusammen bin, hat sich Vieles geändert, aber nicht zum Negativen, wie er meint, denn der Orni macht mich stärker. Nachdem die Stille die Luft besetzt, traue ich mich, Sidon noch näher zu kommen. Zögerlich setze ich mich zu dem Prinzen auf das Bett neben seine Füße. Sidon regt sich nicht, er liegt weiterhin einfach nur da, mir den Rücken zugewandt.

»Revali ist kein schlechter Orni, auch er hat in seinem Leben Einiges durchgemacht. Das soll keine Entschuldigung sein, aber er ist nun mal so. Glaub mir, wenn ich sage, dass ich ziemlich sauer auf ihn bin, aber...«

»Aber du wirst ihm verzeihen«, unterbricht mich Sidon.

Bedauernd seufze ich. Es tut mir so weh, meinen ehemaligen Verlobten so zu sehen.

»So schnell nicht. Das war nicht richtig von ihm. Ich würde das so gern wiedergutmachen. Bitte, Sidon! Lass mich wenigstens deine Wunden heilen!«

Endlich schaut mich Sidon wieder an, doch sein Gesicht ist voller Kummer.

»Würde Mipha das wollen?«

Seine Frage erschrickt mich. »N-natürlich würde sie das wollen. W-warum... Warum fragst du mich das?«, stottere ich ungläubig.

»Naja...«, meint der Zora und starrt auf meine Beine. »Ich glaube, Mipha ist sauer auf mich.«

»Warum sollte deine Schwester ausgerechnet auf dich sauer sein? Glaub mir, wenn sie wütend ist, dann wohl auf mich. Aber warum denkst du das überhaupt?«

»Als wir gekämpft haben, vor ihrer Statue...«, vertraut sich Sidon mir an. »...meinte ich immerzu ein Flüstern zu hören, als wollte sie mich im Stillen dazu zwingen, aufzuhören. Aber ich habe es nicht getan. Wenn du nicht gekommen wärst, dann wäre die Geschichte ziemlich schlimm ausgegangen.«

Gut, wenigstens Sidon ist bewusst, wie knapp die ganze Sache war. Das kann man von Revali ja nicht behaupten. Er hat mir lieber Vorwürfe gemacht, weil ich aus seiner Sicht Sidon beschützt habe und nicht ihn.

»Weißt du, Sidon, Mipha wollte dich eigentlich immer nur beschützen. Das tut sie jetzt immer noch, obwohl sie nich mehr da ist«, versuche ich den Zora-Prinzen aufzuheitern.

Überrascht fahre ich zusammen, als sich Sidon zu mir herumwälzt. Die riesigen Blutflecken auf dem Laken bleiben dabei von mir nicht ungesehen. Der Zora-Mann betrachtet mich lange mit einem merkwürdigen Blick. Anschließend bewegt sich seine Hand auf mich zu und berührt meinen Oberarm.

»Das stimmt nicht. Mipha ist immer noch da... in dir!«

Zaghaft lächle ich. Es ist schön, dass ich ihm doch irgendwie trostspenden kann.

»Erlaubst du mir jetzt im Miphas Namen dich zu heilen, ja?«

Nachdenklich gestimmt blickt mir mein Ex-Verlobter ins Gesicht. »Na schön... aber bitte beginne mit meinem Auge. Es bringt mich noch um.«

»Aber natürlich«, antworte ich ihm und nicke.

Umständlich setzt sich der Zora auf und macht sich daran, aus dem Bett zu steigen. Ich helfe ihm dabei. Auf mir gestützt begeben wir uns zum Wasser hinüber, wo ich ihn einsteigen lasse. So setze ich mich auf den Beckenrand und strecke die Füße ins Wasser, während ich ihm dabei zusehe, wie er sich hinlegt. Als Sidon soweit ist, strecke ich die Hand nach seinem Gesicht aus und lege sie behutsam auf sein geschwollenes Auge.

Revali hätte ihm fast das Auge ausgepickt. Wie konnte er nur? Naja, der Orni sah auch nicht wirklich besser aus mit seiner bösen Bisswunde. Die beiden hätten wirklich bis zum Letzten gekämpft, nur wegen ihrer bitteren Rivalität. Mein Herz tut immer noch schrecklich weh, wenn ich daran denke.

Sidon brummt erleichtert, als der Schmerz schwindet. Schließlich ziehe ich meine Hand weg. Die Schwellung ist verschwunden.

»Besser?«, frage ich ihn.

»Viel besser!«, erwidert er mir.

Der Ton in seiner Stimme verrät mir, dass er seine Fröhlichkeit schon fast wiedergefunden hat. Das freut mich ungemein.

»Jetzt sag mir, wo hat er dich überall erwischt?«, will ich von dem Prinzen wissen, als ich seinen Körper hinunterschiele.

»Also...« Sidon zeigt mir jeden Kratzer, jeden Bluterguss und jede Prellung, die er im Kampf gegen meinen Gefährten erlitten hat.

Es dauert eine Weile, bis ich alles geheilt habe. Revali hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Im Großen und Ganzen hat er den Fischmenschen schlimmer zugerichtet.

»Wie geht es dir jetzt?«, frage ich den Zora, als ich fertig bin.

Der Prinz steht auf. Ich höre das Wasser platschen. Sidon schaut an sich herunter und bewegt sich ein wenig.

»Miphas Kräfte sind immer noch dieselben«, bemerkt der rote Zora.

Zufrieden nicke ich. Doch dann bewegt sich Sidon auf mich zu. Er steht direkt vor mir. Sein Bauch berührt meine Kniee.

»Was wirst du jetzt tun, Loreena?« Eindringlich blicken seine gelben Augen zu mir hinab.

Unsicher funkle ich meinen guten Freund an. »Ich weiß nicht recht... Unser Plan war ursprünglich, nach Kakariko zu suchen. Doch jetzt... Revali ist sauer auf mich, ich bin sauer auf ihn. Naja, aber früher oder später muss er ja wieder mit mir reden. Aber ich denke, ich sollte mich dazu entscheiden, meine eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen. Kakariko läuft mir nicht davon und vielleicht wäre es besser, vorerst zum Orni-Dorf zurück zu kehren. Revali nimmt seine Aufgabe als oberster Krieger ziemlich ernst und es nagt an ihm, nicht zu wissen, was sich in Tabanta abspielt.«

»Also wirst du wirklich bei ihm bleiben?« Sidon stellt die Frage so vorsichtig, dass ich mir sicher bin, dass er die Antwort eigentlich gar nicht hören möchte.

Deshalb antworte ich ihm genauso behutsam. »Ja, Sidon... Das werde ich! Aber du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben. Es wäre schrecklich für mich, wenn du mit mir nichts mehr zu tun haben möchtest, weil ich dich mag, ich mag dich wirklich sehr.«

»Aber du gehörst jetzt ihm...« Verbittert wendet er sein Gesicht von mir ab.

»Ja...«, hauche ich schweren Herzens, weil mich sein trauriger Anblick so sehr verletzt. »Aber ich werde unsere Verlobungsmedaillon behalten. Ich werde es immer bei mir tragen. Dein Vater hat es mir erlaubt. Weißt du, die Kette ist mir sehr wichtig. Das was wir gehabt haben, war nämlich schön und ich werde es nie wieder vergessen, das verspreche ich dir. Aber die Zeiten haben sich geändert, ich habe mich geändert.«

Als Sidon aus dem Wasser steigt, rücke ich ein Stückchen beiseite, damit er Platz hat. Das Wasser spritzt von seinen Schuppen auf den Boden. Der Zora lächelt zwar traurig, aber dennoch reicht er mir seine Hand, um mir aufzuhelfen. Ich greife nach seinem Arm und stehe auf.

So stehen wir dann da, händchenhaltend, schauen uns in die Augen, lange. Doch da ist nichts mehr zwischen uns, keine Schmetterlinge, keine elektrische Spannung, keine Romantik, nur ein Nachhall vergangener Gefühle.

»Bleibst du noch hier und redest ein bisschen mit mir?«, fragt mich mein Freund.

Eigentlich sollte ich zu Revali zurückgehen und mit ihm reden, doch ich glaube nicht, dass er mich heute noch sehen will. Genaugenommen will ich ihn heute auch nicht mehr sehen. Er soll sich erst wieder einkriegen. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn ich und Sidon uns gegenseitig den Kummer von der Seele reden.

So willige ich ein. »Ja, na klar! Ich bleibe gern noch ein bisschen bei dir.«

»Gut!«, meint Sidon schon weitaus fröhlicher und geht mit mir zu seinem Bett zurück.

Dort reden wir, die ganze Nacht lang. Wir sprechen über alte Zeiten, erzählen uns, was wir getan haben, als ich verschwunden war und reden über unsere Ängste und Träume, so wie früher, nur ohne direkten Körperkontakt.

Irgendwann liege ich gemütlich auf dem Bett und kuschle mich in ein Kissen. Sidon liegt neben mir. Aufmerksam höre ich dem Zora zu.

»Weißt du, ich habe immer noch Angst davor, eines Tages König zu werden. Eigentlich hätte Mipha ja diesen Part übernehmen sollen. Aber jetzt, wo sie nicht mehr da ist, muss ich die Thronfolge antreten.«

»Ich weiß, dass du das nie wolltest. Daran kann ich mich erinnern«, erwidere ich ihm schläfrig und gähne. »Eigentlich wolltest du nur immer ein stinknormaler Zora sein, ohne Verpflichtungen und dergleichen.«

»Hey, du kennst mich ja immer noch!«, lacht mein Ex.

Erschöpft bette ich meinen Kopf in das Kissen. »Ich bin so froh, dass du nach all dem immer noch mit mir redest.«

»Aber klar doch. Dein Gefährte ist zwar ein Ekelpaket, aber du bist mir immer noch wichtig. Auch wenn wir nicht mehr zusammen sind, ich will dich nicht nochmal verlieren. Du bist trotzdem die beste Hylianerin, die es gibt und...«

Mein Atem wird immer ruhiger, nur noch beiläufig höre ich Sidon zu. Schon bald umgibt mich eine friedliche Stille, ich bin eingeschlafen.



Die ersten Strahlen der Morgensonne kitzeln meine Nase. Zögerlich öffne ich die Augen, bereit in die grünen Augen meines liebsten Orni zu blicken. Überrascht stelle ich fest, dass nicht Revali neben mir liegt, sondern ein großer, roter Zora. Sidon liegt neben mir und schläft tief und fest. Ich weiß nicht, wie lange er schon da so liegt, aber Zora sollten eigentlich nicht ganze Nacht im Trockenen verbringen. Das ist gefährlich, er könnte austrocknen, schließlich braucht er von Zeit zu Zeit Wasser. Doch Sidon macht im Schlaf einen ganz zufriedenen Eindruck. Ich denke, es geht ihm gut.

Ganz vorsichtig klettere ich von dem Bett herunter, damit ich ihn nicht wecke. So verlasse ich das Zimmer. Als ich die Türen öffne, stelle ich verwundert fest, dass die Wachen nicht mehr da sind. So schlendere ich ungesehen den langen Flur entlang und mache mich auf den Weg zu meinem Gemach.

Letzte Nacht habe ich von Revali geträumt. Wir waren wieder Zuhause in Tabanta. Mein Gefährte ist mit mir über das Dorf der Orni geflogen. Es war alles wieder so unbeschwert, ohne Eifersucht, ohne Verlustängste, ohne den Druck irgendeiner Prophezeihung nicht gerecht zu werden. Der Traum war sehr schön. Ich wünschte, ich und Revali könnten unseren Streit beiseitelegen. Wenn er doch nur verstehen würde, dass ich nur ihn liebe. Das mit Sidon ist vorbei. Er ist nur noch ein guter Freund. Aber Revali sieht das anders. Und an dieser Tatsache bin ich auch selbst schuld, denn durch meinen Gedächtnisverlust war ich so durcheinander, dass ich mir mit meiner Entscheidung zu viel Zeit gelassen habe.

Nun stehe ich vor den Stufen, die zu meinem Zimmer hinunterführen. Irgendwie fürchte ich mich davor, Revali gegenüberzutreten. Ich werde ihm sagen müssen, dass ich bei Sidon übernachtet habe und es wird ihm nicht gefallen. Er wird mich wieder anschreien, mich mit Verachtung strafen. Doch ich werde ihm erklären, dass es nichts zu bedeuten hatte, dass ich mit dem Zora nur über alte Zeiten geredet habe und dann schließlich eingeschlafen bin. Aber wird er mir glauben? Schließlich hat Revali vermutet, dass ich zu Sidon gehen werde und ich habe es auch noch abgestritten. Schlussendlich war ich dann doch bei ihm.

Zögerlich steige ich die Treppen hinunter. Ich wünsche mir so sehr, dass alles wieder gut wird, dass wir uns unsere Fehler gegenseitig verzeihen können und so weitermachen, wie vorher. Der Orni ist meine große Liebe. Nachts will ich neben ihm einschlafen und morgens neben ihn aufwachen. Ich will von ihm geneckt werden, um ihn dann zurück zu necken. Es wäre so schön, wenn ich ihn wieder beim Bogenschießen und beim Fliegen betrachten könnte. Oh, Hylia! Ich war noch nie so verliebt. Selbst in Sidon nicht, das ist mir nun deutlich klargeworden.

Freudige Erwartung steigt trotz der Angst auf, als ich in meinem Gemach stehe. Allerdings stelle ich schon bald enttäuscht fest, dass das Bett leer ist. Revali ist nicht hier, er muss das Zimmer verlassen haben. So beschließe ich, ohne zu zögern, nach ihm zu suchen. Doch im ganzen Dorf kann ich ihn nicht finden. Abrupt steigt in mir die Angst auf, er könnte ohne mich geflogen sein, mich im Stillen verlassen haben. Dann fällt mir jedoch ein, dass ich unsere gesamte Ausrüstung in meinem Zimmer unberührt habe stehen sehen, darunter auch den Adlerbogen und Revali würde nie ohne seinen geliebten Bogen verschwinden.

Irgendwo außerhalb des Dorfes am Ufer des Sees bleibe ich schließlich stehen. Zutiefst frustriert lasse ich mich auf den Boden plumpsen und schaue zum See hinaus.

Plötzlich höre ich das Wasser platschen. Ein Zora-Kopf taucht nicht unweit von mir entfernt auf der Oberfläche auf. Rasch schwimmt er zu mir hinüber. Seine große, rote, erhabene Gestalt richtet sich vor mir auf und watet durch das Wasser auf mich zu.

»Was tust du ganz allein hier draußen?«, fragt mich Sidon.

»Ich suche Revali, doch ich kann ihn nirgends finden«, entgegne ich meinem Freund ernüchtert.

Sidon blickt zu seinen Füßen hinunter.

»Ich weiß, wo er ist. Ich habe ich auf den Weg hierher gesehen«, berichtet mir der Zora.

Hoffnungsvoll beuge ich mich vor. »Ach ja? Wirklich? Wo ist er denn?«

Mit dem Kopf deutet der Prinz in eine Richtung. »Er hockt dort drüben auf einem Wasserfall und schmollt.«

»Irgendwie wundert mich das nicht«, murmle ich lächelnd.

»Warum bist du eigentlich so heimlich still und leise am Morgen abgehauen?«, fragt mich der Zora und setzt sich zu mir hin.

»Ich wollte dich nicht wecken.«

Seine nassen Schuppen berühren die rechte Seite meines Körpers.

»Es ist schön, dich wieder zu haben«, höre ich Sidon zu mir sagen. Er legt seine Hand auf meine Schulter und grinst mich breit an, sodass er seine weißen Beißerchen entblößt, so wie er es immer tut.

»Schön, dass du wieder ganz der Alte bist«, erwidere ich mich meinem ehemaligen Verlobten.

»Was machst du, wenn du den Vogel gefunden hast?«

»Ihm sagen, dass ich letzte Nacht bei dir war und ihn über meine Entscheidung aufklären«, erkläre ich dem Zora.

»Das wird ihm nicht gefallen«, bemerkt Sidon und hebt seine Augenbrauen.

»Ich weiß, aber ich habe mir geschworen, nichts mehr vor Revali zu verschweigen, ich will ihn nicht anlügen. Das hat er nicht verdient. Außerdem...«

Ein plötzliches Rascheln lässt mich innehalten. Erschrocken blicken wir hinter uns ins Gebüsch, doch wir können nichts entdecken.

»War bestimmt nur ein nach Eicheln suchendes Wildschwein«, meint der Zora.

Achselzuckend wende ich mich wieder meinem Freund zu und fahre fort. »Außerdem freut er sich ja vielleicht, wenn ich ihm von meiner Entscheidung berichte, dass ich mit ihm nach Tabanta zurückkehren will. Vielleicht mildert das seinen Zorn darüber, dass ich bei dir übernachtet habe. Allerdings glaube ich zu bezweifeln, dass er mir glaubt, dass wir nur geredet haben. Er war schon immer ziemlich eifersüchtig, aber du bist ein rotes Tuch für ihn.«

»Schon merkwürdig, dass meine Schuppenfarbe zufällig rot ist«, lacht der Zora-Prinz.

Beide brechen wir in kameradschaftlichem Gelächter aus. Es ist so toll, dass wir unsere Unbeschwertheit wiedergefunden haben, nach allem, was passiert ist und einigermaßen normal miteinander umgehen können. Hoffentlich wird mit Revali auch wieder alles gut. Meine Liebe zu ihm ist so groß, es muss einfach wieder alles gutwerden. 

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