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13

Shania


Am nächsten Morgen erwache ich in einer recht trostlosen Welt. Revali schleppt sich müde und entkräftet hinter mir her, weigert sich unnachgiebig, dass ich ihn heile. Stattdessen bringt er mich zu Daruk. Die Goronen, an denen wir vorbeiziehen, machen einen ziemlich niedergeschmetterten Eindruck. Das sonst so muntere Völkchen wirkt entkräftet und entmutigt, als würde auf sie selbst ein Fluch lasten. Wenn mich Ganon gestern nicht in die Knie gezwungen hätte, dann hätten wir vielleicht den Drachen von seinem Fluch befreien können.

»Es ist meine Schuld, dass wir verloren haben«, murmle ich, als wir über eine Brücke gehen.

Mitleidig schaut mich mein Gefährte an. »Das ist es nicht.«

»Doch!«, beharre ich. »Ganon hat mich mal wieder überwältigt.«

Ich bleibe stehen und halte mich am Brückengeländer fest. Traurig schaue ich zum fließenden Bach hinunter. Augenblicklich spüre ich Revalis Federn auf meiner Haut. Er umarmt mich von hinten und schnäbelt meinen Hals.

»Wenn es nach mir gegangen wäre, wärst du im Dorf geblieben. Aber niemand von euch wollte auf mich hören.« Weil Revalis Stimme so seltsam ruhig klingt, wirkt es nicht wie ein Vorwurf.

»Aber man kann nicht immer von seinen Problemen davonlaufen, Revali!«, gebe ich leicht bockig zurück, ohne den Orni anzusehen. »Ich weiß, dass du mich nur beschützen willst, aber...«

»Lass uns nicht streiten! Lass uns lieber zu Daruk gehen!«, haucht er mir ins Ohr.

Verwirrt schaue ich meinen Gefährten an. Revali ist heute irgendwie ganz komisch, er ist ruhig, fährt nicht aus den Federn und wirkt regelrecht einfühlsam. Was ist mit meinem überheblichen, eigensinnigen Orni geschehen?

»Aber ich streite mich doch gar nicht mit dir«, erwidere ich ihm gelassen.

Als ich mich zu Revali umdrehe, wirkt er leicht abwesend. »Ja, ja... Du hast recht. Also gehen wir zu Daruk.«

»Revali?« Ich halte den Orni am Flügel fest, als dieser weitergehen möchte. »Ist auch alles in Ordnung mit dir? Du bist heute so anders, als sonst.«

Er schüttelt einfach nur den Kopf. »Ich bin einfach nur froh, dass es dir gutgeht. Jetzt lass uns weitergehen!«

So belasse ich es dabei und höre auf, nachzufragen.

Auch als wir Daruks Haus erreichen wird die Stimmung nicht besser. Yunobo sitzt mit nervöser Miene am Eingangsbereich. Mein Neffe hebt den Blick, als er uns sieht, fragt uns, wie es uns geht. Während ich dem halbwüchsigen Goronen antworte, nickt Revali einfach nur abwesend.

Als wir die Steinhütte betreten, sehe ich meinen Bruder in seinem Bett liegen. Sein Körper ist über und über mit Wunden bedeckt. Er selbst macht einen recht erschöpften Eindruck.

»Loreena! Du stehst ja schon wieder auf den Beinen«, ruft Daruk erfreut, als er mich sieht.

Der Große macht Anstalten, aufzustehen, da eilt Yunobo auf ihn zu und drückt seine Hand gegen seine Brust. »Paps, bleib liegen, sonst fällst du noch auseinander!«

Daruk macht tatsächlich einen ziemlich bröseligen Eindruck auf mich. Der Drache scheint ihn, regelrecht auseinander genommen zu haben.

»Keine Sorge, Bruder!«, versichere ich Daruk. »Ich flicke dich wieder zusammen.«

Als ich den Großen heile, erzählt er mir von dem Kampf gegen den Drachen.

»Ganz schön fertig hat er mich gemacht! Hat mich einfach gepackt das Biest und ungespitzt in den Boden gerammt. Wenn mir dein Liebeskiesel nicht zur Seite gestanden wäre, wer weiß, wie lange ich noch durchgehalten hätte.«

Revali lehnt an einer Wand und hört stumm zu. Auf Daruks preisende Worte hat er nichts zu erwidern. Das sieht dem Orni gar nicht ähnlich. Eigentlich würde er jetzt mit seinen Fähigkeiten angeben. Ob er so in sich gekehrt wirkt, weil er Schmerzen hat? Warum lässt er mich dann nicht einfach seine Wunden heilen?

»Paps war heute früh da«, meint mein Bruder schließlich, als ich fast fertig bin. »Er wird heute zur Mittagssonne eine Versammlung bei den Ratsfelsen einberufen. Du und Revali bekommt auch einen Platz auf einem Stein.«

»Eine Versammlung? Das weiß ich ja noch nie«, ruft Yunobo erstaunt.

»Ja, mein Sohn! Ich auch nicht. Du erhältst ebenfalls einen Platz.« Daruks Stolz auf seinen Sohn wird von Kummer getrübt.



So kommt es, dass wir uns wenige Stunden später bei den Ratsfelsen einfinden, ein großer Platz mit auseinandergeschobenen Sitzsteinen. Bludo sitzt auf dem Stein in der Mitte, während die anderen Ratsmitglieder ihn auf den anderen umreihen. Revali sitzt neben mir auf einem Doppelstein, während Yunobo unruhig auf einem kleineren Felsen herumzappelt. Daneben kauert sein Vater, der nach wie vor geschwächt wirkt.

Eine Versammlung sieht bei den Goronen wie folgt aus. Alle reden durcheinander und nur wenige hören zu. Es ist ein wahres Durcheinander.

»Wir müssen den Drachen loswerden!«

»So lange er da ist, ist niemand sicher.«

»Er könnte jederzeit wieder aus dem Bauch des Todesbergs hervorkriechen und Goronia in Schutt und Asche verwandeln.«

»Wir müssen beim nächsten Mal härter durchgreifen.«

»So viele von uns sind verwundet.«

»Jemand sollte den Drachen aufspießen.«

»Daruk hat tapfer gekämpft, aber es hat nicht gereicht.«

»Niemand traut sich mehr zu den Specksteinklippen runter. Und ich habe einen Mordskohldampf!«

Während ich dem Wirr-Warr aus Stimmen lausche, schiele ich zu Revali rüber. Stumm sitzt der Orni da, hat seine Flügel verschränkt und den Schnabel schief gelegt. Irgendetwas beschäftigt den Orni, lenkt ihn ab und lässt ihn abwesend erscheinen. Was ist bloß los mit ihm?

»Loreena!«, ruft plötzlich Daruk und bringt die anderen zum Schweigen. Abrupt schaue ich zu meinem Bruder auf. »Bist du dir wirklich sicher, dass der Drache von Ganon verflucht worden ist?«

Revalis grüne Augen funkeln mich bedacht an.

Einen Moment lasse ich mir mit meiner Antwort zu Zeit. »Also... Der Drache... Er wurde von Ganon verflucht, ja.«

»Dann müssen wir ihn zur Strecke bringen!«, schreit der Schmied und steht von seinem Platz auf.

Die meisten fallen mit ein. Es geht mir ziemlich an die Stimme, ihren Lärm zu übertönen.

»Nein, wir dürfen dem Drachen nichts tun! Er ist doch auch noch eine Geißel Ganons. Wir müssen ihn von seinem Fluch befreien. Ich...«

»Und wer befreit dich von seinem Fluch?«

Alle Köpfe drehen sich überrascht zu Revali hinüber, der soeben zum ersten Mal spricht seitdem die Versammlung begonnen hat.

»Was meinst du?«, frage ich meinen Gefährten, dessen Blick für mich unergründlich bleibt.

Mit dem Schnabel deutet er ausdruckslos auf den Vulkan. »Es ist zu gefährlich, dich nur in die Nähe des Drachens zu lassen. Ganon könnte dich wieder schwächen.«

Unwirsch schüttle ich den Kopf. »Dieses Mal bin ich vorbereitet.«

Schockiert zucke ich zusammen, als Daruk dem Orni rechtgibt. »Wir haben alle gesehen, was letztes Mal passiert ist. Dieser Ganon hat wohl ziemlich viel an Macht zugelegt. Für ihn war ein Kinderspiel, dich zu lähmen, wie es die großen Lavaspinnen mit ihrer Beute tun.«

»Ich bin immer noch dafür, dass wir dieses Mal keine Zeit verschwenden und den Drachen den Gar aus machen!«, schreit einer der Gasthaus-Brüder.

»Ja!«, fällt sein Bruder mit ein. »Ist wesentlich leichter, als ihn von irgendwelchen Flüchen zu befreien.«

Ich kann gar nicht glauben, was ich da höre. Hat denn niemand Mitleid mit dem Drachen? Er kann doch gar nichts dafür, dass er verflucht worden ist.

»Wir dürfen den Drachen nichts anhaben!«, betone ich erneut. »Er ist ein Verbündeter Hylias. Wenn wir uns gegen den Drachen erheben, erheben wir uns auch gegen sie.«

»Ich glaube...«, meint Vater und zupft an seinem Bart. »Hylia ist bereit dieses Opfer einzugehen, um uns zu retten. Ein Leben für das von vielen!«

Ganz schüchtern meldet sich auf Yunobo zu Wort. »Äh, also... Opa... Aber handeln nicht viele unserer Legenden von einem roten Drachen, der uns in vergangenen Epochen beschützt hat. Ist es vielleicht dann nicht unsere Pflicht, ihm zu helfen.«

Anstatt Bludo antwortet ihm Daruk. »Stimmt schon! Aber in Zeiten wie diesen... Weißt du, manchmal kann man Konflikte nur mit Gewalt lösen, wenn es keinen anderen Weg gibt.«

»Aber es gibt einen anderen Weg!« Ich bin inzwischen schon so verzweifelt, dass ich von dem Steinsitz aufstehe, dabei spüre ich Revalis Blick auf mir. »Beim letzten Mal hat es doch auch funktioniert, und das Mal davor ebenso.«

»Bedeutet das etwas, dass du dich an den blauen Drachen namens Naydra erinnern kannst?«, fragt mich mein Vater überrascht.

Betreten verschränke ich die Arme und lasse den Kopf hängen. »Nicht direkt! Ich weiß einfach nur, dass ich ihn von seinem Fluch befreit habe.« Als mich nahezu alle nur mitleidig betrachten, verfliegt meine Unsicherheit und ich werde leicht sauer. »Aber an den gelben Drachen, an Fedora kann ich mich noch genau erinnern.«

»Ja, aber auf diesem Drachen scheint, ein weitaus größerer Fluch zu liegen, als auf Fedora«, betont mein Gefährte, der mir wirklich keine große Hilfe ist.

Bevor ich auch nur Luft holen kann, um Revali ein Gegenkommentar an den Kopf zu schmeißen, steht der Goronen-Chef von seinem Felsenthron auf und klopft mit dem Stock auf den Boden. Ich weiß noch, was dies bedeutet. Der Chef hat ein Urteil gefällt.

»Der Drache muss fallen! Wir gehen kein Risiko mehr ein!«, gibt Bludo seine Entscheidung preis.

Während die anderen Goronen, bis auf Daruk und Yunobo in Jubel und Jauchzen ausbrechen, schaue ich entsetzt in die Runde. Selbst meine bettelnde Blicke in Richtung Daruk ändern nichts an Paps Urteil. So drehe ich mich um und gehe. Es hat keinen Sinn, sich hier länger unter den eigensinnigen, kleingeistigen Steinmännern aufzuhalten.



Stur stampfe ich den Weg hinunter, schaue weder vor, noch zurück. Mein zorniger Blick ist auf den Boden gerichtet. Schimpfend murmle ich vor mich hin. Die Stimmen der Goronen hinter mir werden immer leiser. Was sie auch noch zu entscheiden haben, es interessiert mich nicht. Ich muss einzig und allein an den armen Drachen denken. Sie werden ihn töten und dabei weiß ich genau, dass er selbst keine Schuld an all dem hat. Ganon ist unser Feind, aber dem Fiesling wird nichts passieren. Es trifft nur wieder einen Unschuldigen.

»Shania! Jetzt warte doch mal!«

Verwundert bleibe ich stehen, als ich plötzlich Revalis Stimme vernehme. Ich war so sauer, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass mir der Orni folgt.

»Was willst du denn? Auf deine Anteilnahme kann ich gern verzichten, so ausgezeichnet, wie du mir eben beigestanden hast.«

Humpelnd kommt Revali auf mich zu. Seine Gesichtszüge verfinstern sich, als er mich eingeholt hat.

»Du hast keinen Grund sauer auf mich zu sein!«, erwidert er mir etwas eingeschnappt.

»Doch, habe ich schon!«, betone ich gereizt. »Du hast gesehen, was mit Fedora geschehen ist, genau du müsstest also wissen, dass ich den Drachen von seinem Fluch befreien kann.«

»Aber darum geht es doch gar nicht! Ich zweifle doch gar nicht an deinen Fähigkeiten«, entgegnet mir der dunkelblaue Orni. »Es geht darum, was Ganon mit dir anstellt, angestellt hat und anstellen wird. Der Drache war ja noch nicht mal aus seinem Nest herausgeklettert, da bist du auch schon auf die Knie gefallen. Shania, sei vernünftig! Ich habe keine Zweifel daran, dass du die Auserwählte bist, aber deine Kräfte müssen erst noch reifen. Lieber sehe ich den Drachen sterben, als dich.«

Revalis Worte beruhigen mich nicht im Geringsten, im Gegenteil, sie machen mich nur noch wütender.

»Der Drache darf nicht sterben!« Ich betone jedes einzelne Wort mit erhobener Stimme.

Mein Liebster seufzt frustriert. »Ja, der Drache mag ein treuer Diener Hylias sein. Und ja, Hylia wird vielleicht nicht gerade begeistert sein, aber hier steht eindeutig mehr auf dem Spiel, als das Leben eines Drachens. Daruk hätte den Drachen beim letzten Mal besiegen können, er kann es beim nächsten Mal schaffen, mit meiner Hilfe.«

»Na toll! Ich darf mich nicht in Gefahr bringen, aber du schon.« Erbost drehe ich mich von meinem Gefährten weg.

»Im Gegensatz zu dir hat Ganon auch nicht eine solche Macht über mich!«, kontert er und wirft die Flügel zum Himmel hoch.

»Meinst du ich habe darum gebeten?« Entsetzt funkle ich den Orni an.

»Natürlich nicht!«, schnaubt Revali. »Aber es ist nun mal so. Du musst zwar diese Bürde tragen, aber wir müssen es nicht auch noch herausfordern. Ich weiß, dass dir das Leben des Drachens am Herzen liegt und ich weiß auch, dass du kämpfen willst. Aber das ist die Sache nicht wert, Shania!«

Ausdruckslos starre ich meinen Gefährten an. Die Sache ist es durchaus wert, aber egal, was ich noch sage, Revali wird dabei bleiben. Er wird mir nicht helfen, im Gegenteil, er wird alles daransetzen, dass ich nicht mehr in die Nähe des Vulkans gelange. So komme ich nicht weiter.

»Sieh her!«, höre ich Revali sagen, als er einen Schritt auf mich zumacht. Seine Gesichtszüge werden weicher, schon fast richtig rührselig, als er meine Hand in seine Flügel nimmt und mich ansieht. »Wir beide hätten gestern sterben können, wenn Daruk sich nicht als hervorragendes Schutzschild entpuppt hätte. Hylia hat über uns gewacht. Wir sollten ihr danken und es dabei belassen, statt unser Glück herauszufordern.«

Natürlich berühren mich seine Worte, doch sie bringen mich nicht von meinem Vorhaben ab, aber allem voran, sind sie ein guter Vorwand.

So tue ich so, als würde ich langsam nachgeben. »Wirklich?«

»Aber natürlich!« Revalis Augen weiten sich belustigt. »Niemand ist mir wichtiger, als du. Das sollte dir doch inzwischen schon klar sein.«

»Naja... Der Wichtigste bist du dir immer noch selbst«, gebe ich lachend zurück.

Anschließend wird der Blick des Orni ganz zärtlich. Er beginnt, meinen Hals zu schnäbeln und meine Arme mit beiden Flügeln zu streicheln.

»Sag doch nicht so was!«, haucht er mir vergnügt ins Ohr.

Wieder komme ich so rüber, als würde ich mich von ihm hinreißen lassen. Meine Hände berühren seinen Oberkörper, wandern zu Okwundus Tuch. Meine Finger verhaken sich in Revalis Schaal. Lächelnd schaue ich zu dem Orni auf.

»Lässt du dich nun endlich von mir heilen? Ich merke doch, dass dir deine Verbrennung zu schaffen machen.«

»Gut, ich erlaube es dir«, meint Revali mit einem liebevollen Lächeln. »Aber nur wenn du dich nachher ausruhst.«

»Versprochen!«, lüge ich.

»Dann komm mit! Gehen wir zurück in dein Zimmer!«, sagt Revali und nimmt mich an der Hand.



In meiner Höhle zurückgekehrt nimmt er seinen Brustpanzer ab und legt sich auf mein Bett. Er liegt auf dem Rücken, als ich mich neben ihm auf die Matratze kniee und beginne, ihn von seinen Schmerzen los zu sprechen. Ich schließe die Augen, konzentriere mich auf seinen Pein. Sein Leiden wird zu meinem Eigenem. Ich kann seine verbrannte Haut fühlen. Revali ächzt, als seine Wunden sich langsam auflösen. Ein grünes, heilsames Licht legt sich über seinen Oberkörper. Schon bald blieben nur noch die federlosen Striemen zurück. Behutsam fahre ich mit dem Finger über seine Narben, zeichne die Linien auf seiner Haut nach.

Revali betrachtet mich dabei vernarrt. »Die Narben werden bleiben. Nun trage ich die Spuren meines flügellosen Engels auf meinem Körper.«

»Flügelloser Engel?«, kichere ich verzückt. »So nennst du mich?«

Dieser Kosename gefällt mir noch besser, als Täubchen.

»Das passt doch zu dir«, meint Revali, packt mich und zieht mich zu sich herunter.

Nun liege ich halb auf ihm. Der Orni schlingt seine Flügel um mich und liebkost mich auf zärtlichste Weise. Anschließend küssen wir uns, wieder und wieder. Seine Federn kitzeln dabei meine Haut.

»Wie bist du überhaupt darauf gekommen?«, frage ich meinen Gefährten, als unsere Schmuserei endet.

Revali schmunzelt und legt nachdenklich sein Gesicht schief. »Also eigentlich... Naja, weißt du... Hm...«

Zögert er so lange, weil er es nicht weiß oder weil er es mir eigentlich nicht verraten will?

»Als du mich verschüttet im Schnee gefunden hast«, beginnt Revali schließlich. »Einen kurzen Moment war ich davon überzeugt, dass ich gestorben wäre und Hylia mich in ihrem Reich aufgenommen hätte. Doch dann wurde mir klar, dass Hylia meiner gnädig war. Sie hat mir schon vorher jemanden gesandt, der auf mich Acht gibt. Dann hast du auch noch meine Knochen gerichtet und mich von meinen Schmerzen losgesprochen. Nun ja, also das machen Engel eigentlich.«

Revali schaut mich lange an, wartet meine Reaktion ab.

»Revali?«

»Ja!« Der Recke küsst meine Wange.

»Eigentlich weiß ich nicht mal, was ein Engel ist. Ist das ein Wesen des Orni-Glaubens?«

Verlegen wende ich den Kopf ab, als Revali mir einen ungläubigen Blick zuwirft.

»Du weißt wirklich nicht, was ein Engel ist?«

Ich schüttle den Kopf. »Nein... aber offenbar etwas sehr Heiliges.«

»Ja!«, erwidert mir der Orni und lächelt. »Engel sind Hylias Boten. Sie beschützen ihre sterblichen Schützlinge und reinigen ihre Seelen. Außerdem sind sie wunderschön.«

Revali reibt seinen Schnabel zärtlich an meiner Wange. Zufrieden seufzend genieße ich seine Berührung. Vor Ergriffenheit werde ich rot.

»Klingt wundervoll...«

»Ja, das bist du!«, haucht Revali.

Wieder entsteht ein bittersüßer Kuss zwischen uns. Das Blut in meinen Adern pulsiert und mein Herz hüpft vor Freude. Mein Gewissen plagt mich jetzt schon.

Eng kuschle ich mich an meinen Recken, während er mir noch einen letzten Kuss auf das Haar drückt, bevor seinen Schnabel auf meine Schulter bettet. Schon sehr bald ist Rivali eingeschlafen...



Heimlich, still und leise winde ich mich aus der Umarmung des schlafenden Orni und klettere geräuschlos aus dem Bett. Wusste ich es doch, dass meine heilenden Kräfte früher oder später ihren Tribut fordern würden. Daruk wird diesen Nachmittag ebenfalls erschöpft in seinem Bett liegen. Das gibt mir genügend Zeit, denn währenddessen werden die Goronen nichts gegen den Drachen unternehmen. Trotzdem kann ich das nicht alleine machen. Ich brauche Hilfe. Mir fällt da nur einer ein, jemand, der leicht zu überzeugen ist. Er ist noch recht jung und naiv, doch er hat ein gutes Herz. Darüber hinaus besitzt er eine Fähigkeit, die nützlich sein könnte, falls mich der Drache entdeckt bevor wir ihn ungesehen erreichen. Ja... da kommt definitiv nur ein Gorone in Frage.

»Yunobo!«, flüstere ich laut. »Yunobo!«

Langsam reckt mein Neffe sein Kopf aus dem Fenster. Von drinnen ertönt Daruks Schnarchen.

»Loreena?« Erstaunt schaut mich der junge Gorone an, als er mich entdeckt.

Hektisch winke ich ihn herbei. Zögerlich verlässt er sein Haus und kommt gemächlich auf mich zu.




Revali

Unruhig wälze ich mich im Bett hin und her. Mich plagt ein seltsamer Albtraum. Ich befinde mich in einem Schloss, in einem großen Thronsaal, um genauer zu sein. Die Atmosphäre ist düster und dunkel. Ein kalter Schauder fährt mir über meinen Rücken, meine Federn stellen sich auf. Plötzlich schleicht eine Gestalt an mir vorbei. Es ist eine Frau. Sie trägt ein schwarzes, anzügliches Kleid mit tiefem Ausschnitt. Ihr schwarzes Haar flackert anziehend im Wind, der durch die Fenster zum Thronsaal hineinweht. Die weibliche Gestalt schreitet auf dem Thron zu. Dabei wendet sie mir ihr Gesicht zu und blinzelt mich durchtrieben an. Erschrocken zucke ich zusammen, als ich Shania in dieser dunkelgekleideten Frau erkenne. Doch etwas stimmt nicht mit ihr, ihre Augen... Sie sind rot.

Shania dreht mir den Rücken zu, stolziert weiter über den langen schwarzen Teppich.

»Shania! Warte!«, rufe ich ihr hinterher und folge ihr.

Plötzlich bleibt sie stehen. Sie wendet sich zu mir um und schaut mich an. Ihre roten Augen glühen in einem unheilvollen Schimmer. Sie lächelt boshaft, als sie neben dem Thron niederkniet. Gerade möchte ich zu ihr laufen, als plötzlich eine große Hand Shanias Schulter umfasst. Jemand sitzt auf dem Thron, direkt hinter meiner Gefährtin. Ich kann sein Abbild nicht erkennen, ich sehe nur eine dunkle, schemenhafte Silhouette. Dennoch weiß ich ganz genau, wer da seine fauligen Griffel auf meine Shania legt. Es ist Ganon.

»Dämlicher Vogel!«, spottet der Schweinepriester über mich. »Siehst du nicht, dass sie mir gehört?!?«

Mein Blick schweift zu Shania hinab. Ihr ordinäres Outfit.... Die roten Augen... Nein! Nein, nein, nein! Ganon hat sich die Hylianerin untertan gemacht. Dieser armselige Teufel!

»Ihre Seele ist jetzt mein. Du kommst zu spät!« Die Stimme des Dämonenkönigs hallt durch meinen Traum, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.

»Shania...«, murmle ich verloren.

Doch sie antwortet mir nicht, stattdessen nimmt sie Ganons Hand und beginnt diese ziemlich ungesittet abzuschlecken und an seinen Fingern zu saugen. Ungläubig schüttle ich den Kopf.

»Das ist nur ein Traum, Revali! Nur ein Traum!«, sage ich immer wieder zu mir selbst. »Komm schon, wach auf!«

Ganons böses Lachen bringt den Thronsaal ins Wanken. Meine Beine geben nach, ich falle hin.

»Genauso! Knie nieder!«, brummt der Widerling vergnügt.

Die Flügel am Boden gestützt schaue ich auf. Gerade muss ich zusehen, wie die dunkle Shania auf Ganons Schoß klettert.

»Shania, bitte!«, flehe ich. »Du gehörst ihm nicht. Komm wieder zu dir! Bitte!«

»Dein jämmerliches Betteln wird dir nichts nützen.« Seine Stimme donnert zu mir herüber, lässt mein Herz in tausend Stücke zerspringen.

Als Shania dann auch noch beginnt, sich gegen seinen Oberkörper zu drücken und seinen Hals zu küssen, sinkt mein Mut ganz. Ich fühle mich so schwach, so machtlos...



Die Federn kleben mir am Leib, als ich von meinem widerlichen Traum hochschrecke. Mit einem wütenden Aufschrei werfe ich die Decke von mir. Ich fahre hoch, keuche, kraule mir immer wieder durch die Federn. Doch diese grässlichen Bilder von der dunklen Shania verschwinden nicht.

Ganon hat sie mir weggenommen und ich konnte es nicht verhindern. Es war meine Schuld, ich konnte sie vor ihm nicht beschützen. Sie war sein Eigentum. Er hatte ihren Körper und ihre Seele in Besitz genommen.

Überwältigt schüttle ich mich. Entsetzt stelle ich fest, dass mein Gefieder sich zur immensen Größe aufgeplustert hat. Mein Herz hämmert so laut, dass ich überzeugt bin, dass Shania es hören kann. Hoffentlich habe ich sie nicht geweckt. Langsam blicke ich auf die andere Seite des Bettes, die vollkommen leer ist.

Meine Augen weiten sich vor Schreck. »Shania?«

Mein Blick eilt hektisch durch das Zimmer. Von meiner Gefährtin fehlt jede Spur. Die blanke Panik überkommt mich. Augenblicklich stehe ich von meinem Schlafplatz auf. Gehetzt schaue ich umher. Sie ist nicht hier.

Ich verliere keine Zeit. Sofort beginne ich, nach der Hylianerin zu suchen. Nachdem ich meine Brustrüstung angezogen habe, verlasse ich die Höhle. Die Abendsonne scheint auf mich herab, als ich nach draußen trete. Hektisch laufe ich durch das Dorf. In der Nähe ihres Zimmers scheint sie sich jedenfalls nicht aufzuhalten. Ich sehe sie nirgends.

Es macht mich beinahe wahnsinnig, dass ich sie nach diesem Traum nicht auffinden kann. Meine Zunge ist nahezu ausgetrocknet und ich zittere heftig. Ja, ich habe Angst! Angst, dass mein Albtraum eines Tages wahr wird. Wenn ich Shania nicht gleich in meine Flügel schließen kann und mich vergewissere, dass es ihr gutgeht, verliere ich den Verstand. Eigentlich sollte ich es mich nicht wundern, dass ich so etwas derart Scheußliches geträumt habe. Seit heute früh, denke ich nämlich an nichts anderes mehr. Den ganzen Tag habe ich mich stumm damit beschäftigt, mir auszumalen, was geschehen könnte, wenn Ganon sich Shanias Seele bemächtigt. Immer wieder habe ich mich daran erinnert, wie sie auf Boden lag, wimmernd und wälzend. Ganon hat sie dazu gezwungen, Bawos Macht zu wirken. Es ist nichts Schlimmeres passiert, als dass sie die Goronen ein bisschen rumgeschleudert hat. Aber was geschieht beim nächsten Mal? Wenn Shania es zulässt, dass Ganon von ihr Besitz ergreift, könnte sie sich gegen jeden wenden, auch gegen mich. Dieser elende Teufel könnte sie tatsächlich dazu bringen, mich zu töten oder jemand anderes, der Shania am Herzen liegt. Dieser Bastard!

»Stimmt was nicht?«, fragt mich ein Gorone, der nicht weit von mir neben einem Haus sitzt.

Meine grünen Augen leuchten beunruhigt.

»Du weißt nicht zufällig, wo Shania steckt?«, frage ich den Goronen widerwillig, weil ich meine Probleme bestimmt nicht mit ihm teilen will.

Der begriffsstutzige Steinmann runzelt die Stirn. »Wer?«

Entrüstet atme ich die Luft aus. Fast hätte ich vergessen, dass die Goronen Shania unter einem anderen Namen kennen.

»Ich meine Loreena...«

»Ach so!« Die Miene des älteren Goronen-Mannes erhellt sich. »Die habe ich vor einiger Zeit zu Daruks Haus gehen sehen.«

Erleichtert seufze ich auf. Daruk! Warum ist mir das nicht schon früher in den Sinn gekommen? Vermutlich ist meine Kleine nur ihren Bruder besuchen gegangen.

Dankend nicke ich dem Goronen zu und mache mich schleunigst auf dem Weg zu dem Haus des überbreiten Haudegens.

Obwohl ich mir Hoffnung mache, dass ich Shania bald finden werde, verschwinden meine Sorgen nicht. Immerzu muss ich an die finstere Erscheinung meiner Gefährtin in dem Albtraum denken. Wie sie an Ganons Fingern gesaugt hat... Als ich unaufhörlich weitermarschiere, schüttle ich immer wieder den Kopf, um solche Bilder aus meinem Kopf zu vertreiben.

Abrupt führe ich mich an den Moment zurück, als Shania mich heute Morgen auf dem Weg zu Daruk gefragt hat, ob es mir gutgeht, weil ich so still bin. Nein, es ist mir gar nicht gut gegangen und es geht mir auch jetzt nicht gut! Ich fühle mich so, als hätte mich jemand durch Vogeldreck gezogen. Obwohl mir Shania meine wirklich schmerzhaften Verbrennungen geheilt hat, fühle ich mich ausgelaugt und wehrlos. Wie ich dieses Gefühl hasse! Darüber hinaus mache ich mir ständig Gedanken darüber, was gestern alles hätte passieren können, wenn Hylia es nicht so gut mit uns gemeint hätte. Das alles ist mir ziemlich auf's Gemüt geschlagen. Aber ich wollte es der Hylianerin nicht sagen. Ich wollte es mir selbst nicht vor ihr eingestehen.

Seufzend bleibe ich vor Daruks Haus stehen. Und jetzt? Wollen Goronen, dass man anklopft? Daruks Steinhütte hat ja nicht mal eine Tür. So schiele ich in den Raum hinein. Ich kann niemand erkennen. Während ich unschlüssig vor mich hinbrüte, vernehmen meine Ohren plötzlich ein aufdringliches, lautes Schnarchen. Schläft Daruk etwa?

So marschiere ich doch in das Haus hinein. Und tatsächlich! Der große Felsklotz liegt schnarchend auf seinem Bett. Na, großartig! Wo ist Shania?

»Wach auf!«, schreie ich verärgert und presche an dem Tölpel heran, der seelenruhig in seinem Bett schlummert, während ich mich vor Panik fast mausere. »Wach auf, du dämlicher Schutthaufen!«

Als meine Beschimpfungen immer noch keine Wirkung zeigen, funkle ich den Koloss mit einem vernichtenden Blick an. Dabei erkenne ich einen Stein, der nicht weit von mir auf dem Boden liegt. So hebe ich ihn auf und werfe das Ding auf den schlafenden Daruk. Abrupt wacht der Typ auf, schüttelt sich und schaut mich benommen an. Offensichtlich hat er weitaus besser geschlafen, als ich.

»Wo ist Shania?«, frage ich den riesigen Goronen aufgebracht.

»Was? Wie? Wer?«

Ich lasse mir anmerken, dass ich keine Geduld habe. »Deine Schwester! Sag bloß, du weißt nicht, wo sie steckt! Wehe du sagst mir, dass du keine Ahnung hast!« Gereizt wedle ich mit den Flügeln.

Verwirrt kratzt sich der Riese am Hinterkopf. Mit müdem Blick durchsucht er den Raum. Außer uns ist hier niemand.

»Vielleicht weiß Yunobo, wo sie ist«, antwortet er mir schläfrig.

Nicht mehr lange, dann wird mein ziemlich dünner Geduldsfaden reißen. Nicht mal Hylia weiß, wie ich reagieren werde.

»Siehst du deinen belämmerten Sohn hier irgendwo? Ich jedenfalls nicht!«, schnauze ich den Goronen an.

Doch Daruk gähnt einfach nur, anstatt auf meine abfällige Bemerkung oder meinen scharfen Ton einzugehen.

»Warum regst du dich eigentlich so auf? Vielleicht ist sie einfach nur spazieren gegangen oder sie gönnt sich einfach nur n Dampfbad im Saunastollen. Könnte dir übrigens auch nicht schaden, würdest mal wieder runterkommen. Paps pflegt immer zu sagen, Panik ist die Grußkarte des Todes. Solltest dir daran mal ein Beispiel nehmen.«

Verärgert klappere ich mit dem Schnabel. Daher hat Shania also diesen spatzenhirnigen Spruch. Hätte ich mir ja denken können...

»Soll ich dich vielleicht daran erinnern, dass vor euren Toren ein Drache lauert, der persönlich von Ganon an der Kette gehalten wird?!?«, rufe ich völlig außer mir.

»Schon gut, schon gut!«, meint der Gorone beschwichtigend und erhebt sich aus seinem Bett. »Du musst mich nicht daran erinnern.«

Ich mache dem schwerfälligen Koloss Platz und trete einen Schritt zur Seite, als er beginnt, sich zu strecken und zu dehnen. Meine Augen lodern vor Zorn, als Herr Gemütlich sich nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch vor mir reckt, als wäre ein ganz normaler Tag.

Bedrohlich breite ich meine mächtigen Schwingen aus, schmeiße dabei einige zerbrechliche Sachen um. »Du dämlicher Hohlkopf! Hör endlich auf damit und hilf mir Shania zu suchen!«

Es macht mich nur noch wütender, als mich Daruk relativ unbeeindruckt anstarrt. »Kein Grund Druck zu machen...«

Jetzt ticke ich völlig aus. »Kein Grund!?!? Kein Grund!?!?«

Bevor ich dem dämlichen Steinmenschen die Bude auseinandernehmen kann, kommt plötzlich ein kleinerer Gorone in das Haus gestürmt.

»He, Daruk! Das musst du dir mal ansehen!« Keuchend deutet er nach draußen.

Entrüstet schnaube ich und folge zusammen mit Daruk dem Kerl nach draußen. Dort ist es dunkel, obwohl es noch längst nicht Nacht ist. Ein schwarzer Nebel liegt über Goronia.

»Was ist denn hier los? Hat jemand die Sonne ausgeknipst?«, murmelt Daruk fassungslos.

Meine grünen Augen funkeln den Großen düster an, als ich mich zu ihm umdrehe. »Nein, das ist Ganon, du Idiot! Er sagt euch den Kampf an.«

»Mannomann! Das ist ja genauso, wie in meinem Traum«, bemerkt der überbreite Fels und krault sich durch seine weiße Haarpracht.

»Dann hoffen wir mal, dass meiner nicht auch noch wahr wird. Daruk...« Flehend schaue ich den Goronen an und seufze, meine Wut verschwindet, nur noch Sorge um meine Gefährtin verbleibt. »Wir müssen Shania finden. Sie könnte sich in großer Gefahr sein.«

»Verstehe!« Ein Stein fällt mir vom Herzen, als er mir entschlossen zunickt und seine Faust ballt. »Wir werden sie finden!« Anschließend faltet er seine gigantischen Hände neben seinen Mund und schreit: »YUNOBO!!!«

»Der ist nicht hier«, hören ich und Daruk jemanden sagen.

Aus dem dunklen Nebel tritt der Chef der Goronen an uns heran. Shanias Ziehvater humpelt auf seinem Stock auf uns zu. Sorge liegt im faltigen Gesicht des alten Felsens.

»Ein paar Arbeiter haben Loreena und Yunobo zusammen aus dem Dorf hinausschleichen sehen«, erklärt der Anführer.

Entsetzt krächze ich. Massive Panik steigt in mir auf, sodass ich davon überzeugt bin, dass mir auf der Stelle alle Federn ausfallen werden.

»Ist das dein Ernst!?! Und niemand hat die beiden aufgehalten?« Erbost wende ich meinen Kopf von den anwesenden Goronen ab. »Nur der Kleine ist bei ihr. Wenn ihr etwas passiert...«, brumme ich vor mich selbst hin.

Abrupt stürme ich aus dem Haus. Mein Herz hämmert so heftig, dass ich der Meinung bin, dass es schon bald aus meiner Brust heraushüpft. Shania, dieses dumme Ding, hat gewartet bis ich einschlafe, damit sie sich heimlich davonstehlen und den Drachen retten kann. Dass ihr Neffe bei ihr ist, ist keines Wegs ein Trost. Ganon wird Shania erwischen und dann Daruks Sohn dem Erdboden gleichmachen. Wie konnten die beiden nur so dämlich sein? Wie konnte ich nur so dämlich sein? Shania hat mich reingelegt. Wie konnte sie nur? Wie konnte sie nur sich selbst und den Halbwüchsigen in Gefahr bringen? Wenn ich die Hylianerin in die Flügel kriege, dann...

Gerade als ich mich in die Luft erheben möchte, packt mich jemand höchst unsanft an meinen sensiblen Schwanzfedern. Erschrocken und gepeinigt krächze ich auf. Als ich mich umdrehe, blicke ich in die runden, blauen Augen des Goronen-Kriegers. Seine Gesichtszüge wirken verbittert und kritisch. Macht sich Herr Unbekümmert jetzt endlich auch mal Sorgen, was?

»Was hast du vor?«, fragt er mich.

»Shania und deinen unfähigen Spross retten, was sonst!«, fahre ich den Brocken an.

»Sei nicht albern! Bei diesem schwarzen Nebel siehst du doch nichts«, erwidert mir der Gorone bekümmert.

»Und wenn schon! Ich werde keine Sekunde länger warten.« Sofort drehe ich mich um, doch schon wieder werde ich von dem sprechenden Felsbrocken aufgehalten.

»Nichts da! Ich komme mit dir, Bruder! Du kannst jede Hilfe brauchen, die du kriegen kannst.«

Als ich zu Daruk zurückblicke, sehe ich, dass er seinen Daumen auf meine Schulter gelegt hat und mir kameradschaftlich zunickt. Wie entschlossen er nun wirkt. Endlich, hat ja ewig gedauert!

»Wenn du mit mir mithalten kannst?« Ein mildes Lächeln huscht über meinen Schnabel.

»Ha!«, ruft Daruk und haut sich gegen die Schulter. »Das sagst du zu mir? Ich brauche nicht zu sehen, ich finde mich hier auch blind zurecht. Schließlich bin ich hier geboren, ich gehöre zu den Bergen, wie jedes einzelne Staubkorn auf seiner Oberfläche.« Doch dann hält der Vollbärtige inne und greift sich mit nachdenklicher Miene ans Kinn. »Aber bevor wir aufbrechen, solltest du mitkommen. Wir sollten nicht den gleichen Fehler, wie beim letzten Mal machen und dem Drachen ohne Hilfsmittel entgegentreten.«

»Was meinst du damit?«, krächze ich verwirrt.

»Wir Goronen haben ein enges Verhältnis zu den Zora in Ranelle...« Mir entgeht dabei nicht, dass sich Daruks Blick seltsam verdüstert. Doch dann schüttelt er sich, seine Miene erhellt sich wieder ein wenig. »Wie dem auch sei. Sie haben uns einmal etwas geschenkt, womit wir den Drachen nun vielleicht schwächen könnten. Wir Goronen hatten nie Verwendung dafür, da wir nicht mit Pfeil und Bogen umgehen können. Aber du, du bist ein Meister darin.«

Interessiert hebe ich den Schnabel. »Dann zeig mir mal, wovon du sprichst!«

Daruk führt mich zu einer Truhe, als er sie öffnet, erkenne ich bereits durch den leicht geöffneten Spalt ein kaltes, blaues Leuchten. Skeptisch blinzle ich, als ich Pfeile mit eisblauen Spitzen darin erkenne, Eispfeile.



Je näher wir an den Vulkan gelangen, desto finsterer wird die Atmosphäre. Ein unheilsames Grollen ist aus dem Nebel zu hören und kleine rote Funken besetzen die schwere Luft. Mit jedem Schritt nimmt meine Angst um Shania zu. Diese Furcht benebelt meine Sinne, schwächt meinen Instinkt. Mein Flügel, die den Adlerbogen umschließt, zittert.

Unfassbar, dass dieses dumme Mädchen wirklich mit diesem Nichtsnutz von einem Goronen losgezogen ist, um sich dem Drachen alleine zu stellen. Was hat sie sich dabei nur gedacht? Bestimmt nichts! Und an meine Nerven hat sie dabei auch nicht gedacht. Wenn dieser verdammte Traum nicht wäre... Ich kann an nichts anderes mehr denken. Ihre roten Augen, ihr verruchtes Lächeln, ihre Lippen auf Ganons Haut...

»Alles in Ordnung mit dir?«, höre ich mit einem Mal den großen Goronen fragen.

Flüchtig wende ich mein Gesicht Daruk zu, während wir weitergehen. Der Riese marschiert direkt neben mir. Er hält seinen Bergspalter kampfbereit in der Hand.

»Ja!«, antworte ich ihm kurzangebunden.

Eine Zeit der Stille vergeht, bis Daruk wieder dem Mund aufmacht. »Magst Loreena wirklich sehr, nicht? Bist ja richtig außer dir vor Sorge.«

Ganons übler Dunst und dieser schwellende Kummer in mir bringen mich doch tatsächlich dazu, dem Goronen die Wahrheit zu sagen. »Sie ist die Einzige, die mich je genommen hat, so wie ich bin. Ohne sie wäre es nicht mehr das Gleiche. Ich werde nicht noch einmal versagen und jemanden verlieren. Nicht sie, nein!«

»Du hast schon mal jemanden verloren?« Mitleidig glubscht mich der Gorone an.

Ich habe Daruk schon genug gesagt. Mehr Gefühle werde ich bestimmt nicht zulassen. Außerdem will ich jetzt bestimmt nicht über meinen Vater reden und die Tatsache, dass ich ihn damals nicht vor den Schatten retten konnte. So schweige ich einfach nur und schaue stur nach vorne.

Der Koloss überrascht mich, als er mir etwas gesteht, von dem ich nichts wusste. »Das ist nicht schlimm, weißt du. Jeder hat einen mindestens einen Toten zu beklagen. Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben. Ja, war oft gar nicht so leicht, ohne sie aufzuwachsen. Paps war oft überfordert mit mir. Wusste nicht, wie er so einen Kiesel wie mich, alleine groß bekommen soll. Schon komisch, dass genau dann Loreena kam. Sie war nicht nur meine Schwester, eigentlich war sie auch irgendwie wie ne Mutter.«

Sein Geständnis lässt mich innerlich nicht kalt, ja, es berührt etwas in mir. Es lässt den Goronen irgendwie zerbrechlich erscheinen. Eigentlich finde ich so etwas sonst immer schwächlich und erbärmlich, aber nun ist es anders, es macht Daruk mir irgendwie sympathischer und einiges versteht sich damit auch von allein. Nun kann ich mir denken, warum er so ist, wie er ist und warum ihm meine Shania so wichtig ist.

»Ja...«, erwidere ich ihm, ohne Daruk anzusehen. »Kann ich verstehen. Shania hat auch eine solche Wirkung auf mich.«

»Und dann, als mich Marischka verlassen hat, meine Frau, war Loreena auch für mich da. Hat mir dabei geholfen, meinen eigenen Kiesel aufzuziehen. Ja... meine Schwester hat mich wirklich nie im Stich gelassen. Und jetzt werde ich sie auch nicht im Stich lassen.« Die letzten Worte brüllt er so entschlossen hinaus, dass ich einen kurzen Augenblick befürchte, der Drache könnte ihn hören.

Plötzlich bleiben wir stehen. Wir befinden uns auf dem Plateau wieder, auf dem wir letztes Mal standen, bevor wir gegen den Drachen kämpften.

»Da sind wir wieder!«, knurrt Daruk.

»Dieses Mal sehen wir besser zu, dass die Sache anders ausgeht«, entgegne ich meinem Kampfgenossen und verschränke die Flügel.

»Kein Zweifel! Dieses Mal kriegt uns der Schuft nicht klein!«, ruft der Gorone bereit.

Schmunzelnd schiele ich zu Daruk hinüber. Ist schon komisch! Bis jetzt wollte ich nie, dass jemand an meiner Seite kämpft, aber nun bin ich froh, dass der Gorone mir zur Seite steht.

»Dann lass uns loslegen, Bruder!«, erwidere ich dem Koloss mit leiser Stimme.

Zunächst glubscht mich Daruk einfach nur sprachlos an, doch dann grinst er breit.

Doch bevor mir der Gorone darauf etwas erwidern kann, hallt ein mächtiges Brüllen über die verhangene Vulkanlandschaft. Mit einem Mal beginnt die Erde erneut, sich zu regen. Doch dies ist kein normales Beben, auch Ganon hat damit nichts zu tun. Keinen blassen Schimmer, wie ich mir da so sicher sein kann, es ist nur so ein Bauchgefühl. Oder vielleicht ist es auch Hylia, die leise zu mir spricht, mir sagt, dass Shania dafür verantwortlich ist. Und dann ist da auf dem Todesberg dieses helle, strahlende Licht.

»Genau wie in meinem Traum!«, ruft Daruk erneut.

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