October
24th October
"Nein, du darfst keine von meinen Steinen wegnehmen!", ich musste Hellosun ganz böse anschauen, bis er seufzte und den weißen Stein aufs Spielfeld zurück legte: "Aber ich will nicht nochmal verlieren, das Spiel ist blöd." Ich grinste ihn an und gewann das Spiel im nächsten Zug. Eigentlich ist das Spiel ganz einfach, aber Hellosun macht immer die selben Fehler.
"Timber!", rief mich Catface plötzlich und rannte ins Zimmer. Er hustete und er hatte Ruß im Gesicht und an den Händen, "Hellosun, Nosy, los! Miss Chuckley sagt wir müssen hier raus, es brennt!" Er packte Fish um ihn zu tragen, und der kleine Junge drückte sich ängstlich an ihn. Nosy rannte an uns allen vorbei die Treppe runter und Hellosun und ich sprangen verschreckt hoch, sodass alle Spielfiguren durcheinander purzelten. Ich war noch nie derart schnell die Stufen runtergestololpert, denn der Rauch kam uns schon entgegen und beflügelte unsere Schritte förmlich. Keiner von uns hatte lange überlegt, blind waren wir Catfaces Befehl gefolgt. Catface stürmte in den Qualm: "haltet die Luft an!" Ich hielt mir den Arm vor den Mund und kniff meine Augen so eng wie möglich zusammen. Ich konnte überhaupt nicht mehr denken. Ich wollte nur noch raus. Nicht einmal an mein Tagebuch dachte ich, welches ich seit Pigsmells Tod kaum noch aus der Hand gelegt hatte. Luft. Luft und Licht war alles was ich wollte und woran ich denken konnte. Draußen waren bereits Leute damit beschäftigt, Wasser heranzuschaffen und den Brand zu löschen. Aber leider war es aussichtslos. Gegen Mitternacht standen nur noch Catface, Nosy, Umbrella, Hellosun, Fish und ich bei den rauchenden Überresten unseres Zuhauses. Miss Chuckley hat es wohl nicht geschafft, sagte ein Mann zu mir, und ich weinte. Wir weinten alle weil es kalt war und wir uns so furchtbar traurig fühlten. Nur Catface starrte wütend in die Glut und hielt Fish fest und entschlossen im Arm. Er war es auch, der die Idee mit der Scheune hatte, die schon lange leer stand. Es war ein langes Stück zu laufen, vor allem für unsere kleinen dummen Füße, die mich gar nicht mehr irgendwohin bringen wollten. Ich wollte zu Pigsmell, und mich zu ihr unter die Decke kuscheln. Ich wollte ihre Hand halten und sagen, dass alles gut wird.
Aber das wurde es nicht. Es wurde nur noch schlimmer.
Die Scheune war muffig und wir mussten das Wachs von den Fenstersimsen zusammenkratzen, um etwas Licht zu haben. Umbrella, die kleinste von uns sie war erst vier, hatte sich in die Hose gemacht vor Angst und heulte deshalb ständig. "Heul nicht sondern lern was draus!", schrie Catface sie immer wieder an. Seine grünen Augen schienen an Leuchtkraft verloren zu haben, dafür war seine Zunge schärfer. Er schrie uns an und wir folgten ängstlich seinen Befehlen. Im Nachhinein glaube ich, das war gut. Wir hatten alle etwas zu tun und unsere Gedanken kamen erst gar nicht dazu sich hinzusetzen und über die furchtbaren Sachen nachzudenken. "Nicht weinen", sagte Catface immer zu Fish und streichelte seinen Kopf, "ich halte dich fest." Ich glaube jeder von uns anderen wünschte sich, er würde auch mit uns so reden. Aber Umbrella schrie zu viel, Nosy war so alt wie ich und war nach Catfaces Meinung schon alt genug um auf eigenen Beinen zu stehen, und Hellosun sagte selbst immer, er sei stark. Dabei war er doch auch erst neun.
Naja und dann... war ich weg.
Ich kann mich an nichts mehr erinnern, aber plötzlich war ich in einem Stadtteil den ich nicht kannte, und vor mir lagen einige Brotkrumen. Mein Hunger war gestillt, nur die Kälte kroch unangenehm unter meine Haut. Ich hatte das Gefühl, als wären mehrere Stunden einfach ohne mir vergangen. Als hätte ich geschlafwandelt. Ich habe ewig versucht die anderen wieder zu finden, aber aus irgendeinem Grund verlor ich ab und zu das Bewusstsein, und ich war woanders, ohne da jemals hingegangen zu sein. Ich habe es auch nicht geschafft etwas zu klauen, Essen oder so, jedesmal wurde ich erwischt weil ich eine Milchkanne umgeworfen habe, wem auf den Fuß getreten bin, oder niesen musste. Dann kam ich an einen Brunnen, wo ich einen wunderbaren Drachenmann getroffen habe. Ich glaube ich kann ihm vertrauen, auch wenn seitdem etwas in mir wehtut.
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