Chapter Twelve
"So ein Mist...", Midori hockte neben Timbers bewusstlosem Körper auf dem Zugboden und spielte mit einer kleinen Flamme. Immer wieder kokelte sie Risus Haare etwas an, der neben dem Menschen auf dem Boden lag und zu schlafen schien. Midori wusste nicht genau was geschehen war, einmal wenn man unaufmerksam war! Sie hatte eben so wunderbar an Timbers Seele geknuspert und gar nicht auf das Drumherum geachtet, als sie plötzlich mit einem Schlag aus ihrem zukünftigen Körper gekickt worden war. Nun saß sie hier auf dem rumpelnden Boden des Gespensterzuges. Es gefiel ihr überhaupt nicht, dass jemand stärker war als sie. Das Band zwischen Timber und ihr war zum Glück nicht geschädigt worden, und so fehlte ihr im Grunde nichts außer ihrer schützenden Menschenhülle, in die sie nicht zurück konnte. Es kam keiner um den verblödeten Shinigami oder die mickrige Seele zu suchen, sodass sie nach einer Weile vergebenen Wartens langsam aber sicher wütend wurde. "Ich will einfach nur in Ruhe diese Seele fressen, sonst nichts!", schrie sie den am Boden liegenden Tod der Eichhörnchen an und das auch nur, weil kein anderer da war. Midori gab Risu eine Ohrfeige, dann Timber. Keine Reaktion. "Wacht auf oder mir wird extremst langweilig!" Ihr Geduldsfaden riss endgültig, als der vermaledeite Poltergeist in Form eines fliegenden Serviertabletts gegen ihren Kopf rasselte und keinen Augenblick später in grüne Flammen aufging, um innerhalb eines nächsten Augenblicks zu einem Häufchen Asche zu zerkrümeln. Lodernd stand die Dämonin auf und tappte durch den Wagon. Spaßeshalber hinterließ sie kohlschwarze Fußabdrücke auf dem Holz unter ihren Füßen. Der Zug war geradezu ausgestorben leer, so als ob die Nachtfahrten weniger beliebt wären. Aber sowas wie Tag und Nacht existierte hier ja nicht, Midori schüttelte sich bei einem Blick nach draußen, wer bitte wollte in so einer nassen kalten Welt wohnen? Die Niederwelt war wirklich hübscher. Nicht hübsch, aber hübscher. Die Dämonin hatte den Essenswagen mittlerweile durchquert und bestieg nun den mit den Abteilen, wo sie vorher hergekommen waren. Auf gut Glück öffnete sie eine der Schiebetüren, aber es war natürlich nicht die richtige. Wie ein ausgehungerter Löwe streifte sie weiter den Gang entlang und bald konnte sie Stimmen vernehmen. Unauffällig pirschte sie sich an die halboffene Tür heran und linste in den kleinen Raum. Mit dem Rücken zu ihr stand ein Tenshi mit einer Flügelprothese - zumindest sah es so aus - und Kai Chou starrte sie für einen Sekundenbruchteil so durchdringend an, dass ihr Herz schneller anfing zu schlagen und sie sich hastig zurückzog.
"Deiner Reaktion nach zu urteilen, weißt du von dem Buch", sagte der Engel. "Meiner Reaktion nach zu urteilen", äffte Kai Chou den Rothaarigen nach, "fand ich es nicht sehr angemessen hier hereinzuplatzen. Offenbar hast du neben deinem Tagebuch auch deinen Anstand verloren, aber hier sicher nicht. Das wäre ein großes Stück gewesen, das hätten wir bemerkt." Der Tenshi verzog eindeutig verärgert das Gesicht, kam aber nicht zu Wort, da Midori selbstbewusst und nicht besonders geheimnistuerisch in das kleine Zimmer schritt und verkündete: "Ich weiß was du suchst. Und ich weiß auch, wo es ist." Überrumpelt fuhr der Engel herum: "Was? Wieso ist eine Yoma hier?"
"Tja da staunst du", Midoris Augen leuchteten kurz dominant auf, "Ich heiße Midori und bin eine Dämonin wie du schon sehr richtig bemerkt hast. Und du? Ich kann mich nicht erinnern, dich schon einmal getroffen zu haben."
"Ich bin Askaziel", Kai Chou zog bei dem Namen scharf die Luft ein, was Askaziel zu einem süffisanten Grinsen und Shiva zu einem verwirrten Blick in seine Richtung verleitete. "Ich würde mich gerne mit dir unterhalten Midori, nur nicht hier. Diese beiden Herren sind mir eindeutig zu ungehobelt", die Niji und der Engel verließen das Abteil so rasch wie sie es betreten hatten um sich wohl woanders über ihr Geschäft zu unterhalten. "Shiva ich muss das regeln, bis später", auch Kai Chou lief auf den Flur und ließ die Seele allein zurück. Shiva blieb nicht einmal Zeit zu nicken und zog den Umhang fester um sich, in der Hoffnung sie würden ihn hier nicht vergessen und Bescheid sagen wenn sie aussteigen mussten.
Kai Chou eilte den beiden verdächtigen Personen nach, die sich eben auf den Weg zum Speisewagen machten, wohl um Timber das Buch abzunehmen. Wieso hatte Midori seinen Körper überhaupt verlassen? Keine Minute später wusste er es noch immer nicht. Midori und Askaziel waren vor einem Tisch stehen geblieben und schienen ebenso verwirrt wie der Shinigami. "Gerade eben waren sie noch hier, ich schwöre!", Midori drehte sich ein paar Mal im Kreis und suchte offenbar nach etwas oder jemandem im Plural, was verschwunden war. "Wer denn?", fragten Kai Chou und Askaziel gleichzeitig und warfen sich deshalb flüchtig einen bösen Blick zu. "Na, der Besitzer des Buches", die Yoma zeigte anklagend auf die Rußflecken am Boden, "es ist noch nicht lange her dass sie weg sind!" Timber? Warum sollte Timber einfach so verschwinden? Vor allem wie wenn Midori doch seinen Körper durch ihr Austreten zu einer kurzen Pause zwingt? "Wer ihn zuerst findet", lachte Askaziel, "ich liebe Wettkämpfe." Damit lief er los, im Gehen holte er einen kleinen eckigen Gegenstand aus der Tasche, den er aufklappte und sich kurz darauf ans Ohr hielt. Midori stand nur verwirrt da als wundere sie sich über solches Verhalten, aber Kai Chou lief ebenfalls los. Askaziel war der Sohn des Erzengels Mikael und gehörte damit zu einer der unfreundlichsten Tenshifamilien in ganz Eden. Der Shinigami hatte keine Lust sich vorzustellen, dass ein solcher Idiot Risu und Timber finden könnte. Er wusste zwar nicht was ihm an dem Buch lag, nur war es definitiv etwas besonderes. Es gab bestimmt gute Gründe dafür, dass es die Reise in die Unterwelt so ohne weiteres hatte antreten und überstehen können. Normale Gegenstände gingen nicht tot, und sterben taten sie erst Recht nicht, aber dass sie geboren werden sollten, klang noch unglaubwürdiger. Woher sollte Askaziel davon wissen? Haareraufend suchte Kai Chou auf den Toiletten - die zwar niemand benutzte aber sie waren eben da - nach dem Tod der Eichhörnchen und der kleinen Seele.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro