Chapter Eight
"Glaubst du, dass etwas passiert ist?", ängstlich drückte Timber sich ein Stück mehr an die freundliche Eichhörnchen-Gestalt, die ihm beruhigend über den Kopf strich: "Die kommen bestimmt gleich. Wahrscheinlich haben sie sich nur etwas... verlaufen." Timber nickte, aber konnte es sich nicht vorstellen. Chou war doch ein sehr mächtiger Drachenmann, oder nicht? Wie konnte es dann sein, dass er sich in seinem eigenen Zuhause verlief? Naja, er selbst hatte London auch nie wirklich erkundet, und hier sah auch noch alles gleich aus. "Sie kommen gleich, ja?", Timber starrte in den Nebel und versuchte etwas zu erkennen. "Natürlich", Risus lustige große Ohren drehten sich immer wieder zuckend in unterschiedliche Richtungen, aber Timber hörte nichts. Der Wind fuhr nur ab und zu durch die nur wenig belaubten Bäume, was leise raschelte. Der Fluss war zu weit weg um ihn zu hören, und Tiere gab es hier wohl nur diese netten leuchtenden Pünktchen. Der Junge streckte langsam die Hand aus und eines der leuchtenden Wesen setzte sich auf seine Handfläche. Er kicherte: "Risu! Schau mal!" Der Shinigami sah zu ihm hinunter, aber Timber konnte wegen seiner Maske nur das freundliche Funkeln seiner braunen Augen wahrnehmen. Begeistert blickte er wieder zu dem Licht: "Was sind das für Tiere?" "Das sind Lichterwesen, sie weisen den Seelen den Weg in die Niederwelt", versuchte Risu zu erklären. "Niederwelt?", fragte Timber interessiert und betrachtete fröhlich, wie sich noch mehr Lichterwesen zu ihm gesellten. Risu kicherte: "Du weißt nicht sehr viel über die Dämonsionen, nicht wahr?"
"Nein."
"Ich kann versuchen es dir zu erklären", Risu hockte sich auf die Bahnschienen und Timber tat es ihm gleich, leider stoben die Lichtpunkte davon davon. "Also. Die Welt die du kennst, also wo du gelebt hast, nennen wir Oberwelt, oder Jenseits. Aber Jenseits sagt man eigentlich zu jeder Welt in der man sich gerade nicht befindet. Hier ist für uns also gerade das Diesseits. Gut also die Welt der Lebenden heißt Oberwelt und ist die zweite Dämonsion. Die Welt die danach kommt, also wenn man tot wird, ist hier. Die Unterwelt. Dorthin kommen die Seelen wenn sie ihren Körper verlassen. Verstehst du mich soweit?" Timber nickte. "Wenn du dann hier stirbst, verlierst du auch noch deine Seele und bist sozusagen komplett tot. Die Überreste kommen in den Scheol, stell ihn dir vor wie einen großen Schmelzofen. Alles wird zusammengeschmolzen, woraus dann in Eden, der ersten Dämonsion, wieder neue Seelen geschmiedet werden. Es ist ein ständiger Kreislauf." "Ooooh", sagte Timber sehr erstaunt, "und ihr? Könnt ihr überall sein?" Risu nickte: "Wir können die Grenzen im Grunde beliebig durchschreiten, aber eigentlich ist es so, dass hier die Shinigami sind, im Scheol die Teufel und in Eden die Götter."
"Und Dämonen?"
"Die gibt es überall außer in Eden. Hier sind es Yōkai, sehr kleine Dämonen, und in der Niederwelt, also im Scheol, heißen sie Yoma, oder Niji", beim letzten Wort kicherte Risu etwas, "die Dämonen in der Überwelt, also Eden, sind so arrogante Leute, dass sie sich als Tenshi bezeichnen, also Engel. Aber eigentlich sind sie auch nichts anderes als die Yoma."
"Yoma... Yōkai... Teufel", Timber versuchte sich das alles zu merken aber es war eine so komische Sprache und er konnte sich das alles nur schwer vorstellen. "Und die Leute die sterben?", fragte er, "kommen sie hierher?" Risu wischte etwas Dreck von sich: "Du musst wissen, sterben und tot gehen ist nicht das selbe", er überlegte kurz, "tot gehen sagt man glaube ich nicht. Aber wenn du deinen Körper verlässt, kommst du hier her, als Seele. Wenn du stirbst, zerfällt deine Seele und kommt in die Niederwelt." "Ah... also die Leute die in meiner Welt... tot gegangen sind... sind jetzt hier?" Risu nickte: "Wenn sie noch nicht gestorben sind, ja." Timber fing an zu strahlen und stand begeistert auf: "Dann kann ich sie besuchen! Dann kann ich sie ja sehen! Miss Chuckley und... und Pigsmell! Und meinen Grandpa!" Er nahm Risus Hand und schüttelte sie: "Bitte, können wir sie besuchen? Kann ich sie wiedersehen?" Risu antwortete nicht aber Timber gab nicht auf. Es bestand eine Möglichkeit Pigsmell wieder zu sehen! Sein Herz machte einen Sprung vor Freude und ein warmes Gefühl durchflutete ihn. Ganz fest drückte er sein Tagebuch an sich, welches er unter seine Kleidung geschoben hatte, damit es nicht nass werden konnte. Das Schwert was Chou ihm gegeben hatte, hing an einem Gürtel um seine Hüfte. Er fühlte sich so anders. Natürlich vermisste er die anderen sehr oft, aber die Leute hier waren so nett und er hatte sein Buch und sogar eine Waffe! "Bitte Risu! Bitteee!!"
Risu lachte: "Ich hätte ja nichts dagegen, aber ich denke die anderen sollten bald hier sein. Wenn wir dann wieder weg sind, suchen wir uns gegenseitig." "Aber danach!", Timber gab nicht auf, "wo gehen wir denn eigentlich hin?" "Na zur Ruine von Luzifer, um sie sauber zu machen. Es ist ein sehr heiliger Ort." Timber nickte andächtig. Die Lichterwesen begannen wieder sich auf ihm niederzulassen, aber diesmal scheuchte er sie weg, denn eine Gestalt eilte aus dem Nebel auf sie zu. Moment, eine? Timber sah genauer hin. Chou trug Shiva? Aber warum? War etwas passiert? "Kai-kun!", Risu stand auf und lief ihnen etwas entgegen, "was war denn los? Seid ihr zwischendurch auf einen Haufen Walderdbeeren gestoßen?" "Nein. Melonen", antwortete Kai Chou grimmig und falls er noch etwas sagte, bekam Timber es nicht mehr mit, weil ein ohrenbetäubendes Rattern die Ruhe durchbrach: Der Zug kam. Timber hatte nie in seinem Leben so etwas gesehen, weder eine solch große Konstruktion aus Metall, noch etwas so rauchendes stampfendes, das sich von selbst bewegte. Außer sich vor Angst klammerte er sich Kai Chous Bein und kniff die Augen zusammen. Das Monstrum wirbelte den Nebel auf wie Laub und trieb ihn davon. Es zischte laut und schnaubend, dann blieb es stehen. Zaghaft öffnete der kleine Junge seine Augen wieder. Die anderen waren keinen Schritt zurück gewichen, also war es harmlos, oder nicht? "Los der Lokführer wartet nicht", Kai Chou löste sich von Timber und stieg mit Shiva in das Ding aus Stahl und Rauch. Timber betrachtete erst noch ziemlich feindselig den aschgrauen Rumpf der Lok, ehe er von Risu die Stufen nach oben gehoben wurde und das Innere des Zuges betrat, ob er wollte oder nicht.
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Die zweite Lesenacht bereits wohoo hab euch lieb ^^
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