🥀Kapitel 17
JIMIN
Es waren die wispernden, dunklen Stimmen, denen ich folgte und an denen ich mich orientierte - die negative Energie und all die Trauer, die Wut und die Angst, die sich an diesem düsteren Ort staute.
Wenn das das Innere eines Menschen war, der den Willen zum Leben verloren hatte, dann ließ das einen regelrechten Schauer über meinen Rücken rieseln, denn... so war ich auch.
Diese Emotionen wurden immer stärker, sie trafen immer mehr auf mich und begannen zu wirken, mich herunter zuziehen, aber was mich besonders bedrückte war die Frage, wieso das alles hier so finster war und wie ich so einer Person gegenübertreten sollte.
Mit dieser Frage im Kopf folgte ich dem Weg immer weiter, bis ich letzten Endes irgendwann einen dunkel gekleideten Jungen zu sehen bekam und dann mit einem beunruhigten Gefühl auf diesen zusteuerte. Ich hatte diese dumpfe Vorahnung, dass es sich bei diesem Jungen um den Träumenden handelte.
Bevor ich bei ihm angekommen war, bemerkte er mich und sein bohrender Blick ließ mich für einen Moment inne halten - er checkte mich von oben bis unten komplett ab, verzog dabei seine monotone Miene für keine einzige Sekunde. Ich erwiderte seinen Blick, doch er schien sich nicht sonderlich für mich oder andere Dinge zu interessieren, weshalb er sich gegen die Wand lehnte und in den wolkenbedeckten Himmel starrte.
Langsam ging ich zu ihm hin und murmelte unsicher eine Begrüßung vor mich hin, er blickte mich zwar wieder an, doch erwiderte nichts.
"Warum ist es hier so düster?", wollte ich dann von ihm wissen.
Ich wusste, ich würde hier nicht wieder herauskommen, ohne diese bestimmte Sache zutun, doch ich wollte ihn zumindest kennenlernen und verstehen, was in ihm vorging, bevor ich diese schreckliche Tat vollbringen musste.
"Das sind meine Gedanken, düster und suizidal", bemerkte er recht knapp und deutete nach vorne, weshalb ich seinem Blick folgte und zu meinem Entsetzen einen toten Raben, der in seiner eigenen Blutpfütze schwamm, erblickte.
"Der Rabe ist so schwarz wie meine Gedanken, mit ihm verbinde ich Hoffnungslosigkeit - nur mit dem Unterschied, dass er die Schwelle zum Reich der Toten schon überschritten hatte und ich noch nicht"
Überrascht über das, was er da vor sich hin erzählte, weiteten sich meine Augen und ich hatte das Gefühl, einen Teil von mir selbst in mir zu erkennen. Diese ausgesprochene Verzweiflung war genau das, das ich in der Zeit mit Yoongi gefühlt hatte, viel mehr aber jetzt.
Doch es war viel schlimmer, all seine Emotionen zu verlieren, als sie zu haben. Sie waren ein wichtiger Bestandteil des Menschen und auch, wenn sie uns in vielerlei Hinsicht in den Ruin treiben konnten, so waren sie auch für all die glücklichen Momente in unserem Leben zuständig und diese sollte man wertschätzen.
Dennoch fragte ich mich, was bei ihm los ist.
"Hat das einen bestimmten Grund?", hakte ich leise nach, doch er lachte nur auf und blickte mich an, als würde er das für einen schlechten Witz halten.
"Bei mir ging es seit dem Tod meiner Mutter nur noch bergab, mein Bekanntenkreis war ohnehin sehr beschränkt, doch ich hab sämtlichen Anschlüsse verloren", fing er an zu erzählen.
"Ich hab angefangen zu trinken, zu rauchen, Drogen zu nehmen und bin immer tiefer in dieses Loch gefallen, weil niemand da war, der meine Hand ergriffen hatte. Ich...", wollte er wieder ansetzen und hielt für einen Moment inne.
"Ich will nicht mehr leben, ich hasse es einfach nur noch", beendete er seinen Satz und danach kehrte eine einschüchternde Stille ein, die keiner von uns auch wagte zu unterbrechen.
"Du wirst der Person nur einen Gefallen tun, also los!"
Auf einmal verspürte ich ein mir unbekanntes Lustgefühl, meine Sinne begannen urplötzlich verrückt zu spielen, mein Herzschlag erhöhte sich rasant und ich kam enorm ins Schwitzen.
"Ich kann dir deinen Wunsch gerne erfüllen", sagte ich, fast schon als sei ich von etwas besessen.
Stop, was sagte ich da überhaupt?
"Meinen Wunsch nach dem Tod?", hakte er weiter nach und ich nickte unwillkürlich mit dem Kopf, woraufhin er nur ein leichtes Lächeln aufsetzte und mich abwartend musterte.
"Wenn du mich von meinem Leid erlösen kannst, empfange ich den Tod sogar mit offenen Armen, also nur zu", forderte er mich auf und zog seine Augenbraue nach oben.
Halt! Das konnte ich doch nicht tun...!
"Oh", entwich es auf einmal seinen Lippen und ich verstand diese Reaktion erst, als er ein wenig verstört auf meinen Arm blickte und ich verängstigt seinem Blick folgte.
"W-Was?"
Was zur Hölle war das bloß?
Mein Arm glich dem einer monströsen Bestie, mit Klauen, die einen auf barbarische Weise aufschlitzen konnten.
War ich zu einem Monster geworden?
Meine Sinne waren getrübt und es dauerte nicht mehr lange, da wurde wurde die Umgebung in einem elenden Blutrot getränkt und vor mir lag eine Leiche, die eine riesige Wunde über den gesamten Oberkörper hatte.
Er war tot, und ich?
Ich hatte meine Menschlichkeit verloren.
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