Valentinstag-Special, Teil Eins (SoT Cast)
Es war Mitte Februar und Jayden hatte sich dazu entschieden, in Eventura vorbei zu schneien. Aber er kam nicht einmal bis zur Tür, als diese aufgerissen wurde und Maris Mutter, Akari, nach draußen marschierte. Maris Vater, Kazuo, folgte ihr mit einem langen Gähnen und einem Gesichtsausdruck, der mehr als nur Motivationslosigkeit ausstrahlte. "Wieso genau zerrst du mich nochmal da hin?",
"Kazuo, also bitte! Deine Haare sehen schrecklich aus! Du hast heute den Termin beim Friseur, also gehst du da auch hin!",
"Aber ich mag meine Haare...",
"Soll ich sie schneiden?",
"Wag es nicht.",
"Siehst du? Also schleife ich dich halt dort hin."
Kazuo bemerkte Jayden und setzte einen flehenden Blick auf. "Kannst du mich bitte töten?",
"Ich kenne das Gefühl." Jayden lachte und winkte ihnen zu. "Guten Morgen.",
"Guten Morgen.",
"Mari, Schatz, wir gehen zum-",
"...Friseur, hab ich schon mit gekriegt." Mari lehnte am Türrahmen. "Viel Spaß. Du besonders, Dad.",
"... Werde ich absolut haben. Okay, bringen wir's hinter uns." Maris Eltern verließen den Garten. Mari warf Jayden einen Blick zu. "Hi, Rotschopf. Hast du dich verlaufen?",
"Nein, ich glaube nicht." Er schloss zu ihr auf und begrüßte sie mit einer Umarmung. "Du bist genau wie deine Mutter.",
"Oder sie so wie ich." Mari erwiderte die Umarmung. "Ich habe Mitleid mit Dad. Muss echt schwierig sein, es mit so einem Dragoran auszuhalten.",
"Hm... Ich kann mitfühlen?",
"Oh, kannst du das? Ich wüsste nicht, wieso. Gibt es etwas, von dem ich nichts weiß?",
"Nein... Nein. Überhaupt nicht", korrigierte er sich schnell.
"Gut. Ich hatte schon befürchtet, dass du von mir redest. Nett, dass du vorbei schneist.",
"Heh... Immer doch. Hattest du etwa schon Pläne?",
"Nicht wirklich... Ich wollte nur zur Friedensquelle gehen.",
"Du meinst die Stelle, die Jacky und du im Wald gefunden haben?",
"Jep, genau die. Die, die ich dir gezeigt habe.",
"Kann ich mitkommen?",
"Natürlich." Sie lächelte ihm zu. "Ich würde es sogar sehr begrüßen.",
"Oh, wie freundlich." Er schmunzelte leise und hielt ihr seine Hand hin. "Gehen wir.",
"Okay." Sie nahm seine Hand und führte ihn durch Eventura in Richtung Wälder. Der winterliche Schnee war bereits geschmolzen und erste Knospen an den Zweigen der Bäume sichtbar. "Kennt noch jemand anders diesen Ort?" fragte Jayden aus Interesse.
"Nein. Nicht, das ich wüsste..." Mari schüttelte den Kopf. "Soweit ich weiß nur Jacky, du und ich. Ich weiß, dass Inigo öfter in den Wald geht, um Beeren für seine Großmutter zu sammeln. Wir verstehen uns gut, aber ich habe ihm nie von der Stelle erzählt. Es ist... wie unser geheimer Platz.",
"Inigo? Wer ist das?",
"Ach... Ein ehemaliger Klassenkamerad von mir. Wohnt hier in der Nähe." Sie führte ihn durch den Wald zu der Lichtung, auf der die Quelle war. Jayden lehnte sich an einen Baum, als sie ankamen, und schloss die Augen, um alles um sich herum auszusaugen. Das Geräusch des Wassers, das Zwitschern der Meikro und Dartiri und das Gurren der Dusselgurr in der Umgebung und das leise Jaulen des Windes.
"Hm... Du müsstest diesen Ort mal im Sommer sehen. Dann wachsen hier viele Arten von Lilien", meinte Mari. Moos wuchs zwischen den Wurzeln der alten Bäume und Farne fingen bereits an, aus dem Boden zu sprießen.
"Was sind das für welche?" Jayden deutete auf ein paar gelbe und blaue Blumen im Gras.
"Krokusse. Das da sind Narzissen und das hier sind Schneeglöckchen. Man nennt sie auch Frühblüher, weil sie zwischen Februar und April wachsen", erklärte seine Freundin.
"Hm... Verstehe. Ich würde diese Stelle gerne auch mal im Sommer sehen.",
"Das ließe sich einrichten. Wenn du sie dann noch erkennen würdest", witzelte sie.
"Würde ich. Immer. Dieser Ort ist besonders für mich.",
"...Ach echt?" Sie drehte sich überrascht zu ihm um. "Wieso das?",
"Weil das ein Ort ist, den nur du kennst. Jacky mal raus genommen. Deine eigene, kleine Welt. Als du ihn mir gezeigt hast, wusste ich, dass du mir vollends vertraust. Und ich werde darum kämpfen, einen Platz in dieser kleinen Welt zu haben."
Sie lächelte. "Aww. Das ist echt niedlich." Einige Gehweiher huschten über das Wasser.
"Tja... Was soll ich sagen..." Jayden schmunzelte leise in sich hinein.
"Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?",
"Ach, sei leise..." Er lachte.
"Nö. Abgelehnt." Sie verschränkte die Arme.
Sie blieben eine Weile, bevor Mari ihn wieder zurück führte. Als sie den Wald verließen, rannte Inigo ihnen plötzlich entgegen. "Hey, Mari! Was hast du denn getrieben?",
"Klingt so, als wäre ich dabei, Unruhe zu stiften." Sie setzte das süßeste und unschuldigste Lächeln auf, das sie in petto hatte. "Ich hab ihm nur eine Stelle im Wald gezeigt.",
"Wem?" Inigo blickte zu Jayden, den er davor entweder übersehen oder einfach ignoriert hatte. "Achso... Ihm. Cool.",
"Eine echt geheime Stelle~ Und sie bleibt geheim, also spare dir die Mühe, zu fragen. Ich fühle mich badass dabei, die einzige zu sein, die sie kennt.",
"Der Typ scheint aber auch von ihr zu wissen, also..." Inigo schmunzelte. "Jetzt fühle ich mich ausgegrenzt.",
"Ich habe Jay erlaubt, sie zu betreten. Und er ist nicht 'der Typ', er heißt Jayden.",
"Wie kommt es, dass er davon weiß und ich nicht?" wollte Inigo wissen. "Ich kenne dich viel länger als er! Das ist nicht fair!",
"Oh... Tja... Blöd.",
"Aber echt.",
"Hast aber leider Pech gehabt, ich verrate es dir trotzdem nicht~",
"Du bist fies!",
"Ich bin immer fies, wer ist da noch überrascht. Außerdem hat Jayden mir hier und da geholfen, also ist das schon fair, finde ich."
Jayden stand nur still daneben und schien Inigo jetzt schon nicht leiden zu können, auch, wenn er ihn erst seit drei Minuten kannte. Es war ein Bauchgefühl, das ihn hier warnte. Und seine Alarmglocken schrillten laut auf, als Inigo weiter redete und dabei kurz zu Jayden sah: "Schaut so aus, als hättest du ihr viel geholfen. Danke dafür!"
Jayden antwortete nicht, sondern fragte sich innerlich, wofür genau der Typ sich jetzt bedankte, aber da hatte Inigo ihn schon wieder ausgeblendet. "Wie wäre es mit einem Spaziergang durch die Stadt?" fragte er an Mari gewandt. "Alleine?",
"Uhm..." Mari zögerte und sah kurz zu Jayden.
"Ich werde sie nicht kidnappen, keine Sorge!" Inigo schmunzelte wieder. "Ich bin nur froh, wenn ich jemanden zum Reden hab, der nicht Selena oder Joël heißt."
Jayden begegnete ihrem Blick und fühlte sich etwas seltsam in der ganzen Sache, aber er gab sich äußerste Mühe dabei, entspannt zu wirken. "Wenn du möchtest", meinte er zu ihr. "Lass dich nicht von mir aufhalten. Ihr redet nicht oft miteinander, ich verstehe schon.",
"..." Mari fühlte sich nicht weniger seltsam in der ganzen Situation, seufzte dann und gab ihm ihren Hausschlüssel. "Ich bin in einer halben Stunde da. Geh schon mal vor, ich brauche nicht zu lange.",
"Ist schon in Ordnung. Lass dich nur nicht entführen", scherzte er leise und strich leicht mit dem Daumen über ihren Handrücken.
"Ich gebe mein bestes..." Sie versuchte sich an einem Lachen, um die seltsame Spannung in der Luft zu überwinden. "Ich kann immer noch Leuten in den Hintern treten, keine Sorge.",
"Ja, ja. Ich halte dich nicht zurück." Er lächelte sie an, aber dieses Lächeln verschwand sofort wieder, als er Inigo ansah. "Man sieht sich.",
"Ich lasse dich nicht versauern." Mari schüttelte den Kopf. Jayden nickte nur und wandte sich ab. Seine Alarmglocken läuteten immer noch, aber er wollte nicht paranoid werden. Mari seufzte und nickte Inigo dann zu, bevor sie voraus ging. "Du hast dir echt einen super Zeitpunkt ausgesucht, Inigo, wirklich.",
"Sorry. Ich dachte nur... Naja, ich...",
"Ist jetzt auch egal." Sie winkte ab und steckte die Hände in die Hosentaschen.
"Was geht eigentlich ab zwischen dir und... Jayden war sein Name?",
"Was meinst du mit 'was geht zwischen uns ab'?",
"Ihr zwei scheint euch nahe zu stehen.",
"Ach, wirklich? Ist mir nie aufgefallen", meinte sie mit einem sarkastischen Ton.
"Ist er dein Freund?",
"Ja, zufälligerweise schon. Aber ich dachte, das wäre offensichtlich.",
"Oh... Verstehe..." sagte er gedehnt. "Das ist... komisch.",
"Komisch? Wieso?",
"Ich... wollte dich eigentlich... fragen, ob du mit mir ausgehen willst.",
"... Oh." Sie blieb stehen. "Ach stimmt... heute ist ja Valentinstag... Hab ich komplett vergessen..." Sie drehte sich zu ihm und lächelte gequält und entschuldigend. "Tja... sorry. Ich bin vergeben.",
"Ja, das sehe ich..." sagte er mit einem traurigen Lächeln. "Und ich nehme an, dass du deine Meinung dazu auch nicht ändern wirst?",
"Voraussichtlich nicht, nein.",
"Voraussichtlich?",
"Zu fast hundert prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht." Sie schüttelte den Kopf. "Wieso? Bist du wirklich... in mich verschossen?",
"Uhm... Ja. Ziemlich sehr..." Er senkte den Blick. "Ich habe dich oft im Fernsehen gesehen und... das hat mich inspiriert. Du bist wirklich eine Heldin...",
"Ich bin keine Heldin, ich habe nur getan, was getan werden musste.",
"Du bist sowas von eine Heldin! Versuche gar nicht erst, es zu bestreiten. Ich habe dich gegen Kyurem kämpfen sehen... und ich habe dich in Alola gesehen... Du hast mir mehr als deutlich gezeigt, dass dein Leben nicht danach bestimmt ist, was andere von dir denken. Du hast mir viel auf den Weg gegeben... Vor Allem damals, als wir uns hier im Pokémon-Center getroffen haben. Das... Da habe ich realisiert, dass ich...",
"Es tut mir wirklich Leid.",
"Was hat dieser Typ an sich, das ich nicht habe? Bitte, gib mir eine Chance, mich zu beweisen!",
"Beweisen?",
"Ja! Geh mit mir aus! Ich bin keine ewige Null mehr... Und ich kann dir das zeigen. Bitte?",
"Was willst du mir zeigen?",
"Dass ich mich mehr um dich sorge als er es jemals könnte!",
"Inigo..." Sie seufzte. "Hör zu. Es ist fast unmöglich-",
"Was kann ich tun, um das zu ändern? Ich würde alles machen! Bitte, sag es mir..."
Ihr wurde schwindlig. Inigo bettelte sie gerade förmlich an und das machte die ganze Situation extrem unangenehm. Aber sie versuchte mit Mühe, ihre Haltung zu bewahren. "Was willst du bitte hören?" fragte sie.
"Dass du mir eine Chance gibst!",
"Kann ich nicht. Bitte, hör auf. Ich will dir nicht wehtun oder so, aber....",
"Aber was?",
"Aber ich kann dem nicht zustimmen."
Er biss die Zähne zusammen und hob den Blick nicht an.
"Es tut mir wirklich Leid, aber ich schätze deine Ehrlichkeit. Sei nicht traurig." Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Bin ich aber... Ich meine, ich hätte es wissen sollen, aber... es tut trotzdem weh...",
"Das tut mir echt Leid, dass du das so erfahren musstest.",
"Uh... Ja..." Er seufzte und sah sie freudlos an. "Gibt es... wirklich keine Chance? Wirklich keine?",
"Was würdest du tun, wenn?" fragte sie, eher aus Neugierde als aus Mitleid- und noch im selben Moment bereute sie diese Frage.
"Ich... Uhm... Ich... würde deine Hand nehmen. So." Er hielt einen Augenblick später ihre Hand in seiner. "Und, uh... dann würde ich schauen, ob du dich zurück ziehst oder nicht... Und wenn du das nicht tun würdest... dann würde ich das als Zeichen sehen, dass du mir eine Chance gibst und... das würde mich freuen. Wenn es eine Chance gäbe, mich zu beweisen, würde ich sie wahrnehmen. Und... ich würde hiermit anfangen." Er lehnte sich vor und Mari wusste bereits, was er vor hatte. Hastig wollte sie sich zurück ziehen, damit er sie nicht küssen konnte, aber dazu kam sie gar nicht erst. Inigo wurde plötzlich gewaltsam von ihr weg gezerrt und von Jayden gegen die nächstbeste Hauswand gepresst.
"Wa- Jayden?" Ihr ging das alles etwas zu schnell.
"Wenn du dich wirklich beweisen willst...", knurrte Jayden Inigo ins Gesicht und hielt den Unterarm gegen dessen Hals gedrückt, "...dann würde ich damit anfangen, zu zeigen, wie schnell du rennen kannst, bevor ich dir die Gliedmaßen raus reiße!" Inigo war blass geworden und von oben bis unten verängstigt.
"Hey, Jayden! Komm runter!" rief Mari.
"Halt dich da raus!" fauchte er ungehalten und sie zog die Hand zurück. Er war auf 180 oder noch mehr.
"Jetzt mach, dass du Land gewinnst und wage es nicht, mir noch einmal unter die Augen zu treten!" Er schob Inigo zurück auf die Straße und beobachtete mit purem Zorn, wie er das Weite suchte.
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