Golden Week Special: Invitation, Teil 1 (Phoenix Tear & Diamond Heart)
Das Klirren einer Teetasse, die auf einen hölzernen Tisch gestellt wurde, war das erste Zeichen eines neuen morgens. Inmitten der schwebenden Beerenblüten hatte sich Kaeda, die Leiterin von Phoenix Tear, auf einem der Balkone des Gilden-Hauptquartiers gesetzt und hörte den Geräuschen des Frühlings zu. Ihre Augen waren dabei geschlossen. Kaeda war jünger als die meisten anderen in der Gilde, sogar jünger als Minoru, der Vizeleiter. Und der war siebzehn. Dementsprechend hatte sie Schwierigkeiten, sich in der Gilde durchzusetzen, aber die anderen entgegneten ihr meist mit dem nötigen Respekt. Naoki saß in der Halle und war damit beschäftigt, das Fell ihres Gildenmaskottchens Yui, einem sprechenden Fukano, zu bürsten. Dabei summte sie eines von Kirias Liedern vor sich hin. "Hmhmhm...",
"Kümmere dich auch um meine Pfoten..." gähnte Yui schläfrig. "Sie sind so ungepflegt...",
"Na na. Ich bin nicht deine Dienerin, weißt du?" Naoki schnalzte mit der Zunge.
"Oh, stimmt. Hm... Bitte?",
"Soll ich bei der Gelegenheit gleich deine Krallen schneiden?",
"Oooh, ja, bitte~",
"In Ordnung. Tsuki?",
"Ja?" Der große Junge blieb stehen, als er gerade an ihr vorbei laufen wollte.
"Tust du mir einen Gefallen und gibst mir den Nagelknipser aus meinem Beutel? Ich kann mich gerade nicht bewegen..." Sie deutete auf Yui.
"Hmm..." Er nickte und legte seinen Fächer beiseite. Er kniete sich auf den Boden und buddelte in Naokis Beutel herum, bis er den begehrten Nagelknipser fand und ihn ihr aushändigte.
"Danke sehr~" Naoki legte die Fellbürste beiseite und begann, Yuis Nägel zu schneiden. "Schnipp, schnipp, schnipp...",
"...ich bin so neidisch auf euch..." gab Yui leise zu. "Ihr könnt all die hübschen Kimonos und Yukatas tragen...",
"Zu blöd, Yui~ Aber... ich kann dir eine Schleife geben?",
"Würdest du echt...?" Sie wedelte mit dem Schweif.
"Klar. Um den Hals oder auf dem Kopf?",
"Auf dem Kopf! Alles andere würde sich so anfühlen, als würde ich ein Halsband tragen...",
"In Ordnung. Farbe?",
"Ich, uhm... Ich mag pink.",
"...ahahaha, echt? Aww.",
"Jetzt werde ich genauso hübsch sein wie jeder andere auch!" verkündete das Fukano stolz. "Wenn ich irgendwann mal meinen alten Körper zurück kriegen sollte... würde ich direkt zum nächsten Kimonoladen rennen!",
"Würdest du das wirklich wollen? Bisher hab ich noch nicht gehört, dass du dich über die ganzen Verwöhnungen beschwert hast." Naoki zwinkerte.
"...Nee, das meinte ich nicht... Ich meine... Ich war vorher ein Mensch, so viel ist klar. Ich würde wenigstens schon gerne wissen wollen, wie ich davor aussah und wieso ich unbedingt ein Pokémon werden wollte.",
"Aha?" Sie lächelte. "Jedenfalls ist deine SPA-Behandlung jetzt abgeschlossen.",
"Danke, Naoki... Ich fühle mich wie ein neues Fukano...." Sie gähnte wieder und rollte sich auf dem Schoß ihrer besten Freundin auf den Rücken.
"Hey, Kaeda." Einer der Jungs, Haru, ein Typ von durchschnittlicher Größe und nach unten hin aufgebleichtem, weinrltem Haar schloss zu ihr auf.
"Guten Morgen", begrüßte sie ihn mit einem höflichen Lächeln und verbeugte sich.
"Hab ich das richtig verstanden? Du schlägst vor, die anderen Gilden zur Golden Week hierher einzuladen?",
"Das ist korrekt." Sie nickte. "Ich glaube, das wäre eine gute Methode, um uns besser kennenzulernen und neue Bande zu schließen.",
"Dann schlage ich vor, dass wir sie rechtzeitig kontaktieren. Die Häfen sind während der Golden Week nahezu überfüllt.",
"Das ist richtig. Aber andererseits hat Setsuna mir angeboten, die Besucher im Gasthaus ihrer Eltern unterkommen zu lassen, somit wäre ihre Bleibe kein Problem.",
"Hm... Aber drei Gilden in einem Gasthaus? Passt das überhaupt?",
"Schon, ihrer Meinung nach. Mindestens zwei sollten dort gut unterkommen.",
"Und die dritte?",
"Kiria ist vielleicht in der Lage, etwas zu arrangieren. Sie hat ja ihre Verbindungen.",
"Verstanden. Soll ich die Einladungen verschicken?",
"Bitte.",
"Okay. Ich weiß, Minoru ist Vize, aber er ist... beschäftigt.",
"Womit?",
"Keine Ahnung.",
"Verstehe... Dann mach du das bitte."
Er nickte und machte sich sofort daran.
Ein paar Tage später entdeckte Beatrice von Diamond Heart einen Brief im Briefkasten. "Oh... ein Brief von Phoenix Tear. Hey, Shinya! Dein Job!",
"Bin unterwegs!" Der Vizeleiter von Diamond Heart kam zu ihr. Sie übergab ihm den Brief. "Ich mache mir nicht mal die Mühe, das meinem Onkel zu geben. Er würde den Brief bis in einer Woche nicht lesen.",
"Er schläft noch. Wir sollten ihn nicht wecken", antwortete Shinya geduldig. Als Beatrice das hörte, platzte ihr fast der Kragen. "Was?! Es ist ein Uhr mittags! Was ein Nichtsnutz...",
"Sei nicht zu streng mit ihm. Er ist immer noch dein Onkel.",
"Mir doch Schnuppe. Eben weil er mein Onkel ist, kann ich ihn eine faule Stinkesocke nennen, wann immer ich will. Wie auch immer. Was steht in dem Brief?"
Shinya öffnete und las ihn.
"An Diamond Heart,
im Auftrag unserer Leiterin lade ich euch hiermit zur diesjährigen Golden Week nach Johto ein, in der Hoffnung, dass wir uns besser kennenlernen können. Jede Gilde hat eine Einladung erhalten. Wir bieten gerne an, die Reise-und Unterkunftsmittel zu übernehmen.
Gezeichnet,
Haru Shimizu, Phoenix Tear".
"Hör dir bloß die Johtoer an. So förmlich wie immer." Beatrice lachte. "Aber cool, Golden Week in Johto? Das wird voll... Aber an sich klingt das nach einer super Sache. Ich kicke Arata aus dem Bett.",
"Beatrice, nicht-! Du weißt, wie er ist, wenn man ihn rauswirft!" rief Shinya ihr hinterher, aber Beatrice ignorierte ihn geflissentlich. Sie klopfte an der Tür des Leiters von Diamond Heart und lauschte.
"....NRRRRRCHZZZ... mmm....",
"Heiliges Cresselia, der ganze Boden vibriert ja von seinem Schnarchen..." schnaubte sie. "Hey!! Arata!",
"...chzzz.... zzzz...",
"... Okay, genug der Höflichkeit." Sie riss die Tür auf und schnappte sich eine Zeitung von seinem Schreibtisch, rollte sie zusammen und briet ihm damit eins über. "Wach auf, du Schnarchnase!!",
"Wa-" Er zuckte zusammen und öffnete grimmig die Augen. Sein langes, dunkles Haar hing ihm wirr im Gesicht. "...böse Bea...",
"Jetzt mal im Ernst, Onkel! Es ist schon nach eins! Du kannst nicht den ganzen Tag verschlafen und Shinya deinen Mist machen lassen! Raus mit dir! Außerdem muss ich dir was mitteilen.",
"Was denn...?" Er machte sich nicht mal die Mühe, sich aufzusetzen. Er blieb einfach liegen.
"Phoenix Tear hat eine Einladung geschickt. Zur Golden Week.",
"Ooh, das ist dieses Festival-Ding... Klar...",
"Shinya erzählt es bereits den anderen.",
"Super... Er ist ein guter Vizeleiter...",
"Ja, und macht das, was du eigentlich machen solltest.",
"Manchmal...",
"Nein, immer. Weil du so faul wie ein Letarking bist!" Sie rollte mit den Augen und verließ das Zimmer. Ohne die Tür zuzumachen.
"Also... lädt Phoenix Tear uns ein?" fragte Remy, als Shinya den anderen die Situation erklärt hatte.
"Das klingt toll!" Tomoko schob ihre Brille zurück auf ihre Nase.
"Super!" Ichiro, ein eher kleinerer Junge mit rotem Haar, grinste. "Ich bin dabei! Also wurden alle eingeladen? Ich will Kanji mal Festivalskleidung tragen sehen!",
"Festivalskleidung...? So was wie Yukatas und das alles?" fragte der Junge mit dem gebleichten Haar und Remys Bruder.
"Ja.",
"Ja, klingt cool...",
"Er wird so seltsam darin aussehen..." kommentierte sein Bruder.
"Schnauze, Remy!",
"Nein.",
"Wenn überhaupt bin ich nicht der hässliche Idiot! Den Platz hast du dir schon reserviert!",
"Ich sehe nicht aus wie ein Punk, der schon mindestens 15 Prügeleien hinter sich hat!" konterte Remy.
"Klappe!",
"Halt du doch die Klappe!",
"Haltet beide die Klappe!" fauchte Tsubaki, ein Mädchen mit glattem, weißem Haar. "Ihr seid manchmal echt nervig!",
"Ihr seid immer so laut..." seufzte Yori zu sich selbst. "Ihr foltert meine Ohren. Außerdem...", sie sah Kanji mit einem ausdruckslosen Gesicht an. "...bist du nicht mal zur Hälfte der Punk, der du vorgibst, zu sein. Ich hab gesehen, dass du für Tomoko einen neuen Glücksbringer genäht hast.",
"Wa..." Ichiro starrte sie an. "In aller Ernsthaftigkeit? Er kann nähen?",
"Jap. Und der Glücksbringer war sogar pink.",
"Oh mein Gott. Das hab ich mal sowas von gar nicht erwartet." Der Rothaarige hielt sich eine Hand vor den Mund. "Haha...",
"Halt die Klappe!" schrie Kanji mit einem feuerroten Gesicht. "Ich mag süße Sachen, na und?!" Seine Stimme war vor Peinlichkeit hochgerutscht und klang hysterisch und lustig. Tsubaki brach in Gelächter aus. Tomoko zog den pinken Teddybär aus ihrer Tasche. "Schaut!",
"T-Tomoko!! Das war doch jetzt nicht...!!" Kanjis Augen wurden weit vor Panik. Remy schien es zu genießen, zu sehen, wie sein kleiner Bruder im Treibsand der Peinlichkeit versank. Kanji war der Typ, der sich tough gab, aber mehr Anime-Poster als Wand hatte. Er sparte sich jedoch jeglichen weiteren Kommentar und sah zu Shinya. "Also schickst du eine Antwort?",
"Ja, wenn ihr alle einverstanden seid.",
"Sieht zumindest stark danach aus, ja."
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