6th SoT Anniversary Special (Teil Fünf)
Mari betrat wieder Jaydens Zimmer. Er lag auf dem Bett mit geschlossenen Augen und kaum wahrnehmbaren Atem. "Du bist wieder da." Er öffnete seine dunklen Augen wieder.
"Ja. Ich halte ein Auge auf dich. Du solltest dich darauf konzentrieren, zu heilen.",
"Ich kann mich nicht bewegen...",
"Solltest du auch nicht, also halte dich zurück."
Er schloss die Augen wieder und stöhnte leise. "Es tut weh...",
"Ich weiß. Aber das wird besser." Hoffe ich, zumindest...
Er antwortete nicht.
"Also ruh dich aus, ja?",
"... Willst du das wirklich?" Er drehte den Kopf zu ihr. "Jemanden, der sich selbst willentlich verletzt hat und versucht, einen Mord zu begehen...",
"Du hast dich wegen meiner Abwesenheit selbst verletzt. Natürlich schockiert mich das, aber... dich deswegen versauern zu lassen, ist nicht mein Stil. Du bist immer noch Jayden...",
"Du hast was Besseres verdient...",
"Es gibt nichts 'Besseres', Jay. Weil du das beste bist.",
"Hör... auf, das zu sagen..." Zum ersten Mal, seitdem sie sich wieder getroffen hatten, klang Jayden wirklich verletzlich. "Ich kann es nicht... Ich hab das nicht verdient... Du weißt, was ich getan hab... Was ich tun will...",
"Alles, was du getan hast, war nur wegen mir.",
"Nein. Es war für dich... Ich werde dich rächen...",
"In deinem momentanen Zustand kannst du niemanden rächen. Wenn's nötig sein sollte, fessle ich dich ans Bett, damit du dich erholst.",
"Ich kann mich nicht bewegen. Also musst du das nicht.",
"Gut. Du musst mich wirklich nicht beschützen... oder rächen, Jayden, weißt du...?",
"Doch, das muss ich..." Er verengte die Augen. "Er wird den Schmerz, den er auf diese Welt und zu dir gebracht hat, tausendfach zu spüren bekommen..."
Sie lehnte sich über ihn und sah ihm in die Augen. "Nein, musst du nicht. Weil er mir nichts antun kann.",
"Er kann dir nichts antun, weil ich da sein werde, um ihn vorher umzubringen... Nichts ist mir wichtiger... Ich habe es mir selbst geschworen, dich zu beschützen... dich zu rächen... für dich zu töten, wenn es sein muss...",
"Ich hab's dir schon so oft gesagt... Übertreibe es mit dem Beschützen nicht.",
"Dafür ist es schon zu spät...",
"Weil?",
"Weil ich mir selbst ein Ende bereiten wollte, als du verschwunden bist... Alles wurde dunkel... Es interessiert mich nicht mehr, ob mich das zum Monster macht..."
Sie legte den Kopf schief. "Dann... lass mich das Licht in deiner Dunkelheit sein, Jayden."
Er biss die Zähne zusammen und begann, zu zittern. "..."
Sie legte sich wieder zu ihm und legte die Stirn an seine Schläfe. "Sterne können niemals ohne einen gewissen Grad an Dunkelheit strahlen... Also suche nach dem Licht, anstatt dich nach den Schatten um es herum zu sehnen... Denn das Licht ist in der Dunkelheit am schönsten, weil es in ihr am Hellsten strahlt, nicht wahr... Du musst ihm nur die Augen öffnen... Lass mich das Licht sein, das dir in der Dunkelheit den Weg weist...",
"...Mari..." Er sprach ihren Namen mit einer Tonlage aus, die sie aus seinem Mund zuvor noch nie gehört hatte. Einen Ton, der zerbrechlich und zart klang. "...Mir gefällt das..." Er sah sie an. "Aber... Das hier... ist deine letzte Chance... Deine letzte Chance, mich aufzugeben... Solltest du das nicht tun... dann werde ich es mir selbst erlauben, es... zu versuchen und wieder nach dem Licht zu suchen...",
"Keine Chance." Sie lächelte. "Ich werde dich nicht aufgeben, niemals. Das solltest du mittlerweile verstanden haben.",
"Dann werde ich es wieder versuchen...",
"Gut so, JayJay.",
"Sei wieder mein Licht..." Er hob seine bandagierte Hand an und legte sie auf ihren Arm.
"Das werde ich. Aber du sollst dich nicht bewegen.",
"Dann musst du dich eben bewegen, um mich zu küssen...",
"...War das eine Bitte?",
"Du hast gesagt, ich soll mich nicht bewegen...",
"Ja, schon klar." Sie lächelte und lehnte sich zu ihm, um ihn zu küssen. "So?" Er schloss die Augen und nickte.
"Gut. Gibt es etwas anderes, das ich für dich tun kann?",
"Bleib... bitte...",
"Ich hatte nicht vorgehabt, zu gehen... Also Deal."
Für einen kurzen Moment erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht.
"Kannst du mir auch einen Gefallen tun?",
"Was soll ich tun...",
"...kannst du das Lächeln von eben beibehalten?",
"Ich kann es versuchen...",
"Schön. Denn das ist das erste Mal, dass ich dich wieder lächeln sehe, seitdem ich wieder zurück bin... Und ich liebe dein Lächeln.",
"..." Er küsste sie erneut, bevor er sich Mühe gab und wieder ein Lächeln versuchte.
"Danke... Du bist jetzt Zuhause, Jayden... Und zuhause ist immer der Ort, an dem man Trost findet, nicht?",
"Ja...",
"Jetzt bin ich damit dran, dich zu beschützen... vor der Dunkelheit und vor Allem vor dir selbst... Selbst in deinen Alpträumen, erinnere dich daran, dass ich immer hier sein werde.",
"Ich werde mich erinnern... Bleib bei mir.",
"Ich werde dich nicht im Stich lassen... Jetzt solltest du versuchen, mehr Schlaf zu finden... Du siehst schlimm aus... Es wird dir helfen, dass du dich bald wieder besser fühlst. Du, als der Sanitäter unter uns, solltest wohl am besten wissen, dass Wundheilung und Immunabwehr im Schlaf am besten funktionieren.",
"Ich weiß das... aber... meine Alpträume...",
"Sie werden weg gehen. Vielleicht fühlst du dich sicherer, wenn du meine Stimme hören kannst, was meinst du?",
"Vielleicht.",
"Wenn ich merke, dass du einen hast, werde ich meine Telepathie einsetzen, damit du mich hören kannst. Also mache dir keine Sorgen darum, ja?",
"...Okay.",
"Dann versuch jetzt, dich zu entspannen. Es wird alles gut, ja?" Sie begann, seine Haare zu kraulen, weil sie wusste, dass er das liebte. Und er reagierte so, wie sie es erwartet hatte: Er gab ein leises Schnurren von sich. Das änderte sich wohl wirklich nie. Und es schien ihn auch zu beruhigen, denn er schlief wirklich ein. Sie hielt ein Auge auf ihn, um zu erkennen, wann sich eine Panikattacke ankündigte. Irgendwann fing er an, im Schlaf ständig zusammen zu zucken und sein Atem stockte heftig. 'Entspanne dich', sagte sie zu ihm. 'Ich bin noch hier.',
"Ngh..." Er ächzte in seinem Schlaf und zitterte unter seiner Decke. Sie legte die Stirn gegen seine. 'Ich bin hier... Es ist bloß ein Traum.',
"Geh nicht..." flüsterte er und vergrub das Gesicht verzweifelt in ihrer Schulter. "Geh nicht weg... Nicht... ich...",
'Werde ich nicht, versprochen. Ich bin immer noch bei dir.',
"I-Ich..." Jayden fing an, zu schluchzen, auch, wenn er immer noch tief und fest schlief. 'Nichts von dem, was du siehst, ist real. Das einzige, was real ist, ist meine Stimme. Konzentriere dich nur auf mich.',
"Nghh..." Er schnappte nach Luft und klammerte sich an sie. Sie unterdrückte ein Ächzen. "Wow... Du bist echt stark...",
'Genau. Lass nicht los...'
Plötzlich öffnete er die Augen und sein Atem hielt abrupt inne. Er löste sofort seinen fast schon eisernen Griff und zitterte. "Shh... Was ist los?",
"Alptraum... Deine Stimme... Ich...",
"Hat meine Stimme dich gestört?" ,
"N-N-Nein...",
"Was war's dann?" Sie tätschelte seinen Kopf, um ihn zu beruhigen.
"G-Geh nicht weg... Bitte, nicht...",
"Ich hab's dir schon gesagt, ich werde nicht gehen."
Er nickte mit tränengefüllten Augen, schloss sie dann und versuchte, sich zu beruhigen. "Also kannst du mich hören", schlussfolgerte sie. "Was hast du geträumt?",
"Ich habe geträumt, wie du verschwindest... wieder und wieder... Ich hab dich schreien gehört...",
"Also träumst du immer dasselbe?",
"Ja... Und jedes Mal wird dein Schrei lauter... Jedes Mal kann ich dein Gesicht deutlicher sehen...",
"Gut, dann konzentriere dich auf das, was ich sage...",
"Tu ich. Wirklich...",
"Aber...?",
"Ich kann nur an deinen Schrei denken... Da gibt es nichts anderes...",
"Äh, Jayden... Ich hab nicht mal geschrien. Wir arbeiten dran, okay? Versuch's nochmal.",
"Wie...",
"Wir schaffen das schon... Du musst dich auf mich konzentrieren.",
"...Okay. Ich versuch's...",
"Okay. Schließ die Augen..."
Er folgte ihren Aufforderungen.
"Lass dich in den Schlaf sinken. Sieh das als... Training an.",
"Werde ich. Rede weiter mit mir...",
"Das ist das erste Mal, dass du meine Telepathie zu schätzen weißt, huh?" scherzte sie.
"Ja...",
"Ich werde weiter mit dir reden.",
"Danke.",
"Hab keine Angst...",
"Werde ich nicht...",
"Okay..." Sie gab ihm einen ermutigenden Kuss auf die Stirn. Er schloss wieder fest die Arme um sie und sie wartete, bis er wieder einschlief. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder vollständig beruhigt hatte und wieder einschlafen konnte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis es wieder anfing. 'Okay, versuchen wir es erneut. Erinnere dich an das, was ich dir vorhin gesagt habe. Konzentriere dich.' Sein Atem stockte und er biss die Zähne zusammen.
'Konzentriere dich nur auf das, was du hörst. Konzentriere dich nur auf mich.',
"...ch... versuch's...",
'Gut. Du bist stark... Behalte die Kontrolle.',
"Ngh...",
'Behalte deine Fassung.',
"Geh nicht...",
'Werde ich nicht. Versprochen.'
Er zitterte und schien sich endlich gegen den Traum zu wehren. 'Das machst du gut. Hab keine Angst davor.'
Er schaffte es, ruhig zu bleiben und nach einer Weile aufzuhören, zu zittern. 'Gut gemacht. Ich bin stolz auf dich.',
"...",
"Ich bin so stolz auf dich..." Sie lächelte.
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