5th SoT Anniversary Special (Teil Zwei)
Als der Abend kam, wachte Cecil langsam auf. Das erste, was er bemerkte, war die silberhaarige Frau neben sich. "Laslow", sagte sie und schüttelte Laslows Schulter. "Wach auf. Wir gehen.",
"Nghngh..." Laslow blinzelte und hob den Kopf, dabei bemerkte er, das Cecil wach war. "Oh! Du bist aufgewacht!",
"...!" Er zuckte wieder zurück, zog die Beine an und atmete zitternd aus.
"Keine Angst!" Laslow schenkte ihm ein versicherndes, warmes Lächeln.
"..." Neue Tränen drohten, an Cecils Wangen hinab zu rinnen. Er war zu überfordert. Laslow gab ihm eine Umarmung. "Kein Grund zum Weinen! Ich bin hier!" Cecil hörte sofort auf. Azami beobachtete sie mit warmen Augen.
"Du bist okay!" sagte Laslow. Cecil hörte auf, zu schluchzen und blinzelte ihn mit matten Augen an. Er wusste nicht, was er tun sollte und schien sich allein auf seinen Instinkt zu verlassen. Er schloss die Augen und kuschelte das Gesicht in Laslows Schulter, als hätte er nie zuvor Wärme erfahren. Laslow grinste. "Mom? Darf ich ihn behalten?",
"Ein Mensch ist kein Haustier, junger Mann." Die Ärztin trat ein und tadelte ihn sanft. "Er braucht eine Familie, die in der Lage ist, sich seiner anzunehmen.",
"Mom?" Laslow sah mit bittenden Augen zu seiner Mutter.
"Nun ja... Seiner Reaktion nach zu urteilen ist deins das einzige Gesicht, das er bisher kennt. Er braucht Hilfe mit allem.",
"Ich könnte ihm helfen!",
"Du bist ein intelligenter Junge, kein Zweifel." Azami schüttelte den Kopf. "Aber das kann nicht einfach so entschieden werden."
Laslow sah Cecil an. "...",
"Ihr seid nicht von hier, oder?" fragte die Ärztin. "Ich befürchte, dass es ihm nicht gut tun würde, adoptiert zu werden. Die Reise in eine andere Region ist für ihn zu stressig. Er kann das noch nicht auf sich nehmen.",
"Uh... Wir sind... aus Einall..." murmelte Laslow durch die Zähne hindurch.
"Es tut mir Leid, junger Mann.",
"..." Laslow ließ Cecil enttäuscht los. Cecil ließ ein kleines, gebrochenes Geräusch erklingen und streckte die Hände nach dem Silberhaarigen aus. Er berührte Laslows Schultern mit dem Fingerspitzen, bevor er seinen Kopf auf einer von ihnen ablegte.
"..." Laslow legte einen Arm um ihn. "Tut mir Leid... Sieht nicht so aus als könnte ich noch länger bleiben..."
Irgendwie schien Cecil zu begreifen, was er sagte. Er begann, zu zittern. Azami betrachtete den Gestrandeten mitleidig.
"Es tut mir Leid, aber wir müssen ihn jetzt weiter untersuchen", sagte die Ärztin. "Wenn ihr wohl so freundlich wärt...",
"Komm, Laslow." Seine Mutter griff nach seiner Hand, aber Cecil bewegte sich nicht von der Stelle. Wie, als würde er Laslow bei sich behalten wollen. Laslow zog langsam den Arm zurück. Eine einzige, schwache Träne landete auf dem Bett, als Cecil den Blick anhob und Laslow mit dunklen, leeren Augen ansah.
"Es tut mir Leid..." Der Silberhaarige stand auf. Die Ärztin führte sie aus Cecils Zimmer, sodass der Blauhaarige alleine zurück blieb. Die Stewards verließen das Pokémon-Center und gingen zurück zu ihrem Hotel im Dorf des Seevolkes. An der Küste des Dorfes waren die Häuser in Booten gebaut, es gab nur ein Hotel am Rande der kleinen Fischergemeinde.
Am nächsten Morgen überredete Laslow seinen Vater dazu, im Pokémon-Center anzurufen und nach Cecils Zustand zu fragen. "Er schläft momentan und steht unter Beobachtung", erklärte eine Krankenschwester. "Wie geht es ihm?" erkundigte sich Zachary. "Hat er viel geweint?",
"Ich bin nicht dazu befugt, mehr zu sagen. Es tut mir Leid.",
"Kann ich heute zu Besuch kommen?" fragte Laslow.
"Bei ihm sind keine Besucher zugelassen.",
"Wieso nicht?",
"Er ist zu schwach. Sein Zustand verschlechtert sich.",
"Oh nein... Wirklich? Wieso?",
"Er hatte vor einer Stunde einen Kreislaufzusammenbruch. Wir können nicht garantieren, dass... er es schafft.",
"..." Sekunden später rannte Laslow bereits aus dem Hotelzimmer.
"Laslow, wohin-" Zach sah ihm nach. Laslow rannte zum Pokémon-Center. Die Dame hinter dem Tresen sah auf, als er hinein gestürmt kam. "Langsam, Kind. Was brauchst du?",
"Ich will zu Cecil.",
"Cecil?",
"Der blauhaarige Junge. Er fühlt sich alleine.",
"Er ist sehr schwach. Er darf keinen Besuch empfangen.",
"Aber vielleicht hilft es ihm, wenn jemand da ist, den er kennt!"
Die Krankenschwester bedeutete einem der Ärzte, zu ihr zu kommen und erklärte ihm die Situation. Der Mann betrachtete Laslow. "Ich habe gehört, dass der Zustand des Patienten begann, sich zu verschlechtern, kurz nachdem du gegangen bist. Vielleicht kannst du ihm ja doch helfen.",
"Also... darf ich zu ihm?" Laslows Augen leuchteten förmlich.
"Folge mir." Der Doktor tätschelte Laslows Schulter, bevor er ihn zu Cecils Zimmer führte. Der Silberhaarige lugte hinein. Cecil schlief und klammerte sich an sein Kissen, als wäre es das einzige, was ihm Halt bieten konnte. "..." Er kam näher und berührte Cecils Haare, so wie zuvor auch. Ein verletzliches Geräusch entkam dem Schlafenden als er sich sofort der Berührung zuwandte. "Cecil?",
"..." Sein Gesicht war noch blasser als gestern, als Laslow ihn gefunden hatte. "Hey! Cecil!" Der Junge atmete zitternd ein, bevor er seine Augen ein wenig öffnete. "Hey... ich bin wieder da...",
"..." Seine matten Augen weiteten sich etwas, als er Laslow wiedererkannte. Er streckte schwach sie Hand aus, um Laslows Finger zu berühren- fast schon, als wollte er Hallo sagen. Laslow lächelte und setzte sich neben ihn. "Hast du mich vermisst?"
Cecil schien nicht zu verstehen, was er sagte.
"...Umarmung?" Laslow breitete die Arme aus.
"... ...?" Cecil sah ihn an und wusste nicht, was er tun sollte.
"Willst du?" Laslow begann, ihm mit Gesten die Frage zu erklären. Cecil setzte sich langsam auf, sein ganzer Körper krampfte sich zusammen und bebte. Dann ahmte er Laslows Geste nach und umarmte ihn. Laslow erwiderte das. "Hier." Cecil rollte sich in seiner Umarmung zusammen, als hätte er das wirklich vermisst. "...ier...",
"Hm?",
"H...r..." Cecil griff nach seinem Hals und hustete. "Hi... H-h... ier...",
"Hier", wiederholte Laslow.
"...ier...",
"Magst du das?",
"H...i...er..." Cecil ließ ihn noch immer nicht los.
"Wenn es dir schneller wieder besser geht... kannst du vielleicht mit mir mit kommen! Wenn du das möchtest.",
"..." Cecil verstand ihn nicht, aber er schloss die Augen als würde Laslows Stimme ihn beruhigen. "Erhole dich, okay?",
"...",
"...",
"... H...ier...",
"Ich bin hier. Hab keine Angst, okay?" Eine warme Wolke des Trosts umgab den Jungen. Jegliches Zittern von Cecils Körper versiegte. Er blieb in Laslows Umarmung, sein Atem wurde ruhiger und tiefer. Der Silberhaarige ließ ihn los. "Wenn du magst, kann ich dir noch mehr Wörter beibringen."
Cecil sah zu ihm hoch. "...?",
"Sag Hallo! Hallooooo.",
"...ier.",
"Nein! Hallo!"
Cecil schien ihn nicht zu verstehen.
"Hallo!" Laslow winkte mit seiner Hand. Dann deutete er auf Cecil. "Jetzt du.",
"..." Er blinzelte und deutete dann auf Laslow.
"Neiiiin... Du sollst es sagen! Halloooooo."
Cecils Hand senkte sich auf die Decke. Seine Augen verließen Laslow nicht für eine Sekunde. "H...o...",
"Ja, so ungefähr. Noch mal. Hallo!",
"...llo..." Seine Stimme klang angespannt, als wäre es für ihn unglaublich schmerzhaft auch nur eine Silbe von sich zu geben.
"Tut dir das weh?",
"...lo...",
"Hallo."
Die Ärztin von gestern und ein anderer Doktor standen in der Nähe der etwas geöffneten Tür. "Wow... er hat aufgehört, zu zittern..." flüsterte er.
"Scheint so als bräuchte er Freunde seines Alters", vermutete die Ärztin. "Sein Hals ist stark beschädigt. Er sieht aus, als hätte er Schmerzen, trotz der Medizin, die wir ihm gegeben haben.",
"Vielleicht kann er nie wieder richtig sprechen...",
"Es besteht die Möglichkeit.",
"Das wäre sehr traurig. Aber dieser Junge scheint jemanden zu brauchen, dem er vertrauen kann. Und dieses silberhaarige Kind scheint dieser Jemand zu sein. Er scheint sich besser zu fühlen als gestern Nacht. Wahrscheinlich war er in Panik...",
"Dieser Junge ist wirklich eigenartig..." Die Frau tippte sich ans Kinn.
"Ja. Seine Haarfarbe scheint natürlich zu sein. Wir haben keine Spur von Haarfarbe gefunden.",
"Seine Haarfarbe und Struktur ist nicht mal die einzige Anomalität, die wir gefunden haben. Aber abgesehen davon kann er das Center noch nicht verlassen.",
"Abgesehen von diesen Anomalitäten scheint er ein gewöhnliches Kind zu sein. Ich habe einen Anruf von jemanden von der Æther-Foundation bekommen, der sich ebenfalls nach dem Zustand des Jungen erkundigt hat.",
"Oh? Wer war es?",
"Seinen Namen hat er nicht gesagt. Aber es war ein Mann. Er sagte, er hätte den Jungen gesehen, bevor er hier gekommen ist. Er nannte sich selbst einen Experten und Wissenschaftler bezogen auf den Zustand und... die Umstände des Jungen. Er sagte auch, dass wir ihn zur künstlichen Insel in der Mitte der Region bringen können, wenn wir nicht weiter wissen. Dann kümmern sie sich um ihn.",
"Ich kann diese Entscheidung nicht treffen. Das ist etwas, was nur der Oberarzt entscheiden kann.",
"Ich glaube nicht, dass er in der Verfassung ist, verlegt zu werden. Ich werde ihn dennoch konsultieren.",
"Gut. Hoffen wir, dass es ihm bald besser gehen wird...",
"Ja, ich stimme zu." Der Arzt ging davon.
Laslow war es gelungen, Cecil zu einem Spiel zu animieren. Sie spielten Schere, Stein, Papier. Er hatte eine Weile gebraucht, um Cecil das Spiel verständlich zu machen, aber Cecil hatte am Ende verstanden, was er von ihm wollte- als wären sie in der Lage, einander auch ohne Worte zu verstehen. "Mist, ich hab schon wieder verloren!" jammerte Laslow. Cecil formte einen Stein mit einer Hand und Papier mit der anderen und legte sie übereinander, als würde er sich für Laslow selbst besiegen wollen. Ein neues Geräusch entkam ihm- ein schwaches und kaum wahrnehmbares, aber es war eindeutig ein Kichern. "Och, komm schon..." Laslow kicherte mit ihm. "Du bist voll süß!",
"H...Hier...",
"Dein neues Lieblingswort, hm?"
Cecil streckte die Hand aus und legte die flache Hand über Laslows geschlossene, wie Papier über Stein. Er hörte nicht auf zu lächeln. Der Silberhaarige lachte. "Ich mag dich, Cecil! Wir könnten gute Freunde werden!",
"..." Cecil antwortete nicht, aber schien das irgendwie zu verstehen.
"Hast du Hunger?" Laslow deutete auf seinen Bauch.
"...?" Der Blauhaarige legte den Kopf schief. Laslow buddelte in seinem Beutel umher und fischte einen Schokoriegel heraus, den er ihm hinhielt. "Willst du?"
Cecil berührte den Riegel mit der Fingerspitze. Laslow tat so, als würde er hinein beißen und kauen, um Cecil zu verstehen zu geben, was er damit machen sollte. "Das ist essbar."
Der Gestrandete blinzelte ihn an. Laslow entfernte das Plastik. "Hier.",
"H....ier...",
"Iss das."
Er nahm den Riegel und berührte ihn mit dem Mund und blickte dann zu Laslow, als würde er nachfragen wollen, ob das richtig war. Laslow nickte, nahm einen zweiten Schokoriegel heraus und aß ihn, als würde er Cecil im Gegenzug demonstrieren wollen, dass das Zeug nicht giftig war. Cecil ahmte seine Aktion nach und kaute auf seinem Schokoriegel. Seine matten Augen fingen an, zu leuchten.
"Lecker, oder?"
Cecil kicherte wieder leise. Sonnenlicht flutete ins Zimmer. Als es auf Laslow fiel, fingen dessen Haare die Strahlen ein und reflektierten sie und seine blasse Haut wurde dadurch noch etwas heller, was ihn ziemlich mysteriös wirken ließ. "Ich esse immer Schokolade, wenn's mir nicht gut geht. Mir hilft das!"
Cecil hörte jedem Wort zu, sein Blick wandte sich niemals von Laslow ab, als würde er damit sicher gehen wollen, dass er nicht wieder verschwand, so wie letztes Mal.
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