3. Advents-Special 2021
Yukine blickte lange aus dem Fenster und beobachtete den Schnee, der hinab rieselte, bevor er sich zu Akira umdrehte. "...Hey. Möchtest du heute mit mir nach Nevaio gehen?",
"Nevaio?" Akira hob eine Augenbraue. "Wieso? Was willst du da?",
"Die Stadt liegt hoch im Norden... Da ist der Schnee am schönsten.",
"Mhm... klar, warum nicht."
Yukine nahm seine Hand und lächelte. "Fliegen wir?",
"Ich denke mal nicht, dass du hin laufen willst..." Akira gähnte. "Du oder ich?",
"Ich, natürlich!",
"Verstanden. Dann los."
Die beiden gingen nach draußen, wo Yukine Staraptor heraus rief und sich auf dessen Rücken schwang. Akira kletterte hinter ihm hoch und schlang die Arme um die Taille seiner Fee.
"Bereit?" Yukine blickte über seine Schulter.
"Ich wurde bereit geboren.",
"Los geeeeeht's!!" Er lachte und Staraptor hob ab. Akira schmunzelte und schloss die Augen, damit ihm der Schnee nicht in die Augen flog. Sie segelten über die Welt hinweg, als würden sie die Schwerkraft selbst bezwingen; glitten durch den fallenden Schnee wie durch einen Kristallschleier. "Mein Winterwunder..." murmelte Akira.
"Ja, es ist wirklich hübsch, oder?",
"Ja." Es war klar, dass Akira damit nicht den Schnee meinte. Staraptor landete schließlich in Nevaio. Die Stadt war unter einer weißen Schneehaube begraben. Die Hausdächer sahen wie gepudert aus und der feuchte, sumpfige Boden war gefroren. "Hier war das Sonnenwenden-Festival", stellte Akira fest. "Jetzt ist es aber echt still hier..." Er sah sich um und Schneeflocken glänzten in seinem Haar.
"Ja, besonders im Winter... Es wirkt fast so, als wäre die gesamte Stadt im Winterschlaf versunken."
Er nahm Yukines Hand. "Gibt's hier irgendwo einen guten Aussichtspunkt?",
"Es gibt höhere Felsen... von denen aus man über die ganze Stadt blicken kann.",
"Worauf warten wir dann noch?" Die beiden machten sich auf den Weg. Es waren Treppen in die Felswand geschlagen worden, die ihnen den Aufstieg erleichterten. Oben angekommen konnten sie über das verschlafene Städtchen hinweg sehen. Die Weihnachtslichter wirkten so hell... in einer Stadt, die im Dunkeln schlummerte. Akira zog Yukine jedoch plötzlich zu sich und blickte ihm in die Augen. "...Niemand sieht zu", flüsterte er, als er ihn zu einem kleinen, sanften Tanz aufforderte.
"Nun ja... Da hast du Recht..." murmelte er zurück und ließ sich letztendlich darauf ein. Was war schon dabei... es sah ja schließlich keiner. Sie waren allein. Akira summte eine leise Melodie, während sie Fußabdrücke im Schnee hinterließen, das einzige Zeugnis ihres stillen Tanzes. "Du bist wunderschön im Schnee...",
"Du auch..."
Akira wirbelte ihn herum, bevor er ihn mit beiden Armen einfing. "...aber nicht mehr als du."
Yukine musste leise lachen. "Das ist echt das erste Mal, dass du es geschafft hast, wirklich bis zum Ende mit mir zu tanzen...",
"Wie war's für dich?",
"Es ist immer noch nicht meins, aber... niemand hat zugesehen, also war's... nicht so schlimm...",
"Schön, dass du es gut fandst, weil ich es wirklich genossen habe...",
"Mh..." Er legte den Kopf auf Akiras Schulter ab. "Fröhlicher dritter Advent...",
"Ja... dir auch... Noch einer bis Weihnachten. Zu blöd, dass ich dich an dem Tag nicht für mich allein haben kann... Das wäre zu sehr perfekte Welt.",
"... Tut mir Leid, Aki..." Yukine trat zurück. "Du überlebst das schon.",
"Ja, ich überlebe, um dich an einem anderen Tag zu entführen.",
"...Hey, warum feiern wir Weihnachten eigentlich nicht zusammen? Also... unsere beiden Familien, meine ich.",
"Huh... Das klingt nicht schlecht...",
"Unsere Gildenfeier machen wir eh am 25., also... was denkst du? Würdest du gerne bei uns mitfeiern?" Er blickte ihm in die Augen. "Dann hättest du keinen Grund, dich zu beschweren...",
"Hm..." Er erwiderte seinen Blick und lehnte sich leicht vor. "Klingt wirklich nicht schlecht...",
"Dachte ich mir..." Er schenkte ihm ein warmes Lächeln. Schnee hatte sich in seinem Haar und auf seinem Wintermantel gesammelt.
"Heißer Kakao, Geschenke, Musik im Hintergrund...",
"Klingt wie ein Traum...",
"Das mit dir zusammen zu machen, klingt wie ein Traum, ja..."
Yukine lachte. "Aki! Du wirst ja immer kitschiger, was ist denn mit dir los?",
"Hm... Findest du das etwa schlimm?",
"W-Was? Nein, es ist... mir nur aufgefallen...",
"Hah... Ich werde es nicht lassen, vertraue mir. Wir könnten auch was zusammen backen.",
"Ja, das wäre toll."
Er zwinkerte ihm zu und küsste ihn auf die Wange.
"Ich freue mich schon darauf...",
"Ja... Ich mich auch."
Yukine blickte auf seinen Viso-Caster und schrieb seine Mutter an.
Hey, Mom... Können wir Weihnachten mit den Stewards zusammen feiern? Vielleicht?
Ja, warum nicht. :) Wir haben uns eh schon überlegt, sie einzuladen. Wenn du dasselbe denkst, Häschen, dann ist das doch ein gutes Omen.
Hah... scheint so.
"Mom und Dad hatten die Idee auch schon... also sehe ich kein Problem." Yukine lächelte Akira an.
"Klasse. Bereite dich auf eine seeeeehr lange Zeit allein mit mir vor.",
"...Wieso klang das gerade wie eine Drohung...?",
"Wie eine Drohung? Nein.",
"Ich bin mir da nicht so sicher...",
"Es gibt bloß nichts, was Weihnachts-Kuscheleinheiten besiegen könnte.",
"...Ja gut, da stimme ich dir natürlich zu... Los, wollen wir ein Schnee-Pokusan bauen?",
"Aw, das ist süß. Okay."
Yukine nahm Akiras Hand und und führte ihm zu einem großen Schneehügel. Sie fingen an, zusammen ans Werk zu gehen. Am Ende stellte sich Yukine stolz daneben. "Sieht gar nicht so schlecht aus, oder? Ich finde, das haben wir gut gemacht."
Akira schoss ein Foto mit seinem Viso-Caster und nickte. "Ja, finde ich auch."
Yukine trat zurück, um ihre Kreation näher zu betrachten. Dann nickte er und drehte sich zu Akira. "Tja, also... gut getroffen.",
"Mich wundert es, dass du noch keins von denen gegessen hast.",
"Eyy... Das ist nicht witziiig..."
Akira musste lachen. "Schon gut, war nur ein Scherz.",
"Ja, ja. Hey, Aki?",
"Mhm?",
"Weißt du, was mein Name bedeutet?",
"...nicht wirklich...",
"...Klang des Schnees... Oder 'Jener, der dem Schnee fallen hört'... Das... ergibt keinen Sinn, Schnee macht kein Geräusch, wenn er fällt. Ich bin nicht mal ein Winterkind.",
"Du liegst falsch." Akira fing eine Schneeflocke mit seiner Handfläche. "Schnee macht ein Geräusch, wenn er fällt. Nur kann man es meistens nicht hören, weil es windig ist, oder irgendwelche anderen Geräusche den Klang überstrahlen. Aber wenn es ganz still ist... dann kann man ihn fallen hören." Er hob einen Finger und bedeutete Yukine, still zu sein. Er verstand und hielt den Atem an. Es war geisterhaft still um sie herum; so still, dass es wirkte, als würde ein geisterhafter Schleier über ihnen liegen. Und dann hörten sie es. Leise und zart, aber es war definitiv da... ein zarter Klang, wie ein leises Flüstern. "Da, siehst du... Man kann es hören, aber nur, wenn man wirklich, wirklich gut hinhört." Akira drehte sich zu ihm. "Du kannst Dinge wahrnehmen, die niemand sonst wahrnehmen kann. Du weißt, was andere in sich verborgen halten, bevor sie es selbst wissen. Es ist, als würdest du in der Lage sein, das Verborgene zu hören. Etwas Leises, was niemand anderes außer du hören kann; die Stimme aus dem Inneren jeder anderen Person, die aus der Tiefe ihres Herzens hervor dringt. Wie den Klang des Schnees, den man nur hören kann, wenn man genau hinhört... kannst du Dinge wahrnehmen, die andere nicht sehen können.",
"...W-Wow, Aki... D-das überrascht mich jetzt...",
"Genau das macht dich so besonders, Yukine. Du kannst die Sprache des Herzens verstehen, als einziger. Eine Sprache, die sonst niemand versteht. Eine Sprache, die viele verlernt haben, zu sprechen..."
Der Schwarzhaarige lächelte. "Aw... Danke, Aki...",
"Ich will mich nicht mehr verstecken... Ich habe es satt, ein Feigling zu sein... Also... darfst du alles von mir hören. Damals habe ich dir nicht zugehört; oder wollte es nicht... Ich habe immer nur mich selbst gesehen. Aber... du hast mir eine ganz andere Welt gezeigt; du hast es möglich gemacht, dass ich es endlich verstanden habe... Dass jeder sich ändern kann, dass jeder eine zweite Chance verdient hat..." Er nahm vorsichtig Yukines Kopf in beide Hände. "Ich hatte es nicht verdient, dass du mir zuhörst, nicht nach allem. Aber du hast es trotzdem getan. Deswegen..." Er blickte ihm in die grünen Augen. "...deswegen liebe ich dich... Weil du besonders bist. Besonders sanft und verständnisvoll...",
"Aki..." Er schniefte leise. Weil es kalt war, natürlich. "Hör auf, ich will nicht anfangen, zu heulen...",
"Ich sage nur die Wahrheit. Also... Danke, Yukine.",
"Kein Problem... Ich hab immer an das Gute in dir geglaubt, Aki...",
"Davon gab es nicht viel.",
"Viel mehr als du denkst..." Er trat näher und umarmte ihn fest. "...ich höre dir gerne zu...",
"Ich habe dich für Dinge gehasst, für die du nichts konntest... dafür, dass du Dinge hattest, die ich nicht hatte... oder die... ich nicht sehen konnte, weil ich zu sehr auf mein idiotisches Ego fokussiert war. Du hättest mich hassen sollen, angeekelt sein müssen... Aber du bist hier. Du bist bei mir geblieben, all die Zeit lang... Du hast mich bewundert, obwohl es an mir nichts Bewundernswertes gab, weil... ich einfach eine miese Person war. Ich habe nie verstanden, warum; was du von mir hättest lernen können, außer, wie man 24/7 das Gesicht zur Faust ballt."
Yukine musste bei der Aussage leise lachen. Auch Akira musste lächeln. "Naja... Aber ich weiß jetzt, was mir wirklich wichtig ist; und dass ich es nicht versauen darf, denn das würde ich mir selbst wirklich nicht mehr verzeihen...",
"Das sind große Worte, Aki... Sicher, dass du ihnen gewachsen bist?",
"Ach, Klappe... So viel kleiner als du bin ich nicht!"
Yukine grinste nur in seine Schulter hinein. "Mhm... Ja, ich weiß...",
"Wie auch immer..." Akira sah zum Himmel hoch, während er seinen Freund fest hielt. "Das alles war ein wirklich seltsamer Plot Twist und es wird immer seltsamer, aber... Ich weiß jetzt zumindest, dass ich mich glücklich schätzen kann, dass ich diese Chance bekommen habe.",
"Du hast sie dir verdient, Aki... Und du nutzt sie bis jetzt eigentlich ziemlich gut...",
"Ja?",
"Mhm...",
"Na dann..."
Yukine ließ ihn wieder los. "Wollen wir ein bisschen durch die Stadt laufen? Die Lichter sind bestimmt toll...",
"Klar..." Er nickte und hielt ihm die Hand hin. Die beiden machten sich auf, um Nevaios Winterflair noch etwas mehr zu genießen. Die warmen Lichter warfen bunte Reflektionen auf die weißen Schneehäubchen, die die Häuser säumten...
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